Die Gruppenwahrnehmung als Teilaspekt gruppenpädagogischen Handelns ist der Inhalt vorliegender Ausarbeitung.
Pädagogisches Handeln in Gruppen bezieht sich auf die einzelnen TeilnehmerInnen der Gruppe und vollzieht sich in sozialen Bezügen. Die Art und Weise, in der sich Menschen in Gruppen zusammenschließen, wie sie sich in der Gruppe verhalten, welcher Einfluss von der Gruppe ausgeht, wie sie sich verändern und welche Erfahrungen die Personen machen, sind Aspekte, die die PädagogIn erkennen muss, um sinnvoll handeln zu können.
Das Verstehen der Verhaltensweisen einzelner Personen in Gruppen und der sozialen Prozesse, die in Gruppen wahrnehmbar sind, ist bedeutsam hinsichtlich der Erreichung sozialer Ziele in der pädagogisch initiierten und begleiteten Gruppenarbeit. Vorurteilsfreie Wahrnehmung und objektive Beobachtung sind Voraussetzung für verantwortungsvollen Umgang im Verstehen und Einordnen von Problemstellungen. In der erzieherischen Praxis wird die PädagogIn mit vielfältigen, häufig konflikthaften Situationen in sozialen Gemeinschaften konfrontiert. Sie ist darauf angewiesen, ihre fünf Sinne so einzusetzen, dass sie möglichst viele Verhaltensweisen gut erfasst und daraus Schlüsse über den Bedarf der TeilnehmerInnen an Erziehungs- und Bildungsprozessen ableitet, um ihr Verhalten bedarfsgerecht den jeweiligen Situationen angemessen anzupassen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
1.1 Problemstellung
1.2 Begründung für die Einengung des Themas
1.3 Wege der Bearbeitung und Darstellung
2. Grundlegendes zum Thema Beobachtung
2.1 Teilnehmende Beobachtung
2.2 Unterschiedliche Deutungsmuster
3. Grundlegendes zum Thema Wahrnehmung
3.1 Übungen der Wahrnehmungsfähigkeit
3.2 Selbstreflexion und Selbstwahrnehmung der Gruppenleitung
4. Ausgewählte Verfahren zur Wahrnehmung und Beobachtung
4.1 Befragungen der GruppenteilnehmerInnen
4.2 Bales´ System der Beobachtungskategorien
5. Verstehen der Gruppe im Dienste von unterschiedlichen Zielsetzungen
5.1 Kurzvorstellung zur sozialen Gruppenarbeit mit dem diagnostischen Zugang
5.1.1 Erlebnispädagogische Projekte als Beispiel sozialer Gruppenarbeit
5.2 Kurzvorstellung des Modells der therapeutischen Hilfe und der Diagnostik
5.2.1 Integrative Gruppentherapie mit Kindern als Beispiel therapeutischer Gruppenarbeit
5.3 Modell der gegenseitigen Hilfe
5.3.1 Gruppenprozesse verstehen durch Reflexion der Prozesse mit den GruppenteilnehmerInnen
5.4 Das Modell der Entwicklung (Gruppen-Prozessmodell)
6. Zusammenfassung
7. Literaturliste
1. Einführung
Diese Hausarbeit steht im Zusammenhang mit dem Seminar Gruppenpädagogik. Ziel des Seminars war es, Grundlagen gruppenpädagogischen Handelns zu erörtern.
Vorliegende Ausarbeitung bezieht sich auf die Gruppenwahrnehmung als Teilaspekt gruppen-pädagogischen Handelns.
1.1 Problemstellung
Pädagogisches Handeln in Gruppen bezieht sich auf die einzelnen TeilnehmerInnen der Gruppe und vollzieht sich in sozialen Bezügen. Die Art und Weise, in der sich Menschen in Gruppen zusammenschließen, wie sie sich in der Gruppe verhalten, welcher Einfluss von der Gruppe ausgeht, wie sie sich verändern und welche Erfahrungen die Personen machen, sind Aspekte, die die PädagogIn erkennen muss, um sinnvoll handeln zu können.
