Die Publikumsforschung lässt sich in die Verarbeitung und die Nutzung unterteilen. Bei letzterem wird mit quantitativen Methoden gearbeitet. Die innere Verarbeitung lässt sich wiederum in die Wirkung und die Rezeption, beziehungsweise das Medienhandeln unterteilen. Um die Wirkung zu untersuchen werden experimentelle Verfahren verwendet. Bei der Rezeption wird mit qualitativen Methoden wie Fallstudien gearbeitet. Diese können sowohl von Einzelpersonen als auch von Gruppen gemacht werden, wie beispielsweise von den Fans.
Fans sind ein Spezialpublika mit Vorwissen über den Rezeptionsinhalt. Das Fremdbild und das Selbstbild der Fans unterscheiden sich meist stark. Man kann ihr Handeln und Verhalten in eine Typologie einteilen, je nach Intensität des Involvements. Darauf werde ich in der Arbeit ebenfalls näher eingehen.
INHALTSVERZEICHNIS
EINLEITUNG
1. Begrifflichkeit
1.1 Der Fan
1.2 Begriffsgeschichte
1.3 Abgrenzung zur Definition
1.4 Der Star/ das Idol
1.5 Fanaktivitäten
1.6 Typologie
1.6.1 Der Novize
1.6.2 Der Tourist
1.6.3 Der Buff
1.6.4 Der Freak
2. Auseinandersetzung der Forschung mit Fans
2.1 Fanbegriff von John Fiske
2.2 Aneignungsforschung nach Andreas Hepp
3. Auseinandersetzung der Medien mit Fans
4. Beispiele
4.1 Sport
4.1.1 Hooligans
4.2 Musik
4.3 Film
4.3.1 Serien
4.3.2 Videofilme
4.3.3 Horrorfilme
5. Fanprojekt Basel
5.1 Die Fans des Fussballclubs Basel
5.2 Das Fanprojekt Basel
SCHLUSSWORT
LITERATURVERZEICHNIS
ANHANG
EINLEITUNG
Ich schreibe die vorliegende Arbeit im Rahmen der im Wintersemester 2005/06 besuchten Veranstaltung „Publikums- und Rezeptionsforschung“ von Prof. Dr. Neumann-Braun. Im Seminar wurde vor allem auf die Themen der Mediennutzung, Medienrezeption, Medienwirkung, Medienkommunikation und Medienaneignung eingegangen. Ausserdem wurde über Interpretationsgemeinschaften, Fankulturen, Cultural Studies und Aneignungsforschung sowie die Netzkommunikation referiert.
Wir betrachteten Mikroanalysen, Methoden und Fallbeispiele.
Die Publikumsforschung lässt sich in die Verarbeitung und die Nutzung unterteilen. Bei letzterem wird mit quantitativen Methoden gearbeitet. Die innere Verarbeitung lässt sich wiederum in die Wirkung und die Rezeption, beziehungsweise das Medienhandeln unterteilen. Um die Wirkung zu untersuchen werden experimentelle Verfahren verwendet. Bei der Rezeption wird mit qualitativen Methoden wie Fallstudien gearbeitet. Diese können sowohl von Einzelpersonen als auch von Gruppen gemacht werden, wie beispielsweise von den Fans.
In meinem Vortrag über Fans vom 2. Februar 2006 stützte ich mich hauptsächlich auf den Artikel im Handbuch Populäre Kultur, herausgegeben von Hans-Otto Hügel.
Konkret bin ich einleitend auf Definitionen von Fan und auch vom Star eingegangen, sowie auf Fanaktivitäten, den geschichtlichen Hintergrund des Begriffs sowie der Forschung und auf aktuelle Betrachtungsweisen der Fans. Anschliessend bin ich noch kurz auf drei Bereiche mit Fans als Beispiele eingegangen, nämlich die Bereiche des Sports, der Musik und des Films.
Es ging mir im Referat vor allem darum, eine Definition vom Fan sowie verschiedene Begriffe einzuführen um eine Grundlage für eine weitere Auseinandersetzung mit dem Thema zu schaffen.
Fans sind ein Spezialpublika mit Vorwissen über den Rezeptionsinhalt. Das Fremdbild und das Selbstbild der Fans unterscheiden sich meist stark. Man kann ihr Handeln und Verhalten in eine Typologie einteilen, je nach Intensität des Involvements. Darauf werde ich in der Arbeit ebenfalls näher eingehen. Anknüpfend an die Themen meines Referates möchte ich einige Themen vertieft betrachten und ausführen.
