Es war einmal in einer längst vergessenen Zeit. Die Menschen lebten nach unseren Maßstäben zum großem Teil in Armut. Es gab sehr wenig Schulen und somit auch sehr wenige Menschen, die lesen konnten. Zu dieser Zeit – genauer 1658 - versuchte ein Herr namens COMENIUS dem Volk das Wissen der Zeit näher zu bringen.
Da er sich des Umstandes mit großer Sicherheit bewusst war, dass kaum jemand ein geschriebenes Buch verstehen kann, legte er den Schwerpunkt auf die bildhafte Darstellung. Natürlich kam er nicht ohne Text aus dabei, aber die Bilder sollten aus sich heraus schon sehr viel erläutern. Genau zu dieser Zeit wurde mit seinem orbis sensualium pictus aus heutiger Sicht das erste Bilderbuch entworfen. Das Werk orbis pictus sollte ein großes Anschauungswerk der damaligen Zeit und des Wissensstandes darstellen. Dass dies ein Erfolg war, zeigten die hohen produzierten Stückzahlen und auch der Umstand, dass noch 1808 eine überarbeitete Version in 6 Sprachen veröffentlicht wurde.
Die ersten Bilderbücher waren also eher eine Art Lehrbücher und sowohl für Erwachsene, als auch für Kinder konzeptioniert. Allen gemeinsam war die relativ hohe Anzahl von Bildern.
Halten wir also fest: Bilderbücher sind Bücher mit zahlreichen Abbildungen, welche den Text ergänzen (verständlich machen) oder von Text ergänzt werden. Das Ziel ist in erster Linie zu (be-)lehren. Eine Zielgruppe lässt sich bei dem „einfachem“ Volk finden und es sollen Erwachsene und Kinder gleichermaßen angesprochen werden.
Mit der Entwicklung eines funktionierendem Schulsystems sank die Zahl der Analphabeten und somit auch die Notwendigkeit, ihnen über Bilderbücher Wissen zu vermitteln. An dieser Stelle rückte dann das Kind als Adressat in den Mittelpunkt. Am bekanntesten ist der Struwwelpeter oder lustige Geschichten und drollige Bilder von HEINRICH HOFFMANN, welcher 1845 erschien. (Abb.2) Dieses Buch ist ausschließlich an Kinder gerichtet und steht somit für die moderne Form des Bilderbuches. Spätestens Ende des 19. Jahrhunderts erscheinen kaum noch Bilderbücher für Erwachsene und das Bilderbuch wird mit Kinderbuch gleich gesetzt.
Inhalt:
I DEFINITION DES BILDERBUCHES
II EIN KURZER HISTORISCHER ABRISS Von Struwwelpeter und Gutenberg
III DIE ENTWICKLUNG DES BILDERBUCHES IN DER GEGENWART Eine Art Überblick
IV BILDERBUCH VERSUS COMIC. EIN ECHTER KONFLIKT? Der kleine Maulwurf trifft auf das kleine Arschloch
V LITERATUR- UND ABBILDUNGSVERZEICHNIS
I DEFINITION DES BILDERBUCHES
Es war einmal in einer längst vergessenen Zeit. Die Menschen lebten nach unseren Maßstäben zum großem Teil in Armut. Es gab sehr wenig Schulen und somit auch sehr wenige Menschen, die lesen konnten. Zu dieser Zeit - genauer 1658 - ver- suchte ein Herr namens COMENIUS dem Volk das Wissen der Zeit näher zu bringen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.1: Johann Amos Comenius (*1592 †1670)
Da er sich des Umstandes mit großer Sicherheit bewusst war, dass kaum jemand ein geschriebenes Buch verstehen kann, legte er den Schwerpunkt auf die bildhaf- te Darstellung. Natürlich kam er nicht ohne Text aus dabei, aber die Bilder sollten aus sich heraus schon sehr viel erläutern. Genau zu dieser Zeit wurde mit seinem orbis sensualium pictus aus heutiger Sicht das erste Bilderbuch entworfen. Das Werk orbis pictus sollte ein großes Anschauungswerk der damaligen Zeit und des Wissensstandes darstellen. Dass dies ein Erfolg war, zeigten die hohen produzier- ten Stückzahlen und auch der Umstand, dass noch 1808 eine überarbeitete Versi- on in 6 Sprachen veröffentlicht wurde.
