Die Unterschiede in Ost- und Westdeutschland sind auch siebzehn Jahre nach der deutschen Einheit Anlass für zahlreiche Diskussionen. Diese Arbeit soll dazu beitragen das wirkliche Ausmaß und die Gründe und Ursachen für die noch immer vorhandenen wirtschaftlichen Unterschiede darzustellen. Hierdurch sollen eventuell vorhandene Vorurteile abgebaut werden und eine ehrliche Diskussion des Themas ermöglicht werden.
Abschließend wird die Förderung von "Clustern" bzw. "Ökonomischen Entwicklungskernen" als Lösungsweg dargestellt und analysiert.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Aktuelle wirtschaftliche Situation in Ostdeutschland
2.1 Wirtschaftliche Kennzahlen
a) Das Bruttoinlandsprodukt (BIP)
b) Einkommen
c) Arbeitslosigkeit und Beschäftigung
d) Schulbildung
e) Unternehmenslücke?
2.2 Differenzierte Situation und Entwicklungen
2.3 Transferzahlungen
a) EU-Fördermittel
b) Nationale Transferzahlungen
3 Lösungsmöglichkeit: „Ökonomische Entwicklungskerne“ ?
4 Fazit
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Auch Siebzehn Jahre nach der deutschen Einheit sorgt die unterschiedliche Situation in beiden Teilen der Bundesrepublik noch immer für Gesprächsstoff. Um darüber zu diskutieren ist es sinnvoll sich einen Überblick darüber zu verschaffen wie sich die aktuelle Lage tatsächlich darstellt. Wie groß sind die Unterschiede heute wirklich? Diese Arbeit gibt einen kompakten Überblick der aktuellen Wirtschaftssituation in den neuen Ländern. Anhand diverser empirischer wirtschaftlicher Kennzahlen (BIP, Einkommen, Arbeitslosigkeit, Schulbildung, Unternehmensbesatz) wird die Wirtschaftskraft aufgezeigt und mit Westdeutschland verglichen. Nach der allgemeinen Situation Ostdeutschlands im Vergleich zum Westen, wird die Lage in den einzelnen Bundesländern und deren jüngste Entwicklungen untersucht, um unterschiedliche Fortschrittsprozesse aufzuzeigen. Die weiterhin vorhandenen Unterschiede zwischen Ost und West sind die Grundlage für diverse Transferzahlungen im Sinne regionaler Strukturpolitik um das verfassungsmäßige Ziel der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse zu erreichen. Doch wie groß ist das Gesamtausmaß der Regionalförderung? Hier werden zunächst die direkte Zahlungen, wie der Solidarpakt II oder die Förderung durch die Europäische Union geschildert. Doch es gibt auch enorme indirekte Fördermittel. Insbesondere die Bedeutung der Sozialkassen ist hier von Relevanz. Die Förderung „Ökonomischer Enwicklungszentren“ ist ein exemplarischer Ansatz zur Verwendung der Fördermittel um die Lage zu verbessern. Doch was versteckt sich eigentlich hinter diesem Begriff und hat dies Vorteile? Auch diese Fragen sollen nachfolgend geklärt werden, um abschließend eine Bewertung der wirtschaftlichen Lage in Ostdeutschland abzugeben.
2 Aktuelle wirtschaftliche Situation in Ostdeutschland
2.1 Wirtschaftliche Kennzahlen
Um die wirtschaftliche Situation in einer Volkswirtschaft darzustellen, ist es notwendig, empirische Kennzahlen zu betrachten. Im Folgenden werden deshalb Bruttoinlandsprodukt, Einkommenshöhe, Arbeitslosigkeit, Produktivität sowie Bildung und Unternehmensstrukturen in Ostdeutschland dargestellt. Ein besonderes Augenmerk wird hierbei auf mögliche Unterschiede zu den alten Bundesländern gelegt um den Fortschritt des wirtschaftlichen Transformationsvorgangs zu überprüfen.
a) Das Bruttoinlandsprodukt (BIP)
Das Bruttoinlandsprodukt gilt als eine der wichtigsten messbaren Kennzahlen einer Volkswirtschaft. Dies liegt daran, dass es als das beste verfügbare Maß gilt, um den wirtschaftlichen Wohlstand einer Gesellschaft darzustellen.[1] Vor allem das BIP pro Kopf spielt hierbei eine Rolle, weil es die unterschiedlichen Größen der Volkswirtschaften berücksichtigt. Das absolute BIP der neuen Bundesländer mit Berlin betrug im Jahr 2005 337,5 Mrd. Euro.[2] Pro Einwohner bedeutet dies einen Wert von 20.177 Euro, was 69,5%[3] des westdeutschen Niveaus und 86,2% des Durchschnitts der EU-25 (23.400 Euro)[4] entspricht. Bezüglich des Bruttoinlandsprodukts ist die wirtschaftliche Situation folglich noch immer deutlich schwächer als im Westen. Man sollte jedoch berücksichtigen, dass im ersten gemessenen Jahr nach der Einheit der Rückstand mit 42,9%[5] im Vergleich zu den alten Bundesländern deutlich größer war. Auch 2006 war das Wachstum mit 3% größer als in Westdeutschland (2,6%) was den Aufholprozess bestätigt[6].
