„Militärischer Ruhm und familiäre Glücklosigkeit“ lautet der Untertitel des Aufsatzes von Egon Flaig über Lucius Aemilius Paullus (229-160 v. Chr.). Damit deutet der Autor vielsagend an, zwischen welchen Polen sich Leben und Karriere des römischen Feldherrn, der im Jahr 168 mit seinem Sieg über König Perseus die Entscheidung im Dritten Makedonischen Krieg herbeiführte, bewegten. Scheidung, erneute Heirat, die Söhne aus der ersten Ehe von einflussreichen Familien adoptiert, die Söhne aus zweiter Ehe in den Tagen des Triumphes gestorben – mit privatem und familiärem Glück war Aemilius in der Tat nicht gesegnet. Auf dem Schlachtfeld und als römischer Politiker hingegen agierte er weitaus erfolgreicher, wie seine militärischen Siege in Spanien, in Ligurien und besonders in Makedonien sowie sein cursus honorum – mit zwei Konsulaten und dem Amt des Zensors als Höhepunkten – zeigen.
Auf diesem Aspekt soll der Fokus der Arbeit liegen. Den Schwerpunkt bildet dabei die Zeit des zweiten Konsulats, in der Aemilius den Oberbefehl für das römische Heer im Dritten Makedonischen Krieg inne hatte und die Verhältnisse in Makedonien anschließend federführend neu ordnete. Es wird den Fragen nachgegangen, wie Aemilius seine Politik in Makedonien sowie gegenüber den griechischen Gegnern und Verbündeten in der Folgezeit des Krieges gestaltete, welchen Einfluss der römische Senat dabei auf ihn ausübte und schließlich, was sein Handeln über ihn als vermeintlichen Philhellenen aussagt.
Dafür soll nach einem Überblick über Leben und Laufbahn zunächst der Antritt des zweiten Konsulats beleuchtet werden, bevor Aemilius’ Wirken als Feldherr und Politiker und sein Auftreten als Triumphator gegenüber Makedonen und Griechen im Blickpunkt stehen. Wegen des begrenzten Umfangs dieser Arbeit bleiben der – nicht minder interessante – Triumph des Aemilius in Rom, der nur gegen Widerstände durchgesetzt werden konnte, sowie seine letzte Lebensphase, in der er noch hohe senatorische Ämter bekleidete, von der Betrachtung ausgeschlossen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Leben und Laufbahn des Lucius Aemilius Paullus
3. Oberbefehl in Makedonien
3.1. Antritt des zweiten Konsulats
3.2. Aemilius als Feldherr im Kampf gegen Perseus
3.3. Die Neuordnung Makedoniens
3.4. Aemilius als Sieger: Der Umgang mit „Römerfeinden“ und „Römerfreunden“
4. Fazit
Auswahlbibliographie
1. Einleitung
„Militärischer Ruhm und familiäre Glücklosigkeit“ lautet der Untertitel des Aufsatzes von Egon Flaig über Lucius Aemilius Paullus (229-160 v. Chr.). Damit deutet der Autor vielsagend an, zwischen welchen Polen sich Leben und Karriere des römischen Feldherrn, der im Jahr 168 mit seinem Sieg über König Perseus die Entscheidung im Dritten Makedonischen Krieg herbeiführte, bewegten. Scheidung, erneute Heirat, die Söhne aus der ersten Ehe von einflussreichen Familien adoptiert, die Söhne aus zweiter Ehe in den Tagen des Triumphes gestorben – mit privatem und familiärem Glück war Aemilius in der Tat nicht gesegnet. Auf dem Schlachtfeld und als römischer Politiker hingegen agierte er weitaus erfolgreicher, wie seine militärischen Siege in Spanien, in Ligurien und besonders in Makedonien sowie sein cursus honorum – mit zwei Konsulaten und dem Amt des Zensors als Höhepunkten – zeigen.
Auf diesem Aspekt soll der Fokus der Arbeit liegen. Den Schwerpunkt bildet dabei die Zeit des zweiten Konsulats, in der Aemilius den Oberbefehl für das römische Heer im Dritten Makedonischen Krieg inne hatte und die Verhältnisse in Makedonien anschließend federführend neu ordnete. Es wird den Fragen nachgegangen, wie Aemilius seine Politik in Makedonien sowie gegenüber den griechischen Gegnern und Verbündeten in der Folgezeit des Krieges gestaltete, welchen Einfluss der römische Senat dabei auf ihn ausübte und schließlich, was sein Handeln über ihn als vermeintlichen Philhellenen aussagt.
