In dieser Arbeit sollen wesentliche Missverständnisse rund um Private Equity aus der Welt geschafft, und gleichzeitig veranschaulicht werden, weshalb Private Equity auch für den "kleinen" Privatanelger gerade in turbulenteren Börsenzeiten ein interessanter Markt sein kann. Es werden zudem Lösungen aufgezeigt wie private Anleger mit durchschnittlichen Vermögen, in sinnvoller Weise an diesen Investments partizipieren können. Zudem wird aber die PE-Branche auch kritisch betrachtet und ein Zukunftsausblick gegeben, sowie reale Beispielportfolios nach Markowitz optimiert für den Privatanleger erstellt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Einführung in die Anlageklasse der alternativen Investments
1.2. Definition von Private Equity
1.3. Die Geschichte von Private Equity
1.4. Phasen von Venture Capital (Risikokapital)
1.4.1. Seed Finance
1.4.2. Early Stage Finance
1.5. Buy-out bzw. Exit
2. Investmentmöglichkeiten in Private Equity
2.1. Eine Marktübersicht
2.2. Business Angels
2.3. Der deutsche Private Equity Markt im internationalen Vergleich
2.4. Vorraussetzungen für ein Investment in Private Equity als Einzelanleger
2.5. Fund of Fund - Dachfondskonzepte
2.5.1. Geschlossene Dachfonds
2.5.2. Offene bzw. frei handelbare Fonds
2.6. Aktien von Private Equity Gesellschaften - Listed Private Equity/Indizes
2.7. Zertifikate
2.8. Warum ist ein Investment in Private Equity für ein Depot sinnvoll?
3. Private Equity Fonds
3.1. Private Equity Gesellschaften
3.2. Vergleich von offenen und geschlossenen Investments
3.2.1. Primaries
3.2.2. Secondaries
3.3. Kriterien für einen erfolgreichen geschlossenen Fonds
3.3.1. Aktuelle Trends für Investments
3.4. Gebührenstrukturen von Private Equity Fonds
3.5 Historische Renditen und deren Einflussfaktoren
4. Private Equity in einem Portfolio eines Privatanlegers
4.1. Wie misst man die Performance bei einer Beteiligung?
4.1.1. Die Berechnung nach dem internen Zinsfuß: die IRR Methode bzw. Multiple of Money
4.1.2. Peer Group Benchmarking
4.1.3. Benchmarking gegen andere Assetklassen
4.2. Korrelationen von Private Equity und traditionellen Investments
4.3. Erfolgreiche Portfolios mit Private Equity
4.3.1 Das Stiftungs-Portfolio der Yale University
4.3.2 Ein Portfolio für den Privatanleger nach Markowitz optimiert
5. Zukunft von Private Equity bzw. Investments in dieser Anlageform
5.1. Nachteile von Private Equity Investitionen am Fall Celanese/Blackstone
5.2. Private Equity kritisch betrachtet
5.3. Zukunft von Private Equity bzw. Empfehlung für den Privatanleger
II Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Private Equity Investitionen in Prozent des BIP in Europa 2004
Abbildung 2: Möglichkeiten eines Investments in Private Equity
Abbildung 3: Private Equity Investitionen im Vergleich zum BIP
Abbildung 4: Verhältnis der nationalen Portfolios von Private Equity Investments
Abbildung 5: Der LPX 50 in den letzten 3 Jahren
Abbildung 6: Public Market Equivalent (PME)
Abbildung 7: Private Equity vs. MSCI World
Abbildung 8: Vereinfachte Darstellung eines Private Equity Fonds
Abbildung 9: Durchschnittliche Renditen bei Private Equity in Europa von 1980-2005
Abbildung 10: Top Quartil Fonds von 1980-2005
Abbildung 11: Rendite und Größe der Private Equity Fonds
