War es noch vor einigen Jahrzehnten in den meisten Berufen üblich, dass die durch Erstausbildung erlangten Qualifikationen für ein ganzes Berufsleben ausreichten, so sind diese heute meist nur wenige Jahre aktuell. Sie bedürfen einer kontinuierlichen Erweiterung. Eine solche Erweiterung durch Lernen kann informell geschehen oder auch institutionalisiert in Maßnahmen der Erwachsenenbildung und der Weiterbildung.
Die Angebote verschiedenster Träger sind sehr vielfältig und der Weiterbildungsmarkt ist nur schwer zu überschauen, weshalb eine angemessene Bewertung und evaluation der Maßnahmen ein schwieriges Unterfangen darstellt.
Wer an dieser Stelle eine Bewertung ähnlich der TÜV-Verfahren mit festen Qualitätsstandards fordert, der wird der Vielschichtigkeit und Pluralität von Lehr- und Lernprozessen nicht gerecht. In der Erwachsenenbildung/Weiterbildung stehen Menschen in Interaktion und befinden sich in komplexen Beziehungen zu anderen Personen. Eine Evaluation von Maßnahmen der Erwachsenen- und Weiterbildung sollte diese Komplexität berücksichtigen.
Eine Theorie, die sich mit der Komplexität von sozialen Systemen auseinandersetzt, ist die personale Systemtheorie. Sie wurde bereits im Rahmen von Organisationsberatung, Implemenationsforschung, Organisationsentwicklung und anderen Disziplinen rezipiert und in deren praktisches Handeln integriert.
Ihr Ziel ist es, Evaluation unter systemischen Aspekten zu betrachten und Überlegungen über die praktische Umsetzung von systemischer Evaluation in der Erwachsenen- und Weiterbildung anzustellen.
Zunächst werden die Grundlagen von Evaluation und personaler Systemtheorie im Kontext von Erwachsenenbildung betrachtet. Im Anschluss daran soll versucht werden, beides zu eine Entwurf von systemischer Evaluation zu verknüpfen.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Evaluation im Kontext von Weiterbildung/Erwachsenenbildung
1.1 Definition des Begriffs Evaluation
1.2 Merkmale von Evaluation
1.3 Das Problem der Beschreibung eines Bewertungsmaßstabs für Erwachsenenbildung/Weiterbildung
2. Systemtheorie im Kontext von Erwachsenen/Weiterbildung
2.1 Merkmale von Systemtheorie
2.2. Grundlagen der personalen Systemtheorie nach König/Volmer
2.3 Lehren und Lernen aus konstruktivistisch/systemischer Sicht
2.4. Erweiterte Systemtheorie
3. Systemische Evaluation
3.1 Ansätze einer systemischen Evaluation
3.2 Das System Erwachsenenbildung/Weiterbildung
3.3 Umsetzung einer systemischen Evaluation
3.4 Evaluation als Intervention
3.5 Nutzen systemischer Evaluation für die Erwachsenen/Weiterbildung
4. Ausblick und Fazit
Literaturverzeichnis
Eidesstattliche Erklärung
Einleitung
„Der steigende Stellenwert der Weiterbildung innerhalb des Bildungswesens wird in Politik und öffentlicher Meinung immer wieder betont. Die veränderte Bedeutung von Weiterbildung ist auf die beschleunigte Dynamik des wissenschaftlich-technischen und sozioökonomischen Wandels und die Alterung der Gesellschaft (als Resultat von steigender Lebenserwartung und rückläufiger Geburtenrate) zurückzuführen."[1]
Mit diesen Worten leiten die Autoren des Berichtes zur Bildung in Deutschland das Kapitel Weiterbildung ein. Gemeint ist damit, dass unsere Gesellschaft immer älter wird, die Menschen länger arbeiten sollen und die Halbwertszeit von Wissen kürzer wird.
War es noch vor einigen Jahrzehnten in den meisten Berufen üblich, dass die durch Erstausbildung erlangten Qualifikationen für ein ganzes Berufsleben ausreichten, so sind diese heute meist nur wenige Jahre aktuell. Sie bedürfen einer kontinuierlichen Erweiterung. Eine solche Erweiterung durch Lernen kann informell geschehen oder auch institutionalisiert in Maßnahmen der Erwachsenenbildung und der Weiterbildung.
Die Angebote verschiedenster Träger sind sehr vielfältig und der Weiterbildungsmarkt ist so unübersichtlich, dass eine angemessene Bewertung der Maßnahmen im Hinblick auf Transparenz und Qualitätssicherung ein schwieriges Unterfangen darstellt.
Wer an dieser Stelle eine Bewertung ähnlich der TÜV-Verfahren mit festen Qualitätsstandards fordert, der wird der Vielschichtigkeit und Pluralität von Lehr- und Lernprozessen nicht gerecht. In der Erwachsenenbildung/Weiterbildung stehen Menschen in Interaktion und befinden sich in komplexen Beziehungen zu anderen Personen. Eine Evaluation von Maßnahmen der Erwachsenen- und Weiterbildung sollte diese Komplexität berücksichtigen.
Eine Theorie, die sich mit der Komplexität von sozialen Systemen auseinandersetzt, ist die personale Systemtheorie. Sie wurde bereits im Rahmen von Organisationsberatung, Implemenationsforschung, Organisationsentwicklung und anderen Disziplinen rezipiert und in deren praktisches Handeln integriert.
