Die vorliegende Arbeit konzentriert sich in erster Linie auf Margaret Atwoods Werk Oryx und Crake. Hierbei soll der Fokus aber nicht auf der Form ihrer literarischen Konzeption liegen, vielmehr sind es die inhaltlichen Aspekte ihrer Dystopie und die literarischen Subjekt- und Genderkonstruktionen, die wir beleuchten wollen.
Die Phänomene der geschilderten fiktionalen Gesellschaft bieten interessanterweise die Möglichkeit, sie dahingehend zu prüfen, ob sie in unserer heutigen menschlichen Sozietät so bereits anzutreffen sind. In diesem Kontext sei darauf verwiesen, dass Atwood ihren Roman ausgehend von empirischen Tatsachen konstruierte; das Geschehen präsentiert sich als ein – für unsere reale Zukunft – potentielles. Ein Abschnitt über die Intention der Autorin, Oryx und Crake zu schreiben, widmet sich dieser Thematik.
Die literarischen Verfahren der Autorin werden dann ebenfalls zur Sprache kommen, wesentlicher erscheint es uns aber, die subjektive Erfahrungswelt, den Innenraum, der Protagonisten von Oryx und Crake – unter Berücksichtigung von Genderkategorien – zu beleuchten.
Die Fragenstellung, die unserer Arbeit zugrunde liegt, lautet darüber hinaus, ob zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch Utopien erzählt werden können.
Bevor es gilt, auf diese Problematik einzugehen, müsste allerdings zunächst die grundlegendere Frage gestellt werden, welche von einer Festlegung auf einen historischen Zeitpunkt – einem Jetzt im Jahr 2006 – absieht, und folglich zu formulieren ist, ob Utopien überhaupt einmal als Phänomen der Vergangenheit zu bezeichnen sind bzw. ob ein Ende der Utopie prinzipiell denkbar ist. Erst wenn diese Frage verneint werden kann, erscheint es sinnvoll, die Potentiale der Utopie zu betrachten. Da es methodisch aber äußerst schwierig ist, eine Hypothese über einen solch allgemeinen Gegenstand zu falsifizieren, wollen wir andere Wege bestreiten.
Zunächst wollen wir spezifischen Überlegungen Ausführungen über den historischen Kontext von Utopien voranstellen, und auf diese Weise die verschiedensten Formen von Utopien bis zum heutigen Zeitpunkt illustrieren.
Die Charakterisierung verschiedener moderner Utopien in Hinblick auf sozioökonomische und gesellschaftliche Aspekte ist im Wesentlichen dem von Wolfgang Schmale im Jahr 2000 herausgegebenen Werk Politische Utopien der Neuzeit von Richard Saage entnommen. Die Darstellung von utopischen Modellen des 20. Jahrhunderts soll anhand von Margaret Atwoods Oryx und Crake illustriert werden.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Biographie Margaret Atwoods
3 Oryx und Crake – Betrachtungen über Entstehung, inhaltlichen und formalen Gehalt des Werkes
3.1 Über die Entstehung von Oryx und Crake sowie Margaret Atwoods Schreibanlass
3.2 Inhaltsangabe
3.3 Literarisches Verfahren, Erzählperspektive
4 Subjekt- und Genderkonstruktionen
4.1 Jimmy und Crake
4.2 Oryx
4.3 Jimmys Mutter
4.4 Jimmys Geliebte
5 Utopischer Diskurs
5.1 Reflexionen zur Begrifflichkeit
5.2 Die Anfänge der klassischen Utopie oder inwiefern Morus auf Platon Bezug nimmt
5.3 Entwicklungen seit der Aufklärung oder das Gesicht der klassischen Utopie weist neue Züge auf
5.4 Ein Paradigmenwechsel im utopischen Diskurs oder die Geburtsstunde der Antiutopie
5.5 Die postmaterielle Utopie oder die immanente Kritikfähigkeit des neuen, positiven Entwurfes
6 Eine systematische Einordnung von Atwoods Oryx und Crake anhand zwei utopischer Modelle
6.1 Charakteristika der (Anti-)Utopie
6.1.1 Einleitendes
6.1.2 Isolation
6.1.3 Statik
6.1.4 Kollektivismus
6.1.5 Eugenik
6.1.6 Staatsordnung
6.1.7 Kulturpolitik
6.2 Anti-utopische Merkmale in Oryx und Crake
6.2.1 Isolation
6.2.2 Statik
6.2.3 Kollektivismus
6.2.4 Eugenik
6.2.5 Kasten, Klassen, Eliten
6.2.6 Kulturpolitik
6.3 Kennzeichen der postmateriellen Utopie in Oryx und Crake
7 Zukünftige Chancen der Utopie oder das Ende des utopischen Denkens
8 Meinung zum Werk
9 Schluss
10 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Die vorliegende Arbeit konzentriert sich in erster Linie auf Margaret Atwoods Werk Oryx und Crake. Hierbei soll der Fokus aber nicht auf der Form ihrer literarischen Konzeption liegen, vielmehr sind es die inhaltlichen Aspekte ihrer Dystopie und die literarischen Subjekt- und Genderkonstruktionen, die wir beleuchten wollen.
