Für Deutschland stellte sich zur Jahreswende 1989/90 eine neue Situation dar. Die Mauer fiel, die Massenflucht war groß und in der DDR wuchsen die Volksbewegungen für die deutsche Einheit. Außerdem brach die Sowjetunion, trotz des neuen Reformkurses von Michail Gorbatschow, immer weiter zusammen. Diese Situation machte die Einheit greifbar, daher musste schnell ein Konzept erstellt werden um diese zu erreichen. So kam es, dass sich die Außenminister der Siegermächte und der beiden deutschen Staaten auf eine „2+4“-Verhandlungsrunde einigten, um dort die äußeren Aspekte zur Herstellung der deutschen Einheit zu regeln. In der folgenden Arbeit werden der Verlauf und die Ergebnisse der „2+4“-Verhandlungen dargestellt. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Frage gelegt, warum es die Bundesrepublik Deutschland schaffen konnte, sich in dem Maße gegen die anderen Mitwirkenden durchzusetzen, dass der letztlich aufgestellte „Vertrag über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland“ genau so aussah, wie es sich die Vertreter der BRD vorstellten. Stellten sich die Siegermächte nicht gegen den deutschen Plan? Wie verhielt sich die angeschlagene Sowjetunion bei der Lösung der deutschen Frage? Und wie schaffte es die Bundesrepublik Deutschland die anderen Mächte von ihren Vorhaben zu überzeugen?
Die Arbeit konzentriert sich nicht nur auf die einzelnen Verhandlungstage der „Zwei-plus-Vier“-Konferenzen, sondern gerade auf die wichtigsten der vielen bilateralen Gespräche, bei denen wichtige Aspekte für die deutsche Einheit geklärt wurden. Die Hauptproblematik zwischen den Beteiligten lag in der Lösung der Bündnisfrage eines vereinigten Deutschlands. Darf das zukünftig vereinigte Deutschland sein Bündnis gemäß der Helsinki Schlussakte frei wählen, liegt die Entscheidung des Bündnisses bei den Siegermächten, oder soll Neutralität durchgesetzt werden? Weitere schwierige Fragen waren die Souveränität Deutschlands, der militärische Status der DDR, die Abrüstung und Rüstungskontrolle und die Grenzfrage. Die Lösungswege und Ergebnisse dieser Fragen werden im Folgenden erläutert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Beginn der „2+4“-Verhandlungen
- Das Treffen der Außenminister der NATO und des Warschauer Paktes in Ottawa
- Ziele und Erwartungen der beteiligten Staaten
- Der Verlauf der „2+4“-Verhandlungen
- Erste bilaterale Gespräche
- DDR-Außenminister Modrow zu Gast in Bonn, Polen und Moskau
- Deutsch-französische Abstimmungen in Paris
- Deutsch-amerikanische Abstimmungen in Camp David
- Erste „2+4“-Außenministerkonferenz in Bonn
- Weitere bilaterale Gespräche
- Bundeskanzler Kohl in den USA
- Amerikanisch-sowjetisches Gipfeltreffen in Washington
- NATO-Gipfel in London
- Erklärung zur Westgrenze Polens
- Zweite „2+4“-Außenministerkonferenz in Berlin
- Der Durchbruch in Moskau
- Dritte „2+4“-Außenministerkonferenz in Paris
- Außenminister Genscher zu Besuch in Moskau
- Ergebnisse
- Vierte „2+4“-Außenministerkonferenz in Moskau und die Ratifizierung des Vertrags
- Vertragsinhalte
- Der militärische Status des Gebietes der ehemaligen DDR
- Die Bündnisfrage
- Grenzen und Staatsgebiet
- Abrüstung und Rüstungskontrolle
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Verlauf und den Ergebnissen der „2+4“-Verhandlungen, die zur Herstellung der deutschen Einheit führten. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, wie die Bundesrepublik Deutschland trotz der Beteiligung anderer Mächte ihren Plan für die deutsche Einheit durchsetzen konnte.
- Die „2+4“-Verhandlungen als Prozess der Herstellung der deutschen Einheit
- Die Rolle der Bundesrepublik Deutschland in den Verhandlungen
- Die Herausforderungen der Bündnisfrage und die Positionen der beteiligten Staaten
- Die Auswirkungen der Verhandlungen auf die sicherheitspolitische Situation in Europa
- Die Bedeutung der bilateralen Gespräche im Rahmen der „2+4“-Verhandlungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die historische Situation zur Jahreswende 1989/90 dar, die zur Notwendigkeit der „2+4“-Verhandlungen führte. Sie beleuchtet die wichtigsten Herausforderungen und Konfliktpunkte, die im Laufe der Verhandlungen zu lösen waren. Das zweite Kapitel behandelt den Beginn der Verhandlungen, insbesondere das Treffen der Außenminister der NATO und des Warschauer Paktes in Ottawa. Hierbei werden die wichtigsten Vereinbarungen zur Durchführung der Verhandlungen und die unterschiedlichen Positionen der beteiligten Staaten erörtert.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit dem detaillierten Verlauf der Verhandlungen. Hierbei werden sowohl die wichtigen bilateralen Gespräche zwischen den beteiligten Staaten als auch die multilateralen Konferenzen in Bonn, Berlin und Paris dargestellt. Die verschiedenen Positionen und Kompromissfindungen der beteiligten Staaten, insbesondere in Bezug auf die Bündnisfrage, werden beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen der deutschen Einheit, den „2+4“-Verhandlungen, den Sicherheitsaspekten der deutschen Wiedervereinigung und der Frage nach der Bündniszugehörigkeit des vereinigten Deutschlands. Weitere wichtige Themen sind die Rolle der Bundesrepublik Deutschland, der Sowjetunion und der anderen Siegermächte im Verhandlungsprozess sowie die Herausforderungen der Abrüstung und Rüstungskontrolle.
- Quote paper
- Maren Vossenkuhl (Author), 2006, Die "2+4"-Verhandlungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72731