Schon früh stand die geistige und moralische Erziehung und Bildung des Menschen in engem Zusammenhang mit der körperlichen Erziehung.
Heute ist längst wissenschaftlich belegt, dass Kinder durch Bewegung konzentrierter und entspannter sind und somit interessierter am Unterricht der Schulen teilnehmen.
Der Autor leitet sein Interesse an dieser Arbeit daraus ab, dass er selbst angehender Lehrer ist und somit Erziehung für ihn einen ständigen Bestandteil seiner späteren beruflichen Laufbahn darstellen wird. Des Weiteren ist er seit Jahren selbst im leistungsorientierten Fußball aktiv, weswegen gerade der Aspekt der Erziehung in Verbindung mit dem Fußballspiel für ihn von besonderem Interesse ist. Dabei sieht er die Bearbeitung des Themas als eine besondere Herausforderung an, weil es dazu in der speziellen Fußballliteratur kaum Lesenswertes und Informatives zu finden gibt.
inwieweit erzieherische Aspekte des Sports einer gesellschaftlichen Abhängigkeit und einem damit verbundenen Wandel unterliegen, werden exemplarisch ausgewählte Vertreter ihrer Zeit und auch politische Systeme vorgestellt.
Es folgt ein kurzer Abriss über die Historie des Fußballspiels, weil es bereits sehr schnell unter erzieherischen Gesichtspunkten gesehen wurde.
Nach der Vorstellung des modernen Fußballspiels in Deutschland mit seinen Erscheinungsformen wird der erzieherische Wert des Fußballspiels zum besseren Verständnis anhand von erzieherischen Einzelwerten dargelegt.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Begriffserläuterungen zum eigenen Verständnis der Arbeit
2.1 Erziehung
2.2 Werte im Sport
2.3 Sport
2.4 Fußball
3 Erzieherische Aspekte des Sports in der historischen Entwicklung
3.1 Die Erziehungsgedanken des Rousseau
3.2 Philantrophische Erziehung nach GutsMuths
3.3 Friedrich Ludwig Jahn und das Turnen
3.4 Turnen und Gymnastik nach Spieß und Pestalozzi
3.5 Sport in England und seine Anfänge in Deutschland
3.6 Sport im Nationalsozialismus
3.7 Sport im geteilten Deutschland
4 Die historische Entwicklung des Fußballspiels
4.1 Die Anfänge des Fußballspiels in England
4.2 Entwicklungen des Fußballspiels in Deutschland
5 Das moderne Fußballspiel in Deutschland und seine Erscheinungsformen
5.1 Fußball in der Schule
5.2 Freizeitfußball / Straßenfußball
5.3 Fußball im Verein auf Amateurebene
5.4 Profifußball
6 Die erzieherischen Werte des Fußballspiels
6.1 Kooperation
6.2 Teamgeist
6.3 Kameradschaft
6.4 Disziplin
6.5 Ordnung
6.6 Fairness / Fair Play
6.7 Integration und Toleranz
6.8 Gesundheitsbewusstsein
7 Ergebnisse in graphischer Darstellung
8 Zusammenfassung
9 Fazit.
10 Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1 Die erzieherischen Werte in den jeweiligen Erscheinungsformen des Fußballspiels, bewertet nach dem Grad ihrer Umsetzung
Abb. 2 Der erzieherische Wert des Fußballspiels
1 Einleitung
Schon früh stand die geistige und moralische Erziehung und Bildung des Menschen in engem Zusammenhang mit der körperlichen Erziehung.
