Hier wird ein kurzer und prägnanter Überblick über die Theorien zum projektorientieren Unterricht und dessen schlussfolgernde Bedeutung für den Unterricht mit körperbehinderten Schülern unter verschiedenen Aspekten (wie z.B. Handlungsorientierung, Motivation, Selbstständigkeit, Differenzierung und Individualisierung) gegeben.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Der Begriff „projektorientierter Unterricht“
3 Kennzeichen und Grundprinzipien des projektorientierten Unterrichts
4 Warum projektorientiert unterrichten?
5 Ziele des projektorientierten Unterrichts
6 Zur Struktur des projektorientierten Unterrichts
6.1 Die Phase der Vorbereitung und Planung
6.2 Die Phase der Durchführung
6.3 Die Phase der Präsentation
7 Vorsicht vor Missverständnissen
8 Vor- und Nachteile eines projektorientierten Unterrichts
9 Warum ist projektorientierter Unterricht für Schülerinnen und Schüler mit Körperbehinderungen so bedeutsam?
9.1 Handlungsorientierung
9.2 Individualisierung und Differenzierung
9.3 Lebensweltbezug
9.4 Motivation
9.5 Selbstbestimmung und Selbstständigkeit
9.6 Selbstvertrauen
9.7 Fazit
10 Grundlagen für eine Umfrage
6 Literaturverzeichnis
Anhang A – Ein möglicher Umfragebogen
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Bei meiner Arbeit in einer Schule für Körperbehinderte habe ich in Wirtschaft/ Technik wiedermal das Thema Excel vor mir gehabt. Doch diesmal hatte ich eine neue Vorstellung von der Umsetzung. Ziel ist es, am Ende Diagramme erstellen zu können. Im vergangenen Jahr hab ich dazu einfach eine Umfrage in der Klasse selbst zur Musikrichtung oder so gemacht, damit die Schüler eine bessere Vorstellung über den Sinn von Diagrammen bekommen. Doch dieses Jahr hab ich mir vorgenommen, eine noch größere Umfrage zu starten, damit die Diagramme auch an Aussagekraft gewinnen.
Ich wollte also ein Projekt mit dem Ziel eines Wandplakats mit meinen Schülern durchführen. Da wir aber nicht durchgängig am Projekt arbeiteten und nebenbei auch noch den Umgang mit Excel erlernten, war es eher ein projektorientierter Unterricht. Genau deswegen habe ich mich einmal näher mit dem Thema projektorientierten Unterricht beschäftig. Und diese Überlegungen, die ich dabei angestellt habe, möchte ich in dieser Hausarbeit darstellen.
2 Der Begriff „projektorientierter Unterricht“
Meyer beschreibt projektorientierten Unterricht als eine Weiterentwicklung der Projektmethode von Dewey und Kilpatrick, wobei Begriffen wie Vorhaben, Projekt, Projektunterricht, Projektarbeit und Projektwoche eng miteinander verwandt und nicht genau voneinander abgrenzbar sind.[1] Um also den projektorientierten Unterricht beschreiben zu können sollten erst die Begriffe Projekt, Vorhaben, Projektwoche und Projektmethode geklärt werden.
Ein Projekt beschreibt Meyer als eine Verbindung von Leben, Lernen und Arbeiten, sodass ein Thema oder ein Problem dass sowohl gesellschaftlich relevant als auch auf die individuellen Interessen und Fähigkeiten der Schüler abgestimmt ist, nicht nur innerhalb des Klassenzimmers bearbeitet werden kann,.[2]
Die Projektmethode wurde in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts von Dewey und Kilpatrick entwickelt. Sie wollten den Unterricht an die Interessen und Bedürfnisse der Schüler anpassen. Ein wichtiger Aspekt war ihnen das „learning by doing“ (Lernen durch Tun), also das Lernen mit Kopf und Hand.[3] In Deutschland wurden danach das Vorhaben u.a. von Haase entwickelt. Ein Vorhaben bezeichnet ein eher kleines Projekt, bei dem das angestrebte Ergebnis den Arbeitsprozess bestimmt.[4] Allerdings nimmt der Lehrer eine dominantere Rolle ein als das beim eigentlichen Projekt der Fall ist.
