Im Rahmen des Seminars „Lesemotivation fördern – selber (wieder) lesen“ beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit Analyse und Interpretation eines ausgewählten Kinderbuchs und der Frage, ob dieses im Grundschulunterricht zum Einsatz gebracht werden könnte.
Das in dieser Arbeit zu analysierende und interpretierende Kinderbuch „Nella-Propella“ ist
1994 im Friedrich Oetinger Verlag erschienen und stammt von der renommierten Autorin Kirsten Boie.
Es sollen verschiedene Aspekte untersucht und aufgegriffen werden.
Neben der Erläuterung des Titels und der Beschreibung des Aufbaus wird eine Gattungsbestimmung vorgenommen. Die für „Nella-Propella“ gewählte Erzählperspektive wird untersucht, und sprachliche Besonderheiten werden aufgezeigt. Näher eingegangen werden soll auch auf das Thema Komik, welches in dem zu untersuchenden Roman eine große Rolle spielt. Aus der Fülle der im Kinderbuch vorkommenden Themen soll der Darstellung von Familienstruktur und Erziehungsmethoden, Geschlechterrollen und Freundschaft Beachtung geschenkt werden.
In Betracht gezogen werden soll zudem die Angemessenheit für kindliche LeserInnen sowie die Möglichkeit zum Einsatz im Klassenzimmer.
Inhalt
1 Einleitung
2 Titel und Aufbau
3 Gattung
4 Erzählperspektive und sprachliche Besonderheiten
5 Komik
6 Darstellung verschiedener Themen im Roman
6.1 Familienstruktur und Erziehungsmethoden
6.2 Geschlechterrollen
6.3 Freundschaft
7 Angemessenheit für kindliche LeserInnen
8 Fazit
9 Literaturangaben
1. Einleitung
Im Rahmen des Seminars „Lesemotivation fördern – selber (wieder) lesen“ beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit Analyse und Interpretation eines ausgewählten Kinderbuchs und der Frage, ob dieses im Grundschulunterricht zum Einsatz gebracht werden könnte.
Das in dieser Arbeit zu analysierende und interpretierende Kinderbuch „Nella-Propella“ ist
1994 im Friedrich Oetinger Verlag erschienen und stammt von der renommierten Autorin Kirsten Boie.
Es sollen verschiedene Aspekte untersucht und aufgegriffen werden.
Neben der Erläuterung des Titels und der Beschreibung des Aufbaus wird eine Gattungsbestimmung vorgenommen. Die für „Nella-Propella“ gewählte Erzählperspektive wird untersucht, und sprachliche Besonderheiten werden aufgezeigt. Näher eingegangen werden soll auch auf das Thema Komik, welches in dem zu untersuchenden Roman eine große Rolle spielt. Aus der Fülle der im Kinderbuch vorkommenden Themen soll der Darstellung von Familienstruktur und Erziehungsmethoden, Geschlechterrollen und Freundschaft Beachtung geschenkt werden.
In Betracht gezogen werden soll zudem die Angemessenheit für kindliche LeserInnen sowie die Möglichkeit zum Einsatz im Klassenzimmer.
2. Titel und Aufbau
Der Titel „Nella-Propella“ macht einerseits deutlich, dass es sich um ein Kinderbuch handelt, andererseits wird ein humorvoller Inhalt angedeutet. Er lässt erahnen, dass die Geschichte von einem Mädchen handelt, welches „Nella-Propella“ gerufen wird.
Ob es sich dabei um einen Kosenamen im positiven Sinne oder um einen beleidigenden Namen handelt, bleibt dabei noch im Unklaren. Es ist zu vermuten, dass das Kinderbuch eher lustig ist, da der Titel Kinder zum Lachen heraufordert.
Zieht man das Titelbild zur Interpretation des Titels hinzu, verstärkt sich der Eindruck des Komischen. Darauf ist ein Mädchen mit pinkem Kleid abgebildet, welches mit einem Nasenkleber und dem Kurzhaarschnitt ein wenig frech und vergnügt ausschaut.
Das Buch ist 140 Seiten lang und ist in 18 Kapitel eingeteilt, welche jeweils eine eigene Überschrift haben. Die Überschriften deuten jeweils den Inhalt des Kapitels an, wie z.B.
„Nella schläft auswärts“ (Kapitel 3) oder „Einer sitzt am Küchentisch“ (Kapitel 6).
Das Buch ist außerdem mit einem farbigen Umschlagbild sowie mit 36 in schwarz-weiß gehaltenen Zeichnungen der Illustratorin Silke Brix-Henker ausgestattet. Die Zeichnungen haben im Durchschnitt eine Größe von einer halben Seite. Es gibt jedoch auch kleinere Zeichnungen sowie eine ganze Seite einnehmende Bilder.
Die Geschichte beginnt ohne eine gesonderte Einleitung in medias res. Es liegt ein lineares Erzählen vor, wobei die erzählte Zeit keinen langen Zeitraum umfasst, sondern eher einige Tage oder Wochen im Leben der jungen Protagonistin.
3. Gattung
Bei „Nella-Propella“ handelt es sich um einen realistischen Kinderroman, genauer gesagt um einen komischen bzw. tragikomischen Familienroman.
