Ein pluralistisches Meinungsklima, unterstützt durch die Medien, stellt einen zentralen konstitutionellen Faktor jeder Demokratie da. Verschiedene Akteure aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen müssen die Möglichkeit haben, ihre Ansichten in der durch die Medien erzeugten Öffentlichkeit darzustellen. Dies wiederum garantiert, dass sich Bürger und Bürgerinnen aus verschiedenen Informationsquellen eine eigene, auf Wissen gestützte und fundierte Meinung bilden können.
gende Aufgabe der Medien im demokratischen Prozess zu sichern, wurden nach 1949 Regularien entworfen, die bei einer möglichst uneingeschränkten Pressefreiheit Grundlagen der journalistischen Arbeit bestimmen. Insbesondere im politischen Bereich ist durch Gesetze und Richtlinien definiert, welchen Mindestanforderungen Medien gerecht werden müssen. Ein entscheidender Faktor hierbei ist das Kriterium der „Vielfalt“ (vgl. Kapitel 2.2). Eine vielfältige Berichterstattung dient als Grundlage für die oben angesprochene pluralistische Gesellschaft. Der Begriff der Vielfalt geht aber sowohl in der Gesetzgebung wie auch in der Forschung über den Bereich der Politik hinaus, auch wenn diesem die zentrale Aufmerksamkeit gilt.
Auf den bisherigen Ausführungen basiert das Ziel unserer Arbeit, tagesaktuelle Information in der RTL-Gruppe hinsichtlich des Kriteriums Vielfalt zu untersuchen. Einleitend werden zunächst verschiedene Ansätze und Studien aufgegriffen, die sich mit der Forschung dieses Kriteriums auseinandersetzen (Kapitel 2). Im Folgenden dritten Kapitel werden dann aufbauend auf den bisherigen Erkenntnissen die für unsere Analyse relevanten Bereiche „tagesaktuelle Information“ und „Vielfalt“ definiert. An dieser Stelle findet weiterhin eine Begriffsbestimmung der Ausdrücke „Nachrichtensendungen“ und „Beitrag“ statt, da beides den Kern unserer Studie betrifft.
Übergeordnetes Ziel ist es, anhand der Analyse der Nachrichtensendungen, Rückschlüsse auf die Informationsstruktur der gesamten RTL-Gruppe in Bezug zum Kriterium Vielfalt zu ziehen. Abschließend ziehen wir eine Bilanz vor dem Hintergrund unserer Aufgabenstellung im Hinblick auf Forschungsdesign, Forschungsstand sowie erhaltene Befunde.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretischer Hintergrund
2.1 Forschungsstand
2.1.1 Schatz und Schulz
2.1.2 Andreas Fahr
2.1.3 Bruns und Marcinkowski
2.1.4 Brosius und Zubayr
2.1.5 Weiss und Trebbe
2.1.6 Torsten Maurer
2.2 Begriffsdefinition
2.2.1 Tagesaktuelle Information
2.2.2 Nachrichtensendung
2.2.3 Beitrag
2.2.4 Vielfalt
3 Operationalisierung
3.1 Grundgesamtheit und Stichprobe
3.2 Hypothesen/Forschungsfragen
3.3 Externe Vielfalt
3.3.1 Interne Vielfalt
3.4 Kategoriensystem
3.4.1 Informationsvielfalt
Themenvielfalt
Räumliche Vielfalt
Akteursvielfalt
3.4.2 Strukturelle Vielfalt
3.4.3 Externe Vielfalt der RTL-Gruppe
4 Pretest und Interkoderreliabilität
5 Ergebnisse der Untersuchung
5.1 Informationsvielfalt
5.1.1 Themenvielfalt
5.1.2 Räumliche Vielfalt
5.1.3 Akteursvielfalt
5.2 Strukturelle Vielfalt
6 Fazit und Diskussion
7 Literatur
Internetquellen
8 Anhang
I. Themenvielfalt: Oberkategorien
II. Themenvielfalt: Unterkategorie (Politik)
III. Themenvielfalt: Unterkategorie (Sachthema)
IV. Themenvielfalt: Unterkategorie (Human Touch)
V. Themenvielfalt: Unterkategorie (Sport)
VI. Räumliche Vielfalt (Bezüge gesamt)
VII. Räumliche Vielfalt (Art der Bezüge)
VIII. Räumliche Vielfalt (Akteure international)
IX. Räumliche Vielfalt (Akteure national)
X. Räumliche Vielfalt (Thema international)
XI. Räumliche Vielfalt (Thema national)
XII. Räumliche Vielfalt (Ereignisort international)
XIII. Räumliche Vielfalt (Ereignisort national)
XIV. Akteursvielfalt (Akteurstypen)
XV. Akteursvielfalt (Bereiche)
XVI. Akteursvielfalt (politische Akteure)
XVII. Strukturelle Vielfalt
XVIII. Bereiche und Aspekte von Vielfalt
XIX. Kodierbogen
XX. Kodieranweisungen
1 Einleitung
Ein pluralistisches Meinungsklima, unterstützt durch die Medien, stellt einen zentralen konstitutionellen Faktor jeder Demokratie da. Verschiedene Akteure aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen müssen die Möglichkeit haben, ihre Ansichten in der durch die Medien erzeugten Öffentlichkeit darzustellen. Dies wiederum garantiert, dass sich Bürger und Bürgerinnen aus verschiedenen Informationsquellen eine eigene, auf Wissen gestützte und fundierte Meinung bilden können.[1]
Um die herausragende Aufgabe der Medien im demokratischen Prozess zu sichern, wurden nach 1949 Regularien entworfen, die bei einer möglichst uneingeschränkten Pressefreiheit Grundlagen der journalistischen Arbeit bestimmen. Insbesondere im politischen Bereich ist durch Gesetze und Richtlinien definiert, welchen Mindestanforderungen Medien gerecht werden müssen. Ein entscheidender Faktor hierbei ist das Kriterium der „Vielfalt“ (vgl. Kapitel 2.2). Eine vielfältige Berichterstattung dient als Grundlage für die oben angesprochene pluralistische Gesellschaft. Der Begriff der Vielfalt geht aber sowohl in der Gesetzgebung wie auch in der Forschung über den Bereich der Politik hinaus, auch wenn diesem die zentrale Aufmerksamkeit gilt.
