1 Einleitung
"Das Trojanische Pferd war nur außen ein Pferd. Innen war es ein Wohnmobil." Dieses Zitat aus einem SCHÜLERAUFSATZ (2002) zeigt schon, dass manche Dinge eben nicht so sind, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. Deshalb ist es ein wichtiges Anliegen der empirischen Methodenforschung herauszufinden, mit welcher Wahrscheinlichkeit Annahmen über menschliches Verhalten tatsächlich zutreffen.
Die Untersuchung einer zuvor aufgestellten Hypothese, die anschließende Dokumentation des Verfahrensprozesses und die kritische Interpretation der Ergebnisse war die Grundlage für eine Präsenzveranstaltung zur Methodenlehre in den Sozialwissenschaften. Anhand einer strukturierten Umfrage sollten die zuvor erworbenen theoretischmethodischen Kenntnisse zur Statistik in der Praxis eingeübt werden. Vorrangig ging es dabei um "learning by doing"!
Die folgende Arbeit ist chronologisch gegliedert. Im ersten Teil wird ausführlich die Planung und Ausführung der selbstdurchgeführten Studie dokumentiert. Vorschläge für mögliche Verbesserungen bei den Frageformulierungen sind hierin ebenfalls enthalten. Es folgt die Auswertung der erhobenen Umfragedaten anhand der Grundauszählung und mit Kreuztabellierung. Die Ergebnisse sind Grundlage zur Beurteilung der Gültigkeit der zuvor aufgestellten Hypothese.
Empirische Daten, die sich mit dem gleichen Thema auseinandersetzen, folgen im zweiten Teil. Wegen der Aktualität des Themas wurde haupt-sächlich Material aus dem Internet verwendet. Die Rechercheresultate werden dabei mit den eigenen Studienergebnissen verglichen.
Ein kurzes Resümee über das methodische Vorgehen bei der eigenen Studie schließt die Arbeit inhaltlich ab.
Der Vorschlag für eine verbesserte Version des standardisierten Fragebogens ist der Arbeit angehängt und mit kurzen Begründungen zur Gestaltung näher erläutert.
[...]
Gliederung
1 Einleitung
2 Themenwahl
2.1 Vorüberlegungen zu möglichen Themen
2.2 Entscheidung für ein bestimmtes Thema
3 Entwurf eines Fragebogens
3.1 Operationalisierung von „subjektiver Einschätzung“
3.2 Operationalisierung von „Verhaltensänderung“
3.3 Demographische Daten
4 Besonderheiten der Face-to-face-Umfrage
5 Auswertung der gewonnen Daten
5.1 Grundauszählung
5.2 Kreuztabellierung
5.3 Objektivität, Reliabilität und Validität
6 Weitere Studien zum Thema
7 Resümee
Literaturliste
Anhang
1 Einleitung
„Das Trojanische Pferd war nur außen ein Pferd. Innen war es ein Wohnmobil.“ Dieses Zitat aus einem SCHÜLERAUFSATZ (2002) zeigt schon, dass manche Dinge eben nicht so sind, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. Deshalb ist es ein wichtiges Anliegen der empirischen Methodenforschung herauszufinden, mit welcher Wahrscheinlichkeit Annahmen über menschliches Verhalten tatsächlich zutreffen.
Die Untersuchung einer zuvor aufgestellten Hypothese, die anschließende Dokumentation des Verfahrensprozesses und die kritische Interpretation der Ergebnisse war die Grundlage für eine Präsenzveranstaltung zur Methodenlehre in den Sozialwissenschaften. Anhand einer strukturierten Umfrage sollten die zuvor erworbenen theoretisch-methodischen Kenntnisse zur Statistik in der Praxis eingeübt werden. Vorrangig ging es dabei um „learning by doing“!
Die folgende Arbeit ist chronologisch gegliedert. Im ersten Teil wird ausführlich die Planung und Ausführung der selbstdurchgeführten Studie dokumentiert. Vorschläge für mögliche Verbesserungen bei den Frageformulierungen sind hierin ebenfalls enthalten. Es folgt die Auswertung der erhobenen Umfragedaten anhand der Grundauszählung und mit Kreuztabellierung. Die Ergebnisse sind Grundlage zur Beurteilung der Gültigkeit der zuvor aufgestellten Hypothese.
