In der folgenden Hausarbeit geht es um eine Darstellung und Bewertung des amerikanischen Kindergottesdienstkonzepts „Promiseland“ unter dem Aspekt der Umsetzung in Deutschland. Die Verfasserin wird dieses Konzept anhand der zugrundeliegenden Werte und Visionen vorstellen, um dann in einem weiteren Schritt zu fragen, in wieweit dieses Konzept mit deutschen Kindergottesdiensten zu vereinen ist.
Hierzu wird sie sich explizit an das Beispiel der Evangelischen Gemeinde Neuenburg wenden, die dieses Konzept von Promiseland mit Erfolg seit 1999 praktiziert. Zum Schluß werden von der Verfasserin Stärken und Schwächen des Promiseland-Konzepts herausgearbeitet.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Konzept
2.1 Geschichte
2.2 Vision
2.3 Auftrag
2.4 Werte
2.5 Schwerpunkte der biblischen Lehre
3 Ablauf eines Kindergottesdienstes bei Promiseland
3.1 Spielstrasse
3.2 Treffpunkt
3.3 Plenum
3.4 Kleingruppen
4 Umsetzung in Deutschland
4.1 Rolle und Funktion der Kinder in der Gesellschaft und die
damit zusammenhängenden Veränderungen im Kindergottesdienst
4.2 Ein Konzept für Deutschland?
4.3 Promiseland in der Evangelischen Kirchengemeinde Neuenburg
5 Promiseland - Ein Konzept mit Stärken und Schwächen
5.1 Vereinbarkeit mit volkskirchlichen Konzepten
5.2 Stärken des Konzepts
5.3 Schwächen des Konzepts
6 Fazit
7 Literatur
1 Einleitung
In der folgenden Hausarbeit geht es um eine Darstellung und Bewertung des amerikanischen Kindergottesdienstkonzepts „Promiseland“ unter dem Aspekt der Umsetzung in Deutschland. Ich werde dieses Konzept anhand der zugrundeliegenden Werte und Visionen vorstellen, um dann in einem weiteren Schritt zu fragen, in wie weit dieses Konzept mit deutschen Kindergottesdiensten zu vereinen ist. Hierzu werde ich mich explizit an das Beispiel der Evangelischen Gemeinde Neuenburg wenden, die dieses Konzept von Promiseland mit Erfolg seit 1999 praktiziert. Zum Schluß werde ich Stärken und Schwächen von Promiseland herausarbeiten, bevor ich dann mit einer Zwischenbilanz schließen werde.
2 Konzept
2.1 Geschichte
Promiseland ist der Kindergottesdienst der Willow Creek Community Church in Chicago/USA. Diese Gemeinde ist 1975 durch den Pfarrer Bill Hybels entstanden, der zusammen mit anderen Studenten die Vision von einer Gemeinde hatte, „die es sich zum Auftrag machen würde, die Menschen in ihrer Umgebung zu einer, echten, lebensnahen Beziehung mit Gott zu führen“[1]. Die Gemeinde hat die Kirchenfernen als Zielgruppe, welches sich in den verschiedenen Gottesdienstangeboten und Veranstaltungen der Woche niederschlägt. Der Willow Creek Gemeinde liegt ein Gemeindeaufbaukonzept zugrunde, bei dem „(…) hochmoderne Marketing- und Eventgestaltungsmethoden mit einem (…) kerngemeindlichen orientieren Gemeindeleitbild und einer evangelikalen, konservativen Theologie [verbunden werden]“[2].
Promiseland begann, wie die Entwicklung von der Willow Creek Gemeinde, klein und unstrukturiert. Der Kindergottesdienst startete mit wenigen Kindern, wenigen Mitarbeiten, keinen geeigneten Räumen und improvisiertem Programm. Der Kindergottesdienst war Krisen und wechselnden Leitern mit unterschiedlichen Visionen ausgesetzt. Promiseland, welches verheißendes Land heißt, „in dem schon das Versprechen deutlich wird, dass hier jedes Kind wertvoll und geliebt ist“[3], machte sich seinen Namen zum Programm und entwarf ein kinderorientiertes Programm. Mit steigenden Besucherzahlen des Erwachsenengottesdienstes und des Kindergottesdienstes wurden größere Immobilien erworben und somit die räumlichen Möglichkeiten verbessert. Heute kommen um die 15.000[4] Gottesdienstbesuchende pro Woche zur Willow Creek Gemeinde und 3500[5] Kinder besuchen Promiseland. Die Willow Creek Gemeinde finanziert sich selbst durch Spendenbeiträge der Mitglieder und kann ihre Veranstaltungen unter der Woche und die verschiedenen Gottesdienstangebote nur durchführen aufgrund der vielen ehrenamtliche Mitarbeitern und knapp „600 fest angestellte Mitarbeiter, die sich mit Dingen wie Marketing, [Verkündigung, Finanzen, Presse, Technik, Musik, altersspezifische Gruppen] oder Buchhaltung beschäftigen“[6].