Abbildung 12: Chance/Risikoprofil von verschiedenen Private Equity Formen
Abbildung 13: Der J-Curve Effekt bei Private Equity Investitionen
Abbildung 14: Vergleich von Private Equity in Europa mit klassischen Investments von 1980- 2005
Abbildung 15: Private Equity Performance in den USA im Vergleich zum Aktienmarkt (gleitender 5-jahres Durchschnitt)
Abbildung 16: Korrelation von Private Equity mit anderen Assetklassen
Abbildung 17: Risiko/Rendite bei einem Portfolio mit und ohne Private Equity
Abbildung 18: Das Portfoliovolumen der Yale University in Mrd. US $
Abbildung 19: Asset Allocation der Yale University 2006
Abbildung 20: Renditevergleich Yale vs. MCSI World
Abbildung 21: Wertpapieruniversum Portfolio Optimierung
Abbildung 22: Risiko/Rendite Diagramm
Abbildung 23: Ein Markowitz optimiertes Beispieldepot
Abbildung 24: Value at Risk des Musterportfolios
Abbildung 25: „Klassisches“, optimiertes Portfolio
Abbildung 26: Value-at-Risk ohne Private Equity
1. Einleitung
Seit dem großen Börsencrash Anfang des neuen Jahrtausends hat die Unsicherheit an den Kapitalmärkten drastisch zugenommen. Dies gilt im Besonderen für die breite Masse der Bevölkerung, den sog. Privatanlegern. In zunehmendem Maße schwand das Vertrauen der Anleger in klassische Anlageformen, insbesondere in Aktien. Trotz guter Börsenjahre ist es bis heute nicht zurückgekehrt Die Sparquote der Deutschen ist im weltweiten Durchschnitt mit 11% des Einkommens nach wie vor sehr hoch. Zum Großteil werden diese Summen allerdings in festverzinsliche Anlagen mit einem sehr kurzfristigen Horizont investiert. Der Markt reagierte prompt auf diese Unsicherheit und kreierte eine Fülle von neuen Produkten, wie Zertifikate oder Absolute Return Strategien, welche mit den verschiedensten Garantien ausgestattet sind und vom Durchschnittsanleger deshalb auch gerne gekauft werden.
Fast zeitgleich nahm auch die Aktivität auf dem Markt der alternativen Investments, vor allem im Bereich der Hedgefonds und von Private Equity, dramatisch zu. Die schier unglaublichen Renditen, die man anscheinend auch in schlechten Börsenzeiten erwirtschaften konnte, machten viele Anleger neugierig auf diese bislang so unbekannte Anlageklasse. Wie so oft bei neuen Anlageformen war es weder wichtig was sich hinter diesen Begriffen verbirgt, geschweige denn, die Funktionsweise der Investments. Bei vielen Anlegern ließen in den letzten Jahren die Enttäuschungen nicht lange auf sich warten und so wurden Begriffe wie „Heuschrecken“ oder andere Mythen um diese Anlageklassen geprägt.
In der folgenden Arbeit sollen wesentliche Missverständnisse rund um Private Equity aus der Welt geschafft, und gleichzeitig veranschaulicht werden, weshalb Private Equity gerade in turbulenteren Börsenzeiten ein interessanter Markt sein kann. Möglichkeiten sollen aufgezeigt werden, ob und wie private Anleger mit durchschnittlichen Möglichkeiten und ohne großes Vermögen, in sinnvoller Weise an diesen Investments partizipieren können.
1.1. Einführung in die Anlageklasse der alternativen Investments
Der Markt für alternative Investments entwickelte sich in den letzten 10 Jahren geradezu sprunghaft. Jedoch können sich viele Anleger noch immer nicht recht vorstellen was sich hinter diesem Wort verbirgt.
