Die Publikation "Sport und Politik. Interdependenzen und Korrelationen" beleuchtet das leider viel zu selten dargestellte Verhältnis zwischen Sport und Politik in Deutschland. Elementare sportpolitische Fragestellungen werden durchgehend in gesamtpolitische und gesellschaftspolitische Kontexte gestellt und untersucht. Neben dem grundlegenden Verhältnis zwischen Sport, Sportwissenschaft und Politik werden mit der Wirtschaft, den Medien und den Sportorganisationen die wichtigsten Akteure des Sports einer teils kritischen Untersuchung unterzogen. Im Übergreifenden Kontext werden u.a. das politische Mandat des Sports sowie weitere aktuelle und zentrale sportpolitische Probleme behandelt.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemdarstellung und Begründung der Themenwahl
1.2 Ziel und Aufbau der Arbeit
1.3 Hinführung zum Thema
2. Theoretische Grundlagen
2.1 Zur Politikunfähigkeit des Sports und der Sportwissenschaft
2.2 Zur Definition der Begriffe Sport und Politik
3. Das Modell der Transnationalen Sportpolitik
3.1 Einführung
3.2 Theoretische Vorüberlegungen
3.3 Definitionen der Sportpolitikbegriffe
3.4 Die Kategorisierung der Akteure der transnationalen Sportpolitik
4. Die Akteure der Politik
4.1 Sport und Nationalstaaten am Beispiel Deutschland
4.2 Das Interesse des Staates am Sport
4.3 Instrumentalisierung des Sports durch Nationalstaaten
4.4 Sport und zwischenstaatliche Organisationen
4.5 Sport und Politiker/Parteien
5. Die Akteure der Wirtschaft
6. Die Akteure der Medien
7 Die Akteure des Sports
7.1 Sportorganisationen
7.1.1 DSB & NOK, DOSB
7.1.2 Internationale Sportorganisationen
7.2 Eliten des Sports – die Sportlerelite
8 Zum politischen Mandat des Sports
9 Zentrale sportpolitische Probleme und Krisen –
Olympia 2008 in Peking: Ein sportpolitischer Ausblick
11 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemdarstellung und Begründung der Themenwahl
„Es bedarf gar nicht der oft wiederholten Erinnerungen daran, daß der Sport und die Sportler nicht in einer isolierten, idyllischen Welt leben. Sie sind den Spannungen der Politik und der gesellschaftlichen Verhältnisse, den Einflüssen, den Deutungs- und Missdeutungsmöglichkeiten des politischen Umfeldes ausgesetzt, ob sie das wollen, oder nicht, genauso wie andere Gruppen der Gesellschaft.“ (Gerhardt, 1981)
„Im Sport herrscht Krieg, und wenn man den totalen Ruin dieses Bereichs der Gesellschaft noch abwenden will, muss man die Strategien wechseln, und zwar sofort.“ (Die ehemalige DDR-Sprinterin Ines Geipel zum Doping im Spitzensport, vgl. Süddeutsche Zeitung, 2006e)
Der Themenkomplex Sport und Politik steckt noch immer in seinen Kinderschuhen. Eine systematische sportwissenschaftliche Aufarbeitung über die äußerst komplexen und vielschichtigen Zusammenhänge zwischen Sport und Politik hat bisher kaum stattgefunden. Denkt man spontan darüber nach, fallen einem möglicherweise die Terroranschläge während der Olympischen Spiele in München 1972 oder der Olympiaboykott 1980 in Moskau ein. Oder man kommt nach langem Überlegen zu dem Ergebnis, dass der Sport doch eigentlich – wenn überhaupt – sehr wenig mit Politik zu tun hat oder jedenfalls haben sollte.
Ich habe mich in dieser Arbeit eingehender mit der Sportpolitik auseinander-gesetzt und möchte damit einen kleinen Beitrag dazu leisten, auf die derzeitig noch unterentwickelte sportpolitische Diskussion aufmerksam zu machen. Man wird sehr schnell feststellen, dass Sport und Politik sehr wohl, und zwar in höchstem Maße, in vielen Bereichen miteinander interagieren.
Dies wird beispielsweise auch sehr gut im Kontext der bevorstehenden Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland ersichtlich. Beinahe täglich wird man in den Medien mit Meldungen konfrontiert, die sowohl den Bereich des Fußballs, als auch den der Politik betreffen. Da sich das Beispiel Fußball-WM hervorragend dafür eignet, sportpolitische Zusammenhänge aufzuzeigen, soll im Übrigen in dieser Arbeit auch immer wieder Bezug darauf genommen werden.
