In meiner Arbeit möchte ich mich mit der Fröbelianerin Henriette Goldschmidt beschäftigen. „Das Leben dieser Frau ist von einer seltenen Geschlossenheit; es geht die ganz klare Linie folgerichtiger Entwicklungen hindurch; es gibt keine Brüche, kein sprunghaftes Hinundher in ihren Anschauungen, keine Seitenpfade und Irrwege“ (Siebe/Prüfer 1922, S.VIII). Ihre Persönlichkeit war vom Geist der Dichter und Denker der Weimarer Zeit geprägt, welchem sie ihr lebenlang treu blieb. Er gab ihr die Kraft und den Aufschwung für ihr Wirken und Schaffen (vgl. Siebe/Prüfer 1922, S.XI/ XII).
Zur Erarbeitung habe ich mich hauptsächlich auf das Buch von J. Siebe/ J. Prüfer „Henriette Goldschmidt, ihr Leben und ihr Schaffen“ (1922) gestützt, welches relativ ausführlich geschrieben ist. Zur Ergänzung meiner Aufzeichnungen verwendete ich Literatur von M. Berger, A. Kemp und M. Müller (siehe Literaturverzeichnis). In dem Buch von Frau Goldschmidt „Was ich von Fröbel lernte und lehrte“ (1909) finden wir nur die Gedanken Fröbels in ihren eigenen Worten wieder. Ihre hinterlassenen Aufzeichnungen sind sehr lückenhaft, da sie es selbst nie für wichtig hielt über jeden Abschnitt ihres Lebens Rechenschaft für die Nachwelt abzulegen. Aufgrund ihrer öffentlichen Wirksamkeit gelangten biographische Notizen in Zeitungen, Zeitschriften und deshalb fand sie es überflüssig ihre Persönlichkeit öffentlich darzustellen (vgl. Siebe/Prüfer 1922, S.X/ XI).
In der oben angegebenen Literatur finden wir keine Aussagen über ein Kindergartenkonzept von Henriette Goldschmidt. Sie hielt streng, ohne jegliche Abweichung, an Fröbels Pädagogik fest und hatte dabei immer ein ganz klares Ziel vor Augen: die geistige Befreiung der Frauen, die Erziehung der Frau zum tätig bewussten Glied der Volksfamilie (vgl. Siebe/Prüfer 1922, S.IX). Aufgrund der fehlenden Informationen über ein Kindergartenkonzept von Frau Goldschmidt wird meine Arbeit weniger auf die Erziehung von Kleinkindern bezogen sein. Die vorliegende Arbeit soll einen Einblick über das Wirken und Schaffen Henriette Goldschmidts im Sinne Fröbels geben.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Kindheit und Jugendjahre (1825 – 1859)
3. Leipzig – Stätte ihres großen Wirkens
3.1. Die Zeit der Frauenbewegung
3.2. Ihr Weg zu Friedrich Fröbel
3.3. Friedrich Fröbel
3.4. Ihre Reform der Frauenbildung
3.5. Ihr Wirken für die Kindergärten – Petition und Streitschrift
4. Zusammenfassung
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In meiner Arbeit möchte ich mich mit der Fröbelianerin Henriette Goldschmidt beschäftigen. „Das Leben dieser Frau ist von einer seltenen Geschlossenheit; es geht die ganz klare Linie folgerichtiger Entwicklungen hindurch; es gibt keine Brüche, kein sprunghaftes Hinundher in ihren Anschauungen, keine Seitenpfade und Irrwege“ (Siebe/Prüfer 1922, S.VIII). Ihre Persönlichkeit war vom Geist der Dichter und Denker der Weimarer Zeit geprägt, welchem sie ihr lebenlang treu blieb. Er gab ihr die Kraft und den Aufschwung für ihr Wirken und Schaffen (vgl. Siebe/Prüfer 1922, S.XI/ XII).
