Das Thema dieser Hausarbeit ist Jorge Luis Borges Kurzerzählung El evangelio según marcos, deren Untersuchung darstellen soll, ob diese Kurzgeschichte Elemente des durch das Aufeinandertreffen zweier Kulturen entstehenden Transkulturationsprozesses aufweist. Um dies erarbeiten zu können, soll zunächst eine Darstellung der Christianisierung des lateinamerikanischen Kontinents, der Erzählweise des Magischen Realismus und ein kurzes Portrait des Autors Jorge Luis Borges gegeben werden. Des Weiteren soll zur Erarbeitung der Kurzgeschichte der Begriff der Transkulturation, besonders im Hinblick auf die Theorien der lateinamerikanischen Theoretiker und Autoren Fernando Ortiz und Ángel Rama gegeben werden. Anschließend erfolgt die Analyse der Kurzerzählung El evangelio según marcos, um festzustellen, inwiefern diese Erzählung von dem Transkulturationsprozess Lateinamerikas und der Geschichte des Kontinents beeinflusst wurde, und wie diese Aspekte in der Kurzerzählung dargestellt werden.
INHALTSVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG
2.KOLONIALISIEUNG UND CHRISTIANISIEUNG LATEINAMERIKAS
3. DER MAGISCHE REALISMUS
4. DER AUTOR JORGE LUIS BORGES
5. TRANSKULTURATION
5.1 TRANSKULTURATIONSTHEORIE VON FERNANDO ORTIZ
5.2. LITERARISCHE TRANSKULTURATION NACH ÁNGEL RAMA
6. EL EVANGELIO SEGÚN MARCOS
6.1 PARALELLEN DER BIBLISCHEN GESCHICHTE, DES MARKUS EVANGELIUMS UND EL EVANGELIO SEGÚN MARCOS
6.2. ELEMENTE DER TRANSKULTURATION IN EL EVANGELIO SEGÚN MARCOS
7. SCHLUSSWORT
8. LITERATURVERZEICHNIS
Primärliteratur
Sekundärliteratur
1. EINLEITUNG
Das Thema dieser Hausarbeit ist Jorge Luis Borges Kurzerzählung El evangelio según marcos, deren Untersuchung darstellen soll, ob diese Kurzgeschichte Elemente des durch das Aufeinandertreffen zweier Kulturen entstehenden Transkulturationsprozesses aufweist. Um dies erarbeiten zu können, soll zunächst eine Darstellung der Christianisierung des lateinamerikanischen Kontinents, der Erzählweise des Magischen Realismus und ein kurzes Portrait des Autors Jorge Luis Borges gegeben werden. Des Weiteren soll zur Erarbeitung der Kurzgeschichte der Begriff der Transkulturation, besonders im Hinblick auf die Theorien der lateinamerikanischen Theoretiker und Autoren Fernando Ortiz und Ángel Rama gegeben werden. Anschließend erfolgt die Analyse der Kurzerzählung El evangelio según marcos, um festzustellen, inwiefern diese Erzählung von dem Transkulturationsprozess Lateinamerikas und der Geschichte des Kontinents beeinflusst wurde, und wie diese Aspekte in der Kurzerzählung dargestellt werden.
2.KOLONIALISIEUNG UND CHRISTIANISIEUNG LATEINAMERIKAS
Auf der Suche nach dem westlichen Seeweg nach Indien, entdeckte der im spanischen Dienste stehende Christoph Kolumbus 1492 den bis dahin für die Europäer unbekannten Kontinent Amerika. Die spanischen Könige vertrauten Kolumbus diese Fahrt an, mit der Hoffnung auf die Erweiterung ihrer Herrschaftsräume, neuer lukrativer Handelsbeziehungen aber auch mit dem Auftrag der Missionierung.[1] Kolumbus selbst hatte keine Schwierigkeiten, diese Motive miteinander zu verknüpfen. Mit der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus begann auch die südamerikanische Conquista.