In dieser Arbeit wird hauptsächlich auf die personale Systemtheorie Bezug genommen, da sie im Gegensatz zu Luhmanns soziologischer Systemtheorie vom Beginn ihrer Entwicklung an "auf praktische Zwecke ausgerichtet"[2] war. Darüber hinaus würde eine Betrachtung aller Systemtheorien weit über den Rahmen dieser Arbeit hinausgehen.
Ihr Ziel ist es, Evaluation unter systemischen Aspekten zu betrachten und Überlegungen über die praktische Umsetzung von systemischer Evaluation in der Erwachsenen- und Weiterbildung anzustellen.
Zunächst werden die Grundlagen von Evaluation und personaler Systemtheorie im Kontext von Erwachsenenbildung betrachtet. Im Anschluss daran soll versucht werden, beides zu einer systemischen Evaluation zu verknüpfen.
1. Evaluation im Kontext von Weiterbildung/Erwachsenenbildung
1.1 Definition des Begriffs Evaluation
Evaluation bedeutet laut deutschem Wörterbuch Bewertung bzw. Beurteilung[3]. Eine einheitliche Definition von Evaluation gibt es nicht, dafür jedoch viele Varianten, den Begriff zu umschreiben. Deutlich wird dieser Umstand bei einem Blick in die Literatur. Hier ist bei der Einleitung in die Thematik von „Definitionsversuchen"[4] oder „Einigen Definitionen"[5] die Rede. Stufflebeam definiert: „An evaluation is a systematic investigation of the merit and/or worth of a program, project, service, or other object of interest."[6] Im Kontext der Erwachsenen- und Weiterbildung geht es also darum, Maßnahmen oder Institutionen derselben im Hinblick auf ihren Nutzen und/oder den Wert zu beurteilen.
1.2 Merkmale von Evaluation
Evaluationen lassen sich auf den verschiedensten Ebenen betrachten. Die Deutsche Gesellschaft für Evaluation e.V. benennt einige dieser Ebenen, nach denen Evaluation unterschieden werden kann[7]:
- erkenntnistheoretische Grundannahmen (z.B. pragmatisch, konstruktivistisch)
- Leistungserwartung (z.B. summativ-bilanzierend, formativ-verbessernd)
- Zwecksetzung (z.B. Entscheidungshilfe, Optimierung)
- Bezug der Evaluatoren zum Evaluationsgegenstand (z.B. externe oder interne Evaluatoren)
- Dimension des Evaluationsgegenstandes (Kontext, Struktur, Konzept, Input, Prozess oder Wirkung)
- Bezugswissenschaften, die (dominant) heran gezogen werden
(z.B. Wirtschaftswissenschaft, Soziologie, Erziehungswissenschaft)
- ...
Diese Aufzählung ist jedoch nicht erschöpfend, da sich noch weit mehr Unterscheidungen machen lassen.
Evaluationsprojekte können in vier Phasen untergliedert werden, diese sind: Planung, Durchführung, Ergebnisdarstellung und Ergebniskontrolle[8]
Obwohl Evaluationen von den unterschiedlichsten Perspektiven aus betrachtet werden können, sind im Hinblick auf Planungsaspekte einige grundlegende Ähnlichkeiten vorzufinden. Zu der Vielfältigkeit von Evaluationen äußert Wottawa, dass „trotz fachübergreifenden Einsatzes der Evaluation durchaus strukturelle Gemeinsamkeiten der meisten Evaluationsprojekte erkennbar sind."[9] Diese Gemeinsamkeiten oder auch Merkmale von Evaluationsprojekten hat Wottawa zu den wichtigen Aspekten für die Gestaltung von Evaluationsstudien zusammengefasst:
- Evaluationsziel (Warum evaluiert wird)
Einen Hinweis auf das Ziel von Evaluation gibt Lee Cronach: „We may define evaluation broadly as the collection and use of information to make decisions about an educational program."[10] Er betrachtet Evaluation somit als Entscheidungsgrundlage in Bezug auf Bildungsmaßnahmen. Dass der Grund für die Durchführung einer Evaluation von Weiterbildung sehr vielfältig sein kann, zeigt beispielsweise Matthias Wesseler[11] mit seiner Unterscheidung zwischen drei Funktionen von Evaluation:
- Rechtfertigung/Legitimierung
- Verbesserung/Optimierung
- Überwachung/Kontrolle
Zumeist geht es bei Evaluation also darum, Entscheidungen über die Bewilligung bzw. Fortführung einer Maßnahme zu rechtfertigen, eine bestehende Maßnahme zu verbessern oder auch eine Kontrollfunktion einzunehmen, um Qualität zu sichern. Welche dieser Funktionen eine Evaluation erfüllt, das kann man teilweise nur schwer eindeutig bestimmen, denn diese sind eng miteinander verknüpft. So kann ein Seminar evaluiert werden, um dessen Qualität zu überwachen und gleichzeitig zu entscheiden, ob es noch einmal angeboten wird oder nicht.
[...]
[1] Konsortium Bildungsberichterstattung 2006. S.135
[2] König/Volmer 2005. S. 21f
[3] Bünting 1996. S.344
[4] Wottawa 1998.S.13
[5] Wesseler 1994. S.672f
[6] Stufflebeam 2000. S.280
[7] vgl. Deutsche Gesellschaft für Evaluation e.V. 2002. S. 15f
[8] Deutsche Gesellschaft für Evaluation e.V. 2004. S. 28
[9] Wottawa 1998. S. 55
[10] Cronach In: Stufflebeam 2000. S. 235
[11] Wesseler 1994. S. 673
- Citation du texte
- Tina Seilkopf (Auteur), 2007, Entwurf einer systemischen Evaluation von Erwachsenen- und Weiterbildung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71887
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