Diese Arbeit ist die Dokumentation eines Projektes zum Thema „Leben-Sterben-Tod“ mit 10 bis 12jährigen Buben und Mädchen einer Wiener Hauptschule. Grundlage dafür ist das „Philosophieren mit Kindern“ nach E. Martens und M. Bolz, eine Idee des Unterrichtens und der Einstellung die Kinder nicht als zu prägende Wesen zu verstehen, sondern als solche, die Sinnfragen bereits philosophierend beantworten können. Kernstück ist eine auf Tonband mitgeschnittene und in Folge nach der Qualitativen Sozialforschung untersuchten und dokumentierten Schulstunde, die eine nicht auf ein Lehrziel orientierte Einheit war. Anhand von drei Kindern ist beispielhaft klar zu sehen, dass die philosophierende Beschäftigung mit diesem Thema das Lern- und Sozialverhalten einzelner beeinflusst. Weiters werden die Grundzüge der Qualitativen Sozialforschung erläutert.
This work is the documentation of a project titled “Life-Dying-Death” with 10 to 12 years old boys and girls attending a Viennese Secondary School. It is based on “Philosophieren mit Kindern” according to E. Martens and M. Bolz, an idea of teaching where kids are not treated like to be educated but being able to answer the question about the meaning of life in a philosophic way. The principal of this work is a tape recording of a lesson, without any goal considering to learning something special, afterwards examined according to qualitative social research and documented. With the example of 3 kids it becomes obvious that working philosophically at this topic influences the social and learning behaviour of the individual. Moreover the essential aspects of qualitative social research is explained.
Inhaltsverzeichnis
1. abstracts
2. Theoretischer Teil
2.1. „Leben-Sterben-Tod“ im Kontext „Philosophieren mit Kindern“
2.1.1. Gesprächsführung zum Thema
2.2. Grundlagen der Qualitativen Sozialforschung
3.2. Didaktische Überlegungen zur Klasse 1.a:
3.3.1. Formulierende Interpretation
3.3.2. Reflektierende Interpretation
3.3.3. Hypothesenprüfung anhand einzelner Schüler
3.4. Ausblick
5. Anhang
5.1. Ablauf der Unterrichtsstunden
5.2. Gesprächsprotokoll (Tonbandmitschnitt)
5.3. Schriftliches feed-back einiger Kinder
1. abstracts
Diese Arbeit ist die Dokumentation eines Projektes zum Thema
„Leben-Sterben-Tod“ mit 10 bis 12-jährigen Buben und Mädchen einer Wiener Hauptschule. Grundlage dafür ist das „Philosophieren mit Kindern“ nach E. Martens und M. Bolz, eine Idee des Unterrichtens und der Einstellung die Kinder nicht als zu prägende Wesen zu verstehen, sondern als solche, die Sinnfragen bereits philosophierend beantworten können. Kernstück ist eine auf Tonband mitgeschnittene und in Folge nach der Qualitativen Sozialforschung untersuchte und dokumentierte Schulstunde, die eine nicht auf ein Lehrziel orientierte Einheit war. Anhand von drei Kindern ist beispielhaft klar zu sehen, dass die philosophierende Beschäftigung mit diesem Thema das Lern- und Sozialverhalten einzelner beeinflusst. Weiters werden die Grundzüge der Qualitativen Sozialforschung erläutert.
This work is the documentation of a project titled “Life-Dying-Death” with 10 to 12 years old boys and girls attending a Viennese Secondary School. It is based on “Philosophieren mit Kindern” according to E. Martens and M. Bolz, an idea of teaching where kids are not treated like to be educated but being able to answer the question about the meaning of life in a philosophic way. The principal of this work is a tape recording of a lesson, without any goal considering to learning something special, afterwards examined according to qualitative social research and documented. With the example of 3 kids it becomes obvious that working philosophically at this topic influences the social and learning behaviour of the individual. Moreover the essential aspects of qualitative social research is explained.