Dafür soll nach einem Überblick über Leben und Laufbahn zunächst der Antritt des zweiten Konsulats beleuchtet werden, bevor Aemilius’ Wirken als Feldherr und Politiker und sein Auftreten als Triumphator gegenüber Makedonen und Griechen im Blickpunkt stehen. Wegen des begrenzten Umfangs dieser Arbeit bleiben der – nicht minder interessante – Triumph des Aemilius in Rom, der nur gegen Widerstände durchgesetzt werden konnte, sowie seine letzte Lebensphase, in der er noch hohe senatorische Ämter bekleidete, von der Betrachtung ausgeschlossen.
An Quellen werden für diese Arbeit die Aemiliu s-Biographie von Plutarch und die Bücher 44 und 45 der Römischen Geschichte von Titus Livius konsultiert. Für die weitere Bearbeitung dieses Themas haben sich folgende Werke der Sekundärliteratur als wichtig erwiesen: Lucius Aemilius Paullus Macedonicus und seine Bedeutung für das Römische Reich (229 – 160 v. Chr.) von Erhard Meissner, Aemilius Paullus: Conqueror of Greece von William Reiter und der oben angeführte Aufsatz von Flaig Lucius Aemilius Paullus – militärischer Ruhm und familiäre Glücklosigkeit.
2. Leben und Laufbahn des Lucius Aemilius Paullus
Über das Leben des jungen Aemilius ist nicht allzu viel bekannt. Selbst das Geburtsdatum wird unterschiedlich interpretiert, es scheint jedoch gesichert, dass er gegen Ende des Jahres 229 v. Chr. als Sohn des Lucius Aemilius Paullus dem Älteren, Konsul des Jahres 216, geboren wurde.[1] Nicht endgültig geklärt werden kann die Frage, mit wie vielen Geschwistern Aemilius aufwuchs. Mit Aemilia, der späteren Frau des Scipio Africanus Maior, hatte er aber zumindest eine Schwester. Über seinen Geburtsort dagegen wissen wir nichts. Schon als Heranwachsender verlor Aemilius seinen Vater, der im Jahr seines Konsulats in der Schlacht bei Cannae fiel.[2] Somit wurde Aemilius bereits früh in die Rolle des Familienoberhauptes gedrängt.
Daher klingt es plausibel, wenn Erhard Meissner vermutet, dass Aemilius „ernsthafter war als seine Altersgefährten“[3]. In der Geschichtsschreibung finden sich lediglich bei Plutarch Hinweise zu den Wesenszügen des jungen Aemilius, die zwar angesichts der idealisierenden Darstellungsweise des Biographen mit Vorsicht zu genießen sind, aber dennoch herangezogen werden müssen. So heißt es bei Plutarch:
„[…] er übte sich nicht in der gerichtlichen Beredsamkeit und unterließ durchaus die schmeichlerischen Begrüßungen, Händedrücke und sonstigen Aufmerksamkeiten, wodurch die meisten dienstbeflissen sich die Gunst des Volkes zu gewinnen suchten und den Ruf erwarben, leutselige und tüchtige Männer zu sein, obschon ihm weder zum einen noch zu dem andern die Fähigkeit mangelte; höher als solchen Ruhm schätzte er aber den der Tapferkeit, Gerechtigkeit und Zuverlässigkeit, richtete auf ihn sein Streben und lief so seinen Altersgenossen schnell den Rang ab.“[4]
Zieht man die Umstände in Betracht, unter denen Aemilius’ Vater in der Schlacht bei Cannae fiel – laut Plutarch habe dieser den Kampf vermeiden wollen, sich ihm dann aber gezwungenermaßen gestellt ohne schließlich zu fliehen[5] –, und beachtet man die oben genannten Wertvorstellungen, die Plutarch Aemilius zuschreibt, sieht man hier die Grundlage für die militärische Disziplin und den Geist, von denen Aemilius’ spätere Amtsausübungen geprägt waren.
Prägend für das Leben des Lucius Aemilius Paullus waren die Verbindungen zur Familie der Scipionen, denen er während seiner politischen Karriere nahe stand und von denen er während seiner Laufbahn protegiert wurde. Marksteine der engen Beziehungen waren die Heirat Aemilius’ jüngerer Schwester Aemilia mit Scipio Africanus Maior um 210 sowie die Adoption seines jüngeren Sohnes aus erster Ehe durch Scipio Africanus Minor.[6] Der Sohn, nach seinem Sieg im dritten Punischen Krieg unter dem Namen P. Cornelius Scipio Aemilianus Africanus bekannt, entstammte der Ehe mit Papiria, der Tochter des C. Papirius Maso, der ebenfalls dem Scipionenkreis angehörte.[7] Der Hochzeit der Schwester und der Adoption des jüngeren Sohnes kam jeweils große Bedeutung zu, denn „[sie] schuf zwischen den Häusern der Paulli und Scipionen ein dauerhaftes Band“[8].
