Im Laufe des Transformationsprozesses entstanden bekanntermaßen ökonomische und soziale Probleme, die bis heute niemand zu lösen vermochte. Im Gegenteil, sie weiteten sich aus von den neuen Bundesländern (NBL) auf die gesamte Bundesrepublik.
Es gelang nicht nur nicht im Osten eine solide wirtschaftliche Basis zu schaffen, nebenher wächst auch die aus der stetig größer werdenden Arbeitslosigkeit resultierende Existenzangst der Bürger. Was für nunmehr 4,346 Mio. Arbeitslose im vierzehnten Jahr nach der Wiedervereinigung immer noch keine positive Wendung genommen hat, ist für die Sozial- und Wirtschaftswissenschaften ein reiner Glücksfall, man befindet sich inmitten eines sozialen Großexperiments: Zwei theoretisch konträre Wirtschaftsformen verschmelzen durch die Expansion der Marktwirtschaft. Nicht nur die ökonomischen Unterschiede bieten da für Generationen von Wissenschaftlern ausreichend Forschungsmaterial. Natürlich ist eine ganze Reihe von Theorien entstanden, die die empirischen Daten fassbar machen und erklären wollen. Zwei verschiedene Argumentationsrichtungen zur Erklärung der anhaltenden Wirtschaftsflaute in den NBL sollen hier kritisch betrachtet werden. Sie eignen sich deshalb hervorragend für eine solche Arbeit, weil sie in ihrer Argumentation von zwei äußerst verschiedenen Punkten ausgehen.
Zum einen wird versucht, die Problematik mit dem Hauptaugenmerk auf die Akteure zu erklären, zum anderen sieht man einen deterministischen Zusammenhang zwischen der un-
hinterfragten Übernahme der westlichen Institutionen im Osten Deutschlands und der dortigen Deindustrialisierung. Beide Argumentationen scheinen plausibel, doch sind sie auch ausreichend? Benennen sie wirklich alle wirkenden Faktoren?
Jede für sich sicherlich nicht, allerdings zusammengenommen erhalten sie ein enormes Erklärungspotenzial.
Diese Arbeit versucht, die scheinbar unvereinbaren Theorien dahingehend zu überprüfen, ob sich nicht ein weniger polarisierter Ansatz besser eignet, ob nicht beide Richtungen zusammengenommen, der Problematik gerechter werden würden.
INHALT
1. Einleitung
2. Die zwei Betrachtungsweisen
2.1. Akteursbezogene Erklärungsweise
2.2. Erklärungsansatz durch Institutionentransfer
3. Der real existierende Sozialismus
4. Habitus des sozialistischen Menschen
5. Die Wiedervereinigung
5.1. Fakten, Daten, Entwicklungen
5.2. Folgen
5.3. Manageriales Handeln und „Hysteresiseffekte “
6. Fazit/Ausblick
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Im Laufe des Transformationsprozesses entstanden bekanntermaßen ökonomische und soziale Probleme, die bis heute niemand zu lösen vermochte. Im Gegenteil, sie weiteten sich aus von den neuen Bundesländern (NBL) auf die gesamte Bundesrepublik.
Es gelang nicht nur nicht im Osten eine solide wirtschaftliche Basis zu schaffen, nebenher wächst auch die aus der stetig größer werdenden Arbeitslosigkeit resultierende Existenzangst der Bürger. Was für nunmehr 4,346 Mio. Arbeitslose[1] im vierzehnten Jahr nach der Wiedervereinigung immer noch keine positive Wendung genommen hat, ist für die Sozial- und Wirtschaftswissenschaften ein reiner Glücksfall, man befindet sich inmitten eines sozialen Großexperiments: Zwei theoretisch konträre Wirtschaftsformen verschmelzen durch die Expansion der Marktwirtschaft. Nicht nur die ökonomischen Unterschiede bieten da für Generationen von Wissenschaftlern ausreichend Forschungsmaterial. Natürlich ist eine ganze Reihe von Theorien entstanden, die die empirischen Daten fassbar machen und erklären wollen. Zwei verschiedene Argumentationsrichtungen zur Erklärung der anhaltenden Wirtschaftsflaute in den NBL sollen hier kritisch betrachtet werden. Sie eignen sich deshalb hervorragend für eine solche Arbeit, weil sie in ihrer Argumentation von zwei äußerst verschiedenen Punkten ausgehen.