Auf den bisherigen Ausführungen basiert das Ziel unserer Arbeit, tagesaktuelle Information in der RTL-Gruppe hinsichtlich des Kriteriums Vielfalt zu untersuchen. Einleitend werden zunächst verschiedene Ansätze und Studien aufgegriffen, die sich mit der Forschung dieses Kriteriums auseinandersetzen (Kapitel 2). Im Folgenden dritten Kapitel werden dann aufbauend auf den bisherigen Erkenntnissen die für unsere Analyse relevanten Bereiche „tagesaktuelle Information“ und „Vielfalt“ definiert. An dieser Stelle findet weiterhin eine Begriffsbestimmung der Ausdrücke „Nachrichtensendungen“ und „Beitrag“ statt, da beides den Kern unserer Studie betrifft. So dienen uns „Hauptnachrichtensendungen“ dazu, Rückschlüsse auf die gesamte „tagesaktuelle Information“ zu ziehen (vgl. Kapitel 3.1 Grundgesamtheit und Stichprobe), während der Beitrag kleinster Untersuchungsgegenstand ist.
Letztendlich werden wir unser Forschungsobjekt auf „Themenvielfalt“, „Akteursvielfalt“, „Räumliche Vielfalt“ und „Strukturelle Vielfalt“ hin untersuchen. Dabei wird zum einen die einzelne Leistung des jeweiligen Senders, zum anderen aber auch die gesamte Leistung der RTL-Gruppe untersucht (vgl. Kapitel 3.3 Kategoriensystem). Als Leitfaden dienen dazu die in Kapitel 3.2 dargestellten Hypothesen und Forschungsfragen. Um ein erschöpfendes, stichhaltiges Kategoriensystem zu garantieren, wurde der Kodierbogen anhand eines Pretests vor der eigentlichen Erhebung kontrolliert.
Probleme, die hier auftauchten und anschließende Korrekturen werden im vierten Kapitel vorgestellt. Anhand der überarbeiteten Version des Kodierbogens wurde ein Interkoderrliabilitätstest durchgeführt, dessen Befunde ebenfalls im vierten Kapitel erläutert werden. Es folgt die Präsentation der Ergebnisse unserer an den Pretest anschließenden zentralen Forschungsarbeit (Kapitel 5). Übergeordnetes Ziel ist es dabei, anhand der Analyse der Nachrichtensendungen, Rückschlüsse auf die Informationsstruktur der gesamten RTL-Gruppe in Bezug zum Kriterium Vielfalt zu ziehen. Abschließend ziehen wir eine Bilanz vor dem Hintergrund unserer Aufgabenstellung im Hinblick auf Forschungsdesign, Forschungsstand sowie erhaltene Befunde.
2 Theoretischer Hintergrund
2.1 Forschungsstand
Vielfalt hängt mit den demokratischen Grundwerten Freiheit und Gleichheit zusammen. So leitet das Bundesverfassungsgericht (BverfG) das Vielfaltsgebot aus dem Prinzip der Rundfunkfreiheit ab, welches wiederum durch Artikel 5 festgelegt wird.
Aufgrund der großen Relevanz des Qualitätskriteriums Vielfalt, welches sich in der oben beschriebenen Gesetzgebung manifestiert, entstanden etliche Studien zur Analyse der Vielfalt in den Medien. Im Folgenden werden wir einige dieser Studien aufgreifen, welche partiell Erkenntnisse zu unserem Forschungsproblem liefern und auf deren Grundlage wir unsere Operationalisierung aufbauen.
2.1.1 Schatz und Schulz
Erstmals systematisierten demzufolge Schatz und Schulz den Begriff der Vielfalt. Sie beziehen dabei das Vielfaltskriterium auf Struktur und Inhaltsaspekte des Programmangebots. Strukturelle Vielfalt definieren sie als Vielfalt der Programmsparten, „[…] wobei auf einer weiteren Gliederungsebene jeweils innerhalb einzelner Sparten (Information, Unterhaltung, Bildung, Beratung) noch einmal die Vielfalt der Programmformen ein weiteres strukturelles Kriterium ist.“[2] Inhaltliche Vielfalt beziehe sich dagegen auf die Programmbestandteile und –aspekte, die Fernsehprogramme charakterisieren. Dazu zählten unter anderem Merkmale der Information und Meinung, der Interessen-, Personen- und Themendarstellung.[3]
Inhaltliche Vielfalt sei fortführend in vier weitere Kategorien unterteilbar. Erstens in gegenständliche Vielfalt, die Ereignisse, Informationen und Themengebiete behandelt, welche sich wiederum auf verschiedene Lebensbereiche beziehen. Weiterhin werde die inhaltliche Vielfalt in unterschiedliche geographische bzw. regionale Räume oder Schauplätze differenziert. Drittens werde die Unterteilung in verschiedene kulturelle bzw. ethnische Gruppen vorgenommen und letztendlich die Differenzierung in unterschiedliche gesellschaftliche bzw. politische Interessen, welche sich wiederum in Akteuren und Themen/Problemen manifestieren. Demnach entscheide die Beachtung oder Nichtbeachtung bestimmter Themen auch über die Berücksichtung verschiedener gesellschaftlicher Interessen.
