Assia Djebar schildert in L´amour, la fantasia, dem ersten Teil einer Tetralogie, die Geschichte und Gegenwart Algeriens, wobei sprachliche und kulturelle Aspekte überwiegen. Deshalb soll in der vorliegenden Arbeit die Sprache im Maghreb im Hinblick auf den kolonialen Hintergrund untersucht werden. Dabei wird die Beziehung zwischen Männern und Frauen und deren Entwicklung ein zentrales Thema einnehmen.
In L`amour, la fantasia beschreibt Djebar zum einen die Zeit vom Fall Algiers bis hin zu den Unabhängigkeitskriegen. Sie bezieht sich auf Zeugenberichte und französische Kriegskorrespondenzen zwischen 1830 und 1860/1870, die sie vor allem im ersten und zweiten Abschnitt dokumentiert und teils ironisch hinterfragt. Demgegenüber stellt sie im dritten Teil des Romans mündliche aus dem Arabischen übersetzte Berichte von algerischen Frauen. Dabei geht es ihr um das nicht nur in diesem Roman zentrale Anliegen, den Frauen die Möglichkeit zu geben, sich zu äußern, was im folgenden Zitat deutlich wird: «Réveiller la voix longtemps silencieuse des femmes algériennes. C´est autour de ce thème que se développe la production littéraire d`Assia Djebar depuis les années 1980[.]» Susan Ireland gibt an, dass viele weibliche Autorinnen die Wichtigkeit der Frauen betonen, die es ablehnen zu schweigen und sich einschüchtern zu lassen. In die Kapitel fügen sich autobiographische Schilderungen Djebars. Demnach verbindet sie in diesem Roman Fakten und Fiktion mit Autobiographie und Geschichte, die sich in Individual- und Sozialgeschichte unterteilt.
Im Folgenden wird zunächst zum besseren Verständnis die Situation von schreibenden algerischen Frauen dargestellt. Anschließend gehe ich auf Djebars Konflikt zwischen der französischen und der algerischen Sprache ein. Neben einer allgemeinen Darstellung dieses Konflikts werde ich versuchen aufzuzeigen, in welcher Form er in L´amour, la fantasia präsent ist. Anschließend widme ich mich zwei wichtigen Vorgehensweisen der Autorin: der Verarbeitung von Kriegskorrespondenzen und den Erzählungen arabischer Frauen. Dabei soll herausgearbeitet werden, wie sie mit den französischen Texten und den mündlichen Berichten umgeht und welche Intentionen sie mit dieser Darstellung verbindet. Zum Abschluss untersuche ich die im Roman dargestellten sprachlichen und kulturellen Gegebenheiten und Weiterentwicklungen, die auf die kulturelle Begegnung Frankreichs und Algeriens zurück zu führen sind.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Schreibende Frauen in Algerien
3 Das Französische und das Arabische
4 Kriegskorrespondenzen und die Stimme Djebars
5 Polyphonie
6 Sprachliche und kulturelle Unterschiede
6.1 Die Entwicklung der Sprache und der Kultur durch französischen Einfluss
7 Abschlussbetrachtungen
8 Literaturverzeichnis
8.1 Primärliteratur
8.2 Sekundärliteratur
1 Einleitung
Assia Djebar schildert in L´amour, la fantasia, dem ersten Teil einer Tetralogie[1], der 1985 veröffentlicht wurde, die Geschichte und Gegenwart Algeriens, wobei sprachliche und kulturelle Aspekte überwiegen. Deshalb soll in der vorliegenden Arbeit die Sprache im Maghreb im Hinblick auf den kolonialen Hintergrund untersucht werden. Dabei wird die Beziehung zwischen Männern und Frauen und deren Entwicklung ein zentrales Thema einnehmen.