Die Phänomene der geschilderten fiktionalen Gesellschaft bieten interessanterweise die Möglichkeit, sie dahingehend zu prüfen, ob sie in unserer heutigen menschlichen Sozietät so bereits anzutreffen sind. In diesem Kontext sei darauf verwiesen, dass Atwood ihren Roman ausgehend von empirischen Tatsachen konstruierte; das Geschehen präsentiert sich als ein – für unsere reale Zukunft – potentielles. Ein Abschnitt über die Intention der Autorin, Oryx und Crake zu schreiben, widmet sich dieser Thematik; freilich sollen auch biographische Details der Autorin Berücksichtigung finden.
Die literarischen Verfahren der Autorin werden dann ebenfalls zur Sprache kommen, wesentlicher erscheint es uns aber, die subjektive Erfahrungswelt, den Innenraum, der Protagonisten von Oryx und Crake – unter Berücksichtigung von Genderkategorien – zu beleuchten.
Die Fragenstellung, die unserer Arbeit zugrunde liegt, lautet darüber hinaus aber, ob zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch Utopien erzählt werden können.
Bevor es gilt, auf diese Problematik einzugehen, müsste allerdings zunächst die grundlegendere Frage gestellt werden, welche von einer Festlegung auf einen historischen Zeitpunkt – einem Jetzt im Jahr 2006 – absieht, und folglich zu formulieren ist, ob Utopien überhaupt einmal als Phänomen der Vergangenheit zu bezeichnen sind – sei es nun heute od. in Zukunft – bzw. ob ein Ende der Utopie, eine Ausschöpfung des utopischen Potentials prinzipiell denkbar ist. Erst wenn diese elementare Frage verneint werden kann, erscheint es sinnvoll, die gegenwärtigen Potentiale der Utopie zu betrachten und über zukünftige Chancen Mutmaßungen anzustellen. Da es methodisch aber äußerst schwierig ist, eine Hypothese über einen solch allgemeinen, unspezifischen Gegenstand zu falsifizieren, wollen wir andere Wege bestreiten. Zunächst wollen wir spezifischen Überlegungen Ausführungen über den historischen Kontext von Utopien voranstellen, und auf diese Weise die verschiedensten Formen von Utopien bis zum heutigen Zeitpunkt illustrieren. Wenn auf die Geschichte – und damit zunächst die Vergangenheit – des utopischen Denkens im Rahmen wissenschaftlicher Bemühungen die Sprache kommt, sollte zunächst Platons Politeia und Morus’ Utopia fokussiert werden, da sie am Beginn der utopischen Tradition stehen; darüber hinaus sollen nur tendenzielle Entwicklungen seitdem in die Betrachtungen eingeschlossen werden. Die Eingliederung verschiedener moderner Utopien nach historischen Gesichtspunkten, sowie deren Charakterisierung in Hinblick auf sozioökonomische, politische und gesellschaftliche Aspekte ist im Wesentlichen dem von Wolfgang Schmale im Jahr 2000 herausgegebenen Werk Politische Utopien der Neuzeit von Richard Saage entnommen. Die Darstellung von utopischen Modellen des 20. Jahrhunderts – namentlich die Antiutopie und die positive postmaterielle Utopie – soll sogleich anhand von Margaret Atwoods Oryx und Crake illustriert werden. Hierbei gilt es, gegenwärtige Entwicklungspotentiale der Utopie zu beleuchten, welche herangezogen werden können, um über die Beschaffenheit und die wesentlichen Inhalte des zukünftigen utopischen Diskurses Spekulationen anzustellen. Bei all diesen Vorhaben sollen freilich auch Standpunkte verschiedener Autoren in Hinblick auf eine Zukunft des Utopischen herangezogen werden.
2 Biographie Margaret Atwoods
(vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Margaret_Atwood sowie http://de.wikipedia.org/wiki/Margaret_Atwood 21.9.2006)
Margaret Atwood wurde am 18. November 1939 in Ottawa, Ontario, Kanada, geboren. Sie wuchs als drittes Kind von Carl Edmund Atwood, Zoologe/Entomologe, und Margaret Dorothy Killiam, Ernährungsberaterin, auf. Ihre Kindheit verbrachte sie in Quebec, Ottawa und Ontario. Als ihr Vater 1946 eine Stelle an der Universität in Toronto annahm, lebte sie dort bis zu ihrem Collegeabschluss am Victoria College. Danach studierte Margaret Atwood an der Universität Toronto u nd der Harvard University Englische Sprache und Literatur. 1961 schloss sie dieses Studium ab und lehrte ab 1964 als Literaturwissenschaftlerin an verschiedenen Universitäten. Heute lebt sie in Toronto und ist verheiratet mit dem Schriftsteller Graeme Gibson, mit dem sie eine Tochter hat.
