Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem komplexen Thema der Erziehung und den vielseitigen Anforderungen und Handlungsmöglichkeiten, die diese speziell für Eltern mit sich bringt.
Es taucht zum einen die Frage auf, ob neue erzieherische Kompetenzen erforderlich sind oder ob die Zunahme an Wissen und Informationen dazu führt, dass es lediglich neue Möglichkeiten gibt, schon immer vorhandene Anforderungen zu benennen und Eltern bei der Realisierung zu unterstützen. Dies wird ebenso erörtert wie der tatsächliche Bedarf der Familien an Unterstützung.
Nachdem der Kompetenzbegriff erörtert und Erziehungskompetenzen zur Förderung kindlicher Entwicklung aufgeführt werden, gilt es, die Handlungsoptionen von Eltern zu betrachten. Hierbei stehen die Alternativen der Familienbildung im Vordergrund. Elternkurse werden ebenso thematisiert wie der fragwürdige Trend zur Nutzung des Fernsehens als Informationsquelle oder auch die immer wachsende Anzahl an Literatur zu Erziehungsfragen. Da mit der Diskussion über einen möglichen Elternführerschein oder staatliche Zuschüssen bei Teilnahme an familienbildenden Maßnahmen auch die Frage auftritt, ob Eltern sich freiwillig weiterbilden oder dazu angehalten werden sollten, wird auch dieser Aspekt aufgegriffen. Zudem wird die Nachhaltigkeit der Bildungsversuche kritisch betrachtet.
Abschließend wird die Situation für heutige Eltern als einflussnehmende Personen neben Lehrern, Erziehern, Gleichaltrigen, den Medien und der Gesellschaft bewertet.
Inhalt
Einleitung
1. Erziehung heute
1.1. Defintionsversuche des Begriffs „Erziehung“
1.2. Erziehungsziele
1.3. Probleme bei der Erreichung von Erziehungszielen in der heutigen Zeit
1.3.1. Die moderne Welt– „Bastelbiographien“ in einer
„Risikogesellschaft“
1.3.2. Arbeitslosigkeit, Hartz IV, die Medien und neue Familienformen – Beispiele für die Vielzahl an Einflussfaktoren
1.3.3. Veränderte Intentionen der Familiengründung und der Einfluss auf
die Eltern-Kind-Beziehung
1.4. Die Suche nach schnellen Lösungen
1.5. Analyse zur Bedarfslage
1.6. Relevanz der familiären Erziehung für das Gelingen der kindlichen
Entwicklung
1.6.1. Lernen = Erfahrungen
1.6.2. Lernumfeld Familie
2. Ansätze zur Verbesserung der elterlichen Handlungskompetenzen
2.1. Definitionsansätze zu dem Begriff „Kompetenz“
2.2. „Kompetenz“ im erzieherischen Kontext
2.3. Entwicklungsfördernde Haltungs- und Verhaltensdimensionen
2.4. Eltern- und Familienbildung zur Kompetenzerweiterung
2.4.1. Auswahlkriterien für die verschieden Bildungsangebote
2.4.2. Elternkurse
2.4.3. TV- Shows wie die Super Nanny als Alternative?
2.4.4. Literatur bekannter Konzepte
2.4.5. Aspekt der Freiwilligkeit
2.4.6. Aspekt der Nachhaltigkeit
Fazit
Quellenverzeichnis
Einleitung
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem komplexen Thema der Erziehung und den vielseitigen Anforderungen und Handlungsmöglichkeiten, die diese speziell für Eltern mit sich bringt.
Es taucht zum einen die Frage auf, ob neue erzieherische Kompetenzen erforderlich sind oder ob die Zunahme an Wissen und Informationen dazu führt, dass es lediglich neue Möglichkeiten gibt, schon immer vorhandene Anforderungen zu benennen und Eltern bei der Realisierung zu unterstützen. Dies wird ebenso erörtert wie der tatsächliche Bedarf der Familien an Unterstützung. Der erste Teil der Arbeit behandelt diese Themen, wobei abschließend auch die Relevanz der familiären Erziehung für das Gelingen der kindlichen Entwicklung dargelegt wird, um die Notwendigkeit der Förderung familiärer Erziehung zu verdeutlichen.
