1 Einleitung
"Was, Sie haben einen Schachcomputer?" - "Was soll ich machen? Meine
Frau kann nicht, und meine Kinder spielen nicht mehr mit Menschen."
(Werner Schneyder (*1937), Kabarettist)
Nicht erst seit der Jahrtausendwende wird unsere heutige Gesellschaft immer wieder Informationsgesellschaft oder auch Wissensgesellschaft genannt. Der große Aufbruch wird erwartet und große Hoffnungen aber auch Erwartungen werden dabei immer wieder an moderne Medien geknüpft. Auch an der Pädagogik ist diese Entwicklung nicht vorbei gegangen. Mit dem Aufkommen der Massenkommunikation im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert entwickelten sich bereits erste Theorien wie die Erziehung auf diese „neuen Medien“ reagieren sollte. Diskussionen um Computerspiele wie nach dem Erfurter Amoklauf 2002 sind also nicht wirklich so neu wie es manchmal den Anschein macht.
In dieser Arbeit werde ich basierend auf dem Kapitel „Konzepte und Leitideen der Medienerziehung“ aus dem Buch „Computer & Internet im Unterricht – Medienpädagogische Grundlagen und Beispiele“ von Tulodziecki und Herzig1, verschiedene medienpädagogische Konzepte vorstellen wie sie im 20. Jahrhundert formuliert wurden. Im Anschluss daran werde ich in einem weiteren Kapitel den Versuch wagen, eine Sammlung von Anforderungen an eine moderne Medienerziehung zu formulieren. Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen wird dies jedoch vor allem stichwortartig erfolgen, bevor ich zuletzt noch einmal eine kurze Zusammenfassung über die einzelnen Ergebnisse und Ideen dieser Arbeit liefere.
Inhalt
1 Einleitung
2 Konzepte und Leitideen
2.1 Behütend-pflegende Medienerziehung
2.2 Ästhetisch-kulturorientierte Medienerziehung
2.3 Funktional-systemorientierte Medienerziehung
2.4 Kritisch-materialistische Medienerziehung
2.5 Handlungs- und interaktionsorientierte Medienerziehung
3 Anforderungen an eine moderne Medienerziehung
4 Zusammenfassung
Literatur
1 Einleitung
"Was, Sie haben einen Schachcomputer?" - "Was soll ich machen? Meine Frau kann nicht, und meine Kinder spielen nicht mehr mit Menschen."
(Werner Schneyder (*1937), Kabarettist)
Nicht erst seit der Jahrtausendwende wird unsere heutige Gesellschaft immer wieder Informationsgesellschaft oder auch Wissensgesellschaft genannt. Der große Aufbruch wird erwartet und große Hoffnungen aber auch Erwartungen werden dabei immer wieder an moderne Medien geknüpft. Auch an der Pädagogik ist diese Entwicklung nicht vorbei gegangen. Mit dem Aufkommen der Massenkommunikation im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert entwickelten sich bereits erste Theorien wie die Erziehung auf diese „neuen Medien“ reagieren sollte. Diskussionen um Computerspiele wie nach dem Erfurter Amoklauf 2002 sind also nicht wirklich so neu wie es manchmal den Anschein macht.
In dieser Arbeit werde ich basierend auf dem Kapitel „Konzepte und Leitideen der Medienerziehung“ aus dem Buch „Computer & Internet im Unterricht – Medienpädagogische Grundlagen und Beispiele“ von Tulodziecki und Herzig[1], verschiedene medienpädagogische Konzepte vorstellen wie sie im 20. Jahrhundert formuliert wurden. Im Anschluss daran werde ich in einem weiteren Kapitel den Versuch wagen, eine Sammlung von Anforderungen an eine moderne Medienerziehung zu formulieren. Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen wird dies jedoch vor allem stichwortartig erfolgen, bevor ich zuletzt noch einmal eine kurze Zusammenfassung über die einzelnen Ergebnisse und Ideen dieser Arbeit liefere.
2 Konzepte und Leitideen
Im 20. Jahrhundert haben sich in der Pädagogik immer wieder neue Konzepte und Leitideen zum Umgang mit Medien entwickelt. Folgt man der Systematisierung Tulodzieckis, kommt man zu fünf Konzepten[2]:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
- Behütend-pflegende Medienerziehung
- Ästhetisch-kulturorientierte Medienerziehung
- Funktional-systemorientierte Medienerziehung
- Kritisch-materialistische Medienerziehung
- Handlungs- und interaktionsorientierte Medienerziehung
Diese fünf Konzepte werden hier nun im einzelnen vorgestellt.