Empirische Daten, die sich mit dem gleichen Thema auseinandersetzen, folgen im zweiten Teil. Wegen der Aktualität des Themas wurde hauptsächlich Material aus dem Internet verwendet. Die Rechercheresultate werden dabei mit den eigenen Studienergebnissen verglichen.
Ein kurzes Resümee über das methodische Vorgehen bei der eigenen Studie schließt die Arbeit inhaltlich ab.
Der Vorschlag für eine verbesserte Version des standardisierten Fragebogens ist der Arbeit angehängt und mit kurzen Begründungen zur Ge-staltung näher erläutert.
2 Themenwahl
2.1 Vorüberlegungen zu möglichen Themen
Grundlage aller empirischen Studien ist die Auswahl eines Problems, das untersucht werden soll. Hierbei empfiehlt es sich u. a. „seinen persönlichen Interessen [zu] folgen, weil nur so die notwendige Motivation zur Durchführung der Arbeit aufrecht erhalten werden kann“ (LÜCK, 1999/2000, KE 1, S. 11).
Diese Prämisse galt auch für die dokumentierte Arbeit. Bei der spontanen Themensuche gab es 18 verschiedene Themenvorschläge, u. a. „Wie würde die Bundestagswahl heute ausgehen?“. Jedes dieser Themen wurde anschließend auf die mögliche Durchführbarkeit in Form einer Passantenbefragung geprüft. Bei dem eben genannten Thema scheiterte die Umsetzung an der Größe der Stichprobe, denn die hätte den Rahmen des Seminars gesprengt.
Der Kurs einigte sich schließlich auf vier mögliche Themenbereiche für eine Umfrage:
- Stellungnahmen zur PISA-Studie
- Chancengleichheit im Beruf für Frau und Mann
- Akzeptanz von wissenschaftlichen Studien in der Bevölkerung
- EURO-Umstellung und das subjektive Preisempfinden
2.2 Entscheidung für ein bestimmtes Thema
Kleingruppen erarbeiten zu jedem Thema mögliche Thesen und Operationalisierungen. Im Plenum fand die Besprechung dieser Ergebnisse statt.
Die Hypothese zur PISA-Studie: „Die Ergebnisse der Studie machen eine Veränderung des Schulsystems nötig.“ stellte sich als problematisch heraus, denn es handelt sich dabei um eine normative Aussage. Die Fragestellung ist damit nicht mehr wertfrei und somit aus wissenschaftlicher Sicht schwer zu belegen.
Das nächste Thema zur Chancengleichheit im Beruf stellte sich auf den zweiten Blick als zu komplex dar, denn eine präzise Zuordnung zu Berufsobergruppen war bei der geringen Stichprobengröße unmöglich. Damit sind weitere Schlüsse aus den Daten nicht aussagekräftig. Gegenargumente waren außerdem die Komplexität des Themas und die Unmöglichkeit einer genauen Definition darüber, was als berufliche Chancengleichheit gewertet werden sollte.
Eine Umfrage über die Akzeptanz von Studienergebnissen schien zwar als Thema sehr originell, aber auch diese Idee scheiterte. Ausschlaggebend war die schwierige Umsetzung des Themas als Interview. Hier ergab sich das Problem, den Begriff „Akzeptanz“ zu messen. Ähnlich verhielt es sich mit der Definition von „Studie“. Beispielswiese stellte sich die Frage, ob die Veröffentlichung eines zwar empirisch belegten Ergebnisses, das als Schlagzeile in der Zeitung mit den vier Großbuchstaben steht, schon hierzu zählt.
Schließlich einigte man sich darauf, die folgende Hypothese zu untersuchen: „Die Währungsumstellung von DM auf EURO hat die subjektive Wahrnehmung der Preise verändert. Dadurch verändert sich auch das Konsumverhalten des Einzelnen.“ Diese Hypothese eignete sich außerdem besonders gut für eine Befragung, weil sie subjektive Eindrücke abfragt (BUNGARD 1999/2000, KE 3, S. 20).