Unter alternativen Investments versteht man alle Instrumente des Kapitalmarktes abseits vom öffentlichen Handel an den Börsen dieser Welt. Diese bewusste Abkopplung von den klassischen Anlagenprodukten in Aktien oder Rentenpapieren wird erst möglich durch den uneingeschränkten Einsatz eines flexiblen, marktübergreifenden Mix aus unterschiedlichster Anlagestrategien, Risikoprofile und Basiswerte. Fälschlicher Weise wird Private Equity oft mit Hedgefonds gleichsetzt. Hedgefonds haben bei ihren Investments keinerlei Beschränkungen. Sie können neben Unternehmen u.a. auch in physische Rohstoffe, in Waren/Termingeschäfte investieren, Kredite aufnehmen und vor allem sog. Leerverkäufe (Shortselling) durchführen. Hierbei verkauft jemand eine Aktie die er auf Kredit gekauft hat und gar nicht besitzt um diese bei einem erwarteten Kursverfall wieder billiger zurückkaufen zu können Diese Strategie können und dürfen auch nur Hedgefonds verfolgen die nicht den strengen Regeln der Börsenaufsichten unterworfen sind.
Alle Anlagenformen der Kategorie „Alternative Investments“ verfolgen das Ziel, unabhängig von den aktuellen Börsenentwicklungen gleich bleibend hohe absolute Erträge bei vergleichsweise niedrigen Schwankungsbreiten zu erwirtschaften. Die Korrelation, sprich die gleiche Reaktion auf gleiche Ereignisse an den Märkten, zu den klassischen Investments dieser Welt soll mit alternativen Investments auf ein Minimum gesenkt werden und damit ein Portfolio effizienter machen.
Ein wesentliches Problem dieser Investments ist, neben einem hohen Risikoprofil, der erschwerte Zugang zu diesen komplexen Instrumenten für den einfachen Privatkunden. In vielen Fällen ist dies allein schon durch eine Mindestinvestitionssumme im hohen 6- stelligen Bereich gegeben, in anderen Fällen ist der Graumarkt der tatsächlich verfügbaren Investments dieser Anlageklassen so groß und unübersichtlich dass Privatkunden bereits dadurch von einem Engagement ferngehalten werden.
1.2. Definition von Private Equity
Privates Beteiligungskapital (englisch private equity) ist der allgemeine Begriff für das von privaten und institutionellen Anlegern beschaffte Beteiligungskapital an in der Regel nicht börslich (öffentlich) gehandelten Unternehmen. Neben der Einzahlung des Stamm- oder Grundkapitals durch die Firmengründer existieren zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten für weitere private und institutionelle Investoren. Private Equity, bei dem eine Eigenkapital- oder eigenkapitalähnliche außerbörsliche Finanzierung angewendet wird, gilt als Gegenstück zu Public Equity (börsengehandelte Aktien) bei der Fremdkapital mittels börsengehandelter Aktien beschafft wird.1 Private Equity investiert zumeist in ein niedrig bewertetetes Unternehmen mit dem Ziel das Investment, nach einer hoffentlich damit verbundenen Wertsteigerung wieder zu einem höheren Preis zu verkaufen. Private Equity realisiert seine Gewinne nur durch einen Verkauf (Exit) des Unternehmens. Verschiedene Exit-Formen sind der Börsengang (Going Public), der Verkauf an ein anderes Unternehmen (Trade-Sale), der Rückkauf durch den Besitzer (Buy-back), der Verkauf an einen anderen Investor (Secondary Buy- out) oder schlicht die Abschreibung (Write-off). Die lukrativste Form des Exits ist jedoch der Börsengang.2
1.3. Die Geschichte von Private Equity
Wie so viele Ideen im Investmentbereich kam auch diese aus den USA. Die ersten Finanzierungen in diesem Bereich entstanden um die Jahrhundertwende als reiche Privatpersonen Kapital für die Gründung und Weiterentwicklung von Unternehmen zur Verfügung stellten. Die bekanntesten Namen unter Ihnen waren u.a. die Familien Rockefeller, Vanderbilt oder Phillips. Damalige Investitionen bezogen sich zumeist auf die Finanzierung von einzelnen Projekten, dennoch werden sie im Allgemeinen als Vorstufe zum heutigen Private Equity gesehen.
Von einer formellen Venture Capital Finanzierung spricht man allerdings erst seit der Gründung der amerikanischen „American Research & Development (AR&D)
Gesellschaft. Diese unterstützte ganz formell junge Wachstumsunternehmen neben Kapital auch mit der nötigen Beratung des Managements.
