„Zwischen Pop und Dschihad“ – die Paradoxie des Buchtitels hatte mich sofort fasziniert. Mit „Pop“ verbinde ich in erster Linie Pop-Musik, eine moderne Spaßkultur, deren oberste Werte Leben, Freiheit, Gleichheit und Individualität sind. Dschihad dagegen lässt an Krieg, ein starres System, scheinbar unüberwindbare Kulturunterschiede und die fanatische Identifikation der Muslime mit ihrer Religion denken. Dazwischen liegen Welten! Wie kann eine junge Autorin derartige Gegensätze mit einer so einfachen Konjunktion verbinden? Ich war sehr gespannt, was sich hinter dem Titel verbarg, und meine Entscheidung, dieses Buch aus dem Katalog auszuwählen, stand sehr rasch fest.
Meiner Rezension möchte ich der Vollständigkeit halber einige allgemeine Angaben, einen kurzen Abschnitt über die Autorin, wie sie sich selbst im Rahmen ihres Buches beschreibt, den Klappentext sowie den inhaltlichen Aufbau des Werkes voranstellen. Diesen grundlegenden Informationen folgt eine ausführliche, der Gliederung des Buches folgende Inhaltsangabe. Meine persönlichen Gedanken vor, während und nach der Lektüre sowie eine Stellungnahme zur Leseempfehlung bilden den Abschluss dieser Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
1. Mensch und Pferd
1.1 Historische Betrachtung
1.2 Physiologische Wirkung des Reitens
1.3 Psychologische Bedeutung der Mensch-Pferd-Beziehung
2. Reittherapie – was ist das?
2.1 Definition
2.2 Das Therapiepferd
2.2 Das Therapiepferd
2.3 Das Therapiesetting
2.4 Vor- und Nachteile der Therapie mit dem Pferd
3. Reiten als Behindertensport
3.1 Allgemeines
3.2 Beispiele
4. Hippotherapie
4.1 Das Therapieprinzip
4.2 Indikation und Gegenindikation (nach Strauß 1991: 50-53)
4.3 Kosten
5. Heilpädagogisches Reiten / Voltigieren (HPR/V)
5.1 Definition
5.2 Entstehung und Ziele des HPR/V
5.3 Die Besonderheit des selbständigen Reitens
5.4 Übungen
5.5 Praxisfelder
5.6 Ausbildung zum Reit- oder Voltigierpädagogen in D
6. Abschließende, persönliche Anmerkungen
Literaturverzeichnis
1. Mensch und Pferd
1.1 Historische Betrachtung
Mensch und Pferd bilden schon seit Jahrtausenden eine sehr interessante Symbiose. Zunächst als Beutetier gejagt, war das frühere Wildpferd für viele Menschen eine wichtige Nahrungsquelle.
Mit der Domestizierung des Pferdes entdeckte der Mensch seine Nutzbarkeit als Last- und Zugtier sowie den Nährwert der Stutenmilch, welcher heute noch verschiedene Heilwirkungen zugeschrieben werden.
Das erste Reitervolk waren schließlich die Griechen. Bereits ca. 400 v. Chr. schrieb der griechische Schriftsteller, Philosoph und Politiker Xenophon, ein Schüler des Sokrates, mit seinen beiden Werken „Über die Reitkunst“ und „Der Reitoberst“ erstaunliche Abhandlungen über die Praxis und die Ethik des Umgangs mit dem Pferd. Da seine grundlegenden Ansätze bis heute nicht an Gültigkeit verloren haben, gilt Xenophon als der Begründer der klassischen Hippologie, der Lehre vom Pferd und vom Reiten.
Die Verwendung des Pferdes im Krieg legte schließlich den Grundstein für die moderne Reiterei. Viele der aktuellen Gesetzmäßigkeiten in der klassischen Reitaus-bildung (wie z.B. das Aufsitzen von der linken Pferdeseite aus) rühren noch von ehemaligen Kriegszeiten her. Auch die „Hohe Schule“, die heutzutage als „Tanz der Pferde“ äußerst beliebt ist, war nichts weiter als die gezielte Ausbildung von Pferden zu Kriegswaffen. Indem man den Tieren unter dem Reiter auf Befehl zu steigen oder auszuschlagen lehrte, konnte man sich in einer Schlacht besser verteidigen.
