Ethische und moralische Aspekte gewinnen seit mehreren Jahren in Unternehmungen immer mehr an Bedeutung. Da in den westlichen Industrienationen verbindliche Maßstäbe, Werte und Tugenden sich zunehmend abschwächen, ist es wichtig für Unternehmungen eine eigene Wertevorstellung zu schaffen. Bei Versicherungen stellen sich im Vergleich mit anderen Unternehmungen besonders häufige und kritische ethische Fragestellungen. Neben den Aspekten, die auch andere Unternehmungen betreffen wird der Versicherungsalltag besonders durch Einzelschicksale und Entscheidungen bei Risikogruppen geprägt. Versicherungen sind so auf weitergehende ethische Grundlagen und Prinzipien angewiesen.
Eine zunehmende Anzahl an Versicherungen nimmt ethische Prinzipien in ihre Unternehmensgrundsätze oder Ethik-Kodizes auf. Ein Grund ist in der Bewältigung der steigenden ethischen Herausforderungen zu sehen. Genomanalysen und weitere Anwendungsfelder bedingen Verhaltensgrundsätze für die Versicherungsmitarbeiter.
Die nachfolgende Arbeit soll zeigen, wie wichtig die Verankerung und Anwendung von ausgewählten ethisch-moralischen Prinzipien für Versicherungen ist und welche ethischen Herausforderungen mit den Prinzipien bewältigt werden können. Des Weiteren soll am Beispiel des Verhaltenskodex’ der Allianz AG gezeigt werden, wie ethisch-moralische Prinzipien in einer Unternehmung verankert werden können.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Abgrenzung von Ethik und Moral
2.2 Werte
2.3 Moralische Prinzipien
2.4 Das deutsche Versicherungssystem
2.5 Ethisch relevante Gesetze, Vorschriften und Empfehlungen für Versicherungen
3 Ethische Fragestellungen und Prinzipien bei Versicherungen
3.1 Warum sind Prinzipien für Versicherungen besonders wichtig?
3.2 Ethisch-moralische Prinzipien deutscher Versicherungen
3.3 Wie wichtig sind den deutschen Versicherungen ethisch-moralische Prinzipien?
4 Anwendungsfelder von ethischen Prinzipien
4.1 Ausschluss von Risikogruppen
4.2 Informationspolitik von Versicherungen
4.4 Einforderung und Auswertung von Gentests
4.5 Ethisch-moralische Prinzipien bei aktuellen Herausforderungen
5 Der Verhaltenskodex der Allianz
6 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Ethische und moralische Aspekte gewinnen seit mehreren Jahren in Unternehmungen immer mehr an Bedeutung[1]. Da in den westlichen Industrienationen verbindliche Maßstäbe, Werte und Tugenden sich zunehmend abschwächen, ist es wichtig für Unternehmungen eine eigene Wertevorstellung zu schaffen[2]. Bei Versicherungen stellen sich im Vergleich mit anderen Unternehmungen besonders häufige und kritische ethische Fragestellungen. Neben den Aspekten, die auch andere Unternehmungen betreffen wird der Versicherungsalltag besonders durch Einzelschicksale und Entscheidungen bei Risikogruppen geprägt. Versicherungen sind so auf weitergehende ethische Grundlagen und Prinzipien angewiesen.
Eine zunehmende Anzahl an Versicherungen nimmt ethische Prinzipien in ihre Unternehmensgrundsätze oder Ethik-Kodizes auf. Ein Grund ist in der Bewältigung der steigenden ethischen Herausforderungen zu sehen. Genomanalysen und weitere Anwendungsfelder bedingen Verhaltensgrundsätze für die Versicherungsmitarbeiter.
Die nachfolgende Arbeit soll zeigen, wie wichtig die Verankerung und Anwendung von ausgewählten ethisch-moralischen Prinzipien für Versicherungen ist und welche ethischen Herausforderungen mit den Prinzipien bewältigt werden können. Des Weiteren soll am Beispiel des Verhaltenskodex’ der Allianz AG gezeigt werden, wie ethisch-moralische Prinzipien in einer Unternehmung verankert werden können.
