Als Friedrich I. Barbarossa 1152 erster staufischer Kaiser des Heiligen Römischen Reiches wurde, konnte er auf einen erheblichen Machtanspruch seines Geschlechtes, unglaublichen Reichtum und weit verbreitete Besitztümer blicken. Dem staufischen Geschlecht stand eine ruhmreiche, aber auch gefährliche Zukunft bevor.
Kaum 80 Jahre früher, um 1075, war es für den Großvater Friedrichs I. Barbarossa, Friedrich von Staufen, fast ausgeschlossen, an eine solche Hausorientierung zu denken. Der Burgherr zu Hohenstaufen stand am Anfang seines Schaffens, fand kaum Beachtung in der adligen Welt in der Mitte des elften Jahrhunderts. Auch um 1080, nunmehr mit der Herzogswürde zu Schwaben belehnt, änderte sich an dieser Stellung Friedrichs in der Hierarchie der Fürsten wenig – zu stark waren seine Gegenspieler, zu schwach seine Parteigänger. Konnte der Staufer aufgrund der Opposition gegen ihn und seine Vertrauten tatsächlich seine herzoglichen Pflichten erfüllen oder war er lediglich eine Marionette der regionalen schwäbischen Gewalt? Und noch vielmehr versucht diese Abhandlung einen Einblick darauf zu gewähren, inwiefern es zutreffend ist, von Friedrich dem Staufer als Herzog von Schwaben zu berichten? Ist diese Bezeichnung historisch gerechtfertigt?
Aufgrund der nur in geringer Anzahl vorhandenen zeitgenössischen Quellen und dem augenscheinlichen wesentlich geringeren Interesse an der Persönlichkeit Friedrichs von Staufen, existieren kaum Forschungen zu dem Begründer des staufischen Geschlechtes. Die neuere Arbeit der Geschichtswissenschaft beschäftigt sich im Hinblick auf die Staufer wieder stärker mit der Rolle Friedrichs I. Barbarossa, vor allem in Verbindung mit der imposanten Burgenzahl in der staufischen Zeit von 1125 bis 1653.
Dennoch scheint Friedrich von Staufen beachtenswert, nicht zuletzt basierend auf dem Faktum, dass es genau dieser war, der als erster Burgherr der dem staufischen Geschlecht namensgebenden Burg Hohenstaufen genannt wird. Auch zeigt sich das Leben und Schaffen Friedrichs als keineswegs geradlinig, sondern ist von Konflikten und Kontroversen geprägt. Aufgrund dieser Tatsache wird im Folgenden der Aufstieg des einfachen Grafen in Nordschwaben zu dem vom deutschen König ernannten Herzog von Schwaben beleuchtet und seine Stellung in Bezug zu seinen Gegenspielern analysiert.
Gliederung
1. Einleitung
2. Der Weg zur Herzogswürde
2.1 Friedrich von Staufen bis 1079
2.2 Konflikte im Reich und der Investiturstreit – König Heinrich IV
2.3 1079 – Friedrich wird Herzog von Schwaben
3. Kampf um Anerkennung – Die regionalen Auseinandersetzungen
3.1 Die Gegenspieler Friedrichs
3.2 Die Ausgleichsverhandlungen der „Herzoglichen“
4. Ergebnis und Perspektiven der Forschung
5. Anhang
6. Literatur- und Abbildungsverzeichnis
6.1 Literaturverzeichnis
6.2 Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
Als Friedrich I. Barbarossa 1152 erster staufischer Kaiser des Heiligen Römischen Reiches wurde, konnte er auf einen erheblichen Machtanspruch seines Geschlechtes, unglaublichen Reichtum und weit verbreitete Besitztümer blicken. Dem staufischen Geschlecht stand eine ruhmreiche, aber auch gefährliche Zukunft bevor.
