Die erste Frage, die man sich stellt, wenn man hört, dass Vanilla Sky ein Remake von Abre los Ojos ist, ist sicherlich die nach dem warum. Warum kommt ein Regisseur auf die Idee, einen Film nach nur vier Jahren neu zu verfilmen? Und kurz darauf – hat es sich gelohnt? Gibt es bedeutende Unterschiede? Was wurde verändert? Und wieder: Warum? Warum hat er etwas verändert?
Die vorliegende Hausarbeit soll sich nun mit diesen Fragen beschäftigen, herausbekommen, warum Remakes produziert werden und dann einen detaillierten Vergleich der beiden Filme aufstellen. Denn beide Filme sind „movie[s] to be watched closely“ und das ist es, was in der Hausarbeit geschehen soll. Ich möchte herausfinden, inwieweit die einzelnen Charaktere verändert wurden, ob die Themen und Isotopien die gleichen sind und wie die Filme auf die Auflösung vorbereiten. Außerdem gilt es zu untersuchen, inwieweit das Publikum, für das die Filme produziert wurden, eine Rolle bei der Entstehung der Filme spielt. Schließlich kann man vom amerikanischen Zuschauer z.B. nicht erwarten, dass er die Klassiker der spanischen Literaturgeschichte kennt, die Anspielung auf Calderón de la Barcas La vida es sueño würde also nicht verstanden werden.
Vieles kann man sich sicherlich schon denken, wenn man hört, wo die Neuverfilmung produziert wurde. Denn schon allein das Wort ´Hollywood` hat für viele Menschen die Konnotation von Geldgier und Massenkino. Europäisches Kino hingegen gilt meist, wenn überhaupt, nur innerhalb des eigenen Landes für erfolgreich und hätte häufig einen größeren künstlerischen oder intellektuellen Anspruch. Ähnliches wird Remakes vorgeworfen; die volkstümliche Meinung ist, dass sie nur Abklatsche der Originale seien, sie werden in Filmrezessionen besonders kritisch bewertet und selten für ´gut` gefunden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Was ist ein „Remake“?
3. Die Filme
3.1. Die Regisseure
3.1.1 Alejandro Amenábar
3.1.2 Cameron Crowe
3.2 Die Handlung
3.2.1 Abre los Ojos
3.2.2 Vanilla Sky
4. Die Figuren
4.1 David Aames (Tom Cruise) – César (Eduardo Noriega)
4.2 Sofia (Penélope Cruz)
4.3 Brian Shelby (Jason Lee) - Pelayo (Fele Martínez)
4.4 Nuria (Nawja Nimri)- Julie (Cameron Diaz)
4.5 Psychologe Antonio (Chete Lera) – McCabe (Kurt Russel)
5. Isotopien
5.1 Freundschaft – Verrat
5.2 Schönheit – Hässlichkeit und die Vergänglichkeit der Liebe
5.3 Realität - Traum
6. Das Ende
6.1 Abre los Ojos – Andeutungen auf das Ende /die Auflösung
6.2 Vanilla Sky – Andeutungen auf das Ende / die Auflösung
6.3 ´Real Life`
7. Struktur
8. Filmmusik
9. Fazit
10. Literatur
11. Anhang
Sequenzprotokoll zu „Vanilla Sky“
Sequenzprotokoll Abre los Ojos
1. Einleitung
"It´s a story, a puzzle, a nightmare, a lucid dream, a psychedelic pop song, a movie to argue over and most of it all, a movie that extends an invitation wherever you want to meet it, it will meet you there.” (CROWE, 2001 Prelude to a dream)
Die erste Frage, die man sich stellt, wenn man hört, dass Vanilla Sky ein Remake von Abre los Ojos ist, ist sicherlich die nach dem warum. Warum kommt ein Regisseur auf die Idee, einen Film nach nur vier Jahren neu zu verfilmen? Und kurz darauf – hat es sich gelohnt? Gibt es bedeutende Unterschiede? Was wurde verändert? Und wieder: Warum ? Warum hat er etwas verändert?