In L` amour, la fantasia beschreibt Djebar zum einen die Zeit vom Fall Algiers bis hin zu den Unabhängigkeitskriegen. Sie bezieht sich auf Zeugenberichte und französische Kriegskorrespondenzen zwischen 1830 und 1860/1870[2], die sie vor allem im ersten und zweiten Abschnitt dokumentiert und teils ironisch hinterfragt. Demgegenüber stellt sie im dritten Teil des Romans mündliche Berichte von algerischen Frauen, die sie aus dem Arabischen übersetzt hat. Dabei geht es ihr um das nicht nur in diesem Roman zentrale Anliegen, den Frauen die Möglichkeit zu geben, sich zu äußern, was im folgenden Zitat deutlich wird: «Réveiller la voix longtemps silencieuse des femmes algériennes. C´est autour de ce thème que se développe la production littéraire d`Assia Djebar depuis les années 1980[.]»[3] Susan Ireland gibt an, dass viele weibliche Autorinnen die Wichtigkeit der Frauen betonen, die es ablehnen zu schweigen und sich einschüchtern zu lassen[4]. In die Kapitel fügen sich autobiographische Schilderungen Djebars. Demnach verbindet sie in diesem Roman Fakten und Fiktion mit Autobiographie und Geschichte, die sich in Individual- und Sozialgeschichte unterteilt. Dadurch sieht Jürgen Grimm den Roman als «autobiographie double»[5], in der weibliche und nationale Selbstfindung Algeriens gegen innere und äußere Kolonisation und als Erinnerungsarbeit parallel gesetzt werden.
Im Folgenden wird zunächst zum besseren Verständnis die Situation von schreibenden algerischen Frauen dargestellt. Anschließend gehe ich auf Djebars Konflikt zwischen der französischen und der algerischen Sprache ein. Neben einer allgemeinen Darstellung dieses Konflikts werde ich versuchen aufzuzeigen, in welcher Form er in L´amour, la fantasia präsent ist. Anschließend widme ich mich zwei wichtigen Vorgehensweisen der Autorin: der Verarbeitung von Kriegskorrespondenzen und den Erzählungen arabischer Frauen. Dabei soll herausgearbeitet werden, wie sie mit den französischen Texten und den mündlichen Berichten umgeht und welche Intentionen sie mit dieser Darstellung verbindet. Zum Abschluss untersuche ich die im Roman dargestellten sprachlichen und kulturellen Gegebenheiten und Weiterentwicklungen, die auf die kulturelle Begegnung Frankreichs und Algeriens zurück zu führen sind.
2 Schreibende Frauen in Algerien
Nach Esther Winkelmann wurden die algerischen Frauen nach dem Tod des Propheten Mohammed vom Schrifttum ausgeschlossen, wodurch sie erst in den 40er/50er Jahren des vorigen Jahrhunderts publizierten. Seit den achtziger Jahren veröffentlichten immer mehr algerische Frauen ihre Romane. Assia Djebar war mit der Veröffentlichung ihres ersten Romans La Soif 1957 die dritte Frau, die schriftlich in der Öffentlichkeit das Wort ergriff. Sie beschreibt darin den Emanzipationsversuch einer algerischen Frau kurz vor den Unabhängigkeitskriegen und wurde mit 21 Jahren in Frankreich berühmt. Ihr zweiter Roman, Les impatients, befasst sich ebenfalls mit dem Streben nach Freiheit und dem Aufbegehren gegen die Grenzen einer patriarchalischen Tradition. In den beiden folgenden Werken verknüpft sie Schicksale von Frauen, die im Hintergrund stehen, mit der Geschichte[6] ihres Landes. Solange in der algerischen Literatur der Schwerpunkt auf den Befreiungskriegen lag, was nach Winkelmann bis Ende der 70er Jahre der Fall war, wurden auch schreibende Frauen akzeptiert. Das Aufgreifen einer anderen Thematik galt als Skandal. Deshalb gerieten die ersten beiden Romane Djebars in Algerien in Kritik[7], während sie ihr in Frankreich Erfolg einbrachten. In L´amour, la fantasia wendet sie sich verstärkt der in ihrem Land geforderten Thematik der Befreiungskriege zu. Dabei thematisiert sie aber nach wie vor das Thema der Frauenemanzipation, indem sie beispielsweise die Schwierigkeiten beschreibt, die für eine algerische Frau mit dem Schreiben verbunden sind:
L´écriture est dévoilement, en public, devant des voyeurs qui ricanent... Une reine s´avance dans la rue, blanche, anonyme, drapée, mais quand le suaire de laine rêche s´arrache et tombe d´un coup à ses pieds auparavant divinés, elle se retrouve mendiante accroupie dans la poussière, sous les crachets et les quolibets.[8]
Nach Winkelmann bedeutet das Wort `entschleiern´ im Maghreb ursprünglich `nackt´, wodurch schreibende Frauen bis heute unüblich sind[9]. Winkelmann betont, dass Frauen, die trotzdem schrieben, Exhibitionismus vorgeworfen wurde[10]. Man sah in schreibenden Frauen die Gefahr, dass bestehende Machtverhältnisse angetastet werden könnten. Aus diesen Gründen hat man die Frau nach Winkelmann auf den Bereich der Mündlichkeit verwiesen, womit die Bewahrung von Überlieferungen, Traditionen und des kollektiven Gedächtnisses verbunden war. Diesen Stimmen, Gesängen und Dichtungen garantiert Assia Djebar eine gewisse Öffentlichkeit, indem sie sie in ihren Romanen berücksichtigt.
