Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind von hoher Bedeutung für unsere Volkswirtschaft. Allerdings wurde ihnen lange Zeit nur marginale Beachtung als Forschungsobjekt in den Wirtschaftswissenschaften geschenkt. Erst in letzter Zeit hat man sich wieder mehr zu den Problemen der KMU hingewendet und die Forschungsaktivitäten in diesem Bereich durch Gründung von neuen Lehrstühlen, Instituten und Spezialstudiengängen verstärkt. Nichtsdestotrotz bestehen hier noch erhebliche Lücken.
Die vorliegende Arbeit möchte auf eine dieser Lücken explizit eingehen und darstellen, welche Besonderheiten bei der Bewertung von KMU auftreten, denn die starke zahlenmäßige Bedeutung der KMU in Deutschland impliziert auch eine hohe Zahl an Unternehmensbewertungen in dieser Gruppe, welche durch den anstehenden Generationswechsel zukünftig noch erhöht wird. Dazu sollen zunächst verschiedene Definitionen und Besonderheiten von KMU erläutert werden, bevor ausgehend von den auftretenden Schwierigkeiten ein modifiziertes Ertragswertverfahren für die Bewertung von KMU abgeleitet und abschließend anhand eines Beispiels erläutert wird.
Gliederung
Abkürzungsverzeichnis
Verzeichnis der verwendeten Symbole
1. Einführung: Gesamtwirtschaftliche Bedeutung von kleinen und mittleren Unternehmen
2. Kennzeichen von kleinen und mittleren Unternehmen
2.1. Definition von kleinen und mittleren Unternehmen
2.2. Besonderheiten von kleinen und mittleren Unternehmen
3. Bewertung von kleinen und mittleren Unternehmen
3.1. Ausgangssituation
3.2. Probleme bei der Bewertung von kleinen und mittleren Unternehmen
3.3. Ableitung eines modifizierten Ertragswertverfahrens für kleine und mittlere Unternehmen
4. Schlussbetrachtung: Offene Probleme bei der Bewertung von kleinen und mittleren Unternehmen
Anhang
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Verzeichnis der verwendeten Symbole
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einführung: Gesamtwirtschaftliche Bedeutung von kleinen und mittleren Unternehmen
„Kleinstunternehmen sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind der Motor der europäischen Wirtschaft. Sie tragen wesentlich zur Entstehung von Arbeitsplätzen bei, fördern den Unternehmergeist und die Innovationstätigkeit in der EU und spielen deshalb eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit und der Beschäftigung.“[1]
Günter Verheugen
Mitglied der europäischen Kommission,
zuständig für Unternehmen und Industrie
Den KMU kommt nicht nur innerhalb Deutschlands sondern auch EU-weit eine besondere Bedeutung zu: In den 25 Ländern der EU vor der letzten Osterweiterung gibt es in etwa 23 Millionen KMU, was mehr als 99% aller Unternehmen entspricht.[2]
Allein in Deutschland gab es 2005 3,38 Millionen KMU. Damit konnten in diesem Jahr 99,7% aller deutschen Unternehmen dem Mittelstand zugerechnet werden. Sie beschäftigten mehr als zwei Drittel aller Arbeitnehmer und 82,9% aller Auszubildenden. Außerdem tätigten sie etwa die Hälfte aller Bruttoinvestitionen und 46,7% der Bruttowertschöpfung entfallen auf KMU. Allerdings erwirtschafteten sie nur knapp 40% des Umsatzes und nur etwa drei Prozent des Umsatzes von KMU wird als Gewinn erzielt.[3]
Die vorangegangen Zahlen belegen, von welch hoher Bedeutung KMU für unsere Volkswirtschaft sind. Allerdings wurde ihnen lange Zeit nur marginale Beachtung als Forschungsobjekt in den Wirtschaftswissenschaften geschenkt. Erst in letzter Zeit hat man sich wieder mehr zu den Problemen der KMU hingewendet und die Forschungsaktivitäten in diesem Bereich durch Gründung von neuen Lehrstühlen, Instituten und Spezialstudiengängen verstärkt.[4] Nichtsdestotrotz bestehen hier noch erhebliche Lücken.
Die vorliegende Arbeit möchte auf eine dieser Lücken explizit eingehen und darstellen, welche Besonderheiten bei der Bewertung von KMU auftreten, denn die starke zahlenmäßige Bedeutung der KMU in Deutschland impliziert auch eine hohe Zahl an Unternehmensbewertungen in dieser Gruppe, welche durch den anstehenden Generationswechsel zukünftig noch erhöht wird.[5] Dazu sollen zunächst verschiedene Definitionen und Besonderheiten von KMU erläutert werden, bevor ausgehend von den auftretenden Schwierigkeiten ein modifiziertes Ertragswertverfahren für die Bewertung von KMU abgeleitet und abschließend anhand eines Beispiels erläutert wird.