Die vorliegende Hausarbeit soll sich nun mit diesen Fragen beschäftigen, herausbekommen, warum Remakes produziert werden und dann einen detaillierten Vergleich der beiden Filme aufstellen. Denn beide Filme sind „movie [s] to be watched closely“ (CROWE, 2001 Prelude to a dream) und das ist es, was in der Hausarbeit geschehen soll. Ich möchte herausfinden, inwieweit die einzelnen Charaktere verändert wurden, ob die Themen und Isotopien die gleichen sind und wie die Filme auf die Auflösung vorbereiten. Außerdem gilt es zu untersuchen, inwieweit das Publikum, für das die Filme produziert wurden, eine Rolle bei der Entstehung der Filme spielt. Schließlich kann man vom amerikanischen Zuschauer z.B. nicht erwarten, dass er die Klassiker der spanischen Literaturgeschichte kennt, die Anspielung auf Calderón de la Barcas La vida es sueño würde also nicht verstanden werden.
Vieles kann man sich sicherlich schon denken, wenn man hört, wo die Neuverfilmung produziert wurde. Denn schon allein das Wort ´Hollywood` hat für viele Menschen die Konnotation von Geldgier und Massenkino. Europäisches Kino hingegen gilt meist, wenn überhaupt, nur innerhalb des eigenen Landes für erfolgreich und hätte häufig einen größeren künstlerischen oder intellektuellen Anspruch. Ähnliches wird Remakes vorgeworfen; die volkstümliche Meinung ist, dass sie nur Abklatsche der Originale seien, sie werden in Filmrezessionen besonders kritisch bewertet und selten für ´gut` gefunden.
2. Was ist ein „Remake“?
Um überhaupt der Frage nachgehen zu können, ob Vanilla Sky ein gelungenes Remake ist, muss zuerst die Frage geklärt werden, was ein Remake ist und wie es charakterisiert wird. MONACO definiert den Begriff kurz und knapp als „die Neuverfilmung eines schon einmal verfilmten Stoffes“ (1980, 404). Da diese Definition jedoch zu allgemein ist und weder Angaben dazu gemacht werden, was genau unter ´Stoff` zu verstehen ist, noch wie groß die Parallelitäten zwischen den beiden Filmen sein müssen, bietet MANDERBACH eine genauer definierte Erklärung an:
„Remake: Die Neuverfilmung eines schon einmal verfilmten Stoffes. Als Remakes bezeichnet man nur solche Filme, die einen Vorläufer mehr oder weniger detailgetreu nachvollziehen – meist aktualisiert, bisweilen in andere Genres übertragen, gelegentlich auch in ganz andere Schauplätze und Zeiten versetzt.“ (1988, 13).
Zum Glück erfüllt der Film Vanilla Sky die Definition, so dass wir uns nicht erst mit der Frage auseinandersetzten müssen, ob er als Remake bezeichnet werden kann. Dass dies nicht immer so einfach ist, liegt daran, dass es auch Remake-ähnliche Filme existieren, die jedoch von der klassischen Neuverfilmung abzugrenzen sind. Unter diese Kategorie fallen Fortsetzungen, die häufig nicht nur die Hauptfiguren, sondern auch große Teile der Handlung übernehmen[1], Parodien auf bestimmte Filme und Filme, die in verschiedensprachigen Versionen gedreht wurden.[2]
Remakes existieren seit Beginn der Filmgeschichte und viele Produzenten, Drehbuchautoren, Regisseure und Schauspieler haben schon an einer Neuverfilmung mitgearbeitet. Trotzdem werden Remakes häufig besonders kritisch betrachtet und die Filmwissenschaft leugnete lange Zeit ihre Existenz[3].