Kaum 80 Jahre früher, um 1075, war es für den Großvater Friedrichs I. Barbarossa, Friedrich von Staufen, fast ausgeschlossen, an eine solche Hausorientierung zu denken. Der Burgherr zu Hohenstaufen stand am Anfang seines Schaffens, fand kaum Beachtung in der adligen Welt in der Mitte des elften Jahrhunderts. Auch um 1080, nunmehr mit der Herzogswürde zu Schwaben belehnt, änderte sich an dieser Stellung Friedrichs in der Hierarchie der Fürsten wenig – zu stark waren seine Gegenspieler, zu schwach seine Parteigänger. Konnte der Staufer aufgrund der Opposition gegen ihn und seine Vertrauten tatsächlich seine herzoglichen Pflichten erfüllen oder war er lediglich eine Marionette der regionalen schwäbischen Gewalt? Und noch vielmehr versucht diese Abhandlung einen Einblick darauf zu gewähren, inwiefern es zutreffend ist, von Friedrich dem Staufer als Herzog von Schwaben zu berichten? Ist diese Bezeichnung historisch gerechtfertigt?
Aufgrund der nur in geringer Anzahl vorhandenen zeitgenössischen Quellen[1] und dem augenscheinlichen wesentlich geringeren Interesse an der Persönlichkeit Friedrichs von Staufen, existieren kaum Forschungen zu dem Begründer des staufischen Geschlechtes.[2] Die neuere Arbeit der Geschichtswissenschaft beschäftigt sich im Hinblick auf die Staufer wieder stärker mit der Rolle Friedrichs I. Barbarossa, vor allem in Verbindung mit der imposanten Burgenzahl in der staufischen Zeit von 1125 bis 1653.
Dennoch scheint Friedrich von Staufen beachtenswert, nicht zuletzt basierend auf dem Faktum, dass es genau dieser war, der als erster Burgherr der dem staufischen Geschlecht namensgebenden Burg Hohenstaufen genannt wird.[3] Auch zeigt sich das Leben und Schaffen Friedrichs als keineswegs geradlinig, sondern ist von Konflikten und Kontroversen geprägt. Aufgrund dieser Tatsache wird im Folgenden der Aufstieg des einfachen Grafen in Nordschwaben zu dem vom deutschen König ernannten Herzog von Schwaben beleuchtet und seine Stellung in Bezug zu seinen Gegenspielern analysiert. Um die Betrachtung vielschichtig zu gestalten, bedarf es zusätzlich einem Exkurs in die Situation des Heiligen Römischen Reiches zwischen 1072 und 1080, um auch die Rolle von König Heinrich IV. in Relation zu Friedrich von Staufen kennen zulernen.
War also Friedrich von Staufen ein Herzog mit urkundlicher Erwähnung, jedoch ohne Legitimation seiner Rechte in seinem Territorium oder bezeichnet ihn die Forschung der mittelalterlichen Geschichte zu Recht als Herzog von Schwaben?
2. Der Weg zur Herzogswürde
2.1 Friedrich von Staufen bis 1079
Friedrich von Staufen wurde um 1045 als Sohn Friedrichs von Büren geboren. Erst in seiner Lebenszeit, in der vierten Generation des Geschlechtes der Staufer seit Friedrich 987 Riesgraf war, konnte seine Familie das eigene Ansehen steigern.[4] Friedrich, der Alte war nachweislich ein Jahrzehnt Graf, ob sogar Pfalzgraf im nördlichen Schwaben lässt sich aufgrund der mangelnden zeitgenössischen Quellen kaum beantworten.[5] Von großer Bedeutung für das Staufergeschlecht wurde Friedrich durch die Erbauung einer Burg, die zu dem neuen Stammsitz der Familie werden sollte: Hohenstaufen. Dieses Anwesen diente in doppelter Weise der Namensgebung des Staufergeschlechtes. Zum einen wurde der Berg, auf dem die Anlage wahrscheinlich zwischen 1070 und 1080 entstand, Stoupa beziehungsweise Staufen genannt.[6] Zum anderen leitete sich der Name Staufer eben aus dieser Örtlichkeit ab und gab dem späteren Kaisergeschlecht seinen Namen.
Der Besitzstand der Staufer war um 1079 wohl eher gering.[7] Vermutlich besaß Friedrich lediglich drei Anlagen: Hohenstaufen als Stammsitz sowie zwei weitere, die wahrscheinlich von seiner Mutter Hildegard in die Ehe mit Friedrich von Büren eingebracht worden waren: Teile in und um Schlettstadt mit Hohkönigsburg und weiter nördlich bei Hagenau ein Drittel des Heiligen Waldes, der mit dem salischen Königshaus geteilt werden musste. Die Machtposition Friedrichs reichte in dieser Zeit wohl kaum aus, um in der Hierarchie der regionalen Adligen aufsteigen zu können. Dennoch ernannte ihn König Heinrich IV. zu Ostern 1079 zum Herzog von Schwaben.
