Die Nennung des Themas der sexuellen Gewalt in der Pflege ruft bei den meisten Menschen Ungläubigkeit und Entsetzen sowie Ekel und Abscheu hervor. Fälle sexueller Gewalt in der Pflege sind unvorstellbar, unbenannt und unbekannt.
Opfer dieser speziellen Gewaltform müssen ihre Erfahrungen nicht nur selbst als solche identifizieren, sondern auch gegen Tabuisierung und Ignoranz gegenüber sexueller Geschehnisse in pflegerischen Einrichtungen im Allgemeinen ankämpfen, wenn sie sich hilfesuchend an Dritte wenden.
Dass es jedoch sexuelle Gewalt im pflegerischen Kontext gibt, deren Täterinnen und Opfer auf der Seite der Patientinnen und Bewohnerinnen zudem überwiegend ältere Menschen sind, unterliegt bisher einer gesellschaftlichen Wahrnehmungsbarriere: Zum einen bieten Krankenhäuser und Seniorinnenheime als Orte der sichtbaren Erkrankungen, z. B. durch körperliche Gebrechen, Wunden und Verbände, in gängigen Vorstellungen keinen Raum für Sexualität. Zum anderen besteht in vielen Teilen unserer Gesellschaft bis heute das Bild asexueller alter Menschen auf Grund vermeintlich verlorengegangener Attraktivität und Schönheit nach den Idealen der westlichen Kultur.
Hierbei wird die Komplexität des Themas deutlich, mit der ich mich in dieser Arbeit auseinandersetzen möchte: Im Zentrum steht die Frage, ob es Fälle sexueller und sexualisierter Gewalt gibt, die von Patientinnen und Bewohnerinnen einerseits sowie von Pflegenden andererseits erlebt und/oder ausgeübt werden. Zudem stellen sich die Fragen, in welchen Formen sie zur Ausübung kommen und in welchem Kontext sie an die Öffentlichkeit gelangen. In dieser Arbeit sollen Fälle aufgezeigt werden, die bereits in der Literatur zu Gewalt in der Pflege, als Erfahrungsdarstellung im Internet und in Forschungsberichten anderer Konstellationen pflegerischer Gewalthandlungen beschrieben worden sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Thematische Eingrenzung
- Stand der Forschung
- Begriffsdefinitionen
- Pflege
- Aggression
- Was bedeutet Aggression?
- Welche Ursachen haben Aggressionen?
- Gewalt
- Was ist Gewalt?
- Was bedeutet Gewalt für den einzelnen Menschen?
- Macht
- Sexualität und Dissexualität
- Juristische Grundlagen
- Menschenwürde und Menschenrechte
- Strafrechtliche Grundlagen
- Ursachen für die Ausübung sexueller Gewalt in der Pflege
- Die Beziehung und Rollenerwartungen zwischen Pflegenden und Zu-Pflegen-den
- Ursachen für vom Pflegepersonal ausgehende sexuelle Gewalthandlungen
- Ursachen, die im Zusammenhang mit der pflegerischen Beziehung stehen
- Ursachen, die keinen pflegespezifischen Zusammenhang aufweisen
- Ursachen für von Patientinnen/Bewohnerinnen ausgehende sexuelle Gewalt-handlungen
- Erscheinungsformen sexueller und sexualisierter Gewalthandlungen anhand von Fallbeispielen aus der Literatur
- Psychische sexuelle Gewalt
- Verletzungen der personalen und geschlechtlichen Identität
- Verletzungen des Schamgefühles und der menschlichen Würde
- Sexuelle Belästigung
- Physische sexuelle Gewalt
- Sexuelle Nötigung
- Vergewaltigung
- Psychische sexuelle Gewalt
- Auswirkungen und Folgen für die Betroffenen sexueller Gewalt
- Handlungsansätze zur Vermeidung und Beendigung sexueller Gewalt in der Pflege
- Prävention sexueller Gewalt in pflegerischen Einrichtungen
- Thematisierung und Sensibilisierung
- Niedrigschwellige Gesprächsangebote
- Einführung professioneller Kommunikation
- Öffnung der Organisations- und Institutionsstrukturen
- Verbesserung der Arbeitsbedingungen
- Weitere ausgewählte Ansätze
- Interventionen bei sexueller Gewalt in pflegerischen Institutionen
- Beendigung der akuten Gewaltsituation
- Erkennungsmerkmale sexueller Gewalthandlungen
- Mitarbeiterinnengespräche und Krisenintervention
- Kündigung der Verträge
- Prävention sexueller Gewalt in pflegerischen Einrichtungen
- Zusammenfassung
- Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht sexuelle Gewalt in der Pflege, die von Patientinnen/Bewohnerinnen sowie von Pflegerinnen erlebt und/oder ausgeübt wird. Sie beleuchtet die Ursachen und Erscheinungsformen dieser Gewaltform und analysiert die Auswirkungen auf die Betroffenen. Zudem werden Handlungsansätze zur Prävention und Intervention aufgezeigt.
