Bei der Frage nach Modernisierung, neigt man gerne dazu, zu denken, es handle sich um eine historische Aufarbeitung des menschlichen Fortschritts bis zum Hier und Jetzt, denn schließlich betrachten wir uns als eine moderne Gesellschaft im Unterschied zu traditionellen Lebensformen. Doch nicht jener Unterschied zwischen Damals und Heute macht diesen Begriff klar, sondern erst mit der Untersuchung einzelner Aspekte und Perspektiven des Prozesses "Modernisierung" lassen sich die vielfachen Verzweigungen einigermaßen zureichend erfassen.
Vor dem Hintergrund des Buches "Modernisierung - Projekt und Paradox" von Hans van der Loo und Willem van Reijen soll im Folgenden ein Punkt aus dem allgemeinen Alltagsleben herausgegriffen und erläutert werden: Die Entfaltung und Veränderung des Geschmacks, sowohl im physiologischen, als auch psychologischen Sinne.
Das Buch "Das Paradies, der Geschmack und die Vernunft" von Wolfgang Schivelbusch beschreibt die Entwicklung von Genußmitteln im weitesten Sinne. Doch die Tatsache, daß hier von einer Geschichte die Rede ist, zeigt, daß diese Ausführungen nur eine Möglichkeit der historischen Wirklichkeit aufzeigen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Inhaltlicher Aufbau
- Das Paradies, der Genuß und die Vernunft
- Vorbemerkung
- Die Gewürze oder Der Beginn der Neuzeit
- II. Diskussion
- Van der Loo/ Van Reijen - Schivelbusch
- III. Persönliche Evaluation
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Entwicklung des Geschmacks im Kontext der Modernisierung, ausgehend von Wolfgang Schivelbuschs Buch „Das Paradies, der Geschmack und die Vernunft“. Das Buch analysiert das Auftauchen und die Rolle von Genussmitteln in der europäischen Geschichte, wobei der Fokus auf den Wandel der Kultur und die Entwicklung neuer Geschmacksrichtungen gelegt wird.
- Die Bedeutung von Genussmitteln für die Entwicklung der modernen Gesellschaft
- Der Einfluss von Genussmitteln auf soziale und kulturelle Veränderungen
- Die Verbindung von Genussmitteln mit Ethik, Kulturgeschichte und politischer Lage
- Die Entwicklung von Ritualen und Lokalkulturen im Zusammenhang mit Genussmitteln
- Die scharfe Abgrenzung sozialer Schichten durch Genussmittel und die Entstehung des Begriffs „Rauschgift“
Zusammenfassung der Kapitel
I. Inhaltlicher Aufbau
Das Paradies, der Geschmack und die Vernunft
Schivelbusch präsentiert eine chronologische Analyse des Auftretens von Genussmitteln in Europa. Dabei werden die wichtigsten Eckpunkte der Geschmacksentwicklung im Kontext historischer Ereignisse und Epochen beleuchtet. Gewürze, Kaffee, Schokolade, Tabak, Branntwein und Drogen werden einzeln betrachtet und in Bezug zu den jeweiligen ethischen, kulturgeschichtlichen und politischen Gegebenheiten gesetzt. Darüber hinaus werden Rituale im Zusammenhang mit den Genussmitteln und die Evolution der Lokalkultur behandelt.
Vorbemerkung
Schivelbusch betont, dass es sich nicht um eine rein historische Aufarbeitung des Auftretens von Genussmitteln handelt, sondern um eine Betrachtung aus der Perspektive des modernen Menschen. Zentrale Fragen sind die Rolle der Genussmittel in der Geschichte des modernen Menschen, die Gründe für deren Auftreten in bestimmten Zeiträumen und die Frage, ob ihre Entdeckung auf neue Geschmacksrichtungen oder Zufall zurückzuführen ist. Der Fokus liegt auf dem Phänomen des unvermittelten Auftretens und Verschwindens von Bedürfnissen.
Die Gewürze oder Der Beginn der Neuzeit
Salz und Pfeffer, obwohl im heutigen Speiseplan vereint, repräsentieren unterschiedliche Epochen und haben eine divergierende Bedeutung für die Kulturgeschichte. Während Salz bereits in der Vorzeit als Sakralstoff, Konservierungs-, Heil- und Würzmittel verwendet wurde, erlangt Pfeffer und andere Gewürze aus fernöstlichen Ländern (Zimt, Satran, Gewürznelke, Ingwer) im christlichen Mittelalter besondere Bedeutung. Neben dem kulinarischen Aspekt spielt die zeremonielle und symbolische Rolle eine entscheidende Rolle. Die symbolische Bedeutung und der physiologische Geschmack verschmelzen zu einem sozialen und kulturellen Geschmack. Europa entwickelt im 11. Jahrhundert eine neue Wertschätzung für die schönen Dinge des Lebens, die Umgangsformen differenzieren die Klassen. Schlagworte des Hochmittelalters sind „Verfeinerung“ und „Kultivierung”, die durch die Kreuzzüge und den Kontakt zum Orient initiiert werden. Der mittelalterliche Fernhandel, mit Pfeffer als zentralem Element, erlangt wirtschaftliche Bedeutung. Die ökonomische, kulturelle und geschichtliche Wichtigkeit der Gewürze kann jedoch nur im Zusammenhang mit anderen Luxusgütern verstanden werden. Venedig entwickelt sich zum Hauptumschlagplatz des Gewürzhandels, diese Stadt ist jedoch auch der Beginn des Niedergangs: das wohlhabende Bürgertum eifert dem Luxusstandard des Adels nach, die Nachfrage kann nicht mehr bewältigt werden und Zölle treiben die Preise in die Höhe. Diese Faktoren führen im 15. Jahrhundert zur Suche nach dem Seeweg.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Modernisierung, Genussmittel, Geschichte, Kulturgeschichte, Ethik, soziale Veränderungen, Geschmack, Rituale, Lokalkulturen, Rauschgifte und der Entwicklung neuer Bedürfnisse.
- Arbeit zitieren
- Iris Baumgärtel (Autor:in), 2000, Modernisierung und eine Geschichte der Genussmittel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7260