Das Alter als eigenständige Lebensphase kann noch auf keine lange Tradition zurückblicken; es führten vielmehr veränderte Lebensbedingungen zu dessen Herausbildung im Laufe der letzten Jahrzehnte, wobei eine theoretische Fun-dierung rund um die Gerontologie nur schwerlich in Gang kam und auch erst deutlich später einsetzte. Was es mit dem hohen Alter als relativ neues gesell-schaftliches Phänomen auf sich hat, wie sich diese Lebensphase gestaltet, welche Alternstheorien es gibt und weshalb überhaupt der Bedarf gegeben ist Einfluss auf den Verlauf der des hohen Lebensalters zu nehmen, soll mit der vorliegenden Arbeit genauer betrachtet und reflektiert werden. Aus sportwissenschaftlicher Sicht ist zudem noch interessant wie Alternsprozesse die körperliche Leistungsfähigkeit beeinflussen, und vor allem wie sich eine durch körperliche Aktivität und Training verbesserte bzw. erhaltene körperliche Leistungsfähigkeit auf den mehrdimensionalen Alternsprozess auswirkt.
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Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort
2. Einleitung
3. Merkmale im Alter
3.1 Physische Merkmale im Alter
3.2 Ökologische Merkmale im Alter
3.3 Soziale Merkmale im Alter
3.4 Mentale/psychische Merkmale im Alter
4. Psychogerontologische Theorien des Alters und des Alterns
4.1 Disengagementtheorie
4.2 Aktivitätstheorie
4.3 Kognitive Alternstheorie
4.4 Theorie der Optimierung durch Selektion und Kompensation
5. Fakten im Überblick
6. Motive und Barrieren für Bewegung und Sport im Alter
6.1 Barrieren
6.2 Motive
6.2.1 Das Problem der Motivation
7. Effekte des Sports
7.1 Biologisch-medizinische Sichtweise
7.1.1 Effekte des Ausdauertrainings
7.1.2 Effekte des Krafttrainings
7.1.3 Weitere Effekte
7.2 Ökologische Sichtweise
7.3 Soziologische Sichtweise
7.4 Psychologische Sichtweise
7.4.1 Wirkung des Sports im emotionalen Bereich
8. Studie
9. Zusammenfassung
10. Bibliographie
1. Vorwort
Das Alter als eigenständige Lebensphase kann noch auf keine lange Tradition zurückblicken; es führten vielmehr veränderte Lebensbedingungen zu dessen Herausbildung im Laufe der letzten Jahrzehnte, wobei eine theoretische Fundierung rund um die Gerontologie nur schwerlich in Gang kam und auch erst deutlich später einsetzte. Was es mit dem hohen Alter als relativ neues gesellschaftliches Phänomen auf sich hat, wie sich diese Lebensphase gestaltet, welche Alternstheorien es gibt und weshalb überhaupt der Bedarf gegeben ist Einfluss auf den Verlauf der des hohen Lebensalters zu nehmen, soll mit der vorliegenden Arbeit genauer betrachtet und reflektiert werden.
Aus sportwissenschaftlicher Sicht ist zudem noch interessant wie Alternsprozesse die körperliche Leistungsfähigkeit beeinflussen, und vor allem wie sich eine durch körperliche Aktivität und Training verbesserte bzw. erhaltene körperliche Leistungsfähigkeit auf den mehrdimensionalen Alternsprozess auswirkt.
2. Einleitung
Eine wichtige Voraussetzung dafür, dass das hohe/höhere Alter überhaupt mit Sport in Verbindung gebracht wird, ist die Einsicht, dass es sich beim Altern um einen dynamischen Prozess handelt, in dessen Verlauf Entwicklungen möglich sind, d.h., der Interventionen zulässt. So sind in der Vergangenheit, wie auch heute noch vorkommt und wahrscheinlich auch künftig vorkommen wird, Menschen ohne bewusste sportliche Betätigung alt geworden und mitunter vielleicht sogar glücklich und zufrieden alt geworden. Da es sich beim hohen Alter jedoch um eine problematische, in vielerlei Hinsicht mit Verlustprozessen verbundene Lebensphase handelt, ist die Sportwissenschaft gefragt, die um das Potenzial ihres Gegenstandsbereichs weiß, all denjenigen Menschen zu helfen, die ihre Lebensziele für das Alter mit sportlicher Betätigung (im Allgemeinen) und den daraus resultierenden Folgen assoziieren, ohne jedoch ein Werturteil über diejenigen zu propagieren, die diese Hilfe nicht in Anspruch nehmen möchten.
