Die vorliegende Arbeit untersucht Verwendung und Regelunterschiedlichkeiten von Auslassungspunkten. Ihre Einsatzhäufigkeit ist in den letzten Jahren besonders in der privaten Kommunikation stark gestiegen und auch die Unterschiedlichkeit der Einsatzmöglichkeiten ist angewachsen. Die These, dass der uneinheitliche Gebrauch der Auslassungspunkte zum einen auf variierende Funktion und Anwendung im Laufe der Geschichte, zum anderen auf die uneinheitlichen Regeln in Anwendungshandbüchern zurückzuführen ist, sowie auf den geringen Stellenwert des Lehrens und Findens einheitlicher Regeln, bestätigt sich durch die Analyse aktueller Regelwerke und den Blick in die Geschichte. Ein Augenmerk gilt der Verwendung von Punkten in der Werbe-, Comic- und Computersprache und den unterschiedliche Funktionen, die sie in diesen Textgattungen erfüllen. Schreiber der Online-Gruppe „Leute, die Sätze gern mit drei Punkten beenden...“, möchten durch den vermehrten Einsatz von Auslassungspunkten ihre Kreativität und Stimmung ausdrücken. Sie betonen, dass sie durch den Einsatz von Auslassungspunkten ihr Gegenüber zum Nachdenken bringen wollen und stellen häufig eigene, durchdachte Theorien auf, was ihre Interpunktion zu bedeuten hat.
Inhalt
0 Einleitung
1 Regeln in Lehrbüchern zur Zeichensetzung
1.1 Erklärungen zur Funktion
1.2 Eindeutige Regeln
1.3 Regeln mit uneinheitlicher Handhabung
1.4 Regelwerke ohne Erwähnung von Auslassungspunkten
2 Zur Historie
3 Die Amtlichen Regeln
4 Andere als regelgerechte Anwendung
5 Schluss
6 Abbildungen
7 Bibliographie
0 Einleitung
Die vorliegende Arbeit setzt sich mit der Verwendung von Auslassungspunkten auseinander. Die Auslassungspunkte werden in der jüngsten Vergangenheit, besonders in der privaten Online-Kommunikation, in Foren und Emails, häufig verwendet. Bei einigen Schreibern ersetzen sie nahezu jedes Satzzeichen.
Entspricht das den Vorgaben der Amtlichen Regeln zur Verwendung von Satzzeichen? Ist ihr regelgerechter Einsatz schwierig? Und wie werden diese Regeln in Lehrwerken zur Verwendung von Satzzeichen dargestellt?
Diese Arbeit beleuchtet nicht nur die aktuelle Verwendung, sondern auch die historische Entwicklung der Auslassungspunkte. Auf diese soll allerdings aufgrund des begrenzten Umfangs der Arbeit nur kurz eingegangen werden. Etwas ausführlicher geht die von mir nach Klein/Grundmann zusammengestellte Tabelle auf die Geschichte der Auslassungspunkte ein.
In dieser Arbeit werden weiterhin Regeln und Regelwerke auf ihre Einheitlichkeit und Verlässlichkeit hin überprüft und die tatsächliche Anwendung mit diesen Vorgaben verglichen. Als Beispiel für den scheinbar kreativen und individualistischen Gebrauch von Auslassungspunkten, werden Zitate aus der Internetgruppe "Leute, die Sätze gerne mit drei Punkten beenden..." herangezogen.
1 Regeln in Lehrbüchern zur Zeichensetzung
Diese Arbeit stellt die Untersuchungsergebnisse aus einem Vergleich von Lehrbüchern vor. Die Lehrbücher sind zwischen 1911 und 2006 erschienen und nähern sich den Zeichensetzungsregeln auf unterschiedlichste Weise. Gemeinsam ist ihnen, dass sie angeben, den Umgang mit der deutschen Sprache, insbesondere mit der Interpunktion, beibringen, regeln und erklären zu wollen. Jedoch beschränken sich einige Regelwerke lediglich auf Erklärungen zur Funktion, nicht aber zur Anwendung. Andere wiederum stellen widersprüchliche Regeln auf, das heißt Regeln, die in anderen Werken nicht, oder anders dargestellt werden. Eine weitere Gruppe von Werken zählt Auslassungspunkte augenscheinlich nicht zu den Satzzeichen; neben den Kapiteln über Komma, Punkt und Gedankenstrich finden die drei Punkte keine Erwähnung.
1.1 Erklärungen zur Funktion
Drei der untersuchten Handbücher beschreiben vor allem die Funktion von Auslassungspunkten, gehen aber nicht auf Handhabung und Umgang ein. Sie sollen hier kurz vorgestellt werden:
Die Broschüre „Die Satzzeichen und ihre Verwendung“ aus der Serie „Wer kennt sich aus?“ (Häring) versteht sich als Lehrprogramm für Erwachsene und Schüler zur Anwendung von Zeichensetzung. Es verspricht dem Erwachsenen „Sicherheit in der Beherrschung von Satzzeichen“(ebd. Vorwort), dem Schüler „Kenntnisse und Überblick“ (ebd.) sowie den „individuellen Nachhilfeunterricht“ (ebd.). Methodisch gesehen, stellt die Broschüre immer auf der linken Seite einer Doppelseite eine Regel oder Erklärung zu einem Satzzeichen vor, fordert zu einer Übung in einem gesonderten Schreibheft auf und gibt anschließend auf der nachfolgenden Seite die Lösung.