Da von Seiten der Filmindustrie nur selten der Eindruck kaschiert wird, bei der Neuverfilmung eines Stoffes allein aus ökonomischen Interessen zu handeln, stoßen Remakes bei vielen, die Film als Kunst sehen und Kunst nicht immer gleich Kommerz setzen, auf Ablehnung. MANDERBACH behauptet außerdem, das Remakes „auffällige Zeichen für die kreative Krise der Filmbrache und deren Mangel an neuen Ideen und originellen Drehbüchern“ (1988, 59) sein. MAZDON schreibt hierzu in einem Plädoyer für Remakes:
„The cinematic remake has long been critically dismissed as little more than evidence of the commercial might and creativ poverty of Hollywood“
(MAZDON 2004, 1).
Doch es gibt neben ökonomischen noch einige andere Gründe ein Remake zu drehen; so können z.B. künstlerische Interessen eine Motivation sein, oder jedoch Schwierigkeiten bei der Übersetzung entstehen. Denn in den egozentrischen USA ist es schwierig ausländische Filme in untertitelter oder synchronisierter Form zu vermarkten. Deswegen werden ausländische Filme teilweise neu gedreht und „amerikanisiert“ veröffentlicht, um sie einem breiteren Publikum schmackhaft zu machen[4]. Genau dieses war auch bei Abre los Ojos und Vanilla Sky der Fall. Zusätzlich erregte jedoch das Remake so viel Aufsehen, dass auch das Original wieder (bzw. in Deutschland erstmalig) in die Kinos kam, was selbst die Kritiker der Remakes positiv bemerken mussten. Denn: Remakes haben neue Zuschauer - Menschen die nicht mit dem Original in Kontakt getreten sind, hätten, ohne dass sich jemand dazu entschlossen hätte eine Neuverfilmung zu machen, weder das Original noch das Remake gesehen (vgl. EBERWEIN, 18). Außerdem sind Verfechter der Remakes der Meinung, dass Kritiken an vielen Neuverfilmungen sich in Grenzen halten würden, wüssten die Kritiker nichts von der Existenz des noch kunstvoller gestalteten Originalfilms (vgl. MANDERBACH 1988, 60f). Es gibt jedoch nicht nur Kritik aufgrund der ökonomischen Interessen, Kritiker bezweifeln auch, dass das Niveau des Originalfilms erreichbar oder gar übertreffbar ist, da es schwer ist die kreative Stimmung, in der Originalfilme entstehen, zu rekonstruieren.
Es gibt viele verschiedene Arten von Remakes, von denen ich im Folgenden eine Auswahl beschreiben möchte, um einen Überblick über die Komplexität des Themas zu geben.
Schon früh wurden Stummfilme, als es die Technik erlaubte, als vertonte Filme neu verfilmt (z.B.: Ben Hur, Fred Niblo, 1926, William Wyler, 1959). Es gibt Filme, die vom gleichen Direktor in einem anderem Land neu verfilmt werden, obwohl die gleiche Sprache gesprochen wird (z.B.: The Man Who Knew Too Much, Alfred Hitchcock, 1934 England, 1954 USA), Filme, die vom gleichen Direktor in einem anderen Land, in einer anderen Sprache, neu verfilmt werden, (z.B.: And God Created Woman R.Vadim, 1957 Frankreich, 1987 USA), Filme, die in anderen Ländern von anderen Regisseuren neu verfilmt werden (z.B.: Vanilly Sky, Cameron Crowe, 2001), Filme, die als Fernsehfilm, oder sogar als mehrteiliger Fernsehfilm neu verfilmt werden (z.B.: Sweet Bird of Youth, Richard Brooks, 1962, Nicholas Roeg, 1989; The Flintstones, Brian Levant, 1994), oder auch Fernsehserien, die zu Kinofilmen werden (z.B.: Maverick, Richard Donner, 1994). Es gibt Filme, die mit einem neuen kulturellen Hintergrund neu verfilmt werden (z.B.: The Big Sleep, Howard Hawks, 1946, USA, Michael Winner, 1978, England) oder auch Remakes, in denen das Geschlecht des Hauptcharakters verändert wird (z.B.: His Gal Friday, Howard Hawks, 1941), oder aber auch die Herkunft und Hautfarbe des Hauptdarstellers (z.B.: Anna Lucasta; Irving Rapper, 1949, Arnold Laven, 1958). Außerdem existieren pornografische Remakes (z.B.: Ghostbusters, Ivan Reitman, 1984 und Ghostlusters, 1991), parodistische Neuverfilmungen (z.B.: Strangers on a Train, Alfred Hitchcock, 1951 und Throw Mamma from the Train, Danny DeVito, 1987) und Remakes, in denen Schwarz-Weiß-Filme in Farbe neu verfilmt wurden (z.B.: The Thing, Christian Nyby, 1951, John Carpenter, 1982) (vgl. EBERWEIN 1998, 28ff).
