Mit der vorliegenden Seminararbeit möchte ich die innere Entwicklung Karthagos von der Gründung an bis zum ersten Punischen Krieg mit dem Schwerpunkt auf der Gesellschaft darstellen. Das Thema der Arbeit steht nur für eines der vielen Randgebiete innerhalb des Gesamtthemas des Seminars ”Hannibal und Rom”, ist dafür aber insofern bedeutend, da sich die dargestellten sozialen Charakteristiken des punischen Volkes auf ihre militärpolitischen Entscheidungen in den Kriegen mit Rom auswirkten.
Was die Forschungslage hinsichtlich der Geschichte Karthagos angeht, sind die wesentlichsten Fortschritte erst in den letzten 25 Jahren gemacht worden. So ist zum Beispiel die erste echte Siedlungsgrabung erst 1974 erfolgt durch die internationale UNESCO-Kampagne ”Rettet Karthago” vor allem durch französische und deutsche Archäologen. Damit konnte eine konservative Theorie von Jean Ferron, die Friedrich Rakob noch 1979 in einem Vortrag vertrat, daß die Lage des frühen Karthagos bei Sidi bou Said sicher anzunehmen sei, widerlegt werden. Erst 1983 gelang Rakob der ”Nachweis archaischer Siedlungsschichten im Stadtareal zwischen Meeresufer und Byrsa”. Bis dahin hatte die Geschichte Karthagos in der Wissenschaft mehr oder weniger den Status einer Randkultur eingenommen.
Ich werde mit der Abhandlung meines Themas chronologisch vorgehen, d.h. von der Herkunft über die ersten Strukturen bis zum ausgeprägten Staatssystem.
Die Forschungsliteratur bietet ausreichend Material zur Bearbeitung und zur dialektischen Betrachtung des Themas, was gewisse Aspekte angeht, da der Gesellschaft Karthagos neben den punischen Kriegen eine relativ bedeutende Stellung zukommt.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Die karthagische Bevölkerung zur Zeit der Stadtgründung 814 v. Chr.
1.1. Herkunft der ersten Siedler
1.2. Erste gesellschaftliche Strukturen
2. Gesellschaftsklassen im aristokratischen Staatssystem
2.1. Herrschende Schicht
2.2. Das Volk
2.3. Sklaven und Fremde
Schluß
Literaturverzeichnis
Einleitung
Mit der vorliegenden Seminararbeit möchte ich die innere Entwicklung Karthagos von der Gründung an bis zum ersten Punischen Krieg mit dem Schwerpunkt auf der Gesellschaft darstellen. Das Thema der Arbeit steht nur für eines der vielen Randgebiete innerhalb des Gesamtthemas des Seminars ”Hannibal und Rom”, ist dafür aber insofern bedeutend, da sich die dargestellten sozialen Charakteristiken des punischen Volkes auf ihre militärpolitischen Entscheidungen in den Kriegen mit Rom auswirkten.
Was die Forschungslage hinsichtlich der Geschichte Karthagos angeht, sind die wesentlichsten Fortschritte erst in den letzten 25 Jahren gemacht worden. So ist zum Beispiel die erste echte Siedlungsgrabung erst 1974 erfolgt durch die internationale UNESCO-Kampagne ”Rettet Karthago” vor allem durch französische und deutsche Archäologen. Damit konnte eine konservative Theorie von Jean Ferron, die Friedrich Rakob noch 1979 in einem Vortrag vertrat, daß die Lage des frühen Karthagos bei Sidi bou Said sicher anzunehmen sei, widerlegt werden. Erst 1983 gelang Rakob der ”Nachweis archaischer Siedlungsschichten im Stadtareal zwischen Meeresufer und Byrsa”.[1] Bis dahin hatte die Geschichte Karthagos in der Wissenschaft mehr oder weniger den Status einer Randkultur eingenommen.[2]
Ich werde mit der Abhandlung meines Themas chronologisch vorgehen, d.h. von der Herkunft über die ersten Strukturen bis zum ausgeprägten Staatssystem.
Die Forschungsliteratur bietet ausreichend Material zur Bearbeitung und zur dialektischen Betrachtung des Themas, was gewisse Aspekte angeht, da der Gesellschaft Karthagos neben den punischen Kriegen eine relativ bedeutende Stellung zukommt.
