Peter Iljitsch Tschaikowsky gilt als eigenartiger Künstler, dessen Charakter so verschieden gedeutet worden ist und dessen Musik von manchem abgelehnt oder von anderen hochgeschätzt wird. Wirklich durchschauen lässt sich Tschaikowsky wohl nie. Er lebte zu sehr nach innen. Für ihn selber schien dieses Innenleben nicht begreifbar und nicht immer ganz geheuer. Sein ganzes Leben bestand aus Widersprüchen und Spannungen, mit denen er nicht fertig wurde. Seine Rettung fand er in der Komposition. In der Musik konnte er sagen, was sich für in mit Worten nicht ausdrücken ließ. Mithilfe der Musik wurde sein Leben erträglich und er konnte sich von seinem inneren Druck befreien. Gleichzeitig verlangte dieser schöpferische Prozess eine Disziplin, die er im Alltag in anderen Bereichen nicht aufzubringen vermochte. Der Schlüssel zu seiner Musik liegt daher in dem Spannungsverhältnis zwischen emotioneller Entladung und seiner künstlerischen Disziplin. In einem Brief schreibt er: „Ob ich nun schlecht oder gut komponiere – das eine weiß ich, dass es aus einem inneren unüberwindlichen Drang geschieht. Ich spreche in dieser Sprache der Musik, weil ist stets etwas zu sagen habe.“ (HELM 2004:8). Sein größtes Problem bestand in der Disziplin die Form seiner Werke dem Inhalt in einem letzten Fleißschritt anzupassen. Sein sensibles, leicht erregbares Naturell hat ihm zeit seines Lebens zu schaffen gemacht. Er selbst erkannte, dass seine schlechte Gesundheit oft seelischen Ursprungs war. Eine wichtige Rolle bei diesen seelischen Belastungen spielten auch seine homosexuellen Neigungen. Zu welchen Zugeständnissen er bereit war, ein normales Leben zu führen zeigte der Eheversuch, der zu starken Depressionen führte. Mit dem Gefühl der Einsamkeit verband sich bei Tschaikowsky eine unnatürliche Menschenscheu, gegen die er stets versuchte anzukämpfen. „Jede Bekanntschaft, jede Begegnung mit fremden Menschen war für mich stets die Ursache seelischer Leiden.“ (HELM 2004:9). Dieses Zitat zeigt, dass er sich seiner Ängste, Launen und Anfälle bewusst war und mit einer gewissen Ironie mitteilen konnte. Diese innere Kraft half ihm wahrscheinlich über so manche Krise hinwegzukommen. Er litt zunehmend unter einer außergewöhnlichen Nervosität, die sich oft in hysterischen Anfällen äußerte. Zumeist gelang es ihm, seine heftigen, oft asozialen Emotionen und Depressionen in Schranken zu halten oder sie zumindest zu überspielen. Gleichzeitig aber war er ein gütiger und offenherziger Mensch, so lange er sich geborgen fühlte und von vertrauen Menschen umgeben war. Seinem zehn Jahre jüngeren Bruder Modest galt seine ganze Liebe und Fürsorge. Modest schenkte er zeit seines Lebens volles Vertrauen und teilte sich ihm mit. Seiner adeligen Abstammung begegnete er stets mit Ironie. Die Ansprüche einiger Verwandter auf Aristokratie verspottete er. Dagegen wurzelte bei ihm die Liebe zu Russland so tief, dass ihn die Verwechslung seiner Herkunft stark kränkte.