Weiterführend seien auch die Akteure nach verschiedenen Merkmalen unterscheidbar. Wichtig sei, ob es sich dabei um Individuen oder soziale Einheiten bzw. deren Repräsentanten handelt . Soziale Einheiten ließen sich zudem unterscheiden in „[…] soziale Kategorien (z.B. Frauen, Jugendliche, Arbeitslose) und andererseits soziale Systeme (Gruppen, Organisationen, Netzwerke).“[4] So könnten Individuen wie auch Repräsentanten sozialer Einheiten nach ihren Eigenschaften eingeteilt werden, das heißt nach soziodemographischen Merkmalen, kontextuellen Merkmalen (Zugehörigkeit zu sozialen Einheiten), Verhaltensmerkmalen (handelndes Subjekt oder Objekt des Geschehens) und Situations- bzw. Darstellungsmerkmalen (allein oder in einer sozialen Gruppe, O-Töne, Nennungen).[5]
In Bezug zur Themenvielfalt wird eine Differenzierung nach Sach- bzw. Lebensbereichen vorgenommen. Zunächst wird die kategorische Themenvielfalt unterteilt. Sachkategorien seien in diesem Zusammenhang internationale Politik, Innenpolitik, Wirtschaft, Arbeit u.ä.. Weiterhin wird nach inhaltlichen, strukturellen und kontextuellen Themenmerkmalen differenziert. Inhaltliche Themenmerkmale bezögen sich dabei auf die Spezifizierung und Klassifikation unter Bezug auf den semantischen Gehalt von Argumenten, Urteilen, Bewertungen und Perspektiven. Strukturelle Themenmerkmale meinten dagegen die Anzahl und syntaktische Verbindung verschiedener inhaltlicher Themenbestandteile. Kontextuelle Themenmerkmale ließen sich unter Bezug auf den semantischen Kontext bestimmen, in dem das Thema behandelt wird, d.h. ob beispielsweise das Thema Bezug zu einem aktuellem Ereignis aufweise.[6]
2.1.2 Andreas Fahr
In Anlehnung an die Kategorisierung der Vielfalt von Schatz und Schulz hat Andreas Fahr ein Modell entworfen, mit dem er die Berichterstattung der Nachrichten zum Absturz des Flugzeugs „Birgen Air“ im Jahr 1996 analysierte. Dabei verfolgte er die „gesamte daran anschließende Berichterstattung“[7] über einen Zeitraum von fünf Wochen. Dazu wählte er als Untersuchungsobjekte die Tagesschau (ARD), Heute (ZDF), RTL-Aktuell (RTL), 18:30 (Sat.1), die ProSieben-Nachrichten (ProSieben) und die VOX-Nachrichten (VOX) aus.[8] Bei der Auswahl der Methode entschied sich Fahr für eine „systematisch-quantitative Inhaltsanalyse“[9], die der „Erhebung sozialer Wirklichkeit“[10] diene. So solle anhand „von manifesten Merkmalen von Texten und Bildern auf nichtmanifeste Merkmale ihres Kontextes geschlossen werden“[11]
Fahr stellt in seiner Arbeit heraus, dass es bei der Diskussion um Vielfalt „stets um das Streben nach ‚möglichst viel Unterschiedlichem’“[12] gehe. Er unterteilt Vielfalt in Funktionsvielfalt, formale und inhaltliche Vielfalt. Dabei befasse sich die Funktionsvielfalt „mit der Vielfalt grober Programmstrukturen“[13] (Information, Bildung, Beratung, Unterhaltung). Unter formaler Vielfalt werde die „Varianz von Präsentationsformen“[14] verstanden, worunter verschiedene Gestaltungselemente oder journalistische Stilformen fallen. Allerdings sei es schwierig, anhand der formalen Vielfalt Rückschlüsse auf die Qualität eines Programms zu machen. Meistens laufe die Argumentation derart, dass „unterschiedliche Gestaltungsmittel mehr Abwechslung bieten und daher höhere Qualität indizieren“.[15]
Bei der inhaltlichen Vielfalt knüpft Fahr an die von Schatz und Schulz aufgestellten Merkmale an; folglich auf Merkmale der „Information, Meinung, der Interessen-, Themen- und Personendarstellung“.[16] Überdies nähmen die Akteure eine entscheidende Position als Vielfaltsindikatoren. Von Bedeutung seien dabei die „kontextuellen Merkmale“ (Soziodemografie, Zugehörigkeit zu einer sozialen Einheit), „Verhaltensmerkmale“ (handelndes Subjekt oder Objekt des Geschehens) oder „Situations- bzw. Darstellungsmerkmale“ (O-Töne, Nennungen, allein oder in der Gruppe usw.).[17] Dabei stehe oftmals „ein breites Spektrum von Akteursauftritten [...] als Indikator für eine ausgeprägt pluralistische Berichterstattung“[18]. Zudem könne eine „Positionsvielfalt“ gemessen werden, wenn die Akteure unterschiedlichen politischen Lagern zugeordnet werden.[19]
In seiner eigenen Untersuchung analysiert Fahr die Vielfalt anhand der leitenden Fragen: „Welche inhaltliche Vielfalt erreicht die Berichterstattung? Wie entwickelt sich die inhaltliche Vielfalt? Erfährt die inhaltliche Vielfalt Einschränkungen (z.B. durch Konsonanz, Konvergenz oder Framing)? Wie ausgewogen ist die Berichterstattung in Bezug auf den thematischen Kontext, die Perspektiven und Handlungsträger?“[20]
Letztendlich sei es „prinzipielles Ziel der Erhebung von thematischem Kontext und Perspektiven [...], präzise Aussagen über die inhaltliche Vielfalt und somit die Schwerpunkte der Gesamt-Berichterstattung und der einzelnen Hauptnachrichten (Konsonanz) zu machen.“[21] Fahr geht in diesem Bereich differenzierter vor als wir, schließlich befasste er sich ausschließlich mit der Nachrichtenberichterstattung zu einem einzelnen Ereignis (Flugzeugabsturz der Birgenair). Unter anderem analysiert er dabei auch Handlungsträger (Kommunikatoren und Aussageobjekte). Diese seien Personen, die „selbst zu Wort“ kommen oder „wörtlich – bzw. sinngemäß – zitiert“[22] werden. Aussageobjekte seien dagegen „Personen und Institutionen, die zwar genannt werden, aber selbst nicht zu Wort kommen“[23].
Der Akteursvielfalt misst Fahr einen besonderen Stellenwert zu, da hier transparent werde, „wem medial direkt oder indirekt das Wort erteilt wird. Kommunikatoren haben die Möglichkeit, ihre Position darzustellen und können damit Einfluss auf die öffentliche Diskussion nehmen“[24]. Akteursvielfalt werde dabei durch die Anzahl unterschiedlicher Kommunikatoren indiziert.
Da Fahr sich nur der Berichterstattung zu einem einzelnen Ereignis widmet, geht er viel differenzierter vor als das bei uns der Fall ist. So sind die Ergebnisse größtenteils von geringer Bedeutung für uns. Interessant ist, dass sich hauptsächlich sechs Personengruppen äußern. An erster Stelle ständen mit 6,9 Prozent die deutschen Politiker, gefolgt von der Pilotenvereinigung Cockpit, Experten ohne qualifizierendes Etikett, US-amerikanische Behörden, Privatpersonen sowie Fluggesellschaften und deutschen Reiseveranstaltern.[25] Bei „RTL-Aktuell“ und „Heute“ kämen die meisten „unterschiedlichen Akteure zu Wort“.[26] Insgesamt versuchten die öffentlich-rechtlichen Nachrichten stärker Bezug zu Experten zu nehmen.