2. Kennzeichen von kleinen und mittleren Unternehmen
2.1. Definition von kleinen und mittleren Unternehmen
Weder in der Literatur noch in der Praxis gibt es eine einheitliche Auffassung in Bezug auf die Definition von KMU. Weit verbreitet ist allerdings eine Obergrenze von 500 Mitarbeitern, wobei es aber zahlreiche differenziertere Definitionen gibt. Die zwei wichtigsten sollen hier erläutert werden.
Ausschlaggebend für Deutschland ist die Definition des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn (IfM). Es zieht nicht nur die Beschäftigtenzahlen zu Bestimmung heran sondern auch den Jahresumsatz. Von kleinen Unternehmen spricht man demzufolge, wenn die Zahl der Beschäftigten neun nicht übersteigt und der Jahresumsatz maximal eine Million € beträgt. Mittlere Unternehmen beschäftigen zwischen zehn und 499 Personen und haben einen Jahresumsatz zwischen einer Million € und 50 Millionen €. Beschäftigt ein Unternehmen mehr als 500 Personen und erwirtschaftet es einen Jahresumsatz von mehr als 500 Millionen €, spricht man von einem Großunternehmen.[6]
Diese Definition weicht allerdings von derjenigen der EU-Kommission ab, die diese 2003 neu gefasst hat. Dabei unterteilt die Kommission nicht nur in große, mittlere und kleine Betriebe, sondern fügt noch eine vierte Kategorie – die der Kleinstbetriebe – hinzu. Außerdem werden nicht nur Beschäftigtenzahl und Umsatz betrachtet sondern darüber hinaus auch die Bilanzsumme.
Demzufolge handelt es sich um ein Kleinstunternehmen, wenn die Zahl der Beschäftigten unter zehn beträgt und der Jahresumsatz oder die Bilanzsumme zwei Millionen € nicht übersteigen. Im Bereich von zehn bis 49 Beschäftigten und einem Jahresumsatz oder einer Bilanzsumme von nicht mehr als zehn Millionen € spricht man von einem Kleinunternehmen, dagegen handelt es sich um ein mittleres Unternehmen, wenn die Beschäftigtenzahl zwischen 50 und 250 liegt und der Umsatz 50 Millionen € oder die Bilanzsumme 43 Millionen € nicht übersteigen. Liegen die Zahlen höher, handelt es sich um ein Großunternehmen.[7]
Allein die gravierenden Unterschiede zwischen diesen beiden Abgrenzungen zeigen, wie schwierig es ist, eine einheitliche Definition für KMU zu finden. Zusätzlich zu den oben genannten quantitativen Merkmalen können auch noch unterschiedliche qualitative Merkmale einbezogen werden wie z.B. rechtliche und wirtschaftliche Selbständigkeit und Börsenzugang.
Im Rahmen dieser Arbeit wird ein KMU analog zu Behringer (1999) definiert als:
- Ein rechtlich und wirtschaftlich selbständiges Unternehmen
- mit weniger als 500 Beschäftigten,
- bei dem es einen Eigentümer-Unternehmer gibt, für den das Unternehmen eine wichtige Existenzgrundlage darstellt, und
- das keinen Zugang zur Börse hat.[8]
Aus dieser Definition ergeben sich verschiedenste Implikationen für das Wesen von KMU, auf die zunächst im Folgenden kurz eingegangen werden soll.
2.2. Besonderheiten von kleinen und mittleren Unternehmen
Rolle des Unternehmers
In KMU spielt der Unternehmer eine sehr wichtige Rolle:
- „Die Übernahme des Risikos auf eigene Rechnung impliziert das Zusammenfallen von Eigentum und Unternehmensführung.
- Dadurch, dass der Unternehmensleiter gleichzeitig Eigentümer ist, wird er sich anders verhalten als ein im Unternehmen nicht finanziell engagierter Unternehmensleiter.
- Die Unsicherheit ist das entscheidende Problem des Unternehmers, mit dem er umgehen muss (...).