Zur Erarbeitung habe ich mich hauptsächlich auf das Buch von J. Siebe/ J. Prüfer „Henriette Goldschmidt, ihr Leben und ihr Schaffen“ (1922) gestützt, welches relativ ausführlich geschrieben ist. Zur Ergänzung meiner Aufzeichnungen verwendete ich Literatur von M. Berger, A. Kemp und M. Müller (siehe Literaturverzeichnis). In dem Buch von Frau Goldschmidt „Was ich von Fröbel lernte und lehrte“ (1909) finden wir nur die Gedanken Fröbels in ihren eigenen Worten wieder. Ihre hinterlassenen Aufzeichnungen sind sehr lückenhaft, da sie es selbst nie für wichtig hielt über jeden Abschnitt ihres Lebens Rechenschaft für die Nachwelt abzulegen. Aufgrund ihrer öffentlichen Wirksamkeit gelangten biographische Notizen in Zeitungen, Zeitschriften und deshalb fand sie es überflüssig ihre Persönlichkeit öffentlich darzustellen (vgl. Siebe/Prüfer 1922, S.X/ XI).
In der oben angegebenen Literatur finden wir keine Aussagen über ein Kindergartenkonzept von Henriette Goldschmidt. Sie hielt streng, ohne jegliche Abweichung, an Fröbels Pädagogik fest und hatte dabei immer ein ganz klares Ziel vor Augen: die geistige Befreiung der Frauen, die Erziehung der Frau zum tätig bewussten Glied der Volksfamilie (vgl. Siebe/Prüfer 1922, S.IX). Aufgrund der fehlenden Informationen über ein Kindergartenkonzept von Frau Goldschmidt wird meine Arbeit weniger auf die Erziehung von Kleinkindern bezogen sein. Die vorliegende Arbeit soll einen Einblick über das Wirken und Schaffen Henriette Goldschmidts im Sinne Fröbels geben und zeigen, dass die
2. Kindheit und Jugendjahre (1825 – 1859)
Henriette Benas wurde am 23. November 1825 in Krotoschin (Ostpreußen) als sechstes Kind einer wohlhabenden jüdischen Kaufmannsfamilie geboren. Ihre Kindheit und Mädchenjahre waren überschattet von der kühlen und lieblosen Erziehung ihrer Stiefmutter (vgl. Siebe/Prüfer 1922, S.3). Ihr Vater, Levin Benas, wählte die zweite Frau, „weil sie nicht lesen und schreiben konnte, seinen fünf mutterlosen Kindern also eine fürsorgliche Mutter sein würde, deren Geist nicht durch überflüssige Lektüre abgelenkt werden würde“ (Siebe/Prüfer 1922, S.3/4). Henriettes Stiefmutter war sich ihrer Rolle als Hausfrau bewusst, welcher sie ihr ganzes Denken widmete, und dies nun auch von ihren heranwachsenden Töchtern verlangte.
Geformt und gebildet wurde Henriette Benas durch ihren stark politisch und sozial interessierten Vater sowie durch gebildete Verwandte und Freunde des Hauses (vgl. Kemp 1993, S.30). Ihr Vater las jeden Morgen, am Familientisch, aus der Breslauer Zeitung, wobei Henriettes Hauptinteresse den Verhandlungen über die Emanzipation der Juden und der bürgerlichen Revolutionsbewegung galt (vgl. Siebe/Prüfer 1922, S.17/18). Ihre Schulzeit beendete sie mit 14 Jahren. Die Schule selbst, der dürftige Unterricht der Elementarschule und der einjährige Besuch eines Jahreskurses an einer Töchterschule, vermittelten ihr nur geringe Bildungswerte, welche Henriette für keine besonders große Bereicherung hielt (vgl. Siebe/Prüfer 1922, S.9). Mit elf Jahren beginnt sie, gegen den Willen ihrer Stiefmutter, Schiller nicht nur zu lesen, sondern auch zu erleben. Auch im vorangeschrittenen Alter hielt sie Schillers Werke für eine geeignete Jugendschrift (vgl. Siebe/Prüfer 1922, S.12/13).
