Erstes Ziel dieser Arbeit ist es, das Thema der urbanen Landwirtschaft, welches in der Literatur vor allem unter ökonomischen sowie transformationsökonomischen Gesichtspunkten dargestellt wird, in weitestgehender Weise sozioökonomisch zu ordnen und dementsprechend zu charakterisieren.
Ein Hauptproblem aus Sicht der Akteure urbanen Landbaus ist, dass die meisten administrativen Ebenen urbane Landwirtschaft eher ignorieren bis unterdrücken. Daher ist es das weitere Anliegen dieser Arbeit die Perspektive der Anbauer auszuleuchten.
Zuerst deren Motivation für das Betreiben urbanen Landbaus herauszustellen und aus dieser Sicht die sozioökonomische Bedeutung abzuleiten. Aus dem Konfliktbereich von städtebaulichen sowie städteplanerischen Ansprüchen an urbanen Raum und der landwirtschaftlichen Nutzung der Stadt ergeben sich Spannungsfelder, welche sich auf Form, Umfang und Ausprägung von urbaner Landwirtschaft auswirken. Der informelle Charakter der städtischen Bewirtschaftung beeinflusst diese also in unterschiedlicher Weise und ist zudem durch fortschreitende Urbanisierung und sich ausweitende städtische Verarmung stärker werdenden strukturellen Zwängen ausgesetzt. Der Wandel urbaner Landwirtschaft in den Tropen und Subtropen von einer halblegalen und höchstens geduldeten Aktivität in Richtung eines voll integrierten Teils der staatlichen Agrarordnung wird auf administrativer Ebene initiiert sowie durch internationale Zusammenarbeit unterstützt, was anhand von Beispielen dargestellt werden wird. Ebenfalls sind Problembereiche der urbanen Landwirtschaft und deren Chancen für die Menschen in der Stadt Themen, welche diese Arbeit aufgreift.
Gliederung
1. Inhalt
2. Begriffserklärungen
2.1 Urbanisierung und Städteentwicklung
2.2 urbane Landwirtschaft - Definition
2.3 urbane Landwirtschaft - Umfang und Ausmaß
3. Formen und Ausprägungen
3.1 urbaner Pflanzenbau
3.2 urbane Tierhaltung
4. Akteure urbaner Landwirtschaft - Struktur und Funktion
5. Rahmenbedingungen - Stadt und Staat
5.1 rechtliche Situation
5.2 städtebauliche Strukturen
6. Probleme und Chancen
7. Wandel und Aussicht
8. Fazit
Abbildungsverzeichnis
1. - Prognose Entwicklung Weltbevölkerung und Anteil urbaner Bevölkerung...S.3
2. - Betriebssysteme urbaner Landwirtschaft, „Microfarming-system“S.6
3. - Bedürfnispyramide nach Maslow S.11
4. - Einteilung einer Stadt in unterschiedliche Betriebszonen…...S.16
5. - Einwege-Nährstofffluss in die StadtS.18
Tabellenverzeichnis
1. - Vergleich der Schlüsselcharakteristika zwischen ruraler und urbaner Landwirtschaft...S.4
2. - Weltweite Beschäftigung in der urbanen LandwirtschaftS.5
3. - Anteil des Gemüsekonsums in asiatischen Städten aus urbaner Produktion...S.6
4. - Hauptquellen für Gemüse urbaner Haushalte...…...S.7
5. - Häufigste Hausgartenprodukte in den Armenvierteln Lukasas...…S.8
6. - Kulturpflanzen des Regenfeldbaus in Lukasa 1992/1993…...S.8
7. - Nutzen und Gefahren urbaner Tierhaltung…..S.9
8. - Landwirtschaftliche Beschäftigung im Zeitverlauf nach Eintreffen in der Stadt…S.11
9. - Gründe für urbanen Landbau aus Haushaltssicht…S.13
10.- Funktionen der städtischen Tierhaltung für die ärmeren Bevölkerungsschichten.S.14
1. Inhalt
Erstes Ziel dieser Arbeit ist es, das Thema der urbanen Landwirtschaft, welches in der Literatur vor allem unter ökonomischen sowie transformationsökonomischen Gesichtspunkten dargestellt wird, in weitestgehender Weise sozioökonomisch zu ordnen und dementsprechend zu charakterisieren.