Die menschliche Existenz und somit auch der betagte Mensch[1] müssen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden um der Komplexität des Daseins gerecht zu werden: physische, ökologische, soziale und psychische Gegebenheiten nehmen im Alter eine besondere Ausprägung an und haben zu den verschiedenen Teildisziplinen der Gerontologie geführt. Ihnen wollen wir uns im Folgenden widmen:
3. Merkmale im Alter
3.1 Physische Merkmale im Alter
Vielfältige biologisch-genetische Alternstheorien sind bemüht dem Mysterium nach der Ursache des Alterns auf die Spur zu kommen: die Einen gehen von der Existenz spezifischer ‚Altersgene’ aus, Andere äußern die Vermutung von genetischen Dysfunktionen, die zu Veränderungen der Genexpression führen, wieder Andere setzen das Altern mit ineffizienter Prävention oder Reparatur von DNA-Schäden gleich, usw.[2]
Doch auch wenn die Ursache des Alterns wissenschaftlich noch nicht dekodierbar ist, so sind die Folgen des Altersprozesses auf Organebene umso deutlicher; sie können in folgende Teilbereiche untergliedert werden:
Herzkreislaufsystem
Nach neustem Erkenntnisstand (2006) sind Erkrankungen rund um das Herzkreislaufsystem Todesursache Nummer eins in westlichen Zivilisationen. Zu ihnen gehören insbesondere der Herzinfarkt, Schlaganfall, die koronare Herzkrankheit und arterielle Hypertonie sowie periphere arterielle Gefäßerkrankungen.
Tumorerkrankungen
Auf der Suche nach einer Begründung der Korrelation zwischen den meisten (bösartigen) Tumorerkrankungen und dem hohen Lebensalter kam es zur Herausbildung einer speziellen wissenschaftlichen Disziplin: der Gerontoonkologie.
Gehirn
Mit dem Lebensalter steigt nachweislich auch die Zahl der an Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit leidenden Menschen. In diesem Sinne weist Sieber (in Oswald et al., 2006, S. 26-31) darauf hin, dass 30% aller Demenzkranken das 80. Lebensjahr überschritten haben.
Immunsystem
Die Funktionsfähigkeit des Immunsystems nimmt im Alter ab; diese Tatsache kann neben dem erhöhten Tumorrisiko auch die Zunahme an Infektionsleiden erklären.
Bewegungsapparat
Osteoporose, Gelenkabnutzung und eine erhöhte Sturz- und Verletzungsgefahr kennzeichnen den Alternsprozess ebenso wie Muskeln, Sehnen und Bänder mit verringerter Elastizität, geringerem Wasserhaushalt und Zellbestand.
Sinnesorgane
Sowohl der Hör-, als auch der Seh- und Geruchssinn verlieren mit zunehmendem Alter tendenziell an Leistungsfähigkeit und müssen ggf. durch technische Hilfsmittel ergänzt werden.
Stoffwechsel
Bei den unterschiedlichen Stoffwechselvorgängen wie beispielsweise dem Protein-, Kohlenhydrat-, Lipid- und Vitaminstoffwechsel gehen degenerative Veränderungen mit dem Altersprozess einher.
Reizleitungsgeschwindigkeit
Aufgrund einer Verringerung der Reizleitungsgeschwindigkeit kommt es zur tendenziell langsame(re)n Handlungsausführung, und in Folge dessen auch zu einer verminderten ‚fluiden Intelligenz‘[3]
Auffallend ist weiterhin, das mit dem dritten Lebensphase einhergehende Phänomen der ‚Multimorbidität’ (Schubert 1974): im Gegensatz zu jüngeren Patienten, bei denen der Arzt meist zu einer einzigen abschließenden Diagnose gelangt, wird ein solches Untersuchungsergebnis bei betagten Patienten zum Ausnahmefall, da sie an mehreren Krankheiten gleichzeitig leiden, deren Symptome zudem nicht eindeutig der jeweiligen Krankheit zuzuordnen sind. Jedoch darf man auch bei der medizinischen Sichtweise eine Tatsache, niemals aus den Augen verlieren: Altern ist weder ein pathologischer Zustand noch ein medizinisches Problem, sondern eine normale Lebenserfahrung!