Der projektorientierte Unterricht stellt sozusagen ein Kompromiss aus Projekt und Vorhaben dar. Die Schüler sollen hier möglichst selbstständig arbeiten und die Lehrerdominanz entsprechend zurückgenommen werden. Beim projektorientierten Unterricht wird schulisches und außerschulisches Lernen miteinander verbunden und die reale Lebenswelt der Schüler einbezogen. Verfechter des projektorientierten Unterrichts weisen darauf hin, dass es sich hierbei nicht um eine beliebig einsetzbare Methode, sondern um eine neue Art des Unterrichts handele.[5]
Die oben beschriebene Projektmethode kommt im projektorientierten Unterricht zum Einsatz. Projektorientierter Unterricht stellt den weiteren Begriff dar, der verschiedene Unterrichtsformen einschließt. Er entspricht nicht vollständig der Projektmethode und berücksichtigt nur einige der wichtigsten Projektkriterien, ist jedoch trotzdem darum bemüht, Kooperation, Selbstbestimmung und Kommunikation zu fördern. Dennoch ist es nicht selten sachlich konsequenter statt von Projektunterricht von projektorientiertem Unterricht zu sprechen.
3 Kennzeichen und Grundprinzipien des projektorientierten Unterrichts
Im Gegensatz zum abstrakten Lernen vollzieht sich das projektorientierte in lebenspraktischen Zusammenhängen mit einer realen Zielperspektive. Dabei wird ein Thema aus der sozialen Umwelt der Schüler gewählt und sie werden in Selbst- und Mitbestimmung gestärkt.
Nach Petilliot-Becker ist ein Projekt durch vier Aspekte gekennzeichnet: Es ist bedürfnis-, prozess-, ziel- und ergebnisorientiert. Bedürfnisorientierung meint, dass das Thema den Bedürfnissen und Interessen der Schüler entspricht. Die Projektidee kann dabei sowohl von den Schülern, Lehrern also auch von anderen Personen entstehen. Prozessorientierung meint, dass der Prozess ebenso wichtig ist, wie der Inhalt und das Ergebnis. Für die Projektarbeit wird eine Projektgruppe gebildet, die idealerweise aus vier bis fünf Personen besteht. Diese Gruppe kann interessengeleitet entstehen, aber auch aufgrund von rahmenstrukturellen Vorgaben (Klassenverband etc.). Die Gruppenmitglieder müssen gemeinsam und zusammen arbeiten, sie müssen verschiedene Fragen zur Planung, Durchführung und Auswertung klären. Der Aspekt des sozialen Miteinanders ist also zentral zu sehen für das Funktionieren des projektorientierten Unterrichts. Zielorientierung meint, dass ein zu erreichendes Ziel vorab definiert wird. Dieses Ziel bestimmt auch das weitere Vorgehen im Verlaufe des Projektes. Und Ergebnisorientierung meint, dass ein Endprodukt (Ergebnis) entstehen muss.[6]
Weitere Merkmale des projektorientierten Unterrichts sind Problemorientierung, Verbindung verschiedender Fächer (Interdisziplinarität), Verbindung von Theorie und Praxis.
Auch die Lehrerrolle ist in dieser Unterrichtsform eine andere. Der Lehrer soll den Schülern nicht mehr Wissen vermitteln und sie zur Arbeit anleiten. Er soll sie vielmehr in ihrer Arbeit beraten, Anregungen geben und ihnen helfen, wenn sie nicht mehr weiterkommen.[7]
Godjons stellt zusammenfassend einen Merkmalskatalog zusammen, durch die ein Projekt beschrieben werden kann. Sie sollen hier nur genannt und nicht konkretisiert werden, da dies den Rahmen der Arbeit übersteigen würde:
„Situationsbezug und Lebensweltorientierung“
„Orientierung an den Interessen der Beteiligten“
„Selbstorganisation und Selbstverantwortung“
„gesellschaftliche Praxisrelevanz“
„Zielgerichtete Projektplanung“
„Produktorientierung“
„Einbeziehen vieler Sinne“
„ Soziales Lernen“
„Interdisziplinarität“[8]
4 Warum projektorientiert unterrichten?
Es ist nichts Neues, wenn man gegenwärtig von einer „veränderten Sozialisation“ spricht. Gemeint ist damit die zunehmende sekundäre Aneignung von Wirklichkeit durch die Veränderungen der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen. . Die Kinder machen nur noch wenige primäre Erfahrungen. Vieles wird ihnen via Fernsehen oder Computer vermittelt. Die aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt und dem Umfeld geht immer mehr zurück. Ebenso werden in der Kleinfamilie zunehmend weniger soziale Erfahrungen gemacht. Somit ist ein elementarer Auftrag der Schule, verstärkt sinnliche Erfahrungen und aktive Verarbeitung zu ermöglichen.[9] Die im letzten Abschnitt genannten Kennzeichen und Grundprinzipien verdeutlichen, dass die Schüler im projektorientierten Unterricht die Möglichkeit haben, soziale Erfahrungen zu sammeln und sich aktiv mit dem Thema zu auseinanderzusetzen.