Heute erlebt das Pferd als Sport- und Freizeitpartner des Menschen sicherlich seine besten Zeiten. Da es schon länger nicht mehr im Krieg oder für die Arbeit auf dem Feld benötigt wird, hat sich auch sein Stellenwert vom Nutztier zu einem Freund gewandelt.
Ohne das Pferd wäre die Geschichte der Menschheit sicherlich ganz anders verlaufen. Doch ohne die Faszination, die das Pferd noch immer auf so viele Menschen ausübt, wäre es bestimmt schon nahezu ausgestorben. Immerhin gibt es selbst „wildlebende“ Pferde nur noch in speziell gezüchteten und geschützten Einzelverbänden.
1.2 Physiologische Wirkung des Reitens
„Reiten bedeutet, dass Pferd und Reiter in allen Gangarten bewegungsharmonisch aufeinander einwirken.“ (Strauß 1991: 14)
In Schritt, Trab und Galopp wird der Reiter neben der tempobedingten Fliehkraft und der richtungsbedingten Zentrifugalkraft noch mit zahlreichen weiteren Bewegungselementen konfrontiert. Durch das wechselweise Auf- und Abfußen des Pferdes entstehen beispielsweise beschleunigende und bremsende Schwingungsimpulse, die den Reiter vor und zurück bewegen. Zusätzlich wird durch die Arbeit der Hinterhand der Pferderücken gewölbt und gesenkt, was wiederum als Auf-Ab-Bewegung an den Reiter weitergegeben wird. Darüber hinaus erzeugt das Abstützen eines Beinpaares ein Absinken des Pferdekörpers auf der anderen Seite, wodurch eine „Seit-zu-Seit-Bewegung“ entsteht. Die Kombination von vor und zurück, auf und ab sowie links und rechts bewirkt schließlich ein rotierendes Bewegungsmuster. Dieses ähnelt dem, das der Mensch beim aufrechten Gang ausführt. Aufgrund der Entlastung der Beine im Reitsitz können so Becken, Hüfte und Lendenwirbelsäule optimal gefördert werden. Immerhin überträgt ein Großpferd durchschnittlich ca.110 der oben beschriebenen multidimensionalen Schwingungsimpulse pro Minute auf den Reiter.
(Strauß 1991: 12)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.1: Skelett von Mensch und Pferd im Vergleich
(Gohl 1991: 23)
Dadurch werden v.a. beim aktiven Reiten auch bei körperlich gesunden Menschen zahlreiche Muskelpartien gekräftigt. Insbesondere eine starke Rückenmuskulatur, welche durch die notwendigen treibenden Kreuzhilfen begünstigt wird, in Verbindung mit dem aufrechten Reitsitz, kann diversen Rückenleiden präventiv entgegenwirken. Nebenbei werden beim Reiten natürlich auch einige Bänder und Sehnen gedehnt, was die Gefahr von Bänderrissen und Knochenbrüchen verringert, sowie die Konzentrationsfähigkeit des Reiters nachhaltig gefördert.