1.2 Ziel und Aufbau der Arbeit
Primäres Ziel dieser Arbeit soll es sein, einen genaueren Einblick über die Gesamtheit sportpolitischer Interaktionen zu geben. Dabei soll versucht werden, die Sportpolitik als ein konkretes Handlungsfeld darzustellen. Zudem sollen durch die konkrete Bezugnahme auf möglichst aktuelle Beispiele aus der Sportpolitik sportpolitische Interaktionen anschaulich dargestellt werden. Bezeichnend für den Missstand der nur begrenzt vorangetriebenen Politikwissenschaft des Sports ist auch die Tatsache, dass der Sportalltag – sei es in den Medien oder im alltäglichen sportpraktischen Handlungsfeld – von Interaktionen zwischen Sport und Politik geradezu übersät ist, diese Tatsache jedoch keine systematische Berücksichtigung in der Sportwissenschaft findet. Es ist jedoch zu einem Großteil auch ihr Versäumnis, dass es dem Sport nach wie vor an einem ausgeprägten, gesicherten Politik-Bewusstsein mangelt und der alltägliche, bewusste Diskurs über Sport und Politik (noch) nicht stattfindet. So stellt Groll (2005, S.13) ganz richtig fest, dass es sich bei der Politikwissenschaft des Sports nach wie vor um „[…] ein wissenschaftlich nicht abgesichertes Terrain [handelt], dessen Unberührtheit quasi alle Möglichkeiten offen lässt, sich diesem Gebiet zu nähern.“ Dies spiegelt sich v.a. im Mangel an wissenschaftlich fundierten Veröffentli-chungen zu diesem Thema wider. Publikationen von Sven Güldenpfennig[1] und die 2005 veröffentlichte Dissertation von Michael Groll gehören zu den wenigen Ausnahmen, auf die in dieser Arbeit daher vorrangig Bezug genommen wird. Andererseits sollen aktuelle Beiträge und Material aus dem Internet und den Printmedien herangezogen werden, um auch immer wieder einen anschaulichen Bezug zum aktuellen sportpolitischen Geschehen herzustellen und verschiedene theoretische Bereiche ‛quasi-empirisch’ abzustützen. Die Entscheidung, sportpolitische Fragestellungen in dieser Arbeit nicht nur auf den nationalen Bereich zu beschränken, hängt u.a. mit dem globalen Charakter der Sportbe-wegung und ihrer internationalen Ausrichtung bzw. Verbandsstruktur zusammen.
Nach einer kurzen, aber anschaulichen Hinführung zum Thema sollen in Kapitel 2 die wichtigsten theoretischen Grundlagen erörtert werden. Dazu gehört u.a. auch die Frage, weshalb die Sportpolitik in der sportwissenschaftlichen Forschung immer noch eine untergeordnete Rolle spielt. In Kapitel 3 wird mit dem Modell der transnationalen Sportpolitik von Michel Groll die aktuellste sportpolitische Publikation aus dem Jahr 2005 behandelt und einige, für den weiteren Verlauf der Arbeit wichtige Gegebenheiten und Voraussetzungen geklärt. Dabei sollen vor allem die verschiedenen Sportpolitikbegriffe sowie die Einteilung der an sportpolitischen Prozessen beteiligten Akteure aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Medien und Sport herausgegriffen werden. In Kapitel 4 bis 7 werden diese verschiedenen Akteure und ihre je spezifischen Intentionen an sportpolitischen Entscheidungen genauer untersucht, wobei Kapitel 4 dabei insbesondere auf die deutsche Situation bezug nimmt. Kapitel 8 stellt die generelle Frage nach dem politischen Mandat des Sports. In Kapitel 9 werden zentrale sportpolitische Probleme und Krisen erläutert, wobei hier besonders auf die Olympische Krise Rücksicht genommen wird. Kapitel 10 fasst noch einmal die wichtigsten Gedanken zusammen und gibt einen kleinen Ausblick.