Wie ist diese Ausdehnung des Einflussbereiches Friedrichs von Staufen zu erklären?
2.2 Konflikte im Reich und der Investiturstreit – König Heinrich IV.
Um diese Frage zu klären, bedarf es zunächst einen Blick auf die Rolle des Königshauses des Reiches zwischen 1070 und 1080.
Bereits seit 1072 sah sich Heinrich IV. mit regionalen Auseinandersetzungen konfrontiert. Diese Fehde fand vor allem zwischen dem König selbst und den südlichen Herzögen Rudolf von Rheinfelden, Berthold von Kärnten und Welf von Bayern statt. Auslöser des Streites war der Versuch Heinrichs IV., in Sachsen sein Königsland gegenüber den Herzögen zu festigen und später auszubauen. Ein Anschlagsplan des Sachsenherzoges Bernhard II. auf Kaiser Heinrich III.[8] hatte diese Vorgehensweise bedingt. Da sich vor allem das südliche Herzogtum durch das Eingreifen des Königs in ihrer Stellung bedroht sah[9], kam es zur offenen Opposition des Adels mit dem salischen Königshaus.
Im gleichen Zeitraum musste sich Heinrich IV. mit den Machtanspruch des Papstes Gregor VII. auseinandersetzen. Im Investiturstreit kritisierte der Papst die Einsetzung von weltlichen Vertretern als Bischöfe und bezeichnete die Laieninvestitur als antisakrale Demonstration des Königs.[10] Es folgte 1076 die Exkommunikation Heinrichs IV.In diesem Konflikt erschien Papst Gregor VII. als ein geeigneter Bundesgenosse der regionalen Opposition des Königs.
Mit dem für Heinrich IV. positiven Ausgang des Ganges nach Canossa kam es im Reich zum offenen Ausbruch der Fehde zwischen König und südlichen Herzogtum. Enttäuscht von der Demütigung des Königtums nach dem Kniefall Heinrichs IV. vor dem Papst und dem Faktum, dass dieser weiter König blieb, wurde am 15. März 1077 Rudolf von Rheinfelden zum Gegenkönig gewählt.[11]
[...]
[1] Faktisch findet sich zu der Lebenszeit Friedrichs des Staufers als zeitgenössische Quelle lediglich die „Gesta Frederici“ (Das Handeln Friedrichs) von dem staufischen Hauschronisten und Bischof Otto von Freising.
[2] Ob diese Aussage tatsächlich zutreffend ist, wird in einem späteren Kapitel analysiert und ein Ergebnis erarbeitet.
[3] Freising, Bischof Otto von; Rahewin: Die Taten Friedrichs. In: Schmale, Franz-Josef (Hrsg.): Cronica. Übersetzt von Adolf Schmidt. 2., korrigierte Auflage, Darmstadt: 1974, S. 144.
[4] Vgl. Abbildung 1 „Die Stammtafel der Staufer bis Friedrich I. Barbarossa“
[5] Engels, Odilo: Die Staufer. Sechste, überarbeitete und erweiterte Auflage, Stuttgart/Berlin/Köln: 1994, S.9.
[6] Der Berg glich in seiner kreisähnlichen, sich nach oben verjüngenden Form einem spiegelverkehrten Becher. Vgl. hier Lehmann, Johannes: Die Staufer. Glanz und Elend eines deutschen Kaisergeschlechts. München: 1978, S. 15.
[7] Engels, S. 10.
[8] Kaiser Heinrich III. (1039 – 1056) war der Vater Heinrichs IV.
[9] Die Stellung und die Rechte der Herzöge sah im frühen Mittelalter die Unantastbarkeit der Besitztümer des hohen Adels vor, d.h. es war dem König nicht möglich, in die herzoglichen Machtbereiche mit seinem zentralistischen Rechtsanspruch einzudringen. Der Vorstoß Heinrichs IV. bedrohte dieses Gewohnheitsrecht elementar.
[10] Engels, S. 14.
[11] Lehmann, S. 32.
- Quote paper
- Holger Skorupa (Author), 2007, Friedrich von Staufen als Herzog von Schwaben - eine historisch gerechtfertigte Bezeichnung?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72753
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