2.2 Vision
Im Laufe dieser 30 Jahre, in denen sich die Willow Creek Gemeinde und Promiseland weiterentwickelt haben, entstand und festigte sich die Vision für die Kinderarbeit von Willow Creek: „Wir wollen eine nach biblischem Vorbild lebende Gemeinschaft von Christen sein, die Kindern lehrt und ihnen vorlebt, was es bedeutet, Christus nachzufolgen.“[7]. Diese Vision entspricht der Vision der gesamten Willow Creek Gemeinde: „Wir möchten eine nach biblischem Vorbild lebende Gemeinschaft sein.“[8]. Die Mitarbeitenden wünschen sich, dass die Kinder gern zum Gottesdienst kommen und sich wertgeschätzt fühlen, sodass sie sagen, Promiseland ist „die schönste Stunde in der Woche“[9].
2.3 Auftrag
Der Auftrag konkretisiert die Vision und gibt richtungweisend den Weg der Promiselandarbeit an.
„Wir möchten Familien in ihren Bemühungen unterstützen, ein geistliches Fundament im Leben ihrer Kinder zu legen, damit jedes Kind – nach Gottes Zeitplan – eine Beziehung zu Jesus Christus aufbauen kann.“[10]
Dieser Auftrag ist von Gott an die Mitarbeitenden und die Gemeinde. Dieser Auftrag, die Missionsaussage, von Promiseland hängt eng zusammen mit der Missionsaussage der Gesamtgemeinde, welche sagt: „Wir möchten dazu beitragen, dass kirchendistanzierte Menschen zu hingegebenen Nachfolgern Christi verwandelt werden.“ [11] . Die Willow Creek Gemeinde und der Dienstbereich Promiseland stützen sich in ihrer Aussage auf den biblischen Missionsbefehl aus Matthäus 28, 19-20: „Darum geht nun zu allen Völkern der Welt und macht die Menschen zu meinen Jüngern und Jüngerinnen (…) und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch aufgetragen habe“ [12] .
Promiseland ist kein Aufbewahrungsort für Kinder, dessen Eltern in den Gottesdienst gehen, sondern ein Ort an dem den Kindern vermittelt wird, dass Gott sie liebt und einen individuellen Plan für ihr Leben hat. Die Mitarbeitenden versuchen bei der Relevanz keinen Unterschied zwischen dem Erwachsenen- und dem Kindergottesdienst zu machen. Die Kinder sind genauso so wichtig wie die Erwachsenen und das soll den Kindern bei Promiseland vermittelt werden.
Die Mitarbeitenden sind gewollt, „das Beste zu geben, damit Kindern die Möglichkeit gegeben wird, zum Glauben an Christus zu kommen.“ [13]
Der Missionsauftrag aus Matthäus 28, 19-20 macht deutlich, welche Funktion und Verantwortung die Mitarbeitenden haben, gerade bei Berücksichtigung der Tatsache, dass die religiöse Sozialisation bis zum 14. Lebensjahr zum größten Teil abgeschlossen ist und sich bis dahin feste religiöse Überzeugungen entwickelt haben, wie George Barna anmerkt.[14]
2.4 Werte
So wie die Gemeinde Willow Creek zehn Grundwerte hat, nach denen sich die Gemeinde ausrichtet, so hat auch Promiseland als ein Dienstbereich der Gemeinde seine Werte. Diese zehn Grundwerte der Gemeinde wurden nicht auf Promiseland übertragen, sondern es wurden sechs Werte festgelegt, die sich auf Kinder und auf Promiseland beziehen.
Diese Werte sind „Richtlinien für die Arbeit mit Kindern“[15] und werden bei jeder Entscheidung herangezogen.
Erster Wert: „Um unseren Auftrag zu erfüllen, muss unsere Arbeit kinderorientiert sein (vgl. 1. Korinther 9, 22[16] ).“[17]
Die Kinder sollen sich bei Promiseland geboren fühlen. Die Kinder und deren Bedürfnisse nach Geborgenheit, Sicherheit, Liebe, Anerkennung und Respekt stehen im Mittelpunkt. Die Mitarbeitenden versuchen alles den verschiedenen Altersgruppen angemessen darzustellen, zum Beispiel die Räume und deren Dekoration, die Zeitspanne, in der die Kinder aufmerksam sind, die Musik, die Anspiele, die Geschichten oder die Gespräche.
Zweiter Wert: „Wir möchten, dass Promiseland ein sicherer Ort für Kinder ist (vgl. Markus 10, 13[18] ).“[19]
Für die Eltern und für die Kinder ist es wichtig zu wissen, dass die Eltern ihre Kinder körperlich unversehrt nach dem Kindergottesdienst abholen können. Es wird Wert darauf gelegt, dass Räume und Spielsachen wenig Verletzungsgefahren in sich bergen. Außerdem sollen „Ausweis- und Identifikationssysteme, Bereiche, zu denen „Kein Zutritt“ erlaubt ist, sowie Training in Schutzmaßnahmen für Kinder“[20] schützen.