Ein weiterer Aspekt ist die lern- und entwicklungspsychologische Erkenntnis, dass Denken und Handeln zusammenhängen. Die Schule kann sich also nicht nur mehr darauf beschränken, Begriffe zu vermitteln, sondern muss das Denken durch Handlung aufbauen. Die durch das Handeln erworbenen Einsichten können nun noch durch multimodale (vielsinnige) Anregungen miteinander vernetzt werden, sodass der Lernprozess weiter optimiert wird.[10] Die Handlungsorientierung im projektorientierten Unterricht bietet auch unter diesem Gesichtspunkt Chancen zur Entwicklungsförderung der Schüler.
Petilliot-Becker stellt berechtigterweise die Frage, ob Lehrer die Schüler ausreichend auf das Leben nach der Schule vorbereiten. Sie stellt fest, dass der große Teil der Schülerschaft heutzutage zu einer sogenannten „Abholmentalität“ neigt. Damit meint sie, dass die Schüler sich weniger mit Inhalten auseinandersetzen, sondern sie nur noch konsumieren und regelrecht darauf warten, diese vom Lehrer serviert zu bekommen. Es entwickelt sich eine immer größere Individualität, d.h. es fällt den Schülern immer schwerer, aufeinander zuzugehen, miteinander zu kommunizieren und zu interagieren. Demzufolge muss eine weitere Aufgabe des Unterrichts bzw. der Schule sein, dieser Tendenz entgegenzuwirken und die Schüler zur aktiven Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen und Inhalten zu bewegen und zu eigenverantwortlicher, selbstständiger Arbeit in Gruppen zu erziehen. Hierfür scheint u.a. das Arbeiten in Projekten bzw. der projektorientierte Unterricht ebenso geeignet.[11] Die Schüler können „nach ihren Interessen und Neigungen ziel- und ergebnisorientiert selbstständig arbeiten. Ein wesentlicher Aspekt ist die Selbstständigkeit des Lernenden und das soziale Miteinander der Gruppenmitglieder“.[12]
Ein nicht unbedeutendes Argument ist das der Motivation. Die Schüler arbeiten wesentlich motivierter an einem eigenen Vorhaben mit dem Ziel ein eigenes Produkt zu erschaffen. Hier besteht also die Möglichkeit der intrinsischen Motivation, d.h. es von selbst zu wollen.[13]
5 Ziele des projektorientierten Unterrichts
Durch projektorientiertes Lernen sollen Schüler befähigt werden, eigene Handlungsmöglichkeiten zu erfahren, Probleme zu artikulieren und sich mit ihnen auseinanderzusetzen, selbsttätig und eigenverantwortlich Entscheidungen zu treffen und reflektiert, planvoll und zielorientiert zu handeln. Sie sollen lernen, selbstständig Informationen zu sammeln, zu ordnen, auszuwerten, kritisch zu beurteilen und sich an der Planung und Durchführung des Unterrichts zu beteiligen. Im projektorientierten Unterricht können methodische Kompetenzen erweitert werden – der Schüler lernt, Fragen zu stellen, mit anderen zu kommunizieren, andere zu respektieren, Konflikte und Spannungen innerhalb der Gruppe zu lösen. Durch diese entwickeln die Schüler Selbstvertrauen und Urteilsvermögen und lernen, sich selbst bewusster wahrzunehmen. Somit verringert sich ihre Abhängigkeit vom Lehrer und komplexe Aufgabenstellungen und Lebenssituationen können besser bewältigt werden.
[...]
[1] Vgl. Meyer, Hilbert: Unterrichtsmethoden I: Theorieband. 9. Auflage, Berlin: Cornelsen 2002, Seite 211
[2] Vgl. Meyer, Hilbert: a.a.O., Seite 143 f.
[3] Vgl. Steindorf, Gerhard: Grundbegriffe des Lehrens und Lernens. 2. durchgesehene Auflage, Bad Heilbrunn: Klinkhardt 1985, Seite 24 f.
[4] Vgl. Meyer, Hilbert: a.a.O., Seite 144
[5] Vgl. Steindorf, Gerhard: a.a.O., Seite 25
[6] Petilliot-Becker, Ilse: a.a.O., Seite 71 f.
[7] Petilliot-Becker, Ilse: a.a.O., Seite 80
[8] Vgl. Gudjons, Herbert (1997): a.a.O., Seite 134 ff.
[9] Vgl. Gudjons, Herbert (1997): a.a.O., Seite 142
[10] Vgl. Gudjons, Herbert (1997): a.a.O., Seite 142 f.
[11] Vgl. Petilliot-Becker, Ilse: a.a.O., Seite 70
[12] Petilliot-Becker, Ilse: a.a.O., Seite 70
[13] Vgl. Gudjons, Herbert (1997): a.a.O., Seite 143
- Citar trabajo
- Thomas Schrowe (Autor), 2007, Die Bedeutung des projektorientierten Unterrichts für die Körperbehindertenpädagogik, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73950
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