- Die Bereitschaft des Unternehmers, Risiko zu übernehmen, ist konstitutiv für die Entstehung und den Bestand des Unternehmens.“[9]
Daraus ergibt sich, dass der Eigentümer-Unternehmer die Unternehmenskultur und die Unternehmensstrategie prägt und er somit mit einem Präferenzwechsel und falsch gesetzten Schwerpunkten das Unternehmen gefährden kann. Dies führt dazu, dass bei der Bewertung von KMU Unternehmer und Unternehmen nicht getrennt voneinander betrachtet werden dürfen. Gerade beim Verkauf bzw. Kauf eines KMU ist dies von entscheidender Bedeutung, da in diesem Fall ein bisher prägender Unternehmer ausscheidet und durch einen neuen ersetzt wird. Folglich müssen bei der Unternehmensbewertung aus Anlass eines Verkaufs bzw. Kaufs sogar zwei Unternehmerpersönlichkeiten beachtet werden. Allerdings haben die Wirtschaftswissenschaften den Faktor Unternehmer lange Zeit in der Analyse von Unternehmen ausgeblendet, so dass fundierte Konzepte weitgehend fehlen.[10]
Besonderheiten der Unternehmensführung
Die eben diskutierte zentrale Stellung des Unternehmers hat wiederum Konsequenzen für die Unternehmensführung und die -struktur. So kommt es bei KMU zu einer stärkeren Übereinstimmung von persönlichen Zielen des Unternehmers und den Unternehmenszielen. Bei den persönlichen Zielen dominieren hierbei metaökonomische Ziele wie Freude an der Arbeit und Selbstverwirklichung noch vor der Unabhängigkeit von äußeren Einflüssen. Deshalb wäre es falsch, dem Eigentümer-Unternehmer eine ausschließliche Verfolgung des Gewinnzieles zu unterstellen.[11] Hier muss aber auch beachtet werden, dass dieser Aspekt mit steigender Mitarbeiterzahl an Bedeutung verliert.
Besonderheiten der strategischen Planung
Neben der im Vergleich zu Großunternehmen anderen strategischen Ausrichtung wird oft auch angemerkt, dass in KMU keine betriebswirtschaftlichen Methoden der strategischen Planung angewendet würden. Hier lässt sich allerdings anmerken, dass die strategische Planung wohl nicht explizit durchgeführt wird, aber sicher im Kopf des Unternehmers existiert. Dies erschwert freilich die Unternehmensanalyse, die im Rahmen einer Unternehmensbewertung durchgeführt werden muss. Dagegen sind KMU auch auf Grund der geringeren Bedeutung der strategischen Planung schneller und flexibler in der Entscheidungsfindung.[12]
Besonderheiten bei der Informationslage
Darüber hinaus ergeben sich auch Probleme bei der Betrachtung des Rechnungswesens von KMU. Hier gibt es oft nur wenige Dokumentationen, was dem Analysten erhebliche Schwierigkeiten bereitet.
Spezifisches Risiko
Des Weiteren sind KMU oft auf nur ein oder wenige Produkte fokussiert, so dass innerhalb des Unternehmens keine Risikodiversifikation stattfindet. Dies führt dazu, dass das unternehmensspezifische Risiko erhöht wird.[13]
Besonderheiten der Finanzwirtschaft
Zuletzt ergeben sich für KMU noch Besonderheiten bei der Finanzwirtschaft. So ist der Unternehmer meist selbst der größte Eigenkapitalgeber des Unternehmens, da KMU über geringere Möglichkeiten der Eigenkapitalbeschaffung verfügen. Von hoher Bedeutung sind auch informelle Kapitalquellen wie Freunde, Verwandte und Geschäftspartner.
Auch bei der Fremdkapitalbeschaffung kommen auf KMU größere Probleme zu als auf Großunternehmen, da erstere gegenüber Banken nur ein geringes Machtpotenzial haben und somit meist höhere Zinsen zu bezahlen haben als Großunternehmen mit vergleichbarer Risikoexposition.[14]
3. Bewertung von kleinen und mittleren Unternehmen
3.1. Ausgangssituation
In Deutschland steht in den nächsten Jahren ein umfassender Generationswechsel bei den Unternehmern an, wobei es aber häufig zu Problemen bei der Nachfolgeregelung kommt, da beispielweise Kinder das Unternehmen der Eltern nicht übernehmen wollen oder können. Daher wird es verstärkt zum Verkauf von KMU kommen. In solchen Situationen ist eine Unternehmensbewertung nahezu zwingend erforderlich, um zumindest einen Grenzpreis für das betroffene Unternehmen zu ermitteln.