Zum einen wird versucht, die Problematik mit dem Hauptaugenmerk auf die Akteure zu erklären, zum anderen sieht man einen deterministischen Zusammenhang zwischen der un-
hinterfragten Übernahme der westlichen Institutionen im Osten Deutschlands und der dortigen Deindustrialisierung. Beide Argumentationen scheinen plausibel, doch sind sie auch ausreichend? Benennen sie wirklich alle wirkenden Faktoren?
Jede für sich sicherlich nicht, allerdings zusammengenommen erhalten sie ein enormes Erklärungspotenzial.
Diese Arbeit versucht, die scheinbar unvereinbaren Theorien dahingehend zu überprüfen, ob sich nicht ein weniger polarisierter Ansatz besser eignet, ob nicht beide Richtungen zusammengenommen, der Problematik gerechter werden würden.
2. Die zwei Betrachtungsweisen
2.1. Akteursbezogene Erklärungsweise
Die Autoren beschreiben den Transformationsprozess mit Blick auf den Wandel der Arbeitsbeziehungen in Ostdeutschland. Betrachtet werden die Arbeitnehmer, die Meister und die Betriebsräte, der Transfer westdeutscher Institutionen und Marktinstrumentarien bleibt weitestgehend unbeleuchtet. Um ein genaues Bild der Ebenen zu zeichnen, ist es unumgänglich, einige Bedingungen und Irrationalitäten der Planwirtschaft zu schildern.
Was waren die Aufgaben des „sozialistischen Menschen“ und wie verhalten sich diese zu den neuen Anforderungen?
Die beschriebenen Umstände lassen eingefahrene Handlungsschemata offenbar werden, die mit Einführung der Markwirtwirtschaft für einiges Konfliktpotenzial sorgen. Ohne jedoch einen speziellen sozialistischen Habitus[2] zu konstruieren, bleiben die Autoren auf der deskriptiven Ebene. Es handelt sich um die Beschreibung des Kontrastes zwischen sozialistisch geprägter Arbeitskultur und den Anforderungen der kapitalistischen Produktions- form. Hierzu wird die Frage gestellt, „wie der neue, marktwirtschaftliche Kontext und die neuen Herausforderungen angesichts der bisherigen, in jahre- und jahrzehntelangen Sozialisierungsprozessen erscheinen und welche systematischen Verzerrungen (Allodoxien) erwartet werden können“.[3] Wirken die tradierten Konfliktlösungspotentiale aus der Plan- wirtschaft etwa als Hemmnisse für ein erfolgreiches agieren in der Marktwirtschaft? Oder helfen sie durch die vermutlich bessere soziale Kompetenz der Akteure?
Stellung dazu wird ausdrücklich nicht genommen[4]. Allerdings scheint diese Argumentationslinie implizit den Vorwurf der Unfähigkeit ostdeutscher Manager im Kapitalismus zu unterstellen, was zwar nicht explizit ausgesprochen wird, sich aber durch das immerwährende Aufzählen der wirtschaftlichen Unzulänglichkeiten der Planwirtschaft und gezwungenermaßen des der Marktwirtschaft unangemessenen Verhaltens seitens der Akteure, äußert. Doch kann diese Unfähigkeit Grund genug für die fortgeschrittene Deindustrialisierung in Ostdeutschland sein?
Man entlarvt die von vielen Ostdeutschen im Nachhinein als „warm“ verklärte Solidarität als reine „Notsolidarität“[5] bzw. „Notgemeinschaft“.