2.1.3 Bruns und Marcinkowski
Die Studie von Bruns und Marcinkowski befasst sich dagegen mit zentralen Merkmalen der Entwicklung formaler Präsentationsweisen und inhaltlicher Ausgestaltung von Nachrichten- und politischen Informationssendungen in öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehprogrammen seit der Einführung des dualen Rundfunksystems. In einer Längsschnittstudie untersuchten sie mithilfe von natürlichen Wochen zu vier Mess-zeitpunkten (1986, 1988, 1991, 1994) Nachrichten und politische Informations-sendungen von ARD, ZDF, RTL, Sat.1, Pro 7, RTL II, VOX und N-tv. Dabei sollen zum einen Fragen der Entwicklung bezüglich der sachlichen, zeitlichen und sozialen Vielfalt der Themen und ihrer Zusammenstellung und Aufbereitung geklärt werden. Zum anderen sei die Entwicklung des Einsatzes sprachlicher und filmischer Mittel der Darstellung sowie die Beimischung von unterhaltenden Elementen zu „harter“ Information und Gewalthaltigkeit der Berichterstattung zu messen.[27]
Dabei scheinen nicht nur die Veränderungen der einzelnen Programmdimensionen von Interesse, sondern auch Unterschiede in den verschiedenen Leistungen der Fernsehsender und vor allem Veränderungen solcher Unterschiede. So sei es möglich, Veränderungen, so genannte „Trends“, im Informationssektor des Fernsehens auf der Mikro- (Programme), Meso- (Sender) und auf der Makroebene (Rundfunksystem) festzustellen.[28] Methodisch würden Zeitverlaufsdaten erhoben und ein Methodenmix aus quantitativen und qualitativen Analyseverfahren angewendet. Die quantitative Inhaltsanalyse bilde das Kernstück der Untersuchung. Zudem werde eine Programmstrukturanalyse vorgenommen sowie eine qualitative Sendungsbeschreibung. Das ganze runde eine Filmanalyse (Gestaltungselemente) und eine Wortanalyse (Untersuchung der Sprache) ab.
Allgemeine Ergebnisse, die sich ergaben, zeigen vor allem, dass entgegen eines „common sense“ der Entpolitisierung des Fernsehens, ein Anstieg des Programmvolumens für Nachrichtensendungen und politische Informationssendungen zu verzeichnen sei. Außerdem zeige sich, dass auch der Politikbegriff des Fernsehens nicht verschwinde, sonder demgegenüber sogar an Komplexität gewinne. Weiterhin könne ein Wachstum konfliktbetonter politischer Themen festgestellt werden sowie eine Zunahme der Darstellung von Akteuren, die nicht dem zentralen politischen Raum zuzuordnen sind. Zudem sei eine deutliche Tendenz zu erkennen, die jeweiligen Akteure im Originalton zu Wort kommen zu lassen. Abschließend sei kein Trend zu Popularisierung und Infotainment zu finden, jedoch könne eine Zunahme der Emotionalisierung und Gewalttätigkeit bestätigt werden.
Für unsere Untersuchung lässt sich nun zum einen das grundsätzliche Verständnis zu Vielfalt adaptieren. So betonen Bruns/Marcinkowski die Wichtigkeit von Vielfalt und Tiefe der Zusammenstellung und inhaltlichen Aufbereitung von Themen in Nachrichten und politischen Informationssendungen. Dabei müsse „(von) demokratischer Politikvermittlung in pluralistischen Gesellschaften (…) verlangt werden, dass sie die Vielfältigkeit der Interessen, Meinungen, Handlungsebenen und sozialen Gruppen in größtmöglichster Breite widerspiegelt, um den basalen politischen Prozess der Interessensvermittlung anzuregen und eine notwendige Bedingung für chancengleiche Interesseberücksichtigung zu schaffen“[29]. Vielfalt könne dabei anhand der Verteilung von Akteuren, geographischen Bezügen, Sachgebieten u.ä. erhoben werden. Tiefe dagegen beziehe sich vor allem auf den Informationsgehalt, der beispielsweise durch die Zahl der Beiträge, der Länge der einzelnen Einheiten, der Anlässe der Meldungen und anderem dargestellt werden könne.[30]
Wichtig sei weiterhin, dass es trotz breit akzeptierter Operationalisierungsregeln „(…) kein wissenschaftlich begründbares Maß für ‚ausreichende’ Vielfalt, Ausgewogenheit, Objektivität usw. geben kann.“[31] Dennoch seien relationale Urteile möglich, wobei sich dies vor allem auf Längsschnittstudien bezieht, da hier zu verschiedenen Messzeitpunkten Daten erhoben werden, die in Beziehung gesetzt werden.
Weiterhin ließe sich vor allem das Vorgehen zur Messung der Akteursvielfalt adaptieren bzw. die Annäherung an den Begriff Akteursvielfalt.
In Bezug zu Akteursvielfalt gehen Bruns/Marcinkowski davon aus, dass Vielfältigkeit der Meinungen, Perspektiven und Interessen in einer gruppenpluralistisch organisierten Gesellschaft sich inhaltsanalytisch vor allem durch die Beobachtung der auftretenden Akteure abbilden ließe. „Eine besonders pluriforme Berichterstattung würde sich dadurch auszeichnen, dass ein möglichst breites Spektrum an handelnden Akteuren repräsentiert wird (…).“[32] Außerdem definieren sie, wann ein Akteur ein Akteur ist. So müsse entweder über ihn gesprochen werden, d.h. dass er wörtlich oder sinngemäß zitiert werde oder dass er selbst im Originalton zu Wort komme.[33] Weiterhin unterscheiden sie zwischen Einzelakteuren und kooperative Akteure (Institutionen, Organisationen). Demnach seien auch Institutionen wie das Bundesverfassungsgericht oder die EU in diesem Sinne Akteure.
2.1.4 Brosius und Zubayr
Die bisherig vorgestellten Studien konzentrierten sich auf den Aspekt der internen Vielfalt, welche nach der Definition von Hans- Bernd Brosius und Camille Zubayr durch die „Variation von Programmangeboten innerhalb eines Senders“[34] beschrieben wird. In ihrer Untersuchung aus dem Jahre 1995 analysierten die beiden Forscher demgegenüber jedoch unter dem Titel „Vielfalt im Deutschen Fernsehprogramm“[35] die Vielfalt auf interner wie externer Ebene der Angebotsstruktur in öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern.[36] Daraus ergaben sich die zentralen Fragen, wie die externe Vielfalt der gesamten Sender sowie die Vielfalt innerhalb eines einzelnen Senders zu beurteilen sei und welchen Beitrag dieser folglich zur externen Vielfalt leiste.[37] Entscheidend definieren Brosius und Zubayr hierfür als externes Vielfaltskriterium die alternativen Wahlmöglichkeiten zwischen verschiedenartigen Genres in einem System – z.B. einem Kabelsystem – die dem Rezipienten zur gleichen Zeit zur Verfügung stehen.[38]
Um die Zahl der Alternativen und somit die Vielfalt beurteilen zu können, wurde in einem ersten Untersuchungsschritt das „in Programmzeitschriften aufgelistete Programmangebot (…) anhand formaler und inhaltlicher Merkmale codiert“[39]. Formal wurde dazu unter anderem der Sender, die zeitliche Platzierung oder auch der Wochentag der Sendung ermittelt.[40] Um abzugleichen ob das angegebene Programmangebot mit dem tatsächlich ausgestrahlten Sendungen übereinstimmt, wurden anschließend „anhand der Gfk –Wochenberichte die genauen Uhrzeiten und mögliche Abweichungen von Programmzeitschriften identifiziert“[41].
