Nur sehr selten wurde die Zeit der Studentenbewegung um 1968 literarisch verarbeitet. Einen der ersten Versuche unternahm Uwe Timm, der die Studentenrevolte selbst und als SDS -Mitglied sogar aktiv miterlebt hat. In seinem Debütroman „Heißer Sommer“ durchlebt der Protagonist Ullrich Krause die Geschehnisse der Zeit und vollzieht dadurch beeinflusst einen Lebenswandel.
In der vorliegenden Hausarbeit werde ich diesen Lebenswandel des Protagonisten näher analysieren und ihn in Verbindung mit studentischen Bewegung bringen. Weiterhin werde ich die Sexualität von Ullrich Krause näher beleuchten. Diese charakterisiert ihn und gibt ihm letztlich auch immer wieder kleine Anstöße, die seinen Lebenswandel voranschreiten lassen.
Da Uwe Timm in seinem Roman „Heißer Sommer“ stark mit der Methode der Rückblende arbeitet und daher beim erstmaligen Lesen eine Chronologie nur schwer festzustellen ist, werde ich die beiden genannten Bereiche getrennt voneinander darstellen. Zunächst stelle ich die Entwicklung der Persönlichkeit v. a. im politischen Bereich dar und anschließend betrachte ich einige Stichpunkte aus dem Bereich der Sexualität näher.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. „Heißer Sommer“
3. Angaben zum Autor
4. Politische Situation
5. Der Protagonist Ullrich Krause
5.1 Entwicklung Ullrich Krause vor dem Hintergrund der politischen Ereignisse
5.2 Parallelen der Entwicklung Ullrichs zu seiner Literatur
6. Sexualität
6.1 Selbstverständnis von Ullrich
6.2 Geschlechtsverkehr und Gefühle
6.3 Wahrnehmung von Frauen
6.4 Abtreibung und Verhütung
6.5 Selbstbefriedigung
7. Kritische Abschlussbetrachtung
8. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Nur sehr selten wurde die Zeit der Studentenbewegung um 1968 literarisch verarbeitet. Einen der ersten Versuche unternahm Uwe Timm, der die Studentenrevolte selbst und als SDS[1] -Mitglied sogar aktiv miterlebt hat. In seinem Debütroman „Heißer Sommer“ durchlebt der Protagonist Ullrich Krause die Geschehnisse der Zeit und vollzieht dadurch beeinflusst einen Lebenswandel.
In der vorliegenden Hausarbeit werde ich diesen Lebenswandel des Protagonisten näher analysieren und ihn in Verbindung mit studentischen Bewegung bringen. Weiterhin werde ich die Sexualität von Ullrich Krause näher beleuchten. Diese charakterisiert ihn und gibt ihm letztlich auch immer wieder kleine Anstöße, die seinen Lebenswandel voranschreiten lassen.
Da Uwe Timm in seinem Roman „Heißer Sommer“ stark mit der Methode der Rückblende arbeitet und daher beim erstmaligen Lesen eine Chronologie nur schwer festzustellen ist, werde ich die beiden genannten Bereiche getrennt voneinander darstellen. Zunächst stelle ich die Entwicklung der Persönlichkeit v. a. im politischen Bereich dar und anschließend betrachte ich einige Stichpunkte aus dem Bereich der Sexualität näher.
2. „Heißer Sommer“
Der „Entwicklungsroman“[2] „Heißer Sommer“ (1974), mit dem Uwe Timm sein literarischer Durchbruch gelangt[3], behandelt das Leben der Studenten zur Zeit der Studentenbewegung und die Ziele und Beweggründe der Revolte. Exemplarisch dargestellt wird dieser Umstand an dem Germanistikstudenten Ullrich Krause.
Ullrich ist ein durchschnittlicher Student seiner Zeit und mit seiner allgemeinen Lebenssituation unzufrieden. Dies betrifft sowohl das universitäre Leben, die Beziehung zu seiner Freundin Ingeborg, seine kleinbürgerliche Herkunft als auch die vorherrschende gesellschaftspolitische Situation. Aus einem lethargieähnlichen Zustand bricht er auf, als er die Nachricht über den ermordeten Studenten Benno Ohnesorg im Radio hört. Dies ist der moralische Anstoß, die Geschehnisse der Zeit mit einem anderen Auge zu betrachten. Um eine mögliche Veränderung in seinem Leben herbeizuführen wechselt er kurz bevor er sein Lehramtsstudium abschließt von der Münchener an die Hamburger Universität. Hier baut er neue Kontakte, u. a. zu Mitgliedern des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS), in dem er dann selbst aktiv mitwirkt, auf. Ullrich verteilt Flugblätter, hilft bei dem Sturz eines Denkmales und nimmt an Demonstrationen teil. Nach der Springer-Blockade zieht er sich aber immer stärker zurück und will verstärkt das tun, was ihm Spaß macht.