In dieser Arbeit soll nur auf das Management oberhalb der Meisterebene eingegangen werden und, wie es den Übergang zu Marktwirtschaft bewältigt hat. Inwieweit sich das rein akteursgebundene Beschreiben eignet, um sich ein Bild von den Vorgängen in den NBL zu machen, wird sich zeigen. Interessanter Weise findet man ostspezifische Führungsstile, die sich im Laufe der Nachwendezeit entwickelt haben, und setzt sie in Beziehung mit den zu bewältigenden Aufgaben, was letztendlich ihre Qualitäten in der Problembewältigung erahnen lässt.
Die vier dazu aufgestellten Hypothesen beziehen sich auf:
1. „[D]ie erhöhten Anforderungen an formale Rationalität“
2. „[D]en Übergang von solidarischen zu kollegialen Arbeitsbeziehungen“
3. „[D]ie Beziehungen zwischen Vorgesetzten und Untergebenen“
4. „[D]ie Rolle der betrieblichen Interessenvertretung“[6]
Im weiteren Verlauf soll nur interessieren, inwieweit sich die ersten drei Hypothesen eignen zur Erklärung der wirtschaftlichen Lage der Neuen Bundesländer.
Erwartet werden nach Hypothese eins mögliche Reaktionen der Akteure, die die Regeln des Marktes beispielsweise weiterhin als „weich“ und „verhandelbar“ ansehen.[7]
Die Hypothese zu den Arbeitsbeziehungen betrifft den Übergang vom solidarischen zum kollegialen Verhältnis und sieht als Ursache für „die massiven persönlichen Enttäuschungen“ die individuelle „Nutzung der sich nunmehr bietenden, höchst selektiven [Karriere-] Chancen“. Die individuelle Nutzung dieser Chancen wird fast als „Verrat“ an der Betriebsgemeinschaft gewertet. Es wird nunmehr „bisherige Solidarität verklärt wahrgenommen […] und neue Formen der Bindung [konnten] noch nicht stabilisiert“ werden.[8] Das gleiche gilt für das Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Untergebenen. Die „Balance zwischen guten Beziehungen, formaler Autorität und Ergebnisverantwortlichkeit, ist außer-ordentlich schwierig, da die Beschäftigten eine Orientierung an marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen als Bruch der bisherigen Sozial- und Produktivitätspakte erleben“[9].
Erwartbar sind danach ausgerichtete Führungsstile, die entweder autoritär oder kumpelhaft sind.
2.2. Erklärungsansatz durch Institutionentransfer
Der zweite Erklärungsanstz fokussiert den Institutionentransfer und den Ressourcentransfer. Man geht davon aus, dass diese nicht nur Vorteile für die ehemalige DDR hatten, „sondern, daß Ostdeutschland damit auch einige Erblasten der alten BRD importierte“.[10] Dabei wurde außer Acht gelassen, dass die beiden Gesellschaftsformen strukturell inkompatibel sind, d.h. „nicht nur hinsichtlich ihrer normativen Grundlagen, der Rechtsförmigkeit, des Bürgerbezugs etc., sondern weil Verwaltung und Sozialstaat einer Marktgesellschaft auch durch eine Vielzahl subsidiärer, intermediärer Formen ergänzt bzw. bestimmt ist.“[11]