2.1 Behütend-pflegende Medienerziehung
Gerade nach solch schrecklichen Vorkommnissen, wie es der Amok-Lauf von Robert Steinhäuser 2002 in Erfurt war, kommt es immer wieder auch zu Diskussionen um die Medien in unserer Gesellschaft. Gibt es zuviel Gewalt im Fernsehen? Werden über „Ballerspiele“ wie Counter-Strike o.ä. gewaltbereite und noch dazu treffsichere Jugendliche erzeugt?[3]
Hinter dieser Diskussion steht letztlich das älteste medienpädagogische Konzept – das einer behütend-pflegenden Medienerziehung. Seit dem langsamen Entstehen der Massenmedien seit Ende des 19. Jahrhunderts gab es immer wieder Pädagogen, die vor dem „schlechten Einfluss“ von „Groschenheften“ und später von Kinofilmen warnte. Es „wurde befürchtet, dass die auf den ‚Publikumsgeschmack’ ausgerichteten Druckerzeugnisse insgesamt zu einer kulturellen Verarmung führen könnten.“[4] Um dem entgegen zu wirken, soll versucht werden vermittels gesetzlicher Bestimmungen Kinder und Jugendliche vor schädlichen Einflüssen zu bewahren. Dieser Gedankengang wurde auch gerade nach dem zweiten Weltkrieg wieder aufgegriffen und führt dann 1949 zur Einführung der „Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft“, 1951 zu einem „Gesetz zum Filmjugendschutz“ und 1953 zum „Gesetz über die Verbreitung jugendgefährdender Schriften“. Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts lebte die Diskussion erneut auf und führte 1985 zum „Gesetz zur Neuregelung des Jugendschutzes in der Öffentlichkeit“.[5]
Aber nicht nur das bewahrende Element steckt hinter diesem medienpädagogischen Konzept. Es ist auch immer verbunden mit einer pflegenden Idee. Hinter dieser pflegenden Idee steckt nichts anderes, als der Gedanke, Jugendlichen nicht nur den Zugang zu vermeintlich “jugendgefährdenden Schriften“ o.ä. zu verwehren, sondern vor allem auch sie mit „sinnvollen“ bzw. „wertvollen“ medialen Produkten vertraut zu machen. In dieser Kontinuität der Vorstellungen oder Ansichten, steht vor allem auch Martin Keilhacker der sich um die Entwicklung einer entsprechenden Filmerziehung bemühte.[6]
Die Kritik an diesem Konzept und folglich die Entwicklung neuer Konzepte lässt sich leicht erschließen. Durch die weitere Ausbreitung der Massenmedien gerade auch durch das Fernsehen ab den 60er Jahren ist eine „ständige Kontrolle im Sinne der Behütung nicht realisierbar und insofern schon aus praktischen Gründen nicht durchzuhalten.“[7] Außerdem beschränkt sich die pädagogische Sichtweise innerhalb dieses Konzeptes zu sehr nur auf das direkte Verhältnis zwischen Medium und Rezipient – äußeren Einflüssen wird nicht genügend Beachtung geschenkt. Ein weiteres Argument und wohl für Tulodziecki mehr noch als das rein praktische Argument das bedeutendste dieser drei hier aufgeführten, ist dass das behütend-pflegende Medienerziehungskonzept die Jugendlichen als unmündige Rezipienten ansieht, die es zu schützen gilt, anstatt sie zu „Eigenverantwortlichkeit und Selbstbestimmung bzw. Mündigkeit“ zu erziehen.[8]
[...]
[1] TULODZIECKI, Wolfgang; HERZIG, Bardo: Computer & Internet im Unterricht. Medienpädagogische Grundlagen und Beispiele. Berlin 2002.
[2] TULDOZIECKI (2002), S.124.
[3] ebd., S.123-139.
[4] ebd., S. 125. (H.v.V.)
[5] a.a.O.,S. 125-126.
[6] Vgl. KEILHACKER,M.: Jugend und Spielfilm. Stuttgart 1953. & KEILHACKER, M.: Kind und Film. Stuttgart 1955.
[7] Ebd., S.127.
[8] Ebd., S.128.
- Quote paper
- Matthias Trumpfheller (Author), 2004, Medienerziehung - Konzepte und Leitideen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72766
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