Am 28.04. 1898 gründete Hermann Lietz das 1. Deutsche Landerziehungsheim in Ilsenburg. Es folgten weitere Gründungen 1901, 1904 und 1914. Mit der Gründung dieser Erziehungseinrichtungen beabsichtigte er ein völlig neues und bis dahin nie durchgeführtes Erziehungs- und Ausbildungssystem zu schaffen. Mit eigenen strengen Regeln und Richtlinien sollte es möglich sein Lernen und Leben zu verbinden und so einen Einklang zwischen beiden zu schaffen.
12 Jahre später gründete das Ehepaar Geheeb-Cassirer mit ähnlichen Ansätzen und Zielen die Ecole d´Humanité. 1946 zog die Einrichtung dann um ins Berner Oberland, wo sie sich bis heute befindet.
Mehr als 100 Jahre sind vergangen, seit der Gründung des ersten Deutschen Landerziehungsheimes durch Hermann Lietz.
In allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens hat sich seitdem viel verändert. Den meisten von uns scheint es unvorstellbar sich in diese Zeit zurückzuversetzen. Wirtschaft, Wissenschaft, Industrie, Politik, gesellschaftliches Leben und vieles mehr haben sich gewaltig gewandelt und weiterentwickelt.
Es liegt also nahe, dass auch zwischen dem Schulsystem des Hermann Lietz und dem, der heutigen Ecole große Differenzen bestehen und sich Lebens- und Unterrichtsweisen stark verändert haben.
Dies zu untersuchen, soll das Ziel dieser Hausarbeit sein. Ich möchte dabei versuchen Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Schulsysteme herauszuarbeiten. Dabei soll es nicht ausschließlich, um den Unterricht und seine Durchführung an sich, sondern auch um den Alltag der Schüler, das Zusammenleben in den Schulgemeinden und nicht zuletzt um die Grundsätze des Lehrens, Lernens und Lebens gehen. Indem ich möglichst viele unterschiedliche Bereiche anspreche, hoffe ich herauszufinden, ob und in wie weit die Ansätze Hermann Lietz auch heute noch Anwendung finden und wie dies konkret umgesetzt wird.
Inhalt
1. Einleitung
2. Fakten der Ecole d´Humanité
3. Vergleich des Systems Lietz mit dem System der Ecole d´Humanité
3.1. Das Schulsystem
3.1.1. Der Lehrplan
3.1.2. Das Schuljahr
3.1.3. Abschlüsse und berufliche Perspektiven
3.2. Der Unterricht
3.2.1. Die Unterrichtssprache
3.2.2. Der Unterrichtsablauf
3.2.3. Die Unterrichtsbewertung
3.3. Das Leben im Dorf der Ecole d´Humanité und den Landerziehungsheimen
3.3.1. Der Alltag
3.3.2. Die Nachmittagsgestaltung
3.4. Die Vorbilder
3.6. Das Leitbild/ Die Unterrichtsmittel
4. Schluss
5. Literatur
1. Einleitung
Am 28.04. 1898 gründete Hermann Lietz das 1. Deutsche Landerziehungsheim in Ilsenburg. Es folgten weitere Gründungen 1901, 1904 und 1914. Mit der Gründung dieser Erziehungseinrichtungen beabsichtigte er ein völlig neues und bis dahin nie durchgeführtes Erziehungs- und Ausbildungssystem zu schaffen. Mit eigenen strengen Regeln und Richtlinien sollte es möglich sein Lernen und Leben zu verbinden und so einen Einklang zwischen beiden zu schaffen.
12 Jahre später gründete das Ehepaar Geheeb-Cassirer mit ähnlichen Ansätzen und Zielen die Ecole d´Humanité. 1946 zog die Einrichtung dann um ins Berner Oberland, wo sie sich bis heute befindet.
Mehr als 100 Jahre sind vergangen, seit der Gründung des ersten Deutschen Landerziehungsheimes durch Hermann Lietz.
In allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens hat sich seitdem viel verändert. Den meisten von uns scheint es unvorstellbar sich in diese Zeit zurückzuversetzen. Wirtschaft, Wissenschaft, Industrie, Politik, gesellschaftliches Leben und vieles mehr haben sich gewaltig gewandelt und weiterentwickelt.