Es muss also zunächst geklärt werden, was Sportpolitik überhaupt bedeutet, in welchem Rahmen sportpolitische Prozesse ablaufen und welche Rolle die verschiedenen Akteure aus den genannten Bereichen dabei übernehmen. Das Modell der transnationalen Sportpolitik von Groll arbeitet unter Berücksichtigung relevanter Grundlagen der internationalen Politik die Gesamtheit möglicher sportpolitischer Interaktionen heraus und stellt die möglichen Intentionen der an sportpolitischen Prozessen beteiligten Akteure dar. Des Weiteren gilt der Kernsatz von Güldenpfennig (1992, S. 48):
„Das Politische hat nicht nur einen tatsächlichen, sondern auch einen aus dem Sport selbst heraus begründeten, wenn auch begrenzten, damit aber einen grundsätzlich legitimen „Ort“ innerhalb des Sports.“
1.3 Hinführung zum Thema
In einem Interview der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (2005a) äußerte sich Sergej Barbarez, Profi des Fußball-Bundesligisten Hamburger Sport-Verein, kritisch zur bevorstehenden Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland: „Es hat ja nichts mehr mit Fußball zu tun, sondern nur damit, wie viel Geld in ein Land fließt, das die WM ausrichtet. Deswegen reden so viele Politiker über Fußball, auch wenn sie keine Ahnung haben. Das ist keine gesunde Entwicklung.“ Barbarez’ Einschätzung über die ungesunde Entwicklung im Fußball kann stellvertretend für viele ‛Fehlentwicklungen’ und Probleme des modernen Sports gelesen werden. Zudem erwähnt er einen wichtigen Tatbestand: Die Verbindung von Sport, Politik und Wirtschaft. Schon seit Jahren wird nicht nur in der sportwissenschaftlichen Diskussion von krisenhaften Entwicklungen v.a. im Bereich des (Hoch-) Leistungssports gesprochen: Vom Doping, der Kommerzialisierung des Sports und der Umweltverträglichkeit sportlicher Großveranstaltungen ist da u.a. die Rede. Von Verflechtungen zwischen Sport und Politik, wie von Barbarez kritisiert, ist insbesondere in der Tagespresse und im alltäglichen Reden über Sport und Politik immer wieder explizit die Rede. Dies wird vor allem auch am Beispiel der nächsten Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland ersichtlich. Je näher die Veranstaltung rückt, desto häufiger werden täglich Meldungen veröffentlicht, deren Inhalte sich aus der gemeinsamen Schnittmenge von Sport und Politik ergeben. Darunter durchaus auch kritische Stimmen über Sinn und Unsinn eines solchen globalen Kultur-Events, das immer mehr durch sportexterne Akteure aus den Bereichen v.a. der Politik, der Wirtschaft und der Medien für deren je eigene Ziele instrumentalisiert zu werden scheint.
In einer Rede zum Sporthaushalt 2004 beispielsweise verurteilte Norbert Barthle, stellvertretendes Mitglied des Sportausschusses des Deutschen Bundestages, das Vorhaben der damaligen rot-grünen Bundesregierung, 22 Millionen Euro für die Eröffnungsfeier in Berlin am Vorabend der eigentlichen WM-Eröffnung in München ausgeben zu wollen und sprach von einer „Fete der Bundesregierung auf Kosten der Steuerzahler“ und politischem Missbrauch durch eine „Polit-Show“ kurz vor der (damals noch geplanten) Bundestagswahl 2006 (vgl. CDU/CSU, 2004). Noch deutlicher wird der ehemalige CDU Generalsekretär Laurenz Meyer: „’Die Regierung versucht, von ihrer jämmerlichen Politik abzulenken, indem sie den Fußball instrumentalisiert’“ (vgl. Die Zeit, 2004). Sicherlich erhoffte sich die Regierung unter Reformkanzler Schröder damals mit Hilfe seines „geheimen Kabinettsmitglieds“ und „Reformtrainers“ (vgl. ebd.) Klinsmann von der Fußball-WM einen Stimmungsschub. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass eine solche Hoffnung auch durchaus seine Berechtigung hat, denn bisher folgte auf ein erfolgreiches Abschneiden der deutschen Fußball-Nationalmannschaft tatsächlich auch stets die Wiederwahl des amtierenden Bundeskanzlers[2]. Konrad Adenauer (CDU) wurde nach dem historischen WM-Sieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft 1954 bei der folgenden Bundestagswahl mit einer absoluten Mehrheit im Amt bestätigt. 1974 folgte auf den Titel-Gewinn der Nationalmannschaft von 1972 die Wiederwahl Helmut Schmidts (SPD) im Kanzler-Amt und auch sein damals unterlegener Herausforderer Helmut Kohl (CDU) durfte sich 1990 auf das Gesetz der Serie verlassen: Während Deutschlands Fußballer zum dritten Mal zum Weltmeister gekürt wurden, konnte der seit 1982 amtierende Regierungschef Kohl zum dritten Mal ins deutsche Bundeskanzleramt einziehen. Purer Zufall? Oder hat der Sport – hier stellvertreten durch den Fußball – wirklich einen derartigen Einfluss auf die Politik? Zumindest scheint es deutliche Interdependenzen zu geben. Wie sehr Politik und Sport miteinander verschmelzen können, wird im Kontext der Fußball-WM 2006 in Deutschland deutlich, wenn gar von einer „Regierung Klinsmann“ (vgl. Die Zeit, 2004) gesprochen und die äußerst fruchtbare Verbindung zwischen „Kaiser und Kanzler“, also Organisationskomitee-Präsident Franz Beckenbauer und Gerhard Schröder hinsichtlich der WM als eine „K- und K-Angelegenheit“ gepriesen wird (Deutscher Fußball-Bund, 2005).
