Bei den Konflikten, die ich in dieser Arbeit untersuchen möchte, handelt es sich tatsächlich um „Vergessene Kriege“. Sie finden in vielen Standardwerken keine oder nur eine marginale Erwähnung; und dies obwohl die Jahre von 1844 bis 1865 durchaus ereignisreich waren.
In Santo Domingo wurden in diesen beiden konfliktgeladenen Dekaden die Weichen für die Zukunft des Staates weitgehend gestellt. So umschließt dieser Zeitraum exakt die Entwicklungen von der Unabhängigkeit bis zur endgültigen Abnabelung vom spanischen Mutterland.
Es werden hierbei die Konflikte um die Unabhängigkeit des „Parte Oriental“ mit Haiti, sowie das unbeständige Verhältnis zur Großmacht Spanien im Vordergrund stehen. Aus Platzgründen können die einzelnen kriegerischen Auseinandersetzungen dabei nur oberflächliche Erwähnung finden. Des weiteren werde ich kurz auf die Rolle der anderen Großmächte in diesen Konflikten und die der beiden wichtigsten Caudillos Santo Domingos, Pedro Santana und Buenaventura Baéz Mendez, eingehen.
Auch in Puerto Rico wurde in den besagten Jahren das Fundament für eine, wenn auch hier ungleich langsamere, Abnabelung von Spanien gelegt. Auch hier möchte ich eine kurze Darlegung der Gründe für die separatistischen Tendenzen vorwegschicken, um mich dann den Unterschieden und Gemeinsamkeiten der puertoricanischen Ereignisse verglichen mit den dominikanischen zu widmen.
Abschließend wird in dieser Seminararbeit der Versuch unternommen, die Ereignisse in den Jahren 1844 bis 1865 mit der Politik Spaniens und dem Habitus der spanischen Behörden in Santo Domingo und Puerto Rico in einen kausalen Zusammenhang zu bringen. Hierbei soll besonders das Verhältnis der spanischen Autoritäten zu den Bewohnern seiner beiden Kolonien vor einem politischen, sozialen und kulturellen Hintergrund beleuchtet und angerissen werden.
Inhalt
1 Einleitung
2 Santo Domingo
2.1 Der Weg zur Unabhängigkeit
2.2 Die Vergessenen Kriege: Haiti vs. Santo Domingo
2.3 Die Schlüsselrolle der Großmächte
2.4 La guerra para restaurar la república
3 Puerto Rico – ein Vergleich
4 Spanien – Fehlkalkulationen einer Kolonialmacht
5 Schlussbemerkung
6 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Bei den Konflikten, die ich in dieser Arbeit untersuchen möchte, handelt es sich tatsächlich um „Vergessene Kriege“. Sie finden in vielen Standardwerken keine oder nur eine marginale Erwähnung; und dies obwohl die Jahre von 1844 bis 1865 durchaus ereignisreich waren.
In Santo Domingo wurden in diesen beiden konfliktgeladenen Dekaden die Weichen für die Zukunft des Staates weitgehend gestellt. So umschließt dieser Zeitraum exakt die Entwicklungen von der Unabhängigkeit bis zur endgültigen Abnabelung vom spanischen Mutterland.
Es werden hierbei die Konflikte um die Unabhängigkeit des „Parte Oriental“ mit Haiti, sowie das unbeständige Verhältnis zur Großmacht Spanien im Vordergrund stehen. Aus Platzgründen können die einzelnen kriegerischen Auseinandersetzungen dabei nur oberflächliche Erwähnung finden. Des weiteren werde ich kurz auf die Rolle der anderen Großmächte in diesen Konflikten und die der beiden wichtigsten Caudillos Santo Domingos, Pedro Santana und Buenaventura Baéz Mendez, eingehen.
Auch in Puerto Rico wurde in den besagten Jahren das Fundament für eine, wenn auch hier ungleich langsamere, Abnabelung von Spanien gelegt. Auch hier möchte ich eine kurze Darlegung der Gründe für die separatistischen Tendenzen vorwegschicken, um mich dann den Unterschieden und Gemeinsamkeiten der puertoricanischen Ereignisse verglichen mit den dominikanischen zu widmen.
Abschließend wird in dieser Seminararbeit der Versuch unternommen, die Ereignisse in den Jahren 1844 bis 1865 mit der Politik Spaniens und dem Habitus der spanischen Behörden in Santo Domingo und Puerto Rico in einen kausalen Zusammenhang zu bringen.
Hierbei soll besonders das Verhältnis der spanischen Autoritäten zu den Bewohnern seiner beiden Kolonien vor einem politischen, sozialen und kulturellen Hintergrund beleuchtet und angerissen werden.