In den meisten anderen Situationen, die Auslöser einer Unternehmensbewertung sein können, wird diese bei KMU meist nicht durchgeführt, da eine fundierte Bewertung zu aufwendig und damit auch zu kostspielig ist und somit in keinem Verhältnis mehr zum daraus erwachsenden Nutzen steht.
Was den Verkauf von KMU erheblich erschwert, ist die Tatsache, dass der potenzielle Käuferkreis für ein KMU recht klein ist. Dadurch sind die realisierbaren Preise tendenziell niedriger. Der Käuferkreis wird dabei von mehreren Faktoren beeinflusst:
- Die wichtigste Beschränkung für Käufer von KMU liegt sicherlich in geringen Eigenmitteln, die es nicht ermöglichen, Kredite in Anspruch zu nehmen. Dies schränkt besonders die Kaufmöglichkeiten von Management, Belegschaft und Existenzgründern stark ein.
- Weiterhin sind formelle Beschränkungen von Bedeutung. Dies sind insbesondere berufsqualifikatorische Anforderungen, die an Inhaber gestellt werden. Betroffen von diesen Regelungen sind v.a. freie Berufe wie Praxen von Rechtsanwälten, Ärzten, Wirtschaftsprüfern, Steuerberatern, Apothekern usw. und das Handwerk, wo in verschiedenen Berufen, der große Befähigungsnachweis, d.h. die Meisterprüfung Vorraussetzung für die Unternehmensführung ist.[15]
3.2. Probleme bei der Bewertung von kleinen und mittleren Unternehmen
Ausgehend von den Besonderheiten von KMU, die bereits in Kapitel 2.2. geschildert wurden, treten bei der Bewertung von KMU einige spezifische Besonderheiten auf, auf die zunächst näher eingegangen werden soll.
Abgrenzung des Bewertungsobjekts
Zu Beginn ist es für eine ordnungsgemäße Unternehmensbewertung unabdingbar, zu wissen, welche Vermögensgegenstände zum Unternehmen gehören und welche nicht.
Hier taucht bei KMU in der Praxis allerdings das Problem auf, dass Betriebs- und Privatsphäre nicht klar voneinander getrennt sind. Dieses Problem hat besondere Bedeutung bei Personengesellschaften, da hier die Gesellschafter unbeschränkt mit ihren Privatvermögen haften. Um das Problem der Verquickung von Betriebs- und Privatsphäre zu lösen bietet sich eine Aufteilung des Vermögens in Betriebsvermögen und Privatvermögen entsprechend der steuerlichen Kriterien an.
Weiterhin können allerdings Schwierigkeiten auftreten, wenn der Verkäufer die Übertragung von bestimmten betriebsnotwendigen Vermögensgegenständen nicht wünscht. Werden z.B. Patente oder Grundstücke nicht übertragen, müssen zukünftig zu entrichtende Lizenzgebühren bzw. Mieten oder Pachten berücksichtigt werden. Ähnliche Probleme können auch auf der Passivseite der Bilanz auftreten, z.B. wenn Kredite mit privaten Vermögensgegenständen der Gesellschafter gesichert sind.
Des Weiteren muss bei einem KMU ohne angemessene Ausstattung mit Eigenkapital eine Stärkung der Eigenkapitalbasis berücksichtigt werden. Dies erfordert entweder eine Gewinnthesaurierung oder eine Kapitalerhöhung. Beides muss in die Unternehmensbewertung mit einfließen.
Berücksichtigung der Personenbezogenheit
Außerdem muss eine Unternehmensbewertung die Personenbezogenheit von KMU berücksichtigen. Dabei ist zum einen der Einfluss des Eigentümer-Unternehmers auf den Unternehmenserfolg und damit auf den Unternehmenswert zu berücksichtigen und zum anderen die Vergütung des Arbeitseinsatzes des Eigentümer-Unternehmers einschließlich der Vorsorge zur persönlichen Alterssicherung.
Folglich ist bei der Bewertung die Qualität des Unternehmers zu berücksichtigen. Dies ist bei der Beurteilung des ausscheidenden Unternehmers weniger schwierig, da er seine Qualität in der Vergangenheit bewiesen hat. Anders ist dies beim potenziellen Käufer. Hier empfiehlt sich zu Beginn eine Dokumentenanalyse aber auch die Arbeit mit standardisierten biographischen Fragebögen. Allerdings sollten diese Methoden immer durch persönliche Gespräche ergänzt werden nicht nur mit dem potenziellen Käufer sondern auch mit ehemaligen Mitarbeitern, Vorgesetzten und Kunden.
