Kurt Tucholsky, geboren am 9. Januar 1890 in Berlin wurde im 20.Jahrhundert bekannt als Satiriker und Polemiker, als Zeit- und Gesellschaftskritiker, sowie als amüsanter Feuilletonist und Chansondichter.
Tucholsky war sich während seines Schaffens durchaus der besonderen Stellung innerhalb der Publizistik seines Landes und seiner Zeit bewusst und so wurden die politischen Schriften unter dem Pseudonym Ignaz Wrobel1 zum Zentrum seines Schaffens.
Angesichts dessen soll die folgende Arbeit einen Überblick über Kurt Tucholsky als politischen Publizisten geben und deutlich machen, warum seine immer vorhandene Skepsis und Hoffnungslosigkeit von der Ausrufung der Republik bis zu seinem Tod am 21.Dezember 1935 im Kampf für Deutschland am Ende überwiegte und warum er trotz stets vorhandener Skepsis den Kampf nie aufgab und sich dafür unterschiedliche Plattformen suchte.
Tucholsky unterstützte im Laufe seines publizistischen Kampfes vor 1914 die SPD, war 1920 bis 1922 Mitglied der USPD und sympathisierte von etwa 1928 bis 1931 mit der KPD. Anhand der Darstellungen zu den einzelnen Parteien der Breiten Linken, wie er sie bezeichnete, soll verdeutlicht werden, wie seine Sicht auf Deutschland zu dieser Zeit war und wie er damit umging.
Inhalt
1. Vorwort
2. Kurt Tucholsky als politischer Publizist
3. Einstellung zur SPD
4. Beitritt in die USPD
5. Tucholsky und die KPD
6. Aufgabe des politische Kampfes
7. Abschließende Bemerkungen
8. Literaturverzeichnis
1. Vorwort
Kurt Tucholsky, geboren am 9. Januar 1890 in Berlin wurde im 20.Jahrhundert bekannt als Satiriker und Polemiker, als Zeit- und Gesellschaftskritiker, sowie als amüsanter Feuilletonist und Chansondichter.
Tucholsky war sich während seines Schaffens durchaus der besonderen Stellung innerhalb der Publizistik seines Landes und seiner Zeit bewusst und so wurden die politischen Schriften unter dem Pseudonym Ignaz Wrobel[1] zum Zentrum seines Schaffens.
Angesichts dessen soll die folgende Arbeit einen Überblick über Kurt Tucholsky als politischen Publizisten geben und deutlich machen, warum seine immer vorhandene Skepsis und Hoffnungslosigkeit von der Ausrufung der Republik bis zu seinem Tod am 21.Dezember 1935 im Kampf für Deutschland am Ende überwiegte und warum er trotz stets vorhandener Skepsis den Kampf nie aufgab und sich dafür unterschiedliche Plattformen suchte.
Tucholsky unterstützte im Laufe seines publizistischen Kampfes vor 1914 die SPD, war 1920 bis 1922 Mitglied der USPD und sympathisierte von etwa 1928 bis 1931 mit der KPD. Anhand der Darstellungen zu den einzelnen Parteien der Breiten Linken, wie er sie bezeichnete, soll verdeutlicht werden, wie seine Sicht auf Deutschland zu dieser Zeit war und wie er damit umging.
2. Kurt Tucholsky als politischer Publizist
Kurt Tucholsky verstand sich als politischer Schriftsteller und Aufklärer vierzehn Jahre lang von 1918 bis 1932.
Er hatte ursprünglich keine politischen Ambitionen, war eigentlich kein politischer Mensch. Als er 1918 aus dem Krieg zurückkehrte[2], hatte er nicht vorgehabt, in die Politik einzusteigen. Der Wirbel dieser ersten Nachkriegszeit, die politische Veränderungen in Deutschland rissen ihn mit sich und zwangen ihn zur Stellungnahme und Leidenschaft. Es war nicht Tucholskys verbohrter Wunsch und Wille, sich ins Politische zu drängen, sondern sein immer waches Gewissen, sein beunruhigter Geist, die ihm verboten, still zu sein.
Es ging ihm um die großen Linien der politischen Entwicklung, um die Tendenzen hinter den Ereignissen und um die katastrophalen Folgen, die diese Tendenzen haben mussten. Tucholsky gibt weniger Analysen des Vergangenen, sondern beginnt mehr und mehr mit erschreckender Klarsicht zu warnen und zu prophezeien. Schon mit Beginn des Jahres 1922 hatte Tucholsky den Blick auf die Folgen gerichtet.
Ein sehr prägnantes Beispiel für seine Warnungen über das Deutschland und seinen Visionen vom Untergang der Republik und der kommenden Gewaltherrschaft, die er heraufkommen sah, ist der Aufsatz „Was wäre, wenn...?“, der am 22. Juni 1922, zwei Tage vor der Ermordung Rathenaus, in der Weltbühne erschien.[3]
Darin nahm er in den Grundzügen – rechtsorientierte Diktatur, Gewalttätigkeit, Unrecht, Militarisierung – vorweg, was dann mit dem Jahre 1933 Wirklichkeit werden sollte.