Doch nicht nur die Regierung, sondern auch Privatwirtschaft und Medien wollen möglichst großen Profit aus dem Großereignis Fußball-Weltmeister-schaft schlagen. Die gemeinsamen Interessen aus Politik, Wirtschaft und Medien an der bevorstehenden WM führten schließlich zu der gemeinschaft-lichen Idee einer Werbekampagne „FC Deutschland 06“, mit der die Bundesregierung das Ziel verfolgt, Deutschland möglichst positiv in der Welt darzustellen. Die Fußball-WM im eigenen Land soll dazu dienen, international einen nachhaltigen Nutzen für den Wirtschafts-, Innovations- und Wissen-schaftsstandort sowie für das Reiseland Deutschland zu erzielen. Möglicher-weise wird die Kampagne sogar über die WM hinaus bis ins Jahr 2007 oder 2008 ausgedehnt und so ihre ursprünglich sportbezogene Initiierung überdauern – Im Interesse der Politik und zum Wohle der Nation. Kann man da noch behaupten, man könne Sport und Politik voneinander trennen? Der amerikanische Bestsellerautor Paul Auster verneint diese Frage. Er geht sogar einen Schritt weiter und nennt den Fußball den perfekten Kriegsersatz: „Eine Erinnerung über alte Feindschaften schwebt über jedem Spiel und bei jedem Tor hört man das Echo alter Siege und alter Niederlagen“ (Auster, 2000). Hat die Vorrunden-Begegnung bei der WM 2006 zwischen den Nationalmann-schaften der Gruppengegner (Warum überhaupt Gruppen gegner und nicht etwa Gruppen nachbarn ?) Deutschlands und Polen demnach auch eine politische Nebenbedeutung? Körber (2000) beschreibt den Gewinn der Franzosen bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1998 als einen Freudenaus-bruch, „wie ihn Frankreich seit der Befreiung der Nazi-Herrschaft nicht mehr erlebt hat.“ Entsprechende polnische Reaktionen im Falle einer deutschen Niederlage oder gar dem Gewinn des polnischen Teams bei einer Fußball-Weltmeisterschaft, dem Volkssport der Deutschen – und zudem auf deutschem Boden: wären sie – trotz „Verjährung“ der deutschen Kriegsver-brechen während des Zweiten Weltkriegs sowie mittlerweile guten Beziehungen beider Länder und Regierungen – nicht menschlich, durchaus nachvollziehbar – im Austerschen Sinne sogar erwartbar und legitim? Auch Luis Suarez, Nationaltrainer der Fußballmannschaft aus Ecuador, die ebenfalls WM-Gruppengegner der Deutschen sein werden, zieht die Verbindung zwischen Fußball und Krieg: „’Sie sind Zerstörer, wie im Krieg. Die Deutschen spielen wie große Panzer, die alles, was sich ihnen in den Weg stellt, überrollen’“ (Stuttgarter Nachrichten, 2006).
Aus all den genannten Darstellungen dürfte bisher eines evident geworden sein: Das Credo vom unpolitischen Sport – hier exemplarisch durch den Fußball zur Schau getragen, jedoch durchaus auch auf viele andere Sportarten übertragbar – scheint mittlerweile endgültig obsolet geworden zu sein. Selbst eine politische Neutralität des Sports kann es nicht geben. Rösch (1980, S. 7f.) weist darauf hin, dass Neutralität selbst eine eminent politische Aussage sei und ein entsprechendes politisches Verhalten und Handeln begründe. Sport als ein in alle gesellschaftlichen Bereiche hineinwirkendes Kultur-Phänomen lässt sich nicht von der Politik trennen. Allerdings bedarf diese allgemeine Aussage einer weiteren Analyse. Die Beziehungen zwischen Sport und Politik sind vielfältig. Den Sport lediglich als Handlungsfeld staatlicher Institutionen zu reduzieren, gilt mittlerweile als überholt. Nach Güldenpfennig (1992, S. 133) sind es insbesondere „die Interdependenzen zwischen Wirtschaft, Staat und Sport, die den bestimmenden Sachverhalt in allen sportpolitischen Einzelentscheidungen ausmachen.“ Groll (2005) erweitert dieses „Interaktionsgeflecht“ noch um einen weiteren, im letzten Jahrzehnt immer mächtiger und einflussreicher werdenden Parameter: Die Medien. Des Weiteren beschreibt er den Sport als Auslöser und Spielball globaler Kommunikation, der sich in seiner Eigenschaft als internationale Beachtung findender Gegenstand als ideales Medium präsentiere, um Fremdinteressen zu transportieren und sie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Diese Trägerfunktion sei es, die ihn für Akteure aus der Politik und anderen Gesellschaftsbereichen so interessant mache.
