Der erste Teil dieser Arbeit befasst sich mit der Frage, wie und warum Brutus und Cassius, die doch eigentlich von Caesar profitierten, zu Mördern wurden. Nach einem kurzen Abriss des Attentats folgt dann eine Analyse der Gründe für das Scheitern direkt nach dem Tyrannenmord. Es wird dabei die These vertreten, dass den Verschwörern die nötigen Pläne für das Vorgehen nach dem Mord fehlten und sie deshalb der Improvisation unterlagen. Im Anschluss werden die Ereignisse bis zum Ende der Schlacht von Philippi dargelegt. Hierbei wird besonderen Wert auf die Sichtweisen der Attentäter Brutus und Cassius gelegt, um abschließend zu klären, inwieweit man von einem persönlichen Versagen der beiden sprechen kann.
Als Hauptquelle zu diesem Thema fungieren Appians Bürgerkriege. Einen sehr umfangreichen und empfehlenswerten Überblick über die Motive des Attentats bietet Maria H. Dettenhofer. Darüber hinaus stellt sie die Attentäter vor den Iden des März detailliert dar, um ihr Vorgehen zu erklären. Von Ulrich Gotter steht ein aufschlussreicher Artikel zur Verfügung, in der die These vertreten wird, dass Brutus durch die Aktualisierung seines Namens — er trug den Namen des nach römischem Staatsmythos ersten Consuls und Tyrannenvertreibers — und den dadurch entstehenden öffentlichen Druck zum Caesarmörder wurde.
Darüber hinaus werden Arbeiten von Jochen Bleicken und Werner Dahlheim in dieser Arbeit herangezogen. Alles in allem befasst sich jedoch keiner der genannten Autoren eindringlich mit der Frage nach einem persönlichen Scheitern der Attentäter.
Inhaltsverzeichnis
1. Themenstellung
2. Das Scheitern der Caesarmörder Brutus und Cassius und ihr Untergang bei Philippi 42 v. Chr.
2.1 Brutus und Cassius in ihrem Verhältnis zu Caesar: Wie wurden sie zu Verschwörern?
2.2 Das Attentat
2.2 Nach dem Attentat: Gründe des Scheiterns
2.3 Verlauf der Ereignisse bis zum Ausgang der Schlacht von Philippi
3. Auswertung
4. Quellenverzeichnis
5. Literaturverzeichnis
6. Selbständigkeitserklärung
1. Themenstellung
Mit den Iden des März 44 v. Chr., dem Tag des Attentats auf den Diktator Caesar, wurde der Grundstein für die politische Karriere des Octavian, des späteren Augustus, gelegt. Doch lag dies nicht im Sinne der Attentäter. Ihr Ziel war die Wiedererrichtung der Republik, die Reversion der politischen Erneuerungen des Diktators auf Lebenszeit. Den Kopf der Verschwörung bildeten Marcus Iunius Brutus und Gaius Cassius Longinus.
Im Rahmen dieser Arbeit sollen nun die Motive ihres Vorgehens näher untersucht werden um daraus zu folgern, ob ihr Untergang in der Schlacht von Philippi einem persönlichen Scheitern gleichzusetzen ist. Um der gegenseitigen Bedingtheit der Geschehnisse gerecht zu werden, wird dazu chronologisch vorgegangen. Im Einzelfall kann von dieser Systematik Abstand genommen werden, um die Kausalität der Ereignisse zu verdeutlichen.
Der erste Teil dieser Arbeit befasst sich mit der Frage, wie und warum Brutus und Cassius, die doch eigentlich von Caesar profitierten, zu Mördern wurden. Nach einem kurzen Abriss des Attentats folgt dann eine Analyse der Gründe für das Scheitern direkt nach dem Tyrannenmord. Es wird dabei die These vertreten, dass den Verschwörern die nötigen Pläne für das Vorgehen nach dem Mord fehlten und sie deshalb der Improvisation unterlagen. Im Anschluss werden die Ereignisse bis zum Ende der Schlacht von Philippi dargelegt. Hierbei wird besonderen Wert auf die Sichtweisen der Attentäter Brutus und Cassius gelegt, um abschließend zu klären, inwieweit man von einem persönlichen Versagen der beiden sprechen kann.
Als Hauptquelle zu diesem Thema fungieren Appians Bürgerkriege.[1]
Einen sehr umfangreichen und empfehlenswerten Überblick über die Motive des Attentats bietet Maria H. Dettenhofer.[2] Darüber hinaus stellt sie die Attentäter vor den Iden des März detailliert dar, um ihr Vorgehen zu erklären. Von Ulrich Gotter steht ein aufschlussreicher Artikel zur Verfügung, in der die These vertreten wird, dass Brutus durch die Aktualisierung seines Namens — er trug den Namen des nach römischem Staatsmythos ersten Consuls und Tyrannenvertreibers[3] — und den dadurch entstehenden öffentlichen Druck zum Caesarmörder wurde.
