Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde im Bereich der Sowjetischen Besatzungszone aus KPD und SPD die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) gegründet. Seit diesem Zusammenschluss im Jahr 1946 gab es in der Sowjetischen Besatzungszone und der späteren Deutschen Demokratischen Republik keine Sozialdemokratische Partei mehr. Erst zum 40. Jahrestag der DDR, am 07. Oktober 1989, wurde in Schwante die Sozialdemokratische Partei der DDR -die SDP- gegründet.
Wer aber waren die Menschen, die hinter der Gründung der SDP standen? Waren es Arbeiter, wie 1863, die den ADAV als Vorläufer der SPD gegründet hatten? Welchen sozialen Hintergrund hatten sie und welche Erfahrungen haben sie mit dem Staatsapparat und der vorherrschenden Staatspartei gemacht?
In dieser Arbeit wird die Biographie von Markus Meckel, dem Mitbegründer der SDP genauer betrachtet. Anhand seiner Erfahrungen und seines Werdeganges wird versucht, die Sozialisation der Gründungsmitglieder zu beleuchten.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Problemstellung
1.2. Forschungsstand
1.3. Aufbau
2. Markus Meckel - Biographie eines Sozialdemokraten
2.1. Kindheit und staatliche Schule
2.2. Abitur und Studium
2.3. Berufsleben und Friedensgruppen
2.4. Idee einer neuen Partei
2.5. Das Leben als Sozialdemokrat
3. Schlussbetrachtung
Bibliografie
1. Einleitung
1.1. Problemdarstellung
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde im Bereich der Sowjetischen Besatzungszone aus KPD und SPD die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) gegründet. Seit diesem Zusammenschluss im Jahr 1946 gab es in der Sowjetischen Besatzungszone und der späteren Deutschen Demokratischen Republik keine Sozialdemokratische Partei mehr. Erst zum 40. Jahrestag der DDR, am 07. Oktober 1989, wurde in Schwante die Sozialdemokratische Partei der DDR -die SDP- gegründet.
Wer aber waren die Menschen, die hinter der Gründung der SDP standen? Waren es Arbeiter, wie 1863, die den ADAV als Vorläufer der SPD gegründet hatten? Welchen sozialen Hintergrund hatten sie und welche Erfahrungen haben sie mit dem Staatsapparat und der vorherrschenden Staatspartei gemacht?
In dieser Arbeit wird die Biographie von Markus Meckel, dem Mitbegründer der SDP genauer betrachtet. Anhand seiner Erfahrungen und seines Werdeganges wird versucht, die Sozialisation der Gründungsmitglieder zu beleuchten.
1.2. Forschungsstand
Die Publikationen zum Thema bieten überwiegend Beiträge von Gründungsmitgliedern und frühen Weggefährten der SDP. In der Literatur finden sich häufig die Namen Markus Meckel1 und Martin Gutzeit2. Beide sind Vordenker der SDP und schildern in Sammelbänden ihre Sichtweisen zur Gründung der Partei. Insgesamt machen Sammelbände mit Beiträgen früherer SDP-Vertreter den Großteil der Literatur aus. Monographien zur Gründung der SDP oder auch Ost-SPD sind kaum vorhanden. Ein umfassendes Bild über den Neubeginn der ostdeutschen Sozialdemokratie bietet der von Wolfgang Herzberg und Patrik von zur Mühlen herausgegebene Sammelband „Auf den Anfang kommt es an“3. Anhand des ausführlichen Interviews von Markus Meckel durch Herzberg und von zur Mühlen kann die Biographie von Meckel sehr ausführlich betrachtet werden, was in dieser Arbeit auch geschieht. Viele der Publikationen werden durch die Friedrich-Ebert-Stiftung bereitgestellt.
