Die Kestnergesellschaft gilt sowohl architektonisch als auch konzeptuell als modernes Ausstellungshaus. Ihre Internetseite und auch im Haus ausliegende Informationsbroschüren geben ihre wesentlichen Ansprüche an das Programm wieder:
Internationalität, Interdisziplinarität und Aktualität.
Damit steht der Name Kestnergesellschaft für eine fortschrittliche kulturvermittelnde Einrichtung, die Kultur als einen bedeutenden Gesellschaftsfaktor anerkennt. Mit ihrem Programm bietet die Institution ihren Besuchern die Möglichkeit, sich nicht nur mit aktueller Kunst und Kultur, sondern auch mit Kunst im und als Einfluss international gesellschaftlicher Entwicklungen auseinanderzusetzen.
Um diesem Anspruch gerecht zu werden, bedarf es in der heutigen Zeit mit abnehmenden staatlichen Subventionen und steigendem Wettbewerb zwischen den Kulturinstitutionen einer guten Vermarktung. Besucher zu gewinnen, um sich als Ausstellungshaus zu behaupten und gleichzeitig das ‚Vermarktungsprodukt’ Kunst als kulturelles Gut nicht aus den Augen zu verlieren ist ein Balanceakt, der der Kestnergesellschaft im Rahmen der Vereinsarbeit mit Hilfe der Kombination verschiedener Finanzierungsquellen auf hohem Niveau zu gelingen scheint.
Die Tatsache, dass ein Kunstverein keine Anzeige schaltet, um für Praktikanten zu werben, sondern Plakate dafür aushängt, spricht für eine sehr individuelle Art, seine Institution zu präsentieren, aber auch für einen zeitgemäßen Umgang mit Kultur.
Ein Praktikum in der Kestnergesellschaft erschien mir demzufolge sehr sinnvoll, zudem sie sich nicht als reines Ausstellungshaus, sondern mit ihren zusätzlichen Projekten als spartenübergreifende Kultureinrichtung präsentiert.
1. Einleitung
Die Kestnergesellschaft gilt sowohl architektonisch als auch konzeptuell als modernes Ausstellungshaus. Ihre Internetseite und auch im Haus ausliegende Informationsbroschüren geben ihre wesentlichen Ansprüche an das Programm wieder:
Internationalität, Interdisziplinarität und Aktualität.
Damit steht der Name Kestnergesellschaft für eine fortschrittliche kulturvermittelnde Einrichtung, die Kultur als einen bedeutenden Gesellschaftsfaktor anerkennt. Mit ihrem Programm bietet die Institution ihren Besuchern die Möglichkeit, sich nicht nur mit aktueller Kunst und Kultur, sondern auch mit Kunst im und als Einfluss international gesellschaftlicher Entwicklungen auseinanderzusetzen.
Um diesem Anspruch gerecht zu werden, bedarf es in der heutigen Zeit mit abnehmenden staatlichen Subventionen und steigendem Wettbewerb zwischen den Kulturinstitutionen einer guten Vermarktung. Besucher zu gewinnen, um sich als Ausstellungshaus zu behaupten und gleichzeitig das ‚Vermarktungsprodukt’ Kunst als kulturelles Gut nicht aus den Augen zu verlieren ist ein Balanceakt, der der Kestnergesellschaft im Rahmen der Vereinsarbeit mit Hilfe der Kombination verschiedener Finanzierungsquellen auf hohem Niveau zu gelingen scheint.
Die Tatsache, dass ein Kunstverein keine Anzeige schaltet, um für Praktikanten zu werben, sondern Plakate dafür aushängt, spricht für eine sehr individuelle Art, seine Institution zu präsentieren, aber auch für einen zeitgemäßen Umgang mit Kultur.
Ein Praktikum in der Kestnergesellschaft erschien mir demzufolge sehr sinnvoll, zudem sie sich nicht als reines Ausstellungshaus, sondern mit ihren zusätzlichen Projekten als spartenübergreifende Kultureinrichtung präsentiert.