Neben ihrer universitären Tätigkeit wurde Margaret Atwood v.a. als Lyrikerin und Literaturkritikerin bekannt. 1969 erschien ihr erster Roman Die essbare Frau. Bekannt wurde sie durch den Roman Der Report der Magd (1985/7), der ebenfalls verfilmt wurde, sowie zahlreiche Kurzgeschichten.
Ihr Werk konzentriert sich sehr auf die Themen Kanada (Kanadas Identität, seine Beziehungen zu anderen Staaten), Menschrechte, Umwelt, Zukunft sowie die Repräsentation der Frau in verschiedenen Variationen und Blickpunkten.
3 Oryx und Crake – Betrachtungen über Entstehung, inhaltlichen und formalen Gehalt des Werkes
3.1 Über die Entstehung von Oryx und Crake sowie Margaret Atwoods Schreibanlass
(vgl. Atwood, Margaret: Perfect storms: writing Oryx and Crake. 2003. http://www.oryxandcrake.co.uk/perfectstorm.asp 14.5.2006)
Beginn: März 2001. Margaret Atwood befand sich noch immer auf einer Promotion-Tour für ihr vorheriges Buch Der blinde Mörder, als sie nach Australien reiste.
Nachdem alle Buch-relevanten Veranstaltungen abgehalten worden waren, besuchte sie gemeinsam mit ihrem Mann und zwei Freunden das Max Davidson Camp in Arnhemland, einer subtropischen Savannenzone im Norden Australiens. Dort vertrieben sie sich die meiste Zeit mit dem Beobachten der vielen Vogelarten, besuchten aber auch einige Aboriginie-Höhlen, die Margaret Atwood an das positive und friedliche Zusammenleben der australischen Ureinwohner mit ihrer Umwelt erinnerten.
Danach besuchten sie für mehrere Tage einen befreundeten Ornithologen, Philip Gregory, der gemeinsam mit seiner Frau das Cassowary House in Queensland in der Nähe von Cairn betreibt. Als Margaret Atwood nun eines abends am Balkon saß und das rotnackige Teichhuhn entdeckte, tauchte Oryx und Crake erstmals vor ihrem inneren Auge auf:
Ich beobachtete einen Vogel mit dem Namen "rotnackiges Teichhuhn". Dies ist ein Vogel mit einem sehr begrenzten Lebensraum. Wenn man diesen Lebensraum zerstört, stirbt der Vogel aus. Es ist eine der Tierarten, die einer schwierigen Zukunft entgegensehen. Dieses Erlebnis brachte mehrere Ideen auf einen Punkt, die mich schon eine ganze Weile beschäftigt hatten. Ich wuchs mit Wissenschaftlern und Biologen auf und meine Eltern waren sehr für Umweltschutz -und das zu einer Zeit, als das noch als ausgeflippt galt. Deswegen wusste ich über diese Dinge Bescheid. Und als ich dann das rotnackige Teichhuhn sah, kam mir plötzlich die Idee, ein Buch wie "Oryx and Crake "zu schreiben.[1]
In dieser Nacht begann sie sich Notizen zu machen.
Sommer 2001. Margaret Atwood schrieb an Oryx und Crake weiter. Während mehrerer Reisen, u.a. auf einem Boot in der Arktis, entstanden die ersten Kapitel. Als Margaret Atwood dann aufgrund der Taschenbuchausgabe von Der blinde Mörder nach New York musste, waren bereits sieben Kapitel fertiggestellt. So saß Margaret Atwood nun am Flughafen in Toronto und dachte über Kapitel 8 nach, in 10 Minuten sollte ihr Flug gehen, als plötzlich ein alter Freund zu ihr herüberkam und meinte, dass ihr Flug gestrichen sei:
‚We’re not flying.’ ‚What do you mean?’ I said. ‘Come and look at the television,’ he replied. It was September 11.[2]
Nach diesem Vorfall hörte Margaret Atwood für ein paar Wochen zu schreiben auf, setzte dann aber dennoch mit neuer Motivation fort:
It’s deeply unsettling when you’re writing about a fictional catastrophe and then a real one happens. I thought maybe I should turn to gardening books — something more cheerful. But then I started writing again, because what use would gardening books be in a world without gardens, and without books? And that was the vision that was preoccupying me.[3]
Genau wie Der Report der Magd ist Oryx und Crake nicht in die Kategorie Science Fiction, sondern Speculative Fiction einzuordnen. Es gibt weder Marsmännchen, Reisen durch Raum und Zeit noch Teleportation. In beiden Romanen kommt nichts vor, das nicht schon erfunden wurde oder zumindest gerade erforscht wird. So entspringen zum Beispiel die gezüchteten Labortiere aus Oryx und Crake nicht einer wüsten Fantasie, sondern sind (beinahe) Realität:
Auch die Kombination aus Spinne und Ziege, die Zinnenspiege gibt es schon - und zwar in Montreal. Das Kängu-Lamm (eine Mischung aus Känguru und Schaf) wird in Australien entwickelt. Und das Organschwein wird ebenfalls weiterentwickelt. Noch nicht mit der Möglichkeit, verschiedene Organe in den Schweinen zu züchten. Die Forscher haben noch keine Lösung für das Abstoßungsproblem gefunden, aber sie arbeiten daran.[4]
Hinter Oryx und Crake stehen jedoch primär die Fragen
What if we continue down the road we’re already on? How slippery is the slope? What are our saving graces? Who’s got the will to stop us?[5]
Margaret Atwood dachte beinahe ihr ganzes bisheriges Leben über solche what if -Szenarien nach, da sie unter Wissenschaftler/innen aufwuchs. Zudem hat sie mehrere Verwandte, die ebenfalls Wissenschaftler/innen sind, sodass es kaum ungewöhnlich ist, wenn das Hauptgesprächsthema beim jährlichen Weihnachtsfest
intestinal parasites or sex hormones in mice, or, when that makes the non-scientists too queasy, the nature of the Universe[6]
ist. Damit Margaret Atwood mit ihrer Familie Schritt halten kann, liest sie regelmäßig wissenschaftliche Magazine. Auf diese Weise sammelte sie mehrere Zeitungsausschnitte und stellte erschrocken fest, dass Vorsehungen, die vor 10 Jahren noch als paranoide Fantasie abgetan worden waren, zuerst Möglichkeiten und schließlich Wahrheit wurden, so z.B. das Thema Lebensmittel betreffend:
Leider sieht so unsere Zukunft aus. Wir entwickeln uns auf eine Erdbevölkerung von 10 Billionen Menschen im Jahr 2050 zu und wir haben es bereits jetzt geschafft, den Fischbestand der Weltmeere auf ein Minimum zu reduzieren. Und wenn Jimmy dann ein Fischstäbchen in der Schule i[ss]t und auf dem Schild "20 Prozent Fisch" steht, fragen wir uns, was die übrigen 80 Prozent sind. Wir brauchen Informationen über den Inhalt unserer Lebensmittel. Wir wollen wissen, welche Stoffe wir unseren Körpern zuführen. Und in letzter Zeit gab es einen seltsamen Widerwillen auf der Seite einiger Lebensmittelketten, uns darüber zu informieren.[7]
Wichtig ist jedoch zu sagen, dass Margaret Atwood all diese Entwicklungen nicht notwendigerweise als schlecht ansieht. Mit ihrem Roman Oryx und Crake will sie gerade zeigen, dass nicht die Wissenschaft das schwarze Schaf darstellt, sondern die Menschheit. Die Wissenschaft ist „nur“ ein Werkzeug; sie ist neutral:
Please don't make the mistake of thinking that Oryx and Crake is anti-science. Science is a way of knowing, and a tool. Like all ways of knowing and tools, it can be turned to bad uses. And it can be bought and sold, and it often is. But it is not in itself bad. Like electricity, it's neutral.
The driving force in the world today is the human heart — that is, human emotions. […] Our tools have become very powerful. Hate, not bombs, destroys cities. Desire, not bricks, rebuilds them. Do we as a species have the emotional maturity and the wisdom to use our powerful tools well?[8]
Alistair MacLeod meinte, dass Schriftsteller darüber schreiben, was sie beschäftigt. Oryx und Crake ist entstanden, weil sich Margaret Atwood damit beschäftigte und sie dieses Thema beunruhigte. Es ist keine Frage der Erfindungen, die der Mensch macht, vielmehr was er daraus macht oder was daraus gemacht werden könnte. Egal wie hoch die technische Entwicklung ist, der Mensch bleibt in seinem Herzen noch immer das, was er seit tausenden von Jahren ist, dieselben Emotionen, dieselben Belange. Das heißt nun, dass die Diskrepanz zwischen dem Entwicklungsstand der Emotionen, besser gesagt der Evolutionsgeschwindigkeit der Emotionen, und der Evolutionsschnelligkeit des Intellekts die Gefahren birgt; die Evolution betraf den Verstand, das Abstraktionsvermögen und die Reflexionsfähigkeit, aber die Emotionen und vor allem die Fähigkeiten, sie zu kontrollieren und zu disziplinieren, hat sich seit Jahrhunderten kaum verändert.
3.2 Inhaltsangabe
Oryx und Crake beginnt mit Schneemensch, der, nur in ein schmutziges Bettlaken gekleidet, als der letzte Mensch auf Erden dargestellt wird. Er lebt jedoch zusammen mit den Crakern, eine Rasse künstlich gezüchteter und nach ihrem Erfinder benannter humanoider Lebewesen. In rückblickenden Passagen wird nun geschildert, wie es zu dieser Welt kommen konnte.