Als Untersuchungsgegenstand wurde dabei das Kabelnetz Mainz mit vier künstlichen Wochen in der Tageszeit von 13.00 Uhr bis 01.00 Uhr gewählt, was sich resümierend auf die Analyse von 24 Sendern belief.[42] Um die Vielfalt des gesamten Senderangebots einschätzen zu können, wurde das Programmangebot zuvor in elf einzelne Hauptgenrekategorien, beispielsweise dem Genre „Ratgeber und Bildung“ mit Einzelgenres wie Gesundheit, Auto und Verkehr oder auch Recht, klassifiziert.[43]
Die zentralen Befunde, die sich für die Untersuchung der Vielfalt nach dem Verständnis von Brosius und Zubayr ergeben, zeigen, dass die interne Vielfalt in öffentlich-rechtlichen Sendern stärker ausgeprägt ist als in privaten Sendern. Dies besagt, dass die Öffentlich-Rechtlichen ihren Rezipienten intern ein „breites Spektrum an Programmen“[44] bieten würden. Als ähnlich vielfältig wie die öffentlich-rechtlichen erwiesen sich lediglich die privaten Sender Sat 1, Pro Sieben und RTL, wohingegen Spartensender durchgängig eine geringe interne Vielfalt verzeichneten.[45] Insgesamt verzeichne die Untersuchung weiterführend einen nach dem Ermessen der Autoren hohen externen Vielfaltswert von „8,21 verschiedener Genres“[46] zu jeder Tageszeit, wobei dieser Wert stark durch die Hauptsendezeiten am Abend beschnitten werde. Gerade hier finde sich insgesamt eine Konzentration auf die „massenattraktive Sendungen aus den Bereichen Information und Unterhaltung“[47] wieder. Übergreifend zeige sich eine Tendenz zu eher geringer interner Vielfalt, was sich jedoch wiederum im Mainzer Kabelnetz zugunsten der externen Vielfalt auswirke.[48]
Für unsere Untersuchung ist bei der Adaption der Ergebnisse folglich zu beachten, dass sich diese Studie speziell mit der Frage der externen Vielfalt der Genres in allen Sendern auseinandersetzt. Dieser Ausgangspunkt ließe sich jedoch für uns insoweit modifizieren, dass wir die externe Vielfalt als die Vielfalt unterschiedlicher Informationsoptionen in dem Genre Nachrichten untersuchen. Eine hohe interne Vielfalt wäre demnach gegeben, wenn in einer Nachrichtensendung möglichst viele verschieden Themenbereich, räumliche Bezüge und Akteure behandelt werden. Eine hohe externe Vielfalt wäre demgegenüber nur dann gegeben, wenn sich die Nachrichtensendung in ihrer thematischen und räumlichen Vielfalt sowie auf der Akteursebene ergänzen. Folglich wäre für unsere Untersuchung auch keine „künstliche Woche“[49], wie sie von Brosius und Camille gewählt wird, geeignet, da wir die Verschiedenartigkeit der Themensetzung als Kriterium für die externe Vielfalt analysieren wollen.
2.1.5 Weiss und Trebbe
Hans-Jürgen Weiss und Joachim Trebbe analysierten im Auftrage der Landesmedienanstalten das Fernsehprogramm von 1998 bis 1999. Dabei wollten sie die Gesamtheit der Programmleistungen untersuchen, die von den deutschen Fernsehprogrammen ARD, ZDF, RTL, SAT.1, ProSieben, VOX, RTL II, Kabel 1 im Kontext der dualen Rundfunkordnung in Deutschland erbracht werden.[50]
Insgesamt wurden acht Fernsehprogrammen aufgezeichnet und inhaltsanalytisch ausgewertet. Weiss und Trebbe stellen das Spannungsverhältnis von Rundfunkprogrammrecht und Programmrealisation dar. Vor allem die Frage nach der Qualität der ausgestrahlten Programme hinsichtlich der Unterhaltung und Information steht dabei im Mittelpunkt.[51]
Innerhalb der Analyse des Informationsteils wird die Entwicklung der Themenstrukturen der Fernsehpublizistik (Information) aufgezeichnet. Unter Fernsehpublizistik fallen: 1.Nachrichtensendungen, 2.Magazinsendungen, 3.Talk-Shows, 4.Reportagen, (Dokumentation und sonstige Formate).[52]
Insgesamt werden fernsehpublizistische Programmangebote von Weiss und Trebbe in sechs allgemeine bzw. elf konkrete Themengruppe unterteilt:
1. Politische Publizistik im weiteren Sinne
-Politik und Verwaltung
-Wirtschaft
-Gesellschaft
2. Sachpublizistik
- Gesellschaftliches Leben, gesellschaftliche Systeme
-Mensch, Welt, Natur
3. Human Touch
- Zerstreuungsthemen
- Angstthemen
4. Privat relevante Themen
- Verbrechen, Konsumenten
- Physis- Psychethemen
5. Sportthemen
6. Servicethemen – ( darunter fallen: Wetter, Verkehr, u.ä.)[53]
In Bezug zur informativen Berichterstattung der RTL-Gruppe kommen die Forscher zu folgenden Ergebnissen: Eine zentrale Erkenntnis sei, dass die „Fernsehnachrichten vorwiegend der politischen Information dienen“[54].
„Andererseits signalisieren die bei allen Programmen weit von 100% entfernten Anteilswerte der politischen Berichterstattung, dass sich ihre Nachrichtengebung in erheblichem Umfang auch auf andere Themen bezieht.“[55]
Dabei seien die Nachrichten von VOX am stärksten politikorientiert (62 Prozent).[56] Nimmt man nur die Hauptnachrichten als Maßstab, so liege VOX mit 55 Prozent politischen Beiträgen immer noch an der Spitze.[57] Bei den restlichen privaten Programmen sei die politische Informationsleistung dagegen etwas zurückgegangen.