Der große Reichtum des neu entdeckten Kontinents erweckte schnell das Interesse der Nationen der iberischen Halbinsel. Sie eroberten die „Neue Welt“ und nahmen sie in Besitz.
Bei der Kolonialisierung durch die Spanier ging es in erster Linie darum, möglichst viel Reichtum an sich zu bringen. Zwar beriefen sie sich auf einen Missionsauftrag, doch dieser war anfangs bloßer Vorwand und spielte eine unbedeutende Rolle. Im Vordergrund der Kolonisierung standen eindeutig die Inbesitznahme neuer Herrschaftsgebiete und die wirtschaftliche Ausbeutung des Kontinents. Die Conquista war geprägt von Unterdrückung und Gewalt an den indigenen Völkern. Das Evangelium wurde nur benutzt um Herrschsucht und Ausbeutung zu legitimieren. Die Konquistadoren sahen Lateinamerika als herrenloses Land, welches nur zu ergreifen und zu beherrschen war.[2] Spanien und ganz Europa zog Profit aus den Minen des neuen Kontinents und dessen agrarwirtschaftlichen Erzeugnissen.
Die Entdeckung und Eroberung Lateinamerikas erfolgten unter staatlicher Leitung und entsprangen nicht kirchlicher Initiative. Sie liefen größtenteils gewalttätig ab und es wurde keine Rücksicht auf die einheimische Bevölkerung genommen.
Die indigenen Lebensweisen, Kulturen und Religionen wurden größtenteils vernichtet oder unterdrückt. Durch die Zerstörung der Kultur der Indianer im Namen der Zivilisation wurden die Stämme sozial zerrüttelt.
Der Indio wurde von den Europäern als Nicht-Christ, Nicht-Europäer und letztlich als nichtmenschliches Lebewesen behandelt.[3]
Viele indigene Stämme wurden durch Krankheiten und Epidemien, die die Europäer mitbrachten, ganz vernichtet, andere wurden den Konquistadoren gewalttätig unterworfen. Ihnen wurden jegliche Rechte entzogen und sie mussten sich oft dem für sie fremden System der Eroberer vollständig unterordnen.
Die Kolonialisierer brachten Wertevorstellungen und Bräuche mit auf den neuen Kontinent und zwangen sie den Ureinwohnern auf. Ihren traditionellen Glauben, hauptsächlich bestehend aus Mythos und Ritualen, mussten die Indios meist zu Gunsten des Christentums aufgeben, nicht aus Überzeugung des christlichen Glaubens, sondern oft nur aufgrund der Angst vor den für sie neuen und brutalen Waffen der Europäer.
Die Organisation der spanischen Herrschaft über die neuen Länder und Völker war geprägt von einer Vermischung politischer, ökonomischer und religiöser Motive. Die Missionierung sollte durch Bekehrung und Zivilisierung der indigenen Völker zu deren Integration ins spanische Reich und der Eingliederung der Indianer in die katholische Kirche beitragen.
Doch die Christianisierung führte weniger zur Integration der uramerikanischen Völkerschaften als zu deren Unterdrückung und Eliminierung.
Sie kostete Millionen der Ureinwohner das Leben. Die eroberte einheimische Bevölkerung wurde enteignet, versklavt und vertrieben. Ihr Land wurde zu Grundeigentum der spanischen Kolonisten.
Zu Anfang der Kolonisation des lateinamerikanischen Kontinents waren die Eroberer wenig an der tiefgehenden Christianisierung der indigenen Bevölkerung interessiert, sie zogen einzig ihre Vorteile aus der so genannten Christianisierung und führten diese nur oberflächlich und meist sehr brutal durch. So ließ die Krone sich beispielsweise 1501 vom Papst das Recht auf Einziehung des Kirchenzehnten in Amerika übertragen.