Als die Währungsunion im Jahr 1990 vollzogen wurde, „führte sie zu einer massiven Aufwertung der ehemaligen Ostmark (ca. 300 %) und zu einer entsprechenden Preiserhöhung ostdeutscher Waren im Ausland“. Diese Aufwertung stand in keinem Verhältnis zur Wirt-schaftslage, sorgte allerdings zugleich für eine weitere Verschlechterung, da nun „ostdeutsche Produkte, wenn sie überhaupt exportfähig waren, auf den Weltmärkten praktisch unverkäuflich […] wurden.“[12] Die Dramatik dieses Prozesses wird umso deutlicher, als die DDR einen Großteil ihrer lebensnotwendigen Devisen aus dem Export gewann.[13] „Der Umtauschkurs von 1 : 1 war der erste Meilenstein auf dem Wege zur Deindustrialisierung Ostdeutschlands.“[14] Mit der Wiedervereinigung wurden die NBL auch Mitglied der EU. Das hatte zwei Konsequenzen: erstens eröffnete sich somit ein ganz neuer Absatzmarkt, zweitens aber, „entfielen mit dem Beitritt […] auch die Kontrolle über westliche Außengrenzen und fast alle Schutzzölle“.[15]
Es hat also objektiv keine Anpassungszeit an die neue Marktform gegeben, wie dies in anderen ehemaligen Ostblockländern nach ihrem Zusammenbruch der Fall war.[16] Ebenso fließen die strategischen Unzulänglichkeiten der von der Bundesrepublik zur Verwaltung der riesigen DDR-Industriebetriebe eingesetzten Treuhandanstalt (Motto: „Privatisierung ist die beste Sanierung“) ein in den Strom von „Fehlentscheidungen“, im Rahmen einer Marktform, die grundsätzlich keine Fehler verzeiht.[17] Die Konsequenzen des absehbar erfolgten Ausverkaufes waren, dass „[d]ie westdeutschen Konzerne […] Eigentum und Kontrolle über die größeren Betriebe im Austausch gegen das Versprechen [hervorg. v.m., M. A.] [erhielten], Ostdeutschland für eine begrenzte Zeit [hervorg. v. m. M. A.] zu alimentieren.“[18]
Insgesamt wurden, unter wenigen Ausnahmen, alle Institutionen der alten Bundesrepublik
nach Ostdeutschland transferiert, auch die, „über deren Überlebenschancen nicht erst im Rahmen des Globalisierungsdiskurses debattiert wird“, denn „[d]ie Effizienz des ‚Modells Deutschland’ wird inzwischen auch in Westdeutschland eher skeptisch beurteilt“.[19] Das alles sind nur einige Beispiele dafür, dass auch makro-ökonomisch Problemherde entstanden. Der Markt bereinigt eben nicht alles von selbst, wenn er nur den institutionellen Rahmen dazu bekommt.
Dies ist nun der theoretische Ausgangspunkt der zweiten Argumentation, wenngleich auch im weiteren Verlauf die Akteursebene problematisiert wird, ohne jedoch ausreichend auf den m. E. wichtigen sozialistischen Habitus einzugehen. Es soll versucht werden, diesen nicht unwesentlichen Teil an dieser Stelle einzufügen.
3. Der real existierende Sozialismus
„Der einzelne Bürokrat kann Philosoph sein,
der bürokratische Apparat als kollektiver
Philosoph ist eine Unmöglichkeit.“
Rudolf Bahro
Es erweist sich als unumgänglich für die Argumentation, diesen Punkt einzugliedern. Es gilt, die Rahmenbedingungen für die Akteure aufzuzeigen, um im weiteren Verlauf die Ausbildung eines sozialistischen Habitus evident zu gestalten.
Für den DDR-Bürger war, insofern er nicht aktiver Systemkritiker war oder es nicht vermochte, über die Irrationalitäten der Planwirtschaft hinwegzusehen, das Wort „Zukunftsangst“ mit Sicherheit ein Fremdwort. Der Arbeiter- und Bauernstaat hatte es sich verfassungsmäßig zur Aufgabe gemacht, jedem Bürger das Recht auf Arbeit zu gewährleisten[20] und darüber hinaus die materielle Versorgung im Krisenfall (Krankheit, etc.).