b) Einkommen
Ein weiterer Indikator für den Wohlstand einer Volkswirtschaft ist die Höhe der Einkommen. Auch in Bezug auf diese Größe lässt sich ein Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland feststellen. Regionale Einkommensunterschiede beruhen vor allem darauf, dass sich in unterschiedlichen Regionen verschiedene konjunkturelle Rahmenbedingungen und Agglomerationsvorteile ergeben[7]. Während ein westdeutscher Arbeitnehmer durchschnittlich 33.982 Euro im Jahr erhält, verdient man in Ostdeutschland im Schnitt 27.662 Euro, also nur 81,4%[8] des Westniveaus. Bei den Stundenlöhnen ist der Abstand mit 76,4%[9] etwas größer, was auf längere Arbeitszeiten in den neuen Bundesländern zurückzuführen ist.
Eine häufig genannte Begründung für die unterschiedlichen Einkommen ist die unterschiedliche Produktivität der Beschäftigten. Sie spiegelt vereinfacht den Nutzen wider, den ein Unternehmen durch einen Arbeitnehmer generiert. Es stellt sich deshalb die Frage, inwieweit sich die durchaus beträchtlichen Einkommensunterschiede durch Differenzen in der Produktivität erklären lassen. Das erzielte BIP liegt in Ostdeutschland im Vergleich zum westdeutschen Niveau bei 78,7% pro Erwerbstätigem bzw. bei 74,4% je geleisteter Arbeitsstunde.[10] In den letzten zehn Jahren lag die Verbesserung der Produktivität mit Ausnahme von 1998 immer über der westlichen Steigerung, so dass sich der Abstand zunehmend verringert hat[11]. Ein Großteil der Einkommensunterschiede lässt sich folglich tatsächlich durch die unterschiedliche Produktivität erklären und ist damit ökonomisch gerechtfertigt. Ob die übrige Differenz von großer Relevanz ist und wie sie zu Stande kommt, kann an dieser Stelle aus Gründen des begrenzten Umfangs nicht weiter erläutert werden.
Auch bei den Ausbildungsvergütungen, die vor allem für Jugendliche von Bedeutung sind, lassen sich deutliche Unterschiede feststellen. Hier ist der Durchschnitt mit 536 Euro um etwa 90 Euro niedriger als im Westen. Der Anteil am westdeutschen Niveau liegt dabei seit 2001 konstant bei ca. 85%. Lediglich Versicherungskaufmänner/-frauen erreichen in beiden Teilen Deutschlands eine vollkommen gleiche Vergütungshöhe[12].
c) Arbeitslosigkeit und Beschäftigung
Die Höhe der Arbeitslosigkeit ist eine weitere Bestimmungsgröße für die wirtschaftliche Situation einer Volkswirtschaft[13]. Da sie für die deutsche Bevölkerung das wichtigste politische Problem darstellt, ist sie zudem von besonderer Bedeutung[14]. Die durchschnittliche Jahresarbeitslosigkeit in den neuen Bundesländern lag 2006 bei 17%, was einen Rückgang um einen Prozentpunkt seit 2004 bedeutet. Dieser ist jedoch vor allem auf den Rückgang der Anzahl der Erwerbsfähigen um rund 500.000 zurückzuführen und nicht auf die Schaffung neuer Arbeitsplätze[15]. Aktuell liegt die Arbeitslosenquote in Ostdeutschland bei 15,2% und damit mehr als doppelt so hoch als in den alten Bundesländern[16]. Dies entspricht einem Rückgang um 2,2 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Vor allem die Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse um 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (West: 2,1%) hat hierzu einen bedeutenden Beitrag geleistet[17].
[...]
[1] Vgl. Mankiw, Nicholas Gregory (2004), S. 540.
[2] Quelle: BMVB, Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der deutschen Einheit 2006, S.151
[3] Ebd.
[4] Quelle: Europa in Zahlen - Eurostat Jahrbuch 2006/2007, S.152
[5] Quelle: BMVB, Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der deutschen Einheit 2006, S.151
[6] Quelle: IWH - Die Lage der Weltwirtschaft und der deutschen Wirtschaft - im Frühjahr 2007, S. 50
[7] Hirschel, Dierk (2006): S. 144
[8] Quelle: Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der deutschen Einheit 2007
[9] Ebd.
[10] Ebd., S. 151
[11] Ebd., S. 152
[12] Quelle: BIBB, http://www.bibb.de/de/16935.htm
[13] Mankiw, Nicholas Gregory (2004), S. 653 ff.
[14] In einer Umfrage von Perspektive Deutschland sind ¾ der Bündesbürger der Meinung, dass großer Handlungsbedarf am Arbeitsmarkt besteht
[15] Vgl. Brautzsch, Hans-Ullrich (2006), S.354
[16] Bundesagentur für Arbeit, Monatsbericht Mai 2007, S. 4
[17] Ebd., S. 3
- Arbeit zitieren
- Michael Herrmann (Autor:in), 2007, Ostdeutschland 2007, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77424
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