Da heute etwa ein Viertel aller Kinder in unvollständigen Familien aufwächst und somit oftmals mit der Trennung vom Vater konfrontiert wird, ist die Frage nach den Auswirkungen von Vaterabwesenheit für Kinder von großem gesellschaftlichen Interesse. Eine der hauptsächlich diskutierten Fragen ist, ob vaterlos aufwachsende Kinder unter den Folgen des fehlenden Vaters derartig leiden, dass es zu psychosomatischen und psychischen Beeinträchtigungen kommen kann, die auch bis ins Erwachsenalter anhalten können.
Da die Scheidung die Hauptursache von Vaterabwesenheit ist, hat das Buch zum Ziel, sich mit den Auswirkungen der Vaterabwesenheit infolge Scheidung auf betroffene Kinder auseinanderzusetzen. Dabei stehen jugendliche Scheidungskinder im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Arbeit. Das Jugendalter wurde in der Scheidungsforschung bisher eher vernachlässigt, was mit der geringeren Vulnerabilität für familiären Stress begründet wird. Diese Vernachlässigung motivierte die Verfasserin, das Jugendalter schwerpunktmäßig zu betrachten. So gilt ihr Interesse den Besonderheiten dieser Lebensphase und den damit verbundenen Entwicklungsaufgaben im Hinblick auf die Verarbeitung der elterlichen Scheidung und vor allem auf den entscheidenden Stressor der Vaterabwesenheit.
Die vorliegende Arbeit hat das Anliegen, Eltern und Fachleute aus der Familien- und Scheidungsberatung über die Auswirkungen von Vaterabwesenheit infolge der Scheidung zu informieren und für die Bedürfnisse der betroffenen Jugendlichen in diesem Zusammenhang zu sensibilisieren. Im Sinne dieser Zielsetzung sollen folgende Fragen bearbeitet werden:
• Welche Bedeutung hat ein Vater für die Entwicklung und insbesondere die Identitätsbildung von Kindern im Jugendalter?
• Welche Prozesse und Stressoren kennzeichnen eine Scheidung?
• Wie empfinden und verarbeiten Jugendliche eine Scheidung?
• Welche geschlechtsspezifischen Unterschiede zeigen sich in der Reaktion der Jugendlichen auf die väterliche Abwesenheit?
• Wie könnten Unterstützungsangebote für geschiedene Väter ausgestaltet werden, um ihr Erziehungs-Engagement zu fördern?
• Was kann Scheidungskindern im Jugendalter bei der Bewältigung des Kontaktabbruchs zum Vater helfen?
INHALT
Verzeichnis der Abbildungen
Kapitel 1: Einleitung
Kapitel 2: Die Rolle des Vaters in der Familie
2.1 Historische Entwicklung
2.2 Vaterentbehrung
2.2.1 Vaterlosigkeit
2.2.2 Vaterverlust
2.2.3 Vaterabwesenheit
Kapitel 3: Kinder in der Adoleszenz und ihre Väter
3.1 Jugendalter
3.2 Beziehung zwischen Vätern und Jugendlichen
3.2.1 Bedeutung des Vaters für den männlichen Adoleszenten
3.2.2 Bedeutung des Vaters für die weibliche Adoleszentin
Kapitel 4: Folgen einer Scheidung für Jugendliche und Ihre Väter
4.1 Scheidung
4.1.1 Scheidung als Prozess
4.1.2 Modell der Scheidungs-Stress-Bewältigung
4.2 Situation der Väter und Kinder im Scheidungsprozess
4.2.1 Väter in der Scheidungssituation
4.2.2. Jugendliche in der Scheidungssituation
4.3 Ausgewählte Studien
4.3.1 Zusammengefasste Ergebnisse der akuten Krise
4.3.2 Zusammengefasste Ergebnisse der Konsolidierungsphase
4.4 Auswirkungen des Stressors „Vaterabwesenheit“
4.4.1 Vaterabwesenheit
4.4.2 Töchter
4.4.3 Söhne
Kapitel 5: Schlussbetrachtung
5.1 Zusammenfassung
5.2 Unterstützungsansätze für Scheidungsväter und betroffene
Jugendliche
Literaturverzeichnis
Verzeichnis der Abbildungen
Abb. 1: Scheidungszahlen und betroffene Kinder in Deutschland
Abb. 2: Alleinerziehende nach Familienstand
Abb. 3: Scheidung als Prozess
Abb. 4: Modell der Scheidungs-Stress-Bewältigung
Abb. 5: Scheidungsspezifische und -unspezifische Folgen der Vaterabwesenheit
Abb. 6: Mittelbare und unmittelbare Auswirkungen der Vaterabwesenheit
Kapitel 1: Einleitung
»Ich will, was ich verloren habe, deine Gegenwart«
Peter Härtling[1]
Der zitierte Liedtext „Vaterseelenallein“ der Sängerin Pe Werner beschreibt ihre persönliche Geschichte zu ihrem abwesenden Vater und ihre damit verbundenen Gefühle. Es war vor allem dieses Lied, das die Verfasserin der vorliegenden Arbeit dazu bewegte, sich mit den Folgen der von ihr selbst und ihrem Bruder erlebten Vaterabwesenheit auseinanderzusetzen.
Viele familiäre Gespräche hatten bereits aufgezeigt, dass die Verarbeitung und Wahrnehmung der Vaterabwesenheit der Geschwister Unterschiede aufwies. Die Neugier der Verfasserin war geweckt, ob Söhne und Töchter eine Vaterabwesenheit unterschiedlich erleben und auch unterschiedliche Reaktionen daraufhin zeigen.
Aber nicht nur persönliche Motive, sondern vor allem aktuelle Gesellschaftsentwicklungen sind Anlass, sich mit dem Thema Vaterabwesenheit als Folge von Scheidung auseinanderzusetzen. Im Jahr 2004 machte der Anteil der Alleinerziehenden an allen Familien in Deutschland bereits ein Fünftel aus. In Ostdeutschland lag er mit 25 % höher als in Westdeutschland mit 19 %.[2] Die Scheidungsfälle stiegen zwischen 1994 und 2004 von 166.052 auf 213.691 und die Zahl betroffener Kinder unter 18 Jahren von 135.318 auf 168.859 (siehe Abb. 1).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Scheidungszahlen und betroffene Quelle: Statistisches Bundesamt[3]
Kinder in Deutschland
Somit stellen Geschiedene auch den größten Anteil an den Alleinerziehenden dar. Der Anteil wuchs von 1996 bis 2004 von 37% auf 40% (siehe Abb. 2).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Alleinerziehende nach Familienstand Quelle: Statistisches Bundesamt[4]
Da heute etwa ein Viertel[5] aller Kinder in unvollständigen[6] Familien aufwächst und somit oftmals mit der Trennung vom Vater konfrontiert wird, ist die Frage nach den Auswirkungen von Vaterabwesenheit für Kinder von großem gesellschaftlichem Interesse. Eine der hauptsächlich diskutierten Fragen ist, ob vaterlos aufwachsende Kinder unter den Folgen des fehlenden Vaters derartig leiden, dass es zu psychosomatischen und psychischen Beeinträchtigungen kommen kann, die auch bis ins Erwachsenalter anhalten können.[7]
Da die Scheidung die Hauptursache von Vaterabwesenheit ist, hat die vorliegende Diplomarbeit zum Ziel, sich mit den Auswirkungen der Vaterabwesenheit infolge Scheidung auf betroffene Kinder auseinanderzusetzen. Dabei stehen jugendliche Scheidungskinder im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Arbeit. Das Jugendalter wurde »in der Scheidungsforschung bisher eher vernachlässigt, was mit der geringeren Vulnerabilität für familiären Stress begründet wird.«[8]. Diese Vernach-lässigung motivierte die Verfasserin der vorliegenden Diplomarbeit, das Jugendalter schwerpunktmäßig zu betrachten. So gilt ihr Interesse den Besonderheiten dieser Lebensphase und den damit verbundenen Entwicklungsaufgaben im Hinblick auf die Verarbeitung der elterlichen Scheidung und vor allem auf den entscheidenden Stressor der Vaterabwesenheit.