Heute ist längst wissenschaftlich belegt, dass Kinder durch Bewegung konzentrierter und entspannter sind und somit interessierter am Unterricht der Schulen teilnehmen.[1]
Die Wichtigkeit dieses Themas unterstreicht die Tatsache, dass die Europäische Union (EU) das Jahr 2004 zum „Europäischen Jahr der Erziehung durch Sport“[2] erklärt hat. Dabei geht es nicht nur um den Schulsport. Die deutsche Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, sagte anlässlich der nationalen Auftaktveranstaltung des Europäischen Jahres der Erziehung durch Sport:
„Im Mittelpunkt steht vielmehr die Bedeutung des Sports für Erziehung und Bildung. Es geht um die Vermittlung von Werten wie Teamarbeit und Solidarität. Es geht um Fairness und Toleranz und um die Integration benachteiligter Menschen.“[3]
Ziel dieser Arbeit ist es, den erzieherischen Wert des Sports darzustellen, denn Sport hat eine wichtige erzieherische Aufgabe.[4] „Kinder finden über den Sport einen direkten Zugang zu wichtigen sozialen Kompetenzen wie Mannschaftsgeist und Fairplay.“[5] Diese Thematik wird unter besonderer Berücksichtigung des Fußballspiels bearbeitet. Dabei stellen sich die Fragen, was den erzieherischen Wert des Sports und im Speziellen des Fußballspiels ausmacht, mit welchen inhaltlichen Schwerpunkten und wie bzw. in welchem Rahmen er in Erscheinung tritt.
Die genannten Thesen treffen sowohl für männliche als auch für weibliche Sportler aller Altersklassen zu.
Zugrunde gelegt wird in dieser Arbeit entsprechend der Themenstellung nur das Fußballspiel als Spiel an sich. Der Verfasser beschränkt sich hierbei auf Deutschland. Der gesamte organisatorische Rahmen des Fußballsports wie z.B. Verbände, aber auch die Medien oder die Fans werden nicht berücksichtigt.
Der Autor leitet sein Interesse an dieser Arbeit daraus ab, dass er selbst angehender Lehrer ist und somit Erziehung für ihn einen ständigen Bestandteil seiner späteren beruflichen Laufbahn darstellen wird. Des Weiteren ist er seit Jahren selbst im leistungsorientierten Fußball aktiv, weswegen gerade der Aspekt der Erziehung in Verbindung mit dem Fußballspiel für ihn von besonderem Interesse ist. Dabei sieht er die Bearbeitung des Themas als eine besondere Herausforderung an, weil es dazu in der speziellen Fußballliteratur kaum Lesenswertes und Informatives zu finden gibt.
Im Folgenden werden zunächst die wichtigsten Begriffe, die sich aus der Themenstellung ergeben, zum eigenen Verständnis erläutert.
Um anschließend aufzuzeigen, inwieweit erzieherische Aspekte des Sports einer gesellschaftlichen Abhängigkeit und einem damit verbundenen Wandel unterliegen, werden exemplarisch ausgewählte Vertreter ihrer Zeit und auch politische Systeme vorgestellt.
Es folgt ein kurzer Abriss über die Historie des Fußballspiels, weil es bereits sehr schnell unter erzieherischen Gesichtspunkten gesehen wurde.
Nach der Vorstellung des modernen Fußballspiels in Deutschland mit seinen Erscheinungsformen wird der erzieherische Wert des Fußballspiels zum besseren Verständnis anhand von erzieherischen Einzelwerten dargelegt.
Nach der Zusammenfassung endet die Arbeit mit einem Rückblick und einer persönlichen Bewertung der Ergebnisse im Fazit. Hier werden weitere Fragestellungen, die sich im Verlauf der Beschäftigung mit dem Thema ergeben haben, aufgeführt.
2 Begriffserläuterungen zum eigenen Verständnis der Arbeit
Zum Verständnis der Themenstellung werden zunächst die zugrunde liegenden Begriffe „Erziehung“, „Werte im Sport“, „Sport“ und „Fußball“ erläutert. Von „Fußball“ abgesehen sind die anderen aufgeführten Begriffe nur schwer präzise und eindeutig zu fassen, sodass es erforderlich scheint, mit den Erläuterungen einen gewissen Rahmen für diese Arbeit abzustecken.