Er beschränkte sich in seinen politischen Schriften im Wesentlichen auf einige große Themengebiete. Militarisierung und Krieg waren von 1918 an ein zentraler Themenkreis seiner politischen Schriften. Bald kam die Justiz hinzu, die dann das zweite Hauptthema werden sollte.[4]
Ein dritter, immer wiederkehrendes Thema der Schriften Tucholskys ist das Bürgertum, das ihm als Kernpunkt allen Elends erschien, wie es in den Aufsätzen Wir Negativen[5] heißt.
Dieser Artikel ist ein idealistischer Aufruf zu Gleichberechtigung und Solidarität und kann als die erste große Kampagne seines Kampfes für Demokratie und soziale Gerechtigkeit angesehen werden. „Wir wollen kämpfen mit Haß aus Liebe“[6] – dieser Ausspruch findet sich gegen Ende des Artikels Wir Negativen und kann als Leitsatz gesehen werden, der Tucholskys Lebenswerk zugrunde liegt.[7]
In mindestens zwölf Zeitungen und Zeitschriften erscheinen Tucholskys Feuilletons und Betrachtungen. „Kurt Tucholsky, ´ein kleiner dicker Berliner, wollte mit der Schreibmaschine eine Katastrophe aufhalten´, wie Erich Kästner sagte.“[8]
Er arbeitete oft gleichzeitig für mehrere Zeitungen und Zeitschriften,[9] und war von 1918 bis 1920 sogar Chefredakteur vom Ulk. Er war immer auf der Suche nach einer Plattform für seine Ideen und zudem wollte er möglichst großen Einfluss auf die Gesellschaft nehmen.
Fast immer ging es ihm um die Sache, nicht um den persönlichen Bereich der beteiligten Personen. Er bekämpfte Gesinnung und Anschauung, griff Gruppen und Institutionen an und hielt in den Fällen, da er sich mit einzelnen Personen befasste, sehr strikt die Grenzen einer öffentlichen Auseinandersetzung ein. Die Ausnahme bildeten hier zweifelsohne Friedrich Ebert und Gustav Noske. Die Trennung zwischen der Person und dem Amt oder öffentlichen Wirken ist ein Grundzug der kämpferischen Schriften Tucholskys. Den persönlichen Bereich klammerte er aus und wandte sich auch gegen Versuche anderer, die private Sphäre in den politischen Kampf zu ziehen.[10]
[...]
[1] Tucholsky hatte sich im Laufe der Zeit Pseudonyme zugelegt, was zum einen damit zu tun hatte, das jeder Autor in der Weltbühne pro Ausgabe nur einen Artikel veröffentlichen durfte und zum anderen ermöglichte er sich dadurch mehr literarische Freiheiten. So entstand Peter Panther für Theater- und Buchkritiken; Theobald Tiger für Gedichtsformen, Casper Hauser und schließlich Ignaz Wrobel für politische Texte und Kritiken. Es gibt Indizien dafür, dass sich Tucholsky noch mehr Pseudonyme zulegte, doch sind diese nicht belegbar.
[2] Tucholsky wird am 10.04.1915 als Armierungssoldat eingezogen, wird im Laufe des Krieges nach Kurland versetzt und erlebt das Kriegsende mit den Offiziersepauletten eines Polizeikommissars in Rumänien. Mitte November kehrt er nach Berlin zurück.
[3] „Und den Mordstahl seh ich blinken / Und das Mörderauge glühn [...] Ja, sie waren einfach eines Nachts da. Woher sie kamen und wie und warum, und wer das vor allem war, der da die Straßen füllte und eine Menge Leute aus den Betten holte – ,Sofort öffnen! Oder wir schlagen die Tür ein!´“.
[4] Tucholskys wohl bekannteste Publikation zum Thema Justiz ist die 1921 erschienene Rezension von Emil J. Gumbels Veröffentlichung „zwei Jahr Mord“, in denen der Mathematiker die politischen Todesfälle in der Weimarer Republik auflistet, unter der Überschrift das Buch von der deutschen Schande“.
[5] Der programmatische Aufsatz „Wir Negativen“ erschien am 13.03.1918 als Hauptartikel in der Weltbühne und schilderte die politische Lage in Deutschland, deren Scheitern er sowohl aus der relativen Machtlosigkeit der Revolutionäre als auch aus dem traditionellen Konservatismus der bürgerlichen Klasse erklärt. „Wir Negativen“ ist ein idealistischer Aufruf zu Demokratie, Gleichberechtigung und Solidarität
[6] „Wir Negativen“ Artikel in der Weltbühne, 13.03.1199, in Gesammelte Werke Band 2, Reinbek, Rowohlt, S.57.
[7] Vgl.: Grennville, Bryan P.: Kurt Tucholsky. Autorenbücher, München, Verlag C.H. Beck und edition text + kritik, 1983, S. 16.
[8] Fritz J. Raddatz, „ Tucholsky, Eine Bildbiographie“, Kindler Verlag, München 1961, S.101
[9] So schrieb er für das Vorwärts Glossen, Gedichte zu aktuellen Problemen, für das Berliner Tageblatt, Ulk, Die Freiheit, Vorwärts etc..
[10] Vgl.: Prescher, Hans: „Kurt Tucholsky“, Berlin, Colloquium Verlag, 1959, S.44f.
- Citation du texte
- Britta Held (Auteur), 2003, Kurt Tucholsky als politischer Publizist, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73387
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