1513 wurde den Indios in Südamerika ein im Auftrag von Ferdinand II. von Aragón verfasster Text vorgetragen. In dem so genannten Requerimiento[4] wurden die Indios zur bedingungslosen Kapitulation und gleichzeitigen Unterwerfung unter der Herrschaft der spanischen Krone aufgefordert. Lehnten die Indios diese Aufforderung
ab, so wurden sie für „vogelfrei“ erklärt. Der Text wurde jedoch nur in spanischer Sprache vorgetragen, welcher die große Mehrheit der Indios nicht mächtig war.
Die Religionen und Kulturen der Ureinwohner Südamerikas wurden von den Eroberern als primitiv dargestellt. Sie fühlten sich den Indios überlegen und wollten deren „Götzendienerei“ ein Ende machen und sie durch die „wahre Religion“ heilen.
Die Eroberer vermittelten den Indios immer wieder, ihre eigene Religion stelle Aberglaube dar, und brachten sie dazu, sich europäischen Normen anzugleichen. Als Rechtfertigung für ihre brutale Vorgehensweise gaben die Spanier häufig die Geschichte vom Zug der Hebräer ins gelobte Land an, bei der auf Gottes Geheiß große Grausamkeiten begangen wurden.
Den Ureinwohnern wurden nicht nur gewaltsam religiöse Werte aufgezwungen, sondern auch andere Teile der spanischen Kultur. Auch das System der Encomiendas, welches darin bestand das Gruppen oder ganze Dörfer einem Konquistador anvertraut wurden, war für die Indios nicht von Vorteil. Zwar hatten in diesem System sowohl die Indios selbst als auch die Konquistadoren Rechte und Pflichten zu erfüllen, doch meist beuteten die Konquistadoren ihre anvertrauten Untergebenen aus und unterdrückten sie ohne deren Rechte zu berücksichtigen und ihre eigenen Pflichten zu erfüllen. Erst viele Jahre nach Beginn der Kolonisierung Lateinamerikas wurde die Christianisierung der indigenen Völker zu einem größeren Thema. Einige ehemalige Konquistadoren, unter ihnen besonders zu nennen Bartolomé de las Casas, der die Zwangsarbeit der Indios als eine Sünde sah, setzen sich für die amerikanische Bevölkerung und gegen die gewaltsame Eroberung und Bekehrung ein.
1511 erhob sich erstmals öffentlicher Protest gegen die Vermischung von Kolonialisierung und Missionierung. Für Bartolomé de las Casas gab es fünf Bedingungen an die sich jeder Missionar zu halten habe: 1. Verzicht auf Herrschaft 2. Verzicht auf Reichtümer 3. Milde, Güte und Demut 4. die Liebe 5. das gute Beispiel in Wort und Tat.[5] Für ihn waren Evangelisierung und Eroberung unvereinbar. Immer mehr Geistliche und Beamte widersetzten sich der brutalen Kolonialisierungspolitik. Eine ernsthafte Missionierung begann jedoch erst ca. 1525 mit dem Eintreffen einiger Franziskaner auf dem lateinamerikanischen Kontinent. Diese Ordensleute waren gegen Gewalt und Machtausübung als Mittel der Evangelisierung. Sie versuchten den Eingeborenen ihre Botschaft auf alternative Weise zu verkünden und sie spontan zur bewussten und freiwilligen Annahme des katholischen Glaubens zu bewegen.[6] Im Gegensatz zu den ersten Eroberern, behalfen die Franziskaner sich bei der Missionierung mit Übersetzern, damit die Indios das ihnen Vorgetragene auch verstanden. Erst durch diese Arbeit der so genannten „12 Apostel“ beginnt die massenhafte Christianisierung Lateinamerikas.