Die ersten Bilderbücher waren also eher eine Art Lehrbücher und sowohl für Erwachsene, als auch für Kinder konzeptioniert. Allen gemeinsam war die relativ hohe Anzahl von Bildern.
Halten wir also fest: Bilderbücher sind Bücher mit zahlreichen Abbildungen, welche den Text ergänzen (verständlich machen) oder von Text ergänzt werden. Das Ziel ist in erster Linie zu (be-)lehren. Eine Zielgruppe lässt sich bei dem „einfachem“ Volk finden und es sollen Erwachsene und Kinder gleichermaßen angesprochen werden.
Mit der Entwicklung eines funktionierendem Schulsystems sank die Zahl der Anal- phabeten und somit auch die Notwendigkeit, ihnen über Bilderbücher Wissen zu vermitteln. An dieser Stelle rückte dann das Kind als Adressat in den Mittelpunkt. Am bekanntesten ist der Struwwelpeter oder lustige Geschichten und drollige Bil- der von HEINRICH HOFFMANN, welcher 1845 erschien. (Abb.2) Dieses Buch ist aus- schließlich an Kinder gerichtet und steht somit für die moderne Form des Bilderbu- ches. Spätestens Ende des 19. Jahrhunderts erscheinen kaum noch Bilderbücher für Erwachsene und das Bilderbuch wird mit Kinderbuch gleich gesetzt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.2: Der Struwwelpeter. HEINRICH HOFFMANN 1845
Die aktuelle Definition des Bilderbuches umfasst jetzt nicht mehr nur den Passus, der reich bebilderten Bücher, sondern auch noch die Eingrenzung auf eine be- stimmte Altersgruppe. Der Dudenverlag definiert das Bilderbuch heute folgender- maßen:
„Illustriertes Kinderbuch (für etwa 2-8jährige). Das Bilderbuch bietet entsprechend den jeweiligen Altersstufen einfache Gegenstände (und Tiere) aus der Erfahrungs- und Phantasiewelt des Kindes (ohne Text), Bildergeschichten oder Illustrationen zu längeren Texten (zum Vorle- sen). Die Texte entsprechen dem jeweiligen Erziehungsprogramm.“
Hier wird nicht nur einfach die Altersgruppe der 2-8jährigen eingegrenzt, sondern auch noch die altersspezifischen Inhalte für die Bilderbücher erwähnt. Unverändert ist der pädagogische Hintergrund der Bücher geblieben. Weiterhin werden drei verschiedene Arten, der Wertigkeit von Bildern im Kontext beschrieben. Sicherlich auch abhängig vom Alter des Adressaten, ist die Rolle der Bilder. Für ganz junge Kinder liegt der Schwerpunkt auf den Bildern, da das Verständnis für Texte noch fehlt und die Phantasie mehr angeregt werden soll. Je älter ein Kind wird, desto mehr Text kann ihm „zugemutet“ werden.
Da die Texte meist (bei Vorschulkindern) vorgelesen werden müssen, ergibt sich die Notwendigkeit eines Mittlers, welcher mit dem Kind zusammen an dem Buch arbeitet.
II EIN KURZER HISTORISCHER ABRISS Von Struwwelpeter und Gutenberg
Betrachtet man die Geschichte des Bilderbuches, muss man fast zwangsläufig einen Blick auf die Entwicklung der Kinder- und Jugendliteratur allgemein werfen. Diese wiederum ist mit der Erfindung des Buchdruckes eng verbunden. Beginnen wir also an dieser Stelle. Oder noch früher?
Bereits 1215 wird THOMASIN VON ZERCLAERE genannt, welcher als Anfang der spezifischen Kinder- und Jugendliteratur gesehen werden kann. (KAMINSKI 1998 : 17) Der nächste Schritt ist das Werk „Der große Seelen Trost“ Ende des 14. Jahrhunderts. Von hier an ist noch ein ganzes Stück Weg zurückzulegen, bis mit dem bereits erwähntem Werk „orbis sensualium pictus“ von JOHANN AMOS COMENIUS 1658 das erste wirkliche Buch der Kinder- und Jugendliteratur erscheint.