Niedriger seien die Anteile von „Human Touch“ die Durchschnittswerte dieses Bereichs liegen bei 28 Prozent, RTL komme mit 46 Prozent allerdings auf einen überdurchschnittlichen Wert.[58] Weiss spricht in solchen Fällen von einer „Entpolitisierung der Berichterstattung“.[59]
Innerhalb der politischen Berichterstattung sei bei den privaten Programmen wiederum eine starke Konzentration auf die Inlandspolitik festzustellen – mehr als doppelt so viel Beiträge thematisieren innenpolitische Themen im Vergleich zu ausländischen.[60]
Auffällig bei RTL sei zudem die starke Konzentration auf Sportnachrichten, so werde hierfür insgesamt ein Viertel der Sendezeit verwendet.[61]
Abschließend halten die Forscher fest, dass Hauptnachrichtensendungen ihr politisches Informations-Angebot reduzierten und eine „Entpolitisierung“[62] stattfinde, die „explizit gewollt“[63] und durch die „Umstrukturierung der RTL II- Nachrichten“[64] zu erklären sei. Im Gegenzug nehme der „Anteil der Sportberichterstattung in den Hauptnachrichten“[65] zu.
2.1.6 Torsten Maurer
Torsten Maurer führte eine Längsschnittstudie zum Thema Qualität der Fernsehnachrichten durch. Dabei berücksichtigte er Nachrichten von ZDF, ARD, RTL und SAT1 aus den Jahren 1992, 1998 und 2001. Ziel seiner Untersuchung war es, einerseits die inhaltlich-thematische Entwicklung, andererseits aber auch die „inhaltlich-thematische Qualität der Sendungsformate für Nachrichten“[66] aufzuzeigen. Unter anderem bezieht er sich dabei auch auf das Qualitätskriterium der Vielfalt.
Maurer knüpft bei seiner Vorgehensweise an die bisherigen Verfahren an. In Bezug zur formalen Vielfalt nennt er unter anderem auch strukturelle Elemente. Darunter versteht er „journalistische Darstellungsformen, verschiedene Gestaltungselemente, etc“[67]. Ziel sei es, später die formalen Merkmale in Verbindung mit anderen Qualitätskriterien wie etwa Verständlichkeit und Vollständigkeit zu bringen.
Bei der inhaltlichen Vielfalt beruft sich Maurer auf die bereits angesprochene Aufgabe der Medien in Bezug zur Meinungsbildung. Den Nachrichten komme hier eine besondere Aufgabe zu. Er differenziert bei der Untersuchung der Themenvielfalt zwischen Themen bzw. Sachbereichen. Dabei ließe sich unter Themenvielfalt „im allgemeinen die Berichterstattung über eine Vielzahl unterschiedlicher Themen(bereiche) verstehen“[68].
In seiner Operationalisierung greift Maurer auf die Bereiche politische „Publizistik (...), Sachpublizistik, Unterhaltungspublizistik, Lebensweltpublizistik, Sportthemen und Servicethemen“[69] zurück. Um einen höheren thematischen Differenzierungsgrad zu erreichen, werde im Weiteren mit einer „hierarchische angeordneten Systematik“[70] gearbeitet. So werde auf einer zweiten Ebene die politische Berichterstattung näher untersucht, um zum Beispiel ein dominierendes Einzelthema heraus zu filtern.
Maurer beruft sich dabei auf Bargstedt/Weiß (1987) und unterscheidet zwischen Ausprägungen wie die „persönliche, individuelle Ebene“, „lokale, kommunale, regionale Ebene“, „nationale Ebene“, „zwischenstaatliche Ebene und Bündnisebene“, „UNO mit Unterorganisationen“ sowie „andere supranationale Organisationen“[71].
Bei der Analyse der Akteursvielfalt baut Maurer auf die vorherigen Beispiele auf. Er beschränkt sich auf die Erfassung von bis zu vier Akteuren, die er „im Hinblick auf bestimmte Merkmale“[72] charakterisiert. „Als Akteure gelten dabei aktiv handelnde, zu Wort kommende, zitierte oder passiv erwähnte Einzelpersonen, Gruppen und Institutionen/Organisationen.“[73] Des weiteren sei für jeden Akteur neben dem Typ, der gesellschaftliche Kontext, die Funktion, der Ortsbezug sowie die Partei, der der jeweilige Akteur zugehört, abgefragt worden.[74]
Als letzten Punkt der inhaltlichen Vielfalt werden die „Räumlichen Bezüge“ genannt. Er weist daraufhin, dass diese über dreierlei Arten hergestellt werden könnten: „(1) über den Ereignisort, (2) über das Thema und (3) über die Personen.“[75] Diese Differenzierung ermögliche, festzustellen, ob und wie ein räumlicher Bezug hergestellt werde.[76] Dabei werde der konkrete Raumbezug jeweils „für maximal zwei Ereignisorte, zwei Themenbezüge und vier Akteure über eine detaillierte Liste erfasst“[77].
Maurer kommt zu dem Ergebnis, dass im gesamten Nachrichtenangebot von RTL die politische Berichterstattung von anfangs 35% (1992) bis auf 43% (2001) angestiegen sei.[78] In den Hauptnachrichten beschränke sich der politische Anteil im Jahre 2001 allerdings auf 37%. Sachthemen nähmen 8%, Human-Touch-Themen 21%, Lebenswelt-Themen 3%, Sportthemen 16% und Sportthemen 16% ein. 6% Der Beiträge konnten thematisch nicht klassifiziert werden.[79] Alles in allem kämen 2001 insgesamt 20 (1. Stichprobe) bzw. 13 (2. Stichprobe) unterschiedliche Einzelthemen vor.[80]
Auf Akteursebene stellt er ein Übergewicht von ausländischen Regierungen gefolgt von Vertretern des administrativen Systems fest. Schlusslicht seien Privatpersonen.[81]
Auf Ebene der räumlichen Bezüge ergab sich ein Überhang an Beiträgen, die die Bundesrepublik betreffen. Des Weiteren ergreifen die übrigen Beiträge fast ausschließlich andere europäische Länder oder die USA.[82] Bei den Bundesländern werde am häufigsten Bezug zu Berlin, Nordrhein-Westfalen und Hessen genommen.[83] Es zeigt sich so eine starke Konzentration auf ausgewählte, Akteure, Gebietlichkeiten sowie Themen.