Die Mehrzahl der sportpolitischen Publikationen bezieht sich zumeist auf spektakuläre internationale sportliche Großveranstaltungen wie Fußball-Weltmeisterschaften und Olympiaden. Sie betonen den politischen Kontext eines solchen Ereignisses, indem sie das beinahe bühnenmäßige Eingreifen, „sich Einschalten“ der Politik in den Sport als etwas Außergewöhnliches, als einen Einzelfall verstehen wollen und somit im Umkehrschluss den Sport als eigentlich politikfrei oder zumindest politikarm darstellen. Als Anlass für die Publikation derartiger Literatur haben sich in der Vergangenheit immer wieder die Olympischen Spiele etabliert. Mal waren sie politischer Austragungsort von Protestaktionen gegen Rasendiskriminierung (Montreal 1976), mal von Studentenunruhen (Mexiko 1968), mal wurden sie zu „Terrorspielen“ (München 1972), oder durch den Boykott etlicher Länder ihres ursprünglichen Gedankens – eine in erster Linie kulturelle und friedensstiftende Veranstaltung zu sein – beraubt (z.B. Moskau 1980, Los Angeles 1984). Bereits die nächsten Olympischen Spiele 2008 in Peking stehen aufgrund der dort alltäglich stattfindenden Menschenrechtsverletzungen unter keinem guten Stern. Lassen diese sich mit den erklärten Idealen der Olympischen Bewegung, deren Charta die Menschenwürde und das friedliche Miteinander der Völker betont, vereinbaren?
Diesen und ähnlichen, bereits oben gestellten Fragen soll in dieser Arbeit also nachgegangen werden, wobei konstatiert werden muss, dass es mangels empirischer Grundlagen zur Sportpolitik keine ausschöpfende Darstellung und Untersuchung verschiedener Theorien oder Modelle geben kann, sondern die Arbeit eher exploratorischen Charakter tragen und sich auf den bisherigen, wenn auch noch beschränkten Forschungsstand stützen wird.
2. Theoretische Grundlagen
2.1 Zur Politikunfähigkeit des Sports und der Sportwissenschaft
Der Sport als gesellschaftliche Erscheinung ist in den unterschiedlichsten Disziplinen unter unzähligen Fragestellungen diskutiert, analysiert und interpretiert worden. Eine schier unendliche Fülle von sowohl wissenschaftlichen Publikationen als auch journalistisch oder populär-wissenschaftlich aufbereiteten Beiträgen zu beinahe allen Themenbereichen und Fragestellungen des alltäglichen Lebens – Mensch und Sport betreffend – zeugen von der Bedeutung und der weltweiten ‛Omnipräsenz’ dieses Phänomens. Auch die interdisziplinäre Sportwissenschaft forscht und unterrichtet seit Jahren auf den unterschiedlichsten Gebieten, lediglich eine Politikwissenschaft des Sports bzw. die Sportpolitik als eigenes sportwissenschaftliches Forschungsfeld, in dem die Beziehungen zwischen Sport und Politik und eine Grenzziehung zwischen beiden genauer definiert werden müssten, hat sich in der Sportwissenschaft – zumindest bisher – noch nicht etablieren können. Zu Recht spricht Güldenpfennig (Ebd., S. 38) hierbei von „eine[r] gravierende[n] Lücke in der bisherigen Sportwissenschaft, die die vorliegenden Anstöße zur systematischen Ausarbeitung einer Politikwissenschaft des Sports noch nicht entschlossen aufgegriffen hat.“ Weiter führt er aus, dass „das Hauptinteresse der Sportwissenschaft [...] der trainingswissenschaftlichen Optimierung, der philosophischen Deutung, der pädagogischen Anleitung, der sozialen Organisation und Institutionalisierung – insgesamt der gesellschaftlichen Legitimation sportpraktischen Handelns – gelte. Als Gegenstand und Feld politischen Handelns hingegen sei der Sport ein bisher wenig entwickeltes Objekt systematischer wissenschaftlicher Beobachtung, Auseinandersetzung und Kritik“ (Ebd. S. 7). Zum Teil ist dies jedoch auch historisch bedingt und hängt mit der Instrumentalisierung und Vereinnahmung des Sports im Nationalsozialismus und der in der Vergangenheit des deutschen Sports aufgestellten, vielzitierten Forderung vom politikfreien Sport zusammen. In der ersten Nachkriegszeit herrschte aufgrund der im Nationalsozialismus gemachten Erfahrungen in (West-) Deutschland kein Bedarf an irgendeiner, wie auch immer gearteter politischer Dimension des Sports. Allerdings haben sich hinsichtlich dieser Frage innerhalb der Jahre Änderungen vollzogen, die der Dominanz dieser Argumentation als alleinigem Grund nicht mehr gerecht werden. Dennoch wird in der Literatur immer noch recht häufig behauptet, der Sport selbst sei wenig politikfähig oder solle sich doch ganz aus der Politik heraushalten, weil viele „[...] den Sport bei einer offenen Integration in politische Kontexte in einen Konflikt zwischen Eigenständigkeit und Fremdbestimmung geraten sehen, bei dem die kulturelle Substanz unvermeidlich Schaden nehmen müsse.“ (Güldenpfennig, 1992, S. 57).
Johannes Eulering, Vizepräsident des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen, brachte 1993 mit der mangelnden Politikfähigkeit des Sports verschiedene Bedeutungen in Zusammenhang:
Demnach bedeute mangelnde Politikfähigkeit,
1. dass der Sport generell für nicht politikfähig gehalten werde. Sport sei un-, bzw. überpolitisch, müsse zumindest neutral bleiben und werde in der öffentlichen Meinung nur ungern in Verbindung mit der Politik gesehen.