In Deutschland entstanden gegen Ende des 18.Jahrhunderts die ersten Unternehmen wie AEG oder Mannesmann aus ähnlichen informellen Beteiligungsfinanzierungen. Erst in den 60er Jahren den 20. Jahrhunderts wurden in Deutschland die ersten Kapitalbeteiligungsgesellschaften gegründet, die jedoch hauptsächlich etablierte mittelständische Unternehmen im Rahmen einer stillen Teilhaberschaft finanzierten. Dies entspricht allerdings eher den Praktiken der Banken im Rahmen des Kreditgeschäfts. Erst im Jahr 1975 wurde de facto die erste deutsche Venture Capital Institution ins Leben gerufen. Die „Deutsche Wagnisfinanzierungsgesellschaft mbH“ nach amerikanischem Vorbild wurde auf eine staatliche Initiative hin gegründet.3
1.4. Phasen von Venture Capital - Risikokapital für die Gründungsphase
Zum Unterschied von einer Beteiligung oder Übernahme von einem etablierten Unternehmen (Private Equity) spricht man bei einer Beteiligung in der Gründungsphase, besonders im anglo-amerikanischen Raum, von Venture Capital.
Junge Unternehmer ohne große Kredithistorie oder Eigenkapital können oder wollen die Mittel zur Finanzierung häufig nicht durch das private Vermögen aufbringen. Kreditinstitute vergeben an junge Unternehmen wegen fehlender Sicherheiten in der Regel keine oder nur sehr teure Darlehen. So genannte Risikokapitalgeber, meist vermögende Privatpersonen (Business Angels) oder Corporate Venture Capital Unternehmen sind, besonders wenn es um größere Investitionen, beispielsweise zur Forschung und Entwicklung, der kostenintensiven Markteinführung oder dem Aufbau von Produktionskapazitäten geht, eine interessante Alternative. Speziell für sehr riskante, aber im Erfolgsfall auch hoch rentable Projekte, sind Venture Capital Unternehmen gute Ansprechpartner. Sie sind zudem in der Lage neben dem benötigten Eigenkapital auch spezielles Branchen- oder Führungswissen sowie ihr Netzwerk zur Verfügung zu stellen. Venture Capital Firmen verlangen für ihr Kapital im Gegenatz zu Banken keinen Zins, sondern sind auch direkt am Unternehmen beteiligt und verdienen an einem erfolgreichen Verkauf Ihrer Anteile, welcher meist schon nach wenigen Jahren erfolgt.
1.4.1. Seed Finance
In dieser frühen Phase einer Unternehmensfinanzierung werden die finanziellen Mittel in der Regel für Forschung und Entwicklung benötigt, um ein Produkt oder eine Dienstleistung zur Marktreife zu führen. Diese Phase ist meist durch ein sehr hohes Risiko gekennzeichnet da kein fertiges Produkt vorliegt und der mögliche kommerzielle Erfolg in diesem Stadium nur sehr schwer abschätzbar ist. Der Kapitalgeber wird dementsprechend eine, im Vergleich zu den späteren Phasen, höhere Beteiligungsquote beanspruchen, d.h. der Einkauf in das Unternehmen erfolgt zu einem niedrigen Preis bei hohem Risiko.
1.4.2. Early Stage Finance
In dieser Phase des Unternehmens ist die Produktentwicklung weitgehend abgeschlossen und es wird Kapital für Tests (z.B. klinischen Studien in der Pharmaoder Biotechnologiebranche), Marketingaktivitäten sowie den Aufbau von Produktionskapazitäten benötigt, um die erfolgreiche Markteinführung zu gewährleisten. Das Risiko für den Kapitalgeber ist hier schon niedriger als beim Seed Finance, da die Funktionalität schon demonstrierbar ist. Der kommerzielle Erfolg ist jedoch auch in dieser Phase schwer absehbar.