Obwohl ich selber kein Fan bin, bekomme ich als Baslerin viel mit vom Rummel und den Fans um den FC Basel.
Im letzten Teil dieser Arbeit möchte ich daher am Beispiel der Fanclubs des FC Basels und dem Basler Fanprojekt die theoretischen Ausführungen dazu ergänzen.
In dieser Seminararbeit setze ich mich neben dem Text aus dem Handbuch Populäre Kultur hauptsächlich mit zwei weiteren Texten, welche im Seminar kurz behandelt wurden, aber auch sonstiger Literatur auseinander.
Diese zwei Texte sind „Die Aneignung von Horrorfilmen“ von Rainer Winter[1] sowie „Aneignungsforschung: Soziokulturelle Lage und Ethnografie“ von Andreas Hepp[2].
Hepp befasste sich in seinen Aneignungsstudien zu Fernsehserien in den 80er Jahren mit Fans und Jugendkulturen.
Ich vernachlässige die Fans vom Spiel, also die direkte face-to-face Kommunikation oder die Rollenspiele im Cyberspace der „neuen Individualmedien“ und betrachte nur die „alten Massenmedien“, also zum Beispiel die Fans vom Film. Hier gibt es im Gegensatz zu den Individualmedien bloss einen indirekten Bezug zwischen Mensch und Medium, da der Fan den Film nicht beeinflussen kann.
Ich möchte in dieser Arbeit die Fans neutral betrachten, also weder negativ noch positiv bewerten. Es geht in dieser Ausführung bloss um eine gedankliche Auseinandersetzung mit verschiedenen Begriffen und Ansichten rund um die Fankultur.
Es ist erstaunlich, dass solch ein spannendes und vieldiskutiertes Thema in der Literatur so spärlich vorhanden ist, doch es gibt immer mehr Untersuchungen über Fans und im Übrigen ist es ein Thema, dass viele persönlich betrifft. Fast jeder ist ja Fan von etwas, wenn nicht von einem Star, dann von einer Fussballmannschaft, einem Ferienziel oder einem Auto.
1. Begrifflichkeit
In diesem ersten Kapitel möchte ich einige Begriffe klären. Zu Beginn gehe ich auf Definitionen vom Fan ein, danach auf dessen Entstehung, Abgrenzungen und auf den Begriff des Stars. Anschliessend folgt ein Überblick über die Fanaktivitäten und die Typologie der Fans.
1.1 Der Fan
„Der Fan ist eine populäre Rezeptionsfigur, die sich durch spezifische Verhaltensweisen auszeichnet. Diese werden unter dem Begriff `Fandom` zusammengefasst, der darüber hinaus auch die Verbindung zu Gleichgesinnten und die Beziehung der Fans zu ihrem Star beinhaltet.“[3]
Fandom, oder auch Fantum, ist die Fangemeinde einer bestimmten Sache oder Person.
Wikipedia bringt es auf den Punkt: „Ein Fan ist ein begeisterter Anhänger einer Person, einer Gruppe von Personen oder einer Sache.“[4]
Die Fangruppe wird von Zinnecker wie folgt definiert:
„Jugendliche, die sich für einen Gegenstand, eine Person, Gruppe, Tätigkeit oder ein soziales Ereignis stark engagieren, betrachten sich – besonders wenn es sich um Jüngere handelt – gern als Fan des verehrten Objektes“[5]
Fans sind in seiner Definition also nur Jugendliche, vor allem Jüngere. Die Fanforschung konzentriert sich zwar auch auf jugendliche Fans, „bei denen das Fandom häufig nur von kurzer Dauer und mit der Pubertät verknüpft ist“[6], sie hält aber die Untersuchung von erwachsenen Fans für sehr wichtig, da sie Informationen über die dauerhafte Bedeutung von Stars liefern könnte. Untersuchungen haben ergeben, dass die Sozialisations- und Identitätsfunktion von Stars praktisch nur bei jugendlichen Fans wichtig ist.
Fans zeigen die Verehrung für ihren Star in der Öffentlichkeit, meist in der Gruppe. Der Star hat die Macht, das Selbstwertgefühl seiner Anhänger zu steigern. Fans werden oft von moralischen, geschlechtsspezifischen oder nationalen Werten angesprochen.