Als Konsequenz aus der umfangreichen biologisch-medizinischen Alternsforschung, die das biologische Alter des Betroffenen definiert, lässt sich festhalten: Trotz der Unterschiede in Qualität und Geschwindigkeit der sich im Alter häufenden Merkmale kann man von einer allmählichen Abschwächung wichtiger Organsysteme und ihrer Funktionsfähigkeit sprechen, was insgesamt zu einer verringerten körperlichen Leistungsfähigkeit wie auch Adaptationsfähigkeit an Belastungen führt.
Unter Berücksichtigung dieser besonderen Umstände soll körperliche Betätigung in diesem Zusammenhang krankheitsvorbeugend wirken (Ökonomisierung der Atmung und des Herz-Kreislauf-Systems, Regulierung des Stoffwechsels, Aktivierung des Immunsystems) sowie eine dem Lebensalltag ausreichende physische Leistungsfähigkeit aufrechterhalten, aufbauen oder wieder herstellen. (Oswald et al., S. 19-31; Böhmer, S. 47-57; Kolb, S.178; Platt)
3.2 Ökologische Merkmale im Alter
In Anlehnung an Kolbs „Environmental-Docility-Hypothese“ (S. 125) ist festzustellen, dass in einer hoch entwickelten, modernen, schnell(lebig)en und zunehmend individualistischen Gesellschaft ökologische Gegebenheiten mehr denn je entscheidende Faktoren in Bezug auf gelingendes, zufriedenes Altern darstellen.
In materieller Hinsicht ist hier vor allem an die Rente als im Normalfall einzige und nicht selten geringe Einnahmequelle zu denken. Abgesehen davon, dass bestimmte Erwerbsgruppen schon immer mit einer bestimmten Höhe an Rentenzahlungen zu rechnen hatten, war in noch greifbar zurückliegenden Zeiten des Generationenvertrags die staatliche Rente der Senioren gesichert; heutzutage werden Menschen mittleren bis mittelhohen Alters zwar mehr als damals zur Erwerbstätigkeit aufgerufen, gleichzeitig fallen sie aber meist als Arbeitnehmer produktionsbedingten Rationalitätsprozessen zum Opfer und müssen trotzdem für eine private Rentenabsicherung vorsorgen.
Der räumliche Aspekt, der sich unmittelbar aus den physischen Veränderungen im Alter und den materiellen Ressourcen der älteren Person ableitet, muss noch eine Stufe weiter ausdifferenziert werden und führt so zu der Unterscheidung zwischen Wohnbereich im engeren Sinne als mikro-, Wohnviertel/Verkehrssituation und dergleichen als makroökologische Ebene. Bei der Gestaltung der ersteren stellen der Sanitärbereich und die Küche einen besonderen Schwerpunkt dar: das Hauptanliegen dieser beiden Wohnbereiche ist die bestmögliche Erreichbarkeit trotz der oder gerade mit den veränderten anthropometrischen und ergonomischen Maßen älterer Menschen. Mit dem Ziel der Unfall- und Krankeitssprophylaxe sowie um die im Alter zunehmende ökologische Abhängigkeit in Grenzen zu halten ist es weiterhin auch wichtig Risikofaktoren wie rutschige Bodenbeläge, Türschwellen und ungünstige wärmephysiologische Gegebenheiten zu beseitigen.
[...]
[1] Durch die enorme zeitliche Ausdehnung der 3. Lebensphase, ist es notwendig um deren Heterogenität zu wissen, auch wenn im Folgenden der Einfachheit wegen und aufgrund des begrenzten Rahmens, der für diese Ausarbeitung zur Verfügung steht auf eine Ausdifferenzierung verzichtet wird. Angaben zu Letzterer finden sich unter anderem bei Kolb (1999, S. 42).
[2] Eine übersichtliche Auflistung und grobe Erklärung der biologisch-genetischen Alternstheorien findet sich bei Schachtschabel D. O. und Maksiuk T. (in Oswald et al., 2006, S. 20-26)
[3] Jakobi und Rösch verstehen unter ‚fluider Intelligenz‘ eine Art Problemlösekompetenz, die produktives Denken erfordert. Sie hängt v.a. von der Geschwindigkeit ab, mit der Informationen verarbeitet werden und lässt schon ab dem 3. Lebensjahrzehnt nachweislich nach. Im Gegensatz dazu steht die ‚kristalline Intelligenz‘, welche die Fähigkeit zur Bewältigung vertrauter Probleme oder eher Aufgaben kennzeichnet und bis ins hohe Alter erhalten bleiben.
- Citation du texte
- Anna Kozok (Auteur), 2007, Gesundheitliche Effekte von Sport und Bewegung - psychische Effekte bei Älteren, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73063
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