3 Entwurf eines Fragebogens
Die genaue Definition der Begriffe ist ein wichtiger Schritt für die gesamte Untersuchung, denn bereits LÜCK schreibt: „Die Qualität einer Untersuchung wird man nicht zuletzt nach der Qualität der Operationalisierung beurteilen“ (1999/2000, KE 1, S. 21). Parallel arbeitende Gruppen suchten deshalb nach möglichen Operationalisierungen (Messvorschriften) für die Begriffe „subjektive Einschätzung“, „Verhaltensänderung“ und „demo-graphische Daten“.
Dass als Untersuchungsmethode die standardisierte mündliche Befragung gewählt wurde, lag maßgeblich an der Art der Präsenzveranstaltung und war quasi als Rahmenbedingung bereits vorgegeben. Normalerweise folgt die Auswahl der Methode für die Erhebung erst nach der Operationalisierung. Damit verstieß man gegen das übliche empirische Vorgehen.
Trotzdem wäre in diesem Fall die Face-to-face-Umfrage als wichtiges Instrument für die Untersuchung der Hypothese nahegelegen. Denn, wenn „ subjektive Einstellungen im weitesten Sinne “ (BUNGARD, 1999/2000, KE 3, S. 22) erfasst werden sollen, stellt das Interview den „Königsweg der praktischen Sozialforschung“ (KÖNIG, zitiert nach BUNGARD, ebd.) dar.
3.1 Operationalisierung von „subjektiver Einschätzung“
Die grundsätzliche Einstellung zum EURO wurde in der ersten Frage erhoben. Die Interviewten konnten zwischen den drei Antwortmöglichkeiten „positiv“, „neutral“ und „negativ“ auswählen. Diese Frage gleich an den Anfang zu stellen, ist meiner Meinung nach nicht unproblematisch, denn der Befragte bezieht bereits eine grundsätzliche Position zum Thema EURO. Eine Ausstrahlung der geäußerten Position auf die folgenden Fragen wäre damit möglich.
Um die individuelle Einschätzung des Interviewten zur Preisentwicklung zu klären, diente die Frage, ob seiner Meinung nach die Preise seit der Einführung des EURO „gestiegen“, „gleichgeblieben“ oder „gesunken“ seien. Als problematisch könnte sich herausstellen, dass u. U. auch andere Gründe für eine Preisvariation seit diesem Zeitpunkt in Frage kommen und der Interviewte unbewusst die Preissteigerung mit der EURO-Ein-führung in Verbindung bringt. So erklärt z. B. der Handel den Preisanstieg beim Salat mit der extremen Kälte in diesem Winter und damit soll eine Verknappung Ursache für die Teuerung gewesen sein.
Hier wäre zu überlegen, wie diese Frage eindeutiger formuliert werden könnte, um andere Gründe für eine Preissteigerung besser herausfiltern zu können.
Die Vorschläge der Arbeitsgruppe, in Frage 2 eine Aufgliederung nach Warengruppen vorzunehmen, erschien sinnvoll. Allerdings stieß die empfohlene Aufspaltung in „Täglicher Bedarf“, „Nichttäglicher Bedarf“, „große Anschaffungen“ und „Freizeit“ auf Kritik. Ausschlaggebend für die etwas unglückliche Aufteilung war die Vorstellung, hier eine abschließende Aufstellung zu erarbeiten, um möglichst alle Ausgabearten zu erfassen.
Dieser Gedanke wurde schließlich aufgegeben zugunsten einer Einteilung, die bewusst auf Vollständigkeit verzichtet und zusätzlich durch entsprechende Beispiele ergänzt.
Lediglich der Begriff des „Täglichen Bedarfs“ blieb erhalten, allerdings präzisiert durch das Beispiel „Lebensmittel“.
Der Ausdruck „Nichttäglicher Bedarf“ fiel weg. Die ursprünglich hierfür gewählten Beispiele „Schuhe, Bekleidung“ ersetzten diesen Punkt.