2. Entstehungsgeschichte und Entwicklung
„Im Jahr 1916, mitten im Ersten Weltkrieg, gründeten Hannoversche Bürger die Kestnergesellschaft[1], unter ihnen Hermann Bahlsen, August Madsack und Fritz Beindorff. Ihr Anliegen war es, international wichtige Künstler mit aktuellen, zeitgenössischen Werken nach Hannover zu holen. Die erste Ausstellung neuer Bilder Max Liebermanns bildete 1916 den programmatischen Startpunkt für dieses Konzept. Der erste Direktor Paul Küppers formulierte damals, man wolle Kunstwerke zeigen, die ‚nicht einfach als angenehmer Zeitvertreib wirken, sondern vielmehr als Anreger und – nötigenfalls – auch als Erreger.’ 1936 wurde die Kestnergesellschaft unter dem Druck der Nazis geschlossen. Direktor war damals Justus Bier, ein Jude, der noch kurz vor der Schließung Werke von Erich Heckel, Gerhard Marcks, Christian Rohlfs und August Macke gezeigt hatte – Künstler, die nur ein Jahr später in der Münchner Ausstellung ‚Entartete Kunst’ verfemt wurden. Bereits kurz nach dem Krieg, 1948, eröffneten engagierte Hannoveraner, unter ihnen Hermann Bahlsen, Wilhelm Stichweh, Bernhard Sprengel und Günther Beindorff, der Direktor der Pelikan-Werke, die neue Kestnergesellschaft in der Warmbüchenstraße. Als dieses Gebäude in den 90er Jahren den hohen technischen Anforderungen des modernen Ausstellungsbetriebes nicht mehr genügte, suchte die Kestnergesellschaft ein neues Domizil. Man entschied sich für das ehemalige Goseriedebad im Zentrum der Stadt, das von einem international jurierten Architektenteam zu einem modernen Ausstellungshaus umgebaut wurde. Die Liste der Künstler, die in der 75jährigen Geschichte – die Jahre der Schließung werden dabei nicht mitgezählt – in der Kestnergesellschaft ausgestellt wurden, liest sich wie das Who is Who der Kunstgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts. [...] “[2]
Dieser Text, der unter dem link „geschichte“ auf der Internetseite der Kestnergesellschaft[3] zu finden ist, beschreibt nicht nur ihre Entstehungsgeschichte, sondern zugleich ihren Anspruch, ein professionelles, modernes Ausstellungshaus zu sein, welches aktuelle Kunst nicht nur zeigt, sondern vor allem vermittelt und Diskurse über gesellschaftliche Themen anregt.
3. Das Haus
Das Haus der Kestnergesellschaft befindet sich sehr zentral in der Nähe des Hauptbahnhofs und ist auch für Nicht-Hannoveraner ohne Schwierigkeiten zu finden. Direkt neben dem schon von weitem erkennbaren Anzeigerhochhaus hat die Kestnergesellschaft Platz in einem sehr schönen, für den Ausstellungsbetrieb gut geeigneten Gebäude, dem ehemaligen Goseriedebad[4].
„Der Umbau des ehemaligen Goseriedebades zu einem zeitgemäßen Ausstellungshaus verbindet die denkmalgeschützten Jugendstilelemente mit zeitgenössischer Architektur und genügt technisch den hohen Anforderungen des modernen Ausstellungsbetriebes.“[5]
Im Jahr 1997 eröffnete der damalige Nds. Ministerpräsident Gerhard Schröder die Räumlichkeiten der Kestnergesellschaft der Beschreibung des Hauses der Kestnergesellschaft als „Deutschlands schönstes Ausstellungshaus“.
An der Modernität hat allein schon das Gebäude einen großen Anteil. Repräsentiert es doch die Institution Kestnergesellschaft nach außen hin und ist somit ein Imageträger.