Diese Nationalität ist trotz dem heutigen Zeitalter der Globalisierung immer noch sehr wichtig.[7]
„Being a fan requires not only participation in activities but the adoption of a particular identity that is shaped through subjective and affective experiences. More than just an active consumer of cultural texts, a fan relates to a text through emotion, affect, and ideology.”[8]
1.2 Begriffsgeschichte
Das Wort „Fan“ kommt vom lateinischen „fanaticus“ und wurde von der ursprünglich religiösen Verwendung in die Politik übernommen. Der „Fanatiker“ bezeichnet eine affektive und emotionale Einstellung eines Individuums: „A person whose enthusiasm or zeal for something is extreme or beyond normal limits.“[9]
Im 19. Jahrhundert war der Fanatiker ein Führer, der die besondere Begabung hatte, eine Anhängerschaft zu bilden. Laut dem Brockhaus schaltet ein Fanatiker „Selbstkritik und äussere Einwände aus und ist fremden Anschauungen gegenüber blind und intolerant“.[10]
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Anhänger von Sportteams und Theatergängerinnen, denen man vorwarf, mehr an den Schauspielern als am Stück interessiert zu sein, Fans genannt.
Mit der Herausbildung eines Starsystems für die Film- und Musikbranche sowie für den Sport seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts, verbreitete sich der Fanbegriff zusehends.
Man begann sich immer mehr mit den Fans zu beschäftigen, auch in den Medien.
1.3 Abgrenzung zur Definition
Der Fan unterscheidet sich insofern vom Kenner oder Sammler, dass diese sich für bestimmte Werke interessieren, nicht für einen Star.[11] Dies ist jedoch umstritten, denn man spricht ja auch von „Autofans“, die auch keine Anhänger einer bestimmten Person sind.
Auch der Expert wird durch seine Intelligenz, Bildung, Vernunft und psychische Stabilität streng vom Fan getrennt.[12]
Wenn die Begeisterung für eine Person, eine Gruppe oder eine Sache von religiöser Art ist, spricht man nicht von "Fans", sondern von religiöser Verehrung oder Anbetung.[13]
Die Gemeinsamkeit zwischen einem Netzwerk und einer Fankultur besteht darin, dass bei beiden eine Interaktion in einer Gemeinschaft in Form einer Kommunikation über das gemeinsame Interesse stattfindet und dass es verschiedene Stufen des Involvements gibt. Verschieden ist ihnen, dass das Netzwerk eine Interessenskultur, eine Fachdiskussion darstellt, während die Fankultur eine Unterhaltungskultur ist, in der eine Rezeption von Medieninhalten stattfindet. Bestimmte Inhalte werden - meist von Jugendlichen - in einer bestimmten Weise kommuniziert.
1.4 Der Star/ das Idol
Ein Star ist eine prominente Persönlichkeit.
„Der Begriff bezieht sich vor allem auf Schauspieler (Filmstar) oder Musiker (Rockstar/Popstar), aber auch Sportler und sogar Politiker können als Stars gelten. Am ehesten lässt sich definieren, dass jede Person als Star zählt, die eine hinreichend grosse Fangemeinschaft um sich versammelt.“[14]
Ein Idol ist jemand, der aus unzureichenden und leichtfertigen Gründen vergöttert wird und als Ideal, beziehungsweise Vorbild genommen wird.[15] Idol und Star werden oft gleichgesetzt, obwohl sie eigentlich nicht das Gleiche bedeuten.
1.5 Fanaktivitäten
Alle Gruppen haben eigene Aktivitäten, Kommunikationsmedien und bestimmte Orte, wo sie sich treffen, zum Beispiel im Stadion oder beim Konzert.
Fan-Aktivitäten seien generell eher eine männliche Domäne.[16] Frauen seien demnach weniger im Fandom involviert.
Man erkennt die Anhänger oft an ihrer Kleidung, zum Beispiel die Fussball-Fans. Durch ihre Sichtbarkeit und Identifizierbarkeit sind sie die auffälligsten und extremsten Rezipienten Populärer Kultur.
Laut Armstrong und Young[17] sei das Singen und Tanzen der Fans ein Ritual, welches karnevalistische Züge trägt. Bei diesem Ritual soll eine emotionale Intensität erreicht und Macht demonstriert werden.