Der komische bzw. tragikomische Familienroman hat sich in den neunziger Jahren aus dem psychologischen Kinderroman heraus entwickelt. Ewers (1995, S.45) spricht von einer „Wiederentdeckung literarischer Komik“ in der Kinderliteratur. Es werden nun die positiven Seiten der neu entstandenen Familienverhältnisse betont.
„Ganz anders ist der Blickwinkel, mit dem die AutorInnen des komischen
Familienromans wie Kirsten Boie, (...) die veränderten Familienerfahrungen
einer veränderten Kindheit betrachten. Sie thematisieren weniger die Risiken,
die sich aus diesen ambivalenten Erfahrungen für die Kinder ergeben, als
vielmehr die Chancen, die vor allem durch die veränderten Erziehungsstile, ein
verändertes Rollenverständnis und ein verändertes Verhältnis zwischen Kindern
und Erwachsenen entstehen.“
(Daubert, Hannelore, 2000, S. 697)
So ist die sechsjährige Nella in Boies „Nella-Propella“, die zusammen mit ihrer alleinerziehenden Mutter Jacquo lebt, welche von Nellas Vater Uli getrennt ist, ein aufgewecktes, selbstbewusstes und meist fröhliches Kind. Nella äußert zwar auch mal den Wunsch, dass ihre Eltern ein Paar sein sollen, ist aber insgesamt ein glückliches Kind und sieht auch die Vorteile, die ihr aus ihrer Familiensituation entstehen. Sie genießt es z.B. viel Zeit allein mit ihrer Mutter verbringen zu können und einen „Weiberabend“ zu machen.
Nellas Mutter erzieht Nella auf partnerschaftliche Weise und bringt ihr ein ökologisches Bewusstsein bei, was zu vielen lustigen Situationen führt, vor allem in der Gegenüberstellung mit der traditionellen Familie Schlabermiehl.
Trotz der komischen Elemente wird die ernste Thematik, welche diesen Romanen zugrunde liegt, nicht ausgeblendet, daher erscheint die Bezeichnung
„tragikomischer“ Familienroman angebracht (vgl. Steinz & Weinmann, 2000, S.130). Auch
Ewers (1995, S.45) weist auf die tragischen Elemente im komischen Kinderroman hin, welche den Leser nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Nachdenken anregen können.
„So bleibt einem das Lachen stets im Halse stecken bei diesen letztlich nicht bloß komischen, sondern tragikomischen Familiengeschichten, die den ernsten Kinderroman der vorausgegangenen Epoche eben nicht verdrängt, sondern in sich aufbewahrt haben.“
(Ewers, Hans-Heino, 1995, S.45)
In „Nella-Propella“ werden auch die problematischen Aspekte der Lebensform von Nellas Mutter aufgezeigt. Diese studiert und es fällt ihr nicht immer leicht, Kind und Studium zu verbinden. Es gibt häufig Probleme, jemanden zu finden, der auf Nella aufpasst, während Jacquo ihren Examensvorbereitungen nachgehen muss. Nellas Mutter lernt einen Kommilitonen namens Arno kennen, der schon bald bei ihr übernachtet, Nella muss lernen, mit der Situation, dass ihre Mutter einen neuen Partner hat, umzugehen. Die partnerschaftliche Erziehung, welche Nellas Mutter ausübt, bedeutet, dass Nella einerseits viele Freiheiten hat, andererseits jedoch auch sehr selbständig sein muss.
Trotz vieler Probleme überwiegt der Frohsinn in Nellas Leben und dem Roman, in welchem eine positive, meist lustige und lebensbejahende Grundstimmung herrscht, so dass dieser eindeutig der Kategorie des komischen Familienromans zuzuordnen ist.
4. Erzählperspektive und sprachliche Besonderheiten
Kirsten Boie hat für ihren Roman „Nella-Propella“ die Form des personalen Erzählens gewählt. In der personalen Erzählsituation gibt es keinen Erzähler, der als Vermittler in Erscheinung tritt, und der Erzählvorgang wird kaum sichtbar gemacht: „Die Hinweise auf das Erzähltwerden sind kaum noch erkennbar, der Erzähler tritt nicht mehr als persönlicher Sprecher in Erscheinung, Leseranreden, Kommentare, Reflexionen über das Erzählen entfallen zumeist.“ (Gansel, Karsten, 1999, S.32)
Beim personalen Erzählen liegt der Schwerpunkt auf der Innenperspektive, der sogenannte „Blick ins Innere“ (vgl. Lypp, 1998, S.21) dominiert gegenüber der Außenperspektive. Das Geschehen wird aus der Sicht von Nella geschildert, also einem sechsjährigen Kind, was eine eingeschränkte Sichtweise bedeutet.
„In dem Fall also, da es sich um eine kindliche oder jugendliche Reflektorfigur
handelt, wird deren Horizont zumeist begrenzt sein. (...) In der KJL allerdings ist
die Entscheidung für einen personalen kindlichen Erzähler Ausdruck des
Bemühens, authentisch die Gefühlslage von Kindern zu erfassen, ihnen nahe zu
sein (...)“ (Gansel, Karsten, 1999, S.32)
[...]
- Arbeit zitieren
- Jennifer Reuter (Autor:in), 2005, Analyse und Interpretation des Kinderbuchs "Nella Propella" von Kirsten Boie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76037
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