2.1 Erziehung
Neben Lernen, Entwicklung und Sozialisation sind die Begriffe der Erziehung und Bildung die wichtigsten Grundbegriffe der Pädagogik und Sportpädagogik.[6]
Die Menschen beschäftigen sich mit der Erziehung, weil sie die Erkenntnis der menschlichen Unzulänglichkeit haben und die Hoffnung, diese durch Erziehung zu überwinden und dadurch zu einem Zustand zu kommen, der eine zufriedenere und glücklichere, freiheitlichere und friedvollere Zukunft garantiert.[7]
Einzelpersonen, z.B. Eltern und Lehrer, können absichtsvoll und gezielt bestimmte erzieherische Maßnahmen ergreifen und somit erzieherisch handelnd tätig werden. Aber auch Dritte, wie etwa Geschwister, Freunde oder Sportidole, die gar nicht erziehen wollen, können unbeabsichtigt und ungeplant erziehen. Sie beeinflussen durch ihr Verhalten die Entwicklung eines Menschen, sein Verhalten, seine Einstellungen, auch sein Denken und Fühlen. Filme oder Videospiele üben ebenfalls einen erzieherischen Einfluss aus, wenn auch oftmals einen ungeplanten.
Des Weiteren erziehen Organisationen wie die Schule oder der Sportverein, neben sämtlichen weiteren Einflüssen, denen Kinder ausgesetzt sind, die Kinder zu Mündigkeit, Selbstständigkeit und Selbstverantwortung.[8]
Es ist nicht Thema dieser Arbeit, im Detail auf einzelne Erziehungsstile einzugehen. Als Grundlage für das weitere Verständnis sollen folgende Ausführungen dienen:
„Als Erziehung werden diejenigen Maßnahmen und Prozesse bezeichnet, die den Menschen befähigen, seine Kräfte und Möglichkeiten zu entfalten und mit Hilfe derer er selbständig und mündig werden kann.“[9] Ähnlich argumentieren Kaiser und Kaiser. Ihnen geht es „darum, der nachwachsenden Generation die in einer Gesellschaft vorhandenen und für ihren Bestand und ihre Weiterentwicklung als wichtig angesehenen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Einstellungen zu vermitteln.“[10]
Dabei entscheiden die Strukturen z.B. des Sports, die Ziele und das Selbstverständnis von Organisationen und Institutionen mit über die Art und die Ziele der Erziehung, die in ihnen stattfindet.[11]
Der Prozess der Erziehung ist ein lebenslanger und er beinhaltet nicht nur das erzieherische Handeln, sondern auch die Ergebnisse der unterschiedlichsten Erziehungsprozesse intentionaler, absichtlicher oder ungeplanter, unabsichtlicher und funktionaler Art.[12]
2.2 Werte im Sport
Der Wert-Begriff bezeichnet das Hochgeschätzte, das Gut, um das es geht, das regulative Prinzip der Handlungen, die Sinnbezüge im Gelebten. Der Begriff selbst stammt aus der Wertphilosophie der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.[13]
William I. Thomas und Florian Znaniecki definieren als Wert die objektive Bedeutung, die ein Phänomen für die Mitglieder einer Gruppe hat und es zum Gegenstand des Handelns der Gruppenmitglieder macht. Werte bestehen aus generalisierten Verhaltensstandards, die sich in einer spezifischeren, konkreteren Form als soziale Normen darstellen. Verschiedene Menschen können gemeinsame Werte haben, die über spezifische Normen, die diese Werte verkörpern, unterschiedliche Ansichten vertreten.[14]
Die Werte im Sport sind nicht unverrückbar vorgegeben, sondern unterliegen permanent dem Prozess des sozialen Wandels. Sie entstehen, bleiben und vergehen, sie überlagern und verschieben sich.[15]
Der eigentliche erzieherische Wert des Sports versteht sich eher als Summe unterschiedlichster erzieherischer Werte in Verknüpfung mit verschiedenen sozialen Werten. Eine genaue begriffliche Unterscheidung zwischen beiden Bereichen ist kaum zu ziehen. Hägele führt dazu folgende Werte, die den Sport bestimmen, an, wobei er sich auf die Benennung der wichtigsten beschränkt: „Spiel, Leistung, Erfolg, Wettkampf, Kooperation, Kameradschaft, Teamgeist, Gemeinschaft, Wohlbefinden, Selbstverwirklichung, Chancengleichheit, Vergnügen, Spaß, Freude, Disziplin, Ordnung, Askese, Freiheit, Kreativität, Spontaneität, aber auch Schönheit und nicht zuletzt ‚Fair Play’.“[16]
Den hier genannten Werten sollen noch die Begriffe Integration und Toleranz sowie Gesundheitsbewusstsein hinzugefügt werden.