Darüber hinaus werden Arbeiten von Jochen Bleicken und Werner Dahlheim in dieser Arbeit herangezogen. Alles in allem befasst sich jedoch keiner der genannten Autoren eindringlich mit der Frage nach einem persönlichen Scheitern der Attentäter.
2. Das Scheitern der Caesarmörder Brutus und Cassius und ihr Untergang bei Philippi 42 v. Chr.
2.1 Brutus und Cassius in ihrem Verhältnis zu Caesar: Wie wurden sie zu Verschwörern?
Gaius Cassius Longinus, ein erfolgreicher und erfahrener Soldat, der bis zuletzt an der Seite des Pompeius gekämpft hatte, kam ins Lager Caesars, nachdem dieser seinen ehemaligen Patron besiegt hatte. Caesar hatte bereits früh die Fähigkeiten des Cassius erkannt und charakterisierte ihn mit den Tugenden eines exzellenten Feldherrn.[4] Dettenhofer erkennt in Caesars öffentlicher Bewunderung der militärischen Fähigkeiten dessen Wunsch, Cassius dauerhaft an sich zu binden.[5]
Nach seiner Begnadigung erwarteten Cassius rentable Legatenstellen. So erhielt er im Januar 44 die Prätur, jedoch sind sich antike Autoren darin einig, dass hier eine Verletzung der dignitas (Ehre, Würde) vorlag[6], denn das Legat des praetor urbanus, der angesehensten Prätorenstellen, kam nicht ihm zu, sondern seinem Schwager Brutus. Das von Cassius ehrgeizig angestrebte Konsulat für das Jahr 41 wurde ebenfalls Brutus in Aussicht gestellt. Die größte Kränkung, so vermutet Werner Dahlheim, muss für Cassius, als erfahrenem General, der sich noch dazu im Orient bestens auskannte, allerdings darin gelegen haben, dass Caesar für ihn im großen Partherkrieg keine Rolle vorgesehen hatte. Obwohl Cassius bereits kampferprobt gegen die Parther war[7], sollten an seiner Statt unbekannte Offiziere die Legionen in einen Kampf führen, der Reichtum, Macht und Ansehen versprach.[8]
Aller Wahrscheinlichkeit nach war es dieser beim Diktator in Ungnade gefallene Gaius Cassius Longinus, der sich im Widerstand gegen Caesar als erster offenbarte.[9] Wie Brutus, was noch zu zeigen sein wird, ging anscheinend auch Cassius vorerst von der Selbstheilung der res publica aus. Er war überzeugt, dass sich Caesar über längere Sicht der Integrationskraft und der Solidarität der Nobilität nicht entziehen konnte. Im Laufe des Jahres 45 sollte sich diese Ansicht jedoch in die Erkenntnis wandeln, dass sich Caesar nicht mehr in die Republik, die bereits zahlreiche Änderungen erfahren hatte, integrieren lassen würde. Als einzige Option blieb die Beseitigung des Diktators.[10]
Zum Helden der Opposition auf republikanischer Seite wurde Marcus Iunius Brutus.[11] Ebenfalls Anhänger des Pompeius[12], trat er nach dessen Niederlage bei Pharsalos ins Lager Caesars über.[13] Caesar selbst hatte sich bereits mehrfach um ihn bemüht und machte ihm den Übertritt leicht, denn aufgrund einer langjährigen Affäre zu Brutus’ Mutter, Servilia, stand ihm der bekennende Republikaner ohnehin nahe.[14] Für Caesar war das mit dem Überlaufen demonstrierte Aufgeben eines hochadligen und profilierten Optimaten wie Brutus von unschätzbarem Wert, galt es doch als Siegeszeichen und konnte zur Entmutigung der Gegner genutzt werden. Darüber hinaus bedeutete die Einbindung des Brutus in den politischen Kreis Caesars eine zusätzliche moralische Legitimation der caesarischen Sache.[15]