Die vorliegende Arbeit hat das Anliegen, Eltern und Fachleute aus der Familien- und Scheidungsberatung über die Auswirkungen von Vaterabwesenheit infolge der Scheidung zu informieren und für die Bedürfnisse der betroffenen Jugendlichen in diesem Zusammenhang zu sensibilisieren. Im Sinne dieser Zielsetzung sollen folgende Fragen bearbeitet werden:
- Welche Bedeutung hat ein Vater für die Entwicklung und insbesondere die Identitätsbildung von Kindern im Jugendalter?
- Welche Prozesse und Stressoren kennzeichnen eine Scheidung?
- Wie empfinden und verarbeiten Jugendliche eine Scheidung?
- Welche geschlechtsspezifischen Unterschiede zeigen sich in der Reaktion der Jugendlichen auf die väterliche Abwesenheit?
- Wie könnten Unterstützungsangebote für geschiedene Väter ausgestaltet werden, um ihr Erziehungs-Engagement zu fördern?
- Was kann Scheidungskindern im Jugendalter bei der Bewältigung des Kontaktabbruchs zum Vater helfen?
Die vorliegende Diplomarbeit bearbeitet diese Fragestellungen in folgender Gliederung:
Da die Bedeutung des Vaters für seine Kinder einer der zentralen Untersuchungsobjekte der vorliegenden Arbeit ist, erfolgt in dem zweiten Kapitel zunächst eine Auseinandersetzung mit der Rolle des Vaters in der Familie. Dabei gibt ein erster Abschnitt des Kapitels einen Überblick über die historische Entwicklung der Vaterrolle, um die heutige Situation von Vätern in der Gesellschaft und Familie erklären, einordnen und verstehen zu können. Des Weiteren werden in Kapitel 2 die unterschiedlichen Formen von Vaterentbehrung dargestellt und der Begriff der Vaterabwesenheit definiert.
Das dritte Kapitel thematisiert die Beziehung zwischen Vätern und Kindern im Jugendalter. Die wichtigsten Entwicklungsstufen des Jugendalters werden vorgestellt und die Bedeutung des Vaters für die Adoleszenten beleuchtet. Denn erst, wenn die Bedeutung des Vaters und somit seine Erziehungsfunktion für die Jugendlichen deutlich ist, kann herausgearbeitet werden, welche Auswirkungen Vaterabwesenheit in dieser Lebensphase haben kann.
Das vierte Kapitel befasst sich mit der Situation von Vätern und Jugendlichen infolge einer Scheidung. Zunächst wird die Scheidungssituation als kritisches
Lebensereignis untersucht und die damit verbundenen Bewältigungsanforderungen an die betroffene Familie insgesamt thematisiert. Anschließend liegt der Schwerpunkt dieses Kapitels auf der spezifischen väterlichen und jugendlichen Auseinandersetzung mit dem Scheidungsprozess. So wird dargestellt, was es für Väter im Zusammenhang mit ihrer männlichen Identität bedeutet, eine Scheidung zu erleben, da hier Ursachen für die Abwesenheit des Vaters vermutet werden können. Außerdem steht im Fokus der Betrachtung, wie betroffene Kinder in der krisenreichen Zeit der Jugend eine familiäre Krise verarbeiten. Um die Situation der Jugendlichen während und nach der elterlichen Scheidung aufzuzeigen, werden Ergebnisse ausgewählter Längs- und Querschnittstudien vorgestellt.
Das vierte Kapitel dient der Analyse der Einflussfaktoren auf die Entwicklung der Jugendlichen nach der elterlichen Scheidung, um anschließend bezeichnende Auswirkungen des Stressors „Vaterabwesenheit“ infolge einer Scheidung auf betroffene Kinder im Jugendalter herauszuarbeiten. Die Argumentation greift auf die in Kapitel 3 identifizierten Besonderheiten des Jugendalters genauso zurück, wie auf die Bedeutung der Vaterrolle während der Adoleszenz der Kinder. Das Kapitel arbeitet insbesondere geschlechtsspezifische Reaktionen auf das Fehlen des Vaters heraus.
Das fünfte und letzte Kapitel fasst die gewonnen Ergebnisse der Diplomarbeit zusammen, bewertet den Stand der Forschung und skizziert Unterstützungsangebote für die betroffenen Familienmitglieder. Dabei greift die Verfasserin zum großen Teil auf eigene Überlegungen zurück und verfolgt das Ziel, Unterstützungsmöglichkeiten für Betroffene aufzuzeigen, um die Vaterabwesenheit infolge einer Scheidung zu reduzieren oder die negativen Folgen zu mindern.
Den Themenkomplex „Auswirkungen der elterlichen Trennung und Folgen von Vaterabwesenheit für die Kinder“ haben nur wenige aktuelle Studien zum Gegenstand. Die Verfasserin musste zum Teil auf sehr alte Untersuchungen zurückgreifen, die auch nicht immer im Original vorlagen. Die hier fehlende Aktualität zeigt sich zum Beispiel auch daran, dass die aktuelle vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend veröffentlichte Studie „Facetten der
Vaterschaft“ zwar auch neue Forschungsergebnisse liefert, die in die vorliegende Arbeit eingeflossen sind, aber sich auch auf Studien beruft, die z. T. aus den 60er Jahren stammen.[9]
Die meisten Studien verzichten auf eine Differenzierung der Begriffe „Scheidung“ und „Trennung“. Stellvertretend für viele Autoren vertritt Figdor die Auffassung, dass eine Scheidung im Vergleich zu der Trennung einer nichtehelichen elterlichen Lebensgemeinschaft keine direkten unterschiedlichen Folgen für das kindliche Erleben des Trennungsprozesses beinhaltet.[10] Das seit dem 1. Januar 2000 in Kraft getretene neue Scheidungsrecht hat in Bezug auf Sorgerechtsfragen ebenfalls zu einer Vereinheitlichung der Trennung verheirateter und unverheirateter Eltern beigetragen[11]. Die Begriffe „Trennung“ und „Scheidung“ werden deshalb von der Verfasserin synonym verwendet. Alle Ergebnisse können i. d. R. auch auf Trennungssituationen nicht verheirateter Eltern übertragen werden.