1.4.3. Growth Finance
Das junge Unternehmen ist mit dem entwickelten Produkt marktreif und erzielt Umsätze aus dem Verkauf von Produkten oder Dienstleistungen. Der kommerzielle Erfolg ist sichtbar und es wird weiteres Kapital für den Ausbau der Produktions- und Vertriebskapazitäten benötigt. Das Risiko für den Kapitalgeber ist in dieser Phase weitaus geringer als bei den vorhergehenden Phasen, so dass er sich relativ teuer einkauft.
1.5. Buy-out bzw. Exit
Große Bekanntheit haben in den 1980er Jahren, sowie in jüngster Vergangenheit , die Finanzierung von Unternehmensübernahmen durch so genannte Leveraged Buy-outs (LBO’s) und Management-Buy-outs (MBO’s) erlangt. Der berühmteste Fall war sicher die Übernahme von Nabisco durch den Konsumgüterhersteller Reynolds RJR der bis vor kurzem den absolut größten Deal in diesem Bereich darstellte. Dabei werden etablierte Unternehmen, oder Teile von ihnen, durch Private Equity Unternehmen (LBO) oder das existierende Management (MBO) übernommen. Der Kauf wird in der Regel zu einem großen Teil durch Fremdkapital finanziert, das durch das Vermögen der übernommenen Gesellschaft besichert wird. Geschieht dies mit einer börsennotierten Firma, spricht man auch von going private. Begründet werden diese Transaktionen auf Käuferseite mit dem ineffizienten Einsatz des Kapitals, also einer relativ geringen Eigenkapitalrendite. Durch die Substitution von Eigenkapital mit Fremdkapital wird das Management der Gesellschaft unter Druck gesetzt einen höheren Return on Investment zu erwirtschaften, mit dem wiederum die gestiegenen Zins- und Tilgungslasten bedient werden können. Die Gründe für den Verkauf von Firmenanteilen im Zuge eines LBO oder MBO liegen beispielsweise in der Ausgliederung von Firmenteilen mit dem Ziel der Konzentration auf die Kernkompetenz. Dies passierte beispielsweise in einer sehr erfolgreichen Weise bei der Abspaltung von Teilen der Siemens AG in die Wincor Nixdorf Holding AG und dem darauf folgenden Verkauf an die Private Equity Gesellschaft Kohlberg Kravis Roberts & Co. Weitere Gründe für einen Verkauf von Firmen oder Anteilen ergeben sich insbesondere in vielen mittelständischen Unternehmen in Folge der Lösung von Nachfolgeregelungen oder durch die erschwerten Bedingungen bei der Aufnahme von Fremdkapital die bei Banken nach den neuen Kreditvergaberichtlinien von Basel II erfolgen.
Das ideale Unternehmen einer Buy-out Transaktion weist hohe, stabile Cash-Flows auf, hat einen etablierten Markennamen, hohe Markteintrittsbarrieren und benötigt wenig Kapital für Neuinvestitionen bzw. Forschung und Entwicklung. Während im Mittelstand privates Beteiligungskapital zumeist für den langfristigen Vermögensaufbau verwendet wird, werden im Zuge von LBO’s übernommene Unternehmen nach weitgehender Entschuldung häufig komplett oder in Teilen über einen Börsengang oder an ein anderes, häufig in der gleichen Branche tätiges, Unternehmen veräußert.4
Der kritische Faktor eines erfolgreichen LBO’s liegt vor allem auch an der Form der Finanzierung. Die ideale Kombination von Debt und Equity, also von Fremd und Eigenkapital, sind der Schlüssel für eine erfolgreiche Investition bzw. dem eigentlichen Ziel, einem späteren erfolgreichen Exit bzw. Verkauf. Ein Beispiel aus der Praxis von der auf mittelständische Unternehmen spezialisierten Merger&Aquisition Beratung Dr. Hohnhaus & Partner soll dies verdeutlichen.