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Abgrenzung von Ethik und Moral
Während Ethik und Moral im allgemeinen Sprachgebrauch oft identisch benutzt werden, sind beide Begriffe doch klar voneinander zu trennen.
Der Begriff Ethik wurde von Aristoteles eingeführt. Er war der Erste, der Ethik als eigenständige philosophische Disziplin behandelte[3]. Ethik stammt vom griechischen Wort éthos ab, was so viel bedeutet wie „gewohnter Sitz, Gewohnheit, Sitte, Brauch, Charakter und Sinnesart“[4]. Sie wird als praktische Philosophie bezeichnet, da sich Ethik mit dem menschlichen Handeln befasst. Die Ethik teilt sich in die positive bzw. deskriptorische Ethik, die den Ist-Zustand beschreibt, die normative Ethik, die ableitbare und in sich schlüssige Begründungen sucht, wie gehandelt werden sollte und in die praktische Ethik, die einen Rahmen und eine analytische Methode für Wertentscheidungen erstellt[5]. In der philosophischen Disziplin Ethik soll herausgefunden werden wie in bestimmten Situationen gehandelt werden soll. Immanuel Kant formulierte hierzu die Frage: „Was soll ich tun?“
Moral stammt vom lateinischen Wort moralis, was „die Sitten betreffend“ bedeutet[6]. Es bezeichnet die Gesamtheit von Normen, Werten und Grundsätzen eines Menschen, einer Gruppe oder einer Gesellschaft. Nach Schischkoff „ … handelt es sich bei der M., um das, … was das Zusammenleben der Menschen dadurch ermöglicht, dass ein jeder die vollständige Verwirklichung der vitalen Werte … gewissermaßen einschränkt zugunsten der (wenigstens verstandesmäßig für richtig gehaltenen) Verwirklichung der Sozialwerte …“[7].
Märtens hält in Bezug auf Pusch fest, dass die Ethik der Moral übergeordnet ist[8]. „Ethik liefert als philosophische Disziplin die Begründungsmöglichkeiten für moralische Handlungsweisen und ist damit das Fundament für die Moral und für die Ausbildung eines Wertebewusstseins eines Individuums.“ „Ethik kann auch als das Nachdenken über Moral verstanden werden; sie ist das System, innerhalb dessen die konkrete Handlung als „moralisch“ bemessen wird. Mit eigenen Moralvorstellungen wird das Handeln kontrolliert und sich selbst gegenüber gerechtfertigt.“[9] Von der Schulenburg gibt an, dass die rationale und reflektierte Betrachtung Ethik von der Moral abgrenzt, „die Werturteile von Individuen und/oder stabile, gemeinsam geteilte Überzeugungen in einer Gemeinschaft darstellt.“
2.2 Werte
Für die Betrachtung von ethisch-moralischen Prinzipien in Versicherungen sind Werte und der Umgang mit Werten in einer Versicherung besonders wichtig, da diese die ethische Grundlage im Unternehmen bilden.
„Werte sind Vorstellungen über Eigenschaften (Qualitäten), die Dingen, Ideen, Beziehungen u. a. m. von Einzelnen (sozialen Akteuren) oder von sozialen Gruppen von Menschen oder von einer Gesellschaft beigelegt werden, und die den Wertenden wichtig und wünschenswert sind.“[10] Aus Werten lassen sich Regeln, Normen und Prinzipien ableiten.
Werte müssen durch die Unternehmungsführung vorgelebt werden und sie sollten von ihr durch Leitlinien und Kodizes vermittelt werden. Allerdings ist es auch wichtig, dass die Werte nicht nur festgehalten, sondern vor allem, dass sie in der Versicherung gelebt werden. Je stärker die Werte in der Versicherung gelebt werden, desto höher ist die Identifikation mit der Unternehmung. Die Werte sollten außerdem in schriftliche Grundsätze einfließen.