1. Die Bevölkerung während der Stadtgründung
1.1. Herkunft der ersten Siedler
Die Vorfahren der phönizischen Siedler stammen ursprünglich aus dem vorderasiatischen Raum und werden zu den semitischen Stämmen gerechnet.[3] Den Erkenntnissen Bagnalls zufolge liegt ihr Ursprung vermutlich im Gebiet des Persischen Golfes.[4] Als wahrscheinlicher anzunehmen ist, daß sie eng verwandt mit den Kanaanitern sind, die im Alten Testament vor der Niederlage gegen die Israeliten den größten Teil Palästinas besiedelt haben. Die Phöniker nannten ihr Land selbst Kanaan und sie als Volk bezeichneten sich als Sidonier, was aus dem Alten Testament (Josua, Richter) und bei Homer hervorgeht.[5]
Der griechische Geschichtsschreiber Herodot berichtet, wie ägyptische Seefahrer einst die afrikanische Küste erkundet haben und dabei schließlich den fruchtbaren Ort am Meer fanden. Der Pharao Necho hatte einen Plan, das Rote Meer und den Nil durch einen Kanal zu verbinden. Da dieser aber scheiterte, beauftragte er phönizische Stammfahrer damit, mit der Flotte das Meer hinunterzufahren und von dort aus Afrika zu umsegeln, um dann über die Straße von Gibraltar und das Mittelmeer nach Ägypten zurückzukehren. Also fuhren die Seeleute bis es Herbst wurde und sie an den Ort an der libanesischen Küste gelangten. Das fruchtbare Land lockte sie zur Bebauung und nachdem sie geerntet hatten, segelten sie weiter für zwei Jahre, bis sie wieder in Ägypten eintrafen.[6] Da die Phönizier seit Urzeiten schon als Seefahrervolk bekannt waren, ist stark anzunehmen, daß die ersten Siedler ihres Stammes über das Meer in das Gebiet des späteren Karthagos fanden. Vermutlich hatten aber andere Siedler an der nordafrikanischen Küste auch einen Weg über das Land genommen. Obwohl sie auf fruchtbares Land stießen, mußten sie trotzdem erst die schwierigen landschaftlichen Bedingungen wie maximal 50 km2 Hinterland und Gebirgsausläufer überwinden, die die Städte voneinander so gut wie isolierten.[7] Es gab auch keine weiteren Zuwanderungen aus dem Nomadenbereich, so daß sich seit dem 12. Jh. die Phöniker als eigenständiges Volk entwickelten, das drei wesentliche Züge in seinem sprachlich-kulturellen und äußerlichen Typ vereint haben soll nach einer Erkenntnis von Fritz Schachermeyr, der eine rassengeschichtliche Untersuchung über das karthagische Volk vornahm. Er berührt hiermit ein Aspekt, der in der Forschungsliteratur wohl eher selten auftauchen dürfte, was aber nicht verwundern muß, wenn man die Entstehungszeit dieses Artikels in Augenschein nimmt. Anscheinend ist auch an diesem Schriftstück die NS-Zeit nicht spurlos vorübergegangen, widerspricht aber deshalb meiner bisher gewonnenen Erkenntnisse in seinem Inhalt nicht. Trotzdem muß der Artikel mit Vorsicht behandelt werden, da der Autor aus seinen Erkenntnissen sogar Rückschlüsse über die Wertigkeit der punischen ”Rasse" zieht.[8] (Meiner Ansicht nach gehören solche Betrachtungen nicht in die Wissenschaft, sondern in Propagandaschriften der Nazizeit.) Zum einen sollen orientalische wie armenoide Elemente, die wohl ihre Vorfahren aus ihrem Ursprungsland mitgebracht haben müßten, zu ihrem äußerlichen Wesen gezählt haben. Zum anderen aber habe sich das typisch mediterrane schon stark ausgeprägt.[9] Von daher ist auch der mögliche Einfluß der einheimischen Bevölkerung – trotzdem sie nach der Ansiedlung der phönikischen Stämme denen untertänig wurde – mit einzuschließen.
2. Erste gesellschaftliche Strukturen
Niemeyer nimmt in seinem schon zitierten Vortrag sicher an, daß sich in Karthago von Anfang an eine soziale Schichtung herausgebildet hat und zwar mit allen Strukturen, die bis zu seinem Untergang bewahrt wurden. So sollen schon seit der Besiedlung Händler, Soldaten und Seefahrer die Mittelschicht vertreten haben gegenüber einer sich mehrfach untergliedernden Klasse von Aristokraten, die sich vermutlich seit jeher Sklaven gehalten haben[10], worüber aber leider keine sichere Quelle existiert. Diese Auffassung ist durchaus plausibel, denn irgendwie mußte das relativ zentriert angesiedelte Volk ja politisch gelenkt werden, wenn auch damals noch nicht nach dem von vielen griechischen und römischen Autoren gelobten späteren, weiterentwickelten System. Außerdem nimmt man an, daß es zumindest bis zur Stadtgründung von Königen regiert wurde. Dies belegt die Gründungslegende, die besagt, daß die aus Tyrus stammende Dido (Elissa) nach ihrer Ankunft in Karthago dort als Königin eingesetzt wurde.[11]
[...]
[1] Niemeyer, H. G., Das frühe Karthago und die phönikische Expansion im Mittelmeerraum. Als öffentlicher Vortrag der Joachim-Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften gehalten am 31.5.1988 in Hamburg, Göttingen 1989, S.7.
[2] Niemeyer, Das frühe Karthago, S32.
[3] Schachermeyer, F., Karthago in rassengeschichtlicher Betrachtung, in: Vogt, J., Rom und Kartago. Ein Gemeinschaftswerk, Leipzig 1943, S.12.
[4] Bagnall, N., Rom und Karthago. Der Kampf ums Mittelmeer, Berlin 1995, S.13.
[5] Warmington, B. H., Carthage, 2. Auflage, London 1969, S.12-13.
[6] Bagnall, Rom und Karthago, S.13.
[7] Bagnall, S.14.
[8] Schachermeyer schreibt z. Bsp.: ”Wie wir nun schon eingehend nachgewiesen haben, spielte im punischen Blut sowohl die hamitische wie auch die armenoide Komponente [...] eine sehr bedeutende Rolle. Diese beiden Rassen scheinen mit einigen ihrer charakteristischsten Anlagen und Fähigkeiten für den ”schlechten Ruf” der Punier verantwortlich zu sein.”, in: Schachermeyr, Karthago rassengeschichtlich, S.29.
[9] Schachermeyr, Karthago rassengeschichtlich, S.12-13.
[10] Niemeyer, Das frühe Karthago, S.19.
[11] Niemeyer, Das frühe Karthago, S.19.
- Arbeit zitieren
- Ulrike Stürzkober (Autor:in), 1999, Die Gesellschaft Karthagos vor dem ersten Punischen Krieg (264-241 v. Chr.) unter Einbeziehung politischer Aspekte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74121
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