Das zweite Kapitel beginnt mit einer Klärung des allgemeinen Kompetenzbegriffs und einer Eingrenzung dieses Begriffs im erzieherischen Kontext. Nachdem Erziehungskompetenzen zur Förderung kindlicher Entwicklung aufgeführt werden, gilt es, die Handlungsoptionen von Eltern zu betrachten. Hierbei stehen die Alternativen der Familienbildung im Vordergrund. Elternkurse werden ebenso thematisiert wie der fragwürdige Trend zur Nutzung des Fernsehens als Informationsquelle oder auch die immer wachsende Anzahl an Literatur zu Erziehungsfragen. Da mit der Diskussion über einen möglichen Elternführerschein oder staatliche Zuschüssen bei Teilnahme an familienbildenden Maßnahmen auch die Frage auftritt, ob Eltern sich freiwillig weiterbilden oder dazu angehalten werden sollten, wird auch dieser Aspekt im zweiten Teil der Arbeit aufgegriffen. Zudem wird die Nachhaltigkeit der Bildungsversuche kritisch betrachtet.
Das abschließende Fazit greift das Thema der modernen Erziehungskompetenzen auf und bewertet die Situation für heutige Eltern als einflussnehmende Personen neben Lehrern, Erziehern, Gleichaltrigen, den Medien und der Gesellschaft.
1. Erziehung heute
Erziehung ist seit der Entdeckung der Kindheit als eigenständige Phase im 18. Jahrhundert immer wieder Thema etlicher Diskussionen gewesen. Doch besonders heute nehmen die theoretischen Einflüsse auf den Diskussionsgegenstand zu. Zum einen durch die Verbreitung und Vermehrung von Informationen durch die Medien, die zunehmende Globalität oder zum anderen auch durch die Fortschritte sowie neuen Erkenntnisse in allen wissenschaftlichen Bereichen, wie zum Beispiel der Soziologie, der Psychologie oder auch der Pädagogik. Doch was ist Erziehung eigentlich? Und was beeinflusst die Erziehung in der heutigen Zeit?
1.1. Defintionsversuche des Begriffs „Erziehung“
Je nach fachlichem Schwerpunkt variieren die genannten Merkmale, die unter Erziehung verstanden werden. In Winfried Böhms Wörterbuch der Pädagogik werden mit Erziehung „jene Maßnahmen und Prozesse [bezeichnet], die den Menschen zu Autonomie und Mündigkeit hinleiten und ihm helfen, alle seine Kräfte und Möglichkeiten zu aktuieren und in seine Menschlichkeit hineinzufinden“[1].
Auch Uwe Krebs stellt Erziehung als einen Prozess dar, in welchen verschiedene Handlungen eingebunden sind. Jedoch sind diese nicht ausschließlich bewusst und geplant. Daher unterscheidet er zwischen impliziter, funktionaler und intentionaler Erziehung, wobei letztere dem Verständnis von Erziehung der westlichen Welt am nächsten kommt. Es liegt hier eine Erziehungsabsicht vor; erzieherische Handlungen geschehen nicht nur durch alltägliches, in erster Linie nicht-erzieherisches Verhalten, wie dies bei den anderen beiden Begriffen der Fall ist.[2] Diese Unterscheidung ist im Kontext der Erziehung in Traditionalen Kulturen wichtig, da dort oft keine beabsichtigten erzieherischen Handlungen stattfinden und die stattfindende Erziehung nicht mit jener der hoch entwickelten Länder übereinstimmt. Auch Erich Weber weist darauf hin, dass „der Mensch das auf Erziehung, d.h. auf Lernhilfe angewiesene Wesen [ist], das um so mehr der gezielten und auch institutionalisierten Lernförderung bedarf, je komplexer und komplizierter, pluralistischer und dynamischer die modernen Lebensverhältnisse werden“[3]. Erziehung wird auch heute noch als Lernhilfe und Lernförderung verstanden. Sigrid Tschöpe-Scheffler sieht die Notwendigkeit der Erziehung in der Lernfähigkeit und daraus resultierenden Lernbedürftigkeit des Menschen begründet[4]. Sie geht sogar noch einen Schritt weiter und bezeichnet Erziehung als „gemeinsamen Wachstumsprozess, der für beide entwicklungsfördernd ist“[5], also sowohl für Kinder als auch für Eltern. Diesen Ansatz versucht sie durch einen Hinweis auf die dialogische Struktur der Beziehung und der Interaktion zu legitimieren.