Aus diesen Werten des Sports im Allgemeinen ergibt sich der erzieherische Wert des Fußballspiels im Speziellen, auf den unter Kapitel 6 im Einzelnen eingegangen wird.
2.3 Sport
Das Wort „Sport“ kommt aus dem Englischen und bedeutete ursprünglich so viel wie Zeitvertreib oder Spiel. Sport ist eine „Sammelbezeichnung für die an spielerischer Selbstentfaltung sowie am Leistungsstreben ausgerichteten vielgestaltigen Formen körperlicher Betätigung, die sowohl der geistigen und körperlichen Beweglichkeit als auch dem allgemeinen Wohlbefinden dienen sollen.“[17]
Schmitz definiert Sport als „generalisierte Bezeichnung für eine Vielzahl von Handlungsformen oder Tätigkeiten durch Bewegungsaktivitäten einfacher oder komplexer Art, ohne, mit oder an Geräten, zu Lande, zu Wasser oder in der Luft, mit unterschiedlichen Absichten, Einstellungen und Verhaltensweisen, folglich im Grunde schon eine Abstraktion von zahlreichen und sehr differenzierten Handlungsabläufen und konkreten Erscheinungen, die indessen nur wirklich und damit objektiv-feststellbar sind, wenn jemand sich in dieser Weise betätigt.“[18]
Sportliche Aktivitäten werden aus Interesse an der Überwindung von physischen, aber auch psychischen Herausforderungen unternommen, häufig aber auch um ihrer selbst willen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die spielbetonte, individuelle und nicht organisierte Freude an der Selbststeigerung ohne Wettkampfstreben. Dem gegenüber steht der überwiegend regelgebundene und im Rahmen von eigens dazu bestimmten Organisationen durchgeführte freiwillige Leistungsvergleich auf unterschiedlichen Ebenen.
Von der Kindheit bis ins Alter gehören Spiel und Sport zur Persönlichkeitsbildung und Gesunderhaltung. Dementsprechend gibt es Aktivitäten des Erholungssports, die heute als wichtiger Teil erfüllender Freizeitgestaltung und als unersetzliches rekreatives Lebenselement gelten.
Darüber hinaus verkörpert der Sport einen wesentlichen Bereich der individuellen wie der gesellschaftlichen Bildung. Damit ist er ebenso eine Aufgabe politischen Handelns wie auch ein Wirtschaftsfaktor und ein fester Bestandteil der Medienberichterstattung, aber natürlich auch ein Gegenstand wissenschaftlicher Forschung in Sporthochschulen mit Differenzierung in zahlreichen Disziplinen.[19]
Sport ist, so sagen Grupe und Krüger, „heute zu einem Sammelbegriff für viele Arten von Leibesübungen und körperlichen Betätigungen geworden, so daß [sic] mit dem Begriff Sport die Vielfalt der Möglichkeiten körperorientierter Bildung, Erziehung und Entwicklung in und durch Bewegung, Gymnastik, Turnen, Spiel und Sport für alle und in verschiedenen Organisationen und Institutionen erfaßt [sic] wird.“[20] Heutzutage ist der Sport und seine Inhalte mehr als die Summe der Sportarten, Sportaktivitäten und Sportgelegenheiten. Für viele Menschen ist Sport ein Teil ihres alltäglichen Lebens geworden.[21]
Es ließen sich hier zahlreiche weitere Definitionsvorschläge anführen, womit gesagt sein soll, dass es viele verschiedene Meinungen gibt, was Sport tatsächlich ist und wie man diesen Begriff eingrenzen könnte. Deshalb verstehen sich die Ausführungen allenfalls als Erläuterungen.