Schneemensch hieß früher Jimmy, wuchs im Lauf des 21. Jahrhunderts auf und lernte während seiner Highschoolzeit Glenn, später wird er den Namen Crake tragen, kennen. Sie werden gute Freunde und verbringen ihre gesamte Freizeit miteinander. Die Welt, in der die beiden leben, wird von Konzernen dominiert und ist dementsprechend aufgeteilt in das Gebiet der Komplexe und das Gebiet, das jenseits dieser abgeriegelten Wohngegenden liegt: Plebsland. Das Leben im 21. Jahrhundert wird bestimmt von genetisch gezüchteten Nutztierformen (Organschweinen, Kängulämmer), neuen Medikamenten, technischer Modernisierung, den Naturwissenschaften. Insbesondere Erkenntnisse der Biogenetik bilden die theoretische Grundlage für die Forschungspraxis, die Erzeugung von gentechnisch manipulierten Erzeugnissen und eugenischer Maßnahmen; diese Aktivitäten werden in hermetisch abgeschirmten Konzernen verrichtet von Personen, deren Lebens- und Arbeitsraum innerhalb der Konzernmauern in geregelten Bahnen verläuft.
Jimmy und Crake verbringen ihre Freizeit mit Computerspielen (Blood&Roses, Kwiktime Osama, Extinctathon), Live-Exekutionen, Pornografieseiten – auf letzteren, einer Kinderpornografieseite, sieht Jimmy zum ersten Mal die junge Asiatin, deren Identität später mit jener von Oryx gleichgesetzt werden wird. Er verliebt sich in sie, gibt es Crake gegenüber aber nicht zu. Als die beiden die Highschool beendet haben, werden sie verschiedenen Universitäten zugeteilt. Jimmy geht auf die Martha Graham Universität, die sich auf die verschiedensten Künste spezialisiert hat und daher als veraltet gilt, wohingegen Crake für die Eliteuni erfolgreicher Wissenschaftler ausgewählt wird. Die Freundschaft der beiden besteht weiter, wenn auch mit größeren Unterbrechungen. Jimmy spezialisiert sich im Lauf seiner Ausbildung auf Rhetorik und wird Werbetexter einer kleinen Firma. Eines Tages kommt Crake zu ihm und bittet ihn um Beteiligung an seinem eigenen Projekt; Jimmy soll die Werbeabteilung leiten. In dieser Firma trifft Jimmy auf Oryx, die Crake heimlich aufgespürt und sie als Lehrerin für sein neuestes Projekt, die Aufzucht der Craker, benutzt. Die Craker sind eine künstlich hergestellte Spezies, menschenähnlich, aber mit der besten Optimierung. Ihr Nutzen ist jedoch noch nicht erkennbar. Crake hat etwa zur gleichen Zeit auch die Blysspluss -Pille erfunden, die Schutz vor Geschlechtskrankheiten, unbegrenzte Libido und dazugehörige sexuelle Kraft geben, allgemeines Wohlbefinden (Senkung der Gewalt) hervorrufen und ewige Jugend garantieren sollte. Sie hat ebenfalls die Funktion einer Anti-Baby-Pille, was aber nicht in der Werbung mitgeteilt wurde. Diese Pille wird zur Probe in Plebsland verteilt. Als sich nach einiger Zeit ein tödlicher Virus verbreitet, der zur Pandemie auswächst, erfährt Jimmy, dass Crake dies so geplant hat und eine neue Welt erschaffen wollte. Im Zuge eines Streits tötet Jimmy Crake, der wiederum vorher Oryx tötete.
Während die Welt verfällt und ins Chaos absinkt, überlebt Jimmy die Krankheit, da Crake ihm unwissend ein Gegenmittel injiziert hat. So fristet Jimmy nun sein weiteres Leben zusammen mit den Crakern in einer sterbenden Welt, in der er sich als einzig Überlebender zu sein glaubt.
3.3 Literarisches Verfahren, Erzählperspektive
In ihrem Roman Oryx and Crake verwendet Atwood v. a. das literarische Verfahren der Verdoppelung. Nicht nur der Titel – in welchem zwei Namen nebeneinander stehen, der weibliche Name interessanterweise voran – sondern auch die Erzählstruktur ist nach dem Schema der Verdoppelung konzipiert; so setzt sich das Werk aus zwei Visionen zusammen: Einerseits wird das Zukunftsszenario einer Wildnis, die von gentechnisch veränderten Kreaturen bevölkert wird, mit den Crakern als neue ideale Menschen evoziert, andererseits eine satirische Version einer kapitalistischen westlichen Gesellschaft in nicht allzu ferner Zukunft (vgl. Howells, 2005, S. 172).
Ebenso charakterisieren die beiden zu Anfang angeführten Zitate das Verdoppelungsschema; sie zeigen die Dichotomien männlich/weiblich und rational/emotional auf. Schon an dieser Stelle wird die Frage nach dem Gender zu einer zentralen These und lässt den/die Leser/in wissen, dass zwei Stimmen dieser Erzählung ihre Gestalt verleihen (vgl. Howells, 2005, S.172).