Fanaktivitäten, wie das Besuchen von Konzerten oder Fussballspielen, das Tragen von bestimmter Kleidung oder das Sammeln von Objekten, die mit dem Star zusammenhängen, sind unverbindlich. Nicht jeder Fan hängt Poster auf und nicht jeder, der ein Poster aufhängt, ist auch ein Fan. Doch das Sammeln und Tauschen spielt eine bedeutungsvolle Rolle im Fanleben.
„Offensichtlich kommt den `Fangegenständen` eine wichtige Identifikations- und kommunikationsstiftende Funktion zu“.[18]
Während der Bastler seine gesammelten Gegenstände irgendwann verwerten möchte, sammelt der Fan jegliche Artikel, die im Zusammenhang mit seinem Star stehen, ohne sie je zu gebrauchen.[19]
„Der Sammler aber löst die Gegenstände aus der Verkettung von Mittel-Zweck-Beziehungen. Aus einem Gebrauchsgegenstand wird ein Anschau-Objekt.“[20]
Organisierte Fans schliessen sich in Fanclubs zusammen.
Ein Club ist allgemein definiert als eine „Organisationsform mit dem Ziel, gemeinschaftliche (politische, soziale, berufliche) Interessen einer Gruppe oder deren (sportliche) Freizeitgestaltung zu fördern.“[21]
Der Fanclub bildete sich in den 1960er- und 70er-Jahren immer deutlicher als Organisationsform heraus. Den Mitgliedern wurden nach und nach mehr Funktionen zugeteilt. Die Mitgliederzahl betrug meist zwischen 100 und 200 Personen. Heute schwankt die Gruppengrösse der Fanclubs sehr stark.
Fans treffen sich in „Club-Conventions“, auch Cons genannt. Sie kommunizieren ausserdem per Internet, über Newsletter oder über so genannte „Fanzines“. Dies sind Zeitschriften, welche von den Fans selbst für andere Fans zum Selbstkostenpreis vertrieben werden und direkt über den Versand oder an Conventions bezogen werden können. In den Magazinen, welche im Handel erhältlich sind, wird den Fans meist zu inkompetent berichtet. Der Zugang zu Fanzines und somit zu Insiderinformationen zeigt eine gute Integration in die Sozialwelt der Fans auf. Wer mit einem grossen Wissen oder sogar Klatsch über den Interessensgegenstand angeben kann, gewinnt in der Gruppe an Prestige und Anerkennung.[22]
[...]
[1] Winter, Rainer; „Der produktive Zuschauer. Medienaneignung als kultureller und ästhetischer
Prozess“ 1995: 127-213
[2] Hepp, Andreas; „Cultural Studies und Medienanalyse“, Opladen (Westdeutscher Verlag) 1999:
164-253
[3] Udo Göttlich, Mohini Krischke-Ramaswamy 2003: Fan. In: Hügel (Hg.): 167
[4] http://de.wikipedia.org/wiki/Fan
[5] Zinnecker 1982: 486. In: Vogelsang 1991: 215
[6] Udo Göttlich, Mohini Krischke-Ramaswamy 2003: Fan. In: Hügel (Hg.): 170
[7] Moser 1999: 16
[8] Grossberg , Lawrence; „Is There a Fan in the House?“ 1992: 56. In: Bielby; Harrington 1995: 97
[9] Nach dem „Collins Dictionary of the English Language“ 1990: 549. In: Winter 1995: 128
[10] Winter 1995: 128
[11] Udo Göttlich, Mohini Krischke-Ramaswamy 2003: Fan. In: Hügel (Hg.): 169
[12] Winter 1995: 131
[13] http://de.wikipedia.org/wiki/Fan
[14] http://de.wikipedia.org/wiki/Star
[15] Hillmann 1994: 354
[16] Armstrong; Young: “Fanatical Football Chants”. In: Finn, Gerry P.T.; Giulianotti, Richard (Hg.):
“Football Culture”, London 2000: 173-211. Aus: http://socio.ch/movpar/t_rothom1.pdf: 20
[17] ebd: 21
[18] Moser 1999: 35
[19] Ich denke da zum Beispiel an eine Tasse mit dem Foto seines Stars drauf, nicht an ein Poster,
welches ja sowieso „nur“ zum Anschauen gedacht ist.
[20] Hahn 1991: 60. In: Winter 1995: 152
[21] http://socio.ch/movpar/t_rothom1.pdf: 18
[22] Winter 1995: 153-155
- Quote paper
- Eva Scheller-Bötschi (Author), 2006, Fankultur. Eine Übersicht über Begrifflichkeit und Forschung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76448
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