1.3. Aufbau
Zur Darstellung der Sozialisation des SDP Gründerkreises wird in dieser Arbeit exemplarisch die Biographie von Markus Meckel betrachtet. Anhand seines Werdeganges, seines Umfeldes und seiner Erfahrungen mit dem DDRRegime wird hier der Versuch unternommen Rückschlüsse auf die Gründersozialisation im Allgemeinen zu nehmen. Es werden Verbindungen und gemeinsame Erfahrungen herausgestellt.
Im abschließenden Teil wird betrachtet, ob die Sozialdemokratische Partei der DDR eine typische Arbeiterpartei war und somit an die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung und -parteien anknüpfen konnte.
2. Markus Meckel - Biographie eines Sozialdemokraten
2.1. Kindheit und staatliche Schule
Schon der Vater Ernst-Eugen Meckel war studierter Theologe. Nach dessen Rückkehr aus der russischen Kriegsgefangenschaft im Jahr 1949 wurde er in Hermersdorf bei Strausberg Pfarrer. Als zweites von fünf Kindern wurde Markus Meckel am 18. August 1952 im brandenburgischen Müncheberg geboren. 4 Wolfgang Herzberg stellt fest, dass die von ihm und Patrik von zur Mühlen befragten SDP-Gründer zu einem vergleichsweise hohen Prozentsatz aus Akademiker- und Pfarrersfamilien stammen.5
Meckels spätere Berufswahl war schon in frühen Jahren festgelegt. Er „wollte seit frühester Kindheit, solange ich denken kann, Pfarrer werden.“6 Der christliche Glaube und eine sozialdemokratische Prägung der Familie hatten Einfluss auf Markus Meckels Persönlichkeit.7 Auch hier zeigen sich deutliche Parallelen zu den Übrigen Gründungsmitgliedern, die von Herzberg/von zur Mühlen befragt wurden. Der Pfarrersberuf des Vaters bei einem Viertel der Befragten ist oft auch zum Wunschberuf der Söhne geworden.8
Die bereits frühen, politisch prägenden familiären Umstände führten zu einer nicht regimekonformen Haltung von Markus Meckel. Dies zeigt sich nicht zuletzt daran, dass er die Schule im Jahr 1969 aus politischen Gründen verlassen musste. So beschreibt er selbst die Situation wie folgt: „Es war kein Einzelkonflikt, das war sozusagen ein Dauerbrenner, weil da verschiedene Momente hinein spielten. [...] Es hatte natürlich vorher viele Auseinandersetzungen zu politischen Fragen gegeben, nicht zuletzt wegen des Einmarsches in Prag 1968.“9 So ging es vielen Mitgliedern des Gründerkreises. Wie Meckel haben viele das Abitur nicht auf dem direkten Weg erhalten können. Oft musste ein anderer Weg über eine Ausbildung zum Facharbeiter mit Abitur eingeschlagen werden. Eine andere Möglichkeit bestand darin, dass Abitur an einer Volkshochschule oder einer kirchlichen Schule zu erlangen. Wobei letzteres nicht von staatlicher Seite anerkannt wurde.10
2.2. Abitur und Studium
Nach dem Ausscheiden aus der Schule besuchte Meckel von 1969 bis 1971 das Kirchliche Oberseminar in Potsdam-Hermannswerder und erlangte da das nicht anerkannte kirchliche Abitur. Dadurch wurde ihm die Möglichkeit des Studiums an einer staatlichen Hochschule verwehrt. Somit blieb Meckel noch das Studium an einer von drei Hochschulen, die von der Kirche getragen wurden.11
Zuvor jedoch entschied sich Meckel, während seiner Zeit am Oberseminar in Potsdam, für eine totale Wehrdienstverweigerung.12 Bis Mitte der 70er Jahre gingen nur ca. 2000 Männer diesen Weg. Er war somit der Gefahr von schweren Benachteiligungen, Verhaftungen und Verurteilungen ausgesetzt.13 Seine Begründung für diesen Schritt war wohl durchdacht: „...wo ich sagte, ich wolle etwas zum Aufbau des Sozialismus tun, aber eben, wie ich ihn verstand. Natürlich war eine solche Formulierung auch der Absicht geschuldet, sich nicht in die kriminelle Ecke stellen zu lassen, was man mit Wehrdienstverweigerern gern tat.“14
Während der Zeit des Studiums knüpfte Meckel Kontakte zu Martin Gutzeit15 und weiteren Mitbegründern von SDP und anderen Oppositionsgruppen. Während des Studiums befassten sich Meckel und Gutzeit mit den Theorien von Marx und Hegel, wobei sie sich eher mit Hegels Theorien identifizieren konnten.16
2.3. Berufsleben und Friedensgruppen
Nach dem Examen 1978 und einem freien Hegel-Studium wurde Markus Meckel 1980 Vikar und später Pfarrer in Vipperow an der Müritz. Dort blieb er bis 1988 Pfarrer. Auch in dieser Zeit hatte er enge Kontakte zu Martin Gutzeit, der von 1982 bis 1986 Pfarrer in der Nachbargemeinde Schwarz war.17 Auch in der Zeit als Pfarrer haben Meckel und Gutzeit gemeinsam die
[...]
