Das Gelobte Land Reymonts, das Schauplatz und Hintergrund des Geschehens darstellt, ist situiert im urbanen Raum einer Textilindustriestadt Lodz, die als Ort der Armut und des sozialen Elends in der Zeit der Industrialisierung dargestellt wird. Der Roman gehört in das Umfeld der Literatur über die Großstadt. In Das Gelobte Land setzt sich Reymont mit den Veränderungen im Lebens- und Wahrnehmungsbereich durch Technisierung und Urbanisierung des Lebensraums Lodz auseinander. Seine Thematisierung urbaner Realität ist eine Auseinandersetzung mit der großstädtischen Lebenswelt. Seinen Roman gestaltet Reymont mit den Phänomenen der Dynamik, der Technisierung und der pulsierenden großstädtischen Betriebsamkeit als Kennzeichen des urbanen Lebensraums sowie der urbanen Wahrnehmung. Mit der Erfassung und Gestaltung des urbanisierten und technisierten Lebensraums zeigt Reymont die Missstände und Schattenseiten der Industriestadt wie etwa die ihr innewohnende soziale Problematik und die immer deutlicher hervortretende Diskrepanz zwischen Arbeitern und Fabrikbesitzern auf.
Das Thema der Untersuchung ist die literarische Gestaltung der spezifischen Stadt- und Landräume in Reymonts Das Gelobte Land, die sich kontrastiv gegenüberstehen. Durch einen detaillierten Umgang mit dem Text sollen die spezifischen Merkmale und Erscheinungsformen des großstädtischen und des ländlichen Lebensraum herauskristallisiert werden. Es gilt außerdem mit Hilfe von Textbeispielen aus Das Gelobte Land verschiedene Motive der Industriestadt wie ihr Verdrängen der Natur, das sich zum Ersatz steigert und ihr aggressives Einwirken auf die Bewohner herauszuarbeiten und auf ihre Funktion innerhalb des Romans hin, zu beleuchten. Dabei soll untersucht werden, mit welchen Darstellungsmitteln Reymont die Realität sowie den Raum der urbanisierten und technisierten Welt erfasst und gestaltet.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Das Bild der Stadt
1.1 Die Stadt als Moloch
2. Menschen in der Stadt
2.1 Die Masse
2.2 Arbeiter als Automaten
3. Dominanz der Technik
3.1 Maschinen
3.2 Die Fabrik als Bedrohung
4. Die Natur in der Stadt
4.1 Bedrohte Natur
5. Gegenwelt
5.1 Das Land
Fazit
Literaturverzeichnis
Einleitung
Das Gelobte Land Reymonts, das Schauplatz und Hintergrund des Geschehens darstellt, ist situiert im urbanen Raum einer Textilindustriestadt Lodz, die als Ort der Armut und des sozialen Elends in der Zeit der Industrialisierung dargestellt wird. Der Roman gehört in das Umfeld der Literatur über die Großstadt. In Das Gelobte Land setzt sich Reymont mit den Veränderungen im Lebens- und Wahrnehmungsbereich durch Technisierung und Urbanisierung des Lebensraums Lodz auseinander. Seine Thematisierung urbaner Realität ist eine Auseinandersetzung mit der großstädtischen Lebenswelt. Seinen Roman gestaltet Reymont mit den Phänomenen der Dynamik, der Technisierung und der pulsierenden großstädtischen Betriebsamkeit als Kennzeichen des urbanen Lebensraums sowie der urbanen Wahrnehmung. Mit der Erfassung und Gestaltung des urbanisierten und technisierten Lebensraums zeigt Reymont die Missstände und Schattenseiten der Industriestadt wie etwa die ihr innewohnende soziale Problematik und die immer deutlicher hervortretende Diskrepanz zwischen Arbeitern und Fabrikbesitzern auf.
Das Thema der Untersuchung ist die literarische Gestaltung der spezifischen Stadt- und Landräume in Reymonts Das Gelobte Land, die sich kontrastiv gegenüberstehen. Durch einen detaillierten Umgang mit dem Text sollen die spezifischen Merkmale und Erscheinungsformen des großstädtischen und des ländlichen Lebensraum herauskristallisiert werden. Es gilt außerdem mit Hilfe von Textbeispielen aus Das Gelobte Land verschiedene Motive der Industriestadt wie ihr Verdrängen der Natur, das sich zum Ersatz steigert und ihr aggressives Einwirken auf die Bewohner herauszuarbeiten und auf ihre Funktion innerhalb des Romans hin, zu beleuchten. Dabei soll untersucht werden, mit welchen Darstellungsmitteln Reymont die Realität sowie den Raum der urbanisierten und technisierten Welt erfasst und gestaltet.
1. Das Bild der Stadt
1.1. Die Stadt als Moloch
In Das Gelobte Land entwirft Reymont ein negativ besetztes Bild der Großstadt Lodz, das eine in Nebel und Schmutz versunkene Stadt, die durch Masse ihrer Bewohner und die Entwicklung ihrer Industrie geprägt ist, darstellt. Rauchwolken, Regen, Wind, Dunst und mit Kot bedeckte Straßen bilden den atmosphärischen Raum von Lodz, der bereits zu Beginn des Romans umrissen wird:
Ein dünner Sprühregen, ein richtiger Märzregen, vermischt mit Schnee, fiel ununterbrochen hernieder und umgab Łódź mit einem schweren, klebrigen Dunst. Er trommelte auf den Blechdächern und floß von ihnen herunter direkt auf die Bürgersteige, auf die schwarzen und mit schlüpfrigem Kot bedeckten Straßen, auf die nackten, an lange Mauern sich anschmiegenden Bäume, die, vom Wind gezaust, vor Kälte erzitterten. Der Wind hatte sich irgendwo von den aufgeweichten Feldern losgerissen und wälzte sich schwer durch die schmutzigen Straßen der Stadt (I, 7).