Beide Visionen werden nach Art eines inneren Monologs, allerdings indirekt in Form der 3. Person erzählt. Erstmals wird das Geschehen hier durch das Bewusstsein eines männlichen Subjekts fokussiert. Das Geschehen vollzieht sich dabei abwechselnd in der fiktionalen Gegenwart und der fiktionalen Vergangenheit in Form von Jimmys/Snowmans Erinnerungen an seine eigene Geschichte oder jene anderer, ebenfalls relevanter Figuren im Roman. Die Darstellung der einzelnen Geschehnisse folgt dabei den Assoziationen des männlichen Subjekts. Der Kontext wird hingegen durch einen auktorialen Erzähler hergestellt (vgl. Howells, 2005, S. 173).
Die Funktion dieser Erzählperspektive liegt darin, Jimmy vom Zentrum seiner eigenen Erzählung zu entfernen. Die Entfremdung, die ihn von seinem früheren Selbst kennzeichnet, ist parallel zu jener Entfremdung, die er zu den Geschehnissen und Gefahren, welche sich um ihn herum sammelten, aufgebaut hat (vgl. Howells, 2005, S. 173).
4 Subjekt- und Genderkonstruktionen
4.1 Jimmy und Crake
(vgl. Howells, 2005, S. 170-183)
Im Zentrum des Romans steht die Freundschaft zweier Männer – Jimmy und Crake – welche sich seit ihren Schulzeiten kennen und im Rahmen ihrer freundschaftlichen Beziehung zu Geschäftspartnern, Rivalen, Betrüger und Betrogenem und Mördern werden, bis letztlich Crake stirbt und Jimmy – wenn auch lebendig – seinen Überlebenskampf alleine ausficht.
Beide Figuren illustrieren das Bestehen von widersprüchlichen Impulsen und Dispositionen der menschlichen Natur, auf diese Weise unterläuft Atwood typische Genderpositionen, was die beiden männlichen Figuren anbelangt. Zwar repräsentiert Crake als biologischer Wissenschaftler die Ratio, und damit das Männliche, und mehr noch illustriert er durch die Chefposition in seinem Konzern patriarchale Vorstellungen männlicher Dominanz, andererseits zeugen Crakes Alpträume und v. a. aber auch sein Bedürfnis nach freundschaftlichem Austausch, sein kontinuierliches Aufsuchen von Jimmy, von der Koexistenz einer weichen, nachgiebigen, weiblichen Seite. Diese Emotionen mögen es auch sein, welche Crake nie angemessen zu artikulieren vermag; die sich ihren Weg bahnen in Form von Crakes destruktiver Intention und der tatsächlichen – beinahe vollständigen – Elimination des Menschengeschlechts.
Jimmy/Snowman hingegen repräsentiert eher die weibliche Seite in seiner Emotionalität und Kreativität; auch ist ihm eher die Imagination zuzurechnen. Indem der Idealist Jimmy, welcher anfangs in seiner Moralität und sozialen Kompetenz glänzte, sich der Mittäterschaft bei Crakes mörderischem Unterfangen schuldig macht, wird auf seine destruktive, aggressive, dunkle Seite verwiesen, welche einer eindeutigen Zuordnung von Jimmy in Kategorien von Gut/Böse etwa entgegensteht. In ihm vereinen sich Schüchternheit und Feigheit, Hoffnung und Verlangen zu einer gefährlichen Mischung.
Als Jimmy später zum Paradice -Turm zurückkehrt, erkennt er Crake als seinen dämonischen Doppelgänger und sieht seine Mitschuld:
Crakes wundervoller Plan. Crakes avantgardistische Einfälle. Crake, König der Crakerei, denn Crake ist noch immer dort, immer noch der Besitzer, immer noch der Herrscher seiner Domäne, egal, wie finster die Lichtkuppel inzwischen geworden ist. Finsterer als finster, und etwas von dieser Finsternis gebührt Schneemensch. Er hat mitgeholfen.[9]
Zunächst mag es paradox erscheinen, dass Jimmy bei den Crakern zu Crakes Propheten wird und seinen Freund zu einer gottgleichen Figur mythisiert. Sollte nicht die Verherrlichung Jimmys für seinen genialen Freund ein Ende finden, als er die negativen, aggressiven Impulse seines Freundes in dessen Inszenierung einer Massenausrottung realisiert sieht? Oder ist etwa dieser Akt einer Hochstilisierung Crakes, ein verzweifelter Versuch Jimmys, sich das Bild eines gütigen, integren Kameraden zu erhalten? Womöglich mag auch von Crakes erschreckend destruktiver Seite eine Faszination auf den – im Gegensatz dazu – bodenständig und gutmütig erscheinenden Jimmy ausgehen. Die Anziehungskraft von Persönlichkeiten, welche in ihren Eigenschaften und Verhaltensweisen von Gesellschaftsnormen abweichen, mag wohl gerade von jenen empfunden werden, die besonders die Forderungen einer Kultur erfüllen, wenn sie nicht sogar überangepasst erscheinen. Insbesondere moralische und sittliche Überschreitungen verleihen dem Akteur etwas Anrüchiges. Unbescholtene Seelen mögen hier jene Charakteristika ihrer selbst verwirklicht sehen, welche sie in ihren kühnsten Momenten nicht auszuleben wagten, wenn sie nicht gar im Unbewussten unentdeckt ihr Dasein fristen sollten. In Bezug auf Jimmy mag dies bedeuten, dass dieser Crakes Seelenleben bewunderte, indem letzterer ja auch seinen niederen Strebungen – wenn auch nur zuletzt und in selbstverzerrender Weise – Ausdruck verlieh. Mehr noch, offenbarte Crake seinem Freund als Mittäter dessen amoralische und unkonventionelle Seite; nun weiß Jimmy um all seine persönlichen Facetten Bescheid. Dies mag Jimmys Selbst zu einer neuen Integrität verhelfen, einer Treue zu sich selbst.