Daneben hatte die Betriebsleitung, welche den Auftrag zur Erziehung der Betriebsangehörigen zu „sozialistischen Menschen“ hatte, auch die Pflicht, den Betrieb zum Mittelpunkt des Lebens der Werktätigen […] zu machen.[21] Dazu gehörten u.a. die Betreuung der Kinder der Betriebsangehörigen und die soziale Betreuung der Werktätigen.[22]
Ziel war die klassenlose Gesellschaft. Dafür war es wohl notwendig, alle Individualität auszumerzen und trotzdem der Bevölkerung es an nichts ermangeln zu lassen.[23] Das machte das Leben in der DDR in gewisser Weise planbar. Bei allem Kollektivismus und aller staatlicher Steuerung, wurde doch trotzdem „der einzelne faktisch in rechtlicher, politischer und sozialer Hinsicht als individueller Akteur akzeptiert“[24], so stark der Widerspruch auch zu sein scheint. Die Grundbedürfnisse wurden allemal gedeckt und die Angebote stark frequentiert.[25]
[...]
[1] Quelle: Statistisches Bundesamt www.destatis.de
[2] vgl. Punkt 3
[3] Jens Aderhold et. al. (1994): Von der Betriebs- zur Zweckgemeinschaft. Ostdeutsche Arbeits- und Managementkulturen im Transformationsprozess. Berlin 1994, S. 57.
[4] Betont wird, dass man nicht davon ausgeht, „daß die fehlenden Erfahrungen und die qualifikatorischen Defizite ostdeutscher Manager die ‚zentrale Schwachstelle’ der gegenwärtigen Transformationsprozesse sind […] oder [die Frage stellt] ob die Modernisierung der ostdeutschen Industrie überhaupt mit ostdeutschen Managern machbar sei“. Ebd., S.115.
[5] „Allerdings kann der starke horizontale Zusammenhalt der Beschäftigten weniger als solidar- und eher als Notgemeinschaft analysiert werden […]. Auf betrieblicher Ebene war ein nicht solidarisches Verhalten kaum möglich, so daß es kaum Alternativen zu gemeinschaftlichen Verhaltensmustern gab.“ Aderhold et. al. (1994): S. 64.
[6] Ebd., S. 57.
[7] Beispiele sind: Liefertermine, Preise, Kostenrahmen, Budgets, Qualitätsvorgaben oder Produktivitätsvorgaben.
[8] Aderhold et. al. (1994), S. 57.
[9] Ebd., S. 58.
[10] Paul Windolf u.a.: Warum blüht der Osten nicht? Zur Transformation der ostdeutschen Betriebe. Berlin 1999, S. 13.
[11] Rudi Schmidt (Hg.): Zwischenbilanz. Analysen zum Transformationsprozeß der ostdeutschen Industrie. Berlin 1993, S. 9.
[12] Windolf, P. u.a.: S. 14.
[13] „Die DDR-Industrie war zwar gerade im Maschinenbau sehr stark exportorientiert – in erster Linie in den RGW und dort vor allem in die Sowjetunion. So lagen die Exportquoten etwa bei Werkzeug-, Textil- und Druck-maschinen sowie bei Anlagen für die Nahrungs- und Genußmittelproduktion zwischen 70 und 90 %.“
Ulrich Voskamp u.a.: Aus Modernisierungsblockaden werden Abwärtsspiralen- zur Reorganisation von Betrieben und Kombinaten der ehemaligen DDR. In: Berliner Journal für Soziologie, 1. Jg., Heft 1, Berlin 1991. S. 20.
[14] Windolf, P. u.a.: S. 14.
[15] „Westdeutsche und westeuropäische Firmen haben seither freien Zutritt zum ostdeutschen Markt und sie haben diese Chance extensiv genutzt.“ Ebd.
[16] „Die Beitrittsverhandlungen der Europäischen Union mit Spanien und Portugal – zwei Länder, die in den siebziger Jahren ökonomisch mit der DDR vergleichbar waren – begannen Mitte der siebziger Jahre, die Voll- mitgliedschaft erfolgte 1986. Dazwischen lagen zehn Jahre Anpassungszeit [hervorg. i. O.], auf die man glaubte, für die DDR verzichten zu können – und die erst wieder für Polen, Ungarn und andere Beitrittskandidaten für erforderlich gehalten wird.“ Ebd.
[17] Die Treuhandanstalt hat das Kunststück vollbracht, in nur fünf (!) Jahren die Privatisierung abzuschließen.