2. dass v.a. der institutionalisierte und organisierte Sport selbst unfähig zum Politikmachen sei. Als Beispiel fügt Eulering das bisherige Scheitern des organisierten Sports bei der politischen Durchsetzung des „Goldenen Plan Ost“ zur Sportstättenentwicklung in den neuen Bundesländern an.
3. Sportpolitik v.a. in den politischen Institutionen, in denen der Sport behandelt und eingebunden ist,unfähig sei. Eulering verweist hier auf die Unfähigkeit der sportpolitischen Gremien auf kommunaler Ebene, angemessen auf die Bedürfnisse der Bevölkerung im Freizeit- und Gesundheitssport einzugehen
(zitiert nach Rütten, 1996, S. 83).
Ursachen unpolitischen Handelns und Denkens im Sport sieht Güldenpfennig (1992, S. 59) – neben den historisch begründeten, politischen Intentionen v.a. auch durch eine ohnehin gering ausgeprägte Affinität des sportpraktischen Handelns als Form kultureller Tätigkeit zum Politischen begründet. Zudem ist der Sport für viele eine Art „Eigenwelt“, also ein Zufluchtsort, in dem gesellschaftliche Konfliktsituationen und Krisenerscheinungen – in letzter Instanz also auch politische Probleme – bewusst außen vor gelassen und verdrängt werden und keinen ‚Eintritt‘ in die ‚Welt des Sports‘ erhalten sollen. Das sportliche Handeln auch regelmäßig unter sportbezogenen politischen Aspekten zu betrachten, zu analysieren und zu beurteilen fällt also nicht unbedingt in den Rahmen, den sich der im Sport aktive Mensch steckt, wenn er Sport treiben will.
So gesehen erscheint auch das geringe Interesse der Sportwissenschaft an der Ausbildung einer eigenen sportpolitischen Disziplin wenig überraschend.
2.2 Zur Definition der Begriffe Sport und Politik
Bevor damit begonnen werden kann, über die Beziehungen zwischen Sport und Politik zu diskutieren, soll jedoch zunächst versucht werden, den eigentlichen Gegenstand der Diskussion – Sport und Politik – einer genaueren Begriffsdefinition zu unterstellen. Hierbei lässt sich auch schon das erste Problem festmachen: Einer der Gründe, weshalb allein das Bewusstsein und die Erkenntnisse über die Zusammenhänge von Sport und Politik so schwer fallen und es bisher nicht zu der bereits oben angesprochenen Bildung einer eigenen sportwissenschaftlichen Disziplin Sportpolitik gekommen ist, liegt möglicherweise schon in der terminologischen Unschärfe der beiden Begriffsbestimmungen sowohl Sport als auch Politik begründet. Nehmen wir das Beispiel Sport: Schulke (1990, S.7) hat sicher nicht unrecht, wenn er den Sport in seinen heutigen Erscheinungsformen als „[v]ielgestaltig bis zur Verworrenheit“ bezeichnet. Die SPRINT- Studie (DSB, 2005, S. 14) zur Untersuchung der Situation des Schulsports in Deutschland spricht von einer ‘föderalen Verwirrung’ hinsichtlich der Bezeichnung der Unterrichtsinhalte in der neuen Lehrplangeneration der Schulen, und selbst auf sportwissenschaftlicher Ebene gibt es nach wie vor Schwierigkeiten hinsichtlich einer einheitlichen, alle Aspekte und Ausprägungsformen des Sports berücksichtigenden Definition des Sportbegriffes. Dies wird durch die gegenwärtige Diskussion, die unter dem Doppel-Stichwort ‚Versportlichung der Gesellschaft’ und ‚Entsportung des Sports’ geführt wird, nicht einfacher. Gemeint ist hiermit die Öffnung des Sports zu der unendlichen Vielfalt alltagskultureller Betätigungen hin, die auf zwei Ebenen verläuft: Einerseits wird sie sichtbar im Übertragen des Sports und des Sportbegriffes auf sämtliche Bereiche der Gesellschaft, andererseits in einer „Banalisierung und Profanisierung des Sports durch die unbegrenzte Aufnahme unzureichend in seine ‛Text-Struktur’, in seine Sprache transformierter alltagskultureller Bewegungsformen“ (Güldenpfennig, 2000, S. 189f.). Die seit einigen Jahren von mehren Autoren geführte Diskussion hinsichtlich einer (Sinn-)Krise des (v.a. professionalisierten und kommerzialisierten) Sports macht zudem deutlich, dass die Suche nach einer genauen Standort- und Sinnbestimmung – somit also auch einer Begriffsbestimmung – des Sports heute aktueller denn je ist. (vgl. z. B. Grupe 2000, Güldenpfennig 2000). Dieses spezielle Problem hier weiter auszuführen ist jedoch nicht Aufgabe dieser Arbeit.