Das Hässliche und Gespenstische der dargestellten Großstadt wird durch die riesigen Fabrikbauten hervorgehoben, die sich wie mächtige Kolosse aneinander reihen. Schornsteine, die mal als Hälse, mal als Stämme der Bäume erscheinen, sind integrale Bestandteile, ja Wesenszüge dieser Industriestadt. Lebloses scheint hier seltsam belebt. Der Roman setzt bereits mit der Beschreibung der erwachten Großstadt ein, die als ein lebendiger kollektiver Körper hevortritt. Neben den Fabrikschornsteinen nehmen auch andere künstliche Dinge und technische Phänomene den Platz der Natur ein: Während die Schornsteine die Bäume oder den Wald in der Stadt ersetzen, ersetzen die Laternen, die als „elektrische Sonnen“ apostrophiert werden den Mond und erzeugen somit Künstlichkeit, die die Natur in Lodz zu verdrängen scheint. Das Hässliche und Trübe der Stadt kommt ferner dadurch zum Ausdruck, dass der Himmel wie ein „schweres, schmutziges Tuch“ beschrieben wird und der Regen wie ein „ekelerregender Speichel“ (I, 25) rieselt. Die Abwesenheit der Stille und der Ruhe in diesem chaotischen Lebensraum ist ersichtlich aus der Dynamik der Großstadt, die sich offenkundig akustisch äußert. Der unaufhörliche Lärm der Fabriken, das Dröhnen der Lastwagen, Schreie und Ausrufe auf den Straßen sind hervorstechende akustische Elemente von Lodz, die auf die negative Wertigkeit dieser Stadt hinweisen. Die Industriestadt wird als eine dynamisierte Welt erfahren. Trawiński, der den zum Untergang verurteilen polnischen Adel in Das Gelobte Land präsentiert, musste diese Erfahrung der Stadt erfahren. Die Stadt gestaltet sich ferner als bedrohlich für das Individuum. Im grosstädtischen Treiben, in der Flut von visuellen und akustischen Reizen, scheint Trawiński, dessen Geist und Körper sich nicht der veränderten Lebenssituation sowie den Gegebenheiten der Großstadt anpassen können, unterzugehen. Er erliegt der „mächtigen Lebenskraft“ und dem „pulsierenden Leben“ der Großstadt und lässt sich, vom Straßenlärm betäubt, gleichgültig vom Menschenmeer tragen:
In kraftlosem Haß schaute er auf die in der Dämmerung mit tausend Fenstern leuchtenden Fabriken, auf diese riesige Straße, die wie ein von Rauch und schmutzigem Himmel bedeckter Kanal dalag und vor Energie heulte, die Lichtströme ausgoß und in der eine mächtige Lebenskraft pulsierte. […] [Das] dumpfe, in seiner Unablässigkeit mächtige Sausen, das sich von den Fabriken und Werkstätten ergoß, tat ihm weh, weh tat ihm das so stark pulsierende Leben […]. Er verstand es nicht, in dieser Welt zu leben. Er verstand es nicht, sich der Umgebung anzupassen (I, 202).
Angesichts der gewaltigen Energie der Großstadt, fühlt sich Trawiński ohnmächtig:
Er fühlte seine Ohnmacht, er fühlte, im nächsten Augenblick musste er aus diesem riesigen Strudel, aus dieser Maschine, aus diesem Łódź hinausgeschleudert werden, wie Abfall, wie eine aufgesogene, zu nichts taugende Masse, die dieses Stadtungeheuer nicht mehr brauchte (I, 201).
An dieser Stelle offenbart sich die Macht der Stadt bei gleichzeitiger Ohnmacht des Menschen. Der Mensch wird hier zum hilflosen Objekt einer allmächtig agierend und zum Ungeheuer gesteigerten Stadt, die immer wieder metaphorisch in den kreatürlichen Bereich übertragen wird. Die Dämonie der Stadt wird in ihrer Verlebendigung manifest:
Die Stadt schlief. In die Schatten gekauert, sog sie sich wie ein Polyp an der Erde fest, mit allen Fühlern der Fabriken, und die fernen, hier und da flackernden elektrischen Sonnen blickten mit bläulichen Augen in die Nacht und wachten über dem schlafenden Moloch wie ein Kranichschar mit feurigen Augen (II, 355).
Das Ende des Romans setzt die bereits angedeutete Zerstörung alles Lebenden durch das „Gelobte Land“ metaphorisch in einer noch radikaleren Form um:
Sie [die Menschen] kamen, es [das ‚Gelobte Land’] mit ihrem Blut zu düngen, und brachten ihm Kraft, Jugend, Gesundheit, ihre Freiheit, Hoffnungen und Elend, Hirn und Arbeit, Glauben und Träume. Für dieses ‚Gelobte Land’, für diesen Polypen verödeten Dörfer, verschwanden Wälder […] alles verschlang der Polyp in sich hinein und zermalmte es zwischen seinen Kiefern, er fraß Menschen und Dinge, Himmel und Erde (II, 357).
Die zitierte Textstelle nimmt das Motiv der Stadt als Ungeheuer wieder auf. Die Metapher, die die Stadt als apokalyptisches Ungeheuer, als Polypen auffasst, der alles Irdische – Menschen und Natur – vernichtet, in sich verschlingt, macht die absolute Vormachtstellung der Stadt, die Übergewalt bei gleichzeitiger Ohnmacht und dem Ausgeliefertsein der Menschen an den vernichtenden Organismus deutlich. Im Bild der Großstadt als einem natur- und menschenverschlingenden Gebilde äußert sich ihre unausweichliche und gewaltige Ausdehnung.
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