Die Mitarbeitenden vermitteln den Kindern emotionale Sicherheit, in dem sie behutsam mit den Kindern umgehen und ihnen Respekt und Wertschätzung entgegenbringen. Regeln für die Kinder, dass sie zum Beispiel nicht schlagen dürfen, können ein friedliches Miteinander unterstützen.
Außerdem wird großen Wert auf die geistliche Sicherheit gelegt. Die Kinder sollen wissen, dass sie alles fragen dürfen und ihre Frage ernst genommen wird.
Die Mitarbeitenden versuchen Promiseland zu einem Ort zu machen, an dem Kinder die Freiheit haben über Problemthemen zu sprechen. Es werden keine Unterschiede zwischen den Kindern und keine Bewertung ihres Entwicklungsstandes gemacht. „Glaube oder Glaubensreife wird niemals bewertet“[21].
Dritter Wert: „Unsere biblischen Lehreinheiten sollen für den Alltag der Kinder relevant sein (vgl Psalmen 119, 11[22] ).“[23]
Hier ist es wichtig, die biblischen „Geschichten dem altersspezifischen Niveau der Kinder angepasst“[24] darzustellen. Die Aufmerksamkeit der Kinder erlangt man besonders schnell durch interaktive Darstellungen. Wenn die Kinder selbst zum Mittelpunkt der biblischen Geschichte werden, lernen sie mehr, als wenn sie nur zuhören. Bevor die biblischen Geschichten jedoch für die Kinder alltagsrelevant werden können, müssen die Kinder die Geschichten verstehen. Hierbei ist drauf zu achten, dass religiöse Begriffe so erklärt werden, dass die Kinder sie verstehen.
Verstehen Kinder etwas nicht, schweifen sie ab und die Mitarbeitenden haben die Aufmerksamkeit des Kindes verloren.
Die Mitarbeitenden versuchen die biblischen Inhalte möglichst praxisorientiert zu vermittelt. Die Kinder können sich so besser an die Situation erinnern. Nun gilt es jedoch für die Kinder eine Brücke zwischen dem Gehörten und Erlebten zu ihrem Alltag zu bauen. Die Kinder sollen verstehen, dass der Gott der Bibel auch noch heute im Alltag wirkt. Wenn die Kinder wissen, wie sie die biblische Geschichte auf ihre Situation anwenden können und wie sie nun zu handeln haben, haben die Mitarbeitenden diesen Wert erfolgreich vermittelt.
Vierter Wert: „Wir wollen die biblischen Inhalte kreativ vermitteln, damit sie die Kinder fesseln (vgl. 2. Timotheus 3, 15-16[25] )“[26]
[...]
[1] Barz, P.; Rens, R.; Witte, E., 2000, S. 9.
[2] Hofmann, B.; Denzler, D., 2005, S. 319.
[3] Barz, P.; Rens, R.; Witte, E., 2000, S. 14.
[4] vgl. Hilkert, M., 2005, S. 18.
[5] Barz, P.; Rens, R.; Witte, E., 2000, S. 25.
[6] Christlicher Medienbund (24.06.2006): Willow Creek: alternative Kirche ohne Hemmschwellen. Online im Internet: URL: http://www.jesus.ch/index.php/D/article/134-churches/30643-Willow_Creek:_alternative_Kirche_ohne_Hemmschwellen/ [30.08.2006].
[7] Barz, P.; Rens, R.; Witte, E., 2000, S.35.
[8] Ebd.
[9] Ebd.
[10] AaO. 57.
[11] Miller, S.; Staal, D., 2004, S. 219.
[12] Bibel, Gute Nachricht, 1995
[13] Barz, P.; Rens, R.; Witte, E., 2000, S. 37.
[14] vgl. Miller, S.; Staal, D., 2004, S. 19f.
[15] Barz, P.; Rens, R.; Witte, E., 2000, S. 38.
[16] in Bibel nach Luther: „Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, damit ich die Schwachen gewinne. Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige rette.“
[17] Barz, P.; Rens, R.; Witte, E., 2000, S. 39.
[18] in Bibel nach Luther: „Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrühre.“
[19] Barz, P.; Rens, R.; Witte, E., 2000, S. 41.
[20] Miller, S., Staal, D., 2004, S. 89.
[21] AaO. 43.
[22] in Bibel nach Luther: „Ich behalte dein Wort in meinem Herzen, damit ich nicht wider dich sündige.“
[23] Barz, P.; Rens, R.; Witte, E., 2000, S. 44.
[24] Ebd.
[25] in Bibel nach Luther: „ und dass du von Kind auf die Heilige Schrift kennst, die dich unterweisen kann zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus. Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit“
[26] Barz, P.; Rens, R.; Witte, E., 2000, S. 46.
- Citation du texte
- Ines Diekmann (Auteur), 2006, Darstellung und Bewertung des amerikanischen Kindergottesdienstkonzepts „Promiseland“ unter dem Aspekt der Umsetzung in deutschen Gemeinden, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74253
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