Nach dem erneuten Problem ein Referat nicht fertig stellen zu können, treibt Ullrich der Wunsch an, endlich richtig zu arbeiten. Er beginnt als Hilfsarbeiter in einer Motorenfabrik. Nachdem auch der Versuch scheitert, die Arbeiter während ihren Pausen für die politischen Geschehnisse zu sensibilisieren, fährt Ullrich auf Anraten eines anderen Arbeiters zurück nach München, um sein Studium zum Volksschullehrer zu beenden.
Uwe Timm zeigt also in seinem Roman das Leben eines Protagonisten mit Herkunft aus kleinbürgerlichen Verhältnissen, der mit der Realität konfrontiert wird und dadurch eine Identitätskrise erleidet bis zur Findung einer neuen Identität.
3. Angaben zum Autor
Uwe Timm, ein bekannter Kinder- und Romanbuchautor, wurde am 30. März 1940 in Hamburg geboren.[4] Sein Berufsleben begann mit einer Kürschnerlehre in dessen Anschluss er bis 1961 das verschuldete Geschäft seiner Eltern, ein Pelzwarenhandel, übernahm, nach dem sein Vater gestorben war. Nachdem Uwe Timm alle Schulen beglichen hat[5], schloss er 1963 über den zweiten Bildungsweg erfolgreich sein Abitur am Braunschweig Kolleg ab und begann 1967 ein Studium der Philosophie und der Germanistik in München. Während seiner Zeit als Student schloss er sich dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) an. 1971 promovierte er mit seiner Arbeit „Das Problem der Absurdität“ bei Camus. Im direkten Anschluss an sein Studium gründete er mit verschiedenen anderen Personen die „Wortgruppe München“ und war Mitherausgeber der „Literarischen Hefte“ und der Münchener „AutorenEdition“.
Seit dem Jahr seiner Promotion arbeitet er als freier Schriftsteller, hatte verschiedene Auslandsaufenthalte und nahm bislang Tätigkeiten als Gastdozent u. ä. wahr. Uwe Timm heiratete die Übersetzerin Dagmar Ploetz[6] und lebt gemeinsam mit ihr und den vier Kindern in Herrsching am Ammersee.
Uwe Timm veröffentlichte in der jüngsten Vergangenheit Kinderbücher und Romane aus den unterschiedlichsten Bereichen. Beginnend bei einem sozialkritischen Roman „Morenga“, publizierte er einen selbstkritisch autobiographischen Roman „Der Mann auf dem Hochrad“, einen den gesellschaftlich-technischen Fortschritt verarbeitenden Roman „Zugmaus“ und das vermutlich bekannteste Werk, das Kinderbuch „Rennschwein Rudi Rüssel“, das den Deutschen Jugendliteraturpreis erhielt und auch verfilmt wurde.[7]
Für seine Werke hat er zudem weitere Preise erhalten. 1979 als erstes den Literaturförderpreis der Freien Hansestadt Bremen für „Morenga“ und den bislang letzten in diesem Jahr am 12. März 2006, den Jakob-Wassermann-Literaturpreis[8].
4. Politische Situation
Bevor ich den Roman „Heißer Sommer“ hinsichtlich verschiedener Aspekte näher analysiere, werde ich zunächst einen kurzen Überblick über die politische Situation zur Zeit der Studentenbewegung geben. Dieser wird nur den Hintergrund des Romans für alle weiteren Analysen und Aussagen abdecken. Falls es für das Verständnis notwendig sein sollte, werde ich in den folgenden Kapiteln an betreffender Stelle erweiternde Ergänzungen vornehmen.
Die Handlung des Romans von Uwe Timm findet in den Jahren 1976/1978 statt, zur Zeit des Kapitalismus. Zu diesem Zeitpunkt erlebt die Revolte ihren Höhepunkt.[9]
Die derzeitige Bewegung wurde von den Studenten selbst als „politischer Selbstaufklärungsprozess“[10] verstanden. Das Ziel war das Aufbrechen ihrer Passivität und das aktive Handeln und Mitgestalten einer neu zu entwickelnden Gesellschaft.[11] Um die Glaubwürdigkeit ihres Vorhabens zu unterstreichen, bezog man passend Position zu bestehenden linken Theorie, u. a. wurde die Gesellschaftstheorie Lenins Basis der Bewegung. Diese ist gekennzeichnet durch drei Kriterien:
- „[…] die Monopolisierung des gesamten demokratischen Staatsapparates [wird] durch die Repräsentanten des Monopolkapitals durchgeführt und dessen Instrumentalisierung zur Durchsetzung ihrer wirtschaftlichen Interessen.“[12]
- „[…] der ökonomische Expansionsdrang des Monopolkapitalismus [vermengt] sich mit dem staatlichen Machtapparat und zwing[t] ihn zur militärischen Eroberung und Sicherung neuer Absatzmärkte und Rohstoffquellen.“[13]
- Die Arbeiter werden „ausgebeutet, und jede revolutionäre Stimme [wird] durch einen mächtigen Militärapparat in allen Lebensbereichen unterdrückt.“[14]
Die Orientierung der Stundentenbewegung findet sich in diesen drei Kriterien wieder. Beispielsweise war ein Ziel, die Sensibilisierung der Arbeiter in Deutschland. Sie sollten erkennen, dass sie vom Staat ausgebeutet wurden. Problematisch dabei war, dass viele Arbeiter, diesen Sachverhalt wie er vorhanden war nicht auf Anhieb erkannten.[15] Sie sahen lediglich eine Verbesserung durch die aufkommenden Konsumgüter.
