Im Jahre 1912erscheint im Hyperion Verlag die Novelle „Tod in Venedig“ von Thomas Mann. Sie feiert schnell große Erfolge und verkauft sich ein Jahr später schon über 18.000 Mal. Thomas Mann, der mit seinem Werk „Die Buddenbrooks“ den Literaturnobelpreis gewinnt, wird vor dem zweiten Weltkrieg zu einem der bedeutensten Künstler Deutschlands. In der Novelle verarbeitet er seine eigene homo-erotische Neigung, der er nur im künstlerisch-ästhetischen Bereichen Ausdruck verleihen durfte.
Über ein halbes Jahrhundert später greift der bekannte italienische Regisseur Luchino Visconti die Novelle Manns auf und schafft ein Meisterwerk der Literaturverfilmung, welches bis heute seine Aktualität nicht eingebüßt hat und sich großer Popularität im Literaturunterricht der Mittel- und Oberstufe erfreut.
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Wirkungspotentialen des Filmes im Vergleich zur literarischen Vorlage Thomas Manns. Desweiteren wird ein Umgang mit beiden Werken im Literaturunterricht untersucht.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Zum Film “Tod in Venedig”
2.1. Entstehung des Films
2.2. Filmgraphische Angaben
2.3. Kurzzusammenfassung des Films
3. Filmanalyse
3.1 Vergleich von Leitmotiven und Symbolik in Film und Buch
3.2. Zusätzliche Motive im Film
3.3.1. Bedeutung der Musik von Gustav Mahler
3.3.1. Bedeutung der Namen
3.3.3. Bedeutung der Stadt Venedig
4. Didaktische Überlegungen
4.1 Didaktische Vorgehensweise
4.2 Zugewinn für den Unterricht?
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
7. Ehrenwörtliche Erklärung
1. Einleitung
Die Novelle „Tod in Venedig“ von Thomas Mann wird 1912 im Hyperion Verlag und in der „Neuen Rundschau“ veröffentlicht. Sie feiert schnell große Erfolge und kann sich ein Jahr später schon über 18.000 Mal verkaufen. Thomas Mann, der mit seinem Werk „Die Buddenbrooks“ den Literaturnobelpreis gewinnt, wird vor dem zweiten Weltkrieg zu einem der bedeutensten Künstler Deutschlands. In der Novelle verarbeitet er seine eigene homo-erotische Neigung, der er nur im künstlerisch-ästhetischen Bereichen Ausdruck verleihen durfte.
Über ein halbes Jahrhundert später greift der bekannte italienische Regisseur Luchino Visconti die Novelle Manns auf und schafft ein Meisterwerk der Literaturverfilmung, welches bis heute seine Aktualität nicht eingebüßt hat und sich großer Popularität im Literaturunterricht der Mittel- und Oberstufe erfreut.
Diese Seminararbeit wird sich mit der Frage befassen, welche Wirkungspotentiale im Unterricht der Film „Tod in Venedig“ von Luchino Visconti nach der gleichnamigen Novelle Thomas Manns aufweist. Hierzu werde ich zunächst auf den Film „Tod in Venedig“ eingehen und seine Besonderheiten im Vergleich zur gleichnamigen Novelle Thomas Manns herausarbeiten.
Daran schließe ich meine didaktischen Überlegungen für den Unterricht an und arbeite heraus, ob der Einsatz dieses Filmes ein Zugewinn für den Literaturunterricht ist, begleitend zur Lektüre des Buches.
Da das Thema dieser Seminararbeit sehr umfassend und es im Rahmen einer wissenschaftlichen Ausarbeitung nicht möglich ist, die ganze Spannbreite darzustellen, erhebt diese Arbeit keinesfalls Anspruch auf Vollständigkeit.