Die Erklärungen und Übungen für den Punkt erstrecken sich über 11 Seiten, die zum Komma gar über 39, dahingegen sind den Auslassungspunkten lediglich die folgenden Zeilen gewidmet (vgl. ebd.):
11. Der Auslassungspunkt
Wie der Gedankenstrich zeigen auch die Auslassungspunkte an, daß eine Rede oder ein Gedanke abgebrochen wird. Gerne werden sie verwendet, wenn Sprichwörter oder andere bekannte Texte teilweise angeführt werden.
Beispiel: Wer andern eine Grube gräbt...
Im schönsten Wiesengrunde...
Festgemauert in der Erden...
Wenn Engel reisen...
Wenn man eine Reise tut...
„Sei jetzt still, sonst...“ (ebd. 89)
Diese Ansammlung von Beispielen ist typisch für viele Handbücher. Sie dienen nicht als konkrete Regel, sondern listen lediglich Möglichkeiten auf, aus denen der Leser eine Regel abstrahieren könnte. Als „Aufgabe“ empfiehlt Häring: „Präge Dir den Inhalt dieses Lernschrittes nochmal gut ein.“ (ebd.) Diese Aufgabe ist sehr unkonkret und wenig handlungsbezogen, was erneut unterstreicht, wie schwierig es scheinbar ist, die Anwendung von Auslassungspunkten zu konkretisieren. Insgesamt werden die Auslassungspunkte nicht nur in unverhältnismäßig kurzer Form abgehandelt, auch werden sie lediglich auf eine ihrer Funktionen, den Abbruch, reduziert.
Im Anwendungshandbuch aus dem Jahr 1911 formuliert Autor Huben im Kapitel „VII. Sonstige Schriftzeichen“ (32) auch einen Satz über die Auslassungspunkte: „ „4. Das Auslassungszeichen (...) wird gebraucht, wenn ein Satz oder einzelne Worte aus dem Zusammenhang ausgelassen werden, um die Lücke anzudeuten, z. B.: ‚Vielleicht die Luft zu büßen, die ...’ – ‚Es hat ja unter uns ... was sagt' ich?’“ (ebd. 32) Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts gebührt den Auslassungszeichen nur wenig Raum in einem Sammelkapitel, unter „sonstige“. Eine Regel zur Anwendung ist nicht zu finden.
Gollnicks „Vollständige Satzzeichenlehre“ bedenkt die Auslassungspunkte mit ein paar Zeilen. Das Buch wolle „mithelfen, an der Erreichung des allgemeinen Erziehungszieles: der Heranbildung des deutschen Menschen“ (Gollnick Vorwort) und dazu beitragen, „das Sprachgefühl zu schärfen“ (ebd.). Dazu stelle es sich „in den Dienst der Sprachpflege“. (ebd.) In Paragraph neun mit der Überschrift „Die Auslassungspunkte“ weist Gollnick auf die Funktion der Auslassungspunkte im Redeabbruch und beim „Erschweigen eines Gedankenabschlusses“ (ebd.) hin. Wie Auslassungspunkte korrekt zu verwenden sind, erklärt auch die „Vollständige Satzzeichenlehre“ nicht.
1.2 Eindeutige Regeln
Regeln, die sich in mehreren Werken übereinstimmend finden lassen und die im Allgemeinen auch ihrem Wortlaut entsprechend angewendet werden, finden sich nur in wenigen Handbüchern. Gollnick zum Beispiel informiert auch über das Vorkommen von möglichen zusätzlichen Punkten, wie dem Schlusspunkt und dem Abkürzungspunkt. Der Schlusspunkt müsse ausgelassen werden, während der Abkürzungspunkt vor den Auslassungspunkten erhalten bleibt.(vgl. Gollnick 52) Hierin stimmt er mit anderen Regelwerken überein.
Zum Beispiel entspricht die Regel 1 der Duden-Sonderreihe „Komma, Punkt und andere Satzzeichen“ im Wesentlichen den ersten Sätzen Gollnicks. Auslassungspunkte setze man dann, „wenn die Rede abgebrochen wird oder wenn der Abschluss eines Gedankens verschwiegen wird.“ (Duden 1968 27) Bezogen auf die Funktion betont der Duden, der Leser solle so „den Satz in Gedanken ergänzen, oder er soll im unklaren gelassen werden.“ (ebd.)
In „3. Die Auslassungspunkte in Verbindung mit anderen Satzzeichen“ ist festgelegt, dass die Auslassungspunkte immer in Form von drei Punkten vorkommen, und dass im Falle einer Satzendstellung, der letzte Punkt dieser Kombination den Satzschlusspunkt ersetzt, während ein Abkürzungspunkt nicht in die Auslassungspunkte integriert werden kann sondern eigenständig und zusätzlich auftaucht. (vgl. Duden 1968 29, Duden 1982 24) In der zweiten Auflage wird ergänzt, dass der Satzschlusspunkt eines vorangegangenen Satzes im Falle eines Aufeinandertreffens mit Auslassungspunkten nicht integriert, sondern einzeln aufgeführt wird. (vgl. Duden 1982 24)
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- Arbeit zitieren
- Mareike Hachemer (Autor:in), 2007, Verwendung und Geschichte der Auslassungspunkte - Regeln, Richtlinien oder Vorschläge?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78211
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