1.3 Psychologische Bedeutung der Mensch-Pferd-Beziehung
„Die Begegnung mit Pferden ist immer ein Erlebnis, das den Menschen in seiner Seele berührt.“ (Pietrzak 2001: 12)
Nicht nur im wörtlichen Sinne nämlich trägt das Pferd seit Jahrtausenden schon unsere Lasten – es erträgt uns auch, fühlt unsere Stimmungen und indem es darauf reagiert, kehrt es unser Innerstes nach außen. Bin ich ängstlich, wird auch mein Pferd unsicher. Bringe ich Ärger mit in den Stall, begegnet mir mein Pferd mürrisch. Wenn ich unkonzentriert bin, wird mein Pferd die Rangordnung in Frage stellen. Doch das Wissen um diese Zusammenhänge macht die Arbeit mit dem Pferd nicht einfacher, dafür aber tiefgründiger und transparenter. Wenn die Verständigung von Mensch und Pferd allerdings körper- und wesensgerecht erfolgt, erfährt der Mensch, dass das Pferd ihn als Führer annimmt und sich trotz seiner enormen Kraftüberlegenheit unterordnet, dass es ihn differenziert verstehen lernt und ihm zuverlässig dient (Strauß 1991: 12). „Dies bedeutet für den Menschen vielschichtiges Erleben, das persönlichkeitsformend wirkt und die Lebensqualität bereichert (ebd.).“
Doch auch in der Stallgemeinschaft, beim Pflegen und Versorgen des Pferdes, werden eine ganze Reihe „soziale und emotionale Erfahrungen (Ehmke 2005) “ gemacht. Da der Umgang mit einem Pferd viel Mut und Erfahrung erfordert sowie stets eine gewisse Gefahr birgt, ist man häufig auf gegenseitige Unterstützung angewiesen. Hilfe anzunehmen und selbst zu helfen sind in jedem Reitstall ganz zentrale Themen.
Ist man schließlich in der Lage, dem Pferd seinen Willen mitzuteilen, was psychisch wie physisch eine hohe Anforderung darstellt, erntet man durch die gewünschte Reaktion des Tieres dafür prompt den Erfolg (Ehmke 2005). Funktioniert dann auch beim Reiten die Verständigung harmonisch, genießen „gerade psychisch sehr belastete Menschen ... das Gefühl, vom Pferd „getragen zu werden (ebd.)“. Wie einer der bedeutendsten Pferdemänner Islands sagte: „Der Mensch ist nichts, erst auf dem Pferd wächst er über sich hinaus (Pietrzak 2001: 13/14)“.
2. Reittherapie – was ist das?
2.1 Definition
Als ich anfing, mich mit dem Thema Reittherapie zu beschäftigen, wusste ich zwar sehr wohl um die vielfältigen, positiven Auswirkungen des Mediums Pferd auf den Menschen, doch ahnte ich nichts davon, wie sehr dieser Bereich bereits erforscht wurde und dass es Reittherapie in unterschiedlichen Formen gibt.
Bemüht man sich darum, eine allgemeingültige Definition für die Reittherapie zu finden, so stößt man dabei nur auf sehr vage Formulierungen. Das Deutsche Kura-torium für therapeutisches Reiten beschreibt sie beispielsweise als die „Nutzung der wohltuenden und heilenden Wirkung, die Pferde auf Menschen ausüben (DKThR 2005)“. Besser dagegen gefällt mir persönlich ein Definitionsansatz, der das therapeutische Reiten als „...Oberbegriff für verschiedene Bereiche verwendet, in denen das Pferd zusammen mit ausgebildetem Fachpersonal eine Aufgabe in der Therapie oder bei therapeutischen Angeboten erfüllt (Ehmke 2005)“.
Je nach Indikation und Zielsetzung lässt sich das therapeutische Reiten in drei Teilbereiche untergliedern: den Behindertensport, die Hippotherapie und das heilpädagogische Reiten bzw. Voltigieren (Anonym 2005). Die folgende schematische Darstellung zeigt die Zuordnung der reittherapeutischen Teilbereiche zu den Fachdis-ziplinen Medizin, Sport und Pädagogik (ebd.).„Drei Kreise, in deren Mittelpunkt das Pferd gedacht ist, verdeutlichen mit ihren Überschneidungen Übergänge und Abgrenzungen hinsichtlich sich berührender, ergänzender und doch eigenständiger Inhalte (Strauß 1991: 23)“.
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- Citar trabajo
- Sandra Deichmann (Autor), 2007, Literaturrezension zu: Julia Gerlach - "Zwischen Pop und Dschihad. Muslimische Jugendliche in Deutschland", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77259
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