2. Zum Film “Tod in Venedig”
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.1. Entstehung des Films
Luchino Visconti war ein großer Verehrer Thomas Manns und nahm sich schon viel früher vor, eines seiner Werke zu verfilmen. Mit der Novelle „Tod in Venedig“ hat er sich allerdings eine schwierige Vorlage für seinen Film gewählt, besteht selbige doch größtenteils aus inneren Monologen und Betrachtungen des Protagonisten Gustav Aschenbachs.
Um sein Projekt zu verwirklichen, suchte sich Visconti Financiers jenseits des konservativ-katholischen Italiens, denn die homophile Darstellung des Protagonisten hätte 1971, obgleich die Forderungen der 68er Generation noch nicht verstummten, auf Proteste in Italien gestoßen.
Visconti gab an,
„er habe die Realisierung des Films bewusst jahrelang hinausgeschoben[...]um zuerst die nötige Reife und Erfahrung zur Darstellung der komplizierten Problematik ‘Kunst /Leben’ in einem dekadenten Künstler zu erlangen.“ (Delassalle, 1994, S.1)
2.2. Filmgraphische Angaben
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Herstellungsland: Italien/Großbritannien
Herstellungsjahr: 1971
Produktion: Alfa Cinematographica Roma
Produzent: Luchino Visconti
Regie: Luchino Visconti
Kamera: Pasquale De Santis
Drehbuch: Luchino Visconti und Nichola Badalucco (nach der Novelle von Thomas Mann)
Musik: Gustav Mahler, Sinfonien Nr. 3 und Nr. 5
Hauptdarsteller:
Gustav von Aschenbach: Dirk Bogarde
Tadzio: Björn Andresen
Tadzios Mutter: Silvana Mangano
Frau von Aschenbach: Marisa Berenson
Alfried: Mark Burns
Laufzeit: 132 Minuten
FSK: Frei ab 12 Jahren
Prädikat: besonders wertvoll
2.3. Kurzzusammenfassung des Films
Ein Schiff ist auf dem Weg nach Venedig. An Deck befindet sich der Dirigent und Komponist Gustav Aschenbach (gespielt von Dirk Bogarde), der sich von seinem Zusammenbruch erholen will, den er in München erlitten hat. Während dieser Reise begegnet ihm ein alter, geckenhaft gekleideter Mann, der ihn belästigt und beunruhigt. In Venedig angekommen, rudert ihn der Gondoliere - trotz heftigen Einwandes Aschenbachs - gleich zum Lido. Im Hotel „Des Bains“ wurden die schönsten Räumlichkeiten für den Deutschen reserviert und Aschenbach wird vom Personal ungewöhnlich rührig umsorgt. Im Salon beobachtet er die anderen Gäste des Hotels und eine polnische Familie sticht ihm ins Auge. Sie besteht aus der Mutter (gespielt von Silvana Mangano), einer Gouvernante, drei Töchtern und einem etwa 14-jährigen Jungen, dem Aschenbach besondere Aufmerksamkeit zukommen lässt, da er geblendet ist von dessen Schönheit. Je öfter er den jungen Polen Tadzio (gespielt von Björn Andresen) zu sehen bekommt, desto stärker ist die Faszination, die dieser auf ihn ausübt. Alfried (gespielt von Mark Burns), mit dem er imaginäre Gespräche führt, erklärt Aschenbach seine Zuneigung des Künstlers in ihm für das Schöne. Sein Aufenthalt am Lido ist heiß und stickig, die Luft ist drückend. Aschenbach erkundigt sich beim Hotelpersonal, woran das läge und bekommt zur Antwort, dass der Scirocco daran Schuld habe. Er beobachtet von nun an die polnische Familie mit besonderem Augenmerk auf den hübschen Jungen. Während Tadzio am Strand mit Freunden spielt, gibt es eine Rückblende auf sein Leben. In der Retrospektive sieht man Aschenbachs Leben: Bordellbesuche mit baldiger Flucht; Auseinandersetzungen mit Alfried, der behauptete, Aschenbach weigere sich zuzugeben, dass er Gefühl und Romantik besitze; glückliche Stunden mit seiner Frau und dem Kind in den Tiroler Bergen.