2.2 Begriffsdefinition
2.2.1 Tagesaktuelle Information
Wir beziehen uns bei dem Begriff der „tagesaktuellen Information“ auf folgende Definition: „Umgangssprachlich sind wir (...) gewohnt zwischen der Mitteilung und ihrer Information – oder auch: ihrem Informationsgehalt – zu unterscheiden. Information ist also in unserem Alltagsverständnis ein Merkmal von Mitteilungen. Wir verbinden Information mit: Neuigkeit, Aktualität, Kennenlernen von bisher Unbekanntem.“[84]
Maurer hält den besonderen Stellenwert von Fernsehnachrichten in Bezug zur Informationsleistung fest, so verzeichnen sie „unter den Informationsangeboten überdurchschnittliche Reichweiten“.[85]
Aufgrund dieses relevanten Stellenwerts von Nachrichtensendung im Informationssektor beschränken wir uns im Folgenden auch ausschließlich auf die Analyse dieser, da sie die obengenannten Aspekte definitiv erfüllen.
2.2.2 Nachrichtensendung
Bei der Frage nach der Definition von Nachrichtensendungen weisen Bruns und Marcinkowski zunächst auf die Vielfältigkeit dieses Typs hin: So gebe es Hauptnachrichten, Kurznachrichten, Nachrichtenschlagzeilen, Nachrichtenmagazine, Regionale Nachrichten, Nachrichten mit Wochenrückblick, Wetternachrichten, Fremdsprachliche Nachrichten, Presseschau, sonstige Nachrichten (v.a. für Kinder).[86]
Krüger ordnet diese Nachrichten wiederum zwei übergeordneten Programm-Kategorien zu:[87]
1) Nachrichtensendungen (Wetternachrichten, Kurznachrichten, Hauptnachrichten, Nachrichtenmagazine, Ausführliche Nachrichten, Regionale Nachrichten, Wochenrückblick, Schlagzeilen, Fremdsprachliche Nachrichten)
2) Nachrichten im Frühstücksfernsehen (Nachrichten, Wetter)
Etwas weiter fassen Weiss und Trebbe den Nachrichtenbegriff: Neben thematisch universellen Nachrichten und Nachrichtenmagazinen, werden auch thematisch und regional spezifizierte Spartennachrichten und alle Nachrichtenblöcke im Frühstücksfernsehen als Nachrichtensendung bezeichnet.[88]
Allerdings tut sich die Wissenschaft schwer, Nachrichten eindeutig gegenüber dem restlichen Programmangebot abzugrenzen.[89]
2.2.3 Beitrag
„Eine Nachrichtensendung bietet einer Vielzahl von unterschiedlichen Darstellungsformen Platz.“[90] Solche formalen Elemente können z.B. Wortnachrichten, Nachrichtenfilme, Reporterberichte, Statements, Interviews, Kommentare u.ä. sein.
Demgegenüber stellen für unsere Studie lediglich die einzelnen Beiträge die Untersuchungseinheiten dar. Dies können sowohl Meldungen, die die wichtigsten Fakten in knapper Form umfassen, als auch Berichte, die Hintergründe und Begleitungsumstände vermitteln, sein. Bei der Definition des Beitrags orientieren wir uns also an journalistischen Darstellungsformen (Meldung, Interviews, Filmbeitrag), damit wir die Beiträge voneinander abgrenzen können.
Dies erweist sich allerdings nicht als ausreichend; so zählt nach unserer Definition, auch ein Kommentar sowie die Anmoderation eines Filmberichts zu dem jeweiligen Beitrag. Folglich stützen wir uns zusätzlich zur Orientierung an journalistischen Darstellungsformen bei der Abgrenzung verschiedener Beiträge auf thematische Hinweise.
Dabei ist in Bezug zu journalistischen Darstellungsformen insbesondere auf die Anmoderation zu achten. „D.h. im Lauf einer Nachrichtensendung oder eines Magazins schlägt der Moderator der Sendung eine gedankliche Brücke vom vorhergehenden Beitrag zum nächsten“[91]. Eine neue Anmoderation ist demnach ein klares Indiz für den Beginn eines neuen Beitrags. Allerdings kann ein Beitragswechsel auch ohne neue Moderation geschehen, in diesem Fall deutet der bereits angesprochene Themenwechsel oder gegebenenfalls ein anderer bzw. neuer Aspekt des gleichen Themas dem Kodierer an, dass es sich um einen neuen Beitrag handelt. Die Untersuchungseinheit der Studie – der Beitrag – ist also als eine Einheit von Anmoderation, eigentlichem Bericht und eventueller Abmoderation definiert.
2.2.4 Vielfalt
Die Aufgabe der Massenmedien ist verfassungsrechtlich geregelt. „Die Funktionsfähigkeit einer Demokratie hängt im Wesentlichen von der Möglichkeit freier Meinungsbildung ab. Die Bürgerinnen und Bürger sollen aus einer möglichst großen Zahl Informationen und Meinungen auswählen können. Sie haben ein Recht auf freie Meinungsbildung, das unmittelbar aus Artikel 5 Abs. 1 abgeleitet wird.“[92] Aus dieser Aussage leitet sich die direkte Forderung nach einer vielfältigen Berichterstattung ab.
[...]
[1] vgl. z.B. Branahl, Udo (1992): „Publizistische Vielfalt als Rechtsgebot.“ In: Rager, Günter/Weber, Bernd (Hrsg.) „Publizistische Vielfalt zwischen Markt und Politik. Mehr Medien – mehr Inhalte?“, ECON Verlag, Düsseldorf. S. 85
[2] Schatz/ Schulz (1992): Qualität von Fernsehprogrammen. Kriterien und Methoden zur Beurteilung von Programmqualität im dualen System. In: Media Perspektiven, Heft 11. S. 693
[3] vgl. Schatz/ Schulz (1992): S. 693
[4] vgl. Schatz/ Schulz (1992): S. 695
[5] vgl. Schatz/ Schulz (1992): S. 695
[6] siehe Anhang: XVIII. Bereiche und Aspekte von Vielfalt.
[7] Fahr, Andreas (2001): „Katastrophale Nachrichten? Eine Analyse der Qualität von Fernsehnachrichten.“ München, Reinhard-Fischer-Verlag. S. 5
[8] Fahr (2001): S. 70
[9] Fahr (2001): S. 71
[10] Fahr (2001): S. 71
[11] Fahr (2001): S. 71
[12] Fahr (2001): S. 16
[13] Fahr (2001): S. 16
[14] Fahr (2001): S. 16
[15] Fahr (2001): S. 16
[16] Fahr (2001): S. 17
[17] vgl. Fahr (2001): S. 18
[18] Fahr (2001): S. 18
[19] vgl. Fahr (2001): S. 18
[20] Fahr (2001): S. 76.