Ein kleines, etabliertes Unternehmen soll für 15 Mio. € gekauft werden. Der Investor selber trägt dazu aber nur 500 T€ an Eigenkapital bei. Der Rest wird von Banken fremdfinanziert. Dadurch ergibt sich ein Verhältnis von Eigen- zu Fremdkapital von 1:30, was von einem Private Equity Investor gewünscht und beabsichtigt ist. Denn bei einem späteren Verkauf des Unternehmens ist bei normalen Geschäftsverläufen in diesem Fall geplant einen Verkaufserlös i.H. von fünf mal dem EBIT (Earnings before Interest and Tax) und damit einen IRR (Internal Rate of Return) i.H. von ca. 90% zu erzielen. Auf diese Messgröße von Private Equity Investitionen wird in Kapitel 4 noch genauer eingegangen. Durch diese Art der Finanzierung wirkt der hohe Fremdkapitalanteil wie ein Hebel (der sog. Leverage) auf den Gewinn, und zwar in dem Maße, in dem die Wertsteigerung der Beteiligung über dem Fremdkapitalzins liegt. Dies macht LBO’s gerade in Niedrigzinsphasen, wie sie derzeit herrschen, so attraktiv. Diese Rechnung geht natürlich nur auf, wenn beim Wiederverkauf (Exit) entsprechend hohe Preise erzielt werden können.5
Der Glanz der lukrativen Private Equity Investments beginnt zur Zeit ein wenig zu bröckeln. In Europa fallen die fünfjährig rollierenden Renditen seit über drei Jahren. Das schwierige gesamtwirtschaftliche Umfeld und der Mangel an lukrativen Exit Möglichkeiten haben die Erträge gedrückt. Ein wesentliches Problem in Europa ist zudem das Fehlen eines echten pan-europäischen Private Equity Marktes. Die Beteiligungsmärkte sind nach wie vor stark fragmentiert und sehr unterschiedlich. Große Unterschiede gibt es zwischen den einzelnen nationalen Märkten in Punkto Steuersysteme oder rechtliche Rahmenbedingungen, wie etwa dem Insolvenzrecht. In Europa liegt Großbritannien, auch auf Grund der Tradition der Eigenkapitalfinanzierung, weit vor allen anderen Ländern. In Großbritannien werden etwa 0,9% des BIP in Private Equity investiert. Die nächsten Länder in den Rankings wie Schweden oder Finnland erreichen mit max. 0,38% nicht mal die Hälfte von Großbritannien. Deutschland liegt mit 0,12 % am Ende der großen europäischen Wirtschaftsnationen. Lediglich in den südeuropäischen Ländern spielen Private Equity Investitionen noch gar keine Rolle.6
Abbildung 1: Private Equity Investitionen in Prozent des BIP in Europa 2004
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Deutsche Bank Research, Economics Nr. 49, Frankfurt am Main, 26.1. 2005
Fazit:
Beteiligungsgesellschaften sind somit Partner auf Zeit. Anders als andere potentielle
Investoren, wie etwa Industriekonzerne oder Holdinggesellschaften, verfolgen sie keine strategischen Interessen sondern glauben in den meisten Fällen an den Erfolg des Unternehmens selber. Deshalb können die von ihnen finanzierten Unternehmen Ihre Eigenständigkeit in aller Regel bewahren. Der Eigenkapitalinvestor partizipiert am Erfolg und somit dem Wertzuwachs des Unternehmens, den er nach einigen Jahren mit der Veräußerung seiner Beteiligung realisieren kann. Für diese oft hohen Gewinne ist er aber auch bereit ein überdurchschnittlich hohes Ausfallsrisiko zu tragen. Venture Capital Investoren werden, auch auf Grund von vielfältigen Finanzierungsproblemen über traditionelle Wege mit Banken, für viele Wirtschaftszweige von immer größerer Bedeutung.
