Trampolinturnen wurde in den vergangenen Jahrzehnten häufig als besonders gefährliche Sportart bezeichnet. Bezogen ist diese Behauptung auf die angebliche Unfallträchtigkeit, als auch auf anscheinende Überlastungsschäden der Wirbelsäule. Dazu ist zu sagen, daß Trampolinturnen sehrwohl gefährlich sein kann, aber keineswegs zwingend sein muß. Von entscheidender Bedeutung in dieser Hinsicht sind die direkt Verantwortlichen; die Übungsleiter und Lehrer. Sind sie umfassend ausgebildet, und wissen um die besonderen sportmedizinischen Aspekte im Trampolinsport, so ist diese Sportart mitnichten gefährlicher als andere.
Auf diese sportmedizinischen Besonderheiten möchte ich in dieser Arbeit eingehen. Es wird zunächst darum gehen, die leistungsbeeinflussenden Faktoren zu bestimmen, um das Trampolinturnen aus physiologischer Sicht etwas näher kennenzulernen. Im zweiten Teil werden zu Beginn die nach Erfahrungswerten und Literatur häufigsten Schäden und Verletzungen kurz vorgestellt. Natürlich habe ich mich nur um die direkt auf dem Gerät entstehenden Läsionen gekümmert, denn die bei der Erwärmung o.ä. auftauchenden Versehrungen sind sehr allgemein, und sprengen den Rahmen. Auch den bei mangelnder Kenntnis nicht ungefährlichen Auf- bzw. Abbau der Trampoline habe ich außenvor gelassen. Wichtig sind in diesem zweiten Abschnitt Diagnose und erste Hilfe (nur bei Verletzungen). Die Ausführungen sind nicht sehr lang, da nur ein Orientierungsmodell entstehen sollte, nach dem erste Schritte eingeleitet werden können. Um muskuläre Verletzungen, wie Muskelkater, Muskelzerrung, Muskelriß oder Muskelkrampf, habe ich mich nicht gekümmert, da sie zum einen nur geringe Bedeutung haben (selten und zumeist nicht schwerwiegend), und zum anderen nicht besonders trampolinspezifisch sind. Im Folgenden gehe ich auf die Ursachen und Prophylaxe solcher Gesundheitsbeeinträchtigungen ein, um zu zeigen, daß diese weitgehend einschränkbar sind. Der dritte Teil meiner Arbeit beschäftigt sich dann mit zwei spezifischen Beeinträchtigungen, welche mir aus mehreren Gründen (Häufigkeit, allgemeines Mißverständnis, ...) wichtig erscheinen.
Es geht mit in der Arbeit neben den pathophysiologischen Gegebenheiten hauptsächlich um deren Ursache und Prophylaxe.
Inhaltsverzeichnis
0. Einleitung
1. Charakterisierung der leistungsbeeinflussenden Faktoren
1.1 Allgemeine Charakterisierung
1.2 Spezielle Leistungsbeeinflussende Faktoren
2. Allgemeine Pathologie des Trampolinturnens
2.1 Pathophysiologie, erste Hilfe und Therapie der häufigen Verletzungen
2.1.1 Kopf
2.1.2 Obere Extremitäten
2.1.3 Rumpf/ Wirbelsäule
2.1.4 Untere Exremitäten
2.2 Pathophysiologie und Therapie der häufigen Schäden
2.2.1 Rumpf/ Wirbelsäule
2.2.2 Untere Extremitäten
2.3 Terminologie der Ursachen
2.3.1 Ätiologie der Verletzungen
2.3.2 Ätiologie der Schäden
2.4 Überlegungen zur Prophylaxe
2.4.1 Gesaltung des Lerntrainings
2.4.2 Verbindungs- und Übungstraining
2.4.3 Kraftraining
2.4.4 Beweglichkeitstraining
2.4.5 Generelles zur Prophylaxe
3. Spezielle Beispiele
3.1 Inversionstrauma am oberen Sprunggelenk
3.1.1 Funktionelle Anatomie des OSG
3.1.2 Biomechanik des instabilen OSG
3.1.3 Diagnose und erste Hilfe
3.1.4 Klinik/ Therapie
3.1.4.1 Nachbehandlungsschema
3.1.5 Prophylaxe
3.2 Spondylolyse/ -listhesis
3.2.1 Anatomie der WS
3.2.2 Pathophysiologie und Ätiologie
3.2.3 Diagnose, Therapie und Prophylaxe
Literaturangabe
0. Einleitung
Trampolinturnen wurde in den vergangenen Jahrzehnten häufig als besonders gefährliche Sportart bezeichnet. Bezogen ist diese Behauptung auf die angebliche Unfallträchtigkeit, als auch auf anscheinende Überlastungsschäden der Wirbelsäule. Dazu ist zu sagen, daß Trampolinturnen sehrwohl gefährlich sein kann, aber keineswegs zwingend sein muß. Von entscheidender Bedeutung in dieser Hinsicht sind die direkt Verantwortlichen; die Übungsleiter und Lehrer. Sind sie umfassend ausgebildet, und wissen um die besonderen sportmedizinischen Aspekte im Trampolinsport, so ist diese Sportart mitnichten gefährlicher als andere.