In L´amour, la fantasia ging es Djebar aber ferner um das Darstellen ihrer Biographie. Sie äußert sich diesbezüglich wie folgt: « L´amour, la fantasia est une première étape d´écriture autobiographique. C´est une autobiographie de ma formation d´écrivain, de mes années d´enfance, de mes rapports avec la langue de l´autre et avec ma langue maternelle.»[11]. Es geht ihr dabei um einen Lebensabschnitt, der exemplarisch aufweist, wie das Leben für eine Frau außerhalb des Harems sein kann. Assia Djebar, die 1936 in Cherchell bei Algier geboren wurde, konnte durch ihren Vater neben der Koranschule die französische Schule besuchen, an der ihr Vater unterrichtete. Dies ermöglichte ihr im Gegensatz zu vielen anderen algerischen Frauen Abitur zu machen und zu studieren. Durch diese Ausbildung wurde sie eine der renommiertesten Autorinnen des Maghrebs, Regisseurin, Historikerin und Hochschullehrerin. Sie studierte als erste Algerierin an der École Normale Supérieure in Paris[12] und wurde am 16.06.2005 als erste Autorin des Maghreb in die Académie Française gewählt[13]. All dies wäre ihr in der traditionellen Kultur nicht möglich gewesen. Sie setzt sich viel mit ihrer eigenen Entwicklung und dem in ihrem Land vorgesehenen Werdegang für Frauen auseinander: «Au fond, ce livre répond à la question : qu´est-ce que je suis en tant que femme, en tant qu´algérienne, en tant qu´écrivain ?»[14]. Hier gibt sie klar zu verstehen, dass es ihr nach wie vor nicht primär um den Befreiungskrieg ging, sondern auch um die Stellung der algerischen Frau.
Da in der islamischen Gesellschaft das Kollektiv mehr als das Individuum zählt[15], konnte die Autobiographie nur durch den Einfluss der französischen Kultur in den Maghreb Einzug erhalten. Mittlerweile ist nach Jürgen Grimm die maghrebinische Literatur in französischer Sprache durch eine Dominanz des autobiographischen Schreibens gekennzeichnet[16]. Die Autobiographie stellt für algerische Autorinnen allerdings gleich zwei Hindernisse dar. Zum einen herrschte früher im Maghreb das Gebot vor, nicht über die Kindheit zu sprechen. Frauen sollten im Alltag nur über Banalitäten sprechen[17]. Zum anderen ist die Verwendung der ersten Person Singular im Arabischen aufgrund des kulturellen Kontextes untersagt und demnach für algerische Autoren problematisch[18]. In autobiographischen Texten verwenden algerische Autoren oft die erste Person Singular, was nur in französischer Sprache möglich ist, weil sie nicht mit der islamischen Religion und Kultur in Zusammenhang gebracht wird[19]. Grimm betont, dass bei maghrebinischen Autobiographien die Existenz eines `moi´ zentral ist, wohingegen die Linearität und der Wahrheitsanspruch traditioneller Autobiographien in den Hintergrund treten. Autobiographie Schilderungen algerischer Autoren und Autorinnen werden durch lyrische, dramatische, metaliterarische und historische Passagen wie in L´amour, la fantasia durchbrochen[20]. Bei Frauen wird dies noch weniger akzeptiert als bei Männern. Die französische Sprache bietet hierbei die Möglichkeit, Grenzen zu überschreiten. Mit der Verwendung des Hocharabischen hätte man nach Erlangung der Unabhängigkeit eine noch geringere Leserschaft erreicht und das Schreiben auf Französisch bietet die Möglichkeit eines freieren Ausdrucks und das Brechen politischer, religiöser und sexueller Tabus. Die Möglichkeit des Tabubruchs ist für Frauen hier bedeutender als für Männer, da sie wesentlich eingeschränkter sind. Mit der Verwendung der feindlichen Sprache geht man allerdings auch das Risiko ein, im eigenen Land nicht anerkannt zu werden. Deshalb wurde häufig verschiedenen Autoren das Schreiben auf Französisch vorgeworfen.[21] Djebar beherrschte Arabisch wie andere Autoren nur unzureichend. So blieben vielen Autoren bei der französischen Schriftsprache und nur wenige gingen zum Arabischen über.