Es wird wieder in die Gegenwart geblendet und Aschenbach beschließt Venedig auf dem schnellsten Wege zu verlassen. Er kann mit den bisher nicht gekannten Gefühlen zu einem Knaben nicht umgehen und möchte fliehen vor dieser für ihn neuen Situation in der er nicht die Fähigkeit besitzt, seinen Emotionen Ausdruck zu verleihen. Angekommen am Bahnhof muss Aschenbach den Tod eines Mannes miterleben. Kurz darauf wird sein Gepäck durch einen Irrturm fehlgeleitet und Aschenbach entschließt sich daraufhin, weitere Zeit in Venedig zu verbringen um Tadzio nah zu sein, den er nicht mehr vergessen kann. Seine Gedanken und Gefühle zentrieren sich zunehmend auf den schönen Polen und versüßen dem alternden Mann den Tag. Währenddessen leert sich die Stadt zunehmend, Aschenbachs Hotel wird immer ebenfalls immer leerer und er erkundigt sich beim Hotelpersonal, warum es so ungewohnt rieche in den Straßen Venedigs. Es läge an den Desinfektionsmitteln, die prophylaktisch verteilt werden, bekommt er als Auskunft. Die Gerüchte, die in Venedig kursieren, sprechen eine andere Sprache. Man behauptet, es handle sich um eine Pestepidemie. Am gleichen Abend tauchen im Hotel Musikanten auf, die Aschenbach dafür gebrauchen wollen, das restliche Hotel zu amüsieren. Er ist brüskiert und verängstigt von der schaurigen Lache des Musikers, fragt sie aber später dennoch, ob an den kursierenden Gerüchten Wahrheitsgehalt zu erkennen sei. Auch diese skurrilen Gestalten wollen nichts von der Pest gehört haben. Dennoch will sich langsam der Verdacht bestätigen durch nicht mehr zu übersehende Anzeichen. Der Protagonist stellt daraufhin Nachforschungen in einem Reisebüro an und erfährt, dass es de facto bereits die ersten Pest-Opfer zu beklagen gäbe. Es sei eine baldige Quarantäne zu erwarten, bis dahin versuche man aber, die Vorfälle zu vertuschen aus Angst vor eine Massenpanik in der Stadt. Aschenbach beschäftigt diese Information so sehr, dass er sie in einem nächtlichen Traum verarbeitet und in selbigem die polnische Familie Tadzios vor dem Unglück warnt. Am darauffolgenden Tag sucht der Künstler einen Friseur auf und lässt sich die Haare färben und sich schminken; dadurch möchte er sich äußerlich jünger und somit attraktiver für seine Muse Tadzio machen. Die folgenden Tage verfolgt er den Jungen durch die engen Gassen Venedigs, nur um ihn zu sehen, was ihn physisch und psychisch müde macht. Er träumt immer häufiger und merkt, dass sein Gleichgewicht zwischen Mensch- und Künstlerdasein zusehends aus den Fugen gerät. In seinem imaginären Gesprächen mit Freund Alfred sagt ihm selbiger recht zynisch, dass Aschenbach alt sei und somit unrein. Aschenbach gerät immer mehr in die Krise. Er geht zu Strand und beobachtet den jungen und wunderschönen Polen beim Ringen mit einem Freund. Unfähig, sich aus dem Liegestuhl zu erheben, sieht er dem Jungen entzückt zu, wie der nun alleine im seichten Wasser der Sonne entgegenschreitet. In der nächsten Einstellung finden Hotelangestellte den alten Künstler tot zusammengesackt in seinem Liegestuhl am Strand. (vgl.Faulstich, 1977, S. 54-56)
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- Quote paper
- Ann-Carolin Helmreich (Author), 2006, Wirkungspotentiale des Films „Morta a Venezia“ von Luchino Visconti nach der Novelle „Tod in Venedig“ von Thomas Mann im Unterricht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74887
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