Haben Wissenschaftler wie Weber schon in den 70er Jahren gewusst, welche konkreten Herausforderungen auf Erziehungspersonen zukommen? Er betont, wie notwendig gezielte Erziehung auf Grund der veränderten modernen Lebensverhältnisse ist. Doch wie genau sehen Erziehungsziele in einer Umwelt aus, die von ständiger Veränderung geprägt ist?
1.2. Erziehungsziele
„Allgemein sind Ziele angestrebte bzw. erstrebenswerte Ergebnisse einer Handlung. Wenn man Erziehung als Beeinflussungsversuch auffasst […], dann sind Erziehungsziele die durch erzieherische Handlungen angestrebten Ergebnisse.“[6]
„Empirisch erfasste Erziehungsziele sind in ihrer Art sehr vielfältig. Sie entsprechen wünschens- und erstrebenswerten Verhaltensweisen, Fähigkeiten, Dispositionen, Einstellungen oder auch Persönlichkeitseigenschaften, von denen angenommen wird, dass sie für jede Person wertvoll sind.“[7]
Doch auch wenn sich konkrete Erziehungsziele besonders durch ihre Vielfalt ausweisen, wird immer wieder versucht, übergeordnete Ziele zu benennen, die unterschiedliche Verhaltensweisen, Fähigkeiten etc. beinhalten können. „Ziel der Erziehung selbst wird es in jedem Fall sein, daß der Zögling […] in die Lage versetzt wird, die Ziele seines Lebens selbstbegründet zu entwerfen und entsprechend zu realisieren.“[8] Ein autonomer Lebensentwurf sowie Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Realisierung dieses Entwurfs bedürfen im Allgemeinen zuerst einmal der Vermittlung von Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen sowie konkreter Handlungskompetenzen.
Laut Klaus Wahl macht dies jedoch nur einen Teil der Erziehungsziele aus. Er teilt Erziehungsziele in drei Perspektiven ein. Die oben Beschriebene bezieht sich in erster Linie auf individuelle Aspekte. Diesen fügt er soziale sowie moralische Aspekte hinzu, die ebenso notwendig sind, um den individuell angestrebten Lebensentwurf zu realisieren. Es ist laut ihm nicht minder wichtig, die kindliche Entwicklung in den Kontext des gesellschaftlichen und sozialen Miteinanders zu stellen. Dies impliziert die Vermittlung sozialer Kompetenz und Wertmaßstäbe, letztere beziehen sich auf die moralische Perspektive.[9]
Dies übersteigt die bloße Versorgung eines Kindes und fordert Erzieher zu reflektierendem Verhalten auf. Um die Realisierung des Lebenskonzepts des Kindes zu ermöglichen, müssen in der Familie bereits Normen und Werte der jeweiligen Gesellschaft vermittelt werden, damit das Kind in seinem späteren Umfeld nicht auf Ablehnung stößt. In der kindlichen Entwicklung muss das Verhalten des Heranwachsenden so modifiziert werden, dass es „mit denjenigen Erwartungen übereinstimmt, die von den Mitgliedern jener Gruppe gehegt werden, zu welcher das Individuum gehört.“[10] Doch der heutige Wertepluralismus stellt eine neue Herausforderung für die Integration eines Individuums in die Gesellschaft dar.[11]
Eine Bevölkerungsumfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach zu Erziehungseinstellungen und –zielen bestätigt das Bewusstsein der Menschen für den komplexer gewordenen Erziehungsauftrag. Diese hat ergeben, dass die Mehrheit der befragten Teilnehmer Erziehungsziele bejahten, an denen sich „das Ideal eines Menschen ablesen [lässt], für den Persönlichkeitswerte ebenso wichtig sind wie Werte des gesellschaftlichen Zusammenlebens“[12].