Hier bietet es sich auch an, mit einem Referenzkatalog von Merkmalen, Qualifikationen und Eigenschaften von erfolgreichen Unternehmern zu arbeiten. Ein solcher Katalog, wie er von Behringer erarbeitet wurde, ist im Anhang dargestellt.[16] Dabei bezeichnet „need for achievement“ ein hohes Verlangen nach Erfolg und den damit verbundenen Belohnungen sowohl monetärer als auch nicht-monetärer Art und „internal locus of control“ prüft, ob der Unternehmer der Ansicht ist, dass er selber etwas verändern kann und Erfolg und Misserfolg nicht ferngesteuert sind durch andere Personen. Problematisch kann sich bei diesem Katalog an Merkmalen allerdings noch die Gewichtung der einzelnen Merkmale gestalten.
Wendet man dieses Verfahren auf den Verkäufer und den potenziellen Käufer an, erhält man u.U. Differenzen, die zu einer Korrektur der zukünftigen Erträge führen können. Ist die unternehmerische Qualität des potenziellen Käufers signifikant besser als die des Verkäufers, wird dies dazu führen, dass die zukünftigen Einzahlungsüberschüsse sich mittelfristig erhöhen werden. Dies muss in der Ertragsvorschau mit einem Zuschlag zu den zukünftigen Einzahlungsüberschüssen berücksichtigt werden. Im umgekehrten Fall kommt es dagegen zu einem Abschlag. Problematisch gestaltet sich auch die Höhe der Zu- bzw. Abschläge. Hier kann der Bewerter lediglich auf Erfahrungswerte zurückgreifen, die nicht immer objektiv nachvollziehbar sind.
Des Weiteren müssen aber auch Geschäftsbeziehungen und Erfolgspotenziale identifiziert werden, die nur mit dem bisherigen Eigentümer zu verwirklichen sind. Auch wenn sich dies in der Praxis schwierig gestaltet und eine gründliche Analyse der Geschäftsbeziehungen erfordert, ist es für eine ordentliche Unternehmensbewertung unabdingbar, denn Einzahlungen, die nur mit dem bisherigen Eigentümer realisierbar sind, mindern den Unternehmenswert für den potenziellen Käufer.[17]
Bemessung des Unternehmerlohns
Außerdem ist bei der Bewertung von KMU ein kalkulatorischer Unternehmerlohn anzusetzen, der die Unternehmenstransaktion mit einer Anlage am Kapitalmarkt vergleichbar macht. Dabei müssen bei der Unternehmensbewertung die zukünftigen Einzahlungsüberschüsse um den kalkulatorischen Unternehmerlohn, der nach den Opportunitätskosten zu bemessen ist, gekürzt werden. Auch Sozialleistungen, insbesondere die Altersvorsorge müssen hier berücksichtigt werden.
Darüber hinaus sind auch ggf. Personalaufwendungen für ehemalig unentgeltlich mithelfende Familienangehörige in Ansatz zu bringen, wenn diese Tätigkeiten künftig über den Arbeitsmarkt nachgefragt werden müssen.[18]
[...]
[1] Europäische Kommission (2006), S. 3
[2] Entsprechend der Definition der EU (siehe Kapitel 2.1.) und vgl. Europäische Kommission (2006), S. 5
[3] Vgl. IfM (2006) und Hundt/Neitz,/Grabau (2003), S. 2
[4] Vgl. Behringer (1999), S. 5
[5] Vgl. Behringer (1999), S. 24
[6] Vgl. Tabelle 1 und IfM (2006)
[7] Vgl. Tabelle 2 und Europäische Kommission (2006)
[8] Vgl. Behringer (1999), S. 10
[9] Behringer (1999), S. 12
[10] Vgl. Behringer (1999), S. 11 ff. und Gutmann (2002), S. 5 f.
[11] Vgl. Behringer (1999), S. 15 f. und Peemöller (2002), S. 190 f.
[12] Vgl. Behringer (1999), S. 16 f.
[13] Vgl. Behringer (1999), S. 18
[14] Vgl. Behringer (1999), S. 18 ff., Peemöller (2002), S. 189 und Gutmann (2002), S. 7 f.
[15] Vgl. Behringer (1999), S. 132 f.
[16] Siehe Tabelle 3
[17] Vgl. Behringer (1999), S. 160 ff.
[18] Vgl. Behringer (1999), S. 171 f.
- Quote paper
- Elisabeth Herrle (Author), 2007, Besonderheiten bei der Bewertung von kleinen und mittleren Unternehmen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77285
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