2. Theoretischer Teil
2.1. „Leben-Sterben-Tod“ im Kontext „Philosophieren mit Kindern“
„Es gibt Tausende von Kindern, die den Tod kennen, weit über das hinaus, was Erwachsenen wissen. Erwachsenen hören diesen Kindern vielleicht zu, gehen aber achselzuckend darüber hinweg. Sie meinen vielleicht, dass Kinder den Tod nicht begreifen, und weisen ihre Gedanken von sich. Doch eines Tages werden sie sich dieser Lehren erinnern, möglicherweise erst Jahrzehnte später“[1]
Viele von uns Erwachsenen sind der Meinung, Kinder mit dem Thema „Leben- Sterben- Tod“ gar nicht zu beschäftigen, was so weit geht, dass Kinder vor Begräbnissen der ernsten Familienangehörigen zu verstecken. Eigene Lähmung wird auf die Kleinen projiziert. Doch gerade Kinder haben dazu den natürlichsten, einen fast selbstverständlichen Umgang, weil sie in ihren Alltag emotional wahrnehmen und dem Leid in die Augen schauen. Kinder weinen schnell und überwinden auch die Traurigkeit schnell. Wenn Erwachsene mit Kindern über dieses Thema sprechen, müssen sie zuerst selbst wieder Kind werden, sich dieser eigenen alten Stärke bemächtigen. Dies gilt auch für uns Lehrer: In der Vor- und Nachbereitung sich mit den Schülern zu identifizieren, in ihre Rolle schlüpfen, macht den Lehrerfolg in allen Bereichen größer und die Arbeit einfacher.
Dabei muss aber eine spezielle Philosophie und Lebenseinstellung grundlegend sein: Es ist nicht die Aufgabe der Erwachsenen, die Kinder möglichst rasch zu vernünftigen, rational denkenden Menschen zu erziehen
Die vorhandenen Werte und Normen der Gesellschaft in sie gleichsam zu injizieren? Ich denke nein: Und das Philosophieren mit Kindern in der Schule bestärkt mich in der Annahme. Kinder wissen und erspüren den Weg, der für sie richtig ist, in ihren Meinungen steckt bereits Weisheit. Wir Erwachsenen können dabei fördernd, aber auch zerstörend wirken. Zerstörend wäre das Fernhalten von Phänomenen wie Krankheit, Leid und Tod, was ohnehin als Teil unseres Lebens nicht möglich wäre. Zum Umgang mit dem Themenbereich „Sterben-Tod-Leben“ ist auch die Einstellung vieler Religionen problematisch. Durch die Dogmatisierung der Antworten blieb und bleibt auch heute noch oft der einzelne Mensch mit seinen Emotionen allein. Auch hier gilt: Kinder müssen nicht von oben belehrt werden, was zu geschehen hat. Das Leben ist zu kostbar und auch unbegreiflich, um es hier in Schemata pressen zu lassen. Glücklicherweise schafft es die Religionspädagogik, vor allem der christlichen Kirchen, immer mehr vom traditionellen Weg abzugehen und der Gefühlswelt des einzelnen Kindes Raum zu geben.[2] Grundlage dieser Arbeit ist aber kein konfessioneller Religionsunterricht, sondern ein nicht-bewertendes Philosophieren mit Kindern.[3]
Die Konsequenz für diese Arbeit ist folglich: Die Ziele der Unterrichtseinheiten können nur der Umgang des Kindes mit dem Thema, das Zursprachebringen der eigenen Meinungen und Emotionen sein, keinesfalls das Wissen und Nachvollziehenkönnen der vorgegebenen Antworten der Kulturen.
Doch ein reines Zursprachebringen reicht nicht aus. Es müssen die Verknüpfungen zur allgemeinen Philosophie hergestellt werden, damit sich die Schüler orientieren können.[4]
Die Motivation zu dieser Arbeit ist in mir entstanden. Für mich als Lehrer sind die Themen der Grenzerfahrungen, der Emotionen, des Nichtüberprüfbaren viel interessanter. Nach eingehendem und intensivem Studium der Fachliteratur und auch viel praktischer Erfahrung ist es mir möglich mit Kindern zu diesem Thema philosophierend zu arbeiten.
2.1.1. Gesprächsführung zum Thema
Es gibt kein allgemein gültiges Rezept. Ein paar Faktoren kann man jedoch als Richtlinien ansehen. Die angegebenen Punkte können durchaus auch im Sinne Martens gesehen werden.[5]
1. Wenn Kinder Fragen dazu stellen, sollten sie niemals vertröstet werden oder ihnen ausgewichen werden. Man zeigt dem Kind, dass man keine Angst hat und seine Frage ernst nimmt.
