1 Zur Definition von Global Cities
"Global Cities sind zentrale Standorte für hochentwickelte Dienstleistungen und Telekommunikationseinrichtungen, wie sie für die Durchführung und das Management globaler Wirtschaftsaktivitäten erforderlich sind. In ihnen konzentrieren sich tendenziell auch die Konzernzentralen insbesondere von Unternehmen, die in mehr als einem Land tätig sind."
"Beyond their sometimes long history as centers for world trade and finance, some cities now function as command points in the organization of the world economy, as sites for the production of innovations in finance and advanced services for firms, and as key marketplaces for capital."
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Inhaltsverzeichnis
1 Zur Definition von Global Cities
1.1 Stadtentwicklung im Zeitalter der Globalisierung
1.2 Konvergente oder divergente Stadtentwicklung?
1.2.1 Die Konvergenzthese der Stadtentwicklung
1.2.2 Die Divergenzthese der Stadtentwicklung
1.2.3 Anmerkungen zu den Thesen von Konvergenz und Divergenz
2 Paris - eine Global City?
2.1 Paris als städtisches Zentrum
2.1.1 Zentrum und Umland
2.1.2 Die Folgen
2.1.3 Konvergente und divergente Stadtentwicklung in Paris
2.2 Paris als politisches Zentrum
2.3 Paris als Wirtschaftszentrum
2.3.1 Industrie
2.3.2 Dienstleistungen
2.3.3 Tourismus
2.4 Paris als Finanzzentrum
2.4.1 Eigenschaften und Anforderungen
2.4.2 Die Bedeutung der Pariser Börse
3 Fazit
4 Literatur
1 Zur Definition von Global Cities
"Global Cities sind zentrale Standorte für hochentwickelte Dienstleistungen und Telekommunikationseinrichtungen, wie sie für die Durchführung und das Management globaler Wirtschaftsaktivitäten erforderlich sind. In ihnen konzentrieren sich tendenziell auch die Konzernzentralen insbesondere von Unternehmen, die in mehr als einem Land tätig sind."[1]
"Beyond their sometimes long history as centers for world trade and finance, some cities now function as command points in the organization of the world economy, as sites for the production of innovations in finance and advanced services for firms, and as key marketplaces for capital."[2]
1.1 Stadtentwicklung im Zeitalter der Globalisierung
"Globalisierung ist ein dynamischer Prozess, der, ausgelöst durch Änderungen der politisch-ökonomisch-technischen Rahmenbedingungen, die wirtschaftliche Bedeutung nationaler Grenzen geringer werden lässt. Die hierdurch ausgelöste Intensivierung des internationalen Wettbewerbs führt zu einer intensiveren Nutzung der Möglichkeiten internationaler Arbeitsteilung. Hierduch verbessert sich der weltweite Einsatz der Ressourcen laufend, es entstehen neue Chancen und Risiken."[3]
Unter dem Begriff der Globalisierung können somit weltweite Verflechtungen zusammengefaßt werden. Regionalisierung und Lokalisierung beziehen sich dementsprechend auf regionale bzw. lokale Verflechtungen und Entwicklungen.
Globalisierung bedeutet allgemein:[4]
- Zunehmender Wettbewerb
- Spezialisierung und Konzentration
- Zunehmende Transparenz
- Beschäftigungswirkungen
- Verteilungsprobleme
- Auswirkungen auf die Umwelt
Der Hauptgrund für die Veränderungen, die durch die Globalisierung entstehen, liegt im technischen und ökonomischen Wandel. So stellt Korff fest: "Globalisierung ist mit der Entstehung neuer Technologien verbunden."[5]
Globalisierung - auf wirtschaftliche Abläufe bezogen - bedeutet, daß diese mit zunehmender Internationalisierung immer weiter standardisiert werden. Das wirft die Frage auf, ob Städte mit globaler Bedeutung - Global Cities - auch Entwicklungen ähnlich einer "Standardisierung" unterworfen sind. Zu diesem Sachverhalt gibt es zwei entgegengesetzte Standpunkte.
1.2 Konvergente oder divergente Stadtentwicklung?
In den 70er Jahren lebte eine Kontroverse darüber auf, „...ob global gesehen Wachstum und innere Differenzierung der Städte kulturabhängig oder kulturunabhängig vor sich gehen."[6]
Die Diskussion ist aufgrund der Komplexität des Themas der Stadtentwicklung heute immer noch nicht abschließend geklärt. Dies zeigt sich in zwei entgegenstehenden Thesen.[7]
1.2.1 Die Konvergenzthese der Stadtentwicklung
Die Konvergenzthese der Stadtentwicklung geht davon aus, daß alle Metropolen der Welt dieselben Entwicklungsstadien durchlaufen und sich schließlich mehr oder weniger gleichen. Diese Entwicklung ist dabei von den Ausgangsbedingungen, vor allem was den kulturellen Hintergrund betrifft, unabhängig.