Fakt ist, dass es dem Terminus Sport eindeutig an Präzision fehlt. Ein Versuch einer einheitlichen und umfassenden Definition für Sport ist die folgende Beschreibung von Grieswelle (in Röthig, 1992, S. 421):
Sport meint alle Tätigkeiten, die vorwiegend körperliche Bewegungen (motorische Aktivitäten) sind; die zielgerichtet nach körperlicher Leistung streben, d.h. auf bestimmte Gütestandards bezogen sind; bei denen Beherrschung der leiblichen Motorik ausdrücklich thematisiert und zu einer Fertigkeit gemacht wird; die man lernen und einüben kann; die kein Produkt (Wert) im engern Sinne (im Rahmen von Gewerbe, Kunst, Wissenschaft usw.) fertigen und von hier her gesteuert werden und ihren Sinn erfahren; die in einer Sportart, also nach spezifischen, sozial definierten Mustern stattfinden.
Eine ähnliche, wenn auch in ihrem Wortlaut kürzere Begriffsbestimmung sieht auch der Artikel 2 der Sportcharta des Europarates vor, der Sport definiert als
alle Formen der physischen Betätigung die, durch gelegentliche oder organisierte Teilnahme, das Ziel verfolgen, physische Fitness und mentales Wohlbefinden auszudrücken oder zu verbessern, soziale Beziehungen zu bilden und Ergebnisse auf allen Konkurrenzebenen zu erreichen’
(zitiert nach: EurAktiv, 2004, www)
Lüschen (1976, S. 9) hingegen stellt mehr die sozialen Aspekte des Sports in den Vordergrund:
Sport ist soziales Handeln, das sich in spielerischer Form als Wettkampf zwischen zwei oder mehr Parteien (oder gegen die Natur) abwickelt und über dessen Ausgang Geschicklichkeit, Taktik und Strategie entscheiden. Das Ergebnis des Wettkampfes begründet eine Rangordnung, die im Sport vorzugsweise Kriterien der Status-Dimension und nicht der Klassen- und Macht-Dimension aufweist. Die im Sport erworbene Anerkennung, die typischerweise eine Belohnung sozialer Art in Form von Ehre und Prestige ist, kann freilich auch materieller Art sein und Macht einbringen. So ermöglichen die zahlenden Zuschauer selbst bei Amateurveranstaltungen, in denen der Sport als Schau-Spiel dargeboten wird, zumeist eine indirekte materielle Belohnung.
Mit der Politik, die mehr ist als bloße Verfassungswissenschaft und Staatslehre, verhält es sich ganz ähnlich. Begreift man das Politische lediglich als Staat und die Verfassung in den Vordergrund stellende Institution, wird man eine ganzheitliche Analyse der Struktur und des Prozesses des Politischen im Sport nur schwerlich analysieren können; dies wird auch dann nicht passieren, wenn man diesen Begriff um die gesellschaftlichen Großorganisationen (Parteien, Interessens-verbände etc.) erweitert. Güldenpfennig (1992, S.45) schlägt demnach eine Ausdehnung des Politikbegriffes vor, die „jedes öffentliche Handeln in konfliktstrukturierten sozialen Umwelten [...] innerhalb eines gesellschaftlichen Bereiches oder zwischen gesellschaftlichen Bereichen“ berücksichtigt. Auf den Sport bezogen hieße das: Sowohl Auseinandersetzungen unterschiedlicher Interessensgruppen im Sport von allgemein-öffentlichem Interesse, als auch solche zwischen dem Sport und Bereichen, die ihn bedingen und in einem Wechselwirkungsverhältnis zu ihm stehen (politisches System, Wirtschaft, Gesellschaft, Medien, Kirche etc.), als politisch einzustufen.
Holtmanns (1994, S. 459f.) Definition von Politik berücksichtigt genau diese zwei Ebenen:
[Politik umfasst] Handeln bzw. Gestaltungsabsichten, die auf verbindliche (autoritative) Entscheidungen über den Einsatz von Macht, Ressourcen oder die Allokation von Gütern gerichtet sind. So verstanden ist Politik im engsten Sinn bezogen auf den öffentlichen (staatlichen) Sektor und im weitesten Sinn ein Prozess- und Steuerungselement nahezu aller Bereiche der Gesellschaft.
Dieser weite Politikbegriff soll auch Grundlage dieser Arbeit sein. Welche Begriffsdefinitionen nun also nötig sein werden, um die Beziehungen zwischen Sport und Politik möglichst weitflächig zu beschreiben und zu erfassen, soll im Folgenden geklärt werden. Es ist jedoch bereits deutlich geworden, dass die Mannigfaltigkeit an bereits existierenden Definitionsvorschlägen und -mustern des Begriffes Sport einerseits und die Komplexität des Politischen andererseits theoriegestützten Analysen von Sport und Politik bisher den Zugang eher erschwert als erleichtert haben.