Doch wieso treten verstärkt Probleme bei den Lebensentwürfen von Heranwachsenden auf und was verhindert die Realisierung förderlicher Lebenskonzepte, die den Individuen ein gesundes Leben ermöglichen? Woran scheitert die Erziehung?
1.3. Probleme bei der Erreichung von Erziehungszielen in der heutigen Zeit
Das Ziel, Kinder vorzubereiten auf die in der Regel gesellschaftlich bedingten Anforderungen des Lebens und auf die Bewältigung dieser Anforderungen, klingt einfacher zu erreichen als es sich in der Realität gestaltet. Um Kindern beim Lernen zu helfen und ihnen Fähigkeiten und Fertigkeiten mitzugeben, die die heutige Welt sowie eine autonome Lebensführung von ihnen erwarten, müssen Eltern und Erzieher wissen, was für die positive Entwicklung notwendig ist und wie diese Bedingungen gewährleistet werden können. Doch hier spiegelt sich in den Problemen der heutigen Erziehung die allgemeine gesellschaftliche Problematik wider, mit der die Menschen konfrontiert werden.
1.3.1. Die moderne Welt – „Baselbiographien“ in einer „Risikogesellschaft“
Bezeichnend für die Herausforderungen, die in der heutigen Zeit auf Individuen zukommen, ist Ulrich Becks Begriff „Bastelbiographie“. „Im Übergang Normal- zur Wahlbiographie bildet sich der konfliktvolle und historisch uneingeübte Typus der Bastelbiographie heraus.“[13] Dieser beschreibt das Dilemma, einerseits vermehrte Wahlmöglichkeiten zu besitzen, andererseits jedoch unter dem Druck zu stehen, eine Wahl treffen zu müssen.[14] Dass diese Wahl sich im Nachhinein als falsch erweisen kann, erhöht den subjektiv empfundenen Druck. „Ulrich Beck beschreibt den Abschied von der traditionellen Klassengesellschaft und das Heraufziehen einer ´Risikogesellschaft`, die die Menschen in immer stärkere individualisierte Lebenssituationen setzt.“[15]
Das Risiko, Fehler zu machen bei nichtvorhandenen Entscheidungsvorgaben, lässt sich nicht nur auf die eigene Lebensgestaltung beziehen, sondern auch auf erzieherische Handlungen und interfamiliäre Interaktionen. Anforderungen an die Individuen der heutigen Zeit übertragen sich ebenso auf die Familie als System.
Der „Wandel familialer Strukturen und Beziehungen [richtet] zusätzliche Anforderungen an die einzelnen Familienmitglieder und an das System Familie, zu deren Bewältigung besondere Kompetenzen erforderlich sind. Mehr denn je müssen Familien ihre Biographie diskontinuierlich gestalten. Brüche und Übergänge stehen zur Bewältigung an“[16].
1.3.2. Arbeitslosigkeit, Hartz IV, die Medien und neue Familienformen – Beispiele für die Vielzahl an Einflussfaktoren
Es gibt unzählig viele gesellschaftlich bedingte Änderungen, die Einfluss auf die Familie und daher ebenfalls auf die elterliche Erziehung haben. Um nur einige wenige herauszustellen, bietet sich zum Einen die Einführung von Hartz IV an, da viele Menschen durch die hohe Arbeitslosenquote nun mit härteren ökonomischen Bedingungen zu kämpfen haben. „Die Sorgen um das tägliche Auskommen lenken ab und kosten zu viel psychische beziehungsweise emotionale Energie.“[17] Diese fehlt für die Erziehung, dabei wird sie dort dringend benötigt.