3. Die Filme
Amanábars zweiter Film Abre los Ojos kam 1997 in Spanien in die Kinos. Da die Produktion sowohl von der französische Produktionsfirma Les Films Alain Sarde und der italienischen Firma Lucky Red mitfinanziert wurde, dauert es nicht lange, bis er auch in diesen beiden romanischen Ländern uraufgeführt wird (1998). In den USA wurde er 1999 zum ersten Mal in den Kinos präsentiert. Die Deutschen mussten auf das Remake Vanilla Sky warten, da Abre los Ojos vorher weder im deutschen Kino noch im Fernsehen zu sehen war. Der Film wurde zwar auf viele Filmfestivals eingeladen, Amenábar konnte jedoch kaum Preise mit nach Hause bringen (vgl. SCHOLZ 2004, 128). Trotzdem galten er und sein sehr junges Team (Mateo Gil, Penélope Cruz, Eduardo, Fele Martínez Noriega und Nawja Nimri) als neue hoffnungsvolle Generation des spanischen Kinos.
Vanilla Sky spielte nach Schätzungen des iMDb mehr als 100 Mio. Dollar ein (vgl. www.imdb.com).
3.1. Die Regisseure
3.1.1 Alejandro Amenábar
Alejandro Amenábar wurde am 31. März 1972 als Sohn eines Chilenen und einer Spanierin in Santiago de Chile geboren. Nach dem Militärputsch Pinochets 1973 floh die Familie Amenabár nach Madrid, wo Amenábar den Rest seiner Kindheit und Jugend verbrachte. Er begann Informationswissenschaften an der Universidad Complutense in Madrid zu studieren, brach den Studiengang jedoch schnell wieder ab, um sich der seiner großen Leidenschaft des Filmemachens, und nicht der Theorie, zu widmen. Bald wurde klar, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte: bereits 1991 wurde der junge Regisseur für seinen Kurzfilm Himenópetro mit dem begehrten AICA-Kurzfilmpreis ausgezeichnet (vgl. www.imdb.com).
Bereits im Alter von 23 Jahren drehte er seinen ersten Kinofilm Thesis, für den er sieben Goyas bekam. Abre los Ojos kam 1997 in die spanischen Kinos und wurde auf unzählige internationale Filmfestspiele eingeladen. Amenábar wagt daraufhin den Wechsel nach Hollywood und produzierte 2001 The Others, der mit 6.242.330 Kinobesuchern (vgl. SCHOLZ 2004, A-110) sicherlich einen großen Erfolg darstellte und ihn in der Kinowelt bekannt machte. Sein neuester Film Mar Adentro erschien 2004 und wurde von vielen Kritikern gefeiert. In allen seinen Filmen schreibt er das Drehbuch und die Musik selber.