Durch das Einbinden der Unternehmenswerte in Leitbild, Führungs- und Unternehmensgrundsätze, Entscheidungs- und Kommunikationsstrukturen, Ethik-Kodex, Verhaltenskodex, Arbeitsanweisung und in den Geschäftsplan kann eine Verankerung der Werte in der Unternehmung erreicht werden[11].
Anders als Werte, die angeben, wie wir handeln sollten, stehen ethisch-moralische Prinzipien „für Grundsätze, feste Regeln oder das, worauf etwas beruht“[12].
2.3 Moralische Prinzipien
Nach Märtens sind „moralische Prinzipien … Maximen, also allgemeine Beurteilungsprinzipien der Praxis, die für ganze Lebensbereiche, z.B. für eine Unternehmung, Geltung haben. Sie dienen als Leitprinzipien der Unternehmensführung und sind normative Grundmuster, die unabhängig von den besonderen Kontexten (z.B. sozialen Gegebenheiten) eine allgemeine praktische Orientierung bieten.“[13]
2.4 Das deutsche Versicherungssystem
Das deutsche Versicherungssystem ist auf die Initiative des damaligen Reichskanzlers Otto von Bismarck zurückzuführen[14]. Der Staat sollte die Existenzsicherung seiner Bürger verantworten. 1881 wurde die Arbeitnehmerversicherung eingeführt, 1883 die Krankenversicherung und 1884 die Unfallversicherung.
Über Versicherungen sollen die Menschen vor großen Lebensrisiken und deren Folgen wie Krankheit, Arbeitslosigkeit, Alter, Betriebsunfällen und Pflegebedürftigkeit geschützt werden[15].
Durch die Zahlung einer Prämie wird dem Versicherten durch Versicherungen eine vorhandene Unsicherheit genommen[16]. Jedem soll durch die Solidargemeinschaft ein stabiler Lebensstandard ermöglicht werden.
Im Rahmen der Sozialversicherungen werden folgende Versicherungen umfasst:
- Krankenversicherung
- Unfallversicherung
- Pflegeversicherung
- Rentenversicherung
- Arbeitslosenversicherung
Ein Versicherer muss ein Unternehmen sein, meist in Form einer Aktiengesellschaft oder als Versicherung auf Gegenseitigkeit, bei der die Gewinne wieder direkt an die Versicherten ausgeschüttet werden[17].
Versicherungen sind auf Grund ihres Aufgabengebietes einer speziellen staatlichen Kontrolle unterworfen. Vorhandene Gesetze und Regelungen geben bereits ethische Handlungsweisen vor.
2.5 Ethisch relevante Gesetze, Vorschriften und Empfehlungen für Versicherungen
Besonders wichtig für ethische Regeln in Unternehmungen ist Der Deutsche Corporate Governance Kodex. Er wurde am 26. Februar 2002 veröffentlicht. Der Kodex wurde von einer Regierungskommission entwickelt, die 2001 von der Bundesministerin für Justiz eingesetzt wurde[18].
Der Kodex beinhaltet wesentliche gesetzliche Vorschriften und Empfehlungen zur Leitung und Überwachung börsennotierter Unternehmungen.
[...]
[1] Vgl. Nielsen 2006, S. 7
[2] Vgl. Märtens 2000, S. 1
[3] Vgl. Pieper 1994, S. 24
[4] Vgl. Wikipedia 2006a
[5] Vgl. V. d. Schulenburg
[6] Vgl. Wikipedia 2006b
[7] Vgl. Schischkoff 1991, S. 491
[8] Vgl. Märtens 2000, S. 10
[9] Vgl. Wikipedia 2006b
[10] Vgl. Wikipedia 2006c
[11] Vgl. Lütz 2006, S. 24/25
[12] Vgl. Lütz 2006, S. 17/18
[13] Vgl. Märtens 2000, S.32
[14] Vgl. Terwey 2006a
[15] Vgl. Terwey 2006b
[16] Vgl. V. d. Schulenburg
[17] Vgl. Wikipedia 2006d
[18] Vgl. Cromme 2006
- Citar trabajo
- Dipl. Ök. Christoffer Riemer (Autor), 2006, Ethisch-moralische Prinzipien für Versicherungen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76812
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