Die vorliegende Arbeit verzichtet zur besseren Lesbarkeit auf die weibliche und männliche Doppelformulierung. Die nicht gewählte Form ist jedoch inhaltlich immer mit eingeschlossen.
Kapitel 2: Die Rolle des Vaters in der Familie
2.1 Historische Entwicklung
Die Rolle des Mannes als Vater hat sich im Verlauf der Geschichte kaum in eine eindeutige Richtung entwickelt. In Abhängigkeit von Nationalität, ethnischer Zugehörigkeit, sozialer Schicht und Religion zeigt sich bis heute eine Vielzahl von Charakteristika, die die Rolle des Vaters innerhalb der Familie kennzeichnen. Um die Entwicklung zum heute bestehenden Vaterbild verständlich zu machen, gibt die vorliegende Diplomarbeit einen historischen Überblick der tendenziellen Aufgaben und Rollenzuschreibungen des Vaters zu unterschiedlichen Zeiten.
»Im 18. und 19. Jahrhundert wird die traditionelle bürgerliche Familie geschaffen, in der die Vaterfigur Zentrum, Spitze und Oberhaupt der Familie ist.«[12] Vor allem aufgrund wirtschaftlicher Gegebenheiten wurde dem Vater primär die Rolle des Patriarchen zugeschrieben. Beispielsweise arbeiteten die Familienmitglieder unter der autoritären und dominanten Führung des Mannes als Einheit auf dem familiären Bauernhof und sicherten sich so gemeinsam ihren Lebensunterhalt. Im Hinblick auf die väterliche Autorität gab es wenig Konkurrenz von anderen Institutionen, so dass Kinder von ihrem eigenen Vater nur informell unterrichtet wurden und dieser auch über ihre Berufswahl und Heirat entschied. Der Vater-Sohn-Beziehung wurde eine höhere Bedeutung als der ehelichen oder der Mutter-Kind-Beziehung zugesprochen.
Die Frauen, die fast ausnahmslos heirateten, wechselten von der Unterwerfung gegenüber dem eigenen Vater zur Unterwerfung gegenüber dem eigenen Ehemann, der im Durchschnitt 5 Jahre älter war als seine Partnerin.
Walbiner verweist darauf, dass die Lebensbedingungen dieser Zeit väterliches Engagement in der Familie eher gefördert als retardiert haben, »da es keine
eindeutige Trennung zwischen häuslichem und Arbeitsleben«[13] gab. Trotz eines strengen autoritären Vaterbildes im 18. Jahrhundert gab es folglich auch viele liebevolle und verantwortungsbewusste Vätertypen, die mit ihren Kindern beteten, spielten, sie unterrichteten und – wenn diese krank waren – ihre Betreuung übernahmen.[14]
Eine Reihe gesellschaftlicher Veränderungen, wie beispielsweise der Wechsel von der Agrarwirtschaft zu der industriellen Gesellschaft, sowie die Wandlung der Wertvorstellungen, führten zur Umgestaltung der patriarchalischen Ordnung und Kontrolle innerhalb der Familie.
Die Rolle des Mannes war im 19. Jahrhundert durch eine geringere Einflussnahme auf das Leben der eigenen Kinder, eine generelle Reduzierung der väterlichen Autorität innerhalb der Familie und eine Verminderung des väterlichen Engagements gekennzeichnet. Somit wurde der Mann aus der Mittelschicht aufgrund der geschlechtsspezifischen Aufgabenteilung der Arbeitsbereiche von Männern und Frauen verstärkt zum Ernährer der Familie. Seine Autorität stützte sich von nun an auf materielle Ressourcen außerhalb der Familie wie Besitz, Karriere und Beziehungen. Die Rolle der Frau hingegen bezog sich vor allem auf die Organisation des familiären Haushaltes. Zudem wurde ihr die Erziehung und moralische Anleitung der Kinder erstrangig zugesprochen. Demnach sollten sich die Frau im Inneren des Hauses und der Mann draußen in der „feindlichen“ Welt als eine harmonische Einheit ergänzen.[15]
In der Arbeiterklasse waren die ökonomischen Rahmenbedingungen durch Löhne am Existenzminimum und kurzfristige Beschäftigungszeiträume geprägt, weshalb weiterhin beide Ehepartner auf die Berufstätigkeit angewiesen waren. Die Einflussnahme und Präsenz des Vaters in der Familie im Vergleich zur Mutter hatte nach wie vor Bestand.
Insgesamt verhieß die ökonomische Situation des Mannes zunehmend Erfolg und Aufstieg, konnte jedoch auch Versagen bedeuten, so dass sich der berufliche Druck des Mannes erhöhte. Es galt für ihn nicht länger nur, der Ernährer der Familie zu sein. Er musste zudem ein „guter Ernährer“ sein.[16] Diese mit Druck belastete Situation führte in vielen Fällen zu einem erhöhten Alkoholkonsum und hatte des Weiteren viele abwesende und misshandelnde Väter zur direkten Folge. Diese konnten das Versagen in der Erfüllung ihrer Rollenaufgabe nicht bewältigen und entzogen sich so ihrer familiären Verantwortung.[17]
Die Abnahme der väterlichen Bedeutung für die Kinder in dieser Zeit wurde auch durch rechtliche Änderungen in Bezug auf das Sorgerecht deutlich. So übertrug man ab Mitte des 19. Jahrhunderts bei einer Scheidung das Sorgerecht nicht mehr vorrangig dem Vater, sondern vermehrt der Mutter.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden eine aktive, partnerschaftliche Rolle des Vaters, sowie sein Engagement in Ehe und Familie gefordert. Diese Forderung begründete sich vor allem in der Befürchtung, dass eine ausschließlich weibliche Betreuung der Söhne diese verweichlichen könnte. Es wurden daher Gesetzte erlassen, die fehlende familiäre Unterstützung des Mannes und Misshandlungen von Frau und Kindern strafrechtlich verfolgten. Außerdem entwickelte man Maßnahmen zur Reduzierung der fortan steigenden Scheidungsrate.[18]
In der weiteren gesellschaftlichen Entwicklung war es vor allem die wirtschaftliche Depression, die dazu beitrug, dass viele arbeitslose Männer ihren Status als Entscheidungsträger und ihr damit verbundenes Selbstbewusstsein verloren. Oft wandten sie sich von der Familie ab und verhielten sich selbstzerstörerisch und gewaltvoll.
Einige Jahre später brachte der Beginn des Naziregimes eine erneute Rückkehr der traditionellen Vaterrolle. Folglich wurde der Vater als Beschützer, Versorger und Disziplinierungsperson angesehen.
Während der Kriegsjahre wurden vermehrt die Folgen von Vaterabwesenheit thematisiert. So befürchtete man verstärkt soziale Probleme wie das Ansteigen jugendlicher Delinquenz bei Jungen oder sexuelle Promiskuität bei Mädchen.