Inhaltsverzeichnis
1.) Einleitung
2.) Die Kindheit von Tschaikowsky
2.1.) Die ersten Jahre in Wotkinsk
2.2.) Die Umzüge zwischen 1848 und
3.) Bildung und Ausbildung
3.1.) Die juristische Ausbildung
3.2.) Hinwendung zur Musik
4.) Musikalische Ausbildung
4.1.) Das Petersburger Konservatorium (1861-1865)
4.2.) Am Moskauer Konservatorium (1866 – 1878)
5.) Schicksalhafte Ereignisse
5.1.) Die Heirat im Jahre
5.2.) Nadeschda von Meck und der Freie Künstler
6.) Musikalische Schöpfung und die letzten Jahre
6.1.) Der Erfolg (1878 – 1890)
6.2.) Tschaikowskys letzten Jahre (1890 – 1893)
Literaturverzeichnis
1.) Einleitung
Peter Iljitsch Tschaikowsky gilt als eigenartiger Künstler, dessen Charakter so verschieden gedeutet worden ist und dessen Musik von manchem abgelehnt oder von anderen hochgeschätzt wird. Wirklich durchschauen lässt sich Tschaikowsky wohl nie. Er lebte zu sehr nach innen. Für ihn selber schien dieses Innenleben nicht begreifbar und nicht immer ganz geheuer. Sein ganzes Leben bestand aus Widersprüchen und Spannungen, mit denen er nicht fertig wurde. Seine Rettung fand er in der Komposition. In der Musik konnte er sagen, was sich für in mit Worten nicht ausdrücken ließ. Mithilfe der Musik wurde sein Leben erträglich und er konnte sich von seinem inneren Druck befreien. Gleichzeitig verlangte dieser schöpferische Prozess eine Disziplin, die er im Alltag in anderen Bereichen nicht aufzubringen vermochte. Der Schlüssel zu seiner Musik liegt daher in dem Spannungsverhältnis zwischen emotioneller Entladung und seiner künstlerischen Disziplin. In einem Brief schreibt er: „Ob ich nun schlecht oder gut komponiere – das eine weiß ich, dass es aus einem inneren unüberwindlichen Drang geschieht. Ich spreche in dieser Sprache der Musik, weil ist stets etwas zu sagen habe.“ (Helm 2004:8). Sein größtes Problem bestand in der Disziplin die Form seiner Werke dem Inhalt in einem letzten Fleißschritt anzupassen. Sein sensibles, leicht erregbares Naturell hat ihm zeit seines Lebens zu schaffen gemacht. Er selbst erkannte, dass seine schlechte Gesundheit oft seelischen Ursprungs war. Eine wichtige Rolle bei diesen seelischen Belastungen spielten auch seine homosexuellen Neigungen. Zu welchen Zugeständnissen er bereit war, ein normales Leben zu führen zeigte der Eheversuch, der zu starken Depressionen führte. Mit dem Gefühl der Einsamkeit verband sich bei Tschaikowsky eine unnatürliche Menschenscheu, gegen die er stets versuchte anzukämpfen. „Jede Bekanntschaft, jede Begegnung mit fremden Menschen war für mich stets die Ursache seelischer Leiden.“ (Helm 2004:9). Dieses Zitat zeigt, dass er sich seiner Ängste, Launen und Anfälle bewusst war und mit einer gewissen Ironie mitteilen konnte. Diese innere Kraft half ihm wahrscheinlich über so manche Krise hinwegzukommen. Er litt zunehmend unter einer außergewöhnlichen Nervosität, die sich oft in hysterischen Anfällen äußerte. ^
Zumeist gelang es ihm, seine heftigen, oft asozialen Emotionen und Depressionen in Schranken zu halten oder sie zumindest zu überspielen. Gleichzeitig aber war er ein gütiger und offenherziger Mensch, so lange er sich geborgen fühlte und von vertrauen Menschen umgeben war. Seinem zehn Jahre jüngeren Bruder Modest galt seine ganze Liebe und Fürsorge. Modest schenkte er zeit seines Lebens volles Vertrauen und teilte sich ihm mit. Seiner adeligen Abstammung begegnete er stets mit Ironie. Die Ansprüche einiger Verwandter auf Aristokratie verspottete er. Dagegen wurzelte bei ihm die Liebe zu Russland so tief, dass ihn die Verwechslung seiner Herkunft stark kränkte.
2.) Die Kindheit von Tschaikowsky
2.1.) Die ersten Jahre in Wotkinsk:
Alexandra Andrejewnas, sein Mutter, übte einen starken Einfluss auf Tschaikowsky aus. Doch weder sie, noch sein Vater, Ilja Petrowitsch Tschaikowsky, waren musisch begabt. Alexandra Andrejewnas war die zweite Ehefrau von Ilja Petrowitsch Tschaikowsky. Seine erste Frau ist jung gestorben. Sie schenkt ihm aber seine älteste Tochter Zinaida. Zur Zeit seiner zweiten Eheschließung im Jahre 1833 war Ilja 38 Jahre alt und den Unterhalt für sich und seine Familie verdiente er als Chefinspektor in einem Berg- und Metallwerk in Wotkinsk. Aus dieser Ehe gingen sechs Kinder hervor: 1838 wurde der erste Sohn Nikolaj Iljitsch geboren. Peter Iljitsch wurde als zweiter Sohn in dieser glücklichen Ehe im Jahre 1940 geboren. 1842 kam seine jüngere Schwester Alexandra Iljinischna zur Welt und 1843 sein Bruder Hypolit Iljitsch. Ein sehr enges Verhältnis pflegte Tschaikowsky zu seinen 1850 geborenen Zwillingsbrüdern Anatol und Modest.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.: Familie Tschaikowsky, 1848. Quelle: helm 2004:19)
In dem geräumigen Haus herrschte ein reges gesellschaftliches, aber kein ausgesprochen musikalisches Leben. Doch war ein Klavier vorhanden, jedoch das Spielen beherrschte Peters Mutter nur wenig. Zusätzlich befand sich im Haushalt ein so genanntes Orchestrion.