Auf diese sportmedizinischen Besonderheiten möchte ich in dieser Arbeit eingehen. Es wird zunächst darum gehen, die leistungsbeeinflussenden Faktoren zu bestimmen, um das Trampolinturnen aus physiologischer Sicht etwas näher kennenzulernen. Im zweiten Teil werden zu Beginn die nach Erfahrungswerten und Literatur[1] häufigsten Schäden und Verletzungen kurz vorgestellt. Natürlich habe ich mich nur um die direkt auf dem Gerät entstehenden Läsionen gekümmert, denn die bei der Erwärmung o.ä. auftauchenden Versehrungen sind sehr allgemein, und sprengen den Rahmen. Auch den bei mangelnder Kenntnis nicht ungefährlichen Auf- bzw. Abbau der Trampoline habe ich außenvor gelassen. Wichtig sind in diesem zweiten Abschnitt Diagnose und erste Hilfe (¬nur bei Verletzungen). Die Ausführungen sind nicht sehr lang, da nur ein Orientierungsmodell entstehen sollte, nach dem erste Schritte eingeleitet werden können. Um muskuläre Verletzungen, wie Muskelkater, Muskelzerrung, Muskelriß oder Muskelkrampf, habe ich mich nicht gekümmert, da sie zum einen nur geringe Bedeutung haben (selten und zumeist nicht schwerwiegend), und zum anderen nicht besonders trampolinspezifisch sind. Im Folgenden gehe ich auf die Ursachen und Prophylaxe solcher Gesundheitsbeeinträchtigungen ein, um zu zeigen, daß diese weitgehend einschränkbar sind. Der dritte Teil meiner Arbeit beschäftigt sich dann mit zwei spezifischen Beeinträchtigungen, welche mir aus mehreren Gründen (Häufigkeit, allgemeines Mißverständnis, ...) wichtig erscheinen.
Es geht mit in der Arbeit neben den pathophysiologischen Gegebenheiten hauptsächlich um deren Ursache und Prophylaxe. Nur selten kann ich dabei auf Untersuchungen o.ä. in der Literatur zurückgreifen. Meistens stammen meine Erkenntnisse bzw. Vermutungen aus eigenen Erfahrungswerten. Diese Erfahrung ist z.T. aktiver und z.T. passiver Natur. Neben den mehr als 15 Jahren als (Leistungs-) Turner, ziehe ich meine Kenntnisse aus dem Trainerdasein und aus Gesprächen mit anderen erfahrenen Fachleuten. Diese Kenntnisse über Bewegungsabläufe u.a. versuche ich hier mit den Schäden und Verletzungen in logische Zusammenhänge zu bringen.
1. Charakterisierung der leistungsbeeinflussenden Faktoren
1.1 Allgemeine Charakterisierung
Das wesentlichste Kriterium für die Leistung im Trampolinturnen, sowie in anderen technischen Sportarten, ist das Ausführen und Beherrschen von Bewegungen mit besonderer Genauigkeit.