„Die Schul ist eine Werckstatt, in welcher die jungen Gemüther zur Tugend angewehnet werden; sie wird abgetheilt in Classen.
Der Schulmeister sitzt auf dem Lehrstuhl; die Schüler auf Bäncken; jener lehret, diese lernen. Etliches wird ihnen vorgeschrieben mit der Kreide an der Tafel. Etliche sitzen am Tische und schreiben: Er verbessert die Fehler. Etliche stehen und sagen her, was sie gelernet.
Etliche schwätzen, und erzeigen sich muthwillig und unfleißig: die werden gezüchtiget mit dem Stecken und der Ruthe.“1
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.3: orbis sensualium pictus. JOHANN AMOS COMENIUS 1658
Begünstigt wurde die Entwicklung bzw. die Verbreitung von Büchern durch die Erfindung des Buchdruckes mit beweglichen Bleilettern durch JOHANN GUTENBERG im Jahre 1445. Dies erst ermöglichte eine größere Auflage und relativ „humane“ Prei- se. Trotz alledem blieben lange Zeit Bücher ein Luxusgut, welches nur wohlhaben- deren Familien zur Verfügung stand. Aus der Notwendigkeit heraus, dass sehr we- nig Menschen lesen konnten, entwickelten sich normale Bücher hin zu stärker il- lustrierten Werken. Der Text sollte durch die Bilder verständlicher werden bzw. die Bilder sollten aus sich heraus schon sehr viel „sagen“. Neben ABC-Büchern waren häufig Bücher religiösen und belehrenden Inhalts verbreitet. WINFRIED KAMINSKI unterscheidet in seiner Einführung in die Kinder- und Jugendliteratur in vorphi- lantrophische und philantrophische Literatur. Grundlage für diese Unterscheidung ist ein sich veränderndes Kindheitsbild.
Wurde vor BASEDOW, SALZMANN und CAMPE Kindheit nicht als solches betrachtet, sondern eher Kinder als kleine Erwachsene mit einer etwas verstellten Sicht auf die Welt angesehen, änderte sich dies mit den Philantropen (dt. Kinderfreund). Es waren hauptsächlich schulische Ansätze, welche die neue Art mit Kindern als Kin- der umzugehen verdeutlichten. CHRISTIAN GOTTHILF SALZMANN gründete sein Phi- lantropin in Schnepfenthal bei Walterhausen/Thür. und versuchte dort seinen Schülern eine ihren kognitiven Voraussetzungen angemessene Bildung zu vermit- teln. Dazu gehörte praxisbezogener Unterricht mit zahlreichen Lehrstunden vor Ort. Das heißt, wenn es möglich war, wurden zum Beispiel Tiere im Wald beo- bachtet und allgemein viel in der Natur gearbeitet. War dies nicht möglich, kamen Bilder und Bildtafeln zum Einsatz. Die Verwendung von Bildern und Bilderbüchern im Unterricht, aber auch im privaten Bereich, machte eine neue Art der Bücher notwendig. Man kam weg von allumfassenden Werken wie es auch noch bei BASE- DOW zu finden ist. Es entstanden kürzere und pädagogisch sinnvollere Werke. KA- MINSKI schreibt zu dieser Entwicklung:
„Ihnen [den Philantropen. K.M.] geht es um die Einstellung auf eine angenommene spezifisch kindliche Wesensart. Die Literatur hat sich zu den Kindern herabzubeugen und sie als Kinder zu bestätigen. Das hatte methodisch zur Folge, dass in den Wissensgebieten nur noch wenige elementare Sachverhalte ausgewählt werden sollten. Als elementar gal- ten den Philantropen solche Sachverhalte, die zu den ersten sinnlichen Erfahrungen der Kinder gehören.“ (KAMINSKI 1998 : 17 f.)
[...]
1 Auszug aus: ORBIS SENSUALIUM PICTUS von Johann Amos Comenius 1658 Quelle: http://brg-perau.edu.eu.org/index.htm
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