Aufgrund des begrenzten Umfangs dieser Arbeit kann hier nur auf die wichtigsten Geschehnisse und Daten explizit eingegangen werden.
2 Santo Domingo
2.1 Der Weg zur Unabhängigkeit
Als der haitianische Präsident Boyer 1825 eine Sondersteuer zur Begleichung der Abschlagszahlungen an Frankreich auf beiden Teilen der Insel einführte, fühlte sich der „parte oriental“, also der spanische Teil, zu Unrecht damit belastet. Haiti hatte sich zuvor auf die Zahlungen eingelassen, um im Gegenzug dafür von Frankreich die Anerkennung zu bekommen. Im spanischsprachigen Teil der Insel, der 1821 kurz die Unabhängigkeit erreicht hatte, aber nun seit 1822 unter der „brutalen Herrschaft“[1] Haitis litt, sah man allerdings keinen Grund, sich an diesen Zahlungen zu beteiligen. Den nun aufkommenden Unmut verstärkte noch die Tatsache, dass Boyer auch auf kultureller Ebene versuchte, den wirtschaftlich wichtigen Osten anzugleichen. Ein weiterer sehr wichtiger Faktor war, dass die haitianische Armee, die in Santo Domingo stationiert war, keinen Sold erhielt, und sich deshalb durch das Ausrauben der dominikanischen Bevölkerung über Wasser hielt. Das Fass zum Überlaufen brachte dann der Versuch, das Land dominikanischer Großgrundbesitzer dem haitianischen Staat zuzuschreiben.
Dies war die Geburtsstunde der geheimen Widerstandsbewegung „La Trinitaria“ im Juli 1838, angeführt vor allem von dem Händler Juan Pablo Duarte, die die Abspaltung des „parte oriental“ zum Ziel hatte. Die inneren Unruhen in Haiti ausnutzend, begann „La Trinitaria“ im Januar 1843 mit der Unterstützung von Boyers Gegenspieler Charles Hérard einen Aufstand. Im Zuge dieser sogenannten „La Reforma“ befreite man relativ schnell die Hauptstadt Santo Domingo. Allerdings wandte man sich nun gegen den einstigen haitianischen Verbündeten Hérard, der inzwischen Boyer besiegt hatte, und favorisierte die völlige Unabhängigkeit.
Hérard schlug derartige Bestrebungen aber sofort nieder und ließ die Aufständischen entweder exekutieren oder inhaftieren. Duarte konnte allerdings fliehen. Wenn „La Reforma“ auch kein Erfolg beschieden war, so weckte sie doch ein gewisses „revolutionäres Bewusstsein“[2] in Santo Domingo und vereinte die Bewohner in ihrer Opposition gegen Haiti.
2.2 Die Vergessenen Kriege: Haiti vs. Santo Domingo
Ein Jahr später hatte sich „La Trinitaria“ wieder formiert und nun einen entscheidenden Faktor für sich gewonnen: Es gelang ihr, den mächigen Caudillo Pedro Santana davon zu überzeugen, sich ihnen anzuschließen. Tatsächlich schafften es die Rebellen, die Haitianer am 27. Februar 1844, dem heutigen Unabhängigkeitstag, aus Santo Domingo zu vertreiben.
Ein von Präsident Hérard initiierter Gegenschlag scheiterte und die haitianische Armee musste sich unter schweren Verlusten, zu Lande und zur See, zurückziehen. Über die daraus entstandene Schmach stürzte bald Hérard. Die nun folgende kurze Phase der Ruhe nach außen wurde von inneren Machtkämpfen getrübt. In intensiven Auseinandersetzungen zwischen dem „idealistischen, liberalen Duarte“ und dem „despotischen“[3] Santana, trieb Santana Duarte schließlich ins Exil. Pedro Santana wurde somit nicht nur zum ersten Militärcaudillo Santo Domingos, sondern er avancierte auch zur wichtigsten Person[4] des östlichen Teils der Insel in den nun folgenden zwanzig Jahren, in denen er dreimal das Präsidentenamt bekleidete.
[...]
[1] Vgl. Scheina, Robert, Latin American Wars – Captaincy-General of Santo Domingo 1838-1865, Washington D.C. 2003, S. 342.
[2] Vgl. Maya Pons, F.,..., Historia del Caribe, Barcelona, 2001, S.31.
[3] Vgl. Scheina, Latin American Wars, 2003, S. 344.
[4] Vgl. Historia del Caribe, S.33.
- Citar trabajo
- Stefan Bölingen (Autor), 2005, Vergessene Kriege: Santo Domingo, Puerto Rico und Spanien (1844-1865), Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75489
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