Grundlage für diese Leistung ist ein gesunder und spezifisch ausgebildeter bzw. entwickelter Organismus. Besonders entwickelt und beansprucht werden daher die im Folgenden aufgeführten organismischen Zustandsgrößen . Um eine gute Bewegungskoordination und Fertigkeitsaneignung zu erreichen, ist ein Funktionsoptimum des Nervensystems, welches die Bewegungssteuerung und -regelung gewährleistet, erforderlich. Gerade im Lernprozeß ist desertieren die Ausprägung der Gedächtnisfunktion von besonderer Bedeutung. Die Art der Bewegung im Raum, z.B. bei großen Rotationsgeschwindigkeiten, bedarf ein differenziertes Lage- und Bewegungsempfinden. Infolgedessen ist die Sensibilisierung der Analysatoren bzw. Sinne, besonders des vestibulären und des kinästhetischen, geboten. Ferner wirken sich auch psychische Merkmale auf die Leistung aus. Volger spricht beispielsweise von einer „Ich-Haftigkeit“ ,welche „die sachliche Auseinandersetzung mit dem eigentlichen Hauptziel (...) behindert (...)“ (s. auch 2.1.4). Kraft ist die Grundlage von Beschleunigungen (dynamische Kraft) und Haltungen (statische Kraft). Im Trampolinturnen geht es vor allem um Schnellkraft, welche besonders im Bereich der unteren Extremitäten und des Rumpfes obligat ist, um die optimale Sprunghöhe und die verschiedenen Salto- und Schraubenrotationen zu gewährleisten. Der Stoffwechsel erfolgt also vorwiegend anaerob, lediglich bei längeren Trainingseinheiten erreichen Trampoliner den aeroben Bereich. Die Energieabsicherung ist beim Doppelminitramp-Turnen allein durch ATP und Creatinphosphat gegeben (Übungsdauer <10sec). Bei Übungen auf dem Großgerät findet z.T. zusätzlich lactacider Stoffwechsel statt (Übungsdauer 15-40sec). Um eine Vielzahl motorischer Aktionen (Ganzkörper- bzw. Teilkörperbewegungen) in kürzester Zeit zu realisieren, ist Schnelligkeit eine unabdingbare Arbeitsweise des Nerv-Muskel-Systems. Auch eine ausgeprägte Beweglichkeit ist für das Trampolinturnen in mehrfacher Hinsicht von großer Wichtigkeit. Sowohl für die Bewertung, als auch zur Vermeidung von Schäden und Verletzungen ist die Beweglichkeit in den großen Gelenken (Hüfte, Schulter) und der Wirbelsäule (in allen Ebenen) unverzichtbar[2].
Die Koppelung der oben beschriebenen leistungsbeeinflussenden Faktoren ist oftmals mit Problemen im Ausbildungsprozeß verbunden. Häufig zeigen sich Wechselwirkungen zwischen teilweise gegensätzlichen bzw. nur schwer zu vereinbarenden Faktoren. Eine wechselseitige Beeinflussung besteht z.B. zwischen Schnelligkeit und Genauigkeit. Zunehmende Genauigkeit führt häufig zum Nachlassen der Schnelligkeit, und zunehmende Schnelligkeit vermindert die Genauigkeit. Desweiteren bedingen sich Kraft und Beweglichkeit. Die notwendige Beweglichkeit ist bei wachsendem Kraftpotential nur schwer zu halten.
1.2 Spezielle leistungsbeeinlussende Faktoren
Die zu berücksichtigenden leistungsbeeinflussenden Faktoren im Trampolinsport schließen Körperbaumerkmale, Beanspruchbarkeit des Stütz- und Bewegungssystems, Persönlichkeitsqualitäten, nervales und neuromuskuläres System, Herz-Kreislauf, Atmung und Energiestoffwechsel ein.
Es ist körperbautypologisch günstig, wenn Trampolinturner mittelgroß bis klein sind, weil dann die vielen Ganzkörperbewegungen mit z.T. hohen Rotationsgeschwindigkeiten besonders um die Breitenachse `einfacher´ werden. Dies ist aber kein zwingend notwendiges Merkmal, denn es treten in jüngster Zeit auch große Spitzenturner auf. Zum Gewicht ist zu sagen, daß mittelschwere Sportler gute Vorraussetzungen haben. Bewegungsvielfalt und Bewegungsumstellung (Dynamik) sind so ausgeprägt, daß eine sehr hohe Körpermasse hinderlich wäre. Allerdings ist ein bestimmtes Gewicht möglichst nicht zu unterschreiten, um die Federkraft des Trampolins gut ausnutzen zu können.
Kapazitative und funktionelle Anpassungen des nervalen und neuromuskulären Systems an die Belastungen beim Trampolinturnen ermöglichen eine gute Steuerung von Bewegungen. Es besteht eine hohe Sensibilität und Labilität, d.h. daß die Anzahl der Erregungswellen, die das Gewebe pro Zeiteinheit wiedergeben kann recht hoch ist. Auch die kinästhetische Wahrnehmung verbessert sich, denn die Empfindlichkeit der Rezeptoren des Bewegungsapparates (Propriorzeptoren: Muskelspindeln, Sehnenrezeptoren, Rezeptoren in den Gelenken/ Bändern/ Fascien) steigt ebenfalls. Außerdem verändert sich die Ansprechbarkeit des Vestibulärapparates durch die für dieses `Organ´ häufig auftretenden Reize. All diese Eigenschaften sind trainingsbedingt, daraus folgt, daß sie bei Trainingspausen (z.B. durch Verletzung bedingt) zurückgehen. Dies muß bei einer wiederaufnahme des Trainings unbedingt berücksichtigt werden.