Die dunkle Seite der Utopie zeigt sich aber auch in der Familiengeschichte dieser beiden Charaktere. Jimmys Mutter ist psychisch krank, verlässt ihren Sohn und infolgedessen beginnt sein Vater später eine Beziehung mit seiner früheren Arbeitskollegin. Crakes Eltern sind beide gestorben. Sein Vater wurde entweder (absichtlich) getötet oder hat Selbstmord begangen, seine Mutter wurde hingerichtet, wobei der Grund nicht bekannt ist. Crake sah bei der Hinrichtung seiner Mutter mittels Giftspritze zu, die ohne Ton vonstatten ging. Sein Statement dazu war, dass er es eindrucksvoll fand; seitdem spricht ihm Jimmy fast jegliche Gefühlsregung ab. Der gescheiterte Idealismus der Eltern setzt sich in den gescheiterten Existenzen der Söhne bzw. der gescheiterten Utopie bzw. der gescheiterten Schaffung einer neuen Spezies fort.
Jimmy und Crake verbringen ihre Freizeit mit Pornoseiten (HottTotts), gewalttätigen Online-Spielen (Barbarian Stomp, Blood&Roses) und Live-Exekutionen (headsoff.com, brainfizz.com) oder anderen Gewalttaten via Web. Menschliches Leiden wird in ihrer Welt zu virtueller Realität reduziert. Ein gewöhnlicher Nachmittag sieht folgendermaßen für sie aus:
Also drehten sie ein paar Joints und rauchten, während sie Hinrichtungen und Pornos sahen – Körperteile, die sich in Zeitlupe über den Bildschirm bewegten, ein Unterwasserballett aus Fleisch und Blut unter Anspannung. Hart und Weich, die sich vereinigten und wieder trennten, Gestöhne und Geschrei, Nahaufnahmen von zugekniffenen Augen und zusammengebissenen Zähnen, Gespritz unterschiedlicher Herkunft. Wenn man schnell hin und her wechselte, sah irgendwann alles aus wie ein und dasselbe Ereignis. Manchmal ließen sie beides zugleich laufen, auf je einem Bildschirm.[10]
Während Crake diese Art der Gewalttätigkeit als komisch empfindet, fühlt sich Jimmy unbehaglich. Ihm ist eine Seite lieber, auf der eine nackte Aktrice namens Anna K. aus MacBeth vorliest. Hier, inmitten einer konstruierten und rein virtuellen Realität, entdeckt er zum ersten Mal Shakespeare und die Literatur.
Crakes Sucht nach Perfektion zeigt sich anfangs schon in seiner Schulbeschäftigung, aber stärker noch bei den Computerspielen, wo er solange trainiert bis er gewinnt, alles schafft und spielerisch erster wird. Auf diese Art und Weise wird er auch Großmeister bei Extinctathon und holt sich die MaddAddamGroup in sein Labor. Crake hat auch nie aufgehört Extinctathon zu spielen, denn seine Vision einer Utopie gleicht einer realen Fortsetzung dieses Spiels. Er verfolgt dieses Mal eben nicht das Aussterben von Tieren, sondern von Menschen. Extinctathon kann wiederum als ein Hinweis auf das literarische Verfahren der Verdoppelung gedeutet werden; eine Welt, in welcher alles eine bloße Reproduktion des Originals ist.
Jimmy und Crake illustrieren auf unterschiedliche Art und Weise die Figur des Künstlers. Crake ist der amoralische und kreative Genius, der als Zauberer gottgleich handeln möchte und Jimmy ist der „Wort“mensch, der Geschichtenerzähler mit moralischer Sensibilität. Schon als Junge forschte Jimmy gerne in DVD-Archiven nach alten Wörtern wie „famos“ oder „pseudo“ (vgl. Atwood, 2003, S. 89).
Sie beide vertreten gegensätzliche Formen von Gender- und Künstlerstereotypen. Dies illustriert die Begegnung mit einer Lehrerin von der Highschool in der Shopping Mall recht deutlich:
Jimmy stieß Crake an. »Hat er die Hand auf ihrem Arsch oder nicht?«, sagte er.