2. Mit Vorsicht und Behutsamkeit arbeiten und das Kind nicht unnötig überfordern. Keine wissenschaftlichen Erklärungen abgeben, ohne weiteres auch versteckt, symbolisch und in Bildern antworten.
3. Das Gespräch nicht abrupt abbrechen und überlegen, ob die Antwort dem Kind ausreicht. Das Gespräch sollte immer offen enden. Wichtig ist der Hinweis auf die Unwahrscheinlichkeit der eigenen Todesnähe, um unnötige Angstvorstellungen beim Kind zu vermeiden. Auch die Möglichkeiten der Glaubensvorstellungen, die ein Weiterleben nach dem Tod miteinbeziehen sind wertvolle Trostmöglichkeiten.
4. Die Kinder sollten behutsam und rechtzeitig auf den Tod vorbereitet werden, wenn ein nahes Familienmitglied in Gefahr ist zu sterben. Die Erfahrung des Ausgeschlossenseins kann traumatisieren.
5. Alle, auch Kinder, bedürfen seelischen Beistand, wenn jemand in nächster Umgebung stirbt. Ängste und belastende Gefühle aufzuarbeiten hilft, das Geschehene und die Beziehungen in realistischer, angemessener Weise zu sehen.
6. Unersetzlich bei den Gesprächen ist die persönliche Sensibilität, die Kreativität und das Wahrnehmungsvermögen des Lehrers. Wenn ein Kind blockiert, soll es nicht gezwungen aber weiter beobachtet werden. Die Aufgabe der Schule liegt hier im sensibilisierenden und seelsorglichen Bereich, nicht in der Therapie dieser Problematik.
2.2. Grundlagen der Qualitativen Sozialforschung
In den letzten Jahren setzte sich als Alternative zur Quantitativen Sozialforschung mehr und mehr die Quantitative Sozialforschung durch.[6]
Für eine kurze Definition und Abgrenzung anderer Methoden gegenüber sind folgende vier Grundelemente anzuführen:
- eine sehr kleine Zahl an Untersuchungspersonen
- keine echten Stichproben nach dem Zufallsprinzip
- keine quantitativen (metrischen) Variablen
- keine statistischen Analysen[7]
Auf diese Weise werden Phänomene wie eine eigentlich gar nicht mögliche Objektivierung des Subjekts und ein Messfetischismus vermieden, da die
Naturwissenschaften mit ihren Gesetzmäßigkeiten als Grundlage für sozialwissenschaftliche Untersuchungen unbrauchbar sind. An Stelle dessen treten die Grundhaltung der Offenheit gegenüber den Untersuchungspersonen, der Untersuchungssituation und den anzuwendenden Methoden, mit den Schlagworten Kommunikation, Verstehen, Subjekt und Lebenswelt gut zusammengefasst. Als Methode der Sozialwissenschaft steht der einzelne Mensch in seiner Würde und seiner Eigenständigkeit immer an erster Stelle, mit der Möglichkeit die prozesshafte Forschung immer wieder neu und situationsgerecht zu überdenken und zu ändern (Flexibilität).[8] Empirische Forschung ist immer auch Kommunikation, weshalb auf die alttäglichen Regeln der Kommunikation geachtet wird. Weiters wird bei der qualitativen Sozialforschung expliziert, das heißt der Forscher versucht, die Einzelschritte seines Untersuchungsprozesses möglichst genau offen zu legen.
[...]
[1] Kübler-Ross, E.: Kinder und der Tod, 21.
[2] beispielsweise der symboldidaktische Ansatz nach Hubertus Halbfas oder der gestaltpädagogische Ansatz nach Albert Höfer
[3] anlehnend an Bolz, M.
[4] Vgl. Martens, E.: Philosophieren mit Kindern
[5] Vgl. Zengaffinen, P.: Abschied von Oma, 9ff.
[6] Dies ist meine erste empirische Arbeit, die ich mit dieser Methode untersuche und verfasse. Deshalb wird diese vorab zusammengefasst.
[7] Vgl. Lamnek, S.: Methoden und Techniken, 34.
[8] Vgl. Lamnek, S.: Qualitative Sozialforschung, 27.
- Quote paper
- Master of Education, Diplompädagoge Marcus Felix Hufnagl (Author), 2003, Philosophieren mit Kindern zum Thema "Leben-Sterben-Tod", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77546
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