In Deutschland herrscht eine hohe Alphabetisierungsquote, womit davon ausgegangen werden kann, dass fast alle Gesellschaftsmitglieder in der Lage sind, Texte zu produzieren und rezipieren. Beim Lesen von Schriften, ist uns oft intuitiv klar, ob ein Brief, ein Interview, ein Zeitungsartikel, ein Märchen oder ein Roman vorliegt. Jeder Text weist sprachliche und strukturelle Merkmale auf, welche ihn von anderen Texten abgrenzen und vergleichbar machen und wodurch er sich einer Textsorte zuordnen lässt. Oft spielen hierbei auch kulturelle und gesellschaftliche Faktoren ein Rolle, die dem Verfasser und Leser/Hörer bereits ein gewisses Spektrum an Textwissen vermittelt haben. Dennoch ist eine Zuordnung nicht immer eindeutig und sofort erkennbar. Hierzu ist es notwendig, einige Fragen zu klären: Wie ist der Begriff „Text“ definiert? Was macht einen Text aus? Welche Kriterien muss ein Text erfüllen? Was ist eine Textsorte und wie lässt sie sich bestimmen? Diese Antworten versucht die Linguistik zu geben.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Klärung der Begrifflichkeit „Text“
3. Textsortenbestimmung
3.1. Annäherung an die Begrifflichkeit der Textsorte
3.2. Die alltagsprachliche Textsortendefinition
3.3. Der linguistische Begriff der Textsorte
4. Schlussbemerkung
1. Einleitung
In Deutschland herrscht eine hohe Alphabetisierungsquote, was bedeutet, dass fast alle Menschen in der Lage sind, Texte zu produzieren und zu rezipieren. Beim Lesen von Schriften, ist uns oft intuitiv klar, ob ein Brief, ein Interview, ein Zeitungsartikel, ein Märchen oder ein Roman vorliegt. Jeder Text weist sprachliche und strukturelle Merkmale auf, welche ihn von anderen Texten abgrenzen und vergleichbar machen, wodurch er sich einer Textsorte zuordnen lässt. Oft spielen hierbei auch kulturelle und gesellschaftliche Faktoren ein Rolle, welche dem Verfasser und Leser/Hörer bereits ein gewisses Spektrum an Textwissen vermittelt haben. Dennoch ist eine Zuordnung nicht immer eindeutig und sofort erkennbar. Hierzu ist es notwendig, einige Fragen zu klären: Wie ist der Begriff „Text“ definiert? Was macht einen Text aus? Welche Kriterien muss ein Text erfüllen? Was ist eine Textsorte und wie lässt sie sich bestimmen? Diese Antworten versucht die Linguistik zu geben. Aufgabe der Textlinguistik ist die Anwendung und Ausweitung der sprachwissenschaftlichen Kenntnisse auf Texte und ihre Funktion. Auch wenn die Textlinguistik als Teilgebiet der Sprachwissenschaft erst seit Mitte der 1960er Jahre existiert, gibt es leider, trotz vieler Ansätze, nur sehr wenige Ergebnisse. Die linguistische Textanalyse setzt sich zum Ziel, den grammatischen und thematischen Aufbau sowie die kommunikative Funktion des Inhalts sichtbar zu machen und darzustellen. So verhilft die Textlinguistik zu einem besseren Textverständnis und zeigt dabei auch verschiedene Schreibmuster auf, welche hilfreich für das eigene Produzieren von Texten sein können. Als ein sehr wichtiger Teil der Textlinguistik wird die Textsortenbestimmung gesehen. Es existieren sehr viele unterschiedliche Arten von Schriften und Mitteilungen: Im literarischen Bereich werden epische (Märchen, Fabeln, Novellen), lyrische (Balladen, Reime, Erzählgedichte) und dramatische Texte (Schauspiele, Sketche, Hörspiele) klassifiziert. Im nicht literarischen Bereich, finden wir jedoch auch eine ganze Reihe von verschiedenen Texten, die sogenannten Gebrauchstexte, wie beispielsweise Tagebücher, Briefe, Kochrezepte, Zeitungsartikel oder Liedtexte. Die Textsortenbestimmung als Teilbereich der Textlinguistik ermöglicht das Ausschließen bestimmter Gruppen von Textexemplaren, weist auf das Textsortenrepertoire einer bestimmten Gesellschaft hin und dient der Zuordnung von Texten zu Textsorten, die eine Beschreibung erleichtern. In der Textlinguistik sind verschiedene Modelle entstanden, welche Texte auf unterschiedlichen Ebenen analysieren. Dabei wird vor allem mit merkmalsorientierten Kombinationsmodellen, funktionalen, und interaktiv- konstruktivistischen Modellen gearbeitet.[1] Die Modelle arbeiten mit unterschiedlichen Komponenten, welche zu der Erschließung eines Textes führen, und setzen hierbei alle andere Schwerpunkte. Der integrative Ansatz berücksichtigt strukturelle und funktionale Merkmale gleichermaßen.