Im Jahre 1850 siedelte die Familie nach Posen über, wo Henriette Benas sich erstmalig an freiwilliger sozialer Hilfsarbeit beteiligte. „ Mit großem Eifer warb sie für den von in ihr mit initiierten Verein für ‚Frauen und Jungfrauen’, der sich vor allem armer Kinder nach Schulabschluss annahm. Die Mädchen und Frauen des Vereins beaufsichtigten die Schularbeiten der Kinder, erteilten ihnen Handarbeitsunterricht und sorgten für eine sinnvolle Freizeitgestaltung“ (Berger 1995, S.50). Schon hier handelte es sich um eine Art „Jugendpflege“, ein Vorspiel ihres späteren Dienstes an der weiblichen Jugend.
Im Jahre 1853 heiratete sie Dr. Abraham Goldschmidt, einen Neffen ihres Vaters. Er war Prediger an der deutsch-jüdischen Gemeinde in Warschau, Witwer und Vater von drei Söhnen. Mit ihm fand Henriette Goldschmidt einen Mann, der ihr geistig verwandt war. Auch er vertiefte sich in die Werke der Dichter und Denker der klassischen Zeit (vgl. Siebe/Prüfer 1922, S.34). Gegen Warschau selbst empfand Henriette Goldschmidt große Antipathie. „Einen Höllentraum konnte man mein Leben in Warschau nennen [...]. Es ist furchtbar, in einem Lande zu leben, in dem man sein Recht nur durch das Unrecht der Bestechung erlangen kann“ (Siebe/ Prüfer 1922, S.35).
Dr. Abraham Goldschmidt übernahm 1859 eine Predigerstelle in der israelitischen Gemeinde in Leipzig. Sie sah es als große Schicksalsfügung an, ausgerechnet im Jubiläumsjahr von Schiller nach Deutschland zurück zu kehren (vgl. Siebe/Prüfer 1922, S.36). „Für Henriette Goldschmidt wurde Leipzig zur wirklichen Heimat, zur Stätte ihres großen Wirkens“ (Berger 1995, S.50).
3. Leipzig – Stätte ihres großen Wirkens
3.1. Die Zeit der Frauenbewegung
Die ersten Jahre in Leipzig verbrachte Henriette Goldschmidt als Hausfrau und Mutter. Sie bezeichnete sich zu dieser Zeit selbst als eine Schülerin ihres Mannes, welcher ihr eine geistige Förderung in allen Richtungen gab.
Doch „das Hausfrauenleben allein erfüllte sie nicht, in ihr schlummerten Kräfte, die nach einer anderen Betätigung suchten, und in dieser Zeit des inneren Vorwärtsdrängens, des seelischen Unausgefülltseins lernte sie Luise Otto-Peters und Auguste Schmidt kennen. Sie begann über die Stellung der Frau im Leben tiefer nachzudenken, [...]“ (Siebe/Prüfer 1922, S.44). Vor allem war es ein Gedanke, welcher sie zeitlebens beschäftigte und den sie immer wieder zum Ausdruck brachte: Frau Goldschmidt wollte die schaffende Mitarbeit der Frau am Kulturleben ermöglichen, denn die Arbeit war für sie die Grundlage der Kultur (vgl. Siebe/Prüfer 1922, S.76). Und um dieses Ziel, die Erhebung des Frauen-geschlechts zu erreichen, stellte sie drei wesentliche Forderungen: das Recht auf Bildung, das Recht auf Arbeit und das Recht auf die Eingliederung der Frau in das Volksganze. Um eine vollkommene Menschheitskultur zu schaffen, also die gleichberechtigte Mitarbeit beider Geschlechter an der Kultur, war es zunächst nötig für die Frauen die gleichen Rechte (u.a. das Recht zum Besuch von Bildungsanstalten) zu erringen, welche der Mann schon immer inne hatte. Mit diesen Rechten war die Voraussetzung für die Mitarbeit der Frau an der Kultur geschaffen (vgl. Siebe/Prüfer 1922, S.76). Diese Mitarbeit ebnete ihnen nun den Weg für die Eingliederung in das Volksganze. Henriette Goldschmidt war davon überzeugt, dass die Frau nur durch den Weg der Bildung zur Entfaltung ihrer Individualität und zur Bewahrung ihrer Unabhängigkeit gelangen kann.
[...]
- Arbeit zitieren
- Yvonne Schuhmnann (Autor:in), 2001, Henriette Goldschmidt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7693
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