Unter Caesars Prinzipat begann für Brutus eine lukrative Karriere, obwohl er sich weiterhin ungeniert zur Republik bekannte und somit vom Diktator distanzierte.[16] Mit Ämtern und Ehrungen überhäuft, verbesserte sich in den folgenden Jahren sowohl seine gesellschaftliche, als auch seine finanzielle Situation.[17] Im Jahre 44 erhielt er die prestigeträchtige urbane Prätur und die sichere Aussicht drei Jahre später das Konsulat zu bekleiden.[18] Trotzdem verbarg Brutus seine politische Gesinnung nicht. Er demonstrierte weiterhin seine Bindung an die alte res publica, etwa durch das Festhalten an alten Freundschaften oder durch die offene, überschwängliche Verherrlichung seines Onkels Cato, eines Caesarfeindes. Durch die Heirat seiner zweiten Frau Porcia, Catos Tochter, stellte Brutus seine Ansichten erneut provokativ zur Schau und entsprach damit dem so redlich gepflegten Familienmythos der Tyrannenfeindschaft, der auf die Tyrannenvertreiber Lucius Iunius Brutus und Gaius Servilius Ahala zurückgeführt wurde.[19] So sehr sich Brutus im Lichte seines Stammbaumes gefallen mochte und wie sehr es ihm geschmeichelt haben dürfte „das Gewissen der Republik“[20] zu spielen, dürften dies nicht die einzigen Gründe für den Entschluss zum Tyrannenmord gewesen sein. Brutus galt als Ehrenmann, der auf Recht und Ordnung pochte. Für ihn musste es handfeste Gründe, fern von verletzter Eitelkeit oder persönlicher Feindschaft, geben, um einen Mordkomplott gegen den Freund und Förderer zu schmieden. Als Caesar durch die Errichtung der Diktatur auf Lebenszeit das Zentrum der staatlichen Ordnung, den Machtanspruch der Senatsaristokratie, bedrohte und den Lebensinhalt der römischen Elite, den ungebrochenen Willen zur Macht und den Hunger nach Ämtern und Provinzen, zerstörte, lag dieser für Brutus notwendige Grund auf der Hand.[21]
2.2 Das Attentat
Der bevorstehende Auszug in einen neuen Partherkrieg sorgte in Rom für Aufbruchstimmung.[22] Caesar hatte für den 15. März 44 v. Chr. eine Senatssitzung einberufen, zu der er trotz der Warnung vor Attentaten verspätet erschien. Der Ort des Attentats war gut gewählt, denn unter den Verschwörern waren zahlreiche Männer von Rang, die sich ohne Argwohn zu erregen in der Nähe Caesars aufhalten konnten.[23]
Sobald er den Sitzungssaal betrat, wurde er von zahlreichen Bittstellern umringt, unter ihnen die Verschwörer. Auf ein verabredetes Zeichen hin trafen den Diktator zahlreiche, jedoch unkoordinierte Dolchstöße, so dass sich die Attentäter zum Teil gegenseitig verletzten.[24] Von 23 Stichen getroffen, von denen allerdings, wie sich später herausstellte, nur ein einziger tödlich war,[25] fiel der Diktator zu Füßen der Pompeiusstatue zu Boden.[26]
[...]
[1] Appian von Alexandria: Römische Geschichte, Bd. II, Bürgerkriege. Buch 4. Übersetzt von Otto Veh, Stuttgart 1989. (Im Folgenden abgekürzt als App.civ.4).
[2] Dettenhofer, Maria H.: Perdita Iuventus. Zwischen den Generationen von Caesar und Augustus. München 1992.
[3] Gotter, Ulrich: Marcus Iunius Brutus — oder: Die Nemesis des Namens. Stuttgart 1997. S.331.
[4] Dettenhofer: S. 213.
[5] Ebd.: S.214. Zur Motivation Caesars: S. 213-214.
[6] App.civ. 4, 466.
[7] Dettenhofer: S. 212.
[8] Dahlheim, Werner: Die Iden des März 44 v.Chr. Köln 1996. S. 60.
[9] Dahlheim: S. 60.
[10] Dettenhofer: S. 222.
[11] Dahlheim: S. 60.
[12] Zum Verhältnis zwischen Brutus und Pompeius vgl. u.a. Gotter: Der Diktator ist tot! S. 207-218.
[13] Gotter: Der Diktator ist tot! S. 218.
[14] Ebd.: S. 219.
[15] Ebd.
[16] Ebd.
[17] Dahlheim: S. 61.
[18] Gotter: Der Diktator ist tot! S. 219.
[19] Zur Plausibilität der Abstammung vgl. u.a. Gotter: Der Diktator ist tot! S. 213.
[20] Dahlheim: S. 61.
[21] Ebd.
[22] Bleicken, Jochen: Augustus. Eine Biographie. Berlin 1998. S. 7.
[23] Gotter: Marcus Iunius Brutus — oder: Die Nemesis des Namens. S. 328.
[24] Gotter: Marcus Iunius Brutus — oder: Die Nemesis des Namens. S. 328.
[25] Bleicken: : Augustus. S. 8.
[26] Ebd.
- Arbeit zitieren
- Mandy Schleer (Autor:in), 2006, Die Caesarmörder Brutus und Cassius und ihr Untergang bei Philippi 42 v.Chr., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72605
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