Die Demokratie stellt einen institutionellen Rahmen dar, innerhalb dessen eine Reform ohne Gewaltanwendung und damit die Anwendung der Vernunft auf die Fragen der Politik möglich ist. Ihr Pendant stellt der Totalitarismus dar, welcher eine politische Herrschaft bezeichnet, die die uneingeschränkte Verfügung über die Beherrschten und ihre völlige Unterwerfung unter ein (diktatorisch vorgegebenes) politisches Ziel verlangt.
Die Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges und die Konfrontation mit den totalitären Diktaturen des Nationalsozialismus und des Stalinismus haben die Menschen gelehrt, dass die Demokratie ein wertvolles, zu schützendes Gut darstellt. Aus dieser Idee heraus hat der Philosoph Sir Karl Raimund Popper vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges versucht, einen Beitrag mit seinem Werk „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ zu leisten und eine Kampfschrift gegen Totalitäre Regime und ihre geschlossenen Gesellschaften herauszubringen. Aber aus welchen persönlichen Beweggründen heraus ist dieses Werk entstanden und welche Kritik beinhaltet es? Dies sind die zentralen Fragestellungen, die dieser Arbeit zugrunde liegen.
Zu diesem Zweck ist es notwendig, sich ein genaueres Bild vom Leben und Wirken des Sir Popper zu machen, um dann im anschließenden Kapitel eine genauere Betrachtung des Werkes und seiner Kritikpunkte durchzuführen.
Inhalt
1. Einleitung
2. Sir Karl Raimund Popper
3. Kritik an totalitärem Denken und „geschlossenen Gesellschaften“
3.1 Die offene Gesellschaft und ihre Feinde
3.2 Kritik an Platon
3.3 Kritik an Hegel und Marx
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Demokratie stellt einen institutionellen Rahmen dar, innerhalb dessen eine Reform ohne Gewaltanwendung und damit die Anwendung der Vernunft auf die Fragen der Politik möglich ist.[1] Ihr Pendant stellt der Totalitarismus dar, welcher eine politische Herrschaft bezeichnet, die die uneingeschränkte Verfügung über die Beherrschten und ihre völlige Unterwerfung unter ein (diktatorisch vorgegebenes) politisches Ziel verlangt.[2]
Die Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges und die Konfrontation mit den totalitären Diktaturen des Nationalsozialismus und des Stalinismus haben die Menschen gelehrt, dass die Demokratie ein wertvolles, zu schützendes Gut darstellt. Aus dieser Idee heraus hat der Philosoph Sir Karl Raimund Popper vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges versucht, einen Beitrag mit seinem Werk „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ zu leisten und eine Kampfschrift gegen Totalitäre Regime und ihre geschlossenen Gesellschaften herauszubringen. Aber aus welchen persönlichen Beweggründen heraus ist dieses Werk entstanden und welche Kritik beinhaltet es? Dies sind die zentralen Fragestellungen, die dieser Arbeit zugrunde liegen.
Zu diesem Zweck ist es notwendig, sich ein genaueres Bild vom Leben und Wirken des Sir Popper zu machen, um dann im anschließenden Kapitel eine genauere Betrachtung des Werkes und seiner Kritikpunkte durchzuführen.
2. Sir Karl Raimund Popper
Karl Popper wurde am 28. Juli 1902 als Sohn eines Rechtsanwalts jüdischer Abstammung in Wien geboren. Angerührt vom vorherrschenden Elend und von der allgemeinen Aufbruchsstimmung, die das „rote Wien“ in den Gründerjahren der ersten österreichischen Republik beherrschte, schloss er sich bereits mit sechzehn Jahren der kommunistischen Arbeiterbewegung an. Er war angetrieben vom Ziel sozialer Gerechtigkeit und einer grundlegenden gesellschaftlichen Umgestaltung.[3]
Als er im Juni 1919 an einer Demonstration der Kommunistischen Partei teilnahm, bei der ein Dutzend Mitdemonstranten von der Polizei erschossen wurde, fühlte er sich mitschuldig und empfand dieses Blutvergießen als tragisch. In der anschließenden Erklärung der Parteifunktionäre, die Opfer seien für eine zukünftige und unvermeidbare Weltrevolution gestorben, sah er eine Geringschätzung des Menschen, welche seinen moralischen Grundüberzeugungen entgegenstand. Popper wandte sich vom Kommunismus ab und bezeichnete diese Erfahrung später als ein ideologisches Schlüsselerlebnis.[4] Bereits in dieser frühen Phase entwickelte er eine Abneigung gegen die Überzeugung, die er später als „Historizismus“ bezeichnete, wonach die Geschichte von unveränderlichen Gesetzen bestimmt werde; dass es möglich sei, ihren Verlauf vorauszusagen und es die Aufgabe einiger Auserwählter sei, die Menschen zu führen und sie zur Einsicht in die Notwendigkeit zu bringen.[5]
Ab 1922 studierte Popper Mathematik und Physik und absolvierte parallel dazu von 1922 bis 1924 eine Tischlerlehre.[6] Im Jahre 1928 promovierte er an der Universität Wien mit der Dissertation "Zur Methodenfrage der Denkpsychologie".