Das Orchestrion gehört zu den mechanischen Musikinstrumenten. Es kann ein komplettes Orchester imitieren und ging aus der seit der Mitte des 18. Jahrhundert in größerem Umfang produzierten Spieluhr hervor. Das Repertoire ging über Rossini, Donizetti, Bellini und Mozart. Diese kleine Auswahl scheint einen großen Einfluss auf die Geschmacksbildung Tschaikowskys ausgeübt zu haben. Nachdem ihm seine Mutter einige elementaren Kenntnisse der Musik beigebracht hatte, konnte er schon als Fünfjähriger auf dem Piano die Musik des Orchestrion nachspielen. Eines Tages, als ihm verboten worden war zu spielen, trommelte er so heftig auf einer Fensterscheibe rum, dass das Glas zersprang. Von nun an schenkten die Eltern seiner Neigung zur Musik eine größere Beachtung und beschlossen für seine musikalische Entwicklung zu sorgen. Sie engagierten 1845 eine Klavierlehrerin namens Maie Markowna Paltschikow, deren Können und Kenntnisse allerdings nicht besonders waren. Er spielt zumindest öfter, wie er sagt, „für mich selbst, wenn ich traurig bin.“ (Helm 2004:21). Von dieser Zeit an beginnt er zu komponieren.
Bereits im Alter von fünf Jahren nahm Peter an dem regelmäßigen Unterricht seines älteren Bruders teil. Die Eltern hatten für die Erziehung eine junge französische Gouvernante namens Fanny Dürbach ins Haus geholt. Sie war eine gute Erziehung und sie verstand sich der Kinder anzunehmen. Peters brennendem Verlangen, ebenfalls an den Stunden teilnehmen zu dürfen, wurde schließlich nachgegeben. Fanny nahm sich dieses empfindlichen Kindes besonders an und versuchte ihm gerecht zu werden. Sie beschrieb ihn als ein „Porzellan-Kind“, seine Empfänglichkeit schien grenzenlos und er konnte durch eine Kleinigkeit verletzt werden. Zudem beschreibt sie in einem Brief seine Liebenswürdigkeit: „ Man hatte ihn einfach so lieb, weil er selbst alle lieb hatte.“ (Helm 2004:15). Musikalisch war sie allerdings ungebildet. Die starke Wirkung, die die Musik auf ihren Schüler ausübte war ihr unbegreiflich und sie empfand diese sogar als gefährlich.
2.2.) Die Umzüge zwischen 1848 und 1849:
Im Herbst 1848 wurde dem ruhigen, unproblematischen Provinzleben der Familie ein Ende gesetzt. Vater Tschaikowsky beschloss nach Moskau zu ziehen, wo er eine bessere Stellung antreten konnte. Bei der Ankunft in Moskau erfuhr er dann, dass seine Stelle schon vergeben war. Der Abschied von Fanny führte bei Peter zu einer ersten Nervenkrise: Häufige Depressionen und Weinkrämpfe sowie psychisch bedingte Leiden waren die Folge dieser Trennung. Unter solchen depressiven Anfällen sollte er von nun an sein Leben lang leiden. Zudem brach die Cholera aus und die Familie flüchtete nach St. Petersburg. Die Belastung der zwei Umzüge machte Alexandra Andrejewna stark zu schaffen, so dass sie ihre Kinder der älteren Stieftochter Zinaida anvertrauen musste. Peter litt sehr darunter und beschreibt Zinaida als eine gleichgültige und egoistische Person, bei der er sich ungeliebt und überflüssig vorkam. (Helm 2004:18 ff.) Seine Übelkeitsanfälle wurden zahlreicher und heftiger. Innerhalb von vier Monaten zerbrach für ihn eine heile Welt, die auf seiner Mutter und Fanny aufgebaut war. Im Dezember 1848 bekamen Nikolaj und Peter die Masern. Nikolaj Genesung verlief schnell, während Peter noch lange leidend blieb. Der Arzt verordnete ihm sechs Monate Ruhe, während deren das Kind nichts tun durfte. Sein seelischer Zustand verschlimmerte sich zusehends.
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- Citation du texte
- Alexa Saße (Auteur), 2006, Peter Iljitsch Tschaikowsky - Eine Kurzbiographie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74712
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