Die Grundlage dieser These bezieht sich auf die durch die Industrialisierung und gesellschaftliche Modernisierung ausgelösten Prozesse, insbesondere die zunehmende globale Verbreitung gleichartiger Technologien, die Abhängigkeit vom Weltmarkt, die standardisierenden Effekte der internationalen Arbeitsteilung und der globalen Kapitalflüsse.
1.2.2 Die Divergenzthese der Stadtentwicklung
Die Divergenzthese der Stadtentwicklung hält dagegen die Entwicklung von Städten in erster Linie für ein kulturabhängiges Phänomen. Jeder Kulturraum besitzt eine spezifische, einzigartige historisch-kulturelle Entwicklung. Deswegen wird es nach dieser These nicht zu einer weltweit gleichartigen Entwicklung der Stadtstruktur kommen.
Offensichtliche Ähnlichkeiten von Städten beruhen demnach auf unterschiedlichen, nicht sichtbaren, aber umso bedeutsameren Prozessen, Mechanismen und Strukturen ökonomischer, sozialer, politischer und institutioneller Art. Man kann daher aus einem ähnlichen Erscheinungsbild von Städten nicht automatisch auf eine sich angleichende Entwicklung schließen.
1.2.3 Anmerkungen zu den Thesen von Konvergenz und Divergenz
Allgemein gilt, daß die Entwicklung von Städten und Gesellschaften in enger Beziehung zueinander steht. Umstritten ist aber der Umfang und die Bedeutung der kulturellen Besonderheiten und deren Auswirkungen auf die Entwicklung von Städten und Gesellschaften.
Das Modell einer weltweiten Konvergenz mit verschiedenen Stadien der Stadtentwicklung wird von manchen Autoren mit der Evolutionstheorie von Charles Darwin verglichen. Danach werden sich die Entwicklungsländer mitsamt ihren Metropolen langfristig zu modernen, westlichen industrialisierten Gesellschaften entwickeln. Dabei werden nur die Städte und Gesellschaften "überleben", die sich den veränderten globalen Rahmenbedingungen anpassen können ("survival of the fittest").
Dieser Position steht das Argument entgegen, daß die kulturellen und historischen Besonderheiten und Eigenheiten der Länder so heterogen sind, daß es nicht zu einer voraussagbaren Entwicklung in bestimmten Phasen kommen muß. Doch selbst wenn einzelne Länder die gleichen Phasen durchlaufen sollten, sind die Auswirkungen in Grad und Ausmaß maßgeblich geprägt vom jeweiligen Kulturraum und schon aus diesem Grund unterschiedlich.
2 Paris - eine Global City?
2.1 Paris als städtisches Zentrum
"Paris ist keine einfache Hauptstadt, es ist eine hypercapitale. Es ist eine Hauptstadt in jedem Sinne des Begriffs"[8]
Die Agglomeration Paris ist mit über 10 Millionen Einwohner (1995) der größte Verdichtungsraum Frankreichs und hat fast siebenmal soviele Einwohner wie der nächstgrößte Raum Lyon (knapp 1,6 Mio Einwohner).[9] Solche Primatstadtstrukturen sind in den westlichen Industrienationen beispiellos und finden sich sonst nur in bestimmten Entwicklungsländern.
Die Rolle, die Paris im Verbund weltweiter Städtenetzwerke einnimmt, kann man nicht mit absoluter Genauigkeit und Gültigkeit festmachen, sondern nur anhand einiger ausgewählter Sachverhalte exemplarisch für die Bedeutung als Global City untersuchen und verdeutlichen.
Im Netzwerk weltweiter Flugverbindungen zwischen den Metropolen nimmt Paris den Status einer "Major World City" ein (à Abbildung 1).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Dominant linkages in the global airline network[10]
Paris lag 1992 nach der absoluten Anzahl von Non-Stop-Flügen pro Woche zu den bedeutenden Weltstädten hinter London und New York auf Platz Drei, noch vor Tokyo, Frankfurt und Miami. Bei internationalen Flügen ist allerdings Afrika hinter innereuropäischen Zeiten bereits der zweitwichtigste Anflugspunkt. Der Grund ist hier im historischen Kontext (Kolonisierung Afrikas) und dem heute immer noch weitverbreiteten französischen Einfluß (Kultur, Sprache, Politik) zu sehen.
"Yet Paris has only 19 non-stop flights per week to Tokyo and only 58 non-stop flight each week to New York. These data suggest that Parisian connectivity relates more to historic colonial, cultural, and political ties than to contemporary economic central and mediary functions."[11]
[...]
[1] Sassen, S. (1996): S. 39
[2] Sassen, S. (1991): S. 337 f.
[3] Koch (2000): S. 5
[4] Koch (2000): S. 89 ff.
[5] Korff (1996): S. 120
[6] Hofmeister (1996): S. 3
[7] vgl. Stratmann (1999): S. 124 f.
[8] zitiert nach Brücher (1992): S. 57
[9] vgl. Christadler / Uterwedde (1999): S 582
[10] Quelle: Keeling (1995): S 123
[11] Keeling (1995): S 123 ff.
- Quote paper
- Bernd S. Wolff (Author), 2001, Paris als Global City, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7852
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