Man wollte alle für die wahre Religion gewinnen, jedoch nicht mit den Waffen des Eroberers, sondern durch die prophetische Verkündung des Evangeliums.[7]
Diese Einstellung der Ordensleute führte oft zu einer feindseligen Haltung der Kolonisten. Die Ordensmänner kritisierten das Kolonialsystem allgemein und besonders das System der Encomiendas. Bei ihrem Versuch die Indios zu evangelisieren, stießen die Missionare jedoch aufgrund der vorangegangen brutalen Behandlung der Indios durch die Eroberer auf erhebliche Schwierigkeiten. Trotz der gewaltsamen Vorgehensweise der Eroberer haben die Ureinwohner ihren eigenen Glauben nie vergessen. Auch nach der Christianisierung bestanden religiöse Bräuche der indigenen Bevölkerung. Sie blieben entweder neben dem Christentum erhalten oder vermischten sich mit der neuen Religion.
Erinnerungen an die wichtigsten Überlieferungen wurden oft hinter den Fassaden christlicher Feste und Heiligentage verborgen und so weitergefeiert. […] heute werden die verschütteten Überlieferungen wieder überall ans Licht gebracht, erforscht und im Gegenüber zur christlichen Religion und dem alles beherrschenden westlich - modernen Weltbild interpretiert.[8]
Bis heute kann man in der katholischen Religion Lateinamerikas viele Beispiele für Synkretismen finden. So tragen zum Beispiel katholische Heiligenfiguren in Lateinamerika Züge indigener Naturgeister. Die religiösen Zentren bildeten sich mehrheitlich in den Städten, in den ländlichen Regionen war dies nur bedingt möglich. Seit ca. 1960 entwickelte sich in Lateinamerika die christliche Strömung der Befreiungstheologie. Sie ist zutiefst biblisch und besagt, dass sich Jesus erfolgreich gegen die Unterdrückung seines Volkes aufgelehnt hat. Vor allem die Armen Lateinamerikas sehen diese Theologie als Vorbild, da sie ihr eigenes Leben mit den Geschichten der Bibel identifizieren können. Trotz der Entkolonialisierung Lateinamerikas und dem Rückzug der Kolonialmächte ab 1813 ist der lateinamerikanische Kontinent auch heute noch überwiegend katholisch geprägt, so sind schätzungsweise 90 % der Lateinamerikaner offiziell katholisch.
[...]
[1] Michael Sievernich ( 1992 ), „Bartolomé de las Casa ( 1484 - 1566 ). Vom Eroberer zum Verteidiger der Indianer”, in: Geiko Müller-Fahrenholz ( Herausgeber ) Christentum in Lateinamerika. 500 Jahre seit der Entdeckung Amerikas, Regensburg: Pustet, S. 30 - 58, hier S.31.
[2] Geiko Müller-Fahrenholz ( 1992 ), „ 500 Jahre Entdeckung Amerikas. Aus der Sicht der Entdeckten“, in: Christentum in Lateinamerika. 500 Jahre seit der Entdeckung Amerikas, Regensburg: Pustet, S. 9 - 29, hier S.10.
[3] Waldenfels Hans ( 1992 ), „Einheit des Glaubens in der Vielfalt der Kulturen. Ökumenische Aspekte in: Geiko Müller - Fahrenholz ( Herausgeber ) Christentum in Lateinamerika. 500 Jahre seit der Entdeckung Amerikas, Regensburg: Pustet, S. 155 - 175, hier: S. 160.
[4] www.wikipedia.org s.v. „ Requerimiento “ ( 22.07.2006 )
[5] Michael Sievernich, Bartolomé de las Casas ( 1484 - 1566 ), S. 51.
[6] Michael Sievernich ( 1992 ) „Die „Geistliche Eroberung. Zwei Wege der Evangelisierung“, in: Conquista und Evangelisation. Fünfhundert Jahre Orden in Lateinamerika, Mainz: Grünewald, S. 35 - 58, hier S. 52.
[7] Enrique Dussel ( 1988 ), Die Geschichte der Kirche in Lateinamerika, Mainz: Grünewald, S. 86.
[8] Geiko Müller - Fahrenholz, 500 Jahre Entdeckung Amerikas, S. 18f.
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