Eine weitere Sorge bestand darin, dass die väterliche Abwesenheit, die oftmals eine aufkommende mütterliche Überbesorgtheit zur Folge hatte, bei Jungen Homosexualität fördere.[19]
In der Nachkriegszeit wurden diese Diskussionen im Hinblick auf die Bedeutung eines abwesenden Vaters bei der Persönlichkeitsentwicklung der Kinder weitergeführt. Väter wurden zu dieser Zeit aufgefordert, ein geeignetes Rollenmodell vorzuleben und als Disziplinierungsperson zu agieren. Diese Aufforderung beschränkte sich darauf, mit den Kindern zu spielen und etwas zu unternehmen. Die Übernahme von Pflegeaufgaben bezüglich der Kinder oder die Mithilfe im Haushalt wurden dagegen nicht verlangt.
Parallel dazu wurde die Mutter weiterhin als emotionale Bindungsperson und Versorgerin der Kinder angesehen. Nach den Untersuchungen von Rosen und d’Andrade wurde der Mutter somit die emotionale warme Stütze in der Erziehung zugewiesen und der Vater als sachlich-objektiver Pol angesehen.[20]
Die Grundüberzeugung, dass die Mutter zu den Kindern ins Haus gehört und die väterliche Wirkungskraft sich auf die Berufswelt und die politische Öffentlichkeit bezieht, wurde somit auch in der Nachkriegszeit weiterhin aufrechterhalten.
Viele der aus dem Krieg heimkehrenden Männer konnten die von der Gesellschaft geforderte väterliche Rolle in der Familie lange nicht erfüllen. Sie, die mit Verletzungen an Leib und Seele aus dem verlorenen Krieg zu ihren Familien
zurückkehrten, verlangten in vielen Fällen eher nach der fürsorgenden Mütterlichkeit ihrer eigenen Ehefrauen, anstatt ihre Kinder in ein Muster männlicher Autorität einzuweisen.[21]
Allgemein kann auf zwei historische Entwicklungstendenzen hingewiesen werden, die die Rolle des Vaters in den letzten Jahren entscheidend geprägt haben:
1. Der Ersatz des Familieneinkommens durch das individuelle Einkommen und
2. zunehmende Bedeutung der Mutter-Kind-Beziehung.
Diese beiden Gegebenheiten haben dazu beigetragen, das väterliche Engagement in der Familie zu schwächen, sowie Vaterschaft als selbstbestimmten und freiwilligen „Luxus“ in der Erziehung des Kindes anzusehen.
In den 60er und 70er Jahren wurde die Rolle des Mannes in der Familie besonders wegen der hohen Scheidungsrate Mittelpunkt von politischen und wissenschaftlichen Diskussionen. So wurde zentrales Thema dieser Diskussionen, dass das Ausbleiben von ökonomischen, psychologischen und emotionalen Beiträgen der Väter katastrophale Auswirkungen für die Familie bedeuten könnten.
Gegen die geschlechtsspezifischen Rollendefinitionen, die vor allem durch die Erkenntnisse der Bindungstheorie[22] verstärkt wurden, begannen sich insbesondere Frauen, aber auch Männer immer stärker aufzulehnen, so dass eine Neuordnung des familiären Lebens entstand.[23]
Demnach kam es zum Aufbrechen dieser starren Rolleneinteilung von Mann und Frau. Den Vätern[24] wurde einerseits ermöglicht, sich ihren Kindern wieder anzunähern. Andererseits wurden die Mütter befähigt, eine weitere Rolle anzunehmen: die der Berufstätigen.
Der steigende Eintritt der Frauen in die Berufswelt stellte die männliche Rolle des Ernährers stark in Frage. Frauen gewannen an ökonomischer Selbstständigkeit und erlebten Gleichberechtigung. Sie definierten sich mehr denn je über ihren Beruf und Karriere. Für die Männer hatte dies einerseits ein verstärktes berufliches Engagement zur Folge, andererseits versuchten sie durch freiwillige Partizipation in der Familie Misserfolg im Berufsalltag zu kompensieren.[25]
Von heutigen Vätern verlangt die Gesellschaft mehr als die alleinige Gewährleistung der finanziellen Absicherung der Familie. Vielmehr soll er aktiv und mitverantwortlich am Geschehen seiner Kinder beteiligt sein. Dabei geht es um die Erfüllung zweier weiterer Funktionen: Zum einen die soziale Funktion, die beinhaltet, für das Kind ein Beziehungspartner zu sein, und zum anderen eine instrumentelle Funktion, durch die dem Kind Wissen vermittelt wird und die seine soziale Entwicklung fördern soll.
Allgemein sollen Väter heute nicht so sehr qualitative als vielmehr quantitative Betreuungsmaßnahmen verfolgen. So ergab beispielsweise die Studie von
Fthenakis über Vorstellungen von der idealen Verteilung kindbezogener Aufgaben, dass der Frau weiterhin vorrangig die Zuständigkeit für das Kind zugewiesen wird. Männer sollen dagegen ein angemessenes Gleichgewicht zwischen beruflichem und familiärem Engagement herstellen.[26] In der alltäglichen Realität wird von vielen Vätern die dringliche Forderung, für die Kinder anwesend zu sein und sich für diese zu engagieren, nicht erfüllt. Studien aus den 90er Jahren zeigten diesbezüglich, dass die tatsächliche Zeitspanne, die ein Mann aktiv mit seiner Familie verbringt, stetig abnimmt.[27]
Ein Prinzip innerhalb der historischen Wandlungen ist gleich geblieben: Autorität und Respekt des Mannes in der Familie stehen bis zur heutigen Zeit in enger Verbindung mit seinem ökonomischen und sozialen Status außerhalb der Familie.[28]
Der hier dargestellte historische Überblick über die Wandlung des Vaterbildes verdeutlicht nach Matzner, dass die »Konzepte und das Handeln von Vätern […] nicht nur durch deren Primärsozialisation und Persönlichkeitsentwicklung oder das Verhalten ihrer Frauen bestimmt [werden], sondern auch durch historische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen wie Lebens- und Wirtschaftsformen, Einflüsse der Region, Leitbilder, Normen, Sitten, Ideologien und Gesetzte«[29].
Vaterschaft gestaltet sich demnach je nach soziokultureller Umgebung verschiedenartig und ist demographischen, ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen unterworfen. Vaterschaft stellt einen komplexen, lang andauernden und entwicklungsbezogenen Prozess dar, in den über die Generationen hinweg tradierte Aspekte der Entwicklung von Männern und Kindern und dessen Wohlergehen integriert werden.[30]
Es gibt auch in der modernen Gegenwart nicht den einen alleinigen Vatertypen, sondern viele unterschiedliche Männer mit vielfältigen Vorstellungen von Vaterschaft. So lässt sich beispielsweise auch heute noch das Bild des traditionell eingestellten Mannes beobachten, der als alleinigen Ernährer und Entscheider der Familie angesehen wird, wogegen die Frau für die Erledigung des Haushaltes und die Betreuung der Kinder zuständig ist.[31]
Demgegenüber steht die Einstellung des „neuen Mannes“, der beide Partner für die Sicherung des Familieneinkommens verantwortlich sieht und auch in der innerfamiliären Aufgabenverteilung eine gleichberechtigte Aufteilung verfolgt. Die seit 2001 mögliche geteilte Elternzeit bewertet dieser Männertyp als bereichernd.[32]
Wie das Kapitel bereits beschrieben hat, lenkte sich in einigen Zeitspannen das Interesse der Vaterrolle in der Familie besonders auf sein Fehlen und die damit zusammenhängenden Auswirkungen für die gesamte Familie.