„Mobilität“ wurde als weiterer Oberbegriff kategorisiert mit den Beispielen „Benzin, öffentliche Verkehrsmittel/MVV/Bundesbahn“. Anzumerken ist hier, dass der MVV nur für die Münchener Region als Verkehrsverbund existiert. Will man den Fragebogen anderenorts einsetzten, dann muss dieses Beispiel selbstverständlich entsprechend geändert oder ganz gestrichen werden.
Den Begriff „Freizeit“ ersetzte man durch die zwei konkreteren Bereiche „Gastronomie“ und „Kino“, um die Messung noch schärfer zu machen. Denn je enger der Gegenstand der Fragen, umso exakter die Aussagen darüber.
Nachträglich stellte sich die Wahl des Kinos als konkretes Beispiel für den Unterhaltungssektor aber als nicht optimal heraus, denn 33 % der Befragten konnten dazu keine Stellung nehmen. Als Grund dafür wurde argumentiert, dass seit der Währungsumstellung noch kein Kinobesuch stattgefunden hatte. Trotzdem sollte man meiner Meinung nach an einer so klar definierten Ausgabeart festgehalten werden. Zu überlegen wäre allerdings, ob sich nicht ein besseres Beispiel hierfür finden lässt. Andererseits nimmt mit jedem Tag, der seit der EURO-Einführung vergeht, die Zahl der Menschen zu, die ihren Kinobesuch in der neuen Währung bezahlen und deshalb Stellung dazu beziehen könnten.
Als Letztes zu diesem Block wurde nach Gründen für die Entstehung des zuvor abgefragten Eindrucks zur subjektiven Einschätzung gefragt. Folgende drei Ursachen, die jeweils mit JA/NEIN zu beantworten waren, standen zur Auswahl: „Durch eigenen Preisvergleich“, „Durch Gefühl“ und „Durch die Medien“.
Diese Reihenfolge ist meiner Meinung nach kritisch zu sehen, denn hier kann es zu Positionseffekten kommen. Wer bei der ersten Antwortmöglichkeit zugestimmt hat, handelt nach wirtschaftswissenschaftlichem Denken rational. Damit wäre es unlogisch den nächsten Punkt, der eine Entscheidung „nach Gefühl“ zur Auswahl gibt, ebenfalls mit JA zu beantworten. Somit schließen sich diese beiden Punkte eigentlich aus und erzeugen deshalb einen Konsistenzeffekt (BUNGARD, 1999/2000, KE 3, S. 60). Relativierend muss aber auch gesagt werden, dass es je nach Warengruppen unterschiedliche Möglichkeiten für die Entstehung dieses Eindrucks geben kann.
Hierin zeigte sich, dass die sonst übliche vorherige intensive Auseinandersetzung mit dem Thema noch nicht stattgefunden hatte, denn „die Formulierung der alternativen Antwortmöglichkeiten setzt in besonderem Maße Kenntnisse über die Denkweise der Befragten voraus“ (BUNGARD, ebd., S. 32).
Fraglich ist, ob die Auswahl an möglichen Antworten völlig neu überarbeitet werden sollte und/oder die Reihenfolge der Antwortmöglichkeiten in verschiedenen Versionen des Fragebogens zumindest variiert wird.
3.2 Operationalisierung von „Verhaltensänderung“
Ob sich das Kaufverhalten im Zuge der EURO-Einführung bei den Befragten tatsächlich verändert hat, versuchten die Fragen 4 bis 6 zu klären.
Auch hier fand die bereits oben dargestellte Unterteilung in die fünf möglichen Ausgabearten statt. Diesmal wurde untersucht, in wieweit sich das genaue Beachten der Preise in den verschiedenen Kategorien unterscheidet. Um zu vermeiden, dass die Ausgabearten noch ein weiteres Mal wiederholt werden müssen, benutzte man ab hier nur noch allgemeinere Formulierungen. Die Frage zu Punkt 4 war deshalb auf nominalem Niveau mit JA oder NEIN zu beantworten.
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- Citation du texte
- Angelika Beate Huber (Auteur), 2002, Die Währungsumstellung von DM auf EURO hat die subjektive Wahrnehmung der Preise verändert. Dadurch verändert sich auch das Konsumverhalten des Einzelnen., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7570
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