3.1.2 Cameron Crowe
Der amerikanische Drehbuchautor, Regisseur und Schauspieler Crowe wurde 1957 in Kalifornien geboren. Bereits im Alter von 15 Jahren schrieb er Artikel für Musikzeitschriften und wurde später Redakteur beim Rolling Stone. In dem Film Almost Famous thematisiert er seine Jugendzeit. 1982 schrieb er sein erstes Drehbuch für Fast Times at Ridgemont High, wo er bei den Dreharbeiten seine Frau kennen lernen sollte. Andere wichtige Filme waren: Singles (1992), Jerry Maguire (1996), Almost Famous (2000), Vanilla Sky (2001) und Elizabethtown (2005). Seine Filme wurden mit zahlreichen Nominierungen und Auszeichnungen bedacht und für das Drehbuch von Almost Famous bekam er einen Oskar (vgl. www.cameroncrowe.com/about/crowe_about.html).
3.2 Die Handlung
3.2.1 Abre los Ojos
Der reiche Frauenheld, César (Eduardo Noriega) wird von einer Frauenstimme, die beharrlich den Satz wiederholt: „!Abre los ojos!" geweckt; er rasiert sich, schaut in den Spiegel, zieht sich an und verlässt das Haus. Dann steigt er in sein Auto und fährt durch ein menschenleeres Madrid. Ein zweites Mal hört man den Wecker: „!Abre los ojos!“. Der Protagonist hat nur geträumt. Es wiederholt sich das Morgenritual, nur dass dieses Mal eine Frau (Nuria) in Césars Bett liegt. Wieder steigt er in sein Auto und fährt durch Madrid, welches jetzt jedoch durch auffällig quirliges Leben gekennzeichnet ist.
Auf der Party seines 25. Geburtstages lernt er Sofia (Penelopé Cruz) kennen, die Begleitung seines besten Freundes Pelayo (Fele Martínez) ist. Charmant spannt er Pelayo Sofia aus, der sich frustriert betrinkt. Der von Sofia sehr angetane César begleitet Sofia nach Hause und verbringt die Nacht bei ihr (ohne jedoch mit ihr zu schlafen). Als er am nächsten aus Sofias Wohnung tritt, wartet dort Nuria, die ihn überredet in ihr Auto zu steigen. Verzweifelt, weil sie merkt, dass César kein Interesse an ihr hat, beschleunigt sie stark und lenkt das Auto absichtlich gegen eine Mauer. Die nächste Einstellung zeigt den unverletzten César, der sich mit Sofia trifft und ihr den Unfall als Traum schildert. Er erzählt auch, dass der Unfall eine Entstellung seines Gesichts verursacht hat. Diese Sequenz stellt sich kurze Zeit später selbst als Traum heraus und das vom Unfall entstellte Gesichts Césars ist im Spiegel zu sehen.
Bereits in diesem ersten Teil des Films, wird die eigentliche Erzählsituation, in der der des Mordes angeklagte Protagonist in einer Gefängniszelle das Geschehene einem Psychologen Antonio berichtet, durch Voice-Overs und Zwischensequenzen eingestreut.
César versucht mit Sofia Kontakt aufzunehmen, indem er sie bei ihrer Arbeit als Pantomimekünstlerin im Park besucht. Auch wenn sie ihn anfangs ignoriert, willigt sie ein, sich abends in einer Disko zu treffen, erscheint jedoch mit Pelayo, den César offensichtlich schon länger nicht mehr gesehen hat. Zutiefst deprimiert betrinkt David sich und schläft auf dem Bürgersteig ein.
Wie schon zu Beginn des Filmes wacht er von einer weiblichen Stimme auf, die ihn auffordert die Augen zu öffnen. Es ist Sofia, die im ihre Liebe gesteht. Am gleichen Tag noch erfährt er davon, dass die Ärzte eine Wunderlösung gefunden haben sein Gesicht wiederherzustellen. Doch das Glück ist nur von kurzer Dauer, da sich Césars Wahrnehmung zunehmend verwirrt. Immer wieder sieht er im Spiegel sein entstelltes Gesicht und eines Abends liegt auf einmal Nuria anstelle von Sofia in seinem Bett. Seine Verunsicherung führt ihn dazu Nuria / Sofia zu ersticken und stellt damit den Zusammenhang zur Parallelerzählung in der Gefängniszelle dar.