Es liegt also nahe, dass auch zwischen dem Schulsystem des Hermann Lietz und dem, der heutigen Ecole große Differenzen bestehen und sich Lebens- und Unterrichtsweisen stark verändert haben.
Dies zu untersuchen, soll das Ziel dieser Hausarbeit sein. Ich möchte dabei versuchen Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Schulsysteme herauszuarbeiten. Dabei soll es nicht ausschließlich, um den Unterricht und seine Durchführung an sich, sondern auch um den Alltag der Schüler, das Zusammenleben in den Schulgemeinden und nicht zuletzt um die Grundsätze des Lehrens, Lernens und Lebens gehen. Indem ich möglichst viele unterschiedliche Bereiche anspreche, hoffe ich herauszufinden, ob und in wie weit die Ansätze Hermann Lietz auch heute noch Anwendung finden und wie dies konkret umgesetzt wird.
2. Fakten der Ecole d´Humanité
Die Ecole d´Humanité wurde 1910 von Paul und Edith Geheeb-Cassirer in der Nähe von Genf gegründet und hat seit 1948 seinen Platz in Hasliberg-Goldern eingenommen.
Innerhalb der Dorfgemeinde leben derzeit 150 Schülerinnen und Schüler aus 25 Ländern. Dabei kommen ca. 50% der Schüler aus der Schweiz. Unterrichtet werden sie von 35 Lehren, die zum größten Teil ebenfalls in der Schulgemeinde leben. Das Zusammenleben findet in „Großfamilien“ statt. Hierbei lebt jeweils eine der 15 Familien zusammen in einem der 20 Häuser. Eine Familie enthält ebenfalls 2 Lehrer, wobei es sich häufig um Ehepaare handelt. In einem Zimmer leben jeweils 2 Schülerinnen oder Schüler zusammen. Der Alltag wird von den Familien eigenverantwortlich organisiert. Ziel dabei ist die Übernahme von Verantwortung, um die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit voranzubringen.
Gelernt wird an der Ecole in so genannten Lernteams, die aus ca. 8 Schülern bestehen, deren Leistungsniveau sich ähnelt. Es kann somit auch vorkommen, dass Schüler aus verschiedenen Altersstufen zusammen in einem Lernteam unterrichtet werden.
Das differenzierte Kurssystem, das dabei zur Anwendung kommt, genießt in der Fachwelt hohes Ansehen und wurde schon mir mehreren Pädagogikpreisen ausgezeichnet. Dabei werden am Morgen je drei thematische Kurse zu 75 respektive zwei mal 60min abgehalten. Während einer Kursperiode, die durchschnittlich 6 Wochen dauert, werden täglich dieselben Fächer unterrichtet.
Der Nachmittag ist als Ergänzung zur morgendlichen Kopfarbeit von musischer, handwerklicher und sportlicher Betätigung bestimmt. Mehr als 70 verschiedene Kurse werden den Schülern derzeit angeboten.
3. Vergleich des Systems Lietz mit dem System der Ecole d´Humanité
3.1. Das Schulsystem
3.1.1. Der Lehrplan
Beide Einrichtungen betonen in ihren Unterlagen, dass sich ihr Lehrplan, von dem herkömmlicher Schulen unterscheidet. Hermann Lietz hebt dies besonders hervor. „ Der Lehrplan hat am meisten Ähnlichkeit mit dem einer Realschule mit vereinigtem fakultativem Reformgymnasium.“[1]
„Der Lehrplan müsste in den Heimen frei gestaltet werden entsprechend der Eigenart des Kindes und den nationalen und sozialen Bedürfnissen der Gegenwart und des Vaterlandes. Dem Plan des alten Gymnasiums zu folgen, verboten Pflichtgefühl gegen Vaterland, Liebe und Sorge für die Jugend. Die Vorbereitung auf die nationalen Pflichten lassen unserer Jugend nicht soviel überschüssige Zeit und Kraft, daß sie während des neunjährigen Gymnasialbesuches ungefähr 5000 Unterrichts- und etwa ebensoviel Arbeitsstunden auf die Erlernung von lateinischer und griechischer Sprache verwenden und die Vorbereitung auf Dinge vernachlässigen könnte, die fürs eigene spätere Leben und das Sein der Nation von höchster Wichtigkeit sind. Dazu kommt, daß kein Mensch vom neunjährigen Kinde sagen kann, ob es den Anforderungen des Gymnasialunterrichts gewachsen sein und ob dieser ihm die beste Vorbereitung für seinen einstigen Lebensberuf bieten wird.