Von 1930 bis 1936 arbeitete er als Hauptschullehrer für Mathematik und Physik in Wien. Im Jahre 1934 erschien sein Werk „Logik der Forschung“, welches eine stark gekürzte Form des Manuskriptes „Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie“ darstellte.[7] Das Werk brachte ihm schlagartig Beachtung und Berühmtheit ein, da es eine völlig neue Denkweise in der Erkenntnistheorie darstellte. Der Grundgedanke, den Popper als den „Kritischen Rationalismus“ bezeichnete, war, dass sich Theorien niemals als wahr beweisen lassen, sondern nur kritischen Überprüfungen standhalten oder eben auch nicht standhalten können. Dies stellte eine völlige Gegenrichtung zum damals vorherrschenden „Logischen Empirismus“ dar und widerlegte diesen.[8]
Nach dem Erscheinen der „Logik der Forschung“ und seinem einschlagenden Erfolg erreichten Popper Einladungen nach England zu verschiedenen Vorträgen. Diese England-Aufenthalte machten ihn mit einer Zivilisation bekannt, die bis zum Ende seines Lebens sein Denken und seine kulturellen und politischen Wertungen beeinflusste. So fand er eine Gesellschaft vor, in der es kaum Antisemitismus gab und in der sich eine Achtung vor dem Individuum durchgesetzt hatte.[9] Der Liberalismus in England, mit seiner Forderung nach dem verfassungsmäßig garantierten Recht des Bürgers auf freie Meinungsäußerung und auf politische Teilhabe am Gemeinwesen des politischen Systems – die Erfahrung dieser demokratischen Alltagskultur – beeindruckten Popper.[10]
Angetrieben von diesen positiven Erfahrungen und ermutigt vom Erfolg, emigriert Karl Popper mit seiner Frau im Jahre 1937 nach Neuseeland, wo er am Canterbury University College in Christchurch Philosophie unterrichtete.[11] Auch hier fand Popper ein Land vor, das als eines der jüngsten Kolonien Englands, mit den Institutionen der britischen Demokratie ausgestattet war. Sowie eine Gesellschaft, in der Klassenschranken eine wesentlich geringere Rolle spielten als in Europa.[12]
[...]
[1] Vgl. Popper, Karl: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. Der Zauber Platons, Bd.1, 8. durchges. und erg. Aufl., Tübingen 2003, S. 7.
[2] Schubert, Klaus/Martina Klein: Totalitarismus, in: Bundeszentrale für politische Bildung <http://www.bpb.de/popup/popup_lemmata.html?guid=JOGNZB> am 21.01.2007.
[3] Vgl. Zimmer, Robert: Das Philosophenportal. Ein Schlüssel zu klassischen Werken, 3. Aufl., München 2005, S. 210f.
[4] Vgl. ebd., S. 211.
[5] Vgl. ebd.
[6] Vgl. Karl R. Popper (1902-1994), <http://www.raffiniert.ch/spopper.html> am 21.01.2007.
[7] Vgl. Oeser, Erhard/ Budin, Gerhard: Biographie, in: Karl Popper Institut <http://www.univie.ac.at/science-archives/popper/de/bio.html> am 21.01.2007.
[8] Vgl. Pesch, Volker: Karl Raimund Popper, in: Massing, Peter/ Breit, Gotthard (Hrsg.), Demokratietheorien. Von der Antike bis zur Gegenwart, Schwalbach 2001, S. 193-202, hier S. 196.
[9] Vgl. Morgenstern, Martin/ Zimmer, Robert: Karl Popper, München 2002, S. 69.
[10] Vgl. ebd., S. 69f.
[11] Vgl. Oeser/ Budin: Biographie, in: Karl Popper Institut.
[12] Vgl. Morgenstern/ Zimmer: Popper, S. 76f.
- Citar trabajo
- Robin Rühling (Autor), 2007, Sir Karl Raimund Poppers Kritik an totalitärem Denken und "geschlossenen Gesellschaften", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73527
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