In den Bereich des Sports gehört auf jeden Fall als eine Sportart das Mannschaftsspiel „Fußball“.
2.4 Fußball
Fußball ist ein Sportspiel zwischen zwei Mannschaften, die jeweils aus elf Spielern oder Spielerinnen[22] bestehen, davon sind zehn Feldspieler, einer Torhüter. Ziel dieses Spiels ist es, den Ball möglichst oft und regelgerecht in das gegnerische Tor zu befördern und Tore der gegnerischen Mannschaft zu verhindern. Die Spielzeit im Männer- und Frauenbereich beträgt 2 x 45 Minuten, in den Jugendmannschaften wird kürzer gespielt. Die Überwachung des Spielverlaufs übernehmen in Abhängigkeit vom Alter bzw. Leistungsniveau ein Schiedsrichter sowie zwei Schiedsrichterassistenten, die sich diagonal gegenüberstehen.
Der Ball darf von den Feldspielern mit Ausnahme der Arme und der Hände mit jedem Körperteil gespielt werden (Ausnahme bildet der Einwurf), ausschließlich der Torhüter darf in seinem Strafraum die Hände und Arme benutzen. Verlässt er seinen Strafraum, gelten für ihn die gleichen Regeln wie für einen Feldspieler.[23]
„Fußball spielen – das bedeutet Spannung, Zweikämpfe, Tore erzielen, aber auch technische Tricks und taktische Richtlinien.“[24] Diese Beschreibung trifft natürlich auch auf andere Sportarten zu, trotzdem behauptet sich der Fußballsport konkurrenzlos als das beliebteste Ballspiel für Schüler.
In letzter Zeit ist eine steigende Beliebtheit des Fußballspiels auch bei Mädchen und Frauen festzustellen.
3 Erzieherische Aspekte des Sports in der historischen Entwicklung
Die geistige und moralische Erziehung und Bildung der Menschen stand schon früh in engem Zusammenhang mit der körperlichen Erziehung. Dies trifft sicherlich auch für die Antike und das Mittelalter zu. Aus Platzgründen wird hier auf diese Epochen verzichtet.
Der Einfachheit halber wird in diesem Kapitel der Begriff „Sport“ als Sammelbegriff für alle Formen körperlicher Aktivitäten verwendet.
Im Folgenden wird die Entwicklung verschiedener Konzepte körperlicher Erziehung, von Rousseau und GutsMuths über Jahn, Spieß und Pestalozzi, Sport im Dritten Reich, der Bundesrepublik Deutschland und der DDR vorgestellt.
Hier lässt sich aufzeigen, dass die körperliche Erziehung bzw. der Sport immer wieder durch politische, kulturelle oder soziale Bedingungen geprägt war bzw. ist. Auf diese Weise wird deutlich, dass auch die mit dem Sport verbundenen erzieherischen Aspekte einem steten Wandel in der Historie unterliegen. Außerdem wird deutlich, dass der erzieherische Wert sehr schwer konkret zu fassen ist.
Es ist anzumerken, dass es sich hier nicht um eine vollständige chronologische Darstellung handelt. Vielmehr sollen exemplarisch ausgewählte, exponierte Vertreter ihrer Zeit und auch politische Systeme in ihrer Verflechtung von Politik und Sport aufgezeigt werden.