Ein Hauptproblem aus Sicht der Akteure urbanen Landbaus ist, dass die meisten administrativen Ebenen urbane Landwirtschaft eher ignorieren bis unterdrücken. Daher ist es das weitere Anliegen dieser Arbeit die Perspektive der Anbauer auszuleuchten. Zuerst deren Motivation für das Betreiben urbanen Landbaus herauszustellen und aus dieser Sicht die sozioökonomische Bedeutung abzuleiten. Aus dem Konfliktbereich von städtebaulichen sowie städteplanerischen Ansprüchen an urbanen Raum und der landwirtschaftlichen Nutzung der Stadt ergeben sich Spannungsfelder, welche sich auf Form, Umfang und Ausprägung von urbaner Landwirtschaft auswirken. Der informelle Charakter der städtischen Bewirtschaftung beeinflusst diese also in unterschiedlicher Weise und ist zudem durch fortschreitende Urbanisierung und sich ausweitende städtische Verarmung stärker werdenden strukturellen Zwängen ausgesetzt. Der Wandel urbaner Landwirtschaft in den Tropen und Subtropen von einer halblegalen und höchstens geduldeten Aktivität in Richtung eines voll integrierten Teils der staatlichen Agrarordnung wird auf administrativer Ebene initiiert sowie durch internationale Zusammenarbeit unterstützt, was anhand von Beispielen dargestellt werden wird. Ebenfalls sind Problembereiche der urbanen Landwirtschaft und deren Chancen für die Menschen in der Stadt Themen, welche diese Arbeit aufgreift.
2. Begriffserklärung und Grundstrukturen
2.1 Urbanisierung und Stadtentwicklung
Vorab soll nun der Begriff der Urbanisierung erklärt werden. Wenn von urbaner Landwirtschaft die Rede ist muss eine Definition der Städteentwicklung dargelegt sein. Im elementaren Sinne bezieht sich der Begriff Urbanisierung auf den Anteil der Bevölkerung, der in als urban bezeichneten Regionen lebt. (STREN R.E.1992). Z.B. wird nach amerikanischer und kanadischer Festlegung nicht die Fläche der Stadt sondern nur die Bevölkerungszahl zur Definition herangezogen. Eine Siedlung mit mindestens 1000 oder 5000 Menschen kann in diesem Fall schon urban genannt werden. Folgt man dieser Definition, so ist der Urbanisierungsgrad eines Landes desto höher, je mehr Menschen in Städten leben. Ein Problem dieser Einteilung beim Versuch einen Vergleich der Länder zu machen liegt darin, dass unbedingt darauf zu achten ist, ob bei einer Erhebung die Vororte mit hinzugezählt werden oder nicht. So wirft diese starre Form der Definition Probleme bezüglich der Vergleichbarkeit auf. Dieses eindimensionale Begreifen von Stadt im Sinne von Ballung der Bevölkerung als alleiniges Kriterium wird der komplexen Wirklichkeit des urbanen Raumes als dynamische Verflechtung der verschiedenen Aspekte einer Gesellschaft nicht gerecht. Eine dynamischere Form eines Erklärungsversuchs ist, die Stadtentwicklung als einen gesamtgesellschaftlichen Prozess zu begreifen: „Die Urbanisierung als eine Synthese aus geplanter Städteplanung und ungeplantem Wachstum. Dieser Prozess beinhaltet ökonomische, soziale sowie territoriale Transformationen. In diesem Sinne muss die Stadt als ein komplexes, interaktives System verstanden werden“ (STREN R.E.1992). Eine ganzheitliche Betrachtung lässt für die Vorstellung Raum, dass Stadt nicht alleiniges Territorium des sekundären, tertiären Sektors und der Wohnraumnutzung ist, sondern auch im sozioökonomischen Sinne eine Grundlage für eine angepasste Nutzung durch den primären Sektor liefern kann. Diese zweite Form Stadt zu begreifen, ist auch die Basis für das Selbstverständnis der Betreiber urbaner Landwirtschaft, wohingegen die Antagonisten des Betriebssystems, die Stadt in der statischen Form erkennen. Aus diesem Sachverhalt leitet sich auch deren Haltung der Ablehnung urbaner Landwirtschaft als Form eines vermeintlich ruralen Resthabitus ab. Auf dieses soziale Spannungsverhältnis bezüglich des Wertes der urbanen Landwirtschaft für die Betroffenen wird später im Text abermals eingegangen. Festzuhalten an dieser Stelle sei ebenfalls dass, Stadt keine fixe Größe, sondern vielmehr ein Prozess auf Grundlage sozialen Konsenses ist, welcher Entwicklungen offen lässt, die sich auch in einer Anpassung der Sektoren aneinander in einem Fortschritt im Sinne eines positiven Wandels ausdrücken könnten.