Nichtsdestotrotz gab es in der Vergangenheit Versuche, die Beziehungen zwischen Politik und Sport in verschiedenen Kategorien zu beschreiben und den Überblick über bestehende Verhältnisse deutlicher zu machen. Zwei Ansätze sollen hier kurz dargestellt werden:
Der Ansatz von Lüschen (1996, S. 5ff.) geht von drei einfachen Perspektiven aus, die bestehende Strukturen und politische Gebilde allgemein verständlich beschreiben:
1. Sport in der Politik: In dieser ersten Kategorie wird v.a. der Stellenwert des Sports im politischen System beschrieben. Der Nationalsozialismus oder das sozialistisch-kommunistische System der ehemaligen DDR sind Beispiele für die Instrumentalisierung des Sports in totalitären Systemen. Dass es jedoch nicht ausschließlich um politische Systeme im engeren Sinne geht (Also um die Politik nationalstaatlicher Institutionen) zeigt die Tatsache, dass auch staatenübergrei-fende, bzw. Staatenunabhängige Vereinigungen und Organisationen wie z.B. das IOC in der Vergangenheit immer wieder versucht haben, politische Entscheidungen hinsichtlich politischer Konfliktsituationen zu treffen, Entscheidungsträger zu beeinflussen oder die öffentliche Diskussion in eine bestimmte Richtung zu lenken.
2. Politik im Sport beschreibt hauptsächlich politische Eingriffe in das sporteigene System, bzw. dessen Kontrolle von Außen. 1980 sprach sich das deutsche NOK mit seinem Präsidenten Willi Daume trotz vielfältiger Proteste seitens deutscher Sportler und auf ‘Empfehlung’ der damaligen Bundesregierung (Die ihrerseits unter dem Druck des amerikanischen Präsidenten J. Carter handelte) und des DSB gegen eine Entsendung der deutschen Olympiamannschaft nach Moskau aus (vgl. Pfeiffer 1987, S. 367ff.).
3. Die Politische Struktur und Organisation des Sports deutet auf die Parallelen zur politischen Gliederung eines Staates hin. Ebenso wie in der Politik wird auch in Sportorganisationen und –vereinen Politik betrieben, Machtstrukturen und Interessenskonflikte innerhalb und zwischen Organisationen und Vereinen der deutschen Sportlandschaft deutlich (Wenn der amtierende Trainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft Jürgen Klinsmann beispielsweise auf die Teilnahme wichtiger Nationalspieler verzichten muss, weil diese keine Freigabe von ihrem Verein bekommen, ist das durchaus ein Interessenskonflikt, der auf einer sportimmanenten politischen Ebene ausgetragen wird). Zudem ist der Organisationsaufbau der deutschen Sportbünde der föderativen Struktur der BRD sehr ähnlich (Kreis-, Bezirks- und Landessportbünde). Als ein sehr gutes Beispiel für eine „originär politische Struktur des Sports“ führt Lüschen das IOC an.
Nach Güldenpfennig gibt es vier unterschiedliche ‚Gestalten’, in denen das Politische in der Sportentwicklung auftreten kann, die jedoch inhaltlich kaum mit Lüschens Auffassung kollidieren. Güldenpfennig (2000, S. 314) macht lediglich noch eine weitere Unterscheidung, indem er den Sport als politisches Mittel vom Sport als politischem Symbol trennt:
1. Sport als politisches Symbol: als subjektive Wahrnehmung oder Deutung des sportpraktischen Geschehens im Sinne eines symbolischen Ausdrucks von allgemeinen gesellschaftlichen Strukturen und Sachverhalten;
2. Sport als Gegenstand politischen Handelns: als direktes oder indirektes politisches Einwirken gesellschaftlicher Interessen und Kräfte auf das Geschehen innerhalb dieses Bereiches;
3. Sport als Feld politischen Handelns: als innersportliche Auseinandersetzung um Ziele und Wege seiner eigenen Entwicklung und als deren Durchsetzung nach innen und außen;
4. Sport als politisches Mittel: als – mehr oder weniger legitime – Funktionalisierung und Instrumentalisierung des Sports für allgemeine gesellschaftspolitische Ziele, die über ihn und seinen eigenen unmittelbaren Bereich hinaus- und in die Gesellschaft insgesamt hineinreichen.
[...]
[1] Sven Güldenpfennig war u.a. von 1997-2002 als wissenschaftlicher Leiter des Deutschen Olympischen Instituts (DOI) in Berlin tätig.
[2] Hinweis: In dieser Arbeit soll die Gleichstellung von Frauen und Männern zum Ausdruck kommen. Trotzdem wird der Lesbarkeit halber die männliche Sprachform gewählt. Dies geschieht unter ausdrücklichem Verweis auf die Notwendigkeit weitergehender Frauenförderung und die Verwirklichung von Gender equality nicht nur auf dem Gebiet des Sports.
- Arbeit zitieren
- Markus Bulgrin (Autor:in), 2006, Sport und Politik. Interdependenzen und Korrelationen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73238
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