Des Weiteren sind Kinder heutzutage immer mehr dem Einfluss der Medien ausgesetzt. Unbegrenzte Nutzung des Computers und Internets oder auch übermäßiger Fernsehkonsum bergen Risiken und Gefahren, die ohne Achtsamkeit der Eltern oftmals nicht zu kontrollieren sind. Verbringen Kinder und Jugendliche ihre Freizeit zu einem großen Teil damit, sich mit diversen Medien zu beschäftigen, liegt der Erfahrungsbereich innerhalb dieser undurchsichtigen und zudem gefährlichen Zone.[18] Es gibt viele aktuelle Themen in der Medienwelt, die diese Erfahrungen in eine gefährliche Richtung lenken. Magersüchtige Models, Gewaltspiele und nicht jugendfreie Diskussionen in Talkshows sollten neben der vergleichsweise geringen Zeit, die Heranwachsende in der Schule verbringen, nicht die einzige Erfahrungsquelle sein.
Gerade daher ist es wichtig, sich Kindern zu widmen, ihnen Anregungen zu geben und Aufmerksamkeit zu schenken. Dies erweist sich als schwierig angesichts der aktuellen Arbeitsmarktlage und der zunehmenden, zum Teil daraus resultierenden Veränderungen, die Familien tragen müssen. Dazu zählen beispielsweise Trennungen auf Grund der verstärkten Forderungen von Mobilität für den Arbeitsplatz oder der hohen psychischen Belastungen, die die Arbeitslosigkeit oftmals mit sich bringt und die Entstehung von „Patchwork“- Familien, die ebenso wie Alleinerziehende mit emotionalen Problemen konfrontiert werden. „15 Prozent der Familien mit Kindern sind Alleinerziehenden-Familien, und weitere 6 Prozent der Familien bestehen aus einem unverheiratet zusammenlebenden Paar und den Kindern.“[19] Dies bedeutet, dass jede fünfte Familie mit Kind(ern) entweder nur einen Elternteil zur Verfügung hat, der seine Zeit der Erziehung widmen kann oder es zwei Personen gibt, wovon eine jedoch kein leiblicher Elternteil ist. Alleinerziehende sind nicht zwangsläufig inkompetente Erzieher, jedoch liegt phasenweise eine starke Belastung vor.[20] Diese wird zudem durch die fehlenden Betreuungsmöglichkeiten für Kinder beeinflusst. Dreiviertel der Familien mit Kindern sind jedoch immer noch Ehepaare, wobei zu beachten ist, dass 7 Prozent davon Stieffamilien sind, in denen Kinder mit einem Stiefelternteil zusammenleben.[21]
Auch wenn aus all diesen Aspekten möglicherweise nicht automatisch auf eine Problemlage zu schließen ist, weisen sie doch auf die Pluralität der gegebenenfalls problematischen Einflüsse für Familien hin. Es lässt sich nicht unbedingt sagen, dass es mehr gesellschaftliche oder familiäre Schwierigkeiten gibt als früher, jedoch ist unbestreitbar, dass diese Schwierigkeiten vielfältiger geworden sind und daher ebenso vielfältige Bewältigungskompetenzen benötigen.
1.3.3. Neue Intentionen der Familiengründung und der Einfluss auf die Eltern-Kind-Beziehung
Im Gegensatz zu früheren, oftmals ökonomischen Gründen, Kinder zu bekommen, zählt die eigene Altersversorgung kaum noch als Einflussfaktor im Entscheidungsprozess für oder gegen ein Kind. Da die eigenen Kinder nur noch selten ihre Eltern im Alter versorgen oder versorgen müssen, gründen Paare in der heutigen Zeit eine Familie, weil diese zu ihrem eigenen Lebensentwurf gehört. Kinder sollen in erster Linie dazu dienen, das eigene Glück zu erhöhen, den Eltern Anerkennung zu schenken und emotionale Erfüllung zu ermöglichen. Das führt zu einem Machtverlust der Eltern, da diese in einem erhöhten Maße von Geburt des Kindes an von dessen Zuneigung und der gelingenden Eltern-Kind-Beziehung abhängig sind. Sabine Walper spricht in diesem Zusammenhang von dem „psychologischen Nutzen“[22], welchen Eltern von ihren Kindern erwarten.