Im Folgenden erfahren der Protagonist und mit ihm auch die Zuschauer, wie es zu seiner Verwirrung kommen konnte: stark deprimiert von der Realität hatte César sich durch Selbstmord in eine virtuelle Welt geflüchtet, die ihm von der Firma Life Extension (L.E.) verkauft worden war. Dank kryonischer Konservierung und Wiederbelebung hatte so die Chance ein virtuelles Leben nach seinen Wünschen und mit Sofia an seiner Seite zu leben / träumen. Jedoch spielt sein Unterbewusstsein nicht richtig mit und L.E. kann seine Versprechungen nach einem Leben ´wie im Paradies` nicht gerecht werden. Dies alles erzählt ihm Señor Duvernois, der Vertreter der Firma L.E., nachdem César es geschafft hat sich dank einer Fernsehserie im Gefängis an die Bedeutung von L.E. zu erinnern und mit seinem Psychologen Antonio die Firma aufzusuchen. Am Ende entscheidet sich César zu einem zweiten Selbstmord, um in der Realität des 22. Jahrhunderts wieder aufzuwachen.
3.2.2 Vanilla Sky
Auch wenn die Handlung von Vanilla Sky der von Abre los Ojos sehr ähnlich ist, gibt es doch einige Änderungen, so dass sie an dieser Stelle trotzdem kurz beschrieben werden soll.
David Aames, der Protagonist der Geschichte, ist 51%-iger Erbe und Inhaber eines großen Verlagshauses in New York. Wie auch bei Abre los Ojos lernen die Zuschauer ihn kennen, als er in einem Alptraum durch die menschenleere Stadt fährt (nur dass der Schauplatz nicht die Gran Vía sondern Times Square ist). Nach seinem Erwachen sieht man Julie Gianni (Cameron Diaz) in seinem Bett liegen und sich über die gemeinsam verbrache Nacht freuen. Der reiche Sunnyboy lebt ein Leben in Saus und Braus, die Frauen laufen ihm hinterher - kurz die Welt scheint ihm zu Füßen zu liegen. Als ihm auf der Feier seines 33. Geburtstages sein bester Freund Brian Shelby (Jason Lee) jedoch dessen neue Bekanntschaft Sofia (Penélope Cruz) vorstellt, ist David sofort von ihr verzaubert. Da David und Sofia sich verstecken, betrinkt sich Brian und David begleitet Sofia nach Hause. Sie verbringen eine unvergessliche Nacht zusammen, schlafen jedoch nicht miteinander. Am nächsten Morgen fängt Julie ihn vor Sofias Wohnung ab, Brian hatte ihr auf der Party erzählt, dass David nicht in sie verliebt ist und sie nur 'als Freundin, mit der ich ab und zu schlafe` sieht. Sie lockt David in ihr Auto, offenbart ihm ihre Zuneigung und fährt vor lauter Verzweiflung, dass ihre Liebe ohne Hoffnung auf Erwiderung ist, in voller Geschwindigkeit von einer Brücke.
Als Aames aus dem Koma erwacht, wird er von starken Kopfschmerzen gequält und soll sich damit abfinden, dass sein Gesicht für immer stark entstellt bleibt. Wie bei Abre los Ojos träumt auch David davon, wie er Sofia im Park trifft und ihr den Unfall als Traum schildert, eine Sequenz, die sich später als Traum entpuppt.
Inzwischen hat der aufmerksame Rezipient gemerkt, dass die eigentliche Erzählsituation in einem Gefängnis stattfindet, in dem der des Mordes angeklagte David vom Psychologen McCabe (Kurt Russel) verhört wird. Durch geschickte Zwischensequenzen erhöht Amenábar hier mittels einer Parallelmontage die Spannung, da der Zuschauer sich die Zusammenhänge (noch) nicht logisch erschließen kann. Wie auch der Protagonist selber fühlt er sich zunehmend verwirrt.