Dank der Multifunktionalität des Gebäudes können zum einen unterschiedlichste Ausstellungskonzepte umgesetzt werden[6]. Die auf insgesamt 1500 m² über zwei Ebenen verteilten Ausstellungsflächen, können den jeweiligen Ausstellungsbedürfnissen flexibel angepasst werden:
„Insgesamt sind in der Kestnergesellschaft fünf Hallen einzeln oder im Verbund für vielfältige Ausstellungskonzepte nutzbar. Eine technisch hoch entwickelte Ausstattung macht entsprechende Verwandlungen der Räume in kurzen Bauzeiten möglich. Zum Equipment zählt beispielsweise ein engmaschiges und unsichtbares Netz von Stromanschlüssen in Böden, Wänden und Decken. Die Seitengalerien in den Hallen II und III können fugenlos geschlossen werden, so dass nach außen Wände entstehen und innen kleine Ausstellungskabinette. Die insgesamt 12 Eingänge der Claussen-Halle sind ebenfalls fugenlos verschließbar. Bei der Planung des Umbaus wurde auch daran gedacht, die nötige Infrastruktur für das Be- und Entladen von Kunsttransporten zu schaffen, mit möglichst kurzen und problemlosen Wegen vom LKW in die Ausstellungsräume. Durch deckenhohe Tore im Parterre und im Obergeschoss und einen großen Aufzug kommen die Kunstwerke so sicher und schnell in die Ausstellungen. [...].“[7]
Zusätzlich nutzt die Gesellschaft das Haus nicht nur für Ausstellungen, sondern bietet Gelegenheit für verschiedenste andere Veranstaltungen auch privater Anlässe, zum Beispiel für Jubiläen, Tagungen oder Empfänge. Insbesondere die Lounge, ein ehemaliges Restaurant direkt neben dem Eingangsbereich, wird gerne sowohl für vereinseigene Pressekonferenzen als auch für diverse andere Veranstaltungen genutzt. Damit die Unterbringung der Garderobe bei den Ausstellungseröffnungen nicht nur auf den unteren Bereich, welcher ca. 40 Garderobenschränke bietet, beschränkt ist, wird die Lounge zur Garderobe umfunktioniert.
Darüber hinaus betont die Kestnergesellschaft schon durch die Raumgestaltung ihre Besucherfreundlichkeit.
Beim Betreten des Hauses soll der Besucher nicht nur freundlich sondern auch kompetent empfangen werden. Solange er sich im Haus aufhält, stehen ihm daher jederzeit Ansprechpartner zur Seite, die ihm bei Fragen zur Ausstellung, zum Gebäude oder sonstigen Interessen entweder persönlich beantworten oder den Gast an einen kompetenten Mitarbeiter verweisen.
Für diese Form der Betreuung ist zum einen das Empfangspersonal zuständig, zum anderen kann sich der Besucher jederzeit an das Aufsichtspersonal wenden, welches in den einzelnen Ausstellungsräumen steht.
Für eine angenehme Atmosphäre, dient die Empfangshalle, ausgestattet mit einem Kaffeeautomaten, Sitzgelegenheiten und Tischen.
In einer offenen Atmosphäre kann sich der Besucher orientieren, Informationsmaterial über das Haus als auch über das kulturelle Geschehen in der Stadt durchlesen und mitnehmen und sich an der Pressewand Rezensionen über die aktuelle Ausstellung durchlesen. Im Untergeschoss befinden sich die Garderoben und die Toiletten.
Des Weiteren gibt es über die aktuelle Ausstellung und den jeweiligen Künstler Informationsbroschüren.
4. Das Konzept
4.1 Besucherorientierung
Die Bedeutung der Besucherzahlen ist der Kestnergesellschaft sehr bewusst, weshalb sie am Empfangsbereich eine konsequente Besucherzählung durchführt.