Dennoch gilt es auch weiter die Venture Capital/Private Equity Investoren kritisch zu betrachten. Die gekauften Unternehmen bezahlen die für ihren Kauf gemachten Schulden zum Teil selbst. Das führt am Anfang oft dazu, dass die gekauften Firmen Verluste schreiben. Dies passiert im Augenblick beispielsweise beim Autozubehörhändler A.T.U der 2004 ebenfalls von Kohlberg Kravis Roberts & Co. erworben wurde. Auch die Strategie des Zerlegens oder harten Sanierens ist nicht zuletzt für die Mitarbeiter mehr als problematisch. Abgesehen von der moralischen Seite gibt es auch wirtschaftliche Misserfolge nach Unternehmenskäufen durch Investoren in Deutschland, wie das Beispiel Fairchild Dornier, dessen Resultat die Insolvenz war.7
2. Investmentmöglichkeiten in Private Equity
2.1. Eine Marktübersicht
Der Markt für Private Equity ist in den vergangenen Jahren geradezu in die Höhe geschossen. Das von deutschen Private Equity Gesellschaften verwaltete Vermögen (englisch Capital under Management) betrug 2006 28,7 Mrd. €, wogegen es im Jahr 1996 gerade um die vier Mrd. € gewesen sind. Das gesamte Fondsvolumen aller Private Equity Gesellschaften in Deutschland wird auf etwa 120 Mrd. € geschätzt. Davon wird allerdings nur ein Teil in Deutschland selber investiert.8 Besonders die immer breiter gefächerten Möglichkeiten der Investments für den Kleinanleger, und die historisch sehr interessanten Renditen fachen den Zulauf Private Equity besonders an.
In der Branche gibt es ein Sprichwort, welches die aktuelle Situation sehr schön beschreibt: „Too much money is chasing to few good ideas“. Dies soll heißen, dass es zunehmend schwerer wird gute Investments zu finden die nach wie vor eine gute Ergänzung für ein Portfolio darstellen.
Abbildung 2: Möglichkeiten eines Investments in Private Equity
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: www.evca.com/html/investors/inv_why_04.asp, 17.3.2007
2.2. Business Angels
Business Angels sind vermögende, unternehmerisch denkende und handelnde Personen, die sich mit Kapital, Know-how und ihrem persönlichen Netzwerk in junge, innovative wachstumsstarke Unternehmen einbringen. Im Gegenzug erhalten sie Anteile an dem jungen Unternehmen. Business Angels lassen sich ihr Engagement weder durch Beratungshonorare noch durch Dauervergütungen bezahlen. Sie profitieren lediglich von einer späteren Veräußerung ihrer Firmenanteile, die dann, wenn alles optimal verläuft, erheblich an Wert gewonnen haben.
In dieser Form des Beteiligungskapitals liegt die weitaus wichtigste Quelle der Frühphasenfinanzierung von Start-Up Unternehmen. Business Angels sind die idealen Kapitalgeber in der frühen Phase junger Unternehmen weil sie, neben dem dringend benötigten Risikokapital, auch ihr unternehmerisches Know-how und ihre Netzwerke einbringen. In den USA erfolgen 80% der Frühphaseninvestitionen, das sind 16 Mrd. Dollar jährlich, durch Business Angels.9 Hierbei handelt es sich in der Regel um Investments im Bereich von 50.000 - ca. 1 Mio. € und es ist nicht zu unterschätzen wie wichtig ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Business Angel und Unternehmer für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist.
Aber leider sind die Zugangsbeschränkungen für den Durchschnittsinvestor schon alleine durch die Mindestsummen für die Investments bzw. natürlich an der mangelnden Erfahrung und dem benötigten Netzwerk die es für solche Beteiligungen braucht, gegeben.
2.3. Der deutsche Private Equity Markt im internationalen Vergleich
Diese Zahlen sind leider nur sehr schwer zu vergleichen, da das in den USA betrachtete „Capital under Management“ nicht dem europäischen Fondsvolumen oder Portfolio entspricht. Um dennoch aussagekräftige Vergleiche vornehmen zu können, macht es Sinn die Private Equity Investments eines Landes mit dessen BIP in Relation zu setzen.