In meiner Arbeit möchte ich mich vor allem damit beschäftigen, was unter dem Begriff Text verstanden wird und wie sich Texte einer Textsorte zuordnen lassen, da die Textsortenbestimmung auch ein ganz entscheidender Teil einer kompletten Textanalyse ist.
Zunächst möchte ich versuchen, die Begrifflichkeit des Textes zu erläutern, da geklärt sein sollte, was den Gegenstand der Textsortenbestimmung ausmacht.
Dabei soll vor allem der Ansatz von Brinker als Beispiel einer funktionalen Textsortenanalyse dienen und hier ausführlich dargestellt werden.
2. Klärung der Begrifflichkeit „Text“
„Eine abschliessende linguistische Definition der Grösse ’Text’ gibt es (bis jetzt noch) nicht.“[2] Diese Aussage zeigt, dass auf dem Gebiet bisher noch keine allgemein gültige Klärung der Begrifflichkeit vorliegt. Alltagssprachlich gilt als Text jede Niederschrift, die aus mehreren Sätzen besteht, doch diese Eigenschaft ist nicht zureichend, wie folgendes Beispiel zeigt:
„Ich habe leider nicht genug zu lesen. Die Kommission hat den Vorschlag abgelehnt. In den Ferien bleibt niemand gern zu Hause.“[3]
Die Sprachwissenschaft beschäftigt sich intensiv mit einer genaueren spezifischen Erläuterung des Begriffs und versucht, die Erkenntnisse der Alltagssprache wissenschaftlich zu begründen und gegebenenfalls zu widerlegen. Anders als der alltagssprachliche Textbegriff umfasst der textlinguistische Ansatz alle Arten von Äußerungen. Doch den Terminus des Textes mit einer allgemeingültigen Definition darzulegen, ist nicht möglich, da zu viele unterschiedliche Meinungen existieren. Es lassen sich vor allem zwei Hauptströmungen der Textlinguistik unterscheiden, die sich eingehend mit dem Textbegriff beschäftigen: die sprachsystematisch ausgerichtete und die kommunikationsorientierte Textlinguistik. Beide Wissenschaften haben ein eigenes Verständnis des Begriffs und verfolgen ein sich unterscheidendes Ziel. So werden die Merkmale der sprachlichen Einheit Text häufig textintern (an den sprachlichen Strukturen im Text orientiert) und textextern (kommunikationsorientiert) erfasst.