3.1 Die Erziehungsgedanken des Rousseau
Körperliche Erziehung entsprach bei Rousseau (1712 – 1778) dem Ideal einer „natürlichen“ Erziehung und die leiblich-körperliche Entwicklung wurde bei ihm zum Modell der Erziehung überhaupt. In pädagogisch-didaktischem Bezug bemerkte Rousseau, „daß [sic] der Mensch erst durch die eigene Bewegung lernt, daß [sic] es Dinge außerhalb ihm gibt.“[25]
Zumindest im Kindes- und Jugendalter stünden dabei die vielfältigen und unmittelbaren körperlichen Erfahrungen, die man beim Spielen, Laufen, Schwimmen, bei Wettkämpfen und Wanderungen sammeln könne, im Mittelpunkt des natürlichen Erziehungsprozesses. Der Mensch werde dabei geschickt und gewandt, er härte seinen Körper ab, werde gesund, lerne, wie man seinen Körper und seine Sinne einzuschätzen und zu beherrschen habe und lerne schließlich die Dinge seiner natürlichen Umgebung über seine Bewegung kennen.[26]
Rousseau selbst sagte, dass die ständigen und kindgemäßen Leibesübungen uns lehren, „wie man seine Kräfte anwenden muss, die Beziehungen unseres Leibes zur Umgebung und die Anwendung der natürlichen Hilfsmittel, die uns zur Verfügung stehen und die unseren Organen entsprechen.“[27]
Rousseau hat seine Vorstellung einer „natürlichen“ Erziehung durch Leibesübungen nur theoretisch begründet, weitergedacht und in der Praxis erprobt wurden sie durch die Philantrophen, insbesondere durch Johann Christoph GutsMuths.
3.2 Philantrophische Erziehung nach GutsMuths
Johann Christoph GutsMuths (1759 – 1839) brachte im Jahre 1793 das Buch „Gymnastik für die Jugend. Enthaltend eine praktische Anweisung zu Leibesübungen. Ein Beitrag zur nötigsten Verbesserung der körperlichen Erziehung“[28] heraus. Diese kann als erstes Lehrbuch für pädagogische Leibesübungen bezeichnet werden.
GutsMuths führte für seine pädagogisch verstandenen Leibesübungen den Begriff der Gymnastik ein, um zu verdeutlichen, dass seine Gymnastik in der Tradition der als vorbildlich erachteten antiken griechischen Gymnastik stehen wolle. Gymnastik bedeutete „jene ‚Arbeit im Gewande jugendlicher Freude’, die vermittels körperlicher Übungen auf Gesundheit und gleichzeitige Beeinflussung von Geist und Gemüt abzielt.“[29]
Er war der Meinung, „daß [sic] Gymnastik zur Erziehung nothwendig [sic], und daß [sic] sie so, wie ich sie hier gebe, in ihren einzelnen Uebungen [sic] für Körper und
Geist der Jugend nicht etwa bloß unschädlich, sondern auch äuserst [sic] nützlich sey [sic].“[30]
[...]
[1] vgl.: http://www.ejes2004.de/fileadmin/fm-ejes2004/download/M_Rede_auftaktdsj.pdf, vom 01.06.2007.
[2] vgl.: http://www.ejes2004.de/index.php?id=2284, vom 01.06.2007.
[3] http://www.ejes2004.de/fileadmin/fm-ejes2004/download/M_Rede_auftaktdsj.pdf, vom 01.06.2007.
[4] vgl.: http://www.ejes2004.de/fileadmin/fm-ejes2004/download/M_Rede_auftaktdsj.pdf, vom 01.06.2007.
[5] http://www.ejes2004.de/fileadmin/fm-ejes2004/download/M_Rede_auftaktdsj.pdf, vom 01.06.2007.
[6] vgl.: Grupe, Ommo.; Krüger, Michael, Einführung in die Sportpädagogik, Schorndorf: Hofmann, 1997, S. 62.
[7] vgl.: Schmitz, Josef N., Allgemeine Grundlagen der Sportpädagogik: Grundbegriffe – Problemfeld – Zielproblematik, Schorndorf: Hofmann, 1978/79, S. 46.
[8] vgl.: Grupe, O.; Krüger, M., Einführung in die Sportpädagogik, 1997, S. 62 ff.
[9] Grupe, O.; Krüger, M., Einführung in die Sportpädagogik, 1997, S. 62.