- Analyse der Ursachen für sexuelle Gewalt in der Pflege
- Untersuchung der Erscheinungsformen von sexueller und sexualisierter Gewalt
- Darstellung der Auswirkungen und Folgen für die Betroffenen
- Entwicklung von Handlungsansätzen zur Prävention und Intervention
- Aufzeigen des Forschungsbedarfs im Bereich sexueller Gewalt in der Pflege
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit beleuchtet das Tabuthema sexuelle Gewalt in der Pflege und stellt die Relevanz der Untersuchung heraus. Sie zeigt die Herausforderungen der Forschung in diesem Bereich auf und skizziert den Aufbau der Arbeit.
- Thematische Eingrenzung: Dieses Kapitel definiert den thematischen Rahmen der Arbeit und grenzt den Forschungsgegenstand ab. Es stellt die Relevanz von Begriffen wie "sexuelle Gewalt" und "sexualisierte Gewalt" im Kontext der Pflege dar.
- Stand der Forschung: Dieser Abschnitt gibt einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zum Thema sexuelle Gewalt in der Pflege. Er analysiert bereits bestehende Studien und Forschungsarbeiten und zeigt den Bedarf an weiterer Forschung auf.
- Begriffsdefinitionen: Dieses Kapitel definiert zentrale Begriffe wie "Pflege", "Aggression", "Gewalt", "Macht", "Sexualität" und "Dissexualität". Die Definitionen dienen als Grundlage für die Analyse sexueller Gewalt im Pflegekontext.
- Juristische Grundlagen: Dieser Abschnitt beleuchtet die rechtlichen Grundlagen zur Strafbarkeit sexueller Gewalthandlungen. Er bezieht sich auf die Menschenwürde und Menschenrechte sowie auf strafrechtliche Grundlagen.
- Ursachen für die Ausübung sexueller Gewalt in der Pflege: Dieser Abschnitt untersucht die Ursachen für sexuelle Gewalt in der Pflege, die sowohl von Pflegerinnen als auch von Patientinnen/Bewohnerinnen ausgeübt werden kann. Er analysiert die Beziehungen und Rollenerwartungen zwischen Pflegenden und Zu-Pflegen-den und identifiziert Ursachen, die im Zusammenhang mit der pflegerischen Beziehung stehen sowie Ursachen, die keinen pflegespezifischen Zusammenhang aufweisen.
- Erscheinungsformen sexueller und sexualisierter Gewalthandlungen anhand von Fallbeispielen aus der Literatur: Dieses Kapitel untersucht verschiedene Erscheinungsformen sexueller und sexualisierter Gewalthandlungen anhand von Fallbeispielen aus der Literatur. Es analysiert psychische sexuelle Gewalt, wie Verletzungen der personalen und geschlechtlichen Identität, Verletzungen des Schamgefühles und der menschlichen Würde sowie sexuelle Belästigung. Außerdem werden physische sexuelle Gewaltformen, wie sexuelle Nötigung und Vergewaltigung, dargestellt.
- Auswirkungen und Folgen für die Betroffenen sexueller Gewalt: Dieser Abschnitt beleuchtet die Auswirkungen und Folgen von sexueller Gewalt auf die Betroffenen. Er geht auf die psychischen, physischen und sozialen Folgen ein und zeigt die Herausforderungen für die Betroffenen auf, sich Hilfe zu suchen und sich von den traumatischen Erfahrungen zu erholen.
- Handlungsansätze zur Vermeidung und Beendigung sexueller Gewalt in der Pflege: Dieses Kapitel stellt Handlungsansätze zur Vermeidung und Beendigung sexueller Gewalt in der Pflege vor. Es beleuchtet Präventionsmaßnahmen in pflegerischen Einrichtungen, wie Thematisierung und Sensibilisierung, niedrigschwellige Gesprächsangebote, Einführung professioneller Kommunikation, Öffnung der Organisations- und Institutionsstrukturen, Verbesserung der Arbeitsbedingungen sowie weitere ausgewählte Ansätze. Darüber hinaus werden Interventionen bei sexueller Gewalt in pflegerischen Institutionen, wie die Beendigung der akuten Gewaltsituation, Erkennungsmerkmale sexueller Gewalthandlungen, Mitarbeiterinnengespräche und Krisenintervention sowie die Kündigung der Verträge, behandelt.
Schlüsselwörter
Sexuelle Gewalt, sexualisierte Gewalt, Pflege, Patientinnen/Bewohnerinnen, Pflegerinnen, Krankenhäuser, Seniorinnenheime, Prävention, Intervention, Forschungsbedarf, Tabuthema, Menschenwürde, Menschenrechte, Macht, Beziehung, Rollenerwartungen, Erscheinungsformen, Folgen, Auswirkungen, Handlungsansätze, Literaturanalyse, Fallbeispiele.
- Quote paper
- Dipl.-Pflegewirtin (FH) Anike Bäslack (Author), 2006, Sexuelle Gewalt in der Pflege, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73639