Djebars Schwierigkeit für «je» zu sagen ist in L´amour, la fantasia dadurch präsent, dass die Erzählerin häufig zwischen der ersten und der dritten Person Singular wechselt:
Fillette arabe allant pour la première fois à l´école (…) A dix-sept ans, j´entre dans l´histoire d´amour (...) L´adolescente sortie de pension est cloîtrée l´été dans l´appartement (...) Les mois, les années suivantes, je me suis engloutie dans l´histoire d´amour (...)[22]
(…) le couple [damit meint sie sich selbst und ihren ersten Mann] emménagea pour célébrer la noce. (…) La future épousée circulait dans les chambres (…) Elle recevait sa mère (…) Les trois femmes avaient fait un ménage méthodique, puis la mère et la fiancée allèrent acheter (...). La jeune fille s´aperçut qu´elle souffrait de l´absence du père (...) Ma mère (...) se trouvait dans un Paris d´hiver et elle n´avait pas à pleurer. (...) mon père (...) je me laissais ainsi envahir par le souvernir du père : je décidai de lui envoyer (...) Le mariage signifiait d´abord pour moi départ (...) L´épouse, amusée par cette tristesse supersticieuse, le rassure. Elle dépeint l´avenir de leur amour (...) J´ai formulé ce souhait sur un ton conventionnel...[23]
Jeanne-Marie Clerc bezeichnet diese Schreibweise treffend als «langue socialisé»[24]. Der Leser kann dadurch zwar irritiert werden, aber die kulturelle Problematik kommt sehr deutlich zum Ausdruck.
Bei Djebar wird diese kulturelle Problematik an verschiedenen Stellen des Romans deutlich. Sie findet sich auch in der metaphorischen Verwendung des Französischen als Schleier, was schon in ihrem ersten Roman vorzufinden war und ihr eine nötige Distanz zwischen ihrer Person und dem Text sicherte[25]. In einem Interview beschreibt sie die Schleierfunktion der französischen Sprache folgendermaßen: «Comme si, repartie nue de chez moi, je m´enveloppait seulement de cette langue! Elle, mon unique manteau ! Jusque-là, l´écriture française avait été, pour moi, une sorte de voile[.]»[26]. Diese Schleierfunktion ist auch in L´amour, la fantasia präsent und wird dementsprechend formuliert: «L´autobiographie pratiquée dans la langue adverse se tisse comme fiction, du moins tant que l´oubli des morts charriés par l´écriture n´obère pas son anesthésie. Croyant <me parcourir>, je ne fais que choisir une autre voile.»[27]. Aufgrund dieser Problematik geriet sie in den siebziger Jahren in eine Schaffenskrise und verfasste gemäß den Geboten ihrer Kultur aus Angst zu viel von sich preis zu geben zehn Jahre lang keine Romane. In dieser Zeit überlegte sie auch, auf Arabisch zu schreiben, da für sie die Verwendung der Sprache der ehemaligen Kolonialherren ebenso konfliktreich war. Paradoxerweise hat ihr diese Sprache die Freiheit gebracht. Durch die Besetzung Algeriens wurden Voraussetzungen dafür geschaffen, dass Frauen wie sie außerhalb des Harems leben und sich in der Öffentlichkeit äußern können. In ihrer eigenen Kultur wäre sie nie zu Wort gekommen. Stattdessen hätte sie wie ihre Verwandten eingesperrt im Harem leben müssen. Doch Djebar litt in dieser Schaffenskrise darunter, dass sie ihre intellektuelle und literarische Entwicklung dem Feind zu verdanken hat, was ein weiterer Grund für ihr Schweigen darstellt[28]. Stattdessen hielt sich in der Zeit häufig zu Recherchen in Algerien auf, wobei sie zwei erfolgreiche Dokumentarfilme in arabischer und berberischer Sprache schuf und als Regisseurin und Regieassistentin in anderen Filmen arbeitete[29]. Durch die Filmarbeit kam sie zu den Themen, die ihr jetziges literarisches Schaffen bestimmen. Dazu gehört vordergründig die Suche nach der weiblichen Stimme und nach Zeugnissen von Unterdrückung und Emanzipation der Frau in der Vergangenheit und der Gegenwart. Dadurch spielt auch die - vornehmlich weibliche - Mündlichkeit eine große Rolle. Es finden sich auch filmische Vor-, Rück- und Überblendungstechniken in ihren Texten, die miteinander kombiniert werden.[30]
[...]