[21] Fahr (2001): S. 76
[22] Fahr (2001): S. 80.
[23] Fahr (2001): S. 80.
[24] Fahr (2001): S. 71
[25] vgl. Fahr (2001): S. 198f.
[26] Fahr (2001): S. 199.
[27] Bruns, Thomas/Marcinkowski, Frank (1997): „Politische Information im Fernsehen. Eine Längsschnittstudie zur Veränderung der Politikvermittlung in Nachrichten und politischen Informationssendung der Politikvermittlung in Nachrichten und politischen Informationssendungen.“ Opladen, Leske und Budrich. S. 13
[28] vgl. Bruns/ Marcinkowski (1997): S. 16
[29] Bruns/ Marcinkowski (1997): S. 79
[30] vgl. Bruns/ Marcinkowski (1997): S. 79
[31] Bruns/ Marcinkowski (1997): S. 79
[32] Bruns/ Marcinkowski (1997): S. 105
[33] vgl. Bruns/ Marcinkowski (1997): S. 107
[34] Brosius, Hans-Bernd/ Zubayr, Camille (1996) „Vielfalt im dt. Fernsehprogramm. Eine Analyse der Angebotsstruktur öffentlich- rechtlicher und privater Sender“. Ludwigshafen, Landeszentrale für private Rundfunkveranstalter ( Hrsg.)S. 129
[35] Brosius/ Zubayr (1996): S. 1
[36] vgl. Brosius/ Zubayr (1996): S. 12
[37] vgl. Brosius/ Zubayr (1996): S. 12
[38] vgl. Brosius/ Zubayr (1996): S.18
[39] Brosius/Zubayr(1996): S. 18 f.
[40] vgl. Brosius/Zubayr(1996): S.19
[41] Brosius/Zubayr(1996): S. 20
[42] vgl. Brosius/Zubayr(1996): S. 21ff.
[43] vgl. Brosius/Zubayr(1996): S. 25
[44] Brosius/Zubayr(1996): S. 129
[45] Brosius/Zubayr(1996): S. 129
[46] Brosius/Zubayr(1996): S. 130
[47] Brosius/Zubayr(1996): S. 130
[48] vgl. Brosius/Zubayr(1996): S. 130 f.
[49] Brosius/Zubayr(1996): S. 22
[50] vgl. Weiss, Hans-Jürgen/Trebbe, Joachim (2000): „Fernsehen in Deutschland 1998-1999“, VISTAS-Verlag, Berlin. S. 11.
[51] vgl. Weiss/Trebbe (2000): S. 11f.
[52] vgl. Weiss/Trebbe (2000): S. 77f.
[53] vgl. Weiss/Trebbe (2000): S. 34f.
[54] Weiss/Trebbe (2000): S. 129
[55] Weiss/Trebbe (2000): S. 129
[56] vgl. Weiss/Trebbe (2000): S. 130
[57] vgl. Weiss/Trebbe (2000): S. 137
[58] vgl. Weiss/Trebbe (2000): S. 137
[59] Weiss/Trebbe (2000): S. 142
[60] vgl. Weiss/Trebbe (2000): S.138f.
[61] vgl. Weiss/Trebbe (2000): S. 141
[62] Weiss/Trebbe (2000): S. 142
[63] Weiss/Trebbe (2000): S. 142
[64] Weiss/Trebbe (2000): S. 142
[65] Weiss/Trebbe (2000): S. 142
[66] Maurer, Torsten (2005) „Fernsehnachrichten und Nachrichtenqualität. Eine Längsschnittstudie zur Nachrichtenentwicklung in Deutschland“, München, Reinhard-Fischer-Verlag. S. 133
[67] Maurer (2005): S. 95
[68] Maurer (2005): S. 155
[69] Maurer (2005): S. 156
[70] Maurer (2005): S. 156
[71] vgl. Bargstedt, Peter/Weiss, Ralph (1987):„Die Morgennachrichten im Hörfunk:Themen - Akteure – Nachrichtenstile. Eine systematische Inhaltsanalyse der Morgennachrichten des Deutschlandfunks, des Norddeutschen Rundfunks von Radio-Télé-Luxembourg und des Süddeutschen Rundfunks.“Hamburg. Hans-Bredow-Institut. S. 175. Zitiert nach Maurer (2005), S. 102
[72] Mauer (2005), S. 157. Insgesamt werden trotz der Reduzierung auf vier Akteure 93 Prozent aller vorkommenden Akteure erfasst.
[73] Maurer (2005): S. 157
[74] vgl.. Maurer (2005): S. 157f.
[75] Maurer (2005): S. 103
[76] Maurer (2005): S. 104
[77] Maurer (2005): S. 158
[78] vgl. Maurer (2005): S. 184
[79] vgl. Maurer (2005): S. 189
[80] vgl Maurer (2005): S. 196
[81] vgl. Maurer (2005): S. 207
[82] vgl. Maurer (2005): S. 209
[83] vgl. Maurer (2005): S. 212
[84] Noelle-Neumann, Elisabeth/Schulz, Winfried/Wilke, Jürgen (2003): „Fischer-Lexikon. Publizistik. Massenkommunikation.“, Frankfurt a.M., Fischer-Taschenbuchverlag, S. 161
[85] Maurer (2005) S. 9
[86] vgl. Bruns/Marcinkowski(1997): S. 67
[87] vgl. Krüger, Udo Michael (1992): „Programmprofile im dualen Fernsehsystem. Eine Studie der ARD/ZDF-Medienkomission. Nomos Verlagsgesellschaft. Baden-Baden: S. 209-214.
[88] vgl. Bruns/Marcinkowski (1997): S. 69
[89] vgl. Maurer (1997): S. 61f.
[90] Schult, Gerhard/ Buchholz, Alex (2002), „Fernseh-Journalismus, Ein Handbuch für Ausbildung und Praxis“, List Verlag, München, S. 188
[91] http://www.palinz.ac.at/studiengaenge/zusatzstudien/pjm/inhalte/beschreibung/dramaturgie_skriptum.htm (Stand: 12. Juni 2005 19:30)
[92] Fahr (2001): S. 15
- Arbeit zitieren
- M. Förster (Autor:in), N. Neubauer (Autor:in), G. Hristova (Autor:in), A. Link (Autor:in), 2005, Vielfalt in der RTL-Gruppe - Eine Inhaltsanalyse der tagesaktuellen Information innerhalb der RTL-Gruppe bezüglich des Qualitätskriteriums Vielfalt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75374
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