Der Realgymnasialplan krankt an ähnlichen Fehlern. Der zweckmäßigste ist zur Zeit der der Oberrealschule. Von den dreien wird dieser der Vorbereitung auf die Arbeitsgebiete des gegenwärtigen nationalen Lebens am meisten gerecht. Nur muß man seine Einseitigkeit vermeiden, mit der Erlernung der ersten Fremdsprache schon in den beiden untersten Klassen zu beginnen, d. h. in einer Zeit, in er das Sprachvermögen noch nicht genügend entwickelt, die Muttersprache noch zu wenig vertraut ist, und der Gewinn des fremdsprachlichen Unterrichts in keinem Verhältnis zur angewandten Zeit und Kraft steht Der Schwerpunkt unseres Unterrichts liegt also auf den Gebieten deren gründliche Kenntnis der Staat von jedem und jeder Beständige von sich selbst verlangen sollte.“[2] Hier wird deutlich, dass für Lietz vor allem ein Gelingen des Lebens im Vordergrund steht. Und zwar geht es ihm zum einen um das Leben jedes Einzelnen und zum anderen um das der Gesellschaft. Weiterhin stehen im Zentrum seines Unterrichts das Leben und der Umgang in und mit der Natur. Wie schon in anderen Zusammenhängen betont, nimmt die Natur in seinem Konzept eine wichtige Position ein. In diesem Zusammenhang erhält auch der Natur- Heimat- und Erdkundeunterricht eine besondere Bedeutung.
Ähnlich wie Hermann Lietz betont auch die Ecole d´Humanité eine Unterscheidung zum herkömmlichen Lehrplan. Der Lehrplan des Instituts ist von der Schulgesetzgebung des Kantons Bern separat genehmigt worden und beinhaltet vergleichbare Ansätze wie der der Landerziehungsheime. Wie schon in den voran gestellten Ausführungen deutlich wurde könne an der Ecole verschiedene Abschlüsse erworben werden. Neben dem üblichen Sekundar- und Realschulabschluss können die Schüler auch ein spezielles Zertifikat der Ecole d´Humanité erhalten, in dem die besonderen Fähigkeiten und Ausbildungsstufen der Schüler festgehalten werden. Außerdem ist es möglich eine Vielzahl international anerkannter Abschlüsse abzulegen, die zum Studium in vielen Ländern berechtigen. Auch im Punkt des Lehrplanes können, wie hier deutlich geworden ist, viele Übereinstimmungen zwischen den beiden Konzepten gefunden werden.
3.1.2. Das Schuljahr
Das Schuljahr an der Ecole d´Humanité unterscheidet sich von der Aufteilung in 2 Halbjahre an herkömmlichen Schulen. „Unser Schuljahr zählt drei Trimester, von September bis Weihnachten, von Neujahr bis Ostern und von Ostern bis Sommer. Die Oster- und Weihnachtsferien dauern rund je 3 Wochen. Die Sommerfeien dauern rund 9 Wochen von Ende Juni bis Anfang September.“[3] Anstatt einer Zweiteilung liegt also hier eine Dreiteilung des Schuljahres vor. Die genaue Einteilung kann von Jahr zu Jahr gering variieren.
In den Ausführungen Lietz wird nicht speziell auf die Einteilung des Schuljahres eingegangen. Ich gehe deshalb davon aus, dass sich das Schuljahr in den Landerziehungsheimen mit dem anderer Schulen deckt.
[...]
[1] D.L.E.H. Das 1. und 2. Jahr im Deutschen Landerziehungsheim bei Ilsenburg in den Jahren 1898/1899. Leipzig 2. Aufl. 1910. S. 7.
[2] D.L.E.H. Grundsätze und Einrichtungen von Hermann Lietz. R. Voigtländer Verlag. Leipzig 1913. S.9/10.
[3] Lebendiges Lernen Ecole d´Humanité. Kurzdokumentation für ein Orientierungs- und Aufnahmegespräch. Das Schuljahr, die Ferien, die verlängerten Wochenenden.
- Arbeit zitieren
- Marika Ziron (Autor:in), 2006, Vergleich der Erziehungsgrundsätze Hermann Lietz mit der Ecole d`Humanité, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71883
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.