[1] Der zweite Teil, Ombre Sultan, erschien 1987, der dritte, Vaste est la prison, 1995 und der vierte, Le blanc de l`Algérie, 1996.
[2] Vgl. Djebar, 2000: 35.
[3] Vgl. Soares, 2001 : 201.
[4] Vgl. Ireland, 2001 : 51.
[5] Grimm, 1999 : 434.
[6] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Assia_Djebar.
[7] Vgl. Winkelmann, 2000 : 45.
[8] L´amour la fantasia, 1995: 204.
[9] Vgl. Winkelmann, 2000 : 45.
[10] Vgl. ebd. 45.
[11] Djebar, 2000: 36.
[12] Vgl. http://www.unionsverlag.com/info/person.asp?pers_id=12.
[13] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Assia_Djebar.
[14] Djebar, 2000: 36.
[15] Vgl. Winkelmann, 2000: 48.
[16] Vgl. Grimm, 1999: 434.
[17] In dem Kapitel «La mise à sac» wird der Umgang mit persönlichen Erzählungen von Frauen verdeutlicht. Sie finden in regelmäßigen Frauenversammlungen statt, die streng nach traditionellen Regeln ablaufen. So versammeln sich die Frauen in einem Kreis, wobei die älteste vorangeht, gefolgt von ihrer verheirateten Tochter, der die unverheirateten, geschiedenen und die verwitweten Töchter folgen. Die älteren Frauen sprechen zuerst. Sie stellen nach traditioneller Art Fragen, die stets Danksagungen an Gott und den Propheten enthalten. Man unterhält sich über familiäre Probleme. Doch statt Leid zu klagen, sei es wegen einer Verstoßung oder einer momentanen Trennung, beenden die Frauen ihre Erzählungen immer mit Bekundungen, dass sie sich in Gottes Schicksal und das der Heiligen fügen. Manchmal ergreifen auch die Töchter das Wort und deuten kurz im Flüsterton familiäre Probleme an. Man kann nach Djebar in diesen Versammlungen die unmögliche Revolte der Frauen sehen. Sie befreien sich hier, indem sie das Wort ergreifen, was öffentlich nicht möglich ist. Dabei verwenden sie nicht die erste Person Singular, was ihnen verboten ist. Sie sprechen in traditionellen stereotypen Wendungen, zu denen Gottesbezüge dazugehören. Selbst Freude und Glück werden nicht direkt geäußert, sondern nur über Litoten, Sprichwörter, Rätsel und Fabeln angedeutet. Auch bei Hochzeiten und Trauerfeiern dürfen Frauen öffentlich nicht zu deutlich ihre Gefühle zeigen. Dementsprechend wird eine Frau als geringschätzig betrachtet, wenn sie dies tut. Diese Frauen werden von Männern verstoßen und bleiben selbst unter Frauen verschleiert, um anonym zu bleiben.
[18] Vgl. Winkelmann, 2000: 48-49.
[19] Vgl ebd. 49.
[20] Vgl. Grimm, 1999: 434.
[21] Vgl. Winkelmann, 2000 : 34-36.
[22] L´amour, la fantasia, 1995: 11-12.
[23] Ebd. 117-123.
[24] Clerc, 1997: 60.
[25] Vgl. Winkelmann, 2000: 50.
[26] Ruhe, 2001: 12
[27] L´amour la fantasia, 1995: 243.
[28] Vgl. http://ursulahomann.de/SchreibenAlsEntschleierungDieAlgerischeSchriftstellerin
AssiaDjebar/kap001.html.
[29] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Assia_Djebar.
[30] Vgl. http://ursulahomann.de/SchreibenAlsEntschleierungDieAlgerischeSchriftstellerin
AssiaDjebar/kap001.html.
- Citar trabajo
- Angelina Kalden (Autor), 2006, "L´amour la Fantasia" von Assia Djebar - Kultur und Sprache im Maghreb, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77905
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