Die Funktion des Herz-Kreislauf-Systems stellt im allgemeinen keine Begrenzung für die Belastung im Trampolinturnen dar, es sei denn es liegen gewichtige pathologische Veränderungen vor. Zur Sicherung der Durchblutung der kurzzeitig und intensiv einsetzenden Muskelgruppen wird eine rasche Aktivitätserhöhung des Herz-Kreislauf-Systems erforderlich. Die Regulation von Atmung und Kreislauf wird insbesondere durch die Intensität der Bewegungen, den häufigen Lagewechsel im Raum und die Wirkung von Zentrifugalkräften bei Rotationsbewegungen beansprucht. Für die Energiebereitstellung und -mobilisation ist im Trampolinsport - auf Grund der vielen Intensitätsgipfel - der anaerobe Stoffwechsel von hauptsächlicher Bedeutung. Es muß jedoch unterschieden werden zwischen Doppelminitramp (DMT) und Trampolin (TR). Während die azyklischen koordinativen Ultrakurzzeitbelastungen des DMT nur den ATP- und Creatinphosphatspeicher beanspruchen, erfordern die azyklischen koordinativen Kurzzeitbelastungen des TR z.T. zusätzlich einen lactaciden Stoffwechsel.[3]
Für die verschiedenen Bewegungsabläufe sind eine ausgeprägte Beweglichkeit im Schultergürtel (Vermeidung von Hyperflexion/ Haltungsfehler der WS), im Hüftgelenk (s. Schultergürtel und für gebückte Positionen), im Sprunggelenk (Landungen und ästhetische Fußstreckung) sowie der Wirbelsäule. Ein Gefährdungsmoment für das Stütz- und Bewegungssystem ist beispielsweise die Richtung der Kraftwirkung. Ziel muß es sein, eine möglichst axiale Belastung mit symmetrischer Kraftverteilung zu erreichen. Eine weitere Gefahr birgt der Zeitfaktor der Kraftwirkung. Bei Landungen kommt es zu einer frühen Kraftspitze, die ein Vielfaches der Körpermasse beträgt und eine passive Belastung darstellt. Darauf folgt eine Phase der längerandauernden Kraftwirkung mit einer aktiven Belastung. Problematisch ist die frühe Kraftspitze (-10. ms), da die Muskulatur (Latenzzeit ca. 40ms) erst später den Abbremsvorgang unterstützt. Bei Ermüdung setzt die Muskulatur noch später ein, so daß die Belastung - vor allem der LWS und der Sprunggelenke - noch größer wird.
Die beschriebenen physischen und psychonervalen Anforderungen bei Training und Wettkampf des Trampolinsports verlangen einen ausreichenden Gesundheitszustand, jedoch können bestimmte Bewegungsformen auch bei kleineren Mängeln und bis ins hohe Alter betrieben werden. Dagegen ist die Tauglichkeit zu regelmäßigen, leistungsbetonten Training bei bestimmten Zustandsbeeinträchtigungen nicht mehr gegeben.
Die folgende Tabelle I der Untauglichkeitsfaktoren beruft sich im wesentlichen auf Strautzenberg/ Gürtler/ Hannemann/Tittel.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2. Allgemeine Pathologie des Trampolinturnens
Ich halte es für sinnvoll, zwischen Schäden und Verletzungen zu differenzieren. Schäden sind die Folge von Fehlbeanspruchungen, und treten sich langsam steigernd auf. Verletzungen hingegen sind plötzlich eintretende Traumen mit einem Unfallhergang (z.B. Sturz). Neben der Pathophysiologie der häufigen Schäden und Verletzungen sind die Ursachen, Prophylaxe, erste Hilfe und Therapie zu thematisieren.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung I: Gefährdete Regionen für Schäden (I) und Verletzungen (II) im Trampolinturnen
(Zeichnungen aus „Glasklar 3D Der Mensch“ Software, Beschriftung selbst)
[...]
[1] eher unterstützende Funktion: hauptsächlich Riehle 1979 und Klimt 1992
[2] Vergleiche auch 3.2.3
[3] Hier beziehe ich mich auf die Dauer der Wettkampfübungen (s. 1.1). Im Training kann sich die Energiebereitstellung natürlich verschieben.
- Quote paper
- Thomas Springub (Author), 1996, Sportmedizinisch-orthopädische Aspekte des Trampolinturnens, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7212
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