In der heutigen Zeit, in der beinahe jede dritte Ehe geschieden wird und ca. 7% aller minderjährigen Kinder (zu 5 % unter 3jährige; 7,7% 3 bis unter 6jährige; 11,3% 6 bis unter 10jährige; 13,1 % 10 bis unter 15jährige und zu 13,5% 15 bis unter 18jährige betroffene Kinder und Jugendliche)[33] demnach bei einer getrennt lebenden oder geschiedenen Mutter aufwachsen, ist das Thema aktueller denn je.
Als Grundlage für eine aktuelle Diskussion soll im folgenden Kapitel zunächst dargestellt werden, was der Begriff der Vaterentbehrung bedeuten kann.
2.2 Vaterentbehrung
Die synonymen Begriffe Vaterentbehrung und Vaterdeprivation stehen für mehrere Ausprägungen des Vatermangels im Leben eines Kindes. Sie fassen die drei Hauptformen Vaterlosigkeit, Vaterverlust und Vaterabwesenheit zusammen.[34] Diese sollen in den folgenden Abschnitten näher erläutert werden.
2.2.1 Vaterlosigkeit
Der Begriff der Vaterlosigkeit impliziert, dass das jeweilige Kind keine bewussten Erfahrungen mit dem leiblichen Vater vorweisen kann und ohne dessen Mitwirken aufgewachsen ist. Ein späteres Zusammentreffen und Kennen lernen des Vaters ist oftmals aussichtslos.
Vaterlosigkeit entsteht beispielsweise dadurch, dass der Vater, als das Kind noch sehr klein war, bereits verstorben ist oder weil es zwischen Mutter und Vater während der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt zur Trennung kam und seither der Kontakt abgebrochen ist.
Nach einem biologischen Verständnis gibt es keine Vaterlosigkeit. Auch nach einem psychologischen Verständnis ist zu bedenken, dass ein nie gekannter Vater dennoch im Inneren des Kindes einen bedeutsamen Platz einnimmt. Das Kind entwickelt immer durch Vorstellungen und Phantasien über den Vater ein eigenes inneres Vaterbild.[35]
2.2.2 Vaterverlust
Bei dem Vaterverlust handelt es sich in Abgrenzung zur Vaterlosigkeit um eine zeitlich begrenzte Erfahrung mit dem leiblichen anwesenden Vater. Ab einem bestimmten Zeitpunkt steht dieser dem Kind nicht mehr zur Verfügung, so dass es
sich bei dieser Bezeichnung ebenfalls um ein endgültiges Ereignis handelt. Dieses Ereignis kann ein Kind beispielsweise durch den Tod des Vaters vom ersten Lebensjahr bis zur Pubertät und Adoleszenz erleben.
Im Hinblick auf die seelischen Folgen für Kinder ist der Zeitpunkt des Vaterverlustes von entscheidender Bedeutung. So variieren je nach Dauer und Intensität der väterlichen Verfügbarkeit die Identifizierungsmöglichkeiten zur Errichtung innerer Vaterbilder.[36]
2.2.3 Vaterabwesenheit
Bei dem Begriff Vaterabwesenheit gestaltet sich eine eindeutige Definition schwierig, da dieser Begriff viele unterschiedliche Abwesenheitszustände impliziert. So ist ein abwesender Vater beispielsweise derjenige, der zur See fährt, ein erfolgreicher Profifußballer, der mehrwöchig dauernde Turniere spielt, ein Unternehmer, der 14 Stunden pro Tag in seinem Büro verbringt oder ein Scheidungsvater, der seine Kinder nur am Wochenende sehen kann oder den Kontakt gänzlich zu seinen Kindern abbricht.[37]
Der väterliche Rückzug nach einer Scheidung stellt im Übrigen die häufigste Form von Vaterabwesenheit im Leben eines Kindes dar. So haben ungefähr 40% der deutschen Männer nach drei Jahren der Scheidung keinen Kontakt mehr zu ihren Kindern. Vereinbarte Besuchszeiten werden demnach nicht mehr befolgt.[38]
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen auch Nave-Herz und Schmidt in ihrer Studie. So hatten im Laufe der Jahre ein Drittel der von ihnen untersuchten geschiedenen Väter den Kontakt zu ihren Kindern verloren.[39]
Kinder, die einen abwesenden Vater erleben, begleiten immer Ungewissheit, Unberechenbarkeit und Zweifel, ob, wann und für wie lange der Vater wieder auftauchen wird. Somit kann im Gegensatz zu der Vaterlosigkeit und des Vaterverlustes ein Kind, das einer Vaterabwesenheit ausgesetzt ist, den eigentlichen Trennungsschmerz nie endgültig verarbeiten, da es ständig auf das Wiedersehen und ein dauerhaftes Zusammensein mit dem Vater hofft. Das Kind ist oftmals einer Zerreißprobe seiner Gefühle ausgesetzt und die verbliebene Familie ist in ihrer weiteren Entwicklung blockiert. Grossenbacher-Boss spricht in diesem Zusammenhang von einem »uneindeutigen Verlust«.[40] Da die Familienmitglieder nicht eindeutig entscheiden können, ob ein Familienmitglied außerhalb oder innerhalb des Familiensystems steht, können der Trauerprozess und die Reorganisation der bisherigen Familienstruktur kaum abgeschlossen werden.
Die verbleibende Hoffnung auf eine Wiederkehr des Vaters und die Tatsache, dass die Vater-Kind-Beziehung somit nie endgültig abbricht, kann allerdings auch positive Aspekte mit sich bringen. Es kann ein Gefühl der Kontinuität entstehen, so dass die inneren beständigen Vaterbilder die Bindung zum Vater aufrechterhalten.[41]
Bezüglich der Abwesenheitszustände von Vätern gibt es keine verlässlichen, allgemein gültigen Aussagen hinsichtlich der Qualität der Vater-Kind-Beziehung und den Grad der möglichen negativen Auswirkungen für das Kind.[42] Vielmehr sind die beschrieben Abwesenheitszustände immer im Kontext des Familiensystems zu sehen. Bei einem intakten Familiensystem bleibt bei längerer und wiederkehrender Abwesenheit der Vater trotz allem ein integriertes Mitglied im funktionierenden System. Er behält für die Kinder demnach seine Funktionen, die den Kindern verhelfen, die altersentsprechenden Entwicklungsstufen zu durchlaufen.