David sucht Sofia bei ihrer Arbeit im Ballettstudio auf und verabredet sich mit ihr für den Abend. Sie kommt jedoch nicht alleine, sondern bringt Brian mit[5]. David wird bewusst, dass er aufgrund seines entstellten Gesichtes keine Chance mehr bei Sofia hat, betrinkt sich und schläft auf der nassen Straße ein.
Am nächsten Morgen wird alles besser: Sofia kehrt zu ihm zurück und die Ärzte haben eine Wunderlösung gefunden, um sein Gesicht wieder herzustellen. Doch schon bald weiß David nicht mehr, wann er träumt und was real ist; Sofia verwandelt sich immer wieder in die tot geglaubte Julie Gianni und sein Gesicht ist zwischendurch immer wieder entstellt, wenn er in den Spiegel schaut.
Da er nicht mehr weiß, was real ist, bringt er beim Sex Julie / Sofia um. Der Zuschauer erfährt so den Zusammenhang zu der Parallelerzählung im Gefängnis.
Im Folgenden erfahren der Protagonist und mit ihm auch die Zuschauer, wie es zu seiner Verwirrung kommen konnte: stark deprimiert von der Realität hatte David sich durch Selbstmord in eine virtuelle Welt geflüchtet, die im von der Firma Life Extension verkauft worden war. Doch leider spielte ihm sein Unterbewusstsein in seiner kryonischen Konservierung immer wieder Streiche, die zu der Konfusion führten. Dank einer Fernsehsendung im Gefängnis, erinnert er sich an die Bedeutung des Namens „Ally“, der für die Abkürzung L.E. (Life Extension) steht und fährt mit McCabe zu L.E. Dort wird er vor die Wahl gestellt, entweder einen neuen Versuch des Lucid Dream zu starten, oder in der Realität der 22. Jahrhunderts aufzuwachen. Mit einem Sprung vom Hochhausdach entscheidet er sich für die Wirklichkeit.
[...]
[1] Als gutes Beispiel nennt MANDERBACH die diversen Fortsetzungen von Police Academy und Eis am Stiel (vgl. 1988, 14)
[2] Es handelt sich hierbei um Filmkopien, die nach Beginn der Tonfilmzeit am gleichen Drehort, mit den gleichen Kulissen, Kameraleuten usw., in unterschiedlichen Sprachen gedreht wurden.
[3] Der Mangel an Literatur lässt auf diesen Zustand schließen.
[4] Um der Konkurrenz aus dem Ausland zu begegnen werden in Hollywood normalerweise zwei unterschiedliche Wege beschritten: Entweder lockt man die ausländischen Regisseurtalente ins eigene Land, oder aber man macht sich die jeweiligen nationalen Filmerfolge zu eigenen, indem man von ihnen amerikanische Remakes dreht (vgl. MANDERBACH 1998, 34) Im Falle Amenábars ist beides der Fall gewesen: Für seinen Erfolgshit The Others (2001) ging er nach Hollywood und Crowe drehte eine amerikanische Fassung von Abre los Ojos (2001)
[5] Diese Handlung ist nur durch den Wunsch des Regisseurs zu erklären, möglichst dicht am Original zu bleiben. Für den Zuschauer ist sie verwirrend, da es scheint, als ob auch Brian und Sofia sich seit Davids Geburtstag nicht mehr gesehen hätten und zudem Sofia im Balletstudio und auch in der Disko sich wesentlich stärker zu David hingezogen fühlt, als dies bei Abre los Ojos der Fall ist. In Abre los Ojos scheinen die beiden zusammen zu sein und Sofia macht den Eindruck, als hätte sie Angst vor César.
- Citation du texte
- Neele Onnen (Auteur), 2006, "Vanilla Sky" - das Remake von "Abre los Ojos", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72167
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