Den älteren Sohn aus erster Ehe ließ Aemilius von einem anderen patrizischen Geschlecht adoptieren, von der Familie der Fabii Maximi. Seine zwei Töchter heirateten in die Familien der Porcier und der Aelii Tuberones ein.[9] 184 ließ sich Aemilius von Papiria scheiden und heiratete wohl nur ein Jahr später erneut. Aus der zweiten Ehe gingen ebenfalls zwei Söhne hervor. Ein schwerer Schicksalsschlag ereilte Aemilius 167, in den Tagen des Triumphzuges über den Sieg im Dritten Makedonischen Krieg, als diese beiden Söhne kurz vor bzw. nach den Festlichkeiten starben.[10]
Der cursus honorum des Aemilius Paullus begann im Jahr 195 mit dem Amt des Quästors. Ein Jahr später wirkte er als Triumvir coloniae deducendae an der Gründung der Kolonie in Kroton mit. 193 fungierte er als curulischer Aedil und gebot in dieser Funktion wohlhabenden Weidepächtern Einhalt, die sich unrechtmäßig und zu Ungunsten kleiner italischer Bauern öffentliches Land angeeignet hatten.[11] Damit erweckte Aemilius erstmals den Eindruck, ein Protektor der kleinen und einflusslosen Leute zu sein. In das Amt des Augurs wurde er 192 gewählt, bevor er 191 Prätor wurde und bis 189 als Statthalter in der Provinz Hispania ulterior mit dem Sieg gegen die Lusitaner zur Befriedung Spaniens beitrug, wofür ihm eine supplicatio (Dankesfest) gewährt wurde. Ebenfalls 189 wurde Aemilius in die Zehnerkommission zur territorialen Neugliederung Kleinasiens nach dem Sieg gegen Antiochos III. berufen. Es folgten zwei erfolglose Bewerbungen um das Konsulat, bevor er sich 183 gegen die Konkurrenz durchsetzte und anschließend siegreich als Prokonsul in Ligurien Krieg führte. Wegen dieses Verdienstes feierte Aemilius seinen ersten Triumphzug. In der Folgezeit gab es wenig Markantes in Aemilius’ politischer Laufbahn, bis er 171 von spanischen Provinzialen, die Klagen gegen römische Magistrate führten, zu einem ihrer vier Patrone gewählt wurde.[12] Nach dem Höhepunkt seiner politischen und militärischen Karriere, dem zweiten Konsulat, auf dem der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt, bekleidete Aemilius noch 164 das Amt des Zensors und war zu einem nicht genau bekannten Zeitpunkt Interrex[13], kam also insgesamt zu den höchsten und wichtigsten römischen Ämtern.
[...]
[1] Zu der Diskussion um das genaue Geburtsdatum siehe Meissner, Erhard: Lucius Aemilius Paullus Macedonicus und seine Bedeutung für das Römische Reich (229 – 160 v. Chr.). Bischberg/Oberfranken 1974. S. 5 f.
[2] Vgl. Meissner, Aemilius Paullus, S. 6 f.
[3] A.a.O., S. 101.
[4] Plutarch: Aemilius 2. In: Große Griechen und Römer, Band IV. Eingeleitet und übersetzt von Konrat Ziegler. Zürich 1957.
[5] Vgl. Plutarch, Aem. 2.
[6] Vgl. Meissner, Aemilius Paullus, S. 7 und 9.
[7] Vgl. ebd.
[8] Flaig, Egon: Lucius Aemilius Paullus – militärischer Ruhm und familiäre Glücklosigkeit. In: Von Romulus zu Augustus. Große Gestalten der römischen Republik. Hrsg. von K.-J. Hölkeskamp und Elke Stein-Hölkeskamp. München 2000. S. 135.
[9] Vgl. ebd.
[10] Vgl. Meissner, Aemilius Paullus, S. 9 f.
[11] Vgl. Flaig, Ruhm und Glücklosigkeit, S. 131.
[12] Vgl. Flaig, Ruhm und Glücklosigkeit, S. 132 ff.
[13] Vgl. Meissner, Aemilius Paullus, S. 100.
- Arbeit zitieren
- Folko Damm (Autor:in), 2007, Triumph über Perseus: Die Makedonien-Politik des Lucius Aemilius Paullus Macedonicus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76565
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