Die strukturalistische Linguistik geht von dem „Satz“ als Grundeinheit des Textes aus,[4] wodurch sie Texte als „das primäre sprachliche Zeichen“ betrachtet. Sie versteht sich ausdrücklich als eine Linguistik der „langue“, bzw. der „Kompetenz“.[5]
Die Satzfolgen werden nach grammatischen Merkmalen, wie der Morpheme oder der Satzglieder, untersucht. Es werden ausschließlich die syntaktisch- semantischen Beziehungen zwischen den Sätzen bewertet. So wird der Text als „eine kohärente Folge von Sätze“ gesehen.[6] Im Zentrum dieser Darstellung stehen die zusammenhängenden semantischen Beziehungen zwischen Elementen der jeweiligen Oberflächenstrukturen der Texte. Der Text besteht aus Satzverflechtungen und Satzverknüpfungen und ist „ [...] ein durch ununterbrochene pronominale Verkettung konstituiertes Nacheinander sprachlicher Einheiten (Harweg: 1968. 148).“[7]
Die kommunikationsorientierte Textlinguistik hingegen geht davon aus, dass Texte immer in Kommunikationssituationen eingebettet sind. Entstanden aus der pragmatischen Definition, welche die Textfunktion und den ganzen Kommunikationszusammenhang in den Vordergrund stellt, orientiert sich diese Vorstellung nicht mehr an den formalen, sprachlichen Eigenschaften. Ein „Text ist unter diesem Aspekt betrachtet jede sprachliche Äußerung, die in einem irgendwie gearteten Handlungs- oder Verstehenszusammenhang eine erkennbare kommunikative Funktion erfüllen kann.“[8] Die im Text enthaltene sprachliche Handlung steht im Vordergrund dieser Betrachtung, da Texte nicht allein aufgrund ihrer inneren Struktur verstanden werden können.
„Ein Text wäre danach, textintern gesehen, ein komplexes sprachliches Zeichen, das nach den Regeln des Sprachsystems (langue) gebildet ist. Textextern gesehen, wäre ein Text dann gleichbedeutend mit 'Kommunikationsakt'."[9]
In der Fachliteratur tauchen sehr viele unterschiedliche Definitionen für den Begriff des Textes auf und es erscheint unmöglich, diese zusammenfassend darzustellen. Da die vielfachsten Texte existieren, ist es utopisch, einen allgemeingültigen Textbegriff zu entwickeln, welcher bestimmen soll, „was immer und überall als Text zu gelten hat“[10]. Ein Text kann weder allein systemlinguistisch noch kommunikativ hinreichend erläutert werden. Aus diesem Grund versucht Brinker in seiner Ausführung einen integrativen Textbegriff zu entwickeln. Er sieht die beiden Grundpositionen der Textlinguistik „nicht als alternative, sondern als komplementäre Konzeptionen“[11], die aufeinander bezogen werden sollen, woraus sich folgende Definition ergibt: „Der Terminus „Text“ bezeichnet eine begrenzte Folge von sprachlichen Zeichen, die in sich kohärent ist und die als Ganzes eine erkennbare kommunikative Funktion signalisiert.“[12]
[...]
[1] vgl. Hünecke, R. Pfefferkorn, O., Riecke, J., Schuster, B.-M., Voeste, A. (Hrsg.): Einführung in die historische Textanalyse. Göttingen. 2004. S. 44
[2] Linke, A./Nussbaumer, M./Portmann, P.R.: Studienbuch Linguistik. 4. Auflage. Tübingen. 2001. S. 212
[3] Brinker, K. : Linguistische Textanalyse. Eine Einführung in Grundbegriffe und Methoden. Berlin. 2001. S.10
[4] vgl. Gülich/Raible: Linguistische Textmodelle. München. 1977. S. 46
[5] Brinker, K. : Linguistische Textanalyse. Eine Einführung in Grundbegriffe und Methoden. Berlin. 2001. S.14
[6] Brinker, K. : Linguistische Textanalyse. Eine Einführung in Grundbegriffe und Methoden. Berlin. 2001. S.14
[7] Oh, Jang-Geun: Das strategische Textverstehen. Münster. 1999. S. 25
[8] Imhasly/Marfurt/Portmann: Konzepte der Linguistik. Eine Einführung. Wiesbaden. 1979. S. 152
[9] Gülich/Raible: Linguistische Textmodelle. München. 1977. S. 47
[10] Heinemann, M/Heinemann, W.: Grundlagen der Textlinguistik. Interaktion- Text- Diskurs. Tübingen. 2002. S. 102
[11] Brinker, K. : Linguistische Textanalyse. Eine Einführung in Grundbegriffe und Methoden. Berlin. 2001. S.17
[12] ebd.
- Citation du texte
- Christine Stock (Auteur), 2005, Textsortenbestimmung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74088
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