»Das ist ein geometrisches Problem«, sagte Crake. »Das muss man ausrechnen.«
»Was?«, sagte Jimmy. Dann: »Wie?«
»Benutz deine Neuronen«, sagte Crake. »Schritt eins: Berechne die Armlänge des Mannes auf Grund des einen sichtbaren Armes als Standardmaß. Annahme: Beide Arme sind annähernd gleich lang. Schritt zwei: Berechne den Krümmungswinkel des Ellenbogens. Schritt drei: Berechne die Kurve des Arsches. […] Schritt vier: Berechne die Größe der Hand auf Grund der sichtbaren Hand wie oben.«
»Ich bin kein Zahlenmensch«, sagte Jimmy und lachte[.][11]
Crake scheint die Wissenschaftlichkeit geradezu in die Wiege gelegt zu sein, schließlich wird er auch auf einer Eliteuni aufgenommen und betreibt Forschung. Die Arbeitsgruppe bzw. Einheit, mit welcher er dort forscht, wird Paradice genannt. Der Fehler in der Rechtschreibung verweist auf die Instabilität der Utopie und die Falschheit der Illusion.
Die BlyssPluss -Pille vereint Crakes Vision und seinen kommerziellen Opportunismus in sich. Seine Haltung und Ansichten gegenüber der Welt und dem Menschengeschlecht werden am BlyssPluss -Konzept deutlich: Schutz vor Geschlechtskrankheiten; unbegrenzte Libido und sexuelle Kraft gepaart mit einem allgemeinen Gefühl des Wohlbefindens, welches Frustration und somit Gewalt verhindert; Verlängerung der Jugend. Crakes Lieblosigkeit zeigt sich ebenso in seiner Meinung zur menschlichen Sexualität:
»Wie viel Elend […] [,] wie viel überflüssige Verzweiflung ist aus biologisch unpassenden Verbindungen hervorgegangen, aus der Unvereinbarkeit von Hormonen und Pheromonen. Mit dem Ergebnis, dass diejenige, die du so verzweifelt liebst, dich nicht lieben kann oder will. Als Spezies sind wir in dieser Hinsicht wirklich armselig: unvollkommen monogam. Wenn wir eine lebenslange Paarbindung zu stande brächten […], oder aber uns für die totale Promiskuität ohne Schuldgefühle entscheiden könnten – es gäbe keine Liebesqualen mehr. Viel besser wär doch: die Sache zyklisch und außerdem unvermeidlich machen, wie bei den anderen Säugern. Dann würdest du nie jemanden begehren, den du nicht haben kannst.«[12]
Dieses Konzept setzt Crake schlussendlich auch im Paarungsverhalten der Craker um. Warum lehnt Crake jedoch diese Form der Liebe und/oder Befriedigung so ab? Sein Verhältnis zu Frauen scheint anormal zu sein. Er stellt einen androgynen, geschlechtslosen Akteur dar, denn Sexualität spielt in seiner wissenschaftsdominierten Welt keine Rolle, einzig Oryx scheint sein Herz (und seinen Körper) erregt zu haben. Vielleicht mag das schlechte Verhältnis zu seiner Mutter eine Art Trauma hinterlassen haben, sodass er Personen weiblichen Geschlechts misstraut und ihnen keine besondere Achtung entgegenbringt. Die Abwertung seiner Mutter mag wohl dadurch zustande gekommen sein, dass der Sohn sich an keiner Stelle zugestand, seinen Emotionen, einschließlich einer tiefen Trauer, Ausdruck zu verleihen. An diesen unbewältigten Affekten im innersten seiner Seele wäre er vermutlich – trotz aller Härte – zerbrochen, hätte er nicht das Bild seiner Mutter abgewertet. Andererseits stellt sich die Frage, ob Crakes Geschlechtslosigkeit nicht auch durch seine Persönlichkeit und seinen Lebensstil bedingt ist, indem er als kopflastiger Mensch zunächst körperliche Bedürfnisse negierte, bis letztere tatsächlich – mangels Beachtung – verkümmerten und weniger intensiv erlebt wurden. In seiner selbsterwählten Abstinenz sieht Crake zwischengeschlechtliche Beziehungen als einen Zwang des Homo sapiens an:
[...]
[1] http://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/165965/ (5.9.2006).
[2] http://www.oryxandcrake.co.uk/perfectstorm.asp (5.9.2006).
[3] http://www.oryxandcrake.co.uk/perfectstorm.asp (5.9.2006).
[4] http://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/165965/ (15.9.2006).
[5] http://www.oryxandcrake.co.uk/perfectstorm.asp (5.9.2006).
[6] Ebd.
[7] http://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/165965/ (5.9.2006).
[8] Aus einem Interview mit Margaret Atwood. http://www.oryxandcrake.co.uk/interview.asp (14.5.2006).
[9] Atwood, 2003, S. 341
[10] Atwood, 2003, S. 92f
[11] Atwood, 2003, S. 79
[12] Atwood, 2003, S. 173f
- Citar trabajo
- Natalie Raffetzeder (Autor), Ruth Papacek (Autor), 2006, Margaret Atwood: 'Oryx und Crake' - Können heute noch literarische Utopien erzählt werden oder sind wir in der Zukunft angekommen?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76329
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