Wichtig für die Betrachtung des im Folgenden zu vertiefenden Themas der urbanen Landwirtschaft ist, zu verstehen, dass die in diesem Zusammenhang relevanten Siedlungen große urbane Ballungszentren mit einer Mindestbevölkerungszahl von 200.000 Menschen sind. Hier finden sich unterschiedliche städtebauliche Strukturen, auf die verschiedene Formen der agrikulturellen Bewirtschaftung fußen und eine differenzierte Betrachtung ermöglichen.
Wie aus Abbildung 1 hervorgeht werden in Jahr 2025 über zwei drittel der Weltbevölkerung in urbanen Systemen aufzufinden sein. Die Tastsache dass in Afrika um 1930 nur etwa 4% der Bevölkerung in Städten lebten, wobei es nach Schätzungen um 2020 bei 64% sein dürften, macht die explosionsartige Entwicklung der Verstädterung deutlich (SMIT 1999). Mit diesem Bevölkerungswachstum einhergehend nimmt der Anteil der armen Bevölkerung in Städten, welcher sich in den vergangenen zwölf Jahren verdoppelte, immer mehr zu. Der wachsende Anteil der armen Bevölkerung begründet sich im Export der klassisch Ländlichen Unterernährung von der dörflichen Umgebung in die Stadt, sowie der fortschreitenden Verarmung der Städter selber. Diese Verarmung wird vor allem auch von den Auswirkungen der Strukturanpassungsprogramme der Weltbank verursacht (UNDP 1996).
Abb.1 : Prognose Entwicklung Anteil der urbanen Bevölkerung an Gesamtbevölkerung bis 2025
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Quelle: Dionys Forster „Vom Abfall zu Nahrungsmitteln“ Sandec - EAWAG April 2003
2.2. Urbane Landwirtschaft - Definition
Da aufgrund der großen Vielfalt der Ausprägungsformen keine allgemeingültige Definition existiert, soll nun ein Versuch gemacht werden die Kernpunkte urbaner Landwirtschaft herauszustellen. Wenn von urbaner Landwirtschaft die Rede ist, dann wird hier auf ein weites Feld gedeutet. Der Begriff urbane Landwirtschaft umfasst viele Komponenten der meist eher einkommensunterstützenden Bewirtschaftung in städtischen Ballungszentren. Es können aber vorab in einige Haupttypen unterschieden werden. In reine Subsistenzproduktion, Verarbeitung auf Haushaltsebene, semi-kommerzielle Systeme, bei dem die Überschüsse verkauft werden und kommerzielle, die eher im peri-urbanen Raum angesiedelt sind . Unter dem Sammelbegriff der urbanen Landwirtschaft sind nicht nur die Ziergärten der entwickelten Länder, sondern auch vor allem in den Entwicklungsländern die Aufzucht von Vieh, Wassermanagement und die Verwertung von organischen Abfall zu finden. Der Versuch einer Definition wird auf Basis eines modifizierten Auszugs der Erklärungsmodelle von MOUGEOT, STREIFFLER und AGUILA12gemacht : „Urbanes Landwirtschaften ist intra-urban oder peri- urban in Städten und Siedlungen zu finden, oft auf Böden, der nicht für landwirtschaftliche Nutzung ausgewiesen ist, auf Brachen, Zwischenräumen, öffentlichem Land, in Hausgärten oder auf Hausdächern. Zum Großteil werden dazu menschliche und materielle Ressourcen aus der näheren Umgebung verwendet. Häufig handelt es sich dabei um geringe Produktionsmengen, die von den Produzenten selbst konsumiert, verkauft oder verschenkt werden“ (ARNDT, HAIDLE 2004). Eine andere Art den Begriff urbaner Landwirtschaft zu definieren, ist der direkte Vergleich mit der ruralen Form von Bewirtschaftung. In Tabelle 1 sei darum eine Auflistung der Schlüsselmerkmale dieser beiden Formen der Landwirtschaft zur Veranschaulichung gegenübergestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Vergleich der Schlüsselcharakteristika zwischen ruraler und urbaner Landwirtschaft
Quelle : CAMPILAN, DRECHSEL, and JÖCKER (2001), Methods for monitoring and evaluation and their adaptation to urban agriculture