Durch diese entscheidende Veränderung der Machtbedeutung in Familien, müssen sich neue Kommunikationsstrukturen herausbilden. „Der ´Befehlshaushalt` von früher hat sich hin zu einem ´Verhandlungshaushalt` gewandelt.“[23] Dies beinhaltet den Verlust von früher üblichen Kommunikationsmustern zur Grenzsetzung und Regelformulierung. Ohne Befehle müssen neue Wege gefunden und etabliert werden, um Kindern Grenzen zu setzen, ohne deren Zuneigung und Anerkennung zu verlieren. Dies erweist sich als eines der Hauptprobleme von Eltern, die weder auf gesellschaftlich vorgegebene Handlungsmuster zurückgreifen können, noch ausreichend theoretisch ausgebildet sind in Erziehungsfragen.
[...]
[1] Böhm, W.: Wörterbuch der Pädagogik. Stuttgart 152000, S.156
[2] Vgl. Krebs, U.: Erziehung in Traditionalen Kulturen. Quellen und Befunde aus Afrika, Amerika, Asien und Australien 1898-1983. Berlin 2001, S.34-40
[3] Weber, E.: Erziehungsstile. Donauwörth 71978, S.25/26
[4] Vgl. Tschöpe-Scheffler, S.: Elternkurse auf dem Prüfstand. Wie Erziehung wieder Freude macht. Opladen 2003, S.26
[5] Ebd., S.38
[6] Tarnai, C.: Erziehungsziele. In: Rost, D.H. (Hrsg.): Handwörterbuch Pädagogische Psychologie. Weinheim/Basel 32006, S.155
[7] Ebd., S.159
[8] Böhm 2000, S.160
[9] Wahl, K.: Welche Nachhilfe brauchen Eltern? Einführung in eine pädagogische Kontroverse. In: Wahl, K. und Hees, K. (Hrsg.): Helfen „Super Nanny“ und Co.?. Ratlose Eltern – Herausforderung für die Elternbildung. Weinheim und Basel 2006, S.13
[10] Stapf, K. H., Herrmann, T., Stapf, A. und Stäcker, K. H.: Psychologie des elterlichen Erziehungsstils. Komponenten der Bekräftigung in der Erziehung. Stuttgart 21976, S.15
[11] Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Familienfragen. Stärkung familialer Beziehungs- und Erziehungskompetenzen. Berlin 2005 [Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.)], S.7
[12] Institut für Demoskopie Allensbach: Einstellungen zur Erziehung. Kurzbericht zu einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage im Frühjahr 2006. Allensbach am Bodensee 2006 [Bundesministerium für Familie, Senioren und Jugend (Hrsg.)], S.6
[13] Beck, U.: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt a. M. 1986, S.217
[14] Vgl. ebd., S.190
[15] Tillmann, K.- J.: Sozialisationstheorien. Eine Einführung in den Zusammenhang von Gesellschaft, Institution und Subjektwerdung. In: Rowohlts Enzyklopädie. 122003, S.193
[16] Fthenakis, W.E.: Bildungsangebote für Familien (BFB-Programm, Online-Familienhandbuch). In: Tschöpe-Scheffler, S.: Elternkurse auf dem Prüfstand. Wie Erziehung wieder Freude macht. Opladen 2003, S.17
[17] Walper, S.: Was die Wissenschaft über Erziehung weiß. In: Wahl/Hees 2006, S.25
[18] Vgl. ebd., S.25
[19] Engstler H. und Menning, S. (Deutsches Zentrum für Altersforschung): Die Familie im Spiegel der amtlichen Statistik (Kurzfassung). Lebensformen, Familienstrukturen, wirtschaftliche Situation der Familien und familiendemographische Entwicklung in Deutschland. Berlin [Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. (Hrsg.)], S.2
[20] Walper, S.: Was die Wissenschaft über Erziehung weiß. In: Wahl/Hees 2006, S.24
[21] Vgl. Engstler/Menning 2003, S.5
[22] Walper, S.: Was die Wissenschaft über Erziehung weiß. In: Wahl/Hees 2006, S.26
[23] Ebd., S.25
- Citation du texte
- Christina Menge (Auteur), 2007, Erziehungskompetenzen heute - Anforderungen, Realisierung und Handlungsoptionen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76980
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