Ein weiteres Beispiel, dass sich aus diesen drei Kriterien ableiten lässt ist die Tatsache, dass es den Arbeitern und Studenten nicht erlaubt war, sich gegen die vorherrschende Situation zu wehren.[16]
Wie bereits in den biographischen Angaben zu Uwe Timm erwähnt, war er zur Zeit seines Studiums aktives Mitglied bei dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS). Gegründet wurde dieser Bund von männlichen Kriegsheimkehrern[17]. Der SDS war eher linksorientiert und der SPD zugewandt. Es gab allerdings nicht eine strenge vorgegebene Richtung. Neben marxistischen Positionen, gab es z. B. Strömungen der KP-Fraktion oder sogar der „Staatssicherheit“ der DDR. Der SDS wies also eine gewisse Vielfältigkeit auf, in der die Studenten sich frei bewegen und handeln konnten.
Neben dem SDS gab es weitere Organisationen, die eine Veränderung der Gesellschaft verfolgten, z. B. die APO oder die Asta-Vertreter der Hochschulen. Der SDS war jedoch wesentlich effizienter organisiert und wurde daher der vermutlich bekannteste Studentenbund, dessen Aktionen die größte Aufmerksamkeit fanden.[18] Bekannte Beispiele sind Demonstrationen gegen den Vietnam-Krieg oder den Schah von Persien, bei dem der Germanistikstudent Benno Ohnesorg getötet wurde.
Die Aktionen durchliefen allerdings eine Entwicklung, so dass „klassische studentische Proteststrategien“ wie Vorlesungsboykott schnell veraltet waren und neuen Formen weichen mussten „wie Sit-ins, Go-ins, Smoke-ins und andere subversive Aktionen surrealistischer Art“[19]. Vorbild war die Universität Berkeley in Kalifornien.
Der Tod des Studenten Benno Ohnesorg führte einerseits zur I dentifizierung uns Solidarisierung mit dem Opfer. Andererseits verstärkte es aber die Entwicklung der Studentenbewegung in eine radikalere Richtung.[20]
Neben den bereits genannten Protestformen, wurden auch Vorgehensweisen gezeigt, auf die der Staat mit polizeilichen Eingriffen reagierte.[21] Es wurde angenommen, dass die Studenten mit ihren Aktionen und Absichten staatliche Institutionen und den sozialen Frieden antasten oder sogar gefährden. Häufig wurden unter dem rechtlichen Aspekt des „Hausfriedensbruch“ gegen die Methoden vorgegangen.
Die Professoren lehnten größtenteils die Bewegung ab, ebenso wie die Universität selbst. Sie reagierten mit Strafmaßnahmen und Exmatrikulation.
[...]
[1] SDS = Sozialistischer Deutscher Studentenbund
[2] Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Band 11. S. 2.
[3] Vgl. Ethnologie des Alltags. URL: http://br-online.de/kultur-szene/thema/ars_poetica/timm.xml
(22.08.2006)
[4] Soweit nicht anders verwiesen, entstammen alle Daten zur Biographie von Uwe Timm folgendem Werk:
Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Band 11. S. 1
[5] Vgl. Uwe Timm im Gespräch mit Dr. Dieter Lehner.
URL: http://br-online.de/alpha/forum/vor0007/20000707_i.shtml (22.08.2006)
[6] Vgl. Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Band 11. S. 374.
[7] Vgl. Killy, Walther. Literaturlexikon. Band 11. S. 374.
[8] Vgl. Hielscher, Martin: Wärmestrom. S. 1.
[9] Vgl. Kamya, Julienne: Studentenbewegung, Literatur und die Neuentdeckung der Fremde. S. 39.
[10] Ebd. S. 38.
[11] Vgl. im Folgenden: Ebd. S. 38.
[12] Kamya, Julienne: Studentenbewegung, Literatur und die Neuentdeckung der Fremde. S. 38.
[13] Ebd. S. 38.
[14] Ebd. S. 38.
[15] Vgl. im Folgenden: Ebd. S. 38.
[16] Wie dieses Verbot zu der Zeit umgesetzt wurde, zeigt sich weiter unten in den weiteren Analysen zu dem Roman „Heißer Sommer“.
[17] Vgl. im Folgenden: Kamya, Julienne: Studentenbewegung, Literatur und die Neuentdeckung der Fremde. S. 39.
[18] Vgl. Kamya, Julienne: Studentenbewegung, Literatur und die Neuentdeckung der Fremde. S. 40.
[19] Ebd. S. 41.
[20] Vgl. ebd. S. 42.
[21] Vgl. im Folgenden: Ebd. S. 41.
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