Bei einer Scheidungssituation dagegen zerbrechen in den meisten Fällen die Strukturen des Familiensystems. Die betroffenen Kinder sind daher oftmals nicht in der Lage, eine innere „Familienrepräsentanz“ auszubilden. Auch wenn einige Väter ihren Kindern nach der Trennungssituation zeitlich mehr zur Verfügung stehen als in der Ehe, haben sie häufig eine verminderte Möglichkeit, diesen ein inneres und äußeres Familienbild zu vermitteln.[43]
Ob dieser Aufbau eines Familienbildes unerlässlich für die Ausbildung einer Gesamtpersönlichkeit und Identität ist, wird bisweilen in der Familienforschung diskutiert und soll in Kapitel 4.4 näher untersucht werden.
Die Tatsache der Vaterabwesenheit infolge einer Scheidung sagt also noch wenig über die Qualität der Vater-Kind-Beziehung und mögliche psychopathologische Auswirkungen für die betroffenen Kinder aus[44]. Vielmehr müssen weitere Einflussfaktoren, die sich innerhalb einer Scheidungssituation als direkte Folge ergeben können, analysiert und auf ihre Bedeutsamkeit im Hinblick auf die kindliche Entwicklung geprüft werden.
Bevor die Scheidungssituation für Väter und ihre Kinder im Jugendalter konkretisiert wird, werden zunächst die Besonderheiten dieser Lebensphase sowie die Beschreibung der Vater-Kind-Beziehung in dieser Zeit vorgenommen.
Kapitel 3: Väter und ihre Kinder in der Adoleszenz
3.1 Jugendalter
Wichtige Aspekte, die das Jugendalter charakterisieren und für die Fragestellung der Diplomarbeit von Bedeutung sind, werden im Folgenden erläutert. Die Merkmale des Jugendalters sind so facettenreich, dass die Ausführungen keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können.
Das Jugendalter ist eine Lebensphase, in der es zu vielfältigen biologischen, sozialen und intellektuellen Veränderungen kommt. Für den Jugendlichen bedeutet dies, eine Übergangsperiode zwischen Kindheit und Erwachsenenwelt zu überwinden. Es gilt somit einerseits, Verhaltensweisen und Privilegien der Kindheit aufzugeben und andererseits, die Aufgaben der Erwachsenenwelt zu bewältigen und die dafür notwendigen Kompetenzen zu erlernen. In dieser Übergangsperiode kommt es für den Jugendlichen zu einer Erschütterung seiner Identität, so dass das damit verbundene »Ich-bin-ich-Gefühl«[45] zeitweise verschwindet. Der Psychoanalytiker Erikson spricht in diesem Zusammenhang von einer Identitätskrise in der Jugendzeit.[46]
Das Jugendalter kann mit den beiden Begrifflichkeiten Pubertät und Adoleszenz umschrieben werden.[47]
Die Pubertät beschreibt mit dem Eintreten der Geschlechtsreife den Beginn des Jugendalters und wird demnach häufig innerhalb der biologischen Fachwelt verwendet, da diese ihren Fokus grundlegend auf die geschlechtsspezifischen biologischen Veränderungen während der Jugendphase richtet. Die Geschlechtsreife beginnt bei Mädchen zwischen dem 9. und 11. Lebensjahr und damit tendenziell zwei Jahre früher als bei Jungen.[48]
In den Sozialwissenschaften ist der Begriff der Pubertät weitestgehend von dem Terminus Adoleszenz ersetzt worden. Somit wird das Jugendalter nicht nur auf die alleinige Betrachtung der körperlichen Veränderungen von Jungen und Mädchen in dieser Zeit reduziert, sondern darüber hinaus werden weitere entwicklungsbezogene Veränderungen herausgestellt. Diese beziehen sich vor allem auf psychische und soziale Aspekte. Damit wird deutlich, dass es sich bei der Adoleszenz um eine längere und differenzierte Phase einer Altersgruppe mit zeitlicher Eingrenzung handelt.[49]
»Zur Differenzierung der Veränderungsdynamik werden drei Phasen mit jeweils zugeordneten Altersbereichen unterschieden«:[50]
- frühe Adoleszenz zwischen 11 und 14 Jahren,
- mittlere Adoleszenz zwischen 15 und 17 Jahren und
- späte Adoleszenz zwischen 18 und 21 Jahren.
Die vorliegende Arbeit verfolgt das Ziel, Einblicke in die Anforderungen zu bieten, die Jugendliche in der Adoleszenz insgesamt zu bewältigen haben. Diese Grundlage ist für das Verständnis wichtig, welche Bedeutung einer Scheidung in dieser Lebensphase zukommt. Bei der Beschreibung der Adoleszenz verzichtet die vorliegende Arbeit auf die strenge Differenzierung der oben genannten Phasen.[51] Somit stehen weniger zeitliche Aspekte als vielmehr die gesamten
Anforderungen des Jugendlichen unabhängig von der zeitlichen Detailbetrachtung im Fokus der vorliegenden Arbeit. Zum einen, weil »qualitativ wie quantitativ sehr heterogene Entwicklungsprozesse«[52] eine trennscharfe Differenzierung der
Phasen erschwert. Zum anderen, weil eine Metaanalyse durch die Verfasserin
ergab, dass die Scheidungsforschung nur in seltenen Fällen einzelne Phasen der Adoleszenz differenziert betrachtet.
Des Weiteren wird von der Verfasserin die Zeitspanne der späten Adoleszenz eher weniger berücksichtigt, da davon auszugehen ist, dass in der Spätadoleszenz die Autonomiestrebungen des Jugendlichen weitestgehend gelungen sind. Den betroffenen Jugendlichen ist es eher möglich, das Scheidungsereignis aus einer rationalen Distanz zu betrachten, somit besser zu reflektieren und daher unter dem Scheidungserlebnis der Eltern und der Abwesenheit eines Elternteils weniger zu leiden.[53]
Mit vermehrter Ausschüttung von Hypophysenhormonen kommt es zur Veränderung des Körpers. Dazu gehören u. a. die Ausbildung der sekundären Geschlechtsmerkmale, das Auftreten sexueller Triebregungen, die Menstruation und Pollution, sowie die Veränderung der Körpergröße und des Gewichtes. Die körperlichen Veränderungen der Jugendlichen und die damit verbundenen neuen Erfahrungen und Reaktionen der Umwelt darauf, führen oftmals zu Verunsicherungen hinsichtlich des eigenen Körpergefühls.[54]
Außerdem können durch diese hormonellen Veränderungen, sowie durch neurophysiologische Wachstumsvorgänge im Gehirn starke Reizbarkeit und irrationale Gefühlsausbrüche bei beiden Geschlechtern entstehen. Die eigene Befindlichkeit der Jugendlichen wird häufig dominiert durch Stimmungsschwankungen, Wutausbrüchen, Schüchternheit und Rückzugsbedürfnisse.[55]
Allgemein lassen sich folgende zu bewältigende Entwicklungsaufgaben im Jugendalter, die als Bindeglied im Spannungsverhältnis zwischen individuellen Bedürfnissen der Jugendlichen und gesellschaftlichen Anforderungen fungieren, herausstellen:[56]
- Beziehungen zu Altersgenossen herstellen
- Veränderungen des Körpers und des eigenen Aussehens akzeptieren
- Geschlechtsrollen erlernen
- Aufbau einer sexuellen Orientierung
- Ablösung vom Elternhaus, d. h. Unabhängigkeit anstreben
- Ausbildungs- und Berufswahl
- Vorstellungen bezüglich einer eigenen zukünftigen Familie und Partnerschaft entwickeln
- Reflexion des eigenen Selbst, somit Zugang zur eigenen Persönlichkeit
- Eigene Wertvorstellungen herausfinden
- Zukunftsperspektiven entwerfen
An dieser Stelle ist anzumerken, dass die Bewältigung dieser Aufgaben letztlich den Beginn des Prozesses der eigenen Identitätsfindung als zentrales Merkmal des Jugendalters aktiviert.[57]
Identität ist nach Erikson als ein Gefühl der Kontinuität und Einigkeit mit sich selbst zu verstehen. Dieses Gefühl der Identität wird durch Interaktion mit anderen und im Kontext der eigenen Kultur gebildet; und es ist als Prozess zu verstehen, der lebenslang dauert.[58]
Der Jugendliche wird demnach von der Gesellschaft aufgefordert, eine selbstverantwortliche und eigenständige Persönlichkeit zu werden, die sich in die Gemeinschaft mit den dazugehörenden Normen, Werten und Verhaltensweisen integriert. Dazu muss der Jugendliche sich selbst als Person erkennen („Wer bin ich?“) und damit eine Position zu sich selbst und zur Welt erarbeiten.
