Die vorliegende Arbeit konzentriert sich in erster Linie auf Margaret Atwoods Werk Oryx und Crake. Hierbei soll der Fokus aber nicht auf der Form ihrer literarischen Konzeption liegen, vielmehr sind es die inhaltlichen Aspekte ihrer Dystopie und die literarischen Subjekt- und Genderkonstruktionen, die wir beleuchten wollen.
Die Phänomene der geschilderten fiktionalen Gesellschaft bieten interessanterweise die Möglichkeit, sie dahingehend zu prüfen, ob sie in unserer heutigen menschlichen Sozietät so bereits anzutreffen sind. In diesem Kontext sei darauf verwiesen, dass Atwood ihren Roman ausgehend von empirischen Tatsachen konstruierte; das Geschehen präsentiert sich als ein – für unsere reale Zukunft – potentielles. Ein Abschnitt über die Intention der Autorin, Oryx und Crake zu schreiben, widmet sich dieser Thematik.
Die literarischen Verfahren der Autorin werden dann ebenfalls zur Sprache kommen, wesentlicher erscheint es uns aber, die subjektive Erfahrungswelt, den Innenraum, der Protagonisten von Oryx und Crake – unter Berücksichtigung von Genderkategorien – zu beleuchten.
Die Fragenstellung, die unserer Arbeit zugrunde liegt, lautet darüber hinaus, ob zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch Utopien erzählt werden können.
Bevor es gilt, auf diese Problematik einzugehen, müsste allerdings zunächst die grundlegendere Frage gestellt werden, welche von einer Festlegung auf einen historischen Zeitpunkt – einem Jetzt im Jahr 2006 – absieht, und folglich zu formulieren ist, ob Utopien überhaupt einmal als Phänomen der Vergangenheit zu bezeichnen sind bzw. ob ein Ende der Utopie prinzipiell denkbar ist. Erst wenn diese Frage verneint werden kann, erscheint es sinnvoll, die Potentiale der Utopie zu betrachten. Da es methodisch aber äußerst schwierig ist, eine Hypothese über einen solch allgemeinen Gegenstand zu falsifizieren, wollen wir andere Wege bestreiten.
Zunächst wollen wir spezifischen Überlegungen Ausführungen über den historischen Kontext von Utopien voranstellen, und auf diese Weise die verschiedensten Formen von Utopien bis zum heutigen Zeitpunkt illustrieren.
Die Charakterisierung verschiedener moderner Utopien in Hinblick auf sozioökonomische und gesellschaftliche Aspekte ist im Wesentlichen dem von Wolfgang Schmale im Jahr 2000 herausgegebenen Werk Politische Utopien der Neuzeit von Richard Saage entnommen. Die Darstellung von utopischen Modellen des 20. Jahrhunderts soll anhand von Margaret Atwoods Oryx und Crake illustriert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Biographie Margaret Atwoods
- Oryx und Crake - Betrachtungen über Entstehung, inhaltlichen und formalen Gehalt des Werkes
- Über die Entstehung von Oryx und Crake sowie Margaret Atwoods Schreibanlass
- Inhaltsangabe
- Literarisches Verfahren, Erzählperspektive
- Subjekt- und Genderkonstruktionen
- Jimmy und Crake
- Oryx
- Jimmys Mutter
- Jimmys Geliebte
- Utopischer Diskurs
- Reflexionen zur Begrifflichkeit
- Die Anfänge der klassischen Utopie oder inwiefern Morus auf Platon Bezug nimmt
- Entwicklungen seit der Aufklärung oder das Gesicht der klassischen Utopie weist neue Züge auf
- Ein Paradigmenwechsel im utopischen Diskurs oder die Geburtsstunde der Antiutopie
- Die postmaterielle Utopie oder die immanente Kritikfähigkeit des neuen, positiven Entwurfes
- Eine systematische Einordnung von Atwoods Oryx und Crake anhand zwei utopischer Modelle
- Charakteristika der (Anti-)Utopie
- Einleitendes
- Isolation
- Statik
- Kollektivismus
- Eugenik
- Staatsordnung
- Kulturpolitik
- Anti-utopische Merkmale in Oryx und Crake
- Isolation
- Statik
- Kollektivismus
- Eugenik
- Kasten, Klassen, Eliten
- Kulturpolitik
- Kennzeichen der postmateriellen Utopie in Oryx und Crake
- Charakteristika der (Anti-)Utopie
- Zukünftige Chancen der Utopie oder das Ende des utopischen Denkens
- Meinung zum Werk
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Margaret Atwoods Roman "Oryx und Crake" und untersucht die in der Dystopie dargestellten gesellschaftlichen Strukturen und die literarischen Subjekt- und Genderkonstruktionen. Der Schwerpunkt liegt auf der Frage, ob in Atwoods Werk Elemente einer neuen Form des utopischen Diskurses erkennbar sind, oder ob die Geschichte eher als Anti-Utopie interpretiert werden kann. Die Arbeit analysiert zudem, ob sich die dargestellten Gesellschaftsstrukturen und Herausforderungen in unserer heutigen Welt wiederfinden lassen.
- Die Darstellung einer dystopischen Zukunft in "Oryx und Crake"
- Die Analyse der literarischen Subjekt- und Genderkonstruktionen in Atwoods Werk
- Die Frage nach der Existenz neuer Formen des utopischen Diskurses in "Oryx und Crake"
- Die Einordnung von Atwoods Werk in den Kontext der klassischen und antiutopischen Literatur
- Die Relevanz von "Oryx und Crake" für die heutige Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und präsentiert die zentralen Fragestellungen. Das zweite Kapitel widmet sich der Biografie Margaret Atwoods und beleuchtet die Entstehung von "Oryx und Crake" sowie die Intention der Autorin. Kapitel 3 befasst sich mit dem inhaltlichen und formalen Gehalt des Romans, einschließlich der Inhaltsangabe, der Erzählperspektive und des literarischen Verfahrens. In Kapitel 4 stehen die Subjekt- und Genderkonstruktionen im Fokus, wobei die Charaktere Jimmy, Crake, Oryx, Jimmys Mutter und Jimmys Geliebte im Detail analysiert werden.
Kapitel 5 untersucht den utopischen Diskurs im Allgemeinen und beleuchtet die Entwicklung des utopischen Denkens von der klassischen Utopie bis hin zur Anti-Utopie. Kapitel 6 präsentiert eine systematische Einordnung von Atwoods Werk anhand der Charakteristika von (Anti-)Utopien. Die Kapitel 6.1 und 6.2 befassen sich mit den antiutopischen Merkmalen in "Oryx und Crake", während Kapitel 6.3 die postmaterielle Utopie in Atwoods Roman analysiert. Die Arbeit endet mit einer Diskussion über die zukünftigen Chancen der Utopie und einer persönlichen Meinung zum Werk.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der Dystopie, der Subjekt- und Genderkonstruktionen, dem utopischen Diskurs und der postmateriellen Utopie. Wichtige Schlüsselbegriffe sind: "Oryx und Crake", Margaret Atwood, Anti-Utopie, Subjekt, Gender, Utopie, postmaterielle Utopie, Dystopie, Gesellschaft, Zukunft, Evolution, Technologie.
- Quote paper
- Natalie Raffetzeder (Author), Ruth Papacek (Author), 2006, Margaret Atwood: 'Oryx und Crake' - Können heute noch literarische Utopien erzählt werden oder sind wir in der Zukunft angekommen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76329