1 Vgl. Neubert, Ehrhart: Geschichte der Opposition in der DDR 1949-1989, Bonn 1997, S.835.
2 Vgl. Meckel, Markus in: Herzberg, Wolfgang/von zur Mühlen, Patrik (Hrsg.): Auf den Anfang kommt es an. Sozialdemokratischer Neubeginn in der DDR 1989, Bonn 1993, S.119.
3 Herzberg, Wolfgang/von zur Mühlen, Patrik (Hrsg.): Auf den Anfang kommt es an. Sozialdemokratischer Neubeginn in der DDR 1989, Bonn 1993.
4 Vgl. Meckel, Markus in: Herzberg/von zur Mühlen: Auf den Anfang kommt es an, S.106.
5 Vgl. Herzberg, Wolfgang: Der Gründerkreis des sozialdemokratischen Neubeginns in der DDR 1989: Versuch einer Analyse ihrer kollektiven Biographie, in: Herzberg, Wolfgang/vonnur zur Mühlen, Patrik (Hrsg.): Auf den Anfang kommt es an. Sozialdemokratischer Neubeginn in der DDR 1989, Bonn 1993, S. 16.
6 Meckel, Markus in: Herzberg/von zur Mühlen: Auf den Anfang kommt es an, S.106.
7 vgl. ebd., S. 107
8 Vgl. Herzberg, Wolfgang, in: Herzberg/von zur Mühlen: Auf den Anfang kommt es an, S. 16.
9 Meckel, Markus in: Herzberg/von zur Mühlen: Auf den Anfang kommt es an, S.108-109.
10 Vgl. Herzberg, Wolfgang, in: Herzberg/von zur Mühlen: Auf den Anfang kommt es an, S. 23-
11 Vgl. Meckel, Markus in: Herzberg/von zur Mühlen: Auf den Anfang kommt es an, S. 109-110.
12 Vgl. ebd., S 110.
13 Neubert, Ehrhart: Geschichte der Opposition in der DDR 1949-1989, Bonn 1997, S.300.
14 Meckel, Markus in: Herzberg/von zur Mühlen: Auf den Anfang kommt es an, S. 110.
15 Martin Gutzeit: geb. 1952 in Cottbus, Sohn eines Pfarrers, 1968-1970 Ausbildung zum Elektromonteur, 1971 Abitur an der Abendschule, 1972-1979 Theologiestudium, anschließend Vikar und Pastor. Mitbegründer der SDP, seit 1993 Landesbeauftragter für die Stasiunterlagen in Berlin. Quelle: http://www.chronikderwende.de/_/lexikon/biografien/biographie_jsp/key=gutzeit_martin.html (03.03.2007).
16 Vgl. .Meckel, Markus in: Herzberg/von zur Mühlen: Auf den Anfang kommt es an, S.112-113.
17 Vgl. ebd., S. 113.
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