[10] Kaiser, Arnim; Kaiser, Ruth, Studienbuch Pädagogik: Grund- und Prüfungswissen (6. Aufl.), Frankfurt am Main: Cornelsen, 1991, S. 17.
[11] vgl.: Grupe, O.; Krüger, M., Einführung in die Sportpädagogik, 1997, S. 64.
[12] vgl.: ebenda, S. 65.
[13] vgl.: Spies, Werner E., Bemerkungen zum Tagungsthema „Normen und Werte in der Erziehung“, in: Internationaler Arbeitskreis Sonnenberg (Hrsg.), Normen und Werte in der Erziehung, Braunschweig: Internationaler Arbeitskreis Sonnenberg, 1985, S. 6.
[14] vgl.: http://www.kress.de/medialexikon/fml.php?id=6190, vom 22.03.2007.
[15] vgl.: Hägele, Werner, Soziale Werte und Sport, in: Röthig, Peter; Größing, Stefan (Hrsg.), Sport und Gesellschaft: Kursbuch Sport, 5., unveränderte Auflage , Wiebelsheim: Limpert Verlag, 2007, S. 17.
[16] ebenda, S. 17.
[17] Der Brockhaus Sport = Der Brockhaus Sport: Sportarten und Regeln, Wettkämpfe und Athleten, Training und Fitness, 6., völlig neu bearbeitete Auflage, Mannheim: F.A. Brockhaus, 2007, S. 433.
[18] Schmitz, J.N., Allgemeine Grundlagen der Sportpädagogik, 1978/79, S. 162.
[19] vgl.: Der Brockhaus Sport = Der Brockhaus Sport, 2007, S. 433 ff.
[20] Grupe, O.; Krüger, M., Einführung in die Sportpädagogik, 1997, S. 47.
[21] vgl.: Grupe, O.; Krüger, M., Einführung in die Sportpädagogik, 1997, S. 46.
[22] Im Folgenden wird aus Gründen der Lesbarkeit auf die weiblichen Endungen „-in“ und „-innen“ verzichtet. Die männliche Form beinhaltet stellvertretend beide Geschlechter. Ebenso gilt dieses bei den Begriffen „Schiedsrichter“ und „Schiedsrichterin“, „Schiedsrichterassistent“ und „Schiedsrichterassistentin“, „Torwart“ und „Torwartin“, „Torhüter“ und „Torhüterin“, „Übungsleiter“ und „Übungsleiterin“, „Trainer“ und „Trainerin“, „Schüler“ und „Schülerin“ sowie „Lehrer“ und „Lehrerin“.
[23] vgl.: Der Brockhaus Sport = Der Brockhaus Sport, 2007, S. 182 ff.
[24] Brüggemann, Detlev; Albrecht, Dirk, Schulfußball: spielen – lernen – mitgestalten, Schorndorf: Hofmann, 1986, S. 9.
[25] Schmitz, J.N., Allgemeine Grundlagen der Sportpädagogik, 1978/79, S. 170.
[26] vgl.: Grupe, O.; Krüger, M., Einführung in die Sportpädagogik, 1997, S. 91 ff.
[27] Rousseau, Jean-Jacques, Emil oder über die Erziehung (1762), in: Krüger, Michael, Sportpädagogik: Ein Text- und Arbeitsbuch, Wiebelsheim: Limpert Verlag, 2007, S. 22.
[28] vgl.: Grupe, O.; Krüger, M., Einführung in die Sportpädagogik, 1997, S. 88.
[29] Schmitz, J.N., Allgemeine Grundlagen der Sportpädagogik, 1978/79, S. 72.
[30] GutsMuths, Johann Christoph Friedrich, Gymnastik für die Jugend (1793), in: Krüger, Michael, Sportpädagogik: Ein Text- und Arbeitsbuch, Wiebelsheim: Limpert Verlag, 2007, S. 38.
- Quote paper
- Martin Donner (Author), 2007, Der erzieherische Wert des Sports unter besonderer Berücksichtigung des Fußballspiels, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77769
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