Dieser Sachverhalt kann mit dem Begriff der Identitätsarbeit übersetzt werden und beinhaltet, dass der Jugendliche Ziele und Vorstellungen über die mögliche Gestaltung seiner selbst und der Welt entwickeln muss, »um auf dieser Basis zur Selbstregulation der eigenen Entwicklung fähig zu werden.«[59]
Durch die noch bestehende elterliche Unterstützung und das damit eher geringe Verantwortungsgefühl des Jugendlichen für sich selbst, ist es diesem möglich, sich selbst in unterschiedlichen Situationen seines Lebens auszuprobieren und Vorbilder und Ideale kennen zu lernen. Er erfährt in dieser Lebensphase, dass Menschen vielseitige Verhaltensweisen und Einstellungen in sich tragen können und lernt, die damit verbunden Widersprüchlichkeiten zu ertragen und als normal zu bewerten.
Marcia hat das Konzept der Identitätsentwicklung im Jugendalter nach Erikson durch empirische Daten mit Hilfe von klinischen Interviews und theoretischen Überlegungen weiter verfolgt.[60] Die Interviews wurden im Hinblick auf bestimmte Handlungsbereiche wie berufliche Laufbahn, politische, religiöse, moralische und sexuelle Werte geführt. Marcia versuchte so herauszufinden, auf welche Art und Weise sich die Identitätsarbeit in der Adoleszenz gestaltet und differenziert getreu dem Modell von Erikson[61] zwischen der aktiven Suche nach Leitbildern (exploration) und unterschiedlichen Verpflichtungsgefühlen gegenüber neuen Werten (commitment). Nach Marcia ergibt sich vor allem in der späten Adoleszenz eine Unterteilung in folgende vier Identitätszustände:[62]
- Erarbeitete Identität (Identity achievement)
- Übernommene Identität (Foreclosure)
- Kritische Identität (Moratorium)
- Diffuse Identität (Identity diffusion)
Wenn der Jugendliche eine erarbeitete Identität vorweist, hat er in einer Explorationsphase nach möglichen Werten innerhalb der eigenen Kultur gesucht und auch ausprobiert und fühlt sich nach dieser Erprobungsphase gewissen Werten verpflichtet. Die Identitätskrise ist weitestgehend überwunden und die aktuelle Situation des Jugendlichen zeichnet sich durch Standhaftigkeit, Zielstrebigkeit, Ruhe, Autonomie ohne narzisstische Selbstsucht und kritische Freundlichkeit aus.
Im Unterschied zur erarbeiteten Identität sind Jugendliche, die den zweiten Identitätstyp darstellen, zwar ebenso eine klare Verpflichtung gegenüber gewissen Werten eingegangen, jedoch ohne eine Phase der Exploration durchlaufen zu haben. Ihre Identitätsfindung ist demnach nicht nach einer persönlichen Entdeckungsreise geschehen, sondern vielmehr durch Identifikationen mit anderen entstanden. Identifikationsfiguren sind dabei häufig die eigenen Eltern. Jugendliche mit übernommener Identifikation sind daher i. d. R. unauffällig und fühlen sich im eigenen
Elternhaus wohl.
Bei den beiden weiteren Identitätstypen fühlt sich der Jugendliche zu keinen eindeutigen Werten verpflichtet. Konkret bedeutet dies für den Zustand der kritischen Identität, dass die betroffenen Jugendlichen sich noch auf der intensiven Suche nach einer Position in der Welt befinden, aber noch keine bindende Entscheidung getroffenen haben. Vielmehr befinden sie sich noch in einer Krisensituation, in der sie sich mit ihrer Zukunft auseinander setzten und Entscheidungen diesbezüglich erst allmählich anstreben.
Der Zustand der diffusen Identität besagt, dass der Adoleszent sich in keiner Weise aktiv um die Entscheidung für oder gegen eine Weltvorstellung bemüht, daher sind Jugendliche mit diffuser Identität eher desorientiert und wollen bzw. können keine Entscheidung treffen.
Die Studien von Marcia stellen zwar die formalen Merkmale (Exploration und Commitment) der Bearbeitung der Entwicklungsaufgaben dar, leisten aber einen eher geringen Anteil bei der Betrachtung des eigentlichen Themas der Identitätsarbeit.
Dies wurde auch von Blasi erkannt, der aus seiner Kritik an Marcia seine eigenen Untersuchungen zum Identitätsgefühl ableitete. Sein Hauptkritikpunkt ist die Vernachlässigung der Beantwortung der grundlegenden Identitätsfrage: „Wer bin ich?“. »Identität im Sinne von Erikson bezieht sich bei ihm auf die spezifische Art und Weise, wie man sich selbst als Subjekt erfährt.«[63] Als eine kohärente Einheit, als ein Gefühl des Bei-sich-selber-Sein.
[...]
[1] Der Lyriker, Dramatiker und Kinderbuchautor Peter Härtling, zit. in Aigner 2002, o. S..
[2] Statistisches Bundesamt 2006, S. 26.
[3] Statistisches Bundesamt 2005, o. S..
[4] Statistisches Bundesamt 2006a, S. 29.
[5] Statistisches Bundesamt 2006, o. S..
[6] Mit „unvollständiger Familie“ wird keine Abwertung von Alleinerziehenden oder insbesondere von Scheidungsfamilien vorgenommen. Lediglich die Tatsache, dass das Kind in einer Einelternfamilie bzw. in einer Scheidungsfamilie aufwächst, soll deutlich werden.
[7] Vgl. z. B. BODE/WOLF 1995, S. 10.
[8] Hetherington/ANDERSON/STANLEY HAGAN 1991, zit. in SCHWARZ 1999, S. 53.
[9] Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2006. Gleiches gilt für neuere Veröffentlichungen wie z. B. ERHARD/JANIG 2003 oder SCHWARZ 1999.
[10] Vgl. FIGOR, 1991, S. 27.
[11] Vgl. Burkart/Trachsel 2001, S. 15.
[12] Walter 2002, S. 6.
[13] Vgl. WALBINER 2006a, S. 5f..
[14] Vgl. Matzner 2004, S. 138.
[15] WALBINER 2006a, S. 7 und Hausen 2001, S. 29.
[16] Vgl. Burgees 1998, S. 30.
[17] Vgl. WALBINER 2006a, S. 8.
[18] Vgl. FTHENAKIS et al. 1999, S. 21f..
[19] Vgl. Fthenakis et al. 1999, S. 22.
[20] Vgl. Rosen/d’Andrade 1959, zit. in Drinck 1999, S. 23.
[21] Vgl. Hausen 2001, S. 35.
[22] Die ursprünglichen Erkenntnisse der Bindungstheorie besagen, dass Kinder während ihrer ersten Lebensjahre nur zu einer Person eine enge Bindung aufbauen können und die Mutter von Natur aus dazu bestimmt ist, diese primäre Bezugsperson darzustellen. Dem Vater wird dagegen für die emotionale Entwicklung des Säuglings und des Kleinkindes keine Bedeutung zugemessen (vgl. Bowlby 1969, zit. in PEITZ 2006, S. 30).
[23] Vgl. Fthenakis et al. 1999, S. 23f..
[24] Dazu verhalfen auch neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die belegten, dass Kinder zu mehreren Personen, so auch zu Vätern eine enge Bindung aufbauen können. Entscheidend hierfür ist ein einfühlsamer Umgang mit dem Kind. Und sowohl Väter als auch Mütter verfügen über die biologischen Voraussetzungen für einen derartigen Umgang mit ihren Kindern
(vgl. Nickel 2002, S. 578).
[25] Vgl. WALBINER 2006a, S. 11.
[26] Vgl. Fthenakis/Minsel 2002, S. 34 und WALBINER 2006b, S. 32f..
[27] Vgl. z. B. Künzler 1994, S. 208ff. und Bacher/Wilk 1992, S. 216ff.
[28] Vgl. WALBINER 2006a, S. 10.
[29] Matzner 2004, S. 133.
[30] Vgl. Fthenakis et al. 1999, S. 32.
[31] Das erst kürzlich von Eva Hermann erschiene Buch: „Das Eva-Prinzip“ hat eine kontroverse Diskussion über die Rollenzuschreibung der Geschlechter in Deutschland ausgelöst. Die Thesen beziehen sich unter anderem auf die Forderung nach den traditionellen Geschlechterrollen – demnach die Frau als Mutter und der Mann als der starke und beschützende Teil der Familie.
[32] Zulehner und Volz kamen aufgrund einer im Jahr 1998 in Deutschland an 1.200 Männer durchgeführten Befragung, die sich auf das Selbstbild , die Vorstellungen vom Geschlechterverhältnis und die gewünschten Rollenverteilung zwischen Mann und Frau bezog, zu einer Differenzierung von „Männertypen“. Dabei war sowohl der traditionelle als auch der neue Mann mit jeweils 19 Prozent vertreten (vgl. Zulehner/Volz 1999, S. 35f. und o. V. in 2006, o. S.).
[33] Vgl. Walper/Schwarz 2002, S. 9.
[34] Vgl. Petri 1999, S. 53f..
[35] Vgl. Petri 1999, S. 48.
[36] Vgl. Petri 1999, S. 54f..
[37] Vgl. BODE/WOLF 1995, S. 10.
[38] Vgl. Sass 1997, S. 126.
[39] Vgl. Nave-Herz/Schmidt 1996, S. 166.
[40] GROSSENBACHER-BOSS 1993, S. 162.
[41] Vgl. Petri 1999, S. 80.
[42] Vgl. Petri 1999, S. 70.
[43] Vgl. Petri 1999, S. 80.
[44] Der Psychoanalytiker Lacan stellt die These auf, dass Bedeutung und Wirkung des Vaters weder an die Dauer noch an die Art und Weise seiner körperlichen Anwesenheit gebunden sind. Sein Konstrukt des "nom du père" spricht dem Vater lediglich die Funktion eines Autoritätsvermittlers zu, die auch von der Mutter oder einem Dritten, also einem „symbolischen Vater“ übernommen werden kann (vgl. Evans 2002, S. 197 und S. 326). Die moderne Entwicklungspsychologie kritisiert allerdings die Reduzierung des Vaters auf die Funktion eines Repräsentanten und Garanten des Gesetzes als zu eng gefasst.
[45] Kohnstamm 1999, S. 106.
[46] ERIKSON 1995, S. 264f..
[47] Vgl. Oerter/Dreher 2002, S. 259.
[48] Es ist anzumerken, dass die Entwicklungsprozesse der Adoleszenz individuell variieren können. So hängt der Beginn beispielsweise von genetischen Bedingungen oder von bestimmten Umweltfaktoren ab (vgl. Kohnstamm 1999, S.17).
[49] Vgl. Baacke 2003, S. 41.
[50] Steinberg 1989, S. 5.
[51] Im Einklang mit der entwicklungspsychologischen Literatur, in der die Jugend nicht als ein klar definierter Altersabschnitt gilt. So ist beispielsweise Hurrelmann der Auffassung, dass »eine altersmäßige Festlegung der Jugendphase nicht möglich und nicht sinnvoll« sei (Hurrelmann 1994, S. 18).
[52] Oerter/Dreher 2002, S. 259.
[53] Vgl. BAUERS 1993, S. 51.
[54] Vgl. Petri 1999, S. 39.
[55] Vgl. Milhoffer 2000, S. 13ff..
[56] Vgl. Oerter/Dreher 2002, S. 269ff..
[57] Die Identitätsentwicklung setzt nicht erst im Jugendalter ein, sondern das Kind beginnt bereits im Alter von zwei bis drei Jahren durch die Loslösung aus der Symbiose mit der Mutter seine Individuation herauszubilden. Es entwickelt daher ab diesem Zeitpunkt langsam seine Ich-Identität (vgl. Petri 1997, S. 93).
[58] Vgl. Erikson 1970, S. 18.
[59] Fend 2001, S. 403.
[60] Vgl. MARCIA 1966, S. 553ff.
[61] Nach Erikson muss das suchende Individuum in der Adoleszenz eine Rollen- und Identitätsdiffusion erleben, um später selbstbestimmte Entscheidungen bezüglich der eigenen Identitätsbildung treffen zu können (vgl. Erikson 1998, S. 95f.).
[62] Marcia 1966, S. 557.
[63] FLAMMER/ALSAKER 2002, S. 164.
- Arbeit zitieren
- Vanessa Klask (Autor:in), 2006, Auswirkungen der „Vaterabwesenheit“ infolge von Scheidung auf die betroffenen Kinder , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72451
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