Des Weiteren könnte ein Versuch gemacht werden die urbane Landwirtschaft in ein Betriebssystem einzuordnen. Diese Einteilung in eine Betriebssystematik wurde von DOPPLER (DOPPLER 1991) vorgenommen. Charakteristika als Kriterien die aus dieser Systematik folgten wären z.B. der Grad der Marktorientierung, Flächenknappheit, Ressource Arbeit und Kapital, Produktionssystem, Klima, Arbeitsverfassung, Einkommensquellen oder auch Familiengröße. Die grundlegenden Daten um diese Einteilung umzusetzen sind jedoch aufgrund der mangelhaften Vergleichbarkeit, verursacht durch die Schwierigkeit überhaupt Daten aus dem informellen Sektor zu bekommen, kaum verfügbar und können in diesem Rahmen nicht detailliert geliefert werden. Zu sagen ist jedoch, dass es sich bei dem Grad der Marktorientierung tendenziell eher um Subsistenzwirtschaft, bei Flächengebrauch um ein niedriges Niveau sowie einen eher sekundären Einsatz der Ressourcen Arbeit und Kapital handelt. Die Arbeit wird eher in der Freizeit bewältigt oder auch in hohem Maße von Familienmitgliedern, welche nicht im formellen Sektor beschäftigt sind. Die Kapitalressource steht aufgrund der engen Verflechtung von Familienhaushalt und Betrieb immer im direkten Spannungsverhältnis der Ansprüche des Landbaus und des Haushalts.
2.3 Umfang und Ausmaß urbaner Landwirtschaft
Dieser Abschnitt soll einen kurzen Überblick über den quantifizierbaren Umfang urbaner Landwirtschaft im globalen Kontext bieten. In Tabelle 2 ist eine weltweite Schätzung der UNDP3/TUAN4bezüglich der Beschäftigung auf Grundlage der Daten von 1993 (SMIT 2004) einzusehen. Auch wenn es aufgrund der unterschiedlichen Herangehensweisen der Datenerhebungen in den einzelnen Ländern, sowie der allgemeinen Problematik Daten aus dem informellen Sektor zu schätzen, schwierig ist verlässliche Aussagen zu treffen, so ist doch selbst bei Halbierung der Schätzungen ein enormes Ausmaß in Beschäftigung und Versorgung durch urbane Landwirtschaft zu verzeichnen. Der Umfang der produzierten, landwirtschaftlichen Güter versorgt 700 Mill. Menschen, was 12% der Weltbevölkerung entspricht und macht deutlich, wie existentiell das städtische Gärtnern ist (NUGENT 1997 nach EGZIABHABER 1994).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2:Weltweit Beschäftigte in der urbanen Landwirtschaft
Quelle: Schätzung der UNDP/TUAN auf Grundlage der Daten von 1993 (SMIT 2004)
In Tabelle in 3 ist der Gemüsekonsum aus urbanem Anbau von verschiedenen Städten in
Asien dokumentiert. Hier ist zu ersehen, dass städtischer Produktionsformen keine Randerscheinung, sondern vielmehr einen wichtigen Bestandteil der ernährungswirtschaftlichen Versorgung der Ballungszentren darstellen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 3: Anteil des Gemüsekonsums der Bevölkerung aus asiatischen Städten aus städtischer, landwirtschaftlicher Produktion in %
Quelle: Nugent 1997 nach Egziabher 1994
3. Formen und Ausprägungen
3.1 Urbaner Pflanzenbau
Durch die Literatur hinweg sind zwei Haupttypen städtischer Bewirtschaftung des Pflanzenbaus immer wieder zu identifizieren. Es existiert darüber hinaus auch das Phänomen des peri-urbanen Anbaus, welches aber in dieser Arbeit nicht eingehend berücksichtigt wird, da es ein eigenes komplexes Thema darstellt. Dabei handelt es sich um die beiden Hauptmethoden von Kleingartenbau und Regenfeldbau. Diese Arten des Anbaus werden unterschiedlich noch weiter differenziert, z.B. nach Verwendungszweck der Produktion, wie DRESCHER es in seiner Studie in Lukassa, der Hauptstadt von Zambia, vorlegte. Laut DRESCHER (DRESCHER 1998) sind in Lukasa vier unterschiedliche Anbautypen vertreten: Regenzeitlicher Ackerbau für Grundnahrungsmittel (hauptsächlich Mais), privater Anbau in Kleingärten für den Eigenbedarf, Anbau in Kleingärten mit teilweiser Vermarktung und ausschließlich kommerzieller Gemüseanbau. DRESCHER stellt die Komponenten kleinbäuerlicher städtischer Betriebssysteme als „Microfarming-system“ dar. Der pflanzenbauliche Teil dieser Systematik ist in Abbildung 2 dargestellt.