Es werden grundsätzlich alle Personen erfasst, die das Haus betreten und somit einen ersten Eindruck des Vereins und dessen Arbeit gewinnen. Im Abgleich mit dem Kassensystem können dann wiederum nur die Eintritt zahlenden Besucher erfasst werden.
Bei Ausstellungseröffnungen werden alle Besucher durch einen Klickzähler am Empfang gezählt.
Alle anderen Besucher werden an der Kasse unter „Mitglieder“ und „Besucher“ erfasst.
Das System soll noch erweitert werden auf die Statistik über die Herkunft der Besucher.
Die Besuchzahlen als wichtige Kenngröße für eine Kultureinrichtung sind zum einen eine Bestätigung für die Qualität der Arbeit, zum anderen sind sie ein politisches Instrument zur Legitimation der Kestnergesellschaft.
Weil die Mitglieder zur Existenz des Vereins beitragen, wird bei jedem Besucher um Mitgliedschaft geworben, dies durch die Ausgabe des entsprechenden Prospekts am Empfang. Die Mitglieder sind nicht nur Träger des Vereins sondern auch die ideellen Multiplikatoren der Arbeit der Kestnergesellschaft. Eine hohe Anzahl an Mitgliedern steht für ein reges Interesse an der Vereinsarbeit und beweist „Nicht-Mitgliedern“ die gute Arbeit des Vereins.
[...]
[1] Zur Zeit der Gründung der Kestnergesellschaft existierte bereits ein Kunstverein in Hannover. Um Verwechslungen mit diesem Kunstverein zu vermeiden entschied man sich, den neuen Kunstverein nach dem Hannoveraner Kunstsammler und Mäzenen August Kestner zu benennen, dessen Namen auch das Kestner-Museum trägt.
[2] zitiert aus : http://www.kestner.org/de/Kestnergesellschaft/geschichte.html, 29.11.06
[3] siehe: www.kestner.org
[4] „1902 bis 1905 ließ der Hannoversche Stadtbaurat Carl Wolff das Goseriedebad errichten. Der Mitteltrakt der öffentlichen Badeanstalt wurde 1943 in Zweiten Weltkrieg zerstört und von 1947 bis 1953 wieder aufgebaut. Nach der Neueröffnung blieb das Bad bis 1982 in Betrieb. Im selben Jahr stellte die Stadt die historische Jugendstilfassade unter Denkmalschutz. 1990 erwarb die Verlagsgesellschaft Madsack das Gebäude. Die Gebäudeteile des ehemaligen Damenbades und die Eingangshalle mit sämtlichen Nebenräumen bot man der Kestnergesellschaft zur Nutzung an. 1992 konnte mit Unterstützung der NORD/LB ein internationaler Architekturwettbewerb ausgeschrieben werden. Die Jury unter dem Vorsitz von Prof. Peter P. Schweger vergab den ersten Preis an die Hannoverschen Architekten Kai-Michael Koch, Anne Panse und Christian Hühn. Ihr Entwurf wurde dann in Zusammenarbeit mit den Kuratoren der Kestnergesellschaft weiterentwickelt und umgesetzt. Das Gebäude wurde 1997 vom BDA Niedersachsen ausgezeichnet.“ aus: (http://www.kestner.org/de/Kestnergesellschaft/das_haus/ausstellungsraeume.html, 01.12.06)
[5] ebd.
[6] von einer begehbaren Raumskulptur von Thomas Hirschhorn über die komplette Wandinstallation von Barbara Kruger bis zur Videoinstallation Isaac Juliens, für welche ein Raum in zwei abgedunkelte Räume geteilt wurde
[7] aus: http://www.kestner.org/de/Kestnergesellschaft/das_haus/ausstellungsraeume.html, 01.11.06
- Arbeit zitieren
- Dipl.Kulturwissenschaftlerin Katja Lamprecht (Autor:in), 2006, Praktikumsbericht über ein Praktikum in der Kestnergesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73482
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