„Die Folgeprobleme […] zeigen sich, wenn man fragt, wem die ostdeutschen Betriebe gehören. [Z]wei Drittel aller größeren Betriebe [wurden] von westdeutschen oder westlichen Konzernen bzw. Investoren gekauft.“
Ebd., S. 15.
[18] Im übrigen sorgte eine kleine aber nicht unwesentliche Irrationalität dafür, dass die Betriebe auf dem Markt für Unternehmenskontrolle zu „Schleuderpreisen“ weggingen. Jedem halbwegs wirtschaftlich begabten Menschen leuchtet wohl ein, dass ein Überangebot immer für Preisverfall sorgt. Dieses Überangebot aber herrschte, als die Treuhand auf einmal alle Betriebe zum Verkauf anbot, so dass „[d]ie Käufer […] weitgehend die Preise diktieren [konnten], zu denen die ehemaligen volkseigenen Betriebe (VEB) verkauft wurden.“
So lässt sich auch erklären, warum manchmal nur obligatorische Preise gezahlt wurden. Leider wäre das einzige probate Mittel, dem vorzubeugen, genau das gewesen, was man eben nicht hatte – Zeit!
[19] „[D]ies gilt für den Wohlfahrtsstaat ebenso wie für den Flächentarifvertrag.“ Windolf, P. u.a.: S. 15.
[20] Im AGB der DDR (in Anlehnung an die Verfassung), § 1, standen die Grundrechte der Werktätigen: „Im einzelnen genannt wurden dabei das Recht auf Arbeit, auf Freizeit, auf Mitbestimmung und Mitgestaltung, auf Lohn nach Qualität und Quantität der Arbeit, auf Freizeit und Erholung, auf Schutz der Gesundheit und der Arbeitskraft, auf Teilnahme am kulturellen Leben, auf Fürsorge im Alter und bei Invalidität sowie auf materielle Sicherheit bei Krankheit und Unfällen.“ Johannes Frerich u.a.: Handbuch der Geschichte der Sozialpolitik in Deutschland. Bd. 2. Sozialpolitik in der Deutschen Demokratischen Republik. München 1993, S. 152.
[21] Ebd., S. 167.
[22] „Gemäß § 119 Abs. 2 GBA waren die Betriebe insbesondere verpflichtet, die Werktätigen im Betrieb und am Arbeitsplatz mit hochwertigen Speisen, Lebens- und Erfrischungsmitteln zu versorgen, zur Verbesserung der Wohnverhältnisse beizutragen, insbesondere durch Unterstützung des Arbeiterwohnungsbaues, sowie Umkleide-räume, Aufenthaltsräume und Waschanlagen bereitzustellen und zu unterhalten.“ Ebd.
[23] „Unbestritten ist, daß die politischen Machtinstanzen mit ihren Institutionen den Lebenslauf der Menschen von der frühen Kindheit über die Schul- und Ausbildungszeit bis ins hohe Alter hinein in allen Bereichen auch im Alltag zu steuern versuchten. […] Die Beschreibung des Systems als (geschlossene) Organisationsgesellschaft [hervorg. i. O.] trifft diesen Sachverhalt vielleicht am besten.“ Jörg Huinink u.a.: Lebensverläufe im Wandel der DDR- Gesellschaft. In: Hans Joas u.a. (Hg.): Der Zusammenbruch der DDR. Soziologische Analysen. Suhrkamp 1993, S. 152.
[24] Huinink, J. u.a.: S. 152.
[25] „Im Zuge dieser Maßnahmen wurden die betrieblichen Erholungsmöglichkeiten von etwa einer Million Reisen im Jahre 1970 auf 2.756.529 Erholungsaufenthalte im Jahre 1980 und 3.085.937 im Jahre 1986 erweitert.“ Frerich, J. u.a. 1993: S. 169.
- Arbeit zitieren
- Magister Artium Matthias Alff (Autor:in), 2005, Ostdeutsche Manager auf ihrem langen Weg zur Marktwirtschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72985
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