Abbildung 2: Betriebsystem urbaner Landwirtschaft, Microfarming-system
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Drescher 1998: Hausgärten in afrikanischen Räumen
Cash-crops und Grundnahrungsmittel sind also vor allem im Regenfeldbau dominierend während im Hausgartenbau auch Obst, Gemüse und zum Teil sogar Heilkräuter angebaut werden.
Der Regenfeldbau wird in erster Linie von den ärmeren Bevölkerungsteilen ausgeführt, da sie nicht über einen ganzjährigen Wasserzugang verfügen und kein Land besitzen (SANYAL 1985). Das hiermit aber nicht die ärmste Schicht der Stadt, wie z.B. kürzlich eingetroffene Migranten gemeint sind, wird später im Text anhand der Mitgliederstrukturen und deren Entscheidungsverhalten aufgezeigt werden. Das entscheidende Merkmal des Regenfeldbaus ist, dass es nur auf Grundlage natürlichen Regenfalls, d.h. ohne künstliche Bewässerung stattfindet (ANDREAE 1983). Die Flächen auf denen der Regenfeldbau oder auch „semi-vacant landuse“ (VAN DE BERG 1982) betrieben wird, sind meist besitzrechtlich ungeklärte Brachlandflächen. Nach SANYAL sind die Haushalte mit dem niedrigsten Pro-Kopf- Einkommen diejenigen, die keinen Hausgarten besitzen und dies mit Regenfeldbau kompensieren müssen.
Die Hauptquellen von Gemüse dreier südafrikanischer Städte sind aus Tabelle 4 zu
entnehmen. Hier wird deutlich, dass immerhin 50% aller Haushalte über einen eigenen Hausgarten verfügen. Hausgärten sind vor allem in der Nähe permanenten Wasserzugangs gelegen und lassen sich eher im Zentrum der Stadt finden. Die durchschnittliche Größe eines Hausgartens beträgt 124m² (Median), wobei viele kleine Gärten mit einer Größe von weniger als 20m² anzutreffen sind (DRESCHER 1998). Eine Definition des Hausgartens, welche vor allem die sozioökonomischen Aspekte berücksichtigt und somit flexibel ist und sich auf viele Systeme anwenden lässt, ist die von MICHON und MARY (MICHON&MARY 1990): "Home Gardening and related practices in tropical societies are known as small scale, low income management systems devoted to subsistence production; commercial aspects are not often dominant in garden management strategies". Der Hausgartenbau unterscheidet sich vor allem in Bewässerungsmethode und Anbauvielfalt vom Regenfeldbau (siehe Tabelle 5 u. 6)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 4: Hauptquellen von Gemüse für urbane Hausshalte Quelle: Ogle et al. 1990
1(Homepage Aguila übersetzt durch I.Haidle)
2Red Latinoamericana de Investigaciones en Agricultura Urbana
3United Nations Development Programme
4The Urban Agriculture Network
- Citar trabajo
- Sebastian Rasch (Autor), 2007, Betriebssystem der urbanen Landwirtschaft in den Tropen und Subtropen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72220
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