Abbildung 3: Private Equity Investitionen im Vergleich zum BIP
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: www.bvk-ev.de/privateequity.php/cat/12/aid/89/title/1._Der_Markt_fuer_Private_Equity_- _Deutschland_im_internationalen_Vergleich; 17.3.2007
Hier liegt Deutschland im europäischen Vergleich nur auf Rang 8, während Frankreich hinter Schweden und Großbritannien auf Rang drei liegt.10
Bei einer absoluten Betrachtung hingegen, gehört Deutschland zu den fünf stärksten Nationen auf diesem Markt. Die USA dominieren den Markt nach wie vor, allerdings wächst Europa wesentlich schneller als die USA. Dennoch wird deutlich, dass Deutschland insgesamt noch einen sehr hohen Aufholbedarf hat.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Verhältnis der nationalen Portfolios von Private Equity Investments
Quelle: www.bvk-ev.de/privateequity.php/cat/12/aid/89/title/1._Der_Markt_fuer_Private_Equity_- _Deutschland_im_internationalen_Vergleich; 17.3.2007
Generell dominieren Buy-out deals durch das Management (MBO’s) den europäischen Beteiligungsmarkt. Betrugen die Buy-out Transaktionen in Europa im Jahr 2001 noch 64 Mrd. €, waren es im Jahr 2005 schon 135 Mrd. €. Das sind über 50% aller Beteiligungen im Private Equity Markt.
2.4. Voraussetzungen für ein Investment in Private Equity als Privatanleger
Auf Grund der schon beschriebenen hohen Zugangsbarrieren in Form von Mindestinvestitionen wird es einem durchschnittlichen Privatanleger kaum möglich sein Unternehmen Eigenkapital in Form von Private Equity zur Verfügung zu stellen. Denn selbst wenn die erforderlichen Mindestsummen für eine Direktanlage aufbringt, muss man auf jeden Fall bedenken das Private Equity nicht mehr als 5-10% in einem Portfolio einnehmen soll. Ein einfaches Beispiel soll dies verdeutlichen: Falls ein Mindestinvestment i.H. von 500T€ notwendig ist müssten dem Anleger insgesamt 5-10 Mio. € an freiem Kapital, sprich keine Immobilien, zur Verfügung stehen.
Aber nicht nur die Mindestsummen, sondern auch die Auswahlkriterien der Fonds bzw. deren Investoren sind weitere Barrieren. Diese Investments sind nur den sehr wohlhabenden Einzelpersonen mit dem entsprechenden Netzwerk, sog. High Net Worth Individuals wie beispielsweise Warren Buffet oder George Soros, bzw. institutionellen Investoren wie Pensionsfonds, Versicherungen oder auch Hedge Fonds, vorbehalten.11
[...]
1 vgl. de.wikipedia.org/wiki/Private_Equity; 10.3.2007
2 vgl. www.bvk-ev.de/privateequity.phb; „Wie schneidet Private Equity im Vergleich ab?“; 17.3.2007
3 vgl.: http://www.bvk-ev.de/privateequity.php/cat/32/title/Hintergrundinformationen , 17.3.2007
4 vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Private_Equity; 10.3.2007
5 vgl. Dr. Wolfgang Hohnhaus und Partner, Beispiel eines LBO in der Praxis, Stand?
6 vgl.: Deutsche Bank Research, Economics Nr. 49, Frankfurt am Main, 26.1. 2005
7 vgl. Die Zeit, „Private Equity - Die Firmenjäger“, 11.5.2005
8 vgl. Jahresstatistik BVK-e.V. 2006, http://www.bvk- ev.de/privateequity.php/cat/42/aid/216/title/Jahresstatistik_2006 Seite 4ff; 17.3.2007
9 vgl. www.bvk-ev.de/privateequity.php/cat/41/aid/88/title/Business_Angels; 17.3.2007
10 vgl. www.bvk-ev.de/privateequity.php/cat/12/aid/89/title/1._Der_Markt_fuer_Private_Equity_- _Deutschland_im_internationalen_Vergleich; 17.3.2007
11 vgl. www.bvk-ev.de/privateequity.php/ cat/12/aid/92/title/4._Investitionsmoeglichkeiten_fuer_Privatanleger, 17.3.2007
- Citation du texte
- Dipl.Kfm., MBA Dennis Meurer (Auteur), 2007, Private Equity als Anlageform für den Privatkunden, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78326
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