Das Verstehen der Verhaltensweisen einzelner Personen in Gruppen und der sozialen Prozesse, die in Gruppen wahrnehmbar sind, ist bedeutsam hinsichtlich der Erreichung sozialer Ziele in der pädagogisch initiierten und begleiteten Gruppenarbeit. Vorurteilsfreie Wahrnehmung und objektive Beobachtung sind Voraussetzung für verantwortungsvollen Umgang im Verstehen und Einordnen von Problemstellungen. In der erzieherischen Praxis wird die PädagogIn mit vielfältigen, häufig konflikthaften Situationen in sozialen Gemeinschaften konfrontiert. Sie ist darauf angewiesen, ihre fünf Sinne so einzusetzen, dass sie möglichst viele Verhaltensweisen gut erfasst und daraus Schlüsse über den Bedarf der TeilnehmerInnen an Erziehungs- und Bildungsprozessen ableitet, um ihr Verhalten bedarfs-gerecht den jeweiligen Situationen angemessen anzupassen.
1.2 Begründung für die Einengung des Themas
Die vorliegende Ausarbeitung geht den Fragen nach, welchen Sinn es macht, gut zu beobachten, worauf GruppenleiterInnen, die pädagogische, d.h. erziehende oder bildende Absichten verfolgen, achten können, wenn sie Gruppen wahrnehmen und welche erlernbaren Techniken und Verfahren zur Wahrnehmung und Beobachtung von unterschiedlichen Gruppen angewandt werden können. Es geht um eine Erörterung methodischen Handelns zum Zwecke der Erkenntnisgewinnung zu Bedarfen von Personen, die in pädagogisch initiierten Gemeinschaften zum Zwecke der Lebenserweiterung interagieren.
Mittels einer Literaturrecherche wird nach Erklärungen, Übungen und Sinnzusammenhängen für Wahrnehmung und Beobachtungen besonders in Anfangssituationen von Gruppen gesucht. Dabei werden einige Methoden zur fokussierten Wahrnehmung von beobachtbaren Phänomenen in Gruppen erklärt und einige Modelle gruppenpädagogischer Arbeit vorgestellt und bezogen auf Wahrnehmungen hinsichtlich Verstehenszugang und Zielerreichung ansatzweise beleuchtet.
Es sollen hier keine Unterscheidungen vorgenommen werden in Besonderheiten von beispielsweise primären und sekundären, formellen und informellen, Klein- oder Großgruppen, Kinder- oder Erwachsenengruppen. Vielmehr werden allgemeine Voraus-setzungen für eine objektive Wahrnehmung von Gruppenphänomenen erörtert und einige standardisierte Verfahren zur Wahrnehmung von Gruppen zusammengefasst.
1.3 Wege der Bearbeitung und Darstellung
In den Gliederungspunkten zwei und drei werden grundlegende Aussagen zu den Themen Beobachtung und Wahrnehmung gemacht. Es wird auf die Verantwortung der PädagogIn im Umgang bei der Erhebung von Daten verwiesen, Möglichkeiten der Schulung von Beobachtung und Wahrnehmung werden ansatzweise benannt.
Sodann werden im Gliederungspunkte vier einige Werkzeuge zur Gruppenbeobachtung exemplarisch benannte.
Im Punkt fünf werden vier häufig zur Anwendung kommende Modelle der Gruppenarbeit: Soziale Gruppenarbeit, Therapeutische Gruppenarbeit, Modell der gegenseitigen Hilfe und Modell der Entwicklung allgemein hinsichtlich der Verstehenszugänge, die beschrieben und durch bekannte Methodenmodelle ergänzt.
2. Grundlegendes zum Thema Beobachtung
In der Psychologie wird Beobachtung unterschieden in a. „Arten von Vorgängen,(...) in denen(...) irgendwelche Zustände oder Eigenschaften erfahrbarer Wirklichkeit (Daten) festgestellt und mittelbar gemacht werden; b. spezieller: daß ein Beobachter von der interessierenden Wirklichkeit unmittelbar Kenntnis nimmt, ohne Zwischenschaltung irgendwelcher Meßinstrumente. Selbstbeobachtung (Introspektion) wird oft als auf Erlebnisgegebenheiten („innere“ Erfahrung) gerichtet verstanden, Fremdbeobachtung betrifft Ereignisse an anderen; c. das Auffassen von nach außen in Erscheinung tretendem Verhalten, einschließlich dafür relevanter Umgebungsbestandteile (Verhaltensbeobachtung)“ (Handbuch psychologischer Grundbegriffe, S.68).
Im pädagogischen Alltag sind PädagogInnen in den meisten Fällen mittelbar oder unmittelbar in ein Gruppengeschehen involviert, d.h., sie nehmen als Leiter oder Teil einer Gruppe bestimmte Funktionen innerhalb der Gruppe wahr und beobachten ein Gruppengeschehen während der Teilnahme an den wechselseitigen Geschehnissen. Hier wird von teilnehmender Beobachtung gesprochen.
2.1 Teilnehmende Beobachtung
In der empirischen Sozialforschung spielt Beobachtung eine wichtige Rolle. Die teilnehmende Beobachtung ist Methode der Feldforschung, indem die BeobachterIn als Teil einer Gruppe an deren Sozialsystem teilnimmt. „Bei dieser Form der Beobachtung übernimmt der oder die Forschende eine oder mehrere im Beobachtungsfeld definierte soziale Rollen und verhält sich entsprechend“ (Friebertshäuser, B. 1997, S.520). Es kann sich dabei um eine offene oder verdeckte Beobachterrolle handeln. Als offen wird die Beobachtung bezeichnet, wenn die Absicht der Beobachtung den übrigen GruppenteilnehmerInnen noch nicht bekannt ist.
Zur inhaltlichen Klärung unterteilt Schmidt-Grunert zur Orientierung für Praktiker in folgende Aspekte der Beobachtung:
a. Beobachtungsauswahl = Auf welche Aspekte richtet sich die Beobachtung mit welchem Ziel?
b. Beobachtungsrichtung = Was?(Sprache, Kontaktverhalten, Fähigkeiten etc.),
c. Beobachtungsweisen = Wie? (Kurzzeit-/Langzeitbeobachtung, mit/ohne Hilfsmitteln),
d. Beobachtungsakteure = Wer? (einzelne/mehrere Personen, Medieneinsatz zur Beobachtung),
e. Was ist Ziel? = Welche Wissensbestände können für welchen Zweck genutzt werden? (vgl. Schmidt-Grunert, S. 133 f).
Sinn der teilnehmenden Beobachtung ist es, die Bedeutung der Handlungen zu erfassen, quasi von Innen heraus zu verstehen.
Der Vorteil der teilnehmenden Beobachtung liegt gegenüber der nicht teilnehmenden Beobachtung, die durch künstliche Laborsituationen oder der Beobachtung hinter der Glasscheibe gekennzeichnet sind, in der Ursprünglichkeit der Situation. Die Beobachterin nimmt am Leben der Gruppe teil und erlebt neben Mitmachen auch die emotionalen Bezüge in der Gruppe.
Friebertshäuser beschreibt es als eine Gefahr für die Objektivität, dass die BeobachterIn das beobachtende Geschehen durch ihre Beobachtungsabsicht verändern kann, weshalb „Selbstreflexion eigener emotionaler Reaktionen und Befindlichkeiten“(Friebertshäuser, S. 521) und Dokumentation der Beobachtungen unabdingbar sind.
2.2 Unterschiedliche Deutungsmuster
Die Kunst des Verstehens der beobachteten Interaktionen ist es, den Sinn der Handlung aus der Sicht der Akteure zu verstehen. Dadurch, dass viele Prozesse sowohl auf Seiten des Gruppenmitgliedes, als auch auf Seiten der BeobachterIn unbewusst ablaufen, müssen
„Denk-, Wahrnehmungs-, Bewertungs- und Handlungsmuster“ (ebd.) in den Blick genommen und ggf. durch Reflexionen bewusst gemacht werden. Unterschiede in den Deutungsmustern von BeobachterIn und Beobachteten führen dazu, dass Fehlinterpretationen auftreten, indem eigene Erfahrungen, Emotionen und Interpretationen vom Beobachter übertragen werden können. Dokumentationen der Beobachtungen bieten die Möglichkeit, anhand der Analyse und Handlungsweise der jeweiligen BeobachterIn deren Vorverständnis und Hintergrund-wissen zu erkennen und Erklärungsmuster aufzudecken (vgl. Schmidt-Grunert, S.121). GruppenpädagogInnen sind durch ihren erzieherischen Auftrag in der Gefahr, eigene Sozialisationserfahrungen verallgemeinernd zur Grundlage pädagogischer Intervention zu machen. Schmidt-Grunert führt Beispiele an, die verdeutlichen, wie durch die Anwendung von nur einseitig angewandten sozialpsychologischen Kategorien theoretische Vorurteile gebildet werden können, wie Gruppen zur Rechtfertigung eigener Deutungsmuster instrumentalisiert werden können und wie Deutungsmuster zur Biographie einzelner Personen ausgrenzende Wirkungen erzeugen können. GruppenpädagogInnen kommt somit eine besondere Verantwortung zu, unterschiedliche Bedeutungen von Handlungen zu verstehen. Grundlage dazu ist phänomenologische Wahrnehmung und eine professionelle reflektierende Haltung, um daraus optimale Handlungskompetenz zu erreichen.
Um das Problem der selektiven Wahrnehmung zu bewältigen, wird dazu geraten, mit Insidern das Geschehen zu reflektieren, zu Zweit oder mit technischen Hilfsmitteln (Video) zu beobachten und die eigene Beobachtungsqualität durch entsprechende Trainings „im Hinblick auf Genauigkeit, Zuverlässigkeit und Reflexivität der eigenen Wahrnehmungen“ (Friebertshäuser, B. 1997, S.522) zu steigern.
3. Grundlegendes zum Thema Wahrnehmung
Stevens unterteilt drei Arten der Wahrnehmung: 1. Wahrnehmung der äußeren Welt, 2. Wahrnehmung der inneren Welt, 3. Wahrnehmung, die sich auf die Aktivität der Phantasie gründet (vgl. 1991, S. 15 f.). Er verweist darauf, dass die beiden ersten Arten der Wahrnehmung gegenwärtige, auf der Basis der Erfahrung des Wahrnehmenden reale Wahrnehmung des Beobachters ist. Die dritte Art der Wahrnehmung ist nicht gegenwärtig existent, sondern ist ein Produkt mentaler Aktivität, die vergleichend, interpretierend, vermutend, erklärend, planend eine Verbindung zwischen real Wahrgenommenem und der Einordnung dessen in bereits vorhandenes Wissen sucht. Das objektiv Wahrgenommene wird getrübt durch subjektive Sichtweisen, die Vorurteile beinhalten können (vgl. Schmidt-Grunert, S. 129).
Antons belegt diese Subjektivität der Wahrnehmung durch die Benennung von Gesetzmäßigkeiten, die für Störungen und Fehler in der Wahrnehmung zuständig sein können.
Dies sind: 1. angeborene, neurologisch-physiologisch erklärbare Täuschungen, 2. gelernte, individualpsychologisch erklärbare Wahrnehmungsbedingungen, 3. veränderbare – sozialpsychologisch erklärbare Wahrnehmungsbedingungen (vgl. Antons 1998, S.66). Die Abhängigkeit der Wahrnehmung von Lernen und Erfahrungen wird von Antons anhand vieler Beispiele aus der Gestaltpsychologie und der so genannten Hypothesen- und Erwartungs-theorie erklärt. Demnach hat die Wahrnehmung vier Funktionen: die der Selektion (nach bekannten/unbekannten Reizen, auffälligen Reizen, eigenen Interessen); die der Organisation oder Gestaltung (erwartungsbedingte Erfassung von Reizen); Akzentuierung (Tendenz zur Hypothese); Fixation (wiederholte Bestätigung der Übereinstimmung von Hypothesen und Wahrnehmungen) (vgl. Antons 1998, S.69 ff.). Aus diesen Ausführungen wird deutlich, dass die Wahrnehmung einer Situation davon mit abhängig ist, wie ein Mensch in eine Situation eintritt, welche momentanen Bedürfnisse er hat, welche Erfahrungen er mitbringt und wie er zur jeweiligen Situation eingestellt ist.
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- Hildegard Havenith (